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Wie Pflanzen heilen – die wichtigsten pflanzlichen Wirkstoffe

Die Wirk- oder Inhaltsstoffe der Heilpflanzen entstehen während des Wachstums durch den Stoffwechsel der Pflanze und können für den menschlichen Organismus eine direkte oder eine indirekte Wirkung haben. Bei der indirekten Wirkung dienen sie als Transportmittel für die Wirkstoffe in den Organismus. Die Inhaltsstoffe können sich in der ganzen Pflanze befinden oder aber in einem speziellen Teil der Pflanze, wie der Rinde (Cortex), der Blüte (Flos), den Blättern (Folium), den Früchten (Fructus), dem Kraut (Herba), der Wurzel (Radix), dem Wurzelstock (Rhizoma) oder dem Samen (Semen).

Dass viele Pflanzen eine heilende Wirkung entfalten, verdanken sie ihrer sehr komplexen Zusammensetzung. So finden sich in ihnen nicht nur Gerb- und Bitterstoffe, sondern auch ätherische Öle, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente sowie eine Fülle anderer Inhaltsstoffe. Seit Jahrtausenden machen sich die Menschen Pflanzen und ihre Extrakte für die Heilung und das Wohlbefinden zunutze. Heute jedoch hat man die Möglichkeit, die schon aus den alten Schriften bekannten Heilpflanzen nach wissenschaftlichen Methoden zu untersuchen und sie auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen. Falsche Verabreichungen können damit immer häufiger ausgeschlossen werden. Damit sind die Pflanzenwirkstoffe sehr genau auf das jeweilige Beschwerdebild anwendbar und einer natürlichen Heilung steht nichts im Wege.

Wirkstoffgruppen

Die wichtigsten Inhaltsstoffe einer Heilpflanze hat man in folgende Wirkstoffgruppen zusammengefasst: ätherische Öle, Alkaloide, Bitterstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe, Glykoside, Kieselsäure, Phytohormone, Saponine, Schleimstoffe (Polysaccharide), Vitamine, Mineralien und Spurenelemente.


Die Zwiebel (Zhe Bei Mu) dieser anmutigen Pflanze hat einen bitteren Geschmack. Ihr Wirkstoff stoppt akuten Husten und heilt Wunden und Schwellungen.

Wirkstoffe

Ätherische Öle: Diese Öle sind pflanzliche Inhaltsstoffe, die leicht flüchtig, im Wasser aber nicht löslich sind. Das Öl wird in den Öldrüsen der Pflanze produziert und lagert sich in spezifischen Zellen oder Gängen ab. Diese befinden sich in Blüten, Blättern, Samen, Fruchtschalen, Wurzeln, Rinden (Zimtrindenöl) oder im Holz. Obwohl ein einziges Öl sehr viele Einzelstoffe beinhalten kann, zeigen alle den gleichen Heileffekt: Sie wirken entzündungshemmend, harntreibend, krampflösend und stärkend auf Magen, Darm, Galle und Leber, Herz und Kreislauf. Ätherische Öle, wie Eukalyptus oder Menthol, dienen auch zur Schleimlösung. Die Öle werden durch die sogenannte Wasserdampfdestillation gewonnen und besitzen einen starken, für die Herkunftspflanze charakteristischen Geruch. Diese Düfte dienen auch in der Pflanzenwelt als Schutz vor Bakterien und Pilzbefall.

Alkaloide: Alkaloide sind basisch wirkende Stoffe und gehören zu den stärksten pflanzlichen Giften. In angemessener Dosierung können sie aber zu Heilzwecken genutzt werden. Zu diesen »Heilgiften« zählt zum Beispiel das Atropin der Tollkirsche. Heilpflanzen, die Alkaloide als Hauptwirkstoff enthalten, eignen sich nicht für Heiltees. Ist der Stoff allerdings nur in geringer Menge vorhanden, kann er die Heilwirkungen der Pflanze verstärken. Als Nebenwirkstoff gibt es Alkaloide auch in ungiftigen Heilpflanzen.


