Читать книгу Von Nacktschnecken und anderen Katastrophen - Lotta Liebich - Страница 5

Kapitel 2:

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Gerade die Anfangszeiten des sukzessiven Herantastens und ungeduldigen Wartens auf ein Lebenszeichen des Angebeteten sollte sehr viel länger anhalten, als es für gewöhnlich vonstattenging, da waren sich die Freundinnen einig.

Emma jedoch konnte es generell nicht schnell genug gehen, den Kontakt zu knüpfen und sich die Nächte im Gespräch mit einem potenziellen Partner um die Ohren zu hauen, um alles aus ihm herauszuquetschen, was sie interessierte. Natürlich wollte sie auch nicht warten müssen, bis sie die körperliche Nähe zu ihrem neuen Freund fand, damit sie ihn fortan mit Haut und Haaren ihr Eigen nennen konnte.

Der Alltag aber kehrte jedes Mal bereits nach wenigen Wochen ein und machte die frischgebackene Anbandelung zu einem zähen Beziehungseinerlei, dem schnell der Reiz am Neuen fehlte.

Zum ersten Mal jedoch schaffte es Emma, sich ein wenig zurückzuhalten, um nicht wie ein Sturm über Paul hinweg zu fegen und ihn mit einer unerwartet intensiven Nähe abzuschrecken. Viel mehr war er es, der den Kontakt zwischen vorantrieb und dies war für Emma ungewohnt und zugleich sehr schön.

Paul: Hallo hübsche Frau :)

Emma: Hallo Paul :) Jetzt auch auf WannaZapp unterwegs?

Paul: Wenn es was kostenlos gibt sind wir Männer doch immer gern dabei.

Emma: Klingt fast so begeistert, als wenn es Freibier gäbe.

Paul: Fast, ja! :) Obwohl ich hiervon mehr habe.

Emma: So?

Paul: Aber sicher! Wir können jetzt Endlosgespräche führen. Ich gehe mal davon aus, dass Sie das auch gern möchten.

Emma: Was wollen Sie tun, um mich dafür zu begeistern?

Paul: Man kann hier Bilder verschicken :)

Emma: Ja und?

Emma: Achso

Emma: Ja, stimmt, kann man … :) Aber nein, das lassen wir mal besser. Fürs Erste zumindest.

Paul: Wie Sie wollen, Emma. Aber vielleicht können wir das mal endlich bleibenlassen?

Emma: Was?

Paul: Dieses Siezen?!

Emma: Gern.

Paul: Okay, darauf müssen wir jetzt aber anstoßen.

Emma: Ein anderes Mal.

Paul: Wann?

Emma: Wenn sich die Gelegenheit bietet ;)

Paul: Ich hoffe doch bald. Wie war dein Tag?

Emma: Ganz in Ordnung bisher.

Mein Plan war ja zunächst, mich morgens aus dem Bett zu quälen. Dann den Tag mit einem bevorstehenden sehr unangenehmen Termin zu überleben, um abends völlig fertig ins Bett zu fallen.

Paul: Aber?

Emma: Aber überraschenderweise kam es doch anders. Nachdem dieser Termin abgesagt worden war, konnte ich mich zu Mittag mit meinen Freundinnen zum Essen treffen. Jetzt mache ich mich in Ruhe über liegengebliebenen Schreibkram her. Nachher fahre ich nach Hause und lege mich erst einmal in die Wanne.

Paul: Hört sich verführerisch an. Leider kann ich mir nicht vorstellen, wie du dich in der Badewanne räkelst, wo ich noch nicht einmal weiß, wie du aussiehst.

Emma: Längeres, braunes Haar. Glatt. Dunkelbraune Augen. 1,69 und 56 kg. Reicht das fürs Erste?

Paul: Hört sich gut an.

Emma: Naja, ich bin nicht perfekt, aber trotzdem verdammt gut gelungen.

Paul: *lach*, das war gut!

