Читать книгу Von Nacktschnecken und anderen Katastrophen - Lotta Liebich - Страница 4

Kapitel 1:

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Die Erfahrung zeigte es immer wieder, dass selbst ein Tag, der düsterer nicht beginnen konnte, häufig eine unerwartete Wendung nehmen mochte, eben so wie heute, am Freitag, den zweiten April.

Isabelle sah frustriert auf den Wandkalender in der Küche und tippte mit dem Zeigefinger auf den roten Kringel: »Um den Termin komme ich nicht drum herum.« Sie verdrehte die Augen, ging aus dem Raum und steuerte direkt das Badezimmer an. Hier stellte sie sich vor den Spiegel und starrte schweigend auf die vor ihr stehende Frau, wobei sie eine einzige Stelle in ihrem Gesicht fixierte. War das etwa ein weiteres Fältchen, das sich auf ihre Stirn verirrt hatte? Himmel nochmal, sie war gerade erst 35 Jahre alt, oder so. Wie konnte es sein, dass sie begann zu schrumpeln, wie eine alte Pflaume? Jetzt schon? Völlig unerwartet, ehe sie den Mann kennengelernt hatte, mit dem sie ihr restliches Leben zu teilen beabsichtigte, oder zumindest einen potenziellen Kerl, der sie nach einer unendlichen Durststrecke eine ganze Nacht lang verwöhnen würde.

Sie fiel der Alterung anheim, noch bevor sie einen sexy Typ gefunden hatte, der sich ihr dabei behilflich zeigte, die überschüssige Energie zu entladen. Der ihr erlaubte, lusterfüllt die Anspannung aus dem Leib zu kreischen. Ja, ohne Zweifel, ihr lief allmählich die Zeit davon, redete sie sich mit aller Sturheit ein. Da half es auch nichts, wenn ihre Freundinnen mit ehrlicher Überzeugung schwärmten, wie glatt ihre Haut und wie straff ihr Körper doch war.

Sie fragte sich, wer schon eine Greisin in sein Bett lassen wollte, wo der Markt unendlich viele junge und knackige Frauen bot.

Heute stand für sie wieder einer dieser beschissenen Termine bei der Agentur für Arbeit an, weil Isabelle seit einigen Monaten als arbeitssuchend galt. Völlig unverschuldet war sie in diese Situation geraten, denn ihr Arbeitgeber hatte den Laden insolvent zum Teufel gejagt.

Arbeitssuchend, na prima, wie sich dies schon anhörte.

Seit jeher war sie in einem Beschäftigungsverhältnis gestanden, nachdem Isabelle das Abitur mit Bravour geschafft und das Studium der Betriebswirtschaft mit ansehnlichem Ergebnis durchgezogen hatte.

Kurz darauf machte sie sich in einem Unternehmen nützlich, dem bald schon eine wirtschaftliche Blütezeit prognostiziert worden war. Trotzdem saßen die Mitarbeiter und eben auch Isabelle irgendwann auf der Straße.

Sie strich sich das blonde Haar auf der linken Seite hinter das Ohr, starrte ihr Gegenüber an, zupfte die Strähne wieder hervor und wuschelte sich durch den Schopf.

Kopfschüttelnd öffnete sie die große Schnalle des breiten Gürtels um ihre Taille und zog das Leder enger. Sie hatte bereits das letzte Loch gewählt und noch immer saß er recht locker um den schmalen Leib.

Der Kragen des grauen Strickkleides kratzte sie und sie zog genervt daran, bis sie die Naht krachen hörte: »Ach Scheiße, Mann.« Panisch drehte sie sich hin und her, rückte näher zum Spiegelbild. Zum Glück war darin kein Riss zu erkennen.

Der Blick auf die Armbanduhr alarmierte sie, sich nun etwas mehr zu beeilen, denn zu spät zu kommen, das war für Isabelle undenkbar. Selbst wenn es sich um einen solch unangenehmen Termin handelte, wie den Heutigen. Eilig legte sie den Lippenstift auf, schmiss ihn zurück in die Acrylschublade des Spiegelschrankes, drehte sich um und schlug auf den Lichtschalter an der Wand, bevor sie den Raum verließ.

Einige Minuten später bereits lenkte Isabelle ihren weißen Peugeot auf den Parkplatz der `Arge´. Sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass wenigstens der Abend einen angenehmeren Verlauf nehmen würde. Dann, wenn sie sich mit Emma, Jezna und Leni im `Taverna´ treffen wollte, um gepflegt ein paar `Aperol Spritz´ oder sonst etwas Süffiges zu schlürfen.

