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12. Kapitel
ОглавлениеDas Gewitter kam. Ein ohrenbetäubendes Brausen und Stöhnen, es goss wie aus Kübeln und alle paar Minuten erhellte ein Blitz auf grausig schaurige Weise das Black Rose. Es war genau wie damals vor 25 Jahren. Nur würde auch diesmal ein Blitz in das alte Anwesen einschlagen?
Es bot sich ein groteskes Bild wie die fünf im Speisezimmer um den langen Esstisch herum verteilt saßen. John Adams an einem Ende, Juliette am gegenüberliegenden Ende und James sowie Mr und Mrs Smith dazwischen. Es war einer der wenigen Momente, in denen Mr Smith seine Gärtneruniform gegen ein sauberes Baumwollhemd eingetauscht und sich sogar den Bart gestutzt hatte. Mrs Smith legte jedes Mal, wenn sie sich an den Tisch setzte ihre weiße Schürze ab, um sie dann sogleich wieder umzubinden, wenn sie zurück in die Küche eilte. Juliette hatte darauf bestanden, dass die Dienstboten mit am Tisch saßen, obwohl Mrs Smith zu Recht darauf hingewiesen hatte, dass sich sowas nicht gehörte. Doch gegen Juliettes Dickschädel kam nur selten jemand an. Adams hielt sich aus der ganzen Diskussion heraus. Letzten Endes war es ihm auch völlig egal.
Juliette plapperte während der gesamten drei Gänge, die Mrs Smith zubereitet hatte (welch Wunder, es gab keine Fleischpastete, stattdessen das Hühnchen, das Adams sich schon vor Wochen gewünscht hatte). Während Mr Smith ab und zu in das Gerede einstimmte, ein paar zustimmende Grunzlaute von sich gab, ansonsten aber meistens mit dem Essen beschäftigt war, hielten sich Adams und James (natürlich!) zurück. Mrs Smith wuselte ohnehin die meiste Zeit hin und her, um abzuräumen und den neuen Gang zu holen.
Sie waren beim Nachtisch angelangt und endlich saß auch Mrs Smith entspannt vor ihrem Stück Apfelkuchen als Juliette das Black Rose ansprach.
„Erzählt mir ein bisschen was darüber. Ich meine so ein altes Haus, da muss es doch viel zu sagen geben. Ein paar alte Geschichten! Solche Häuser haben immer Geschichten. Vielleicht ein eingemauerter Butler oder ein Mord unten in der Küche oder einfach eine tragische Liebesgeschichte. James, Sie als Butler wissen doch bestimmt etwas. Ich hab mal gehört, dass die Butler immer am meisten wissen. Sie bekommen alles mit.“
„James ist stumm, Juliette“, antwortete Adams knapp und nahm einen weiteren Bissen des Apfelkuchens. Der war sogar ganz ausgezeichnet! In Mrs Smith schlummerten verborgene Kochkünste.
„Oh.“
Ganz tolle Reaktion Juliette. Das dir das noch nicht selbst aufgefallen ist!
„Nun dann vielleicht Mr Smith?“ Juliette schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.
„Da gibt’s nicht viel zu erzählen, Madame…“
Es müsste miss heißen, aber ganz offensichtlich störte Juliette dieser Fehler nicht.
„Das Haus gehörte einmal der Familie Abberline. Ist aber schon ne ganze Weile her. Ich glaub vor etwa 25 Jahren, da sind die letzten ausgezogen. Hatten kein Geld mehr. Familienpleite muss man wohl sagen. Ne ganze Weile stand das Haus leer, hat sich niemand mehr drum gekümmert. Ist in der Zeit ziemlich verkommen. Dann nach fünf Jahren etwa kam da so ein reicher Geschäftsmann. Ich glaub der suchte nen ruhiges Plätzchen, Sie wissen schon, so als Sommerresidenz oder wie man das nennt. Der ist aber nicht lang geblieben. Höchstens ein Jahr. War ohnehin kaum hier.“
Mr Smith nahm einen großen Schluck Wein und wischte sich den Mund mit dem Hemdsärmel ab, was ihm einen Rippenstoß von Mrs Smith einbrachte.
„Aber eins muss man dem Kerl lassen. Hat ne Menge Geld in das Haus investiert. Tja und danach gab’s immer mal welche, die hier wohnten. Ein kommen und gehen, sag ich Ihnen. Hat niemand lang hier ausgehalten. Ich weiß gar nicht warum. Ist ein schönes Fleckchen Erde hier. Könnt mir keinen besseren Platz zum Wohnen und Arbeiten vorstellen.“
„Und die Abberlines? Was ist aus denen geworden?“
Juliette zeigte sich wirklich interessiert an dem Thema. Adams ging es allmählich auf die Nerven. Nein, das war nicht der passende Ausdruck. Es war etwas anderes. Ihm gefiel das Thema nicht. Was gingen ihn alte Geschichten an, die längst vergessen gehörten. Er hatte so ein ungutes Gefühl dabei, ein Gefühl, das ihn schon länger beschlich, ein Gefühl, das ihn am Schreiben hinderte. Er hatte schon viel zu viel in der Vergangenheit gestöbert. Ja, die Neugierde hatte ihn gepackt damals, als er das Black Rose übernommen hatte. Inzwischen bereute er es. Alles, was er getan hatte. Es hatte ihn verändert, ihm unruhige Nächte beschert und ihn in den Wahnsinn getrieben.
Ich habe mein letztes Kapitel schon geschrieben…