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Südafrika – Kwa.Zulu.Natal

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Die beiden Mädchen, Thoko und Souto machen sich auf den Weg zur Schule. Beide sind 9 Jahre alt und gehen in die gleiche Klasse. Thoko wird auch Happiness genannt und Souto, Sunday, da sie an einem Sonntag geboren ist.

Heute begleitet der Vater von Thoko die Kinder nicht zum Schulbus, da er starke Bauchschmerzen hat und seine Frau ihm Kräuterwickel zubereitet hatte, um seine Schmerzen zu lindern.

Bevor Thoko aus dem Haus ging, mahnte ihre Mutter Nande: „Thoko, du weißt, dass Ihr heute nicht durch das Zuckerrohrfeld geht. Lauft auf der Straße zur Bushaltestelle.“

„Ja, Mama, wir werden auf der Landstraße gehen, obwohl der Weg viel weiter ist. Ich weiß, dass letzte Woche in einer anderen Gegend, ein kleiner Junge im Zuckerfeld tot aufgefunden worden ist.“

Nande nickte mit dem Kopf und half Thoko beim Einräumen ihres Schulranzens, bevor Thoko das kleine Häuschen verließ.

Die Familie lebt in einem Township, etwas abseits von der Landstraße in einem kleinen Dorf, wo sich überwiegend Zulufamilien niedergelassen haben. Die Gemeinde ist klein und jeder kennt jeden. Wenn es notwendig ist hilft man sich gegenseitig, . Es gibt einen Bürgermeister und eine Sangoma, die im Dorf das Sagen haben. Die Sangoma ist für die Kranken zuständig und der Bürgermeister regelt das friedliche Zusammensein in seiner Gemeinde.

Souto wartete schon am Ende der lehmigen Straße auf Thoko. Souto nennt Thoko lieber Happiness, das klingt für sie moderner und angepasster.

„Heute müssen wir ohne meinen Vater zum Bus laufen. Er ist krank. Wir sollen auf der Landstraße gehen“, ruft Thoko der wartenden Souto entgegen.

„Ach was, das ist viel zu weit und wir sind viel zu spät. Wenn wir den Bus nicht rechtzeitig erreichen, fährt er ohne uns ab. Das weißt du doch. Komm, wir sind doch zu zweit und es wird schon nicht gefährlicher sein, als auf der befahrenen Straße zu gehen“, erwidert Souto.

Thoko nickt und beide nehmen sich an der Hand und biegen am Ende der Dorfstraße ab auf einen engen, steinigen Weg, der durch die hohen Zuckerrohrfelder führt. Die Ernte steht kurz bevor, dadurch sind die Pflanzen dicht und hoch gewachsen. Die Mädchen kennen den Weg seit sie laufen konnten.

Kurz vor der Landstraße bleibt Thoke plötzlich stehen. Ihr sonst bronzefarbenes Gesicht verändert sich gräulich vor Schreck.

„Was ist, was hast du?“, fragt Souto. Sie schaut nach rechts und auch sie blickt auf das Grauenvolle, das sie ein Leben lang verfolgen wird.

Am Wegesrand liegt ein sauber geputzter Kinderschuh auf dem staubigen Lehmboden. Thoke bückt sich und hebt den Schuh auf. Sie geht ein paar Schritte in das dicht bewachsene Feld, um nach dem anderen Schuh zu suchen. Der zweite Schuh hängt an einem Grasbüschel. Thoko zieht kräftig und der Schuh löste sich. Nun merkte sie, dass sie den Schuh von einem menschlichen Fuß gezogen hatte und blickte entsetzt auf den kleiner Körper in einer Blutlache. Es ist ein Junge. Obwohl er auf der Seite liegt, kann sie erkennen, dass seine Kehle durchgeschnitten ist. Getrocknetes, fast schwarzes Blut klebt auf einer senkrecht aufgeschlitzten Wunde, die über den gesamten Rumpf des Opfers reicht.

