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Kapitel 3: Junge Lehrerin
ОглавлениеIm Jahre 1949 konnte ich ordentlich schreiben und schrieb meine Erlebnisse meinem Tagebuch. Ich fand es interessant, weil ich, wie mein großer Bruder, meine Gedanken beschreiben konnte. Ich hatte mein Tagebuch getauft und nannte es Hella, weil ich mein Tagebuch als Freundin betrachtete. Hella erinnerte mich an Helga, gleichzeitig war mein Tagebuch nicht Helga, Hella war meine Buchfreundin, der ich alles erzählen konnte. Meine Tagebücher hießen immer Hella und wurden von Hella I bis XV markiert. Ohne meine Tagebücher hätte ich kaum meine Kindheit beschreiben können. Unsere Schulklasse hatte erneut einen Lehrerwechsel. Unsere neue Lehrerin gefiel mir. Durch die Nachkriegszeit bekamen wir, nach dem siebten Lehrerwechsel, endlich eine nette Lehrerin, die in Larenbuch und in unserer Klasse bleiben wollte. Ich ging wieder gerne zur Schule und erzählte zu Hause von unserer netten Lehrerin. Meine Schwester meinte: „Louis, wenn du so begeistert von deiner Lehrerin bist, strengst du dich vielleicht an und schreibst bessere Klassenarbeiten, damit du wieder gute Zeugnisse bekommst.“ Ich antwortete: „Dörte, weißt du, sie ist nicht nur sehr nett, sie sie sieht auch klasse aus, ich strenge mich sehr an, um gute Noten bekommen.“ In mein Tagebuch schrieb ich: Unsere neue Lehrerin ist eine sehr schöne Frau. Sie ist sechsundzwanzig, eins-siebzig groß und schlank. Ihre schwarzen Haare hat sie meist nach hinten gekämmt und zu einem Knoten geflochten, den sie nicht, wie die meisten Frauen im Nacken, sondern oben am Kopf trägt. Die Haare lassen ihr Gesicht frei, auffallend sind ihre fast schwarzen Augen mit langen Wimpern. Sie hat eine hohe Stirn, wenn sie nachdenkt, legt sie, wie Rosanna, ihre Stirn in Falten. Mir gefallen ihre dunklen und großen Augen. Ihre goldenen Ohrringe mit dem schwarzen Stein passen zu ihren Augen. Sie ist fast so braun wie Reinhild, der sie sicher auch gefällt. Unsere Lehrerin erinnerte mich, wegen ihrer braunen Haut und ihren schwarzen Haaren, ein an meinen tunesischen Freund. Sie ist vielleicht reich, weil sie immer tolle Kleider trägt. Ich finde, dass ihr blaue, rote und beige Farben gut stehen. Sie hat fast immer Schuhe mit hohen Absätzen.“ Dörte lachte und sagte: „Du hast sie toll beschrieben, ich würde sie auf der Straße sofort erkennen und ich glaube, dass dir alles an ihr gefällt. Gefällt sie Linde und Rosanna auch?“ Ich antwortete: „Dörte, es stimmt. Reinhild, Rosanna und Linde gefällt sie auch gut. Als wir uns in der Pause unterhielten, sagte Rosanna, sie ist sicher die schönste Frau in unsrem Dorf. Ich antwortete Rosanna, ich glaube, deine Mutter ist genauso schön, aber halt anders, weil sie blond ist. Rosanna fragte mich, gfällt dir mei Mutter? Ich glaube, d' Frau Kofer hat längere Füß. -Im alemannischen sind mit Füßen die Beine gemeint.- Ich sagte zu ihr, wenn dei Mutter hohe Absätz hät, hät sie genauso lange Füße. Rosanna lachte und sagte zu mir, ich frag meine Mutter, ob sie, wenn du zum Zahnarzt kommst, hohe Absätze anzieht, damit du‘s vergleichen kannst. Ich sagte zu ihr, aber d' Esther un dei Mutter sin beide klasse Fraue. Rosa sah mich an und fragte, sagsch du zur Esther du? Ich antwortete, ach Rosanna bloß heimlich für mein Tagebuch, sonst sag ich, Frau Kofer. Rosanna fragte, schreibst du Tagebuch und schreibst du au von mir un unsrer Lehrerin? Darf i des mal lese? Weisch Rosa, antwortete ich, a Tagebuch schreibt mr nur für sich, deshalb gibt mers niemand zum lese. Rosa sagte, mi dät dei Buch interessiere, wenn du mir‘s zum lese gibsch, darfsch dir ebes wünsche. Dörte lachte und fragte: „Was hast du dir von Rosanna gewünscht?“ Ich lachte und antwortete: „Dörte, ich überlege noch, was ich mir wünschen kann.“ Dörte lachte und sagte, es freut mich, dass ihr endlich eine nette Lehrerin habt. Ich hatte mir von Rosanna natürlich etwas gewünscht, das wollte ich Dörte jedoch nicht sagen. Ich flüsterte Rosa ins Ohr: „I dät gern no mol dei Kätzle seh.“ Rosa lachte, lehnte ihren Kopf an mein Ohr, dabei kitzelten mich ihre Haare und flüsterte: „I glaub du schpinsch, des müsst i doch beichte.“ Ich fragte: „Musch du älles beichte, no isch des fascht wie mei Tagebuch, blos du musch's eber sage, der's dann weiß, mei Tagebuch isch für mi alleinigs.“ Rosa nahm meine Hand und ging in eine Ecke des Schulhofs und fragte leise: „I überleg, ob ich es beichte muss, isch des wirklich dein Ernscht, darf i dann dei Tagebuch lese?“ Ich antwortete: „Rosanna, du gfällsch mir ganz arg, on i dät dich so gern richtig agucke. Wenn i des darf, no darfsch mei Tagebuch lese, aber warum interessiert dich mein Tagebuch?“ „Weisch Louis“, antwortete Rosanna, „i bin neugierig was du da neischreibsch, on überleg, ob i des beichte muss, i möcht des im Pfarrer nit erzähle, wahrscheinlich isch's kei Sünd, wenn du mi ansiehst.“ Ich sah das tolle Mädchen an und sagte: „I denk es isch kei Sünd.“ Als ich mich umdrehte, stand unsere Lehrerin hinter uns und fragte: „Habt ihr Geheimnisse?“ Ich überlegte meine Antwort, sah unsere Lehrerin an und fragte: „Frau Kofer, wir haben über's Beichten geredet, weil ich evangelisch bin, weiß ich nicht, ob man etwas beichten muss, wenn man glaubt, es wäre keine Sünde?“ Frau Kofer sah uns freundlich an und sagte: „Man muss nur das beichten, was unrecht oder sündig ist. Wenn man kein Unrecht begeht, muss man es nicht beichten.“ Rosa fragte: „Frau Kofer, dr Louis schreibt a Tagebuch, das ich gerne lesen möchte, aber er wünscht sich was von mir und ich weiß nicht, ob es eine Sünde ist.“ Frau Kofer strich Rosa über die Haare und sagte lächelnd: „Rosanna du begehst sicher keine Sünde, wenn du Louis Wunsch erfüllst, warum interessiert es dich, was Louis in sein Tagebuch schreibt?“ Frau Kofer strich mir ebenfalls über meinen Kopf, ich lehnte mich an sie und konnte ihren Körper und ihr Parfüm riechen. Sie sagte: „Louis du schreibst Tagebuch, das finde ich toll, darf ich es ebenfalls lesen, wenn ich dir einen Wunsch erfülle?“ Es klingelte, die Pause war zu Ende. Auf dem Weg ins Klassenzimmer sagte Rosa: „Du wurdest ganz rot, dätsch du unser Lehrerin au gern nacket seh, no sag i ihr, was du dir wünschst, no kann sie nach mir dei Tagebuch lese, jetzt müssen wir uns bloß überlege, wo i dir dein Wunsch erfülle kann.“ Ich antwortete: „Rosa, das darfsch unsrer Lehrerin doch nit sage.“ „Ha, Louis“, lachte Rosa, „es war bloß Spaß, das frag i se doch nit in echt.“ Im Klassenzimmer fragte Linde: „Was hasch mit dr Rosanna so lang beschproche?“ Ich sagte: „Weisch, Linde, mir sin evangelisch, d' Rosa hat mir erklärt, wie des mit der Beichte isch, es hat mich intressiert.“ Da wir alemannisch sprachen, versuchte ich unsern Dialekt in meinem Tagebuch festzuhalten. Alle Larenbucher fanden Frau Kofer sehr nett. Sie tratschten über sie und meinten, unsere Lehrerin wäre wohlhabend, vielleicht sogar reich. Manche Menschen in Larenbuch fanden sie wohl deshalb besonders nett. Frau Kofer war nie überheblich, sie unterhielt sich mit allen Bürgern. Anscheinend fühlte sie sich in unserem Dorf sehr wohl, denn sie nahm an Veranstaltungen im Dorf teil. In unserem Dorf mit viertausend Einwohnern gab es 1950 acht Autobesitzer. Der Kohlenhändler hatte einen Magirus LKW, ein Kolonialwarenhändler hatte einen Hanomag Lastwagen. Ein anderer Kolonialwarenhändler hatte ein Opel Cabrio. Ein Arzt hatte einen VW und ein Motorrad, ein anderer Arzt hatte einen Opel. Es gab zwei Fabrikanten, einer besaß einen Mercedes und und stellte Kämme aus Zelluloid her. Der andere hatte einen Borgward und stellte Metalldrehteile her. Zu diesen acht PKW Besitzern kam unsere Lehrerin, sie hatte einen französischen Renault 4 CV. Alle Jungs in meiner Klasse interessierten sich für Autos. Ich schaute den kleinen, blauen Renault meiner Lehrerin an. Im Gegensatz zum Volkswagen und zu manchen andern deutschen Autos, hatte der kleine, blaue Renault schon 4 Türen, die vorderen Türen gingen nach vorne auf. Es war ein 4 CV mit 750 ccm und 21 PS, ihr 4 Zylinderviertakt erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 100 km/h. Der Motor befand sich, wie beim VW hinten. Der VW-Käfer hatte damals 1200 ccm und 27 PS. In der vorderen Haube, des Renault, die nicht so abfiel wie beim VW-Käfer hatte er im kleinen Kofferraum das Ersatzrad. Seine Scheinwerfer waren, im Gegensatz zum Mercedes, jedoch wie beim VW im Kotflügel eingebaut. Ihr blaues französisches Auto wurde in unserem Dorf rasch bekannt. Obwohl Frau Kofer im Unterricht streng war, mochten wir sie. Wir waren in unserer Klasse 38 Kinder, was natürlich Disziplin erforderte. Privat war unsere Lehrerin sehr nett, sie schenkte meiner Mutter mal Lebensmittel, auf eine so nette Art, dass meine Mutter nicht beschämt war. Sie kam bei uns vorbei und sagte: „Ich bin am Wochenende nicht zu Hause und habe zu viele Lebensmittel, bitte Frau Lautr, verbrauchen sie diese, sonst sind sie bis Montag schlecht.“ Gestern ließ sie sich von Lindtraud erzählen, warum ich neben ihr saß. Unsere Lehrerin strich mir über die Haare und fand mich, wie sie sagte, sehr nett. Sie drohte den Kindern unserer Klasse wieder Strafen an, falls sie mich oder Linde ärgern würden. Ich wurde seit geraumer Zeit nicht mehr geärgert, die Jungs hatten sich daran gewöhnt und die Mädchen fanden es lustig, dass ich in ihrer Reihe saß. Unsere nette Lehrerin hatte eine Wohnung in der alten Schule. Die Junggesellen aus Larenbuch, versuchten ihr Glück bei ihr. Es wurde gemunkelt, dass auch verheiratete Männer ihr nachliefen. Sie ließ sie alle abblitzen, obwohl sie an den Dorffesten teilnahm und gerne tanzte. Meine Mutter erzählte: „Manchmal holt sie auch Frauen zum tanzen, mit mir hat sie auch zweimal getanzt, sie tanzt und führt wie ein Mann. Ich kann verstehen, dass Männer verrückt nach ihr sind. Ihr Lachen wirkt ansteckend. Louis du hast ein Riesenglück mit deiner Lehrerin. Sie ist zu Frauen und Männern sehr nett, bleibt aber immer unverbindlich.“ Als meine Schwester mit meiner Mutter überlegte, wie alt sie wohl wäre, sagte ich: „D' Frau Kofer isch siebnezwanzig.“ Meine Schwester fragte: „Woher weißt du das?“ Als ich antwortete: „Ha, das kann i doch seh“, lachte meine Schwester und sagte zu meiner Mutter: „Frag sie mal, ich bin gespannt, wie gut Louis schätzte.“ Meine Mutter war etwas verlegen, als sie fragte und meinte, ihre Tochter wollte wissen, ob Louis richtig schätzte. Ich hatte richtig geschätzt. Frau Kofer war wohl ebenfalls überrascht. Unsere Lehrerin war sportlich, sie schwamm und lief sehr gut Ski, sie konnte gut werfen. Wenn sie einen beim Völkerball mit einem gezielten Wurf traf, fiel man meist hin. Selbst größere Jungs fürchteten sich, von ihr getroffen zu werden. Unsere Familie ging gerne Baden, deshalb gingen wir, entweder ins Freibad nach Schailberg, oder zu einem Leisener Weiher, in dem man baden und schwimmen konnte. Es war ein Weg von vier Kilometer. Ab und zu trafen wir unsere Lehrerin. Sie hatte rote, oder gelbe Badeanzüge an, die gut zu ihrer braunen Haut und ihren dunklen Haaren passten. Im Winter machte unsere Familie am Wochenende oft eine Skitour. Dabei trafen wir manchmal unsere Lehrerin. Es gab hinter dem Gastof „Zum Windhaus“ einen steilen Hang. Dort beobachtete ich unsere Lehrerin, wie sie in sanften Schwüngen den Hang hinunter fuhr und sah, dass sie gut Ski laufen konnte. Sie zeigte sich häufig an Sonntagen auf dem Sportplatz, wenn der Larenbucher VfB Fußball spielte. Unser Sportplatz hatte eine Radrennbahn mit zwei schrägen und erhöhten Kurven. Manchmal wurden Radrennen ausgetragen, die bis in die Abendstunden dauerten. Auch hier begegneten wir unter den Zuschauern unserer Lehrerin. Als sie meine Mutter sah winkte sie ihr. Meine Mutter setzte sich neben sie, meine Geschwister saßen neben meiner Mutter. Ich saß neben Frau Kofer und lehnte mich an ihre Schulter. Sie roch wie Helga, nach französischem Parfüm. Frau Kofer legte ihren Arm um meine Schultern und meinte mir wäre vielleicht kalt, ich genoss den Duft ihres Parfüms und schmiegte mich eng an ihren warmen Körper der nach Esther roch. An diesem Abend liebte ich meine Lehrerin. Ich wurde von meinen Mitschülerinnen und Mitschülern gesehen und beneidet. Als ich nachts von unserer Lehrerin träumte war ich glücklich. Zunächst redete Frau Kofer mit den Eltern von Lindtraud und sagte, Lindtraud könne Kleider und alles was sie zum Anziehen braucht bei ihr aufhängen. Sie könne sich vor der Schule in ihrer Wohnung waschen, oder Duschen und sich umziehen, dadurch würde sie von den Mädchen und Jungs nicht mehr gehänselt. Lindtraud ging täglich drei Kilometer zu Fuß zur Schule. Schulbusse gab es damals noch nicht. Wenn es regnete durfte sie manchmal bei Frau Kofer übernachten. Lindtraud war ein fröhliches Mädchen, durch das Angebot unserer Lehrerin empfing mich jeden Morgen eine strahlende Linde. Sie erzählte: „Frau Kofer hat eine schöne Wohnung mit einem großen Bad und schönen Möbeln. Wunderschönen Fotos hat sie in ihrer Wohnung aufgehängt. Sie ist sehr nett zu mir. Wenn Lindtraud zu Hause in der Landwirtschaft helfen musste, fuhr unsere nette Lehrerin sie manchmal heim. Lindtraud ging morgens immer früh zu Hause weg, um sich bei unserer Lehrerin zu waschen und umzuziehen. Damit es schneller ging half ihr Frau Kofer beim Duschen und Anziehen. Wenn sich Lindtraud neben mich setzte roch sie frisch gewaschen und nach Rosenseife. Sie lachte mich an und sagte: „Louis, jetzt muss dich niemand mehr bedauern, weil du neben einem stinkenden Bauernmädchen sitzt.