***

Emma kritzelte Kringel auf ihren Notizblick, nickte stumm und ließ sich die Schimpftirade mit halbem Ohr gefallen. Sie nahm den Hörer und hielt ihn am ausgestreckten Arm zur Seite, als ihre Sekretärin ins Zimmer schaute und einen weiteren Rückrufzettel zeigte. Emma nickte erneut, verdrehte die Augen, weil ihr der Papierfetzen nun auch noch vor der Nase hin und her gewedelt wurde. Sie winkte ab, richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den tobenden Gesprächspartner und schloss konzentriert die Augen, bevor sie ansetzte: »Natürlich kann ich ihren Ärger verstehen, Herr Schubert! Aber meinen Sie nicht, dass wir die Versäumnisse meines Kollegen vergessen sollten, damit wir nun gemeinsam an Ihre Belange herangehen können?« Emma lehnte sich im Schreibtischsessel zurück.

»Endlich einmal ein vernünftiger Vorschlag«, dröhnte der Kunde mit vor Schreien heißerer Stimme.

»Selbstverständlich werde ich mich unverzüglich darum kümmern, sobald Sie mir Ihre Unterlagen vorbeigebracht haben. Vielleicht gleich Morgen, was halten Sie davon?«

»Das würde mich doch etwas beruhigen!«, antwortete Hans Schubert.

Einige Momente vergingen, bis die Steuerberaterin mit schmeichelnder Stimme und einem freundlichen Gruß endlich auflegen durfte. Sie stemmte die Ellbogen gegen die Tischplatte, legte die Stirn in die Handflächen und schloss die Augen.

»Nimmt dieser Tag eigentlich gar kein Ende mehr?«

Genervt griff sie nach dem auf dem Taschenrechner klebenden Notizzettel, wählte die Taste eins der Telefonanlage und wartete einen Augenblick, bis ihre Sekretärin abhob. »Marlene, sei so lieb und bring mir die Akte von `Jansen´. Bevor ich ihn zurückrufe, möchte ich doch nochmals reinschauen.«

Kaum, dass Emma aufgelegt hatte, nahm sie das Piepen ihres PCs wahr, der damit den Eingang einer E-Mail signalisierte.

Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als sie sah, dass Paul Berger geschrieben hatte. Seine Firma war ein Mandant von ihr, deswegen standen sie in regelmäßigem Kontakt zueinander.

Schon allein mit seiner sexy Stimme hatte er sie für sich eingenommen, gleich bei ihrem allerersten Telefongespräch und sie hoffte seither, dass er immer öfters unter fadenscheinigen Gründen anrufen würde, nur um ihn hören zu können. Das Phantom Paul Berger und seinen herrlichen Bass mit dem ausgeprägte Rollen seines `R-s´, was ihr immer wieder diese prickelnde Gänsehaut über den Körper jagte.

Wie er aussah, das wusste Emma nicht, denn er gab immer dann seine Akten hier im Büro ab, wenn sie noch nicht im Haus war. Sein Timing war demnach mehr als blöd. Stets rief er im Laufe des Tages an und erklärte, wie sehr er bedauere, sie erneut verfehlt zu haben. Ihre Knie wurden jedes Mal weich, obwohl er nur von den Zahlen in den, ihr vorliegenden Unterlagen, redete. Klar waren Ziffern und Fachwörter aus der Buchhaltung an sich wenig sexy, aber nicht, wenn sie aus seinem Mund strömten. Allein mit einem gehauchten `Fakturierung´ oder dem `Einnahmen-Ausgaben-Überschuss´ im samtenen Klang seiner Stimme, begannen ihre Schenkel zu beben.

Marlene trat ein, legte schweigend die gewünschte Akte auf den Tisch und verließ wieder unbemerkt den Raum. Emma starrte unterdessen noch immer angespannt auf den Bildschirm.

Sie führte den Mauszeiger über die Symbole verschlossener und geöffneter Briefumschläge und klickte doppelt auf den obersten. Unendlich lange Sekunden später öffnete sich die E-Mail und die Schrift flackerte verschwommen vor ihren Augen auf. Sie rieb sich

die Lider, verschmierte sich dabei den Mascara und sah auf die Buchstaben. Erst jetzt fiel ihr auf, was hier im Argen lag. »Brille. Verdammt, wo ist die?« Sie wühlte die losen Papiere zur Seite, griff nach der Jansen Akte, legte sie auf den Haufen rechts von ihr und fand endlich die Lesehilfe. Sie ärgerte sich seit langem darüber, dass die Schriftgröße hier bei den Emaileinstellungen sehr viel kleiner gehalten war, als bei den Kurznachrichten ihres mobilen Telefons, hatte bislang jedoch nicht herausgefunden, wie sie diese ändern konnte.

Kaum dass sie sich das silberne Designergestell auf die Nase geschoben hatte, versenkte sie nun neugierig den Blick in den Text auf dem Bildschirm.

»Hallo Emma, auch wenn ich diesmal keinen Grund habe anzurufen, um mich für mein gewohnt miserables Timing zu entschuldigen, habe ich gerade jetzt das Bedürfnis mich bei Ihnen zu melden. Ich möchte Sie nur fragen, wie es Ihnen geht.

Bald werde ich für meine Firma wieder Ihre Hilfe in Anspruch nehmen müssen und darf dann Ihr Büro aufsuchen. Glauben Sie, wir schaffen es endlich, uns zu sehen?