Eine Stunde später rückt eine Polizeilimousine gefolgt von einem Krankenwagen an. Inzwischen haben sich am Tatort viele der Dorfbewohner versammelt. Aus der Polizeilimousine steigt ein korpulenter Uniformierter. Er geht zum Dorfältesten, den er aus seiner Kindheit kennt. Hinter ihm stehen die noch vom Schrecken des Grauens gezeichneten kleinen Mädchen.

„Wer hat uns gerufen?“, fragt der Polizist. Dabei wischt er sich mit seinem Taschentuch über sein rundes vor Schweiß glänzendes Gesicht.

„Ich, nachdem die beiden Mädchen aufgeregt in unser Dorf zurückgerannt kamen“, antwortete der Dorfälteste.

„Sie haben den kleinen Jungen gefunden.“

Mittlerweile kommen zwei Sanitäter und beschäftigen sich mit der Leiche, die mit Krusten von Blut übersät ist.

„Wir haben ihn hier her getragen. Dort konnten wir ihn nicht liegen lassen. Insekten hatten sich schon auf ihn niedergelassen“, fuhr der Dorfälteste fort.

Der Polizist schreibt auf einem kleinen Notizbuch, das er aus seiner Jackentasche gezogen hat, die Fakten auf, die er auf den ersten Blick feststellen kann.

„Wir werden die kleinen Mädchen später befragen, sind sicher schwer traumatisiert. Wir sehen ja vor uns, was wieder geschehen ist.“

Der Dorfälteste nickt und schiebt die beiden Kinder zu einer weinenden Frau. Sie legt den beiden ihre Arme um die Schultern und führt sie zu ihren Familien.

Danach dreht sich der Polizist zu den Sanitätern um, die ihm schweigend zunicken. Im gleichen Moment kommt ein weiteres Polizeifahrzeug, um die Spuren zu sichern, während der kleine Leichnam im Krankenwagen abtransportiert wird.


Carl und Kerstin Braun, ein deutsches Ehepaar, wohnen wenige Kilometer entfernt in ihrem südafrikanischen kleinen Paradies. Dieses Dorf erreicht man direkt über die gut ausgebaute Landstraße. Luxuriöse Villen mit gepflegten, subtropisch angelegten Vorgärten, empfangen die Ankommenden Das Dort liegt direkt am Indischen Ozean und ist überwiegend von Weißen bewohnt. Während ihres Urlaubes in Südafrika fanden Carl und Kerstin zufällig ihre neue Heimat und hatten sich sofort buchstäblich in diesen zauberhaften kleinen Ort „auf den ersten Blick“, verliebt. Nach vielen Dienstjahren als Polizeihauptkommissar hatte Carl seinen wohlverdienten Ruhestand angetreten und sich seinen langersehnten Lebenstraum erfüllt. Er hatte vor, sich mit den schönen Dingen des Lebens zu beschäftigen. Endlich konnte er so oft er wollte, Golf spielen, spazieren gehen, oder im warmen Indischen Ozean schwimmen. Kerstin war selbständige Journalistin und konnte aus gesundheitlichen Gründen ihren geliebten Beruf nur noch eingeschränkt ausüben. Begeistert teilte sie mit Carl die Idee „Abenteuer in ein neues Leben in Südafrika“ .

„Mam, könnte ich heute schon um 1 Uhr gehen? Es ist sehr wichtig. Ich werde heute keine Mittagspause machen.“

Beauty arbeitet schon seit 2 Jahren als Hausmädchen bei Carl und Kerstin. Sie ist sehr zuverlässig und ehrlich und arbeitet zwei Tage in der Woche von 8 bis 15 Uhr im Haushalt.

„Ja, klar, was ist denn der Grund?“, fragt Kerstin.

„Oh, ganz schreckliche Dinge passieren hier Mam. Am Samstag kam meine Cousine nach dem Einkaufen nach hause. Ihre zwei kleinen Mädchen und ihren Jungen hatte sie im Haus gelassen und ihnen verboten, das Haus während ihrer Abwesenheit zu verlassen, weil in der Gegend andauernd Kinder spurlos verschwunden waren.“

Beauty schluckte und es fiel ihr schwer weiterzusprechen. Stockend, mit bebender Stimme, fuhr sich fort.