“ Da Linde inzwischen Schulfreundinnen hatte, fragte ich: Linde möchtest du jetzt lieber neben einem Mädchen sitzen?“ Linde schüttelte den Kopf und sagte: „Ich sitze gerne neben dir und nicht aus Dankbarkeit, sondern weil ich dich mag.“ Sie streichelte mich, als ich rot wurde, lachte sie. In den Sommerferien half ich Lindtraud beim hüten der Kühe. Ich lernte, wie man Kühe melkt und wie man sich aus dem Euter Milch in Mund spritzen kann. Da Lindtraud in den Sommerferien wieder nach Kühen und Landwirtschaft roch, schmeckte die Milch, die ich aus dem Kuheuter in meinen Mund spritzte, nach Lindtraud. Meine Lehrerin lud meine Mutter und mich, nach den Sommerferien, in ihre Wohnung ein. Meine Mutter zog sich eines ihrer Sonntagskleider an. Ich war, als meine Mutter bei Frau Kofer klingelte, etwas aufgeregt, ich glaube meine Mutter war es auch. Frau Kofer öffnete uns und sagte: „Ich freue mich sehr, über ihren Besuch.“ Meine Mutter und Frau Kofer tranken Kaffee. Für mich hatte Frau Kofer Kakao gekocht. Es duftete nach Kaffee und Kakao. Im Gegensatz zu den Wohnungen, die ich bislang kannte, waren die Möbel von Frau Kofer hell, heute würde man sagen, sie waren skandinavisch. Der Tisch war für vier gedeckt, weil Lindtraud auch da war. Frau Kofer sah, dass ich mich freute und meinte, es wäre für mich sicher netter, wenn ich nachher mit Lindtraud spielen könnte. Es gab zum Kaffee eine richtige Torte. Meine Lehrerin sagte: „Lindtraud half mir beim Backen. Ich aß im Leben erstmals Torte und kam mir vor wie im Himmel. Meine Mutter schämte sich, weil ich so viel aß. Meine Lehrerin sagte: „Frau Lautr, es freut mich, weil es Linde und mir gelang, eine Torte zu backen. Ich liebe meinen Beruf und bin gerne Lehrerin, aber keine perfekte Hausfrau. Ohne Lindtraud wäre die Torte nicht so perfekt geworden. Ich freue mich, dass es ihnen und ihrem Sohn schmeckt. Louis, bei mir darfst du essen so viel du magst.“ Meine Mutter bewunderte die Goßfotos. Esther Kofer sagte: „Fotografieren ist mein Hobby, ich entwickle meine Filme in der Dunkelkammer selbst. Meine Mutter erzählte, dass ihr Mann, seine Fotos ebenfalls entwickelte und gern fotografierte. Sie sagte: „Frau Kofer, sie sind eine Künstlerin.“ Lindtraud fragte: Frau Kofer, darf i mit Louis im Zimmer, was sie mir eingrichtet hen, schpiele?“ Meine Mutter sagte: „Louis, sei bitte vorsichtig und mach nichts kaputt.“ Lindtraud fragte: „Frau Kofer, darf ich Louis auch ihre andern Zimmer zeigen, weil ihre Wohnung so schön ist?“ Frau Kofer fragte: „Frau Lautr, möchten sie auch gerne meine Wohnung sehen, damit sie wissen, wo ihr Sohn künftig lernt?“ Meine Mutter war etwas verlegen, was ich bei ihr kaum kannte und sagte: „Frau Kofer, wenn es ihnen keine Umstände macht, sehe ich gerne ihre Wohnung an.“ Ich hatte noch nie eine so tolle Wohnung gesehen. Wir saßen in einem Esszimmer mit einem langen, massiven, schweren, hellen Eichentisch, direkt neben der Küche. Esther Kofer sagte: „Ich ließ in der Küche eine Trennwand einbauen und habe ein Esszimmer eingerichtet, die Küche war mir zu groß.“ Der Tisch hatte eine Eckbank mit durchbrochenen Stäben. Am Tisch standen zwei Eichenstühle mit Armlehnen, einen hatte sie meiner Mutter angeboten, ich saß mit Lindtraud auf der Eckbank, unsere Lehrerin saß uns gegenüber ebenfalls auf einem der Eichenstühle. Frau Kofer zeigte uns ihre Wohnung, mit ihrem großen Wohnzimmer. Das Wandregal, hatte die Schreinerei Haug, nach ihrer Zeichnung gefertigt. In der Ecke hatte sie ein helles cognacfarbenes Ledersofa und zwei Ledersessel mit Armlehnen. Die Regalwand war aus hellem Eichenholz. Meine Mutter gab etwas an und erzählte: „Mein Vater hatte in Stuttgart eine Möbelfabrik, deshalb weiß ich, wie schön und wertvoll sie eingerichtet sind.“ Frau Kofer zeigte uns ihr Schlafzimmer, mit dem hohen, langen, weißen Schrank der mehrere Spiegeltüren hatte. Der Raum wurde von einem Himmelbett ausgefüllt. Esther sagte: „Ich erbte das große Himmelbett und den gedrechselten Schreibtisch. Ich brachte es nicht übers Herz, auf die wertvollen Möbel zu verzichten, inzwischen schlafe ich himmlisch in meinem Himmelbett.“ An der Wand, neben dem Schreibtisch war ein helles Bücherregal. Sie hatte in ihrem Himmelbett eine indirekte Beleuchtung. Am Schrank hatte sie kleine Spiegelleuchten. Da die Schulwohnung große und hohe Räume hatte, war das Schlafzimmer sehr groß, sie hatte deshalb den Schrank etwas von der Wand weggerückt und hinter dem Schrank eine Sprossenwand anbringen lassen. Sie lachte und sagte: „Hier mache ich Gymnastik, um nicht einzurosten und um meine Turnübungen zu sehen zu sehen, ließ ich auf der Schrankrückseite zwei Wandleuchten und Spiegel anbringen.“ Das hübsche Gästezimmer, hatte sie zwei Betten mit Nachttischchen, einen hellen, großen Schrank und ein Regal, auf dem einige Kinderbücher standen. Es war derzeit Lindtrauds Zimmer. Frau Kofer hatte ihr zwei Puppen, einen Kaufladen und einige Bücher geschenkt. Lindtraud knipste die Lichter an und sagte: „Tante Martha un Louis, mit Licht sieht mr die schö Lampe no besser. Es isch s‘ schönste Zimmer, fascht wie im Paradies, i find es ganz toll, dass i manchmal hier wohnen darf.“ Frau Kofer zeigte uns noch die kleine Dunkelkammer, die sie eingerichtet hatte um ihre Fotos zu entwickeln. Ein Klo und ein Bad das kaum von dieser Welt sein konnte. Das Klo roch überhaupt nicht, denn es hatte, für die damalige Zeit eine außergewöhnliche Wasserspühlung. Das Bad war groß, Esther Kofer hatte eine Dusche, eine große Badewanne und ein Bidet das ich damals noch nicht kannte. Ich brachte meine Mutter in Verlegenheit, weil ich fragte, ob es zum Füße waschen wäre. Lindtraud sagte: „Louis, das han i au denkt, aber weisch des isch zum Po un zum Kätzle wäsche“. Es rettete meine Mutter aus ihrer Verlegenheit. Meine Mutter fragte: „Frau Kofer, ist ihre schöne Wohnung, durch die Schule nicht sehr laut?“ Frau Kofer antwortete: „Frau Lautr, über mir ist eine riesige Bühne, unter mir sind Klassenzimmer, in denen ist es nur laut, wenn die Schüler in der Schule sind. Abends, nachts und am Wochenende ist es so ruhig wie auf einem Friedhof. Es ist nur etwas umständlich, meine Einkäufe die Treppe hochzutragen. Seit Lindtraud manchmal hier ist, habe ich beim Tragen eine Hilfe.“ Ich sagte: „Frau Kofer, ich helfe ihnen nach der Schule ebenfalls gerne.“ Meine Mutter freute sich über meine Hilfsbereitschaft. Während sich Frau Kofer mit meiner Mutter unterhielt, spielte ich mit Lindtraud Mühle. Es gelang mir, einige Male einzusperren, was sie gemein fand. Als meine Mutter in unser Zimmer kam, sah ich, dass sie geweint hatte und war erschrocken. Meine Mutter sagte: „Louis es sind Freudentränen, weil du eine so nette Lehrerin hast.“ Frau Kofer sagte: „Liebe Frau Lautr, Ich bin Lehrerin aus Berufung, deshalb möchte ich, dass die Kinder gerne lernen. Es ist eine Nachhilfe, ohne Zwang und es ist freiwillig.“ Ich war überrascht, dass Frau Kofer meine Mutter beim Verabschieden umarmte und auf die Wange küsste. Dies kannte ich nur von Mutters Kusinen aus Hamburg, bei uns waren Umarmungen damals unüblich. Meine Lehrerin beugte sich zu mir herunter und sagte: „Louis, wir treffen uns künftig öfters bei mir, um zu lernen.“ „Ha toll“, sagte Lindtraud, „dann könnet mir au manchmal Mühle schpiele.“ Auf dem Heimweg sagte meine Mutter: „Louis, du hast eine wunderbare Lehrerin, sie erzählte mir, sie könne sich bei fast vierzig Schülern leider nicht intensiv um einzelne Schüler kümmern. Sie hätte die Schüler und Schülerinnen ihrer Klasse lange beobachtet. Ich wäre sozial, lieb und intelligent. Sie würde mich deshalb gerne mit einigen andern aus meiner Klasse nachmittags zusätzlich unterrichten. Dies wäre natürlich kostenlos. Sie würde gerne testen, wie man spielerisch lernen könne, damit es den Kindern gefallen würde.“ Meine Mutter war von unserer Lehrerin begeistert. Sie war so gerührt, dass sie erneut weinte und Frau Kofer erzählte: „Mein Louis hatte mit ständigem Lehrerwechsel Pech. Endlich sind meine Gebete erhört worden, er bekam eine Lehrerin, die ihn für die bisherige Schulzeit entschädigt.“ Meine Mutter bedankte sich in ihrem Abendgebet bei Gott für diese Fügung, und schloss unsere Lehrerin in ihr Gebet ein. Ich dachte wie langsam Gottes Mühlen mahlen würden und betete wieder. „Esther Kofer wurde aus Berufung Lehrerin“, sagte meine Mutter, „sie opfert sogar ihre Freizeit, um Schüler lebensnah zu unterrichten. Sie versprach mir, dass sie euch helfen würde, das Gymnasium zu schaffen.“ Als Frau Kofer mit meiner Mutter und Lindes Eltern über Nachhilfeunterricht gesprochen hatte, sprach sie mit Reinhilds Mutter und mit Rosannas Eltern. Reinhilds Mutter und Rosannas Eltern waren ebenfalls von unserer Lehrerin begeistert, wie alle Kinder unserer Klasse. Dies übertrug sich auf die Eltern und schließlich auf die Menschen in unserem Dorf. Es war geplant, dass wir am Mittwoch und am Donnerstag von 14:00 bis 17:00 unserer nette Lehrerin besuchen würden. Wir waren zu viert und fühlten uns privilegiert, weil wir auserkoren waren und von unserer Lehrerin privat unterrichtet wurden. Am Mittwoch gab ich mir in der Schule besondere Mühe, um bei Frau Kofer positiv aufzufallen. Auch Lindtraud, Reinhild und Rosanna meldeten sich häufig. Als die Schule aus war, sagte Lindtraud zu mir: „Schade, dass du nicht hier bleiben kannst, sondern erst nach Hause musst.“ Ich war sehr aufgeregt als ich kurz vor zwei klingelte. Lindtraud und Frau Kofer öffneten mir gerade die Türe als auch Rosanna und Reinhild die Treppen rauf sprangen. Frau Kofer zeigte uns ihre schöne Wohnung, die ich schon mit meiner Mutter gesehen hatte. Sie sagte: „Jetzt wisst ihr wo meine Toilette ist und wie meine Zimmer aussehen, deshalb müsst ihr meine Wohnung nicht heimlich anschauen. Wenn ihr etwas wissen wollt, könnt ihr mich ungeniert fragen. Wenn ich euch noch etwas zeigen kann, fragt mich bitte. Meine Dunkelkammer, in der ich meine Fotos entwickle, ist für alle verboten, denn wenn meine Filme falsch belichtet werden, sind sie wertlos. Ich sage euch immer zuerst, wie wir unseren Nachmittag gestalten und was wir uns beim nächsten Mal erarbeiten werden. Wir setzen uns am besten in mein Esszimmer an den großen Tisch und schreiben zunächst ein Diktat, dann üben wir das Einmaleins und danach erzählt jeder von euch eine kleine Geschichte. Heute seid ihr noch ein schüchtern, weil ihr das erste Mal hier seid, aber ihr könnt mir gerne Vorschläge machen, wenn euch etwas interessiert. Vielleicht interessiert euch ein Thema und ihr geniert euch, mich zu fragen. Deshalb steht im Flur eine Schale, dort könnt ihr anonym einen Zettel einwerfen, dann unterhalten wir uns bei eurem nächsten Besuch darüber. Wenn ich eure Schrift, die ihr verstellen könnt, erkenne, erfährt niemand, von wem die Frage stammt. Bevor ihr nach Haus geht, trinken wir eine heiße Schokolade und essen den Marmorkuchen, den ich mit Lindtraud gebacken habe. Lindtraud ist eine tolle Hausfrau, sie kann gut kochen und seit sie manchmal bei mir wohnt, ist meine Wohnung immer sauber und aufgeräumt.“ Das Diktat war nicht besonders schwierig, ich glaube wir hatten wenig Fehler. Rosanna hatte nie Fehler, dafür konnte sie nicht so gut rechnen wie Lindtraud. Ich war im Rechnen und beim Diktat immer der Schlechteste. Ich schrieb gute Aufsätze, konnte interessante Geschichten erzählen und gut Zeichnen. Das Fach Biologie interessierte mich ebenfalls. Frau Kofer sagte: „Louis, du hast vielleicht nicht immer das Wissen, das die Schule verlangt, aber du bist ein Junge mit viel Fantasie und mit einer Begabung, die dir in deinem Leben nützlich sein kann. Du musst dir einen Beruf suchen, bei dem dir deine instinktive Sicherheit, mit der du Menschen erkennst, etwas nützt. Du hast immer passende und gute Ausreden und gute Argumente. Mir gefällt, dass du dich für andere einsetzt, sogar für Mädchen und Jungs, die zu dir nicht immer nett sind. Ich glaube, dass du mit Menschen gut zurechtkommst. Alle Lehrer haben dir gute Beurteilungen geschrieben, obwohl du ein Lausbub bist und mit Schulwissen nicht immer glänzen kannst. Es ist dir wichtig, dass Menschen gerecht behandelt werden, deshalb mögen wir dich. Meine liebe Lindtraud, du bist ein kluges Mädchen, du liebst Tiere und kannst gut mit ihnen umgehen, du könntest Tierärztin werden, ich glaube dies würde deinen Eltern ebenfalls gefallen. Du bist ein kräftiges Mädchen und könntest sicher auch Kühe und Pferde behandeln. Ich glaube, dass wir bei deinen Eltern Überzeugungsarbeit leisten müssen, damit du ins Gymnasium darfst.