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Golm (Erinnerung)

„Boah, ey, wie weit ist das denn noch? Ich dachte, wir wären ganz nah dran!“, quengelte Loreley und rollte sichtlich angesäuert mit den Augen.

Ihr wurde immer kälter, während sie den Golm erklommen. Sie zitterte vor Kälte und wäre schon einmal beinahe wieder den ganzen Weg hinunter gepurzelt, wenn Pius das Mädchen nicht noch rechtzeitig aufgefangen hätte. Das FLATSCH unter ihren Stiefeln machte die Junghexe halb wahnsinnig.

„Nu motz nich, L, is bestimmt nich mehr weet!“

Pius wischte sich mit dem Ärmel seines dunklen Kapuzenpullis den Schweiß von der Stirn und folgte Herakles, der ihnen allen den Weg vorgab. Ted lief hinterdrein und tastete die Umgebung zu ihrem Schutz magisch ab. Seine Jeans heftete schon wie ein nasser Lappen an ihm. Er presste verdrießlich die Lippen aufeinander und ging weiter. (1)

„Müssten's gleich haben. Das ist hier irgendwo, da bin ich mir ganz sicher!“, säuselte Herakles aufgeregt und suchte die Umgebung nach irgendetwas ab.

Sie standen nun auf der Spitze des kleinen Berges, direkt neben einem riesigen Telefonmast. Loreley und Ted stützten sich jeweils mit einem Arm an nahe gelegenen Bäumen ab und Pius sicherte die Umgebung. Herakles schaute nun skeptisch drein, schien aber sicher zu sein, dass er auf der richtigen Spur war. Er stiefelte ein wenig umher und erschreckte sie dann alle mit einem lauten „HAAAA!“.

Nach dem kurzen Schock schleppten sie sich zu der Stelle, vor der Herakles nun stand und staunten nicht schlecht – er hatte eine Falltür aufgeschlagen, die in einen Tunnel hinabführte. Wahrscheinlich schlängelte dieser sich immer weiter nach unten; mitten in den Berg hinein.

Ihrer aller Augen glühten vor Aufregung und die Herzen schlugen schneller.

„Hab's euch ja gesagt!“, trötete Herakles, während er schon an den schweren metallenen Sprossen hinabkletterte, die in die Wand des dunklen Tunnels eingelassen waren. Loreley schluckte einmal schwer, kletterte ihm dann aber mutig hinterher.

Haha! Zum Glück hab ich heute kein Kleid oder einen Rock an!

Ted folgte ihr und dann auch Pius. Der Junghexer schloss die Falltür hinter ihnen und beißende Dunkelheit legte sich über sie, die nur von dem kleinen rosanen Schein durchbrochen wurde, der aus dem kleinen Einmachglas herausbrach. Loreley hatte das Feuer an ihren Rucksack gehängt, so hatte sie beide Hände frei zum Klettern – und zum Kämpfen, wenn dies nötig werden sollte!

Als sie endlich unten angekommen waren – der Abstieg kam Loreley wie eine Ewigkeit vor – konnte sie kaum noch ihre Hände bewegen, sie waren rot und leicht unförmig geschwollen. Den Jungs schien es gut zu gehen – aber wer wusste das schon ganz genau?

„OK, und jetz?“, flüsterte Pius, der gerade von der letzten Stufe hopste. Er stellte sich hinter Ted und Loreley. Allesamt starrten sie Herakles wissbegierig an. „Raus mit der Sprache, Herki!“

„Weiß ich auch nicht, man! Hätt ja nicht mal gedacht, dass wir hier reinfinden!“, gab Herakles etwas zaghaft zu und machte sich darauf gefasst, gleich gepackt zu werden.

„Willste mich verarschn?! Du hast did janze doch vorjeschlajen!“, plusterte Pius sich auf und wurde jäh von Ted zurück gehalten, der es für höchst gefährlich hielt, in einem so alten Gemäuer einen Kampf zu beginnen.

Spinner! Allesamt!

Während die Kerle noch diskutierten (2), hörte Loreley plötzlich in der Ferne ein Geräusch. Ihr wurde mulmig zumute und ihr Magen verkrampfte sich.