„Als sie zurück kam und in ihr Haus eintrat fand sie in ihrem Wohnzimmer ihre toten Kinder. Mörder haben alle drei aufgeschlitzt, ihnen sämtliche Organe und sogar die Augen entnommen.“

Beauty trocknete sich ihre Tränen mit einem abgerissenen Stück Papier von der Küchenrolle.

„Dem kleinen Themba haben sie auch seine Hoden abgeschnitten.“

Sichtlich erschüttert legte Kerstin Beauty ihren Arm um die Schultern.

„Und was hast du jetzt vor?“

„Unser Bürgermeister hat uns angewiesen in Gruppen unsere Kinder an die Haltestelle zum Schulbus zu bringen und sie am Nachmittag wieder dort abzuholen. Das machen wir abwechselnd. Heute bin ich dran. Sorry Mam, ich werde mich mit der Arbeit beeilen.“

Kerstin fragte weiter:

„Und die Polizeit? Hat die schon etwas herausgefunden? Wer tut denn so etwas Schlimmes?“

„Mam, die Ambulanz und ein Polizist kamen erst drei Stunde später, um die Kinder abzuholen. Erst am nächsten Tag kam der Polizist wieder zu uns ins Dorf, um die Mutter und uns zu vernehmen. Nachdem wir die toten Kinder gefunden hatten, haben wir sie in ihre Bettchen gelegt und ihre offenen Wunden mit Handtüchern zugebunden. Dann haben wir das viele Blut von den Wänden und dem Fußboden weggewischt. Wir wussten nicht, was wir tun sollten. Später hat der ermittelnde Polizist gesagt, dass das ein Fehler gewesen wäre, da wir brauchbare Spuren verwischt hätten. Wir glauben, dass die Polizei mehr weiß, als sie uns erzählen will. Wir trauen denen nicht.“

Als Carl vom Golfen zurückkam, war er überrascht, dass Beauty schon aus dem Haus gegangen war. Er ließ sich von Kerstin die grausame Geschichte erzählen.

„Fast wie in meinem letzten Fall in Deutschland“, sagte er erschüttert und ging in die Küche, um sich sich ein Glas Wasser zu holen.

Kerstin folgte ihm und sagte:

„Wie du siehst kann man von den gemeinen Verbrechen nicht davonlaufen. Überall in der Welt geschehen die gleichen grausamen Dinge, sogar hier, in der hintersten Ecke der Welt. Überall werden Kinder ermordet, missbraucht, entführt oder versklavt. Es ist so traurig.“

Carl nickte nachdenklich. Nachdem er langsam das Glas Wasser ausgetrunken hatte, sagte er:

„Ich fahre gleich mal zur Polizeistation hier im Ort. Mal sehen, ob ich etwas erfahren kann.“

„Anscheinend bist du doch noch nicht in deinem wohlverdienten Ruhestand angekommen“, erwiderte Kerstin lächelnd und sagte:

„Ich geh mal zum Supermarkt, wir brauchen noch Tomaten. Ich werde mich auch mal umhören“.

Kerstin war mit dem Abendessen beschäftigt. Sie hörte, wie sich das Garagentor in ihrem Haus öffnete und Carl hineinfuhr. Die Garage ist mit einer Tür zu dem Wohnhaus verbunden

„Bin gleich mit dem Essen fertig. Es gibt Spaghetti mit frischer Tomatensoße und grünem Salat aus dem Garten“, rief sie Carl entgegen, als er das Haus betreten hatte.

„Das ist prima, ich habe Hunger und Durst. Ich geh noch unter die Dusche, bevor ich dir alles erzähle. Ich muss jetzt duschen, ich fühle mich schmutzig, nach all dem was ich erfahren konnte.“

Kerstin deckte den Tisch und entkorkte eine Flasche Rotwein.

