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LA PORCIÚNCULA – BUNTES LEUCHTEN
EINE MODERNE KIRCHE ALS GLASKUNSTWERK
Wer behauptet, moderne Architektur sei nicht emotional, kann sich an der Platja de Palma vom Gegenteil überzeugen. Je nach Sonneneinstrahlung verwandelt sich der runde Kirchenraum der »Kristallkirche« La Porciúncula in ein Fest aus Licht und Farbe. Zum Gebäudekomplex gehört auch ein kleines Museum zur Archäologie und Tourismusgeschichte.
Es heißt ja immer, die Hotelklötze aus den 1960er- und 70er-Jahren seien hässlich. Sie verschandelten die Küsten, sie seien unpersönlich und ragten unsensibel aus einer Landschaft empor, auf die sie keine Rücksicht nähmen. Mag sein, dass das so ist, es lohnt sich trotzdem, die Augen zu öffnen und sich diese Betonriesen einfach mal so anzuschauen, als wären sie bedeutende Bauwerke. Auf Mallorca gibt es zahllose Gemeinden, wo man diesen Selbstversuch durchführen kann. Das gilt erst recht für die Keimzelle des Massentourismus, die Platja de Palma.
Warum also nicht den Besuch der Kirche La Porciúncula mit einem Spaziergang durch die Tourismusgeschichte in Form von Hotelbauten verbinden? Los geht es an der Küste, von der Plaça Sant Ferran aus. In der gleichnamigen Kirche, die an einer Ecke des Platzes steht, trifft sich übrigens sonntags die deutsche Gemeinde zum Gottesdienst.
Apropos deutsche Gemeinde: Der berühmt-berüchtigte »Ballermann« liegt gleich um die Ecke. Man spaziert einfach den Carrer del Pare Bartomeu Salvà – besser bekannt als Schinkenstraße – landeinwärts, vorbei am »Bierkönig« und dem Imbiss »Grillkönig«. Die Vergnügungsmeile ist, wenn man es aus der Distanz betrachtet, auch ein Stück Tourismusgeschichte. Aber zurück zu den Hotelbauten, deren Balkone versuchen, einen Blick aufs Meer zu erlauben. Wenn man einmal damit anfängt, auf die Fassaden zu achten, entdeckt man, wie vielfältig diese Hotelblöcke sein können, ja man kann an ihnen auch eine Art Ideologie des Massentourismus ablesen, denn diese Bauten sagen: »Jeder hat das gleiche Anrecht auf ein bisschen Meer und Sonne. Wo kämen wir hin, wenn jeder seine eigene Finca wollte? Genießt die Tage und schaltet einfach ab!«
DIE PLATJA DE PALMA IST VOR ALLEM FÜR DIE PARTYZONE AM »BALLERMANN« BEKANNT.
Vom »Ballermann« ins Kloster
Diese Gedanken über den Tourismus, wie er in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstand und zum Teil noch lebendig ist, kann man gut in der Kirche La Porciúncula fortsetzen. Zu dem 1968 fertiggestellten Gotteshaus gehört auch ein Kloster, in dem auf mehreren Stellwänden die Tourismusgeschichte der Insel nachgezeichnet wird. Das Kloster wird vom Regulierten Dritten Orden des heiligen Franziskus unterhalten. In der Anlage befindet sich auch die Deutsche Schule Mallorcas.
In den Räumen ist auch ein kleines Archäologiemuseum untergebracht, womit die fünf Euro Eintrittsgeld für eine Kirche zumindest ein wenig begründeter erscheinen. Trotz der liebevoll arrangierten Ausstellung ist das Highlight die moderne Kirche selbst. Der mallorquinische Architekt Josep Ferragut Pou (1912–1968) hat unter einem Betondach, das sowohl an ein Zelt erinnert als auch an einen Mix aus Kernreaktor, James-Bond-Kulisse und New Age, eine umlaufende Fensterfront mit Glasmalereien gesetzt. Die Wirkung ist grandios.
DIE SOGENANNTE KRISTALLKIRCHE LIEGT NUR WENIGE HUNDERT METER DAVON ENTFERNT.
Die Glas- oder Kristallkirche, wie das Gotteshaus Mare de Dèu dels Angels de la Porciúncula oft genannt wird, spannt sich über einer ovalen Grundfläche von 23 mal 33 Metern. Die 39 Glasfenster, die den Raum umfassen, brechen das Licht des Südens durch die farblich intensiven Darstellungen, die Szenen aus dem Leben des heiligen Franziskus darstellen. Ebenfalls sehenswert ist ein Betonplatz, der im Stil der Kirche von Ferragut auf dem Gelände angelegt wurde und dem mallorquinischen Gelehrten Ramon Llull gewidmet ist.
PAELLA DIREKT AM MEER
Es gibt sie mittlerweile als Postkarten, alte Schwarz-Weiß-Ansichten der Platja de Palma. Das Verblüffende daran ist das, was man nicht sieht: keine Hotels, ja fast keine Gebäude. Nur ab und an steht da ein küstennahes Häuschen an einem Strand, der so idyllisch wirkt wie heute noch Es Trenc im Süden der Insel. In einem dieser einst vereinzelten Gebäude, die im frühen 20. Jahrhundert am Strand von Palma standen, befindet sich das Restaurant El Bungalow. Es liegt von der Kirche La Porciúncula aus gesehen in Richtung Palma im Ortsteil Ciutat Jardí. Besonders schön ist es natürlich, wenn man einen Platz auf der überdachten Terrasse bekommt – man sollte besser vorher reservieren. In der Küche werden typisch spanische Meeresgerichte wie Paella, schwarzer Reis, gegrillte Sardinen und vieles mehr zubereitet.
WEITERE INFORMATIONEN
La Porciúncula, Av. Fra Joan Llabrés 1, El Arenal, Juni–Mitte Okt. Mo–Sa 10–18, Mitte Okt.–Mai Mo–Sa 9.30–14.30 und 15–17 Uhr, www.spiritualmallorca.com
Restaurante El Bungalow, C/d’Esculls 2, Tel. 0034 971 26 27 38