“ Linde lachte und sagte: „Aber Frau Kofer, Tierärzte sind doch Männer.“ „Linde, mein Schatz“, antwortete Frau Kofer, „das bleibt nicht so, vielleicht wirst du in Larenbuch die erste Tierärztin, das wäre doch toll. Bei Reinhilds Mutter und bei den Eltern von Rosanna ist es leichter. Wenn ich mal weit in die Zukunft blicke, glaube ich, dass in künftigen Generationen viele Mädchen Abitur machen und studieren. Jetzt setzen wir uns gemütlich hin, trinken heißen Kakao und essen Marmorkuchen. Es ging uns himmlisch, Frau Kofer erzählte von Kriegserlebnissen und der Flucht. Sie hat erlebt wie ihre Eltern und ihre Schwester starben. Ich fragte: „Frau Kofer, dürfen wir sie lange als Lehrerin behalten? Leider hatten wir schon so viele verschiedene Lehrer, wir würden uns sehr freuen, wenn wir endlich eine so nette Lehrerin behalten dürfen.“ Sie lächelte und sagte: „Es gefällt mir in Larenbuch, euer Schwarzwald ist fast ein Paradies. Ihr hattet Glück, dass euer Dorf im Krieg nicht zerstört wurde. Ich mag eure Klasse und bleibe gerne an eurer Schule, ich begleite euch zur Prüfung ins Gymnasium. Ich lerne mit euch noch in den ersten Klassen des Gymnasiums. Reinhild und Linde wollen nicht ins Gymnasium. Wir müssen es noch nicht entscheiden, vielleicht überlegt ihr es euch.“ Als wir uns verabschiedeten, umarmte sie uns und sagte: „Wir sehen uns morgen in der Schule und nachmittags wieder hier.“ Lindtraud durfte, wenn wir nachmittags Unterricht hatten, bei Esther übernachten. Beim Frühstück fragte meine Schwester: „Louis, gehst du gerne in die Schule, weil dir deine Lehrerin gefällt, oder weil du etwas lernen möchtest?“ Ich lachte und antwortete: „Beides, Frau Kofer gefällt mir und bei ihr ist der Unterricht interessant, deshalb freue ich mich jeden Tag auf die Schule. Wenn das Wetter schön ist, machen wir oft Lehrgänge. Frau Kofer unterhält sich mit uns über Landschaften, Bäume, Pflanzen und Tiere. Sie erklärt uns Baum- und Getreidearten und sagte, wir könnten junge Tannentriebe gegen den Durst essen. Sie bat uns, welche zu sammeln und kochte aus unseren gesammelten Tannentrieben eine würzige Melasse. Unsere tolle Lehrerin bot uns Schülern in der Pause auf einem großen Tablett Butterbrote mit Tannensirup an, der fast wie Honig schmeckt. Sie sagte, die Schweizer nennen es Tannenschösslihonig. In Läden würde es unter dem Namen Tannenkraft angeboten.“ Als wir unsere Lehrerin fragten, wie man diesen tollen Sirup herstellt, diktierte sie uns die Rezeptur.“ Dörte war erstaunt und ließ sich die Rezeptur zeigen, die ich in mein Tagebuch geschrieben hatte.
Andere Schüler beneideten uns um unsere tolle Lehrerin. Wenn wir bei unserem Lehrgang durch unser Dorf gingen, achtete sie auf Disziplin und versuchte uns Gleichschritt beizubringen. Sie bat uns, alle Dorfbewohner zu grüßen, die uns begegnen. Unsere Lehrerin grüßte ebenfalls und unterhielt sich mit ihnen. Sie war beliebt in unserem Dorf. Sie kaufte fast alles, bei den Geschäften in Larenbuch. Ihre Kleidung ließ sie von Reinhilds Mutter schneidern. Es gab wohl niemand im Dorf, der von Esther Kofer nicht begeistert war. Die Larenbucher erfuhren nicht, ob und wie reich Frau Kofer war. Da viele Geschäftsleute profitierten, neidete ihr niemand ihren Reichtum. In unserem Dorf gab es eine Fahrrad- und Motorradreparaturwerkstatt. Seit Frau Kofer ihren Renault dort reparieren ließ, bestellte er beim Malermeister ein neues Schild, er nannte sich jetzt: Fahrrad-, Motorrad- und Autoreparaturwerkstatt -Manfred Sulm-. Mein Onkel hatte eine NSU Quick, es war ein Leichtmotorrad. Als er uns besuchte, ließ er seine NSU Quick bei Herrn Sulm reparieren. Ich war dabei, als Herr Sulm erzählte: „Wenn Frau Kofer nit wär un ihre Rechnungen so prompt zahle dät, könnt ich den Vorrat an Ersatzteil nit lagern. Keiner weiß, woher die Lehrerin Geld hat, aber des isch mir au egal.“ Die Bürger unseres Dorfs hätten gerne ihre Neugier befriedigt und mehr über das Vermögen unserer Lehrerin erfahren. Der Bänker konnte es nicht herausfinden. Er sagte: „Auf ihr Konto wird nur ihr Lehrergehalt überwiesen.“ Obwohl es für Bänker eine Schweigepflicht gab, erzählte er: „Manchmal kommt eine große Überweisung von ihrem Konto einer Frankfurter Bank. Mehr konnte ich nicht erfahren. Vielleicht hat sie vermögende Eltern.“
Frau Kofer erklärte uns auf unseren Lehrgängen typische Vogelstimmen, von Amseln, Meisen und Finken. Als sie uns Raupen zeigte, sprach sie über Metamorphose, die aus Raupen schöne Schmetterlinge werden ließ. Der Vater meines Schulfeindes, war klein und dick. Er hatte einen Laden für Herrenhosen. Als er seinen Laden wegen einer Beerdigung schließen musste, hing er ein Schild in sein Schaufenster mit folgendem Text: „Heute bleibt mein Hosenladen, wegen einer Beerdigung geschlossen.“ Danach hieß er „Hosenladenstauch“. In diesem Laden kaufte unsere Lehrerin für Verwandte in USA eine graue Hose. Als ich für sie das Paket zur Post brachte, las ich die Zollerklärung und fragte: „Frau Kofer, wo haben sie die Hose gekauft, die so wenig gekostet hat?“ Frau Kofer lachte und antwortete: „Mein lieber neugieriger Louis, die Hose schenke ich dem Mann meiner Kusine zum Gewburtstag. Ich kaufte bei Erhards Vater, sie war teurer, aber damit meine Verwandten keinen Zoll bezahlen, habe ich einen geringen Preis geschrieben.“ Frau Kofer schenkte mir für den Botengang eine Mark. Im Lehrerkollegium waren nicht alle Kollegen von Esther Kofer begeistert. Einige waren eifersüchtig, weil sie mit Frau Kofer verglichen wurden. Viele Lehrer galten als faul, weil sie sich auf den Unterricht kaum vorbereiteten. Einige unterrichteten im Dritten Reich und hatten ihr Parteiabzeichen der NSDAP weggeworfen. Sie wurden Parteimitglied der DP und zu demokratischen Wendehälsen. Frau Kofer war eine Ausnahmelehrerin. Alle Klassenkameraden gingen gerne zur Schule. Viele freuten sich auf das Ende der Ferien und auf die Schule. Dies lag auch daran, dass fast alle Kinder in den Schulferien ihren Eltern beim pflücken von Heidelbeeren helfen mussten. Viele Familien hatten dadurch ein zusätzliches Einkommen. Meine Schwester war in unserer Familie die fleißigste Heidelbeerpflückerin. Unsere Familie konnte, wenn das Wetter ordentlich war und wir einen guten Platz fanden, pro Tag 20 bis 25 Pfund sammeln, die wir teilweise verkauften. Meine Mutter bekam durch die gebückte Haltung beim Pflücken, häufig Kreuzschmerzen.
Am Mittwoch, als wir nachmittags von unserer Lehrerin unterrichtet wurden, erklärte sie uns multiplizieren. Danach schrieben wir einen Aufsatz über die Herstellung von Nahrungsmitteln. Über dieses Thema wussten Lindtraud und ich Bescheid, deshalb lobte uns Frau Kofer. Sie fragte mich, ob ich noch bleiben wollte, Lindtraud würde heute bei ihr übernachten, wir könnten zusammen spielen. Frau Kofer erklärte uns Schach. Sie hatte wunderschöne, geschnitzte Figuren aus Holz und sagte: „Meine Figuren sind aus einem arabischen Land.“ Ich erzählte ihr von meinem tunesischen Freund. Sie fand es interessant und tröstete mich, weil ich, als ich Beschier dachte, weinte. Als es klingelte und meine Mutter nach mir fragte, umarmte Esther meine Mutter und entschuldigte sich, weil sie mich nicht rechtzeitig heim geschickt hätte. Sie brühte meiner Mutter echten Kaffee auf. Kaffee war damals teuer, deshalb gab es selten echten Bohnenkaffee. Frau Kofer sagte: „Liebe Frau Lautr, sie müssen sich künftig keine Sorgen machen, wenn es spät wird, bringe ich ihren Sohn, entweder mit dem Auto, oder zu Fuß nach Hause. Ich möchte ihren Louis, morgen nach der Schule zum Essen einladen, weil wir nachmittags wieder hier lernen, muss er zum Mittagessen nicht heim. Lindtraud freut sich, wenn wir gemeinsam Essen. Ich habe ein neues elektrisches Waffeleisen und möchte es testen.“ Das fand meine Mutter toll, unser Waffeleisen, musste auf den Holz- und Kohleherd gestellt werden. Der Herd wurde stark beheizt, damit das Eisen die nötige Hitze bekam. Besonders das Drehen, des Waffeleisens auf dem Herd war schwierig, weil der Teig, der noch nicht fertigen Waffel oft in den Herd floss. Als wir uns verabschiedet hatten, hörten wir auf der Treppe, wie Frau Kofer zu Lindtraud sagte: „Während du badest, lese ich dir eine Geschichte vor.“ Auf dem Heimweg sagte meine Mutter: „Ich freu mich dass du gerne zur Schule gehst.“ Ich antwortete: „Mutter unserer Lehrerin ist toll, bei ihr lerne ich gern und bin sehr glücklich.“ Meine Mutter lachte und sagte: „Louis, merk dir fürs Leben, glücklich sein ist immer deine Entscheidung, denn du bestimmst dein Glück selbst.“ Als ich morgens zur Schule ging, freute ich mich auf das Mittagessen bei unserer Lehrerin. Ich unterhielt mich in der Pause mit Lindtraud darüber. Nach dem Essen halfen wir Frau Kofer, den Tisch abzuräumen. Lindtraud spülte das Geschirr, ich trocknete ab und räumte es auf. Frau Kofer sagte: „Ich würde heute gerne Fotos von euch machen.“ Wir bewunderten ihre Fotoausrüstung. Sie hatte ein Stativ für ihren Fotoapparat und eine sehr helle Beleuchtung, ihre Leica hatte außerdem ein aufgesetztes Blitzlicht. Sie sagte: „Bitte passt auf meine Fotoausrüstung auf, sie war sehr teuer.“ Als Rosanna und Reinhild kamen, setzten wir uns wieder ins Esszimmer und schrieben zunächst ein Diktat. Obwohl ich viele Bücher las, schrieb ich nie fehlerlose Diktate. Rosanna beherrschte die schwierigsten Wörter und hatte selten Fehler. Lindtraud rechnete perfekt. Meine Zeichnungen und meine Aufsätze verhalfen mir zu ordentlichen Noten, auch wenn ich Fehler hatte. Frau Kofer, erklärte mir geduldig falsch geschriebene Worte. Ich konnte nie Korrektur lesen, da ich beim Durchlesen der Texte keine Fehler erkannte. Nach unserem Diktat und den Rechenaufgaben lasen wir eine Geschichte von einer Puppe, die gerne ein Mädchen würde. Die Geschichte lasen wir mit verteilten Rollen. Wie immer gab es danach Kakao und Kuchen. „Ich würde euch gerne fotografieren“, sagte Frau Kofer, „stellt euch mal so hin, erst Rosanna, dann Lindtraud, dann Louis und Reinhild.“ Reinhild sagte: „Darf ich neben Rosanna stehen, weil sie meine Freundin ist.“ Frau Kofer hatte mehrmals fotografiert. Ich stand zwischen Lindtraud und Rosanna, neben Rosanna stand Reinhild. Wir legten für die nächste Serie die Arme um unsere Schultern. Frau Kofer fragte Linde und mich: „Könnt ihr euch für mein nächstes Foto in Arm nehmen?“ Dies konnten wir natürlich. „Könnt ich euch auch mal fest drücken und dabei lachen?“ fragte Frau Kofer. Auch das konnten wir. „Könnt ihr euch auch küssen und dabei umarmen?“ Fragte sie und fotografierte dabei. Rosanna und Reinhild lachten, Reinhild sagte: „Da kammer seh, dass dr Louis en Maidleschmecker isch, sonsch dät em des nit gfalle.“ Frau Kofer fragte: „Rosanna, kannst du Louis auch umarmen und küssen?“ Rosanna sagte: „Wenn sie es wollen, no kann i des au.“ Lindtraud sagte: „Die soll des nit, weil dr Louis mei Freund isch.“ Frau Kofer fragte: „Louis, was sagst du dazu?“ Ich sagte: „Ich gehöre nur mir und sonst niemand. Wenn sie Rosanna und mich fotografieren möchten, küsse ich Rosanna.“ Frau Kofer sagte: „Louis du hast recht, Menschen kann man niemals besitzen. Lindtraud du kannst erzählen, dass dir eine Kuh gehört, deine Hühner gehört auch dir. Aber du selbst gehörst nur dir und sonst niemand. Merkt euch dies fürs ganze Leben. Seit es keine Sklaven mehr gibt, gehören Menschen nur sich selbst. Wenn Rosanna oder Louis sagen würden, sie können sich nicht umarmen und nicht küssen, respektieren wir das.“ Frau Kofer fotografierte eine Serie mit Rosanna und mir. Wir lachten uns an, drückten und küssten uns. Reinhild wollte mich weder in Arm nehmen, noch küssen. Sie sagte: „Louis, sei nit beleidigt, aber i kann kein Bua in Arm nehme on erscht recht nit küsse. Aber i kann d’ Rosanna un d’ Lindtraud umarme on die kann i au küsse.“ Frau Kofer fotografierte noch eine Serie mit Reinhild und Rosanna und mit Reinhild und Lindtraud. Frau Kofer fragte: „Louis, wer sagte dir, dass man nur sich selbst gehört?