Nachdem wir schon einige Male miteinander gesprochen haben, würde ich so gern auch privat `Hallo´ sagen oder `Gute Nacht´.

Wäre es Ihnen arg unangenehm, mir Ihre Mobilfunknummer zu geben? Nur zu diesem Zweck, versprochen, nicht um Telefonterror zu treiben :) Oder vielleicht doch! ;) Tja, dieses Risiko müssten Sie in Kauf nehmen.

Jedenfalls schicke ich sicherheitshalber meine eigene Nummer, es könnte ja sein, dass es Ihnen lieber ist, wenn Sie mich stalken können *lacht*.

Im Anhang finden Sie meine digitale Visitenkarte.

Viele Grüße von Paul Berger«

Ein breites Grinsen legte sich auf Emmas Gesicht und sie spürte, wie es ihr die Hitze in die Wangen trieb.

Sie griff nach ihrem Mobiltelefon, öffnete die Kontakte und gab unter dem Namen Paul seine Nummer ein. Längere Zeit starrte sie auf die Ziffern, unsicher, ob sie ihm tatsächlich gleich schreiben, oder doch noch etwas abwarten sollte.

Emma entschied sich dazu, zunächst nur die E-Mail zu beantworten und ihm noch ein klein wenig die eigene private Telefonnummer vorzuenthalten. Neben einem lachenden Smiley bedankte sie sich und wünschte ihm, von wildem Herzklopfen begleitet, einen schönen Tag.

Auf ihre Antwort hin schwieg er sich aus, was verständlich war in Anbetracht dessen, dass sie ihn, für den Moment zumindest, abgewürgt hatte. Doch wenn es eine Regel im Umgang mit potenziellen Verehrern gab, dann diese, dass sich eine Frau zu Anfang unnahbar geben sollte. Dass sie sich nicht wie ein erlegtes Reh dem Kerl vor die Füße schmeißen durfte. Damit nämlich würde sie seinen naturgegebenen Jagdtrieb gleich von vorneherein im Keim ersticken. Ein Fehler, ein wirklich dummer Fehler wäre das, redete sie auf sich ein.

In der Theorie war dies Emma schon bewusst. Leider hatte sie es in der Vergangenheit nicht geschafft, sich an diese banale Regel zu halten. Natürlich wollte sie sich erkämpfen lassen, doch genau das ging ihr gewohnheitsgemäß zu langsam vonstatten. Letztlich endeten ihre frischen Beziehungen schnell damit, dass sie in einer Art Nacktschneckenmanier dem gelangweilten Kerl hinterherrutschte und kaum etwas anderes erntete als seine Schuhsohle, die sich auf ihren verletzlichen Leib presste.

Sie mochte schon gar nicht mehr darüber nachdenken, wie es ihr erginge, falls es diesmal wieder so enden würde. Tatsache war, dass es das nicht musste, solange sie sich nur beherrschte, nicht sofort in die Tastatur des Telefons zu hauen.

Emma schlug hämmernd mit dem Bleistift auf die Schreibtischplatte, sah letztlich auf den zweckentfremdeten Holzstängel und patschte mit der anderen Hand darauf. Ruhe kehrte ein und mit dieser drängte sich ein seltsames Rauschen in den Ohren in den Vordergrund.

Es war wie verhext, denn als sie weiter auf seinen Namen in der Kontaktliste schaute, konnte sie aus dem Augenwinkel heraus ihren Zeigefinger dabei beobachten, wie er kreuz und quer auf den Tasten ihres Telefons herumfuhrwerkte und letztlich, ohne Emmas willentliches Dazutun, löste dieser auch schon den Sendeknopf aus. Nur einen Moment später bereits, stahl sich gespiegelt die geschriebene Kurznachricht auf ihre schreckensgeweiteten Pupillen: »Hallo. Hier nun also meine Nummer. Gruß von Emma«

Sie schlug sich die flache Hand gegen die Stirn, verließ eilig das Programm, schaltete das Display aus und legte das Gerät vor sich auf dem Schreibtisch ab.

Minutenlang tat sich nichts, selbst wenn sie fast schon mit hypnotischem Blick den dunklen Bildschirm betrachtete und diesen in Gedanken beschwor, endlich aufzuleuchten.

Emma saß nur da, klemmte weiterhin die inzwischen blutleeren Hände auf dem Sitz unter den Po, wippte dazu nervös mit den Füßen und wartete ungeduldig auf das ersehnte Lebenszeichen.

***

Nach diesem mehr als bescheidenen Tag freute sich Isabelle darauf, endlich ihre neuen hochhackigen Pumps ausführen zu können, selbst wenn der Winter sich noch eisern am April festklammerte.

Emma wartete bereits am Eingang vor dem Taverna auf sie, als Isabelle in ihren dicken Wintermantel gehüllt, die schlanken, inzwischen tiefgefrorenen Beine stöckelnd die schneebedeckten Stufen hinaufjagte, darauf bedacht, nicht mit den glatten Sohlen auszurutschen und auf dem Po zu landen.