„Jungs, seid mal still! SHHHHT! Hört mal!“

Der pubertäre Haufen verstummte und lauschte in den Berg hinein. Es hörte sich an wie das Rauschen der Wellen in der See. Aber das konnte doch nicht sein!

Wellengang in einem Berg?!

Loreley horchte genauer hin. Das waren keine Wellen! Es war eher ein Rauschen als ein Schwappen. Sie überlegte kurz und fasste dann den einzig logischen Entschluss, der sich in dieser Situation anbot – Nach oben!

Sie erklommen, so schnell sie konnten, einige metallene Stufen und hielten sich daran fest, wobei sie magische Schutzschilde um sich herum errichteten – gerade noch rechtzeitig! Unter ihnen fegte plötzlich ein regelrechter Orkan entlang und war nach wenigen Sekunden auch schon wieder verschwunden – hofften sie jedenfalls.

Sie ließen sich wieder auf den Boden hinab gleiten und Loreley stemmte ihre Arme auf die Knie, wobei sie tief ein- und ausatmete. Sie wischte ihre schweißnassen sowie völlig verdreckten Hände an der violetten Jeans ab und fuhr sich dann einmal durchs Haar, damit ihre Sicht nicht blockiert würde.

„Was war das denn?“, unterbrach Herakles die verwunderte Stille.

„Das müsstest du uns sagen, Herki, immerhin hast du uns hergebracht!“, erwiderte Ted genervt und tastete die Mauer ab.

Was macht der denn, ey?

„Was weiß ich denn! Kann ich doch nicht wissen, dass hier wirklich irgendwas aufpasst!!!“, rechtfertigte Herakles sich und schaute drein wie ein Lamm.

„Ist doch jetzt egal. Was wollen wir als Nächstes tun?“, warf Loreley wirsch ein.

Sie beschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen und liefen in die Richtung los, in die der kleine Orkan davon gefegt war. Loreley betastete den silbernen Anhänger an ihrem Handgelenk und fühlte sich gleich sicherer. (3)

Es war doch wesentlich kälter hier, als das Mädchen gedacht hätte. Sie hatte – natürlich – keinen zweiten Pullover dabei oder irgendwas in der Art. Als die Lippen der jungen Magierin schon eine bläuliche Färbung bekamen, zog Ted seinen Hoodie aus und gab ihn Loreley, die das wärmende Kleidungsstück dankend entgegen nahm. Pius knirschte kurz mit den Zähnen und wartete, bis endlich alle bereit waren weiterzugehen.

Sie schlichen durch die riesigen erdigen Tunnel, die fein verarbeitet schienen, denn das Mauerwerk war nur an einigen wenigen Stellen sichtbar. Die Jugendlichen kamen sich bald vor wie in einem Labyrinth. Aber dieser Eindruck konnte schnell entstehen, wenn es nur Kurven, jedoch keine Möglichkeiten zum Abzweigen gab.

„Licht!“, zischte Loreley und hielt die Drei mit ausgestrecktem Arm zurück.

Die Jungs hatten es auch schon bemerkt. Sie schlichen sich an einen ziemlich niedrigen Türbogen heran, aus dem das Hell zu ihnen leuchtete, und lugten in den anliegenden Raum hinein. OK, kein Raum – eine Halle trifft die Bezeichnung eher. Loreley kam sich vor wie in der Höhle des Blaug beim Floggit! (4)

Hammer! AlterFalter!

Nur war hier drinnen kein Drachen zu finden. Dafür eine schier unendliche Vielfalt von Kristallen, die fein säuberlich in die marmornen Wände eingearbeitet waren und der Halle unvergleichliche Pracht verliehen.

Gibt es eigentlich Drachen? Ich bin jetzt schon sooo lange eine Hexe und hab Oma nie gefragt, ob es Drachen gibt? Halllllooo!

Sie schauten sich skeptisch und wachsam um, sahen jedoch keinen Bewacher oder auch nur irgendetwas. Ted und Pius hatten die Umgebung magisch abgescannt, konnten aber auch nichts Ungewöhnliches feststellen.

