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Das Was? – Der Anfang, geistiges Tohuwabohu

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Kurz vor Weihnachten, meine Damen und Herren, erscheinen immer Zeitschriften mit diesen abgedroschenen Phrasen, sie verbreiten sich wie die rührseligen Weihnachtssoaps und –filme, die uns die heile, heilige Familienwelt vorspielen. Die einen wissen plötzlich, dass Gott aus dem alten Ägypten kam, die anderen wissen endlich, warum Religion uns etwas nützt.

Alles Schmarren, darf ich das sagen? - Alles Schmarren. Lenkt nur vom Thema ab!

Ein Marxzitat käme hier gut, auch abgedroschen? Ich denke wir müssen versuchen, wissenschaftlich an die Sache heranzugehen.

Oh, mein - nein, infiziert. Das kann ich hier jetzt nicht bringen - Lieber; wissenschaftlich? Wie soll das gehen. Willst Du die Physik und Astrophysik, die Evolutionstheorie und Gen- und Hirnforschung bemühen? Wir können soviel Wissenschaft anführen wie wir wollen, einem Gläubigen können wir so nichts beweisen. Wer denkt, dass ein paar alte Fußabdrücke in der Gegend, in der es einmal Dinosaurier gab, den Beweis lieferten, dass der Mensch zur gleichen Zeit wie die Saurier gelebt hätten, oder der denkt, dass ihn nach seinem Opfertod im Paradies viele Jungfrauen empfingen, oder inkarniert nach dem Tod eine zweite Chance erhielte, der lässt sich nicht durch Wissenschaft beeindrucken.

Der lässt sich durch nichts beeindrucken, und besonders nicht durch wissenschaftliche Abhandlungen. Erinnere Dich an Zweigs Worte gegen die Monotonisierung: „Was immer man auch schriebe, es bliebe ein Blatt Papier, gegen einen Orkan geworfen“. Viele Bücher sind geschrieben worden, die die Unterschiede, aber auch die gemeinsamen Wurzeln des Menschen und des Tieres darlegen: der aufrechte Gang, die lange Unmündigkeit und Abhängigkeit, das Großhirn, die evolutionäre Verwandtschaft nicht nur zu den Primaten, die marginale Verschiedenheit der Genstruktur; dabei ist es einfach seine Dummheit, sich etwas zu vorzustellen, daran zu glauben und selbst dafür zu sterben. Die Naturwissenschaften finden Erklärungen, nicht Sinn, den finden Menschen in Mythos und Religion, aber Sinnhaftigkeit bedeutet nicht Vernünftigkeit, Wahrheit, sondern Konzentration und Festhalten an eigenen Sinnentwürfen: der Tanz ums Feuer, die Anbetung von Totems, der Schöpfungsmythos eines Indianerstamms oder der der Bibel oder der Tolkiens haben letztlich die gleiche Qualität und Sinnhaftigkeit, aber keine Wahrheit.

Ich sehe das ähnlich. Individuelles Sein, gründet es sich auf Einbildungen, Erfindungen, Hirngespinste, wird als geisteskrankes eingestuft, als psychotisch behandelt, dass aber die ganze Menschheitsgeschichte von ihren Anfängen her aus Einbildungen und angstgeborenen Erfindungen sich entwickelte, stört niemanden, vielmehr werden diese verteidigt, diejenigen, die anderen Erfindungen anhängen, verfolgt, zu Tode gehetzt, gequält, selbst bis in unser aufgeklärtes Jahrhundert hinein.

Na ja. Aufgeklärtes Jahrhundert. Noch nicht mal Jahrhundert der Aufklärung.

Ganze Philosophien, Literaturen, Wirtschaftssysteme sind aus religiösem Glauben erwachsen, sie bestimmen alltägliches und politisches Leben.

Am Anfang war der Irrtum.