Sie lachte winkend, als sie die zierliche Gestalt mit der roten Strickmütze auf dem Kopf erkannte.

Emma hüpfte auf und ab und ihr braunes, schulterlanges Haar, das seitlich aus der Mütze hing, peitschte ihr dabei ins Gesicht.

Arm in Arm betraten sie die Bar, gingen zielstrebig an der Theke vorüber und nahmen an einem Zweiertisch Platz, abseits vom Gedrängel im vorderen Bereich. Es roch verlockend nach frischgebackenen Baguettes, nach Käse und gebratenem Schinken und auch wenn Isabelles Geruchs- und Geschmacksnerven ein bisschen verkorkst waren, raubte ihr dieser intensive Duft fast die Beherrschung. Sie schüttelte unmerklich den Kopf, redete gedanklich vehement auf sich ein, sich weiter an die knallharten Vorgaben der Proteindiät halten zu müssen und diese nicht mit diesem Teufelszeug zu versauen. Es gab kein Schwächeln, wo sie sich doch vorgenommen hatte, bald wieder in das 34-ger schwarze Knappe zu passen, das mit dem Rückenausschnitt bis zur Taille, einfach umwerfend sexy aussah.

Hier saßen sie nun also, fernab von all den Frauen, die in ihren Miniröcken und bauchfreien Tops oder in hautengen Jeans umher flanierten und sichtlich dabei froren. Jene, die mit auf toupiertem Haar und knallrot geschminkten Lippen die Männer an der Theke in Augenschein nahmen.

Die Kerle dagegen lutschten nichtsahnend allein oder auch zu zweit jeweils an einem Bierglas und wussten nicht, dass sie von beziehungshungrigen Damen bis auf die Nieren durchleuchtet wurden.

Einige Minuten später bereits hatten Emma und Isabelle ihre Getränke bestellt. Ganz bewusst sahen sie nicht zum Nachbartisch, auf dem zwei prallgefüllte Teller mit herrlich duftenden Nudelgerichten bereitstanden. Natürlich nicht für sie. Vielmehr für die beiden üppigen Frauen, die sich enthusiastisch darüber hermachten, kaum dass die Speisen vor ihnen abgestellt worden waren.

»Hast du Jezna und Leni angerufen?« Emma fuhr mit der Fingerspitze am Rand ihres Glases entlang und griff beherzt nach dem Holzstäbchen darin, auf dem zwei Cocktailkirschen aufgespießt lagen.

Isabelle nickte derweil zur Antwort.

»Hascht du schie denn auch erreicht?« Genüsslich kaute Emma auf den süßen Früchten.

»Ja, Leni hat mir geschrieben, dass sie heute länger an einem Exposé arbeiten muss und Jezna ist krank. Magen-Darm-Grippe hat sie gemeint«, gab Isabelle zurück. Sie lenkte den Blick vom leeren Cocktailkirschenstäbchen ihrer Freundin auf das Eigene im Glas, und spielte damit, in dem sie es wie einen Kartoffelstampfer auf und ab bewegte, bevor sie ebenfalls eine der Früchte genüsslich mit den Schneidezähnen herunterzuziehen versuchte. Sie tat dies völlig ohne Reue, schließlich war an den Kirschen kein Gramm Fett.

Eine davon stürzte ab und landete platschend auf ihrem Schoß. Grimmig griff Isabelle mit den Fingerspitzen danach und stopfte sie sich kurzerhand in den Mund.

»Dieser Paul …«, Emma stockte kurz und sah ihrer Freundin direkt in die Augen. »Naja, er hat mich heute nach meiner Telefonnummer gefragt.« Blöd vor sich hin grinsend lenkte sie den Blick zurück auf den halbleergetrunkene Cocktail und überlegte, wie sie fortfahren konnte.

»Moment, dieser Kunde von dir? Ja und?« Isabelle legte die Handflächen auf die Tischplatte und lehnte sich nach vorn, als könnte sie sonst etwas verpassen.

»Ich habe ihm meine Nummer nicht sofort gegeben. Er gab mir aber seine.«

»Gut gemacht, Süße.« Zufrieden lächelte Isabelle, stutzte jedoch, als ihr Emma mit dem Blick auswich: »Hm!«

»Was bedeutet das jetzt, dieses Hm?« Die Freundin zog die Augenbrauen hoch.

»Ich konnte es mir nicht lange verkneifen, ihm zu schreiben, darum hab ich ihm dann doch irgendwie meine Nummer gegeben und ganz schnell kam seine Antwort. «

»Ach, irgendwie hast du ihm etwas geschrieben?« Verschmitzt musste Isabelle grinsen.

