Читать книгу Black Rose - Lisa Janssen - Страница 16
14. Kapitel
Оглавление„Was ist aus den Abberlines geworden?“
Juliette beugte sich jetzt so weit über den Tisch, dass sie dabei fast ihr Glas Rotwein umstieß.
Mr Smith räusperte sich und schien sich mit einem mal recht unwohl zu fühlen. Er warf einen Seitenblick zu seiner Frau und dann zu Adams. Beide wirkten nicht weniger verstört.
Er wollte es nicht hören. Er hatte es nie hören wollen.
„Nun Madame…“, fing Mr Smith an, aber er wurde schnell von seiner Frau unterbrochen.
„Lassen wir das Thema sein. Es gibt wahrlich schönere. Das Wetter draußen ist schon so trist, warum sollen wir uns dann auch noch mit tristen Geschichten beschäftigen.“ Sie rümpfte die Nase, stand auf und begann die Dessertteller abzuräumen.
Juliette zog einen Schmollmund, wie immer, wenn sie ihren Willen nicht bekam. Das hatte sie schon als Kind getan.
„Na schön, wenn nicht heute Abend, dann eben ein andermal. Meine Herren, ich gehe jetzt zu Bett.“ Sie nickte James freundlich zu, ging einmal um den Tisch herum und wollte Adams einen Kuss auf die Wange geben, aber der drehte sich verärgert zur Seite.
„Na schön, wenn mein Bruderherz nicht will.“
Dann wandte sie sich an Mr Smith, legte von hinten die Hände auf seine Schultern und flüsterte ihm verschwörerisch ins Ohr: „Ich wette, das wird eine ganz tolle story!“
Juliette wollte volle zwei Wochen bleiben. Das hatte sie bisher noch nie getan. Adams konnte es sich beim besten Willen nicht erklären, was sie zu dieser „Großherzigen Tat“, wie sie es nannte, bewog. Was für ihn aber zweifelslos feststand, war die Tatsache, dass er immer noch kein neues Wort zu Papier gebracht hatte. Es war eine Schande, ein Desaster, schlicht und ergreifend die reinste Katastrophe. Sir Benedikt hatte sich zu allem Übel auch schon gemeldet und gefragt, was denn sein nächstes Projekt sei. In einem Nebensatz hatte er hinzugefügt, dass es nicht unbedingt wieder ein Constable Crane-Werk sein müsse, es könne auch etwas vollkommen neues sein, vielleicht Science-Fiction. Das wäre gerade groß im Kommen. Adams konnte ihn beruhigen.
„Es wird kein neues Buch mit Crane geben. Crane ist tot!“, hatte Adams geantwortet, woraufhin für einen kurzen Augenblick Schweigen in der Leitung geherrscht hatte.
„Mr Adams…“
„Ja ich weiß, ich habe eine andere Version für Sie verfasst. Aber für mich ist er mausetot. Wie oft soll ich Ihnen das noch sagen.“ Dann hatte er den Hörer aufgeknallt, sich in sein Arbeitszimmer verkrochen und war erst zum Abendessen herunter gekommen. Die Tür hatte er abgeschlossen. Er befürchtete Juliette könnte in einem Anflug schwesterlicher Fürsorge hereinplatzen und ihn mit ihrem Gerede zur Weißglut bringen.
Während Adams also die meiste Zeit in seinem Büro blieb und nur James ab und zu hereinkam, um nach dem Rechten zu sehen, begann Juliette damit das Haus vom Keller bis zum Dachboden auf den Kopf zu stellen. Sie stöberte sogar im nicht bewohnten Ostflügel herum, der seit dem Blitzeinschlag vor 25 Jahren nicht mehr genutzt wurde. Zusammen mit Mrs Smith rückte sie Möbel um, hing alte Bilder auf, die sie in irgendeiner Ecke gefunden hatte und überredete sogar James dazu, sich einen neuen Frack zu kaufen.
Bei einem ihrer Entdeckungsexpeditionen durch das alte Haus bekam sie ein Gemälde zu fassen, das die letzten Hinterbliebenen der Abberlinefamilie zeigte. Als Adams das Bild eines Abends in der Eingangshalle hängen sah, explodierte er endgültig. Kurzerhand riss er es wieder herunter.
„Ich will nichts mehr über diese Familie hören noch sehen. Habt ihr das verstanden? Ich will nur in Ruhe den Rest meines Lebens genießen und ein paar Zeilen schreiben! Diese ganze Abberline-Geschichte bringt mich noch ins Grab! Ich kann nicht mehr! Juliette verdammt, was sollte das?“
Juliette, Mrs Smith und James waren bei dem Geschrei herbeigeeilt und sahen jetzt einen hitzigen Adams vor sich, der in seinen bebenden Händen das Gemälde hielt.
Juliette hob theatralisch die Hände.
„Ach Johnny! Ich dachte nur, das Bild passt doch so schön in die Halle. Mrs Smith hat mir zugestimmt.“ Dabei sah Mrs Smith ganz und gar nicht danach aus. Sie hatte die Lippen zusammen gekniffen und starrte missbilligend die fünfköpfige Familie an, die ihr entgegenblickte.
Adams streckte James das Gemälde entgegen.
„Schaffen Sie es aus dem Haus! Ich will es nicht mehr sehen!“
James zeigte eine seiner wohl gekonnten knappen Verbeugungen und nahm das Gemälde entgegen. Dann verschwand er in die Küche.