Emma: Und verdammt wahr! :)

Paul: Wie wäre es mit einem Bild von dir?

Emma: Sind wir jetzt wieder bei den Bildern? Sollen wir uns damit um die ganze Überraschung bringen?

Paul: Das wäre es mir wert!

Emma: Ne ne, keines von mir. Erst mal eines von dir!

Paul: Das geht nicht.

Emma: Und warum nicht?

Paul: Vermutlich würdest du vor Scham erblassen, ich bin nämlich nicht im Besitz anständiger Fotografien von mir.

Paul: Emma?

Paul: Bist du noch da? Hallo?!

Paul: Hat es dir die Sprache verschlagen? Ich wollte dich nicht schockieren!

Emma: Für wie prüde hältst du mich? Ich hatte eben nur einen Kunden am Telefon. Einer, wie soll ich sagen, der etwas schwierigen Art ;)

Paul: Soll ich dich auf der Geschäftsleitung anrufen? Vielleicht bekomme ich dann auch deine ungeteilte Aufmerksamkeit :D

Emma: Hahahaha, wäre möglich.

Paul: Ich muss jetzt leider los. Wir Hören/Lesen heute Abend voneinander?

Emma: Gern :)

***

»Mit Ausnahme von meinen Mädels, kann ich mich nur noch auf den eigenen Arsch verlassen. Der steht wenigstens mein ganzes, verfluchtes Leben hinter mir, auch wenn er mir irgendwann bis zu den Kniekehlen runterhängen wird!« Jeznas Gesicht glühte förmlich vor Zorn. Sie griff in den Putzeimer, zog einen triefend nassen Lappen heraus und warf ihn nach Patrick. Es spritzte in alle Richtungen und der überraschte Mann konnte sich gerade noch rechtzeitig bücken, um dem Wurfgeschoss auszuweichen. Es flog über ihn hinweg und klatschte gegen den Plasmabildschirm.

»Ich glaub, du bist nicht mehr ganz normal, Jezz!« Patrick stürzte entsetzt zum Fernsehgerät.

»Ach irre bin ich jetzt auch? Wieso muss ich mir ständig von dir anhören, dass ich gestört bin, völlig versaut und keine Treue kenne? Woher willst du denn wissen, dass ich dich bescheiße, wenn du immer nur vor deinem PC sitzt und nichts um dich herum mitkriegst?«

»Was bleibt mir anderes übrig? Normale Gespräche gibt’s zwischen uns schon lange nicht. Wir verstehen uns einfach nicht mehr!« Schrie Patrick, als er den nassen Lumpen aufgehoben hatte und triefend zum Putzeimer zurücktrug. »Dummes Stück! Du bist wieder nur am Rumkreischen! Wie deine Alte bist du.«

»Ja, weil du zu blöd bist, was zu kapieren. Immerhin hörst du mir dann zu, wenn ich schreie.«

»Brüll so viel du willst, aber ohne mich!« Auch Patricks Kopf war inzwischen blutrot angelaufen. Stampfend ging er aus dem Wohnzimmer und stieß im Gang die Tür zu seinem Zimmer auf. Jezna marschierte hinterher und stichelte keifend weiter. »Bleibt mir doch nix übrig, damit du mal zuhörst!« Herausfordernd blieb sie vor ihm stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und tippte mit der Fußspitze auf den Boden. Ganz plötzlich aber entschied sie sich dazu, die Lautstärke zu drosseln, schließlich wollte sie etwas von ihm und das würde mit diesem Geschrei so sicherlich nicht klappen. »Was ist jetzt mit dem Renovieren?«

Verdutzt sah sie Patrick an: »Das kannst halten wie der aufm Dach, Jezz, ich hab darauf bestimmt keinen Bock mehr!« Er ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl plumpsen und schaute frustriert zum Computerbildschirm: »Geh doch zu dem, mit dem du rumvögelst! Soll der dir dabei helfen!«

Jezna spannte die Arme an und ballte die Hände zu Fäusten: »Was soll der Scheiß schon wieder?«

»Meinst du, ich weiß nicht, was da abläuft, Jezz? Entweder bist du inzwischen frigide, hast einen anderen Kerl oder du steckst in den Wechseljahren!« Patrick sah sie herausfordernd an.