»Warte kurz …« Emma kramte ihr Mobiltelefon hervor, drückte mit dem Daumen einige Tasten und hielt das Display direkt vor die Augen der Freundin, die nun leise die bedeutungsvollen Worte las. Tonlos bewegte sie dazu die Lippen und lächelte. »Voll süß! Hast ihm darauf auch schon geantwortet?«

»Nein, noch nicht. Damit lass ich mir Zeit. Er soll nicht meinen, dass ich auf seine Anrufe und Nachrichten warte.«

»Na hör mal, wenn er so heiß darauf ist, deine sexy Stimme zu hören, wie er schreibt, dann darfst du schon nochmals reagieren und ihn vielleicht sogar anrufen.«

Eine junge Frau mit vollbeladenem Tablett trat an den Tisch, musterte kurz die Gläser und ging freundlich lächelnd weiter.

Isabelle sah ihr hinterher, betrachtete die langen, schlanken Beine, die sich unter der knöchellangen Schürze deutlich abzeichneten, und stöhnte leidend. Sie zwang sich den Blick abschweifen zu lassen, fuhr an den Gästen entlang, die sich an der Theke eingefunden hatten bis ganz nach vorn, wo gerade die Eingangstür aufgeschoben wurde. Ohne den Kopf abzuwenden, schoss ihre Hand über den Tisch, stieß mit ihr den Ständer der Speisen- und Getränkekarte um und schlug dann beherzt auf den Unterarm ihrer Freundin. In einer nickenden Bewegung wies sie mit Kinn auf drei Männer, die soeben das Lokal betraten.

»Hey, die kenne ich …«, Emma lehnte sich weiter vor, » … ja klar, kenne ich die. Naja, zumindest zwei davon. Beide sind Polizisten, Kollegen von meinem Exmann.«

Isabelles Interesse war nun erst recht geweckt: »Männer in Uniform, grrrr.«

Die Neuankömmlinge gingen langsam den Gang entlang und stellten sich in eine Lücke an der Theke, wo sie sich bald schon mit Pilsgläsern in den Händen haltend, angeregt miteinander unterhielten.

»Kennst du den da auch?« Isabelle spürte bereits das Ziehen in ihrem Genick, weil sie permanent in angespannter, verdrehter Position verharrte, nur um die Gruppe weiter zu beobachten.

»Welchen?«

»Na, den Blonden«, sie grinste Emma zu, griff sich an den Nacken und massierte sich.

»Den rechts meinst du? Das ist Alfons. Ein Ex-Kommissar.«

»Nicht der, den ganz links meine ich, den kleinen Jüngeren!«, widersprach Isabelle.

»Nö, den kenne ich nicht.«

»War ja wieder klar. Ach Mist!«

***

Jezna fegte mit der Hand den Wulst voll geschnäuzter Papiertaschentücher zur Seite und tastete nach ihrem Nasenspray. Egal, wie oft sie auch mit diesem pumpte und die Flasche dabei in alle erdenklichen Richtungen drehte, sie anhob oder absenkte, es wollte sich kein einziger Tropfen mehr daraus hervorbringen lassen: »Verdammter Mist!« Kreischte sie näselnd.

»Mit drei Kerlen treffe ich mich ...«, sie besann sich kurz: »Mit zwei Kerlen treffe ich mich und wer ist davon da, wenn ich einen brauche? Nix ... Keiner.« Ihre Stimme klang heißer.

Jens, die jüngste Eroberung nach Stefan, Holger und Richard, erwies als kaum sextauglich, weshalb er bereits nach wenigen Tagen seinen eigenen Weg gehen musste.

Es blieben noch Patrick, mit dem es schon verhältnismäßig lange anhielt, eben das, was sie auch immer zueinander unterhielten und Tobias. Bei beiden war es aber auch nur eine Frage der Zeit, wann Jezna sie, wie alle anderen überhatte und zum Teufel jagte.

Sie spürte ein Vibrieren, begleitet von einem aufdringlichem Glockenklang und Jezna wühlte zwischen den ganzen Kissen und der Wärmflasche nahe ihres Hinterns, um von dort das Mobiltelefon zu Tage zu fördern. Beim Melden zog sie ein gequältes Gesicht, was sich unweigerlich in der Stimme widerspiegelte: »Jaaa?«

»Hey Maus, wie geht's dir?« Leni kannte die Phasen, wenn ihre Freundin krank auf der Couch lag und mit sich und aller Welt haderte. Deshalb bemühte sie sich, besonders besorgt zu klingen.

»So schlecht fühle ich mich und keiner ist da und kocht mir Suppe.«

»Ich wäre ja gern gekommen, musste heute aber noch etwas für meinen Verlag fertigmachen. Hat sich Isa bei dir gemeldet?«

Jezna schnäuzte sich lautstark die Nase und brummte in das Taschentuch: »Ja, hat mich angerufen, weil sie wollte, dass ich ins Taverna komme. Isa hat gleich gemerkt, dass mit mir, mit meinem verkorksten Durchfallbauch und der Erkältung nichts anzufangen ist.« Sie hustete heftig.

