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Die Grundlagen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)

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Der Mensch im Gesamtgefüge der Natur und des Kosmos

Nach dem Verständnis der Traditionellen Chinesischen Medizin ist der Mensch nur ein Teil im Gesamtgefüge der Natur und des Kosmos. Er agiert als untrennbares Glied in einer Kette, in der alle Teile ineinandergreifen und aufeinander einwirken. Natur, Körper, Geist und Seele sind eins. Nachdem eine gesunde und wahre Lebensführung also immer nur im Einklang mit der Natur möglich ist, erfordert dies ein hohes Maß an Demut und Rücksicht. Der Mensch muss sich an bestimmte Verhaltensregeln halten, um den Lauf der Natur und damit auch seine Gesundheit nicht zu gefährden.

Das chinesische Medizinverständnis ist sehr stark vom Gedankengut des Konfuzianismus und Daoismus geprägt. Die Lehre des Dao besagt, dass man den Lauf der Welt beobachten müsse, um seine Gesetzmäßigkeiten zu erfassen und danach handeln zu können. Nur dann erkenne man, dass alles im Kosmos einem ewigen Wandel und der Veränderung unterworfen sei – auch der Mensch. Harmonie und ein Leben im Einklang mit der Natur wird weniger durch Verstand und bewusstes Handeln als durch Anpassung an diesen Wandel erreicht. Seine Gesetzmäßigkeiten spiegeln sich in den aufeinander einwirkenden Kräften Yin und Yang – denn alle Dinge auf dieser Welt beinhalten Yin- und auch Yang-Eigenschaften.

Yin und Yang – das unzertrennliche Gegensatzpaar


Yin und Yang bilden zusammen die Grundkraft des Lebens. Sie symbolisieren die Einheit der Gegensätze, die sich im ganzen Universum manifestieren. Ihre früheste Erwähnung finden Yin und Yang im »I-Ging«, dem Buch der Wandlungen. Seine Entstehung fällt in das erste Jahrtausend vor Christus. Doch auch wenn Yin und Yang Gegensätze sind, bedingen sie einander, fließen ineinander über und ergeben ein Ganzes.

Yin steht in der chinesischen Philosophie für das weibliche Prinzip, Yang für das männliche. Yin ist die Dunkelheit, die Nacht und der Mond – Yang das Licht, der Tag und die Sonne usw. Auf den Menschen übertragen sind Yin zugeneigte Personen ruhig, leise und zurückgezogen, Yang-bestimmte Menschen hingegen zeigen sich hektisch, laut und extrovertiert.

Doch in jedem Yin ist auch ein Yang und in jedem Yang ein Yin-Anteil. Alles ist einem immerwährenden Umwandlungsprozess unterworfen. Der Kreislauf der Jahreszeiten, der Lebenszyklus eines Menschen oder der Wechsel von Tag und Nacht versinnbildlichen dieses ewige Wechselspiel von Yin und Yang mit seinem immerwährenden Wandel.

Auch die Organe des Körpers lassen sich dem Yin oder dem Yang zuordnen. Während die Yin-Organe vor allem für die Speicherung der in der Nahrung enthaltenen Stoffe zuständig sind, sorgen die Yang-Organe eher für deren Aufspaltung, Umwandlung und Ausscheidung.

Wenn Yin und Yang ins Ungleichgewicht geraten

Wenn eines dieser Gegensatzpaare im Überfluss vorhanden ist, tritt eine Disharmonie auf – ebenso wenn bei Yin oder Yang ein Mangel besteht. Krankheit bedeutet nach der Lehre der Traditionellen Chinesischen Medizin immer das Vorhandensein eines Ungleichgewichts. Durch dieses Ungleichgewicht wird der Qi-Fluss blockiert oder unterbrochen. Mit Qi bezeichnet die chinesische Medizin die »Lebensenergie« oder »Lebenskraft« – auf körperlicher wie geistigspiritueller Ebene –, die auf den Leitbahnen (Meridianen) durch den Körper strömt. Eine Störung des Qi führt deshalb immer zu körperlichen und seelischen Beschwerden.

Das Behandlungsziel der TCM ist es daher in erster Linie, die Yin-Yang-Harmonie wiederherzustellen. So kann jedes Krankheitssymptom im Licht des Yin-Yang-Konzepts analysiert werden: Anzeichen von Hitze (Fieber) oder Erregung deuten auf eine Yang-Dominanz, Frösteln und Schläfrigkeit auf ein Übermaß an Yin. Auch akut verlaufende, schlagartig einsetzende Beschwerden sprechen für ein Überwiegen des Yang, während chronisch verlaufende Krankheiten einer Yin-Dominanz zugeordnet werden.


Yin Yang Huo (Elfenblumenkraut) stärkt das Yang der Niere und gilt als Aphrodisiakum.

Erst wenn Yin und Yang wieder im Gleichgewicht sind, kann die Krankheit bewältigt werden. Das Qi, die vitale und spirituelle Lebensenergie, kann wieder frei fließen.

Krankheitsauslösende Faktoren

Die Traditionelle Chinesische Medizin geht davon aus, dass immer mehrere Faktoren zusammentreffen, wenn Yang und Yin ins Ungleichgewicht geraten und eine Krankheit entsteht. Sie unterscheidet zwischen krankmachenden »inneren Ursachen«, »äußeren Ursachen« und »sonstigen Ursachen«.

Äußere Krankheitsursachen

Zu den äußeren Faktoren zählen klimatische Bedingungen: Wind, Kälte, Hitze, Feuchtigkeit und Trockenheit. Diese Krankheitszeichen können auch im Inneren des Körpers entstehen. Dabei verbinden sich möglicherweise bestimmte Faktoren, zum Beispiel »feuchte Hitze« oder »Wind-Hitze«.