Der Wahn, alles Dasein sei gottgeschaffen, spukt noch immer durch die Hirne der Menschen, die irrige Hoffnung auf ein Leben nach dem Tode geistert durch die Gefühle. Vielleicht war der Irrtum aber auch immer schon als solcher erkannt, der Glaube an ihn nur Überlebenstrieb, Unterdrückungsmittel, geistiges Therapeutikum, von den Mächtigen jedes Zeitalters erfundenes, übernommenes und weiter gepflegtes Massenbetrugsmittel. Vielleicht war Religion immer schon nur Mittel, ihre legendenumrankten Gestalten, wundersamen Gespenster einer heilvollen Verheißung nur schiere Ideenbrut. Und die Ideen von Gott, von Unsterblichkeit der Seele sind nur Ideen einer Idee. Sie leben fort, nicht die von ihnen Infizierten. Der Mensch braucht die Idee eines Gottes nur, um in seiner wahnhaften Vorstellung einer Gottgleichheit sich über andere zu erheben, sich anderen gegenüber überlegen fühlen zu können, die Unterdrückung anderer vor sich selbst zu rechtfertigen.

Eine menschliche Religion wäre nur eine gottlose!

All die lächerlichen Kirchgänger, mit ihrem ritualisierten Frömmigkeitsgehabe, die im wirklichen Leben ihren kleingeistigen, selbstsüchtigen Geschäften nachgehen, ihre ungeliebten Kinder prügeln, ihr Leben vom Kindergarten bis zur Auswahl des Sarges zum Konkurrenzschlachtfeld verkommen ließen, glauben sie an ihre Sonntagsillusion oder befriedigen sie nur ihr Versammlungsbedürfnis, ihren exhibitionistischen oder auch voyeuristischen Trieb? Und all die bekutteten Lügner, Inhaber der ethischen Wahrheit, Glaubensverkäufer - seit der Erfindung des Priestertums werden sie nicht müde, das Volk zu verdummen und zu betrügen, es wertlosen Zielen zu opfern.

Die gesamte Kirchengeschichte - und ich trenne nicht zwischen Religion und Kirche, denn nur Religion ist der kleine, private Wahn, Kirche der verwaltete -, seit den Menschenopfern der Azteken bis zum fortdauernden Diktum der Gebärpflicht für Frauen durch Papst Paul II, ist Blutgeschichte, Opfergeschichte, abgelehnt wird das Selbstbestimmungsrecht des individuellen Menschen, gerichtet für ersponnenen Despotismus, dabei sind die großen Religionen, die christliche, moslemische, jüdische, unübertroffene Meister ihres Faches. An den Händen vieler auch heute noch verehrter Kirchenmänner klebt das Blut des uneinsichtigen Volkes. Bischof von Sardes, Melito, Goldmund Chrysostomos, der heilig gesprochene Bischof von Konstantinopel, Ambrosius, Bischof von Mailand, selbst Thomas von Aquin legten bereits früh den Grundstein für die nachfolgenden Pogrome gegen Juden. Der Unsinn vom Gläubigen und Ungläubigen bestimmt jede Religion; Heuchler sind die, die den wahren Kern der Religion in den so genannten heiligen Schriften suchen, abseits der offiziellen Kirche, schon der wahre Kern, der Liebe, Mitleid, nicht Hass beinhalten soll, ist nur schmückendes Beiwerk. Religion war immer nur Machtpolitik. Sie reißt die Kluft zwischen die Völker, streut den unüberwindbaren Hass.

Nein, nein, du machst es dir zu einfach! Wie in deinen Büchern auch. Die Ursachen liegen weiter zurück. Du darfst die tiefe, jahrtausende alte Sehnsucht nach dem Religiösen nicht einfach mit Dummheit gleichsetzen. Das greift zu kurz, wird auch der Ernsthaftigkeit des Themas nicht gerecht. Die blutigen Spuren, die die Religionen seit es das religiöse Gefühl, den religiösen Gedanken gibt, hinterlassen haben, gerade die Millionen von Opfern von religiösem gegenseitigem Hass haben eine ernsthafte Beschäftigung verdient – irgendwie hat er ja recht, aber das kann man nicht sagen.

Modern könnte man also sagen, und darauf spielst du an: Es gibt ein religiöses Gen? Entwickelt in Millionen von Jahren. Und vielleicht auch in unseren Verwandten, den Primaten, ein Stück weit vielleicht vorhanden.

Warum nicht! Schauen wir uns die Verführten doch an. Das kann nicht nur anerzogen sein, das kann nicht nur verführte, fehlgeleitete Überzeugung sein.