»Mir haben beide Mädels heute geschrieben. Unsere Emma freut sich höllisch, weil ihr Kunde Paul jetzt auch privaten Kontakt haben möchte.«

»Ja, ja, Paul Berger. Sie hat mir schon öfters von ihm erzählt und ich bin gespannt was passiert, wenn sich die beiden das erste Mal gegenüberstehen.« Jezna rotzte lautstark, bevor sie fortfuhr: »Vielleicht bepisst sich Emma ja vor Begeisterung.« Jezna kicherte du bekam letztlich vom Lachen einen Hustenanfall.

»Glaube ich nicht. Und falls er nicht gerade der Traummann schlechthin ist, ist das auch völlig egal. Hauptsache er tut ihr gut.«

»Klar tut er ihr am Anfang gut. Aber wie ich Emma kenne, will sie was Festes und genau das dürfte der Knackpunkt sein, Leni. Die meisten Kerle wollen eben nur in die Kiste springen.«

»Warum musst du immer schwarzsehen? Vielleicht ist er ja anders?«

»Also bitte, wenn ich gewusst hätte, wie sich das Leben später entwickelt, wie scheiße die Männer sind, dann wäre ich im Sandkasten sitzengeblieben und würde bis heute Katzenwürste aussortieren.«

Leni kicherte. »Dabei bist du es, die reihenweise Herzen bricht, mein Schatz.«

Jezna schwieg einen Moment, bevor sie leise antwortete: »Du weißt warum. Sie verdienen es nicht anders, nachdem, was sie mit mir gemacht haben. Und das jahrelang.«

Leni wusste es natürlich, konnte emotional jedoch nicht nachvollziehen, wie es sich anfühlte betrogen zu werden. Lange war sie mit ein und demselben Mann zusammen gewesen. Einem Kerl, der, was seine Treue und Loyalität ihr gegenüber betraf, sie nie enttäuscht hatte. Zumindest war ihr nie bekannt geworden, dass er sie betrogen hätte. Leider aber gab es nichts, das sie verband, nichts, das sie gemeinsam interessierte. Sie hatten sich auseinandergelebt, fühlten weder Liebe, noch Interesse füreinander und körperlich bereits seit Jahren keinerlei Anziehung. Zwangsläufig führte dieser Umstand letztlich zur Trennung und zu einer Scheidung ganz ohne Wehmut und Schmerz. Liebeskummer kannte Leni demnach nicht und eben auch nicht das Gefühl, wie es war, betrogen zu werden. Einerseits durfte sie sich glücklich schätzen, andererseits fehlte ihr etwas sehr wichtiges, tiefgehendes, starkmachendes- und zugleich schwächendes: Es fehlte ihr die Liebe.

***

Der Abend war inzwischen fortgeschritten und der Geräuschpegel im Lokal war deutlich höher, als noch zwei Stunden zuvor, als die beiden Freundinnen hier eingetroffen waren.

Emma spürte sehr schnell, dass sie die Aufmerksamkeit von Isabelle nur schwerlich auf sich zurücklenken konnte und dies war nicht nur dem Stimmengewirr um sie herum geschuldet. Sie grinste und beobachtete die Freundin dabei, wie sie mit dem Zeigefinger wechselweise Kringellocken in das sonst so glatte, blonde Haar drehte oder ihn sich zwischen die Lippen schob, um geistig völlig entrückt daran zu saugen.

Die Kellnerin stand erneut breit lächelnd neben ihnen und hob erwartungsvoll die Augenbrauen, nachdem sie den Tisch abgeräumt hatte.

Emma und Isabelle sahen auf den leeren Tisch vor sich und bestellten eilig noch etwas zu trinken.

»Hey!«, stieß Isabelle empört aus, als ihr Emma aus heiterem Himmel gegen das Schienbein getreten hatte. Erschrocken wendete sich die Kellnerin zu ihnen um, nachdem sie bereits einige Meter entfernt war, machte sich aber gleich wieder auf den Weg, weil sie nicht gemeint war.

»Guck doch mal«, presste Emma zwischen den Zähnen hervor und kaum dass Isabelle den Kopf zur Seite gedreht hatte, starrte sie auch schon auf den Jeanshosenbund eines Mannes, der direkt zu ihrer Linken am Tisch stehengeblieben war. Ein Zweiter tauchte wie aus dem Nichts auf und als Isabelle den Blick nach oben gleiten ließ, erkannte sie zwei der drei Männer der Gruppe, die sie aus der Ferne fast unentwegt beobachtet hatte. Sie verdrehte den Hals, um an den Genitalien des Einen vorbei, hinüber zur Theke sehen zu können, dorthin, wo noch immer der stand, welcher ihr so gut gefiel.

»Hallo Emma! Wie geht’s dir?« Der ältere der Beiden lächelte die hübsche Brünette an, bevor er mit charmantem Lächeln auch die Blondine betrachtete.