Ist der Orkan nur ein Trugbild gewesen, oder was?!

Nichts, niemand, nada, niente! Sie gingen vorsichtig hintereinander in die prunkvolle Halle hinein, die reichlich mit allerlei Arten von Schätzen gefüllt war. Schwere Holztruhen und alte lederne Koffer hielten die Reichtümer im Zaum, die sich unaufhaltsam auf den Boden ergossen, der aus Tonplatten zusammengesetzt schien.

„Könnta irgendwat sehn?“, zischte Pius so leise wie es ihm nur irgend möglich war.

„Neee!“, kamen es von seinen anderen drei Mitstreitern zugleich zurück.

Als sie in der Mitte der Halle angekommen waren, stellten die Vier sich Rücken an Rücken, sodass alle Himmelsrichtungen abgedeckt waren. Loreley konnte keine Feinde erkennen – weder mit ihren Augen, noch durch Magie.

KOMISCH!

Sie wussten gar nicht wirklich, was sie in der Halle tun sollten, da niemand von ihnen erwartet hatte, WIRKLICH soweit zu kommen und den Schatz im Golm zu finden. Es war ja nun auch nicht gerade schwer gewesen, wenn man es sich mal genau überlegte.

Loreley schreckte urplötzlich zusammen. Ein ekelerregend hoher Pfeifton zwang sie, sich die Ohren zuzuhalten. Die Jungen blieben erstaunlicherweise davon unberührt. Sie schauten Loreley an wie blöde und versuchten sie ein wenig zu rütteln, damit sie wieder zu Sinnen käme.

Die Junghexe wand sich vor Schmerzen. Ihre Ohren schienen gleich bersten zu wollen und ihre Augen drehten sich schmerzvoll nach innen. Sie konnte nicht einmal mehr ihre Hände am Kopf belassen, sondern war schon auf den Boden gesunken und kauerte dort wie ein Häufchen Elend.

Ted schaute derweil hektisch umher, um die Quelle von L's Qualen ausfindig zu machen. Es brachte ihn fast zur Weißglut, nicht helfen zu können. Pius und Herakles versuchten derweil die Junghexe zu beruhigen – was ihnen selbstverständlich nicht gelang.

Mit einem Mal war die zuvor funkelnde Halle in tiefes Dunkel gehüllt und das Rauschen, das sie vorhin während des Orkans gehört hatten, ertönte nun unheilbringend direkt über ihnen. Herakles und Ted gingen in Kampfposition, Pius bewachte Loreley.

PLOPP.

Der riesige Schatten war verschwunden und sie schauten sich erst einmal verdutzt um, bis sie ein kleines schwarz-grünes ETWAS auf einer geschlossenen Holztruhe sitzen sahen. ES schlug lässig die Beine übereinander und schaute sie belustigt an. SEINE Augen schimmerten in einem saftigen Dunkelrot und ES hatte eine kleine gnubbelige Kartoffelnase.

„So, so, so. Wasch hamwa denn hier? Zchauberbälga in meinem Bersch?“, quietschte es in hohen Tönen. (5)

Die Bande schaute ES kampfbereit an, die Muskeln beinahe bis zum Bersten angespannt. Daraus machte sich das Geschöpf nicht wirklich viel, hüpfte leichtfüßig von der Truhe und trippelte auf Loreley zu.

„Wasch isch denn mit der?“

Das Wesen schaute Pius fragend an, der nur mit den Schultern zuckte – darauf bedacht, seine Deckung nicht fallen zu lassen. ES hüpfte weiter auf die Junghexe zu, berührte sie aber nicht. ES legte die Stirn in Falten, dann schien IHM plötzlich etwas einzufallen.

„Achsoooo, mein Schutz isches beschtimmt! Musch wohl futsch sein, sonscht wärta alle uffm Boden!“

ES nahm die Arme hinter den Rücken und verhakte die Hände. Einen Nasenwackler später, lag Loreley ruhig da und wand sich nicht mehr vor Schmerzen. ES schien den Zauber aufgehoben zu haben.

