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Laoghaire

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Lautes Schrillen kündigte das Ende des langen Schultages an. Augenblicklich wurde es laut im Klassenzimmer und ich schmunzelte. Nicht nur, dass die Kinder den Tag hinter sich hatten, es stand auch das Wochenende vor der Tür. Normalerweise benahmen sich meine kleinen Zwerge vorbildlich, so vorbildlich Sechsjährige eben sein konnten. Aber freitags herrschte auch in meiner Klasse Ausnahmezustand.

Lächelnd packte ich meine Sachen zusammen, während der Großteil der Schüler schon aus dem Raum stob. Auf dem Flur traf ich auf Terry, eine von den insgesamt vier Lehrkräften, die wir in der kleinen Schule waren.

»Schönes Wochenende Lao. Und wenn du es dir doch noch einmal anders überlegst«, sie zwinkerte, während mir ein leises Seufzen entwich, »dann hast du meine Nummer.«

»Danke, das wünsche ich dir auch.«

Winkend schlängelte Terry sich durch die Schülerschaft. Seit ich vor einem halben Jahr hierhergezogen war, schien sie sich zur Aufgabe gemacht zu haben, mich endlich dazu zu bekommen, am Wochenende mit auszugehen. Allerdings war ich ganz sicher nicht aus meinem letzten Wohnort geflohen, um mich sofort ins nächste Abenteuer zu stürzen. Bewusst hatte ich mich für Ballycotton entschieden. Mit seinen 425 Einwohnern, direkt an der irischen Küste im Süden gelegen, hoffte ich, hier zu Ruhe zu kommen und mit meiner Vergangenheit endlich abschließen zu können.

Ich trat auf den Pausenhof und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Der nahende Sommer kündigte sich an und ich freute mich, diesen am Wasser zu verbringen. Schon jetzt nutzte ich jede Minute meiner freien Zeit, um ausgedehnte Spaziergänge am Strand, aber auch in den Weiten der Wiesen zu unternehmen.

»Auf Wiedersehen, Miss O’Byrne«, riefen mir einige der letzten Schüler zu.

Ich klemmte die Tasche auf meinen Gepäckträger fest und verließ endlich auch das Schulgelände. Ich liebte meinen Beruf, wirklich … aber im Moment genoss ich die Ruhe um einiges mehr. Die Zeit vor meinem Umzug war sehr … nervenaufreibend, um es einmal nett auszudrücken.

Während ich auf die Straße einbog, sah ich aus dem Augenwinkel etwas Felliges, das sich in Bewegung setzte, sobald ich in die Pedale trat. Der riesige Hund war mir vor einigen Tagen erstmals aufgefallen. Herrenlos stromerte er durch den kleinen Ort, wobei es mir mittlerweile vorkam, als ob er irgendwie immer in meiner Nähe anzutreffen war. Als ob er mich verfolgen würde.

Und tatsächlich, nachdem ich in den Feldweg eingebogen war, der mich zu meinem Cottage bringen würde, trottete auch der große Hund weiter hinter mir her. Eigentlich hatte ich keine Angst vor Hunden, egal wie groß sie waren, aber mittlerweile behagte es mir nicht mehr, dass dieser Hund immer hinter mir herlief, ohne dass ein Besitzer weit und breit zu sehen war.

So schnell war ich noch nie an meinem Häuschen angekommen und darin verschwunden. Ich hatte mir noch nicht einmal die Zeit genommen, meine Tasche vom Gepäckträger zu nehmen. Aber dieser Hund machte mich einfach nervös. Eben hatte er mich mit einer Intensität angestarrt, dass mir ganz anders wurde.

Vorsichtig schob ich die Gardine am Küchenfenster zur Seite und spähte nach draußen. Der Hund lief in einigem Abstand um mein Cottage herum, legte dann den Kopf schief, als ob er lauschte, und schon sprang er in großen Sätzen davon. Gab es vielleicht doch einen Besitzer, der ihn gerade gerufen hatte? Wobei ich nicht wusste, ob es mich nervöser machte, wenn der Hund mir herrenlos folgte, eben weil er Anschluss suchte, oder es jemanden gab, der ihn hinter mir herschickte.

Normalerweise ging ich abends noch eine Runde spazieren, da ich aber weder dem großen Hund, noch dem Besitzer begegnen wollte, schlüpfte ich schnell - nachdem ich mich zigmal vergewissert hatte, dass der Hund wirklich weg war - nach draußen und rannte mit der Tasche fest an die Brust gepresst wieder nach drinnen.

Anstatt somit heute durch die Wiesen und an der Küste entlang zu streifen, zog ich mir die Hefte meiner Schüler hervor und beschloss, den ersten Test den sie hatten schreiben müssen, heute schon zu korrigieren.

Einmal Ragnarök für Zwei: Laoghaire & Loki

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