“ Ich errötete und antwortete: „Es ist ein Geheimnis, weil ich versprach, es niemand zu erzählen. Rosanna sagte: „Ich weiß vielleicht wer‘s ihm gsagt hat.“ Esther Kofer und ich waren überrascht als Rosanna sagte: „Es war sicher Tante Helga, sie hat uns im Kindergarte nacket mit re Geißel verhaue un trotzdem han i schpäter de Louis abends aus ihrer Haustür komme gseh, da hat sie ihn ganz fescht in Arm gnomme.“ Ich war verlegen und das Blut schoss mir ins Gesicht, dass mir heiß wurde. Frau Kofer sagte: „Louis du musst nicht verlegen werden, ich weiß zwar nicht, was du getan hast, aber als dich Tante Helga umarmte war es wahrscheinlich schön für dich. Wir haben keine Geheimnisse und was Rosanna uns erzählt, sagt sie sonst niemand. Vielleicht erzählst du uns mal die Geschichte, wenn nicht heute, oder morgen, dann irgendwann Mal. Aber es würde mich interessieren was ihr im Kindergarten erlebt habt.“ Rosanna erzählte wie Tante Helga bewusst gelogen hätte, um uns zu verhauen und erzählte die Geschichte mit dem Klo und die Geschichte mit der heißen Tasse Tee und wie sie mir damals ihr Kätzchen zeigte. Frau Kofer lächelte. Rosanna fragte: „Louis, darf ich die Hufnagelgeschichte erzählen?“ Als sie zu Ende erzählte, sagte sie: „I han mi damals so gfreut, als die Kinderschwester sich in Nagel gesetzt hat und Tagelang im Kindergarten gefehlt hat, aber eigentlich hätte Tante Helga es verdient, weil sie uns ungerecht bestrafte. Obwohl i erscht fünf war han i scho gmerkt, dass im Louis d' Tante Helga gfalle hat.“ Frau Kofer fand die Geschichte mit dem Hufnagel und meiner Rache erstaunlich. Als Reinhild sagte: „So viel Bosheit hät i im Louis nit zutraut“, lachte Frau Kofer und sagte: „Ich auch nicht, man sollte ihn lieber zum Freund als zum Feind haben.“ Lindtraud sagte: „Des han i au gsagt.“ Es gefiel mir weil die Mädels mich bewunderten. Reinhild sagte: „Jetzt dät i di au umarme.“ Frau Kofer holte erneut ihre Kamera um uns zu fotografieren. Abends sagte Frau Kofer: „Ihr könnt alle mitfahren, ich bringe euch mit dem Auto nach Hause, ich fahre zuerst Lindtraud heim.“ Lindtraud bedankte sich, weil sie nicht heim laufen müsste und sagte: „I kann ihne gar nix schenke, weil i nix han, aber i mag si ganz arg on dät ihne gern en Kuss gebe, wenn i darf.“ Wir durften alle unsre Lehrerin küssen. An diesem Freitag regnet es schon den ganzen Morgen. Wir kamen ziemlich nass in die Schule und in der Klasse roch es nach ungewaschener Kleidung und ungewaschenen Kindern. Lindtraud saß in einem schönen Kleid neben mir. Sie roch nach Seife und sagte: „Stell dir vor, d’ Frau Kofer isch extra früher ufgschtande un hat mi mit ihrem Auto daheim abgeholt, damit i nit nass werd. Mei Mutter hat sich gfreut on hat re en Butter on Eier mitgä. No hat sie gsagt, sie dät en Kuche davon backe.“ Sie hat meiner Mutter gsagt, si soll froh sei, dass sie nette un gsunde Töchtere hät.“ Am Samstagnachmittag halfen meine Geschwister und ich unsrer Mutter, wie immer, beim Putzen der Kirche. Ich stieg auf die Kanzel und predigte den Geistern und den leeren Kirchenbänken. Meine Mutter erzählte uns: „Diesmal wird für die Mission geopfert, das Geld ist für arme Menschen in Afrika. Der Pfarrer von Schailberg hat mir eine besondere Spendendose mitgebracht.“ Es war eine Nachbildung eines Negers, heute würde man sagen, dunkelhäutigen Afrikaners. Es war eine 40 cm hohe Negerfigur, die ein weißes Nachthemd anhatte und eine Dose hielt. Wenn man in die Dose Geld warf, nickte der Neger mehrmals mit dem Kopf. Meine Mutter sagte: „Schau, wie der kleine Heide sich bedankt.“ Da der Neger vielleicht noch kein richtiges Geld gesehen hatte, bedankte er sich auch für den Knopf, den ich in der Kirche gefunden hatte und ihm in die Dose warf. Ich fragte: „Mutter, darf ich mich am Sonntag neben den Neger setzen um zu sehen, wer ihm Geld schenkt?“ Meine Mutter überlegte und sagte: „Es macht keinen guten Eindruck, weil ein Opfer nur der liebe Gott sehen soll.“ Heute würde man sagen, es wäre Datenschutz, aber heute gäbe es keinen Neger, sondern Farbige. Ich fragte den Pfarrer: „Darf ich nach der Kirche neben dem Neger im Nachthemd sitzen, um zu sehen, wer ihm Geld schenkt?“ Dem Pfarrer gefiel meine Idee, er sagte: „Louis der Neger hat kein Nachthemd an, sondern eine afrikanische Tracht.“ Der Pfarrer bat in seiner Predigt für Spenden, um die Heiden in Afrika zu taufen. Ich achtete darauf, dass Menschen dem Heiden in seiner weißen Tracht, Geld schenkten. Nach der Kinderkirche nahmen wir den schwarzen Heiden in unsere Wohnung und zählten das Geld. Es war außer meinem Knopf nur Geld in der Kiste. Einige waren großzügig, wobei der Neger sich für einen Pfennig genauso bedankte, wie für eine Mark. Ich fragte: „Mutter, darf ich den Neger in unserer Klasse zeigen?“ Sie erlaubte es mir leider nicht. Unser Pfarrer war mit dem Opfer der Kirchengemeinde zufrieden. -In meiner späteren Keramiklehre beschäftigte mich die Figur erneut. Für die Firma, die den Afrikaner mit der Mechanik, als Opferdose an die Kirchen vertrieb, lieferte unsere Manufaktur den Körper und Kopf aus Keramik.- Danach verlief der Sonntag wie immer, mit Mittagessen, Stunde, Vesper und Heimweg. Am darauffolgenden Montag war es schönes Wetter, wir unternahmen einen Lehrgang durch unser Dorf. Unsere Lehrerin erklärte uns verschiedene Berufe, wir besuchten deshalb zunächst den Schuster, er hieß Eberhard Schrunz und war überrascht, dass ihn eine Schulklasse besuchte. Er kannte unsere Lehrerin, weil sie oft Schuhe bei ihm kaufte. Er freute sich über unsern Besuch und sagte: „Es ist das erste Mal, dass sich eine Schulklasse für mein Handwerk interessiert.“ Er erklärte und zeigte uns, wie Schuhen hergestellt werden und wie die eigenartigen Schuhgrößen zu Stande kamen. Er sagte: „Ein Franzose entwickelte die Schuhgrößen. Es ist die Menge der Nadelstiche, mit der Sohlen an Schuhe genäht werden. Mit 38 Stichen wurde die Sohle an Schuhe der Größe 38 genäht.“ Unsere Lehrerin sagte: „Herr Schrunz, das mit den Schuhgrößen wusste ich auch nicht. Heute habe ich von ihnen etwas gelernt und danke ihnen dafür.“ Danach besuchten wir den Bäcker, alle staunten, wie schnell Brezeln von Hand hergestellt werden. Der Bäcker war nett und ließ uns alle eine Brezel formen. Ich war der einzige, der auf Anhieb eine perfekte Brezel herstellte. Der Bäcker, Schroth sagte zu mir: „He du köntest Bäcker werde.“ Ich erzählte später Lindtraud, Rosanna, Reinhild und Frau Kofer: „Ich konnte das nur, weil mir mein Onkel, der eine Bäckerei Stuttgart hat, zeigte wie Brezeln geformt werden.“ Frau Kofer erklärte uns, als wir durch unser Dorf gingen, wie Häuser gebaut werden, und wie das Fachwerk im Schwarzwald entstand und wie unterschiedlich sich Fachwerk an Regionen angepasst hat. Sie erzählte uns von den Schwarzwälder Flößern, die Stämme in Holland verkauften. In der Schule las sie uns ein Märchen von Wilhelm Hauf vor. Danach schrieben wir darüber einen Aufsatz. Dies alles ist mir aus meiner Schulzeit geblieben, vieles andere, das wir später im Gymnasium eingetrichtert bekamen, weiß ich heute nicht mehr. Nach dem Bäcker besuchten wir die Schreinerei, bei der mein Opa unseren Deichselwagen geschreinert hatte. Der Schreiner kannte mich und sprach mich an. Frau Kofer meinte: „Ja Louis, wie kommt es, dass du in deinem Dorf so bekannt bist?“ Ich erzählte ihr von meinem Opa. Als die Schule zu Ende war, hatten wir Dinge fürs Leben gelernt. Missgünstige, neidische Lehrer hatten Frau Kofer beim Oberschulamt angeschwärzt, deshalb hat sich der Schulrat angekündigt. Einige Lehrer hofften, Frau Kofer würde sich blamieren. Sie meinten, es könnte nicht sein, dass Schüler etwas Vernünftiges lernen, wenn eine Lehrerin mit ihrer Klasse spazieren ginge. Rosanna fragte: „Frau Kofer, was üben wir für den Schulrat?“ Wir kannten dies von Lehrern, die wir in der ersten und zweiten Klasse hatten und die vom Schulrat besucht wurden. Frau Kofer sagte: „Ihr seid neugierige und interessierte Kinder und wisst sehr viel, deshalb müssen wir nicht üben. Ich wünsche mir, dass ihr so seid, wie immer.“ Seit langer Zeit bat ich abends den lieben Gott, dafür zu sorgen, dass unsere Lehrerin nicht versetzt würde. Als Frau Kofer morgens ins Klassenzimmer kam, sah sie sehr gut aus. Sie trug ein hellgraues Kostüm mit einer lila Bluse, sie hatte schwarze Strümpfe und schwarze Schuhe mit halbhohen Absätzen an. Als der Schulrat kam, unterhielt sie sich selbstbewusst mit ihm und erklärte ihm, was sie bei Lehrgängen erreichen wollte. Sie sagte ihm: „Nach Lehrgängen schreiben wir Aufsätze und malen Bilder davon. Man sah dem älteren Herrn an, dass ihm die junge, engagierte Lehrerin mit ihrem schicken Kostüm gefiel, denn er zupfte an seiner dunkelroten Krawatte und schaute, ob die Knöpfe seiner blauen Weste richtig saßen. Der Schulrat sah gemütlich aus und hatte einen sogenannten Wohlstandsbauch. Mir gefiel sein dunkelblauer Anzug mit passender Weste, er trug ein weißes Hemd mit einer dunkelroten Krawatte die zarte, blaue Streifen hatte. In der kleinen Sakkotasche schaute ein Einstecktuch in der Farbe seiner Krawatte raus. Ich drehte mich zu Reinhild um, denn ich wusste, dass sie auch auf Kleidung achtete und sagte zu ihr: „Sisch wie schick d’ Frau Kofer heut azoge isch, sie sieht toll aus un gfällt au im Schulrat.“ Reinhild sagte: „Des Koschtüm on die Blus hat se bei meiner Mutter kauft, aber dr’ Schulrat hat au en schicke Anzug.“ Frau Kofer sagte: Reinhild es würde mich interessieren, worüber ihr redet.“ Reinhild antwortete: „Soll ich es wirklich sagen?“ Sie erwartete keine Antwort und sagte: „Dr’ Louis hat gsagt, wie toll sie in ihrem graue Kostüm aussähet, on no han i gsagt, dass dr’ Herr Schulrat au en schicke Anzug anhat.“ Der Schulrat lachte und meinte, wenn man als Lehrerin von seinen Schülern so bewundert wird, lernt man sicher gerne. Frau Kofer lachte ebenfalls und sagte: „Louis und Reinhild unterhalten sich über die Kleidung von Menschen, beide können Menschen sehr genau beschreiben.“ Der Schulrat sagte zu uns: „Ich heiße Wirth und ihr könnt mich so ansprechen.“ Er setzte sich in die letzte Reihe. Frau Kofer gestaltete ihren Unterricht wie immer, unser Wissen überzeugte den Schulrat. Frau Kofer zeigte ihm Klassenarbeitshefte, Aufsätze und Zeichnungen. Er war mit unserer Lehrerin und uns sehr zufrieden. Wir sagten, wir würden uns keine andere Lehrerin wünschen. Nach der großen Pause fragte mich der Schulrat: „Warum sitzt du bei den Mädchen?“ Mein Schulfeind, Erhard, sprang auf und sagte, ohne sich zu melden: „Weil er ein Weiberschmecker isch!“ Lindtraud stand auf und erzählte dem Schulrat ihre Geschichte. Anscheinend beeindruckte es den Schulrat, er schaute mich an und sagte: „Donnerwetter, da gehört Mut dazu, dann sitzt du seit der ersten Klasse neben dem netten, blonden Mädchen. Ihr seid eine aufgeweckte und kluge Klasse. Es gefällt mir bei euch. Könnt ihr eine Weile alleine lernen, ich möchte mit eurer Lehrerin etwas besprechen.“ Er fragte: „Frau Kofer, muss eine Schülerin unartige Kinder aufschreiben?“ Frau Kofer nannte uns zwei Aufsatzthemen und sagte: „Meine Schüler sind artig und brauchen keine Aufschreiber.“