„Menschenschskinda, warum immer nosch irgendwea herkommt! Achscho, vorschtellen schollt isch misch och mal! Isch bin Adalbertia, Hüterin desch Golm und Wäschterin der Schätzsche!“

Sie machte einen kleinen Knicks und sah in die staunenden Gesichter der pubertierenden Bande.

„Waschn? Nosch nie ne Kobolddame geschehn, oda wasch?! Glotzscht nischt scho, dasch ischt unhöflisch!“

Adalbertia sah nun sichtlich genervt aus und hätte die Brut wahrscheinlich am liebsten aus dem Landkreis katapultiert, aber sie hatte heute ausnahmsweise mal gute Laune, weshalb sie auch jegliche tödlich endenden Maßnahmen unterließ. (6)

Die Jungs waren immer noch etwas fassungslos. Wenn dies ein weiblicher Kobold – eine Koboldin? – sein sollte, wie sahen dann erst die männlichen Vertreter aus? Das Exemplar vor ihnen war etwa so groß wie ein Couchtisch, hatte pustelige schwarz-grüne Haut und struwwelig kurzes schneeweißes Haar. OK, ein Indiz könnte sein, dass ihre wulstigen Lippen quietschrosa angestrichen waren. Das war es dann aber auch schon.

„Scho, wasch mascht ihr nun hiäää?“, erfragte sie die Intentionen der jungen Eindringlinge.

Herakles wagte einen Versuch und erläuterte, dass sie gar nicht wirklich einen Schatz suchen wollten und auch gar nicht daran geglaubt hätten, auch nur irgendetwas zu finden. Die kleine Koboldin nickte ihm dabei zu und schien die Entschuldigung zu akzeptieren.

„Scho, scho, scho, da habt ihr eusch ja in eine brenzschlige Lage gebrascht! Ihr habt rieschiges Glücksch, ihr dürft gehen! Aber wenn ihr noschmal wieder her kommt, reißsche isch eusch auscheinander!“

Dabei grinste das kleine Wesen amüsiert und verwandelte sich in ein Schattenwesen, das die verschwommene Form eines Hundes annahm. Die dunkelroten Augen glühten sie auffordernd an.

Herakles half Pius kurz, dann hatte der Junghexer schon die immer noch ohnmächtige Loreley Huckepack genommen. Ted lief ihnen voran, zuckte kurz mit der Nase und die anderen Beiden samt menschlichem Ballast liefen hinterdrein. Im Gänsemarsch führte Adalbertia sie zum Ausgang zurück, wartete, bis sie oben angelangt waren – gar nicht so einfach mit einer 1,70m großen Loreley auf dem Rücken – und ließ dann die Falltür scheppernd zufallen. Einen Moment später war der Eingang schon nicht mehr zu erkennen. (7)

++++

„Alta, haste eijeentlich n Ding anna Waffl! Kannst uns doch nich da runta schickn und dann is da wirklich n Schatz und Stuff!“, tobte Pius, nachdem er L behutsam auf dem lilanen Sofa in Jolandas Wohnzimmer abgelegt hatte, wobei das Sofa ein leises PATTTT von sich gab.

„Das lief ja nochmal glimpflich ab!“, fügte Ted hinzu.

Herakles sah betreten zu Boden und zog gleichzeitig eine beleidigte Schnute. Immerhin waren sie doch alle freiwillig mitgekommen! Warum bekam nur er Mecker?

Ted schaute sich im Haus um, aber Loreleys Eltern schienen schon schlafen gegangen zu sein. Beider Autos standen vor der Tür, alle Lichter waren ausgeschaltet und der Abwasch gemacht. Letzteres konnte man am nassen Geschirrtuch erkennen, das über der Lehne einer der Küchenstühle hing. (8)

Als Ted wieder ins Wohnzimmer zurückgekehrt war, überprüfte er Loreleys Vitalfunktionen, was er von der besten Heilerin Schattenthals – Magda – gelernt hatte, und wandte einen leichten Heilzauber auf sie an. Es schien ihr gut zu gehen, aber er wollte auf Nummer sicher gehen.