Nach dem ersten Schluck stellte Carl das Glas ab und begann zu erzählen:

„Stell dir vor, den Täter haben sie gefasst. Es ist einer von ihnen. Einer vom Dorf. Und das Unfassbare ist, dass dieser Mann der Busfahrer der Kinder ist, der sie jeden Morgen zur Schule gefahren hat.“

Kerstin ließ die Gabel mit den aufgerollten Spaghetti auf den Teller sinken.

„Was? Der Busfahrer? Wie sind die denn dem auf die Schliche gekommen?“

Ein Undercoverpolizist hatte herausgefunden, dass der Mann schon länger mit illegalem Organhandel zu tun hatte. Man konnte ihm nichts beweisen und so hatte man diesen Polizisten auf den Täter angesetzt. Er sollte als Kunde, also Kaufinteressent, Kontakt aufnehmen. Das tat er auch. Er erfuhr, dass, wenn er genug Geld bezahlen würde, er alles an menschlichen Teilen von ihm bekommen könnte. Alles, was er haben wollte. So, als wenn man in der Autowerkstatt Ersatzteile bestellen würde. So fragte der Polizist nach dem Preis für Nieren. Der Verdächtige verlangte 70.000 Rand für eine. Der Polizist sagte, er hätte nur 40.000. Sie wurden sich einig und verabredeten sich im Haus des Täters.“

Beeindruckt vergaß Kerstin zu essen und nahm auch einen kräftigen Schluck vom Wein.

„Als er in der Dunkelheit der Nacht am Haus des Täters ankam, erwartete ihn der Mann vor seiner Haustür. Er führte ihn hinter das Haus. In einem Verschlag stand, unter Holzästen versteckt, ein mit Eis gefüllter Behälter.

„Hier ist das, was du brauchst“, sagte der Händler.

Der Polizist nickte. Nach dem Öffnen blickte der Polizist im Schein der Taschenlampe in den Behälter. In durchsichtigen Plastiktüten, mit Etiketten versehen, befanden sich verschiedene Organe.“ Carl nahm einen Schluck von seinem Wein.

„Es musste für den Polizist schwer gewesen sein, sein Entsetzen zu verbergen“, meinte Kerstin.

„Muss wohl. Dann ließ er sich weitere menschlichen Teile zeigen und fragte ihn, was er denn mit den ausgenommenen Körpern gemacht hätte. Jetzt stell dir vor! Stolz führte er diesen raus ins Freie hinter den Verschlag und zeigte auf eine mit Erde und Zweigen zugeschüttete Stelle.“

Kerstin hatte keinen Appetit mehr und schob den noch gefüllten Teller von sich.

Auch Carl ließ die halbe Portion im Teller.

Kerstin räumte den Tisch ab. Auf dem Weg in die Küche fragte sie:

„Was hat der Polizist danach getan?“

„Er hat das Geld bezahlt und in dem Moment, als er die Niere in Empfang genommen hatte, traten zwei uniformierte Polizisten aus der Dunkelheit hervor. Sie hatten auf diesen Moment gewartet. Der Zugriff war so geplant, dass der Informant nicht aufflog. Die beiden, auch der angebliche Käufer und der Verkäufer, versuchten zu flüchten. Doch es lauerten noch weitere Polizisten in ihren Verstecken und konnten beide einfangen und ihnen Handschellen anlegen. So war die Identität des Informanten geschützt. Der Dealer sitzt jetzt in Margate im Gefängnis und wartet auf seine Vernehmung“, antwortete Carl.

„Das Traurige daran ist, dass dieser Täter ein kleines Licht in dieser organisierten Verbrecherbande ist. Wenn der den Mund aufmacht, ist er tot“, meinte Carl.

„Ist wie in Deutschland. Die Kleinen werden gefasst und die wirklichen Täter laufen als unbescholtene Bürger frei herum, ohne dass man ihnen etwas beweisen kann“, sagte Kerstin traurig.