Unsere Lehrerin bezeichnete, die vier von ihr geförderten Schüler, als ihr Kleeblatt, oder ihr Quartett. Wir Kleeblattkinder wollten keine Neider und hatten besprochen, dass wir unsern Schulkameraden nichts von Kakao und Kuchen erzählen, sondern von Diktaten, Aufsätzen und Rechenarbeiten. Die Besonderheit des Kleeblatts wurde in der Klasse kaum noch wahrgenommen. Bei unseren Lehrgängen, in die nahen Wälder durften wir auch auf Bäume klettern. Frau Kofer sagte: „Jungs, ihr könntet uns mal die noch grünen Tannenzapfen vom Baum holen, damit wir sehen, wie Tannen und Fichten ihre Samen bilden und wie sie später ihre Samen aus Tannen- und Fichtenzapfen schütteln, damit neue Bäume entstehen. Rosanna fragte: „Darf ich auch klettern.“ Frau Kofer antwortete: „Natürlich dürfen auch Mädchen klettern, sie sind leider durch ihre Kleider etwas benachteiligt. Rosanna, achte bitte auf dein schönes Kleid. Rosanna war ein sportliches Mädchen, die ihre Bewegungen gut koordinieren konnte. Beim Klettern auf Bäume ist es schwierig, die Entfernung und die Stärke der Äste einzuschätzen und dies mit den Bewegungen zu koordinieren. Ich fand das Klettern auf Bäume toll, auch weil es in Baumgipfeln fantastisch nach Holz und Harz roch. Endlich hatte ich die ersten grünen Tannenzapfen, die intensiv nach Harz rochen, erreicht. Ich riss welche ab und warf sie runter. Langsam und vorsichtig kletterte ich wieder nach unten. Rosanna kletterte genau über mir. Als ich nach oben sah, wurde ich verlegen, denn ich sah ihren gelben Schlüpfer und ihre langen Beine. Rosanna bemerkte meinen Blick, ich wollte nicht unter ihren Rock schauen, es geschah spontan. Rosanna bemerkte meinen Blick, deshalb sah ich sofort nach unten und kletterte weiter. Frau Kofer erklärte uns die verschiedenen Zapfen, grüne noch unreife, braune, verschlossene und trockene geöffnete Zapfen, aus denen man Samen schütteln konnte. Wie Fichten ihre Samen verteilten und sich fortpflanzten. Sie sagte: „Wir haben hier nur Fichtenzapfen, denn Tannenzapfen stehen senkrecht, wie Kerzen des Weihnachtsbaums, und lassen vom Wind die Samen verbreiten. Wir reden von Tannenzapfen und meinen immer Fichtenzapfen, denn Tannenzapfen finden wir keine. Wir beschäftigen uns im Biounterricht noch damit. Wer von euch kann wohl auf eine Kiefer klettern?“ Als sich niemand meldete, sagte ich: „Frau Kofer, die Kiefer hat ihre Äste ganz oben, so hoch kann keiner klettern.“ Frau Kofer hatte sich vorbereitet, denn sie hatte heute keinen Rock, sondern eine dreiviertellange Hose an. Aus ihrer Handtasche nahm sie ein stabiles Seil mit zwei Griffen. Sie schlang das Seil um den Baum, stemmte sich mit den Füßen gegen den Stamm, schob das Seil an dem sie sich festhielt immer höher und kletterte mit den Füßen weiter. Wir standen staunend am Baum und sahen, wie unsere Lehrerin nach oben kletterte. Als sie wieder unten war, sagte sie: „So klettern Menschen in Afrika. Wer von euch möchte es versuchen. Ich hatte die Technik erkannt, wollte mich jedoch nicht blamieren. Erhard meldete und blamierte sich. Frau Kofer gab das Seil Rosanna und sagte: „Vielleicht kannst du es.“ Rosanna kletterte etwa zwei Meter hoch und sagte: „Es isch arg anschtrengend, sie sind toll, denn sie sind sehr hoch geklettert.“ Rosa gab mir das Seil, deshalb musste ich es probieren. Ich kam nicht so weit, wie Rosanna und sagte: „So zu Klettern isch sauschwer.“ Frau Kofer lächelte und sagte: „Ihr seht, man kann es lernen.“ Auf dem Rückweg ging Rosanna neben mir und fragte: „Hat dir mein Schlüpfer gfalle, als du mi aguckt hasch?“ Ich lachte sie an, als ich antwortete: „Es hätte mir gefallen, aber ich hab mich nicht getraut, deshalb sah ich weg, damit du nicht verlegen wirst.“ Rosanna nahm meine Hand und sagte: „I han dir doch im Kindergarte zeigt, wie mei Kätzle aussieht. Du warsch verlege, aber i doch nit, i weiß, dass i dir gfall.“ Wir lachten beide als ich antwortete: „Im Kindergarten waren wir noch klein, diesmal war's Zufall, i wollt es nit ausnützen. Aber wenn mir nomal klettret un du über mir klettersch, dann guck ich nicht weg, on dann fall i vielleicht vom Baum, weil du mir so saumäßig gfällsch, dass i mi nimmer ufs klettre konzentrieren ka, aber woher weisch du, wie du aussiehsch, wenn mr dir unters Kleid guckt?“ Rosanna lachte und sagte: „Ha Louis, weisch, i wollt wisse wie i ausseh, wenn jemand unter mein Kleid sieht, deshalb han i im Schlafzimmer von meine Eltern den große Spiegel uf de Fußbode glegt un bin drufgschtande. Seither hat der Spiegel en Riss, aber i weiß, wie i ausseh un zieh schöne Schlüpfer an.“ Ich sah Rosanna an, lachte und sagte: „Du bisch s'tollschte un s’schönste Mädle von der ganze Welt.“ Rosanna fragte: „Des hasch du mir im Kindergarte gsagt, denksch du es immer no?“ Als ich mich umdrehte bemerkte ich Frau Kofer. Wir wussten nicht, ob sie unser Gespräch gehört hatte.
Ich ging unverändert gern zur Schule, bei unserer Lehrerin lernten wir nicht nur für die Schule, sondern für's Leben. Unser Unterricht bestand leider nicht nur aus Lehrgängen, sondern auch aus trockenem, abstraktem Schulstoff mit Lernfächern. Frau Kofer gelang es, auch diese Fächer interessant zu gestalten. Wenn ich an nachfolgende Schulen und Lehrer denke, hatte ich erst in späteren Jahren in Berufs- und Handelsschule wieder Lehrer, die ihren Unterricht interessant gestalteten. Im Gymnasium erinnere ich mich an keine Lehrer, die den Schulstoff interessant gestalteten. Die Nachmittage, die wir bei Frau Kofer verbrachten, waren für uns unverändert interessant, obwohl wir Diktate schrieben, oder Übungsreihen multiplizierten, dividierten, subtrahierten und addierten, die für mich kompliziert waren, gefielen uns die beiden Nachmittage. Ich war erstaunt wie Lindtraud, komplizierte Rechenaufgaben löste und problemlos Ergebnisse fand. Gleichzeitig bewunderte ich Rosanna, die jedes diktierte Wort richtig schrieb. Frau Kofer zeigte uns eines Nachmittags eine Fotoserie. Es waren schöne schwarz/weiß Bilder, auf denen wir sehr gut aussahen. Mich störten meine vielen Sommersprossen im Gesicht, die auf den Fotos nicht zu sehen waren. Ich sagte: „Auf ihren Fotos sieht man meine Sommersprossen nicht.“ Frau Kofer fragte: „Louis, stören dich etwa deine Sommersprossen?“ „Ja natürlich“, antwortete ich. „Ach Louis“, sagte Frau Kofer, „dich liebt sogar die Sonne, denn sie küsst dich und hinterlässt Sommersprossen als winzige Knutschflecken. Sie passen zu dir, es wäre schade, wenn sie nicht in deinem Gesicht wären.“ Rosanna bestätigte es. Frau Kofer hatte im Esszimmer, was gleichzeitig unser Lernzimmer war, drei große Gruppenfotos von uns aufgehängt und sagte, als wir uns nach dem Kakao und Kuchen wieder verabschiedeten: „Wir schreiben bald einen Aufsatz, denkt mal über ein intensives Erlebnis nach.“ Frau Kofer hatte mit den Kleeblatteltern gesprochen, deshalb gingen wir an Donnerstagen nicht mehr zum Essen nach Hause. Frau Kofer kochte für uns. Es gab donnerstags immer eine Suppe, die sie vorbereitet hatte, danach Waffeln mit unterschiedlichen Zutaten. Sie stellte verschiedene Marmelade auf den Tisch, es gab Zucker mit Zimt und manchmal, wenn Lindtraud Sahne mitbrachte, gab es Schlagsahne. Frau Kofer hatte noch etwas Besonderes, Ihre Verwandten aus USA hatten ihr kanadischen Ahornsirup geschickt. Waffeln waren ein Festessen, obwohl wir aus unterschiedlichen Familien kamen. Rosanna war ein Einzelkind aus einer wohlhabenden Zahnarztfamilie. Sie sah ihrer Mutter sehr ähnlich. Ihre Mutter war groß und schlank, hatte kurze blonde Haare und war immer gut gekleidet, meist trug sie ein Kostüm mit engem Rock, der hinten geschlitzt war. Ihr Vater, war etwas korpulent und ebenfalls gut angezogen. Sie war die größte von uns. Im Kindergarten waren wir gleich groß. Rosanns hatte, wie ihre Mutter, große blaue Augen und lange blonde Haare mit Zöpfen, die oft zu „Affenschaukeln“ gebunden waren. Sie hatte eine hohe Stirn, die sie beim Nachdenken in Falten legte, was ich lustig fand, wenn sie mich ansah. Sie hatte lange schmale Hände, denen ich oft zusah, wenn sie mit ihrem Federhalter über ihr Heft huschten. Rosanna war rasch gewachsen und hatte lange Beine. Sie konnte, wenn wir fangen spielten, schnell rennen. Sie warf, was nur wenige Mädchen konnten, fast so weit wie Jungs. Da sie auch klettern konnte, sagte Frau Kofer: „Rosanna, du bist ein sportliches Mädchen.“ Im Schulhof bewunderte ich sie beim Seilhüpfen, sie sprang hoch und ihre Zöpfe hüpften, mit ihr rauf und runter. Sie hatte sicher nie gehungert. Wahrscheinlich gab es bei ihrer Mutter keine Waffeln, denn die fand sie bei Frau Kofer besonders lecker. Lindtraud und ich waren seit langem gleich groß, Lindtraud hatte von allen Mädchen die weiblichste Figur. Sie hatte einen hübschen Po, der durch ihr leichtes Hohlkreuz betont wurde. Sie hatte ebenfalls blonde lange Haare, die sie meist zu Zöpfen geflochten, als Kränzchen auf dem Kopf trug. Sie war ein hübsches, meist lachendes und fröhliches Mädchen. Wenn ich sie ansah und sie es bemerkte, lachte sie immer. Sie hatte einen hübschen Mund mit weißen, ebenmäßigen Zähnen, was damals selten war, da es damals noch keine Zahnspangen gab. Sie hatte große, kräftige Hände. Lindtraud hatte dank der Landwirtschaft ihrer Eltern, ebenfalls nie gehungert. Waffeln hat ihre Mutter nie gebacken, deshalb mochte Lindtraud Waffeln ebenfalls besonders. Reinhild war, ein Einzelkind, die wie ich, keinen Vater hatte. Ihr Vater war vermisst und ihre Mutter hatte seit Jahren nichts von ihm gehört. Reinhild sah mit ihren tiefschwarzen, gelockten und kräftigen Haaren etwas exotisch aus. Sie war die kleinste von uns, ihre gelockten Haare trug sie sehr kurz. Sie hatte kohlschwarze Augen, dunkle Augenbrauen und eine braune Haut, ihre Lippen waren voller und dunkler als bei andern Mädchen, ihre Zähne waren schneeweiß. Sie war ein zurückhaltendes und schüchternes Mädchen, die Rosanna dankbar war, weil das bewunderte Mädchen, ihre Freundin war. Sie sprach kaum über sich und erzählte wenig über ihre Mutter. Ich glaube, sie kannte ihren Vater nicht. Mir gefielen ihre kurzen, gelockten Haare. Wenn ich Gelegenheit hatte, fuhr ich mit meiner Hand durch ihre kräftigen Locken und sagte: „Mir gefallen deine schwarze Locken.“ Sie antwortet: „Du schpinsch ja, was glaubsch wie froh i wär, wenn i so schöne Haare hätte, wie d‘Rosanna.“ Ich denke, dass Reinhild in der Nachkriegszeit auch öfters gehungert hat. Reinhilds Mutter hatte nach der Währungsreform einen, wie man heute sagen würde, „Klamotten-Laden“. Sie war vollschlank, sehr gesprächig und ein Verkaufstalent. Meine Mutter hatte von ihrem, ehemals wohlhabenden Vater, eine elektrische Koffernähmaschine mit einem Kniegashebel, zur Hochzeit bekommen. Meine Mutter verlieh ihre Nähmaschine öfters an Reinhilds Mutter, die damit Kleidung nähte und Änderungen an der Kleidung ihrer Kunden vornahm. Das Verleihen war eine Nachkriegserfindung. Wenn jemand ein besonderes Gerät oder ein besonderes Werkzeug hatte, wurde es häufig verliehen. Der Leiher gab es nach Gebrauch zurück und verlieh ein anderes Gerät, oder er half mit entsprechender Tätigkeit. Reinhilds Mutter gab meiner Mutter, je nachdem wie lange sie die Nähmaschine hatte, Kleidung dafür, oder veränderte Kleidung von uns. Kleidung wurde nie weggeworfen, sondern verschenkt, verkauft oder gewendet. Mein Vetter, war wenig älter als ich, aber größer und breiter. Deshalb schenkte mir seine Mutter Kleidung, die ihrem Sohn zu klein war. Schon damals war mir Kleidung wichtig, deshalb war ich meiner Tante für die hübsche Kleidung dankbar. Das Essen bei unserer Lehrerin schmeckte uns immer, die Waffeln, die am Tisch gebacken wurden, waren etwas Besonderes. Frau Kofer stellte in einer Glasschale den Teig auf den Tisch, wir konnten unsere Waffeln selbst backen, je nach Geschmack dunkler und knuspriger, oder heller. Da wir Kinder donnerstags zu viert waren, war es beim Mittagessen lustig und lebhaft, wir freuten uns auf diesen Tag. Wir hatten verschiedene Serviettenringe, denn damals gab es noch keine Papierservietten. Die Servietten wurden nicht nach jedem Essen gewaschen, da sie von den gleichen Personen benutzt wurden. Meine Serviette, erkannten alle, denn ich hatte immer die, mit den meisten Flecken. Frau Kofer wusch ihre Wäsche nicht selbst, sie brachte sie in die Wäscherei unseres Dorfs. Später hatte die Wäscherei sogar ein oder zwei Lieferwagen und entsprechende Fahrer, die bei Kunden die Wäsche abholten und gewaschen, gebügelt zurückbrachten. Mir war es immer etwas peinlich, wenn Frau Kofer beim Tischdecken zu Rosa sagte: „Hol für Louis eine neue Serviette aus dem Schrank, denn seine hat Flecken.