Читать книгу Was geschieht mit uns, wenn wir sterben? - Lisa Williams - Страница 25
Gott in beiden Welten
ОглавлениеAls Erwachsene wurde mir dann klar, dass Religion für andere – vor allem für Menschen, die fest an die Bibel und alles, wofür sie steht, glauben – ein äußerst sensibles Thema ist. Als Folge meiner Arbeit hinterfrage ich die Bibel immer stärker, wenn es um das übersinnliche Bewusstsein und die Kommunikation mit dem Jenseits geht.
Etwas, das viele Religionen gemein haben, ist die Überzeugung, dass es ein Jenseits gibt. Auch sind sich alle Glaubensrichtungen anscheinend einig, dass man mit dem ewigen Leben gesegnet wird, wenn man sein Leben nach ihren Regeln lebt. Wenn es also das »ewige Leben« gibt, deutet das dann nicht auch auf menschliche Wesen hin, die in einer Art Leben nach dem Tod weiterexistieren? Und wenn das der Fall ist, warum ist es dann so unmöglich zu glauben, dass sie mit den Lebenden kommunizieren wollen?
Nichtsdestotrotz ist die Arbeit von Medien, Hellsehern und dem Okkult laut Bibel das Werk Satans, das uns vom richtigen Weg abkommen lässt. Wir sollten die Wahrheit bei Gott suchen, und wenn wir bei einem Medium oder Hellseher nach Antworten suchen, wenden wir uns vom wahren Glauben an Jesus ab und missachten die Gesetze der Bibel. Wie ich mit der Zeit jedoch feststellte, hat die übersinnliche Welt viel mit der Glaubenswelt gemein.
Während eines Readings, das ich für den Leiter eines Kirchenchors abhielt, wurde mir klar, dass Spiritualität und der christliche Glaube gar keine so starken Gegensätze sind. Als der Chorleiter mich anrief und einen Termin vereinbarte, war er sehr höflich und offen zu mir. Er sagte mir unverblümt, er sei wegen seines Glaubens nicht sicher, ob er zur Sitzung kommen sollte. Ich konnte ihn gut verstehen und respektierte seine Offenheit – ich würde ihn nicht zu einem Reading zwingen. Ich bot ihm sogar an, sich erst am vereinbarten Tag zu entscheiden, und bat ihn, mir nur kurz telefonisch Bescheid zu geben, falls er den Termin absagen wolle. Er bestand darauf, mir mein Honorar im Voraus zu bezahlen, für den Fall, dass er sich gegen das Reading entscheiden sollte. Er wohnte über 400 Kilometer weit weg, und deshalb war mir klar, dass er die Entscheidung nicht auf die leichte Schulter nahm.
Als der Mann zu seinem Termin kam, merkte ich, dass er sehr nervös war. Daher bot ich ihm eine Tasse Tee an – wie alle Engländer bin ich überzeugt, eine Tasse Tee kann alle Probleme dieser Welt lösen. Er lächelte und nahm mein Angebot an.
Dann begann ich mit dem Reading, das sich für mich ziemlich überraschend gestaltete. Der Chorleiter gab seine Distanz auf und öffnete sich, als wir Kontakt zu seiner Mutter aufnahmen. Er hatte starke Schuldgefühle ihr gegenüber, weil er glaubte, er hätte sie in vielen Dingen enttäuscht. Während der Sitzung konnte er das abschließende Gespräch mit ihr führen, das er brauchte. Nun, da er Abschied von ihr genommen hatte – und etwas Trost und Frieden gefunden hatte –, konnte sein innerer Heilungsprozess endlich anfangen.
Am Ende des Readings fragte der Mann mich, ob ich mich noch an unser erstes Telefonat erinnerte, in dem er mir gesagt hatte, dass sein Glaube die Kommunikation mit dem Jenseits durch Medien nicht zuließ. Ich bejahte. Nun sagte er etwas, das mich schockte: An diesem Morgen war er früh aufgestanden, um zu beten, und hatte Gott um ein Zeichen gebeten, ob er mich aufsuchen sollte oder nicht. Wie er mir erzählte, hatte Gott ihm tatsächlich ein Zeichen geschickt (ich habe nicht gefragt, was es war) und ihm dadurch bestätigt, dass er herkommen sollte, da er nur durch ein Reading mit mir zu dem Abschluss mit seiner Mutter kommen könnte, den er seit Jahren suchte.
Beim Abschied umarmte der Chorleiter mich herzlich und sagte: »Verleugnen Sie nie Ihre Gabe. Gott hat sie Ihnen nicht grundlos gegeben – erfüllen Sie seinen Wunsch.«
Während der vielen Meditationen und Übungen, die ich als Vorbereitung auf meine Arbeit und auf dieses Buch gemacht habe, wurde mir immer wieder bestätigt, dass es einen Gott gibt. Darüber werde ich in einem späteren Kapitel näher eingehen. Ich glaube, dass meine Gabe ein Geschenk Gottes ist und dass sie mir aus einem bestimmten Grund geschenkt wurde, so wie uns allen eine einzigartige Gabe mitgegeben wurde. Sie zu nutzen, liegt an uns. Manche von uns mögen Heiler, Künstler oder Sänger sein – die Liste der Möglichkeiten ist endlos. Wir haben unsere Gabe bekommen, um anderen zu helfen. Warum sollten wir also mit ihr gesegnet sein, wenn wir sie nicht auch anwenden dürften? Wichtig ist jedoch, wie wir sie umsetzen: Wenn wir sie mit guten Absichten nutzen, werden wir dazu geführt, sie richtig anzuwenden.