Der Enzian ist eine geschützte Pflanze, die im Gebirge und auf Almen wächst. Als Heilkraut wirkt er u.a. gegen Verdauungsbeschwerden und Appetitlosigkeit.

Bitterstoffe: Es gibt vergleichsweise viele Pflanzen, deren Inhaltsstoffe bitter schmecken. In der Pflanzenheilkunde nennt man diese Bitterstoffe »Amara«. Sie werden in drei Gruppen unterteilt: Zu den reinen Bittermitteln, den Amara tonica, gehören zum Beispiel das Tausendgüldenkraut und der Enzian. Diese Bitterstoffe regen die Magensäfte an, haben eine stärkende Allgemeinwirkung und werden deshalb bei Appetitmangel und zur besseren Verdauung eingesetzt. Zur zweiten Gruppe gehören die Amara aromatica. Sie beinhalten neben den Bitterstoffen auch ätherische Öle, wodurch die Wirkung noch erweitert wird. Beifuß, Wermut, Engelwurz, Benediktenkraut und Schafgarbe gehören zu dieser Gruppe. Bei der dritten Gruppe, den Amara acria, sind Scharfstoffe enthalten. Zu ihnen zählen Ingwer, Galgant und Pfeffer. Unter den einheimischen Pflanzen gibt es nur wenige dieser Art. Generell wird bei diesem Pflanzentyp die Wirkung der Bitterstoffe durch die schärfenden Stoffe unterstützt.

Flavonoide: Dieser Inhaltsstoff bezeichnet eine Vielzahl von Stoffen gleicher chemischer Grundstruktur. Flavonoide kommen in den unterschiedlichsten Pflanzen vor, deren chemische und physikalische Eigenschaften variieren. Ihre Wirkung ist abhängig von der Menge und Art des Inhaltsstoffes. Aus all diesen Gründen ist es schwierig, den Flavonoiden einen spezifischen Effekt zuzuschreiben. Aber sicher ist, dass sie positiv auf die Blutgefäße Einfluss nehmen, sie vor allem im Darmbereich krampflösend wirken und einen krebshemmenden Effekt haben. Krampflösend ist zum Beispiel das Süßholz, krebshemmend die Petersilie. Außerdem zeigte sich, dass die Einnahme von Johanniskraut mit seinem hohen Flavonoidanteil zu einer Steigerung des psychischen Wohlbefindens führt.

Gerbstoffe: Diese Inhaltsstoffe können die Eiweiße der Haut und Schleimhaut binden und in widerstandsfähige, unlösliche Stoffe umwandeln. Es kommt zu einer Art Entwässerung und den Bakterien wird der Nährboden entzogen. Insgesamt wirken sie also zusammenziehend und neutralisierend. Zu den Heilpflanzen, die Gerbstoff als Hauptinhaltsstoff besitzen, gehören zum Beispiel Blutwurz, Eichenrinde oder Heidelbeere. Hautleiden, die mit Nässen und Juckreiz verbunden sind, können damit beruhigt werden.

Glykoside: Glykoside sind sehr verbreitet in der Pflanzenwelt. Sie können zwar auf die unterschiedlichste Weise wirken, gemeinsam ist ihnen aber, dass sie unter Wasseraufnahme in einen Zucker und einen Nicht-Zucker, das sogenannte Aglykon, gespalten werden. Je größer der Anteil dieses Aglykons, desto stärker ist die Wirkung. Die schweißtreibende Reaktion auf Lindenblüten ist zum Beispiel auf Glykoside zurückzuführen.

Kieselsäure: Silicium ist das zweithäufigste Element der Erde. In der Natur ist es nie in reiner Form vorhanden, sondern immer nur in Verbindung mit Sauerstoff und Wasser – als sogenannte Kieselsäure. Pflanzen wie das Zinnkraut nehmen diesen Wirkstoff aus dem Boden auf und lagern ihn in ihren Zellen und Zellmembranen ab. Da Kieselsäure auch für den menschlichen Organismus von großer Bedeutung ist, können mit entsprechenden Heilkräutern Mangelerscheinungen im Bindegewebe, in der Haut, den Haaren und den Nägeln ausgeglichen werden.