Ted betrachtete kurz ihr Gesicht, das mit einzelnen hellen Sommersprossen versehen war, die sich im Sommer dunkler einfärben würden. Sie atmete sacht ein und aus, wobei sie eine einzelne Strähne ihres hellen Haares jedes Mal weg pustete, nachdem sie wieder zurückfiel. Ted konnte Pius' Gezeter nicht länger ertragen und würde nun als Schlichter fungieren müssen, damit endlich Ruhe herrschte.

„Nu mal ruhig, Pius. Wir habn doch alle mitgemacht! L geht's auch gut, also ist doch alles in Ordnung!“, erklärte Ted sachlich, wonach er sich über den dunklen Schopf fuhr und dann neben Loreley auf dem Sofa Platz nahm. Pius wirkte nur wenig überzeugt, ließ sich aber neben Herakles nieder und atmete spöttisch durch die Nase aus.

Einen Drachen gezähmt! Ted ging es ziemlich gegen den Strich, wenn irgendwer stritt. So war es schon wesentlich angenehmer. Er breitete die dunkle weiche Decke über der Junghexe aus und strich ihr die einzelne Strähne aus dem Gesicht, die sich bei jedem Atemzug hin und her bewegte.

„Hätte echt nicht gedacht, dass da wirklich was ist. Und die Koboldin? Adalbertia? Was ist das denn für ein kranker Name? LOL!“, unterbrach Herakles die ungemütliche Stimmung, um die Geschehnisse zu reflektieren, bis Loreley wieder bei Bewusstsein wäre.

„Ha! Ja, komisched Ding.“, ergänzte Pius und betrachtete Ted dabei so unauffällig wie möglich.

„Also, wenn wir wieder mal zu einem Abenteuer aufbrechen, müssen wir wirklich auf ALLES gefasst sein. Meine Güte!“, fügte Ted hinzu.

Damit war das Thema gegessen. Nach einem kurzen Augenblick, in dem Herakles auf seine Armbanduhr schaute, verabschiedete er sich hektisch und spurtete dann durch den mystischen Garten in Richtung Schattenthal davon. Es war weit nach ihrer Sperrstunde, nämlich schon vier Uhr morgens.

Pius lachte kurz laut auf, als er den schlaksigen Herakles davonsprinten sah und verabschiedete sich dann auch für die Nacht, wonach er in sein Zimmer hinaufging. Pius und Ted lebten, genau wie die Kautzfelds, bei Jolanda. Die beiden Jungs durften aber nur dort hausen, wenn sie sich an alle gesetzten Regeln hielten. Dazu gehörte auch, dass sie den Eltern des Mädchens hoch und heilig versprechen mussten, Loreley nicht anzurühren – nicht einmal dran zu denken. (9)

Ted wartete ab, bis er Pius' Schritte nicht mehr hören konnte und sicher war, dass niemand ihn beobachten konnte. Er saß kerzengerade auf seinem Platz, Loreleys Kopf direkt neben ihm. Der Junghexer strich dem Mädchen mehrmals sanft durchs Haar, lehnte sich dann nach vorn, die Ellenbogen auf den Beinen abgestützt. Dann fuhr er sich selbst nervös von vorn nach hinten durchs Haar. Sein Kopf zeigte zur Decke und er stieß, in Gedanken versunken, einen leisen Seufzer aus.

Ted verharrte eine Weile in dieser Position und richtete sich dann wieder auf. Er lehnte sich zur Seite, breitete in der Luft die Hände über Loreleys Körper aus, soweit sie reichten, und murmelte einige weitere Worte, die Magda ihn gelehrt hatte. Kleine smaragdgrüne Blubbern schossen daraus hervor und sammelten sich auf der Junghexe.

PLOPP. PLOPP. PLOPP.

Nach wenigen Sekunden waren die kleinen zarten Blubbern zerplatzt. Ted lehnte sich ein Stück zurück und hörte dann das typische wirre Murmeln von Loreley, wenn sie erwachte. (10) Der Weckzauber hatte demnach einwandfrei funktioniert.