Doch.

Knapp, aber wie immer falsch!

Schaut doch in unsere Erziehungsbunker. Immer noch träufeln wir den Schülern das Religiöse ein, immer noch sind die Konfessionen getrennt, auch im Klassenzimmer. Schaut in die Koranschulen, in die Kader der Kreationisten, in denen sich Anhänger und Verführte in Taumel beten – das braucht kein Gen.

Und selbst, wenn es eines gäbe, was beweist das schon. Doch nur, dass sich im Laufe der Jahrtausende eine Anlage im Menschen gebildet hat, die sich durch Erziehung und Wiederholung, Tradition, Gewalt und Angst, durch den gesamten Werdungsprozess des Menschen bis zum Homo Sapiens hindurch erst entstanden ist – ein rein menschliches Gefühl oder Bedürfnis, dessen Existenz nicht auf Wahrheit deutet, egal wie alt es ist. Es ist ein Gefühl, dass rationalisiert wurde, im wahrsten Sinne des Wortes, es wurde zum Vernunftausdruck geadelt.

Bei solchen Ehrungen sollte man immer an Humes Erkenntnis und Diktum denken: „Reason is, and ought only to be the slave of the passions“.

[Untertitel]

„Die Vernunft ist und sollte auch nur Sklavin der Affekte sein“.

Seltsam, dass andere Gefühle wie zum Beispiel der Altruismus, der ja auch sehr alt ist und schon in Primaten nachgewiesen werden kann, nie solche Ehre erlangten. Da streiten sich die Philosophen heute immer noch, ob es überhaupt in der ethischen Diskussion etwas zu suchen hat.

Mit ihm lässt sich ja auch kein Krieg anzetteln.

Korrekt! Das religiöse Gefühl ist bestens dazu geeignet, um zu unterdrücken und unterdrückt zu werden, um seinen Machtgelüsten eine verlogen rationale Basis zu geben und anderen den Stempel der Unwahren, der Ketzer, Ungläubigen, Häretikern aufzudrücken, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass die eigene Wahrheit so erlogen wie die der anderen ist.

Ich glaube außerdem, dass in diesem Zusammenhang die Frage, ob es einen Gott gibt, überhaupt niemanden mehr interessiert. Nicht, dass ich sagen will, dass der Säkularisierungsprozess vollendet ist, nein soviel Intelligenz trau ich meinen Mitmenschen nicht zu, aber ich denke, dass es nur noch um das Ausleben eben jenes religiösen Gefühls geht, dass alle Schranken niederreißt, dass den Anhänger ungestraft zum Mörder, Verleugner, Attentäter werden lassen kann, ohne dass eine Einsicht in mögliches falsches Tun notwendig ist.

Nun, meine Herren, wir sind nun schon mitten in der Diskussion, obwohl Ihre einleitenden Statements doch sehr plakativ waren – antireligiöse Stammtischparolen. Was Sie gesagt haben, widerspricht aber doch eindeutig den aktuellen Umfragen und Tatsachen. Versuchen wir doch, die Thematik etwas zu versachlichen, indem ich Ihnen einmal ein paar Zahlen und Fakten nenne: 45 Prozent der US-Amerikaner glauben, dass Gott den Menschen innerhalb von zehntausend Jahren geschaffen hat, immerhin 37 Prozent glauben, dass Göttliches alles Sein in Gang gesetzt hat; in den deutschsprachigen Ländern glaubt ein Fünftel der Bevölkerung an die Darstellung der Entstehung der Welt, wie sie in der Bibel geschildert wird, ein anderes Fünftel glaubt, die Evolution werde von Gott gesteuert. Viele sehen auch in dem neuen Interesse an der Religion ein Zeichen für ihre Wiederkehr: das Spektakel um den Tod Papst Johannes Paul II, die euphorische, natürlich auch mediale Begleitung der Wahl des Kardinal Ratzinger zum Papst Benedikt XVI, die Inszenierung des Weltjugendtages als religiöses Großereignis, George W. Bushs Selbsternennung zum Wiedergeborenen, Horst Köhlers Bitte, Gott möge doch unser Land schützen.

Da treffen wieder die alten Kumpanen: Gottesfürchtigkeit und Patriotismus zusammen.