„Übrigens spricht man hier im Supermarkt auch von den Kindern. Eine Kundin sagte, dass sie ein Video im Internet angeschaut hat, auf dem man sehen konnte, wie mitten in einer Stadt ein Schuljunge von der Straße weg entführt werden sollte. Zufälligerweise hatte ein anderes Kind, das auf der anderen Straßenseite ging, alles auf seinem Hand mitgefilmt. Man sah, wie ein Auto langsam an den Jungen heran fuhr, dann sprang ein Mann aus der Beifahrerseite, um sich den Jungen zu schnappen. Dieser konnte sich Gott sei Dank losreißen und davon rennen. Glücklicherweise fand er eine offene Gartentür und konnte sich auf das Grundstück retten.“

Carl hörte nachdenklich zu und sagte: „Ich kann nicht tatenlos zusehen. Ich werde mal sehen, was ich noch herauskriegen kann, damit man an die Hinterleute kommt. Ich habe dem Chef der Polizeistation erzählt, dass ich auch im Polizeidienst in Deutschland tätig war und wir hier unseren Ruhestand genießen wollten. Er war sehr aufgeschlossen und ich denke, dass er für meine Anteilnahme dankbar war.“

„Die Wartelisten auf den legalen Organspenden der Patienten sind einfach zu lange, zu viele Menschen warten auf Spender und wenn sie an erster Stelle vorgerückt sind, sind viele schon vorher an ihren Krankheiten gestorben. Ich habe von Studenten gehört, die ihre Organe verkaufen, um mit dem Geld studieren zu können. Oder von anderen armen Menschen in der Welt, die für wenig Geld ihre Nieren oder andere Organe verkaufen. Meistens werden sie nach den Operationen schlecht versorgt und zu früh auf die Straße gesetzt. Viele leiden ihr Leben lang unter den Folgen“, erwiderte Kerstin.

„Ich werde ebenso meine Fühler ausstrecken. Mal sehen was ich über meine alten Kontakte herausfinden kann.“

Carl: „Du meinst über deine alte Redaktion in Deutschland? Ja, vielleicht gibt es Neuigkeiten, die wir in den letzten Jahren nicht mehr mitbekommen haben. Gute Idee, Kerstin.“

Während Kerstin die Küche aufräumte, stöberte Carl im Internet in den Polizeiberichten, zu denen er immer noch Zugang hatte, um mehr über den Handel mit Organen in Südafrika zu erfahren. Dabei erfuhr er, dass in einem der bekanntesten Krankenhäuser von Durban diesbezüglich eine Razzia stattgefunden hatte. Tatsächlich kamen aus der ganzen Welt Patienten angereist, die dort neben legalen auch illegale Organe für teures Geld transplantiert bekamen.

Noch bevor die Sonne aufging, krächzten am nächsten Morgen mit voller Stimmengewalt wieder Hadidasse (hochbeinige Ibisse mit ihren gebogenen langen Schnäbeln, in etwa zwischen 50 und 110 cm Länge) ha, ha, ha, bis auch der letzte noch Schlafende im Umfeld geweckt wurde. Kerstin streckte sich auf ihrem Bettlaken aus und schaute liebevoll auf ihren noch schlafenden Gatten an ihrer Seite. Leise rollte sich sich aus dem Bett und ging ins Badezimmer. Carl war zwar wach, jedoch noch zu müde, um seine noch schweren Lider zu öffnen.

In Gedanken war er schon wieder bei seinem neuen Fall, ohne sich dessen bewusst zu sein, dass es für ihn ein gefährlicher neuer Fall werden würde.

„Schatz, komm steh auf, es gibt Frühstück auf der Terrasse. Es ist herrlich warm und wir können heute draußen frühstücken“, rief Kerstin aus der Küche.

Am Frühstückstisch schaute Kerstin Carl an und schmunzelte, während sie ihr weich gekochtes Ei aufklopfte.

„Ach Liebling, ich bin sehr glücklich mit dir. Ich spüre noch deinen heißen Atem auf meinem Körper, als du mich gestern Nacht geliebt hast. Es war wundervoll.“

Carl lächelte, nahm Kerstins Hand, küsste sie sanft und erwiderte:

„Du bist nach wie vor die schönste, klügste und reizvollste Frau für mich. Auch nach den vielen gemeinsamen Ehejahren hast du nichts von deiner erotischen Ausstrahlung verloren.“

„Du alter Schmeichler“, antwortete Kerstin kichernd.

