Читать книгу Von Nacktschnecken und anderen Katastrophen - Lotta Liebich - Страница 6

Kapitel 3:

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Was benötigte Frau mehr, also gutes Schuhwerk mit Zwölf-Zentimeter-Absätzen, nebst Gucci-Handtaschen, saisonbedingt farblich in Zartrosa oder Türkis auf die neu gekauften Hochhackigen abgestimmt, sowie die dazu ganz wunderbar passenden Schals und Gürtel aus dem `Prego´, ihrem Lieblingsladen?

Nichts brauchte sie sonst. Oder doch?

In der Tat bedurfte es zum Austausch diverser Smilies, von Floskeln und flink in die Tastatur gehauenen Kleinst-Romanen einer Internetflatrate für das Mobiltelefon, ansonsten wäre dies ein Kosten intensives Unterfangen. Glücklicherweise waren sie alle im Besitz einer solchen, neben den Schuhen, Schals, Taschen und Gürteln, wohlgemerkt.

Bereits mit dem ersten Augenaufschlag griff Emma nach ihrem Telefon, sah in der oberen Leiste nach, ob eine neue Nachricht vorhanden war und strahlte. Unverkennbar stand dort der kleine blaue Kringel, wegen dem sie immer dieses heftige Herzflattern bekam, sobald er auftauchte. Ein weiterer Knopfdruck genügte, um bestätigt zu wissen, wer sie kontaktiert hatte.

Glucksend drückte sie das Gerät gegen die Brust und stülpte die Satindecke um, in die sie jetzt das rechte Bein einwickelte, bevor sie kräftig den Daumen auf den Touchscreen quetschte, weil sie glaubte, Pauls Worte könnten auf diese Weise schneller sichtbar gemacht werden.

Emma kicherte und steckte sich den linken Daumennagel zwischen die Schneidezähne, als sie mit dem Blick über die Zeilen huschte.

Nach einem ersten groben Überfliegen seiner Worte, las sie erneut, diesmal aber langsamer. Auch wenn sie die Schriftart auf groß eingestellt hatte, musste sie die Augen zusammenkneifen, um alles deutlich zu erkennen. Ganz allmählich nahmen ihre Wangen eine rötliche Färbung an und sie spürte dieses Gefühl krabbelnder Ameisen in der Magengrube.

Als sie die Worte zum dritten Mal gekostet hatte, setzte sie sich ruckartig in ihrem Bett auf, hüpfte heraus, ging in die Küche und betätigte den Knopf am Kaffeeautomaten.

Wieder lag ihr Blick auf Pauls Nachricht. Sie, ließ sich dabei nicht vom surrenden Geräusch des Gerätes und vom Plätschern stören, als der Espresso in die Tasse lief.

Diesmal las sie laut und lächelte dabei, was ihrer Stimme einen besonders fröhlichen Unterton verlieh:

»Guten Morgen meine Hübsche!

Ich hoffe du hattest angenehme Träume.

Schon seit einer Woche schreiben wir uns jetzt regelmäßig, deshalb sind die Abende nicht mehr langweilig, wie sie davor waren.

Aber ich befürchte inzwischen, dass ich bald einen besorgten Anruf vom Pizzajungen bekomme, falls ich wegen unserer intensiven Gespräche heute auch wieder vergesse, etwas zu bestellen.

Darum hoffe ich, dass wir es schaffen, in der nächsten Zeit unsere Abende gemeinsam zu verbringen bei einer guten Flasche Wein und bei sanfter Musik. Dann möchte ich dich in den Armen halten. Mit zärtlichen Berührungen will ich deinen ganzen Körper erschauern lassen.

Irgendwann …

Habe einen wundervollen Tag :)«

Emma presste mit der einen Hand das Telefon gegen die Brust, mit der anderen hielt sie ihre halbvolle Tasse mit Espresso. Sie drehte sich im Kreis, rutschte dann auf der übergeschwappten Brühe aus und konnte sich gerade noch rechtzeitig mit dem Ellbogen am Küchentisch abstützen, bevor sie ausrutschte und zu Boden stürzte.

Trotzdem lachte sie, denn nichts konnte sie heute ihrer guten Laune berauben, nicht einmal diese Kaffeepfütze auf dem Küchenboden, wegen der sie sich fast den Hals gebrochen hätte.

***

Wie so oft zeigte sich der Morgen für die fünf Frauen vollkommen unterschiedlich.

Während Emma im Glück badete, war Leni völlig übermüdet und schaffte es kaum aus dem Bett zu steigen, weil sie sich über alles und jeden Gedanken gemacht hatte und das zu einer Zeit, wenn andere für gewöhnlich schliefen. Wie so oft.

Sofi drehte sich nochmals in ihrem Meer von Kissen und Decken um, denn nichts zwang sie, vor acht Uhr an ihrem Schreibtisch im Nebenzimmer zu sitzen. Wie gut doch ein Home-Office-Platz war, von dem aus sie für ihre Firma die Empfänge, Aktivitäten und Veranstaltungen organisierte. Bedeutungsvoll klang ihre Berufsbezeichnung des `Key-Account- und Eventmanagers´, die ihr die Chefetage verliehen hatte. Das Gehalt jedoch entsprach weniger des eines Managers, vielmehr einer Reinigungskraft mit Erschwerniszulage für besonders stark frequentierte Autobahn-Clohäuser.

Isabelle hüpfte, wie schon Emma wenige Minuten zuvor, voller Tatendrang aus dem Bett, schließlich stand heute ein Vorstellungsgespräch in der Praxis eines Schönheitschirurgen an. Die dort zu verrichtende Verwaltungstätigkeit entsprach zwar nicht dem, was sie studiert hatte, verschaffte ihr aber das nötige Kleingeld für alle notwendigen Ausgaben, wie Brot, Miete und Prada Handtaschen. Die nächste Shoppingtour mit ihren Mädels war bereits geplant, und ohne Moos war bekanntlich nix … naja, lassen wir das besser.

Auch wenn sie sich auf das bevorstehende Gespräch freute, war sie nervös und sie hoffte sehr darauf, dass sie einen überzeugend selbstsicheren und guten Eindruck hinterlassen würde, schließlich war sie nicht die Einzige, die sich auf diesen ausgesprochen attraktiven Job beworben hatte, davon war zumindest auszugehen.

Von Nacktschnecken und anderen Katastrophen

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