Das sind Zahlen und Entwicklungen, die sich auf die westlichen, so genannten säkularisierten Industrieländer beziehen …

Vielleicht ist es aber auch nur so, dass die Religionen als Marktprodukt gesehen werden, als weitere Möglichkeit der Teilnahme an einem Konsumevent – das bedeutet dann nicht Rückkehr der Religion, sondern nur Ausweitung des Konsumangebotes neben anderen Angeboten, neben Pop- und anderen Events, die die Sucht nach Großereignissen befriedigen.

Sinnsuchende im Schnäppchenmarkt.

Dass Religionen Sinn stiften ist auch Unsinn, ein lange gepflegtes Gerücht.

… – wie mag es in den Entwicklungs- und Schwellenländern aussehen, wie in den moslemisch geprägten Ländern.

Dort grassieren Fundamentalismus und Missionierung: …

Oder beides gemeinsam.

… Selbstmordattentäter auf der einen, politisch aktive Evangelikale auf der anderen Seite, das Erstarken der Pfingstler in Südamerika, die Christianisierung Koreas, der auch blutige Kampf des Islam und des Christentums um die Vorherrschaft in Afrika, verfeindete hinduistische und islamische Gruppen in Pakistan – man könnte die Liste endlos fortführen.

Säkularisierung? Ist sie in den Köpfen nicht gescheitert? Ist sie je dort angekommen? Aber hat die Säkularisierung der Gesellschaften überhaupt stattgefunden? Oder leben wir schon in einem postsäkularen Zeitalter wie Habermas meint?

Der ja auch noch an die soziale und moralische Kraft der religiösen Gemeinschaften glaubt.

Im Grundgesetz der Bundesrepublik steht, dass das deutsche Volk es sich, ich zitiere, „im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen“ gegeben hat; Bush vergleicht seinen Kampf gegen den Terrorismus, gegen die islamistische Ader des Islam, ihn selbst, als Kreuzzug; das Festhalten an der Todesstrafe wird in einer der größten Demokratien der Welt durch den Rekurs aufs alte Testament begründet, auf den Rachegedanken des „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ als göttliches Gerechtigkeitsideal; ähnlich leitet ein großer Teil der arabischen Länder seine Rechtsgewalt von Jahrhunderte lang tradierten religiös motivierten Rachesprüchen ab; in Hongkong erhielt das Feng Shui-Hochhaus ein Loch, um einem Drachen den Durchflug zum Meer zu ermöglichen. Säkularisierung? Regiert nicht der Mythos immer noch unsere Gedanken?

Nein, Dummheit!

Richtig, wir müssen darlegen, dass auch die so genannten großen Religionen, monotheistische wie pantheistische, eine Sonderstellung nur genießen aufgrund der Anzahl ihrer Anhänger, auch sie sind Hirngespinste, Mythen, sinnstiftende Verblendungsinstitutionen und –instrumente – zugegeben: mit einer langen Tradition. Aber wie wir wissen entstehen ja auch immer neue Mythen, bei denen die menschliche Handschrift noch so offensichtlich zu erkennen ist. Mormonismus, die Moon-Sekte oder die geisttötende Scientology-Sekte sind die prominentesten Beispiele; der Kult von John Frum, wie ihn David Attenborough darlegt, ist weniger bekannt, aber spiegelt eindrücklich die Entstehung einer Religion oder religiösen Vorstellung mit nahezu allen Eigenschaften bis hin zum Erlösungsmythos wider. Er unterscheidet sich von den großen Religionen nur in wenigen speziellen Einzelheiten, in der Zeit seines Bestehens natürlich und vor allem in der die großen Religionen oder Kulte auszeichnenden Systematik. Die Zeit, die die Monotheismen hatten, Jahrhunderte, ja Jahrtausende, ihre Anhänger mit ihren Doktrinen zu infizieren, sie über die Erziehung – oder Eroberung – an nächste Generationen und Völker weiterzugeben, zu überliefern, versucht eine Religion wie Scientology abzukürzen durch Gehirnwäsche.