Für diesen Tag planten sie schwimmen im Meer und Strandgang im Nachbarort. Mit dem Auto nur 10 Minuten entfernt.

„Ich habe schon unsere Badesachen eingepackt. Heute ist ein schöner windstiller Tag, um im Meer baden zu können“, sagte Kerstin.

„Ja, und nach dem Schwimmen gehen wir in das hübsche Strandlokal zum Lunch. Obwohl ich satt von deinem leckeren Frühstück bin, freue ich mich jetzt schon auf die köstlichen Prawns vom Grill“, schwärmte Carl begeistert.

Obwohl sie fast vor der Haustür einen kilometerlangen, menschenleeren Strand schnell zu Fuß erreichen konnten, fuhren sie ab und zu in den Nachbarort, der ebenso direkt am Meer lag, um in einem kleinen romantischen Fischlokal, geschützt in einer kleiner Lagune, frischen Fisch mit gut gekühltem Südafrikanischen Wein zu genießen.In der Ferienzeit vermieden sie dort hin zu gehen, da dieses Lokal sehr gerne von zahlreichen Touristen besucht wurde. Die Qualität der Speisen und auch die Qualität des Services verlor folglich während dieser Zeit .

„Ruf doch mal unsere Nachbarn an, vielleicht möchten sie mitkommen“, meinte Carl.

Chantal und Bob waren gebürtige Südafrikaner. Bob hatte über viele Jahre eine Schreinerei in Johannesburg geführt, die er von seinem Vater übernommen hatte. Während der Apartheid verwandelte er diese Schreinerei von einem Zweimannbetrieb in ein erfolgreiches Großunternehmen mit 200 Mitarbeitern. Chantal und Bob kauften in dieser Zeit ihr Haus in dem Dorf an der Südküste und nutzten es anfangs in der Ferienzeit, bis Bob die Firma an seine Söhne weitergegeben hatte und in Ruhestand ging. Chantal erledigte im Betrieb die Sekretariatsarbeiten und die Buchhaltung.

Wie Carl und Kerstin hatten sie seit zwei Jahren ganz ihren Wohnsitz gewechselt. Die beiden Paare lernten sich bei einer Veranstaltung im Golfclub kennen und waren sich sofort sympathisch und wurden Freunde. Während Bob mit Carl golfen war, genossen die beiden Freundinnen oft schöne Stunden für shoppings und lunchen.

„Ja, Chantal sagte, dass sie auch zur Strandbar kommen werden“, rief Kerstin Carl zu, während sie den Telefonhörer auflegte.

Carl saß wieder am Computer. Ihn ließen seine Gedanken über den Organhandel nicht los. Er wusste, dass es schwierig werden würde, an die großen Fische heranzukommen. Es war ihm durchaus klar, dass eine organisierte Dealerbande für Menschenhandel existierte, die auch vor Mord nicht zurückschrecken würde, wenn es nicht anders möglich war, um das lukrative Geschäft mit Kinderprostitution, Entführungen, Versklavungen und illegalem Organhandel umzusetzen. Die Opfer wurden mit Drogen gefügig gemacht oder getötet.

In wenigen Minuten erreichten Carl und Kerstin den endlosen goldenen Sandstrand. Mühelos überstiegen sie bizarre Felsformationen, die durch Ebbe und Flut immer wieder neu gezeichnet werden. Das Meer brillierte in atemberaubenden Blautönen. Von strahlend klaren Türkistönen bis zur farblichen Verschmelzung ins satte Tintenblau. Sie Sonne strahlte am blauen Himmel, sanfte Wellen luden zum Baden ein. Die Wassertemperatur war angenehm, wie über das ganze Jahr, nie unter neunzehn Grad. Zwischen den Felsen, nah am Wasser, fanden sie einen geeigneten Platz, um ihre Tasche mit den Badesachen abzustellen.