»Darf ich vorstellen? Das ist Isa.« Emma wies mit dem Kinn zu ihrer Freundin, die nur kurz angebunden vom einen zum anderen blickte und nacheinander die Hand zum Gruß reichte. Danach starrte sie erneut hinüber zur Bar, wo der Auserkorene noch immer allein dastand und sein Bier trank.

Emma dagegen redete munter weiter, als sie merkte, dass Isabelle nicht bei der Sache war: »Meine Güte Alfons und Konrad, das ist ja eine Ewigkeit her, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben. Wie geht’s euch denn?« Sie lächelte süß.

Scheu schaute der Zurückgebliebene zu Isabelle und sie spürte gleich, wie sehr er sie in Sekundenbruchteilen zu berühren vermochte. Wie sehr sie doch derartig schüchterne Männer liebte, weil sie ihr das Gefühl gaben, als wäre nicht nur sie so zurückhaltend und als stünde in Aussicht, dass sie zu zweit die Liebe und den Sex erforschen würden, naiv kindlich, harmlos und scheu.

Ihre Blicke trafen sich plötzlich und schnell sahen beide zur Seite. Es durchfuhr die hübsche Blondine wie ein Blitz und ihre Glieder spannten sich an, ihr Herz raste, die Handflächen wurden feucht und sie verspürte das überwältigende Gefühl heftigen Harndrangs.

Verräterisch stieg nun auch die Hitze in ihre Wangen und ihr blieb nur zu hoffen, dass er von Kurzsichtigkeit geschlagen, den Farbwechsel in ihrem Gesicht nicht wahrnehmen konnte.

Leider war es schon immer so gewesen, dass ihr Interesse gleich für jeden erkennbar war und sie betete inständig darum, dass wenigstens dieser eine Mann nicht sofort in ihr lesen konnte, wie in einem aufgeschlagenen Buch, das in Großbuchstaben blinkend ihre Verletzlichkeit preisgab.

Dem Gespräch zwischen den beiden Polizisten und ihrer Freundin hörte Isabelle kaum zu, selbst wenn sie sich zwischendurch scheinbar interessiert allen Dreien zuwendete und dämlich grinste.

Wie ein Idiot benehme ich mich, dachte sie und war sich sicher, dass sie an völlig unpassenden Stellen nickte. Vielleicht sogar lächelte sie belustigt und zeigte sich fröhlich, gerade dann, wenn vom Tod eines geliebten Haustieres die Rede war. Wundern würde sie das jedenfalls nicht.

Die Stimmen klangen weit entfernt für sie, wie die aus einem Traum und die fremdsprachengleichen Worte und Floskeln drangen als undefinierbare Geräusche zu ihren Ohren vor, kämpften sich durch ihre Gehirnwindungen, um sich von dort aus ins Nichts zu verabschieden.

»Oder Isa? Ist doch auch okay für dich?«

Der erneute Tritt gegen ihr Schienbein holte sie in den Wachzustand zurück. »Hey!«, schnaubte sie erschrocken und zog ein schmerzverzerrtes Gesicht.

Emma sah sie mit zusammengekniffenen Augen an, während Alfons und Konrad dagegen nur offensichtlich verstehend schmunzelten.

»Ja klar!«, wusste Isabelle schnell und übereifrig zu antworten, fernab jeglichen Wissens, zu was sie hier ihre Zustimmung gegeben hatte.

»Klasse!«, warf der Jüngere der beiden Polizisten ein und er winkte den, an der Theke verbliebenen Freund zu sich her. Die Männer rückten weitere Stühle vom Nebentisch heran und setzten sich gemeinsam zu den Frauen.

Es herrschte für einen kurzen Moment seltsame Stille, lediglich das Murmeln an den umliegenden Plätzen durchbrach das peinliche Schweigen.

Die Eiswürfel klirrten, als Emma ihr Glas an den Mund führte und sie musste im nächsten Moment heftig husten, weil sie sich verschluckt hatte. Isabelle sah sie irritiert an, weil sie sich mit dem Zeigefinger auf den Zahnspalt zwischen ihren eigenen Schneidezähnen tippte und die Freundin dabei mit starrem Blick fixierte.

Isabelle verstand zunächst nicht recht, was Emma hier bezweckte, als sie jedoch weiter in ihre aufgerissenen Augen schaute, sich nun selbst an den Mund fasste, mit den Fingerspitzen die Lippen entlangfuhr, da bemerkte sie das festgefrorene Lächeln in ihrem Gesicht. Deutlich konnte sie erfühlen, dass sie in ihrer Nervosität permanent die Zähne bleckte, in denen irgendetwas feststeckte, wenn sie Emmas Grimassen richtig zu deuten wusste. Jetzt, wo sie endlich kapiert hatte sprang sie von ihrem Stuhl auf und murmelte Unverständliches vor sich hin, bevor sie mit langen Schritten und der Handtasche unter den Arm geklemmt, das Weite der Toilette suchte.