»Frigide?« Jeznas Stimme klang zunächst gefährlich ruhig, überschlug sich aber im nächsten Moment : »Wechseljahre?« Bebend und mit eisigem Blick wollte sie diesen Mann auf dem Stuhl nur noch schlagen: »Ich bin frigide, denkst du? Spinnst du eigentlich? Ich … du bist … « Sie schnappte nach Luft und rannte aus dem Zimmer. Als sie ihren Schlüssel und die Jacke von der Garderobe neben dem Eingang genommen hatte, verließ stampfend das Haus und knallte die Tür hinter sich zu.

Zwanzig Minuten hatte Jezna Zeit, um sich zu beruhigen, bis sie in die Straße zu Tobias Wohnung einbog. Sie parkte ihren sportlichen Zweisitzer völlig krumm ein und mit größtmöglichem Abstand zum Bordstein, stieg aus und marschierte den schmalen Weg entlang zum Mehrfamilienhaus, in dem er wohnte.

Sie vermutete, dass er noch schlief, schließlich arbeitete er für gewöhnlich nachts und holte am Vormittag den Schlaf nach, der ihm zwangsläufig fehlte. Doch das war Jezna heute herzlich egal.

Sie klingelte Sturm, weil er ihr nicht gleich die Tür öffnete und als endlich der Summer ertönte, trat sie ein, ließ den Aufzug links von sich liegen und sprang schnaubend die Treppen zum zweiten Stock hinauf.

Hier nahm sie Tobias verschlafen in Empfang. Er wuschelte sich durchs Haar und war völlig überrumpelt, als ihn Jezna in den Gang zurückstieß, ihn mit ihrem ganzen Körpergewicht gegen die Wand drückte und ihm das T-Shirt über Kopf und Arme stülpte.

»Hey, was ist denn …«

Er verstummte umgehend, als sie nach seinem Genick griff, ihn grob zu sich herunterzog und seine Frage mit einem stürmischen Kuss erstickte. Eine ihrer Hände wanderte über seinen Brustkorb hinunter zum Bauch und mit flinken Fingern öffnete sie die Kordel seiner Jogginghose, die ihm wenige Augenblicke später den Hintern hinab und die Beine runterrutschte.

Kraftvoll gab Jezna der Eingangstür mit dem Fuß einen Stoß, um sich gleich darauf die Jacke auszuziehen und in Richtung Wohnzimmer zu werfen, die Stiefel, ihre Hose und restlichen Kleidungsstücke folgten gleich darauf.

Inzwischen war Tobias genauso geil wie Jezna, wenn auch aus anderen Gründen, als sie. Er griff nach ihren Handgelenken und drehte sie herum, stieß sie nun rücklings gegen die Wand und packte ihr linkes Bein, das er sich um die Hüfte legte. Laut stöhnte er, als ihm Jezna die Fingernägel in die Haut am Hintern grub und ihn in die Schulter biss. Nichts anderes wollte er in diesem Moment, als sie zu besitzen, das spürte Jezna deutlich. Sie, die Eine, die es immer wieder vermochte ihn mit ihrer Spontanität und Unberechenbarkeit zu reizen, die ihn überraschen konnte, wie keine andere. Genau das war es, was er auch heute wollte, dies und ihre Wildheit, die ihn beherrschte und seinen annähernd blutleeren Kopf und den aufgeheizten Körper verschlang.

Tobias stieß hart zu und Jezna stöhnte heißer in sein Ohr, schlug ihm dabei die Ferse gegen den Oberschenkel und forderte den ersehnten Ritt ein, den ihr nur er in diesem Augenblick verschaffen konnte.

Von Nacktschnecken und anderen Katastrophen

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