“ Meine Mutter sagte oft zu mir, was du auch anhast, ich glaube dir läuft der Schmutz nach. Als wir den Tisch abgeräumt, das Geschirr abgewaschen und aufgeräumt hatten, erinnerte uns Frau Kofer an unseren Aufsatz in dem wir über besondere Erlebnisse schreiben sollten. Ich schrieb über meinem tunesischen Freund, der mir aus seiner Heimat erzählte. Von dem wir, seit die französische Besatzung nicht mehr in Larenbuch war, leider nichts mehr gehört hatten. Ich erinnerte mich noch an viele Erzählungen und Beschreibungen aus seinem Land, in dem süße Datteln und Orangen wachsen und Menschen auf Kamelen ritten und an endlosen Sandstränden des Mittelmeers barfuß laufen und im Meer schwimmen würden. Wie die Fischer im Meer mit Netzen Fische fingen und auf den Fischmärkten verkauften. Ich beschrieb, dass es in Tunesien von Mai bis November nicht regnen würde und schrieb über den Duft der vielen tausend blühenden Orangenbäume von Cap Bon, die die Menschen von April bis Mai mit ihrem Duft betörten. Die schlanken. braunhäutigen Menschen wären hübsch, sie hätten schwarze Haare und dunkle Augen. Ihre Kinder würden immer lachen. Ich erzählte, dass ich sicher eines Tages dieses Land besuchen würde und auf einem Kamel durch die Sahara reiten würde. Ich glaubte fest daran und zeichnete, wie ich auf einem Kamel saß und durch die Sahara ritt. Frau Kofer wollte das Bild und meinen Aufsatz behalten, deshalb schenkte ich ihr beides. Sie hat die Zeichnung eingerahmt und im Esszimmer, neben unsern Fotos aufgehängt. Ich war mit meinem Aufsatz zuerst fertig. Frau Kofer sagte, dein Aufsatz gefällt mir, er ist wie ein Reisebericht, man glaubt, du wärst dort gewesen. Von 1971 bis 1985 leitete ich eine Großimkerei in Tunesien. Im Jahre 1978 ritt ich mit Beduinen auf einem Kamel durch die Sahara und übernachtete in Oasen. Seit 1990 produziert eine tunesische Firma einen Dattelschnaps. Wenn ich im Bett lag und Luftschlösser baute, träumte ich von dem Land mit dunkelhäutigen Menschen und lachenden Kindern. Frau Kofer ließ uns Zeit für den Aufsatz unsrer Erlebnisse. Sie schaute uns manchmal über die Schulter und las wohl, was wir schrieben. Als ich von meinem tunesischen Freund schrieb, waren einige Tränen auf mein Heft getropft. Frau Kofer umarmte und tröstete mich. Ich schmiegte mich an sie und nahm ihren Geruch war. Ich spürte mein Geschlecht und wurde verlegen, weil Frau Kofer es bemerkte und mich ansah. Rosanna schrieb über ihr Kindergartenerlebnis, als sie mir, unwissend ihr Kätzchen zeigte und wir deshalb bestraft wurden, kamen ihr Tränen. Rosanna wurde ebenfalls von Frau Kofer getröstet. Jeder von uns trug wohl ein Erinnerungspaket mit sich. Lindtraud, die immer lachte und fröhlich war, weinte ebenfalls, denn sie schrieb, wie sie mit ihrer Mutter und ihren Schwestern ihren Vater im Lazarett besuchte. Als der Arzt den Verband abnahm, fehlte ihrem Vater ein Teil seines Gesichts. Bombensplitter hatten Narben an seinem Körper hinterlassen. Lindtraud ließ sich ebenfalls trösten, sie sagte: „Für Reinhild un Louis isch's no viel schlimmer, denn beide haben keinen Vater mehr. Bei meim Vater hat sich bloß s’Gsicht verändert, un des sehen wir schon nimmer, weil er so lieb ist.“ Wir weinten schließlich alle. Reinhild erzählte weinend: „Ich versuche abends meine Mutter zu trösten, wenn sie im Bett weint, weil sie nicht weiß, wo mein Papa ist, ob er noch lebt oder möglicherweise tot ist. Plötzlich weinte auch Frau Kofer und sagte: „Ich kenne euch inzwischen gut, deshalb erzähle ich euch meine Geschichte: „Als ich mit meiner Mutter und meiner älteren Schwester auf der Flucht war, hatten wir uns, in einem verlassenen Keller eines kaputten Hauses, aneinander geschmiegt, um uns zu wärmen. Ich war tief und fest eingeschlafen. Als ich erwachte lag meine Mutter auf mir und wärmte mich. Ich erschrak, als ich bemerkte, dass meine Mutter nicht warm war. Ich war voll Blut, es war nicht mein Blut, es war Blut meiner Mutter. Man hatte in dieser Nacht meine Mutter und meine Schwester umgebracht. – Wir alle weinen jetzt noch mal gemeinsam, dann behalten wir unsere Geheimnisse immer und ewig für uns. Ihr versprecht mir, dass ihr mein Geheimnis niemand erzählt. Ich ertrage kein Mitleid mehr, weil ich nie weiß, ob es echt ist.“ Wir versprachen uns und unserer Lehrerin, dass wir unsere Geschichten und unsere Geheimnisse niemand erzählen. Wir gaben uns alle die Hand und bekräftigten damit unser Versprechen. Es war unser erster trauriger Nachmittag, den wahrscheinlich unsere Generation nachempfinden kann, weil ähnliche Kriegs- und Nachkriegserlebnisse viele Kinder erlebten. Der Nachmittag half unsere Schmerzen von der Seele zu weinen. Frau Kofer schlug ein lustiges Spiel vor, um nicht traurig nach Hause zu gehen. Wir spielten Hänschen piep einmal. Die Mädchen und Frau Kofer wunderten sich, warum ich erriet, auf wessen Schoß ich saß. Ich behielt mein Geheimnis für mich. Meine Lehrerin dachte, ich könnte mit meinen Beinen spüren, auf wessen Schoß ich saß und gab jedem ein Kissen, damit ich keine Beine fühlen konnte. Ich erriet es trotzdem, ich konzentrierte mich nie auf Stimmen, sondern nur auf den Körpergeruch. Ich drehte und senkte meinen Kopf ein wenig, damit ich in Achselnähe kam, dann atmete ich tief ein und konnte meist riechen und erraten bei wem ich saß. Frau Kofer beobachtete mich, da ich bisher richtig lag, konnte es kein Zufall sein. Als Frau Kofer mich auf ihrem Schoß sitzend beobachtete, bemerkte sie, wie ich tief einatmete und meinen Kopf leicht drehte. Sie sagte: „Ich kenne Louis Geheimnis, er riecht uns.“ Ich wusste nicht, dass ich einen ungewöhnlichen Geruchssinn hatte. Als ich von Frau Kofers Schoss aufstand und sie mich zufällig berührte, richtete sich mein Penis auf. Lindtraud sagte: „Louis, du musch dei Hos richte die sieht komisch aus.“ Ich errötete und genierte mich. Lindtraud half mir aus meiner Verlegenheit und sagte: „Louis, tu dei Taschemesser anders na, des isch verrutscht.“ Ich fasste in meine Hosentasche, regelte mein Teil und sagte: „i han des mit meim Taschemesser nit gmerkt.“ Frau Kofer schaute mich an, ich überlegte, ob sie mich absichtlich berührt hat. Frau Kofer sagte: „Wir testen, ob wir uns ebenfalls riechen. Louis sag uns bitte, wie du uns riechst?“ Ich antwortete: „I glaub unterm Arm.“ Frau Kofer wollte es testen. Wir verbanden ihr die Augen, sie sollte die Hände auf den Rücken legen. Lindtraud schob sie an den Schultern zu mir. Ich hob den Arm und sie roch an meiner Achsel und sagte „Louis, es ist ein interessantes Spiel. Ich werde es mir merken. Wir spielen das Spiel öfters, auch wenn uns Louis überlegen ist, können wir unseren Geruchssinn verfeinern. Ich werde im Naturkundeunterricht über Geruchssinn sprechen, und beim nächsten Lehrgang verschiedene Düfte der Natur behandeln.“ Sie fragte: „Louis, da du ein feines Näschen hast, leidest du, wenn dir Gerüche oder Düfte lästig sind?“ Ich antwortete: „Das stehen in einer Menschenschlange ist ein Problem, weil ich kaum ausweichen kann und manche Menschen nicht riechen mag.“ Am nächsten Tag regnete es, als wir zur Schule kamen. Im Klassenzimmer roch es nach feuchten Kleidern und nassen Haaren. Frau Kofer sagte: „Leider müssen wir unsern Lehrgang verschieben, deshalb schreiben wir heute einen Aufsatz. Ihr wisst doch sicher, was ein Liebesbrief ist?“ Wir lachten verlegen, als unsere Lehrerin weiter redete: „Jeder schreibt einen Liebesbrief an sich selbst. Ihr schreibt zum Beispiel: Mein lieber Schatz, auch wenn du manchmal schlecht gelaunt bist, mag ich dich. Du glaubst, dass dein Gang, oder deine Bewegungen nicht schön sind, oder dass dir deine Sommersprossen nicht gefallen. Das ist nicht wichtig, weil ich dich so liebe wie du bist. Lieber Schatz ich habe dich sehr gern, du gefällst mir weil deine Sommersprossen zu dir passen und weil dich die Sonne küsste. Dein Gang und deine Bewegungen wirken gelassen, was dir gut steht. Dein Aussehen ist nicht alles, du bist für deine Eltern und Geschwister eine liebe Tochter, oder ein lieber Sohn. Deine Klassenkameraden mögen dich, weil du immer freundlich und fröhlich bist. Du überlegst oft, ob du gut aussiehst, dabei weißt du, dass Schönheit subjektiv ist, sie verändert sich, deine Schönheit kommt von innen. Lass dich künftig von Dummköpfen nicht mehr verletzen, denn du bist ein liebenswerter Mensch. So ähnlich stelle ich mir den Liebesbrief meiner Schüler vor, den ihr an euch schreibt.“ Die Idee unserer Lehrerin gefiel mir und sie gefällt mir heute noch. Als sie den Aufsatz benotet hatte, las sie einige der Liebesbriefe anonym vor. Sie gefielen uns, ich erkannte den von Rosanna, weil sie ein Kind war, das sich schön fand und sich wirklich liebte. In einer der nächsten Stunden, schrieben wir einen Brief an eine Mitschülerin oder einen Mitschüler. Unsere Lehrerin sagte: „In einem Liebesbrief schreibt man nichts Negatives, die Namen losen wir aus. Ich hatte Glück und durfte an Rosanna einen Liebesbrief schreiben, bei ihr kannte ich keine negativen Eigenschaften. Auch diese Idee fand ich klasse, weil alle Kinder mit diesem Brief bemerkten, wie nett und liebenswert ihre Mitschüler sind. Als wir nachmittags bei Frau Kofer waren diktierte sie uns einige Rechenaufgaben, danach schrieben wir ein Diktat. Als wir gingen, sagte Frau Kofer: „Ich möchte euch für morgen wieder eine Aufgabe stellen, überlegt euch bitte, was ihr gerne verkaufen möchtet und mit welchen Argumenten ihr dafür den höchsten Betrag erzielen könnt. Ich fragte: „Frau Kofer, müssen wir das was wir verkaufen wollen mitbringen?“ Sie lachte und sagte: „Nein, denn stellt euch vor, Lindtraud würde uns vorspielen, dass sie eine Kuh verkauft und müsste sie mitbringen.“ Über die Vorstellung lachten wir. Es war herrliches Wetter, deshalb wollten wir noch spielen. Rosanna fragte: „Frau Kofer, darf Lindtraud, die heute bei ihnen übernachtet, mitspielen?“ Alle Mädchen wollten ein Hüpfspiel mit Steinchen spielen. Ich fügte mich und verlor immer. Meist gewann Rosanna mit ihren langen Beinen. Ich verlor gerne, weil mich die Mädchen, jedes Mal trösteten, damit ich weiterspielte. Selbst Reinhild, die sonst wenig mit mir sprach, sagte: „Du Louis, mach dir nix draus, du lernsch des no. I han au lang braucht bis i Hüpfspiele konnte.“ Als wir am nächsten Tag nach dem Essen, das Geschirr spülten und aufräumten, sagte Frau Kofer: „Louis, du bist unser mutiger Junge, bitte verkaufe uns etwas.“ Ich hatte mir einen tollen Pfeil und Bogen geschnitzt und zeichnete ihn auf meinen Zeichenblock und sagte: „Mein Bogen ist fantastisch, ich habe ihn aus dem biegsamen Holz einer Esche gemacht, das beste Holz für meinen Bogen. Er hat eine dünne Schnur, die ich von meinem Großvater bekam. Sie hält den eingekerbten Pfeil, der auf ihr liegt. Wenn der Bogen gespannt wird, dann fliegt der Pfeil sehr hoch. Damit der Pfeil vorne schwerer ist, habe ich ihn mit einem Draht umwickelt. Hinten habe ich den Pfeil in der Mitte gespalten und eine dünne Feder eingedrückt, damit er immer gerade fliegt. Ich kann diesen Pfeil so hoch in die Luft schießen, dass man ihn nicht mehr sehen kann, erst wenn er sich dreht und wieder zur Erde fällt, sieht man ihn wieder.“ Ich schaute die drei Mädchen an, nur Rosanna fragte: „Wie kasch du so was mache?“ Ich sagte: „Rosanna, mein Opa hat mir solche Dinge gezeigt und erklärt.“ Keines der Mädels wollte meinen Pfeil und Bogen kaufen. Frau Kofer fand, dass ich meinen Pfeil und meinen Bogen gut beschrieben habe. Sie gab mir echte zwei Mark für dieses Verkaufsgespräch. Ich musste ihr dafür nur meine Zeichnung geben. Lindtraud bot uns ein Kälbchen an und erzählte wie goldig es wäre und wie wertvoll es würde, wenn es ein Rind und dann eine Kuh würde die ein Kälbchen bekommen hätte und viel Milch gäbe und wie man aus dieser Milch Sahne, Käse und Butter herstellen könnte. Wir alle waren so begeistert, dass wir ihr Kälbchen gekauft hätten. Auch Llindtraud bekam von Frau Kofer Geld für ihr hübsches Kälbchen. Reinhild zeichnete einen Rock eine Bluse und ein Hemd für einen Jungen. Sie sagte zu mir: „Louis i han grad a wunderschös blaues Hemd mit Knöpf aus echten Perlmutt, des reißt dei Lederhose raus, damit kasch du uf jedes Fescht gange.“ Danach bot sie den Mädchen eine schöne gelbe Bluse mit roten Stickereien an. Frau Kofer kaufte Reinhild die wunderschöne Bluse ebenfalls für zwei Mark ab. Rosanna beschrieb uns eine sehr schöne Puppe mit Schlafaugen und echten Haaren, die sie zu verkaufen hätte und toll beschrieb. Die Puppe hatte einen schönen Namen, sie hieß Dorothee, fast wie meine Schwester. Dieses Spiel gefiel uns. Rosanna bekam für die schöne Puppe ebenfalls zwei Mark. Das Spiel fand ich interessant, wir konnten uns vorstellen, dass wir möglicherweise mal einen Beruf hätten, in dem wir etwas verkaufen würden. Ich erinnerte mich wieder an meinen tunesischen Freund, der mir erzählte, dass wohlhabende Menschen in Tunesien vom Handel mit Teppichen reich wurden. Ich konnte mir gut vorstellen, wie man beim Verkaufen von Teppichen Geld verdient. Lindtraud erzählte, dass ihr Vater und ihre Mutter schon Kühe oder Kälbchen verkauft hätten und wie wichtig es wäre, gut zu verhandeln. Frau Kofer las uns eine interessante, aber traurige Geschichte von Menschen vor, die gefangen wurden und als Sklaven verkauft wurden. Sie sagte zu mir: „Du hast einen Freund in Tunesien, weißt du, dass es in Tunis, Im Zentrum der Hauptstadt, der Medina, dem arabischen Wort für Altstadt, einen großen Sklavenmarkt gab. Viele Sklaven, wurden in Afrika gefangen und durch die Sahara getrieben. In Tunis wurden sie verkauft und auf Schiffe verladen und vor allem nach Amerika gebracht und dort verkauft. Die Sklaven hatten einen Besitzer, dem sie gehörten und durften nicht mehr tun was sie wollten. Sie mussten tun was ihr Besitzer wollte, auch schwerste Arbeit. Sie bekamen keinen Lohn dafür, denn ihr Besitzer hatte sie, wie ein Pferd oder eine Kuh gekauft. Könnt ihr euch vorstellen, wie Menschen so etwas aushalten. Es gab, wie überall gute und böse Herrn oder Herrinnen. Manche behandelten ihre Sklaven gut, sie bekamen genügend zu essen. Andere waren böse, schlugen ihr Sklaven und ließen sie hungern.“ Diese Zeit ist glücklicherweise vorbei. Es dürfen keine Menschen mehr als Sklaven gehalten werden.