Wütend auf sich und auf ihre Unfähigkeit, locker mit fremden, gutaussehenden Männern umgehen zu können, pulte sie grob den Rest der Cocktailkirsche aus der Ritze des Kauwerkzeugs hervor. Dabei schob sie mit den Fingern die Lippen aus dem Weg, um zu sehen, ob da womöglich noch mehr festhing.

»Wie blöd muss man eigentlich sein …«, nuschelte sie, »… wie dämlich, dass man einen Mann mit so roten Backen und mit einem ganzen Drecklappen zwischen den Zähnen nur doof anblökt?«

Sie schrak zusammen, als die Tür neben ihr geöffnet wurde und gegen die Wand schlug. Ein junges Mädchen kam grinsend aus dem Toilettenbereich heraus, verließ mit ungewaschenen Händen auch den Vorraum und verschwand nach draußen.

»Weib, du bist echt `ne Sau. Pfui Teufel!« Isabelle lenkte den Blick von der Eingangstür zurück auf das Waschbecken und ließ sich kühles Wasser über die Handgelenke laufen. Sie spritzte wütend einen Schwall gegen ihr Spiegelbild vor sich und atmete einige Male ein und aus, bevor sie sich abtrocknete und ebenfalls aus der Toilette ging.

Vorsichtig sah sie um die Ecke, als sie aus dem schmalen Gang in den großen Raum zurückkehrte. Hier postierte sie sich hinter den Gästen an einem Stehtisch und beobachtete für einen kurzen Moment ihre Freundin, die sich angeregt mit den Männern an ihrem Platz unterhielt.

Ohne sie.

Isabelle konnte nicht verstehen, weshalb sie so verunsichert war. Im Berufsleben musste sie doch auch Tag für Tag ihren Mann, oder wohl eher ihre Frau stehen. Bisher zumindest, bis zum unvermeidlichen Untergang der Firma, in der sie sehr hart für ihren Chef und Exfreund gearbeitet hatte. Doch nicht nur dies, auch finanziell hatte sie diesem Mann geholfen, sich mit einem Kurierunternehmen ein Standbein zu verschaffen. Letztlich wurde sie jedoch von ihm abserviert, als er sich in eine andere Frau verknallt hatte. In ein unverschämtes Miststück, das sich eines Tages ungefragt an Isabelles Schreibtisch gesetzt und ihr mit dem Stiefel dieses Schufts einen ordentlichen Tritt in den Allerwertesten verpasst hatte.

Sie betrachtete nochmals die Gruppe an ihrem eigenen Tisch, nahm allen Mut zusammen und machte sich auf den Weg. Bestimmt würde sie unbemerkt Platz nehmen und die Aufmerksamkeit einzig auf ihr Getränk richten können, hoffte sie, nur um nicht in das Gesicht dieses tollen Mannes sehen zu müssen.

Kaum jedoch, dass sie sich auf ihren Stuhl gesetzt hatte, rückte ihr umwerfend attraktiver Nebensitzer näher zu ihr. Er griff mit der einen Hand nach Isabelles Stuhllehne, mit der anderen nach dem Rand der Sitzfläche und zog sie mit schmerzhaftem Quietschen zu sich. Sie sah auf die zarten Finger nahe ihres Oberschenkels und ein Prickeln machte sich wenige Zentimeter weiter oben in ihrem Schoß bemerkbar. Erschrocken wegen ihres Kontrollverlustes legte sie sich beide Hände auf ihre empfindliche Stelle und spürte zeitgleich, wie sich das Blut in ihrem Gesicht aufstaute.

»Ich bin übrigens Matthias.« Er reichte ihr die Rechte und sie gab ihm nach kurzem Zögern die ihre mit zittrigen Fingern.

Ein Lächeln umspielte seinen Mund und Isabelle hatte das Gefühl, als müsste sie sich völlig verlieren in seinen blauen Augen, im festen Blick, der nun überhaupt nicht mehr schüchtern wirkte. Unweigerlich drehte sich ihr der Magen um und sie glaubte fast schon, dass sie sich über seine Schenkel erbrechen würde. Darum konzentrierte sie sich auf ihre Atmung, lauschte auf ihren Herzschlag und schaffte es tatsächlich, sich wieder etwas zu beruhigen. Für einige Momente zumindest.

Sie sah ihm ins Gesicht, als er seine Aufmerksamkeit auf die Arbeitskollegen am Tisch richtete und entdeckte dabei die feinen Fältchen, die ihm einen spitzbübischen und ungemein einnehmenden Charme verliehen. An ein Stillsitzen war nun kaum noch zu denken und ihre Kleidung schien plötzlich zu eng zu sein. Es fühlte sich fast so an, als würde sie sich um ihren Brustkorb und um den Bauch spannen, nur um ihr den Raum zum Atmen zu rauben, gerade jetzt, wo Isabelle den Sauerstoff so dringend benötigte.

Was für ein Mann schallte es dabei unentwegt durch ihren Kopf und sie war kaum noch zu einem klaren Gedanken fähig.

Von Nacktschnecken und anderen Katastrophen

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