Wind: Die Symptome sind ähnlich denen in der Natur – plötzlich auftretende, akute Beschwerden, die schnell ihre Lokalität wechseln. Das ist zum Beispiel bei Hautkrankheiten der Fall, wenn der Juckreiz von einer Stelle zur nächsten springt.

Hitze: Symptome sind Temperatur (Fieber), Schwitzen, Durst, eine rote Zunge und ein schneller Puls. Rote Hautausschläge und Sonnenbrand zählen beispielsweise zu den Hitze-Erkrankungen.

Kälte: Anzeichen sind Frösteln, kalte Gliedmaßen, Blässe und das Bedürfnis nach Wärme. Kälte blockiert die Leitbahnen im Körper und somit das Qi.

Feuchtigkeit: Symptomatisch sind Klebrigkeit, Unreinheit und Schwere. Die Feuchtigkeit dringt gerne durch feuchte Kleidung oder eine feuchte Umgebung in den Körper und besonders in die Gelenke ein, blockiert den Energiefluss und sorgt für chronische Beschwerden.

Trockenheit: Anzeichen hierfür sind beispielsweise Halsschmerzen, eine trockene, rissige Zunge und trockene Haut.

Innere Krankheitsursachen

Als innere Auslöser einer Krankheit gelten die Emotionen. Zu den Emotionen zählen: Freude, Zorn, Traurigkeit, Sorgen, Angst oder auch Schock. Diese emotionalen Befindlichkeiten sind untrennbar mit dem Körper verbunden, da Geist und Seele eine Einheit bilden. Beispielsweise wird der Mensch bei großer Trauer auch krankheitsanfälliger. Umgekehrt schließt der Therapeut etwa bei jemandem, der schnell aus der Haut fährt, auf eine energetische Störung des Funktionskreises Leber.


Ausschnitt aus einem medizinischen Standardwerk der Qing-Dynastie aus dem 18. Jahrhundert über Akupunktur und Kräutermedizin.

Sonstige Ursachen

Hierzu gehören alle Auslöser, die nicht zu den inneren oder äußeren Ursachen zählen: eine schwache Konstitution, Unfälle, Verletzungen, Vergiftungen, schlechte Ernährung, Überarbeitung, sexuelle Verausgabung oder falsche medizinische Behandlungen.

Die Diagnose in der TCM

Am Beginn jeder Behandlung durch einen chinesischen Arzt steht eine Anamnese, die Abklärung der Vorgeschichte einer Krankheit. Die Diagnostik setzt sich aus vier Teilen zusammen: Befragung, Betrachtung, Tasten, Hören und Riechen. Bei der Befragung erkundigt sich der Arzt nach der familiären Disposition, den Lebensgewohnheiten und bisherigen Erkrankungen und nach sonstigen Beschwerden. Die Betrachtung schließt Gang, Körperbau und Stimme mit ein, außerdem die Beschaffenheit von Haut und Haaren. Ein weiteres wichtiges diagnostisches Mittel ist die Bewertung von Zunge und Puls – damit erkennt der Arzt, wo sich die Erkrankung befindet und wie schwerwiegend sie ist. Bei der Zungendiagnose lassen Farbe und Belag auf akute Körperprozesse schließen. Auch der Puls erlaubt verschiedene Einordnungsmöglichkeiten: Ein erfahrener Arzt kann anhand verschiedener Taststellen und Tiefen bis zu 32 verschiedene Pulse erfassen. Ein langsamer Puls ist immer als Yin einzuordnen, ein schneller als Yang.


Die Akupunkturpunkte liegen auf den Meridianen (Leitbahnen), durch die das Qi fließt.

Anschließend erstellt der Arzt ein sogenanntes »Disharmoniemuster«, aufgrund dessen er seinen Behandlungsplan für den Patienten erarbeitet.

Die fünf Behandlungssäulen

Die Behandlung ist grundsätzlich individuell auf den Patienten abgestimmt. Und sie zielt immer auch auf eine Änderung der bisherigen Lebensgewohnheiten ab, die zu dieser Störung geführt haben. Die Traditionelle Chinesische Medizin kennt fünf Säulen der Behandlung:

Kräuterheilkunde

Akupunktur und Moxibustion (Stimulierung bestimmter Akupunkturpunkte durch Wärme)

Ernährung

Massage

Bewegungslehren wie Tai-Chi, Yoga und Qigong

70 bis 80 Prozent aller Behandlungen erfolgen dabei durch die Kräuterheilkunde, auch wenn die Heilmethode der Akupunktur bei uns vielleicht noch immer bekannter ist. Bei der Akupunktur werden an bestimmten Körperstellen feine Nadeln in die Haut gestochen. Man geht davon aus, dass durch diese Stiche die Energie in den Leitbahnen beeinflusst wird und man damit auch auf die inneren Organe einwirken kann. Akupunktur wird meist auch zur Schmerzlinderung eingesetzt.

Ernährungslehre, Massage und Bewegungsübungen werden häufig ergänzend eingesetzt. Durch die langsamen kontrollierten Bewegungen, z.B. bei Tai-Chi, steigern sich bei regelmäßiger Anwendung Koordination und Flexibilität. Die Achtsamkeit auf den eigenen Körper erhöht sich.

Die Massage (Tui Na) schließt auch Akupressurtechniken mit ein und trägt zur Blockadelösung bei Störungen des Energieflusses bei. Gleichzeitig wird ihr eine positive Wirkung auf die inneren Organe zugeschrieben.

Die Ernährungslehre dient vor allem dazu, fit und gesund zu bleiben und Krankheiten schon im Vorfeld vorzubeugen – ein wichtiges Anliegen der Traditionellen Chinesischen Medizin.

Heiltees für Körper, Geist und Seele

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