Wir vier liebten die langen Donnerstage. Nicht nur, weil es bei Frau Kofer immer eine ausgezeichnete Suppe mit wunderbaren Waffeln zu essen gab, sondern weil wir an den Tagen interessante Geschichten hörten, in Rollen schlüpfen und selbst erzählen durften. Als Frau Kofer an diesem Donnerstag Lindtraud nach Hause fuhr, fragte ich sie, ob ich wieder mitfahren könnte. Auch Rosanna wollte gerne mitfahren. Reinhild musste nach Hause, weil sie ihrer Mutter beim Abstecken und Verändern von Kleidung, helfen wollte. Frau Kofer brachte Reinhild zuerst nach Hause. Rosanna saß neben Frau Kofer, Lindtraud und ich saßen in dem kleinen Renault hinten. Ich spürte an meinen Beinen die Beine von Lindtraud und streichelte sie vorsichtig. Lindtraud streichelte mich ebenfalls. Meine Lederhose war eine sogenannte Latzhose, mit zwei Knöpfen. Lindtraud fasste mich seitlich durch den Latz und streichelte mich, ich streichelte sanft ihr Kätzchen. Als ich bemerkte, dass der kleine Renault einen Innenspiegel hatte und die dunkelbraunen Augen von Esther Kofer sah, stieß ich Lindtraud an und zeigte ihr den Spiegel. Wir wurden rot und verlegen, Frau Kofer sprach nicht darüber. Ich wusste nicht, ob sie es bemerkt hatte. Im Schulalltag konnte ich meine Schulnoten verbessern, Frau Kofer sagte meiner Mutter, sie wäre sicher, dass ich die Aufnahmeprüfung ins Gymnasium schaffen würde. Frau Kofer suchte den Kontakt zu den Eltern ihres Quartetts. Einige Tage später, am Mittwochnachmittag hatten wir Diktate und Rechenaufgaben. Bei unserer anschließenden Kakao Stunde fragte Frau Kofer: „Wer kann mir beim entwickeln meiner Fotos helfen.“ Reinhild entschuldigte sich, weil sie ihrer Mutter helfen musste. Frau Kofer sagte: „Es ist lieb und wichtig, dass du deiner Mutter hilfst, drei Helfer reichen.“ Sie zeigte uns ihre Dunkelkammer, die mit Rotlicht beleuchtet wurde und wie die Helligkeit von Bildern verändert wurde. Sie hatte diesmal wunderschöne Bilder von Bäumen fotografiert. Ein ganz tolles Bild hatte sie, auf dem sie selbst verträumt auf einer Wiese saß und in die Ferne auf eine Reihe blühender Bäume blickte. Sie erklärte, dass dieses Bild ihre Freundin gemacht hätte. Als wir gingen, sagte Frau Kofer zu Lindtraud: „Ich fahre dich etwas später nach Hause.“ Ich war kaum zu Hause, als ein fürchterliches Gewitter mit Hagel begann, ich dachte an Lindtraud, Hagel war für Bauern ein Problem, es gab weder Subventionen noch Hagelversicherungen. Bei den gewaltigen Gewittern waren Bauernhöfe, die damals oft ein Strohdach hatten, brandgefährdet. Viele Bauern hatten deshalb eine begründete Furcht vor Gewittern. In unserer Familie fürchtete sich niemand. An diesem Nachmittag hatten sich einige Gewitter in unserem Tal festgesetzt, denn es blitzte und donnerte fast die ganze Nacht. In der Schule unterhielten wir uns über die nächtlichen Gewitter. Lindtraud erzählte mir morgens vor dem Unterricht, dass sie beim Gewitter Angst hatte und weinte. Frau Kofer konnte sie nicht heim fahren. Sie durfte bei Frau Kofer im Himmelbett schlafen. Frau Kofer wäre sehr lieb zu ihr gewesen und hätte sie fest in ihren Armen gehalten. Sie musste, als das Gewitter vorbei war, nicht mehr in ihr Bett zurück. Frau Kofer sagte, als sie aufwachte, das Bett wäre breit genug für beide. Sie hätte himmlisch und gut geschlafen. Lindtraud erzählte: „Als ich morgens aufwachte, bin ich leise aufgestanden und habe Frühstück gerichtet.“ Frau Kofer war gerührt und sagte, ich wäre ein sehr liebes und nettes Mädchen, sie würde sich freuen, dass ich ihre Schülerin wäre. Wie jeden Donnerstag, gingen wir nach der Schule mit Frau Kofer in ihre Wohnung. Wir deckten zunächst den Tisch, während Frau Kofer in der Küche das Essen vorbereitete, sagte sie: „Heute habe ich für euch eine schwäbische Spezialität gekocht, die ich nur wärmen muss. Es gibt Gaisburger Marsch mit Ochsenfleisch. Ich habe beim Metzger Malrad wunderbares Fleisch mit Markknochen gekauft.“ Der Eintopf schmeckte ausgezeichnet. Reinhild fragte: „Woher kommt der Name Gaisburger Marsch, es ist eigentlich ein Eintopfgericht?“ Frau Kofer sagte: „Ich weiß es nicht genau, der Name soll aus dem vorigen Jahrhundert, von einem Offizier stammen, der In Gaisburg in einem Gasthaus dieses Essen, als Leibgericht bestellt hat.“ Danach gab es einen Pudding mit einer Himbeersauce. Wir lobten, wie immer das wunderbare Essen, spülten, trockneten das Geschirr ab und räumten es wieder auf. Dann setzten wir uns erwartungsvoll an Tisch und waren gespannt, was wir heute für Aufgaben bekämen, denn wir hatten heute nichts vorbereitet. Wir sahen, dass Frau Kofer ihre Fotoausrüstung holte. Sie sagte: „Ich habe heute für mein Quartett ein Spiel ausgedacht, über das wir abstimmen, wenn zwei dagegen sind, spielen wir etwas anderes. Ich brauche euer Versprechen, egal wie wir abstimmen, dass ihr, wie immer, keinem Menschen etwas erzählt. Das heutige Versprechen gilt für immer und für alle unsere Spiele. Alles was wir als Quartett gemeinsam erleben, bleibt unser Geheimnis. Ohne unser Versprechen lernen wir weiter gemeinsam, aber wir spielen nicht mehr. Seid ihr einverstanden und können wir es uns versprechen?“ Wir sahen uns an und versprachen es unsrer Lehrerin. Wir waren neugierig und hätten ihr alles versprochen, denn wir vertrauten ihr. Jeder von uns gab ihr die Hand auf dieses Versprechen. Frau Kofer setzte sich auf die Tischkante, schaute uns an und fragte: „Würde es euch Spaß machen, wenn wir uns nackt sehen würden. Ihr wärt überrascht, wenn ihr sehen würdet, wie unterschiedlich ihr ausseht, obwohl ihr gleich alt seid. Wollt ihr euch mal genau ansehen?“ Zunächst waren wir sehr still. Ich sagte: „Dürfet mir es denn, es isch doch eigentlich nit erlaubt.“ Lindtraud sagte: „Mei Schweschter hat gsagt, als se gsäh hat, wie dr Louis on i uns aguckt hen, wenn unsre Eltern säh dätet, was ihr zwei machet, dätsch Schläg kriege.“ Rosanna sagte: „Als i im Louis a mol mei Kätzle zeigt han, no hat d’ Kinderschweschter gsagt, es wär fascht a Todsünd un es wär unkeusch.“ Reinhild hatte ihre Stirn in Falten gelegt und sagte: „Es dät mi interessiere wie mir älle aussehet, aber i glaub, dass mir des nit dürfet.“ Unsere Lehrerin fragte uns: „Was denkt ihr eigentlich, warum Kinder sich nicht nackt sehen dürfen und was dabei unkeusch wäre. Warum sind Louis und Rosanna erschrocken, als sie sich gestreichelt haben und ich es in meinem Spiegel im Auto sah. Menschen behaupteten, es wäre eine Sünde. Ich erkenne keine. Viele Menschen glauben, wahrscheinlich auch eure Eltern, eure Geschwister und Verwandte, es wäre eine Sünde, deshalb haben wir uns versprochen, dass alles, was wir in meiner Wohnung spielen, niemand erfährt. Jetzt stimmen wir ab, ob uns solche Spiele gefallen.“ Wir stimmten ab und lachten, denn alle streckten ihre Hand. Frau Kofer sagte: „Ich dachte mir, dass wir an derartigen Spielen Spaß haben, deshalb lassen wir uns etwas einfallen, was nur wir verstehen. Ich habe lange überlegt, dass mein Quartett mich Tante Esther, oder Esther nennen könnte. In der Schule möchte ich euch vor andern Schülern nicht bevorzugen. Deshalb gilt das was wir jetzt vereinbaren ausschließlich in meiner Wohnung. Wir werden uns immer, wenn wir in meiner Wohnung sind und auch nur, wenn wir in meiner Wohnung alleine sind, andere Namen geben. Sobald uns in meiner Wohnung jemand besucht, egal wer, sprechen wir uns wieder mit unseren Namen an. Was haltet ihr davon.“ Wir waren einverstanden und überlegten wie wir uns nennen könnten. Frau Kofer sagte: „Ich denke wir kürzen unsere Namen einfach ab, aus unserem Louis machen wir Lus, zu Lindtraud sagen wir Lin, zu Reinhild sagen wir Ren, zu Rosanna sagen wir Ros und zu mir sagt ihr Madame. Das würde mir gefallen, seid ihr einverstanden?“ Natürlich waren wir einverstanden. Madame sagte: „Um uns an unsere Vereinbarung zu gewöhnen, sollten wir eine Strafe vereinbaren. Wenn eine oder einer uns falsch anspricht, bekommt er als Strafe einen Klaps auf den Po, seid ihr einverstanden?“ Ich fragte: „Madame was machen wir, wenn sie uns falsch ansprechen?“ Madame lächelte und antwortete: „Natürlich bekomme ich auch einen Klaps auf meinen Po, denn ich bin in eurem Quartett keine Ausnahme. Wollen wir anfangen? Sollen wir würfeln, wer sich zuerst auszieht?“ „Würfeln!“ sagten wir alle. „Wer die höchste Zahl hat fängt an, wenn zwei die gleiche Zahl haben, ziehen sich beide aus.“ Bevor wir würfelten, fragte uns Madame: „Wer von euch kennt einen oder eine eigentlich schon ohne Kleidung? Bitte antwortet ehrlich.“ Ich sagte: „Ich kenne Lin und im Kindergarten sah ich Ros aber da waren wir beide noch klein.“ Madame fragte: „War es anders als heute?“ „Sicher“, sagte ich, „damals hen mir uns no nit scheniert, on mir waret jünger on hen außer unsrem Geschlecht fascht gleich ausgseh.“ Lin sagte: „I ken dr Lus, mir hen uns bei dr Schtond uf dr Heubühne aguckt, on i ken d’ Ros, mir hen amol mitnandner bei dr Ros, als ihre Eltern nit daheim waren, Krankenhaus gschpielt un uns untersucht.“ Ros sagte: „I kenn älle, d’ Lus aus em Kindergarte, d’ Lin wie se grad erzählt hat, on d’ Ren hat scho bei mir übernachtet als ihr Mutter vereist war. Ren sagte: „I ken d’ Rosanna, wie sie gsagt hat, hen mir uns auszoge on aguckt, on mitnander g' schpielt.“ Ich sagte: „He grad hat d’ Ren Rosanna gsagt.“ „Stimmt“, sagte Lin: Ros sagte: „D’ Ren muss en Klaps kriege.“ Madame antwortete: „Richtig, Lus darf ihr nachher einen Klaps geben, weil es ihm aufgefallen ist und jetzt werden wir sehen, wer sich zuerst auszieht.“ Wir nahmen den Würfel, ich würfelte eine 3, Ros hatte eine 6 und wurde rot, Ren hatte eine 2 und Lin würfelte ebenfalls eine 6. Ros war froh, dass sie sich nicht alleine ausziehen musste. „Kommt wir gehen in mein Schlafzimmer“ sagte Madame, „dort haben wir mehr Platz und ich habe zum Fotografieren mehr Licht.“ Lin sagte: „Madame, bitte machen sie keine Fotos von uns ohne Kleider.“ Madame sagte: „Die Fotos sind nur für mich und ihr könnt sie bei mir ansehen.“ Ros und Lin zogen sich aus. Als sie beide nackt waren. Sagte Madame: „Jetzt wollen wir uns die beiden Mädchen genau ansehen und vergleichen wie unterschiedlich die beiden sind, obwohl sie annähernd gleich alt sind. Im Frühjahr 1950 waren wir je nach Geburtstagen zwischen acht und neun Jahre alt. Alle waren Jahrgang 1941. Lin war die Älteste, sie hatte im Januar Geburtstag, dann kam Ros, die im August Geburtstag hatte. Mein Geburtstag war im Oktober und Ren, die Jüngste, hatte im November.