Loreley lächelte, als sie sich näher an Ted heranzog und ihren Kopf auf seinem Schoß ablegte. Sie wackelte mit dem hellen Schopf kurz hin und her, um es sich gemütlich zu machen, und schnaufte kurz auf.

„Hi L!“, begrüßte Ted sie sanft und strich ihr erneut durchs Haar.

„Moo … ooorgen, Ted …“, gähnte sie, immer noch sichtlich mitgenommen. „Wasn passiert, waren wir nicht im Golm?“

„Njaaa, das ist schon n paar Stundn her, fürchte ich. Hast einiges verpasst, L. Die Kurzfassung: Es gibt n Schatz – hast du ja gesehn – und dazu auch noch ne Koboldin, die das ganze Zeug bewacht! Hat uns aber gehn lassn!“

Bloß gut! Auweia, man, wie lange hab ich denn geschlafen?

Das Mädchen rieb sich die geröteten Augen und danach die Ohren. Es klingelte darin immer noch, als würden tausende Glöckchen gleichzeitig läuten. Sie war froh, dass Ted bei ihr war.

„Geht's wieder?“, fragte er knapp.

Loreley drehte sich ein Stück zu ihm hin und sah in seine eismeerblauen Augen, die sie sorgsam beobachteten. Sie nickte kurz und kuschelte sich dann an ihn, wobei sie seine Hand auffordernd auf ihren Kopf legte. Ted strich ihr also wieder über das Haar und sie schloss dabei die Augen. (11)

So verharrten sie eine Weile, bis Loreley eingeschlafen war. Als Ted sichergestellt hatte, dass sie wirklich tief und fest schlief, hob er ihren Kopf an, um von der Couch aufzustehen, und ließ ihn dann sacht auf ein plüschiges graues Kissen nieder. Er deckte das immer noch erschöpfte Mädchen richtig mit der schwarzen Decke zu und ging dann in sein Zimmer hinauf, genau ein Stockwerk unter dem von Pius, und ließ sich – selbst völlig fertig – auf sein knarrendes Bett fallen. Ein Lächeln umspielte seine dünnen Lippen bis zu den dichten Bartstoppeln hin, als er einschlief.

++++

(1) Wie, bitteschön, blieben die ganzen Jugendlichen und Helden in den Filmen, Serien und Büchern immer so sauber? Der Mist ist anstrengend!

(2) Oder besser gesagt: stritten wie die Waschweiber!

(3) Sie war zwar schon geübter in den magischen Künsten – aber jetzt mal ehrlich. Man fühlt sich schon WESENTLICH sicherer, wenn man weiß, dass man nur ein Amulett anhauchen muss, damit Hilfe kommt!

(4) Ihr wisst schon, was gemeint ist ;)

(5) Ich sag nur: Nägel, die über eine Tafel kratzen.

(6) Am liebsten ließ sie ihre Magie spielen, wodurch den Eindringlingen zuerst die Trommelfälle platzten und dann nacheinander auch alle anderen Organe. Ein sehr blutlastiges Unterfangen, aber es machte ihr SEHR viel Spaß, den Goldgräbern beim langsamen Sterben zuzusehen.

(7) Wahrscheinlich ein wandernder Einlass in den Berg. Wäre ja auch zu einfach, wenn der Einstieg starr an einem Ort verankert wäre!

(8) Seit sie bei Jolanda wohnten, hatten sie ihre Regeln bezüglich Loreley ein wenig gelockert. Immerhin gab es nun noch mehr Leute, also ganz Schattenthal, die auf sie aufpassten!

(9) Mit Magie kann man so etwas leicht herausfinden. Dafür gibt es auch eine Spezialistin in Schattenthal, von der man es vlt. nicht erwarten würde – Granny!

(10) Vielleicht fragst du dich jetzt, Mensch, warum kennt der das denn? Naja, Nachmittagsschläfchen! -^.^-

(11) Bei dem Anblick wären wortwörtlich Herr Kautzfelds Augen aus den Höhlen gesprungen, wenn dieser anwesend gewesen wäre.

L II

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