Das ist modern, das passt in die schnelle Zeit: Man konstruiert ein System aus den Derivaten traditioneller Religionen, nennt es Religion und ist noch durch Verfassungen, Grundgesetze und dumme Politiker geschützt, versieht es mit den Insignien der alten Religionen und versammelt eine Heerschar williger, profitsüchtiger „Priester“, prominenter Angehöriger und Sinn suchender Dummköpfe, die mittels Autitoring – eigentlich eine billige Gehirnwäsche - zu gläubigen Anhängern und Missionaren werden und den konstruierten Unsinn weiter verbreiten. Man könnte fragen: Was bringt das? Nun, Macht und Profit wenigen, Sinn dem Heer Verführter, den Glauben, etwas Höherem anzugehören.

Es ist die Erziehung! Ich möchte zunächst nochmals unseren - plakativen - Gedankengang von vorhin aufgreifen – auf das Problem Gott komme ich später zurück: Johann hat es so knapp und brillant gesagt: „Unter allen Geisteskrankheiten, welche ‚der Mensch in seinem dunklen Drange’ sich systematisch in den Schädel impfte, ist die Gottespest die allerscheusslichste“. Leider sind deine Prophezeiungen nicht in Erfüllung gegangen, das von „raffinirten Schwindlern erfundenes Gespenst“ wurde von anderen Götzen ersetzt, nein ergänzt. Aber zurück: Die Einimpfung beginnt früh, so früh, dass ein Ausweg, eigenes autonomes Denken fast unmöglich ist. Wie ein Krebsgeschwür haftet die Pest in einem, verbreitet sich und wird in der Regel bösartig. Es sind die Begriffe, von denen ich schon 1851 in meinem Buch Parerga und Paralipomena geschrieben habe, die irrigen Begriffe, die ohne Anschauung gebildet werden. Durch sie „entstehn mangelhafte, und aus diesen falsche Begriffe und endlich eine auf individuelle Art verschrobene Weltansicht, wie fast Jeder sie lange Zeit, die Meisten auf immer, im Kopfe herumträgt“.

Die Kinder haben keine Chance.

Ich kann das nur unterstützen. Da ist man heute froh, wenn in den Schulen deutschsprachiger Islamunterricht angeboten wird, feiert die Errungenschaft der Islamkunde – niemand will die Frage stellen, ob Religion überhaupt noch Gegenstand des Unterrichts sein sollte. Im Rahmen von Geschichte oder Ethik mag sie ihren Platz haben, aber es geht ja nicht um Wissensvermittlung, um wissenschaftliche Beschäftigung auch mit der Religion, sondern weiter um Indoktrination, um die Festigung des mythischen Denkens, um Verwissenschaftlichung des Aberglaubens, indem die Wissenschaft eskamotiert wird. Wenn Letizia Moratti, die ehemalige italienische Ministerin für Bildung, Hochschulen und Forschung, Bürgermeisterin von Mailand – deren klerikal verseuchte Hirnwindungen auch vor Kunstzensur keinen Halt machen - offen sagt, dass Kinder und Jugendliche den Mythos und die Erzählung brauchen, sagt sie nur einen Teil der Wahrheit, der Staat braucht sie, um die Kinder und Jugendlichen zu entmündigen, ihnen eigenes Denken zu entfremden und hörig zu werden dem Geforderten. Und sie erdreisten sich immer mehr. In einer vor einiger Zeit geführten Diskussion um das Familienbild, ob die Frau durch staatlich geförderte Hilfen die Möglichkeit erhalten sollte, auch ihrem Beruf nachzugehen, posaunt der katholische Bischof Walter Mixa, dass dadurch die Frau zur Gebährmaschine degradiert würde – hat er vergessen - sicherlich nicht -, dass die Frau allein schon durch das Verbot von Verhütungsmitteln in der Familie aufs Gebären reduziert ist, die anderen sind Huren. Und selbst in ihrer Verteidigung des Vorhabens versäumt es Maria Böhmer von der CDU nicht, zu betonen, dass bei solchen Fragen die Meinung der Kirche – wahrscheinlich als Moralinhaberin – äußerst wertvoll sei. Sie fürchtet doch nur den Verlust ihrer verklemmten Scheingläubigen, die die Moral nur dann kennen, wenn es um die Bestätigung eigener Vorurteile geht.

Schattenspiele

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