Phytohormone: Diese pflanzlichen Hormone sind den menschlichen Hormonen ähnlich und können deshalb an den entsprechenden Rezeptoren beim Menschen andocken und eine den menschlichen Hormonen vergleichbare – wenn auch schwächere – Wirkung erzielen. Phytohormone kommen zum Beispiel in Mönchspfeffer, Hopfen, Salbei oder der Yamswurzel vor. Diese Heilpflanzen werden vor allem bei Menstruationsbeschwerden und bei Beschwerden in den Wechseljahren eingesetzt.

Saponine: Saponine sind pflanzliche Glykoside, die zusammen mit Wasser eine schaumige Konsistenz entwickeln. Sie bieten sich besonders zur Ablösung von festsitzendem Husten an: Der Inhaltsstoff verflüssigt den Schleim und erleichtert das Abhusten. Außerdem werden die Schleimhäute durch den Wirkstoff leicht gereizt. Dadurch werden die Körperdrüsen sowie die Nierentätigkeit angeregt. Deshalb eignet sich der Wirkstoff in bestimmten Fällen auch bei Rheuma und Hauterkrankungen – er wirkt entzündungshemmend, stärkend und harntreibend. Saponine finden sich zum Beispiel in Gänseblümchen, Rosskastanie oder Efeu.

Schleimstoffe: Schleim ist unter botanischen Gesichtspunkten ein kohlenhydrathaltiger Stoff, der im Wasser aufquillt und zu einer fadenziehenden Flüssigkeit wird. Der Schleim legt sich wie eine Haut auf die erkrankten Stellen und wirkt reizmildernd. Vor allem Entzündungen der Schleimhäute können so schneller abklingen. Durch den aufquellenden Prozess wirken Schleimstoffe – wie zum Beispiel Leinsamen – im Darm leicht abführend und haben gerade bei Verdauungsproblemen einen regulierenden Effekt. In der Natur gibt es viele Pflanzen, die Schleim enthalten, aber meist ist die Menge viel zu gering, als dass sie therapeutisch genutzt werden könnte. Ausnahmen sind Eibisch, Malve, Leinsamen, Isländisch Moos.


Die Hagebutte ist beliebt als Lebensmittel und als Heilpflanze. Sie wird genutzt als Heilkraut, Mus, Marmelade, Öl und Pulver.

Vitamine, Mineralien und Spurenele-mente: Diese drei Wirkstoffgruppen sind für den Menschen lebenswichtig. Vitamine sind an vielen Prozessen des Stoffwechsels beteiligt, im Besonderen regulieren sie die Verwertung von Kohlenhydraten, Proteinen und Mineralstoffen. Der menschliche Organismus braucht sie zum Aufbau von Zellen, Blutkörperchen, Knochen und Zähnen und sie sind von unschätzbaren Wert für das Immunsystem. Mineralstoffe und Spurenelemente sind anorganische Nährstoffe, die durch Nahrung zugeführt werden müssen. Zu den lebenswichtigen Mineralstoffen zählen zum Beispiel Calcium, Kalium oder Magnesium; zu den Spurenelementen gehören Eisen, Selen, Zink, Kupferfluorid, Silicium, Chrom, Jod, Cobalt, Mangan und Molybdän. Einige dieser Stoffe finden sich überall in der Pflanzenwelt und in Heilkräutern, jedoch in ganz unterschiedlicher Konzentration. Besonders viel Vitamin A enthält die Ringelblume. Vitamin C findet sich vor allem in der Hagebuttenfrucht. Ein hoher Gehalt an Mineralstoffen, vor allem an Eisen, lässt sich in der Brennnessel nachweisen. Sehr viel Zink findet sich in Salbei.

Heiltees für Körper, Geist und Seele

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