„Weißt du noch, als wir im Juni die Wale und Delphine beobachten konnten? Und dann das große Glück, das wir hatten, als das große Spektakel stattfand, direkt hier am Strand? Eine große Anzahl von Delphinen, Walen, Haien und den verschiedensten Seevögeln, die an unsere Küste kamen, Richtung Norden ziehend hinter Millionen von Sardinen her, genug Nahrung für alle Meerestiere. Wie sich die Seevögel wie Schwerter in das Meer stürzten, um zwischen den jagenden fressenden Walen, Haien und Delphinen unter Wasser so viel Nahrung aufzunehmen, dass sie sich mit vollem Magen nur wieder schwer vom Meer abhoben konnten?“

„Ja, das war ein gigantisches einzigartiges Schauspiel“, träumte Kerstin laut vor sich hin.

„Komm, zieh dich aus. Hier gehen wir schwimmen“, rief Carl, während er sich sein T-Shirt und seine Short auszog. Die Badehose hatte er sich zu Hause angezogen. Kerstin ließ sich nicht ein zweites Mal auffordern. Schnell entlud sich sich ihres Trägerkleidchens, dass sie trotz ihren 60 Jahren noch gut tragen konnte. Sie war immer noch schlank und jugendlich im Bikini anzusehen. Ihr halblanges braunes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz hochgebunden. Schnell laufend, Hand in Hand, ließen sie sich in die leichte Brandung gleiten. Seidenweich umspülte das warme Meerwasser ihre von der Hitze aufgeheizten Körper. Carl tauchte unter, während Kerstin sich auf dem Rücken liegend auf den Wellen gleiten ließ. Prustend tauchte Carl neben ihr auf.

„Ich weiß nicht, wie du das machst. Du legst dich auf das Wasser und ohne dich zu bewegen, gehst du nicht unter? Hast du Knochen aus Gummi?“

Kerstin lachte, drehte sich auf den Bauch und umarmte Carl, der sich dabei kaum über Wasser halten konnte.

„Ich geh jetzt aus dem Wasser. Ich habe uns etwas leckeres zu trinken mitgenommen. Bist du auch durstig?“

Carl war nicht abgeneigt und schwamm ihr hinterher.

Nachdem sie sich abgetrocknet hatten, öffnete Kerstin die Kühltasche und zog eine eisgekühlte Flasche Champagner hervor. Mit einem lauten Knall entkorkte Carl die Flasche. Kerstin hatte zwei Sektgläser in Papier eingewickelt, die Carl freudig mit dem prickelnden Getränk füllte.

„Gibt es etwas zu feiern? Unser Hochzeitstag war doch vor 3 Monaten?“, fragte Carl.

„Ja, genau heute sind wir 2 Jahre in unserem Paradies. Das ist Grund genug eine gute Flasche aufzumachen, oder?“

„Na dann, prost!“ Immer wieder schaffte es Kerstin ihn zu überraschen und zu begeistern.

Barfuß gingen sie durch den weichen warmen Sand zum Strandlokal. Schon von Weitem konnten sie die bunten Sonnenschirme erkennen. Vor dem Lokal war ein „Titelpool“, ein natürlich aus Steinen angelegter Pool, der sich selbständig durch die Flut mit Meerwasser auffüllte. Wenige Kinder und Erwachsene tummelten sich im Wasser. Chantal und Bob winkten ihnen entgegen. Sie hatten ein Tisch auf der Terrasse besetzt. Das Lokal war klein, Platz für etwa 50 Personen. An diesem Tag war es ruhig. Direkt vor dem Lokal war eine offene überdachte Cocktailbar, wo unter dem Dach drei Tische standen, falls es regnen würde. Der würzige Duft von gegrilltem Fisch schlug ihnen entgegen. Neben dem großflächigen Grill standen gefüllte Holzschüssel mit bunten Salaten, Zwiebeln, Oliven und aufgeschnittenen Tomaten.

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