Madame sagte: „Stellt euch bitte mal hier vor den Spiegel, dann können wir euch genau betrachten und ihr könnt euch dabei im Spiegel sehen. Ich werde euch die richtigen Ausdrücke für die verschiedenen Körperteile abfragen und die, die ihr nicht kennt erklären.“ Madame zeigte uns, die Brustwarzen von Ros mit einem kleinen Busenansatz. Sie sagte: „Lin hat schon einen weiblichen Po, ich zeige euch das hübsche Hohlkreuz und die Raute, die sich bei Lin oberhalb des Steißbeins abzeichnet und hier seht ihr den winzigen Ansatz ihres Busens. Bitte stellt euch breitbeinig hin, damit wir eure Scham ansehen können.“ Madame zeigte uns Lins Schamlippen, indem sie diese mit ihren Fingern ein wenig spreizte und sagte: „Seht ihr jetzt kann man die inneren Schamlippen sehen und wenn ich sie etwas auseinander ziehe, könnt ihr den kleinen Kitzler oder wie man noch sagt, ihre Klitoris ansehen. Sie vergrößert sich, wenn sie ganz zart berührt wird. Sobald man sie fester berührt ist es schmerzhaft, in dieser winzigen Kirsche befinden sich alle Nerven, die einem Mädel, oder einer Frau zum Orgasmus verhelfen. Lus, du darfst bei Lin und bei Ros die kleine Klitoris mal vorsichtig berühren.“ Ich befeuchtete meinen Finger im Mund, um die Klitoris der Mädchen sehr zart zu streicheln. Sie bekamen beide eine Gänsehaut. Madame sagte: „Unser Lus hat Erfahrung, erwachsene Männer gehen mit uns selten so zärtlich um, sie haben von unserer Klitoris keine Ahnung. Viele Männer glauben, wir hätten zwischen unseren Schamlippen einen Ersatz für den Penis und behandeln unser kleines Organ zu unsanft.“ Ich wurde ob des Lobes verlegen. Madame zeigte uns das Geschlechtsteil von Ros und sagte: „Könnt ihr sehen wie anders es aussieht? Bei Lin sieht es aus wie ein kleiner Weck, bei Ros ist der Schlitz etwas länger und die äußeren Schamlippen sind kleiner, dafür sieht man ihren Schamberg stärker. Schaut her, bei Ros wurden die Schamlippen feucht. Ihre Klitoris wurde, wenn ich die Schamlippen öffne größer. Seht was für schöne, lange Beine Ros hat. Die Innenseiten ihrer Oberschenkel sind weich und zart, wenn ich sie streichle, werden ihre Schamlippen feuchter. Ihr drei seid in einigen Jahren schöne und interessante Frauen. Madame zeigte uns, wie Lin, wenn sie gestreichelt wird, feuchte Schamlippen bekam. Sie hatte an der Unterseite ihres Himmelbettes einen Spiegel, den sie drehen konnte, um sich im Bett zu betrachten. Wenn der Spiegel gedreht wurde konnten sich beide Mädchen von vorne im Spiegel und in der Schranktüre von hinten sehen. Madame fasste Lin's Po und erklärte uns die Funktion des Ringmuskels. Wir konnten im Spiegel die beiden Mädchen anschauen. Sie wies auf die Raute hin, die man Lin deutlich und bei Ros ansatzweise sah. Einen deutlicheren Unterschied werden wir sehen, wenn sich Lus dazustellt. Als ich mich auszog, sagte Madame: „Lus bitte stell dich in die Mitte, um dein Geschlechtsteil zu erklären. Manche Mädels, die ein männliches Geschlechtsteil sehen, finden den Penis hässlich und erschrecken. Wie findet ihr den Penis von Lus?“ Lin sagte: „Mir gfelts besser, wenn's schteht, darf i’s anfasse, damit’s steht?“ Madame sagte: „Ich glaube, es stellt sich auf, wenn Lus euch anschaut.“ Die Mädchen wunderten sich, als mein Penis sich langsam aufrichtete. Lin streichelte ihn und sagte: „Er fühlt sich warm an.“ Ros fasste mich ebenfalls an. Madame sagte: „Wenn Ren sich auch auszieht, unterhalten wir uns über die Entstehung der Menschen und der Welt. Wir unterhalten uns in der nächsten Biostunde über Knochen, Figur, Muskeln, Haut und Haare und über die sichtbaren Unterschiede von Männer und Frauen.“ Ren war die kleinste von uns, sie sah hübsch aus. Madame zwickte sie ein bisschen in ihre kleinen Brustwarzen, die sich aufrichteten. Madame sagte: „Jetzt sehen wir uns deine kleine Muschi an, spreize bitte deine Beine.“ Madame zeigte, wie Rens Schamlippen feucht wurden, wenn man die Innenseiten ihre Schenkel und ihre Schamlippen zart streichelte. Als sie die Schamlippen spreizte zeigte sie uns die kleine Klitoris. Madame fasste Rens Po an und sagte. „Schaut her, auch Ren hat die kleine weibliche Raute. So Lus, jetzt darfst du ihr einen Klaps geben, weil sie vorhin Rosanna sagte und du es bemerkt hast.“ Ich wollte nicht, Madame sagte: „Lus jetzt wird nicht gekniffen, Ren bück dich.“ Ich schlug Ren mit meiner Hand leicht auf ihren Po. Ren errötete und stellte sich wieder hin. Madame sagte das gilt nicht, denn das war kein Klaps. Sie sagte: „Ren bück dich nochmals, zeig uns wie du mit den Händen und steifen Knien den Boden berührst.“ Ren bückte sich und als ihre Hände den Boden berührten, bekam sie von Madame einen Klaps, sie fiel fast hin, stieß einen spitzen Schrei aus und fasste sich mit ihrer Hand an Po. Auf ihrem Po färbte sich ihre braune Haut rot. Man sah den Abdruck von Madames Hand. Ren sagte: „Es tat weh.“ „Das sollte es auch, denn es war als Strafe gedacht.“ antwortete Madame und bat mich auf den Stuhl zu stehen, ich genierte mich und tat es trotzdem. Madame sagte: „Ich beginne mit dir, denn du bist ein mutiger Junge, bei dir kann ich den Mädels erklären, wie Jungs sich von Mädchen, außer dem Geschlecht, unterscheiden. Es ist dir mein Lieber, sicher ein wenig unangenehm, dass wir dich nackt sehen, dafür siehst du drei Mädchen und kannst erkennen, wie unterschiedlich sie aussehen.“ Madame stellte sich neben mich, fasste mich vorsichtig und sanft an und sagte: „Ich zeige euch den Penis und den Hodensack, zunächst sind es sichtbare Geschlechtsorgane. Es bleibt nicht bei den sichtbaren Unterschieden. Wenn wir Louis Penis und seine Hoden von innen sehen könnten, würden wir Hoden und Nebenhoden sehen. Der Samenleiter führt von den Hoden durch die Harnröhre aus dem Penis. Urin wird über Blase und Harnröhre ausgeschieden.“ Madame fasste mich an und erklärte den drei Mädels mein Geschlechtsorgan. Sie sagte: „Wenn ihr an Louis Penis entlang streicht, bemerkt ihr, dass er länger ist.“ Madame fasste zwischen meine Beine und sagte: „Hier könnt ihr immer noch Louis Penis fühlen. Wenn wir uns Jungs, wie Lus und Mädchen, wie euch von innen ansehen könnten, dann befindet sich hier die Scheide. Ros stell dich mal hier hin.“ Sie fuhr mit ihren Händen bei Ros über die Schamgegend und sagte: „Hier oberhalb ist die Gebärmutter, dahinter befinden sich die Eileiter und die Eierstöcke. Die Entwicklung von Jungs zum erwachsenen Mann und vom Mädchen zur Frau dauert Jahre. Auf der Brust und unter den Armen wachsen den Jungs Haare. Im Gesicht ein Bart. Jungs bekommen breite und kantige Schultern. Auch Schamhaare wachsen. Hoden und Penis werden dunkler und größer. Die Stimme bekommt einen sogenannten Bruch und wird tiefer. Den Mädchen wachsen Haare unter den Armen und Schamhaare, ihre Brüste entwickeln sich. Die äußeren und inneren Schamlippen, sowie die Klitoris bilden sich stärker aus. Diese Entwicklung nennt man Pubertät. Soweit ich das bei euch erkenne, befriedigt ihr euch alle. Ich möchte, um euch zu verstehen, nachher mal sehen, wie und auf welche Weise ihr euch befriedigt. Bei Lus kann ich es euch zeigen, weil sich alle Jungs ähnlich befriedigen, während Mädchen sich unterschieden. Wenn wir Lus drehen, sehen wir auch von hinten deutliche Unterschiede zu euch Mädels. Ros bitte stelle dich mal neben ihn. Die Figur von Lus ist knochiger als die von Ros. Lus Po ist kleiner und hat eine andere Form als der von Ros. Noch etwas sehr wichtiges, Jungs wie Lus reagieren rasch und spontan sexuell. Sie haben einen Nachteil, wir können es sehen. Denn bei Jungs sehen wir, wie ihr Penis versteift. Bei Mädchen kann man die Erregung ebenfalls an körperlichen Merkmalen erkennen, sie ist jedoch bei Männern sichtbarer. Bei Mädels muss man sehr genau hinschauen um eine Erektion zu sehen. Jetzt zeige ich euch, wie es bei uns Frauen und Mädels ausschaut. Ich merke wie verlegen Ren ist. Das müssen wir nicht sein, denn unser Quartett sollte keine Geheimnisse haben. Lus du darfst dich auf mein Bett neben mich setzen, damit wir unsere Mädchen ansehen. Zunächst zeigt ihr uns euren Rücken.“ Madame erklärte mir, warum Mädchen ein breiteres Becken und einen anderen Po haben. Wir sehen uns euren Po genau an. Ich denke, dass Lin den schönsten Po hat. Zieht bitte eure Backen auseinander, damit wir euch ansehen können“ Ren sagte: „Des will i nit, do genier i mi.“ Madame sagte: „Aber Ren, du brauchst dich doch nicht genieren, du hast einen hübschen kleinen Po mit einer süßen Rosette.“ Madame fasste Rens Backen an und spreizte sie um uns Rens Rosette zu zeigen. Sie steckte ihr den Mittelfinger in Po und sagte: „Siehst du es war kein Problem und wie ich sehe, gefiel es dir, deine Brustwarzen wurden steif. Jetzt dreht euch wieder um, damit Lus und ich euch von vorne sehen. Ihr seht ein wenig verlegen aus, das werden wir uns abgewöhnen, denn ihr habt vorhin alle Lus angeschaut. Er stand alleine da und zeigte uns sein Geschlecht. Ihr seid zu dritt, wir fangen bei Lin an, sie zeigt uns, wie sie sich selbst befriedigt und sagt wie oft sie es tut.“ Lin war verlegen und sagte: „Vielleicht zweimal in der Woche.“ Sie streichelte zunächst ihre kleinen Brüste und streichelte mit ihrer Hand sanft über ihre Spalte. Ros streichelte ihre Brustwarzen und ihre Spalte, sie schob ihre Hand zwischen die Beine bis zum Po und streichelte ihren Po. Sie sagte: „Ich tu es vielleicht zwei oder dreimal in der Woche.“ Ren sagte, sie würde es hier gar nicht tun, sie könne es nur alleine und auch nur selten. Madame sagte zu ihr: „Ren du lügst, als ich den Finger in deinen Po steckte, erregte es dich. Du befriedigst dich sicher. Es ist nicht fair, wenn alle sich darstellen, und du nicht. Ros sagte: „D’ Ren lügt, als mir Krankenhaus g'schpielt hen, hat se zu mir gsagt, i soll ihre Schpalte undersuche on no isch se dabei ganz figrich worde, die befriedigt sich au, vielleicht öfters als wir, sie wills bloß nit zugebe.“ Madame sagte: „Liebe Ren, was ich jetzt sage, gilt grundsätzlich, entweder du machst mit, oder du scheidest aus unserem Quartett aus, dann werden wir dich aber nie wieder aufnehmen. Wir bleiben entweder zu dritt, oder wir suchen uns ein Mädchen aus unserer Klasse, das keine Spielverderberin ist.“ Ren dachte kurz nach und sagte: „I bleib on mach mit, i kann mi aber bloß im Liege befriedige.“ Sie legte sich hin, zog die Knie an und spreizte die Beine, drückte ihre Hand in ihre Spalte und sagte: „I mach es zwei bis dreimal in der Woche.“ Ren stand auf, war verlegen, sah mich an und sagte: „Wege dir han i mi geniert, mir ischs fascht schlecht, immer wenn du mi agucksch schenier i mi. “ Ich sagte zu Ren: „Du hasch mi doch au gseh, außerdem guck i dir nix weg on du siehsch nett aus un brauchsch di nit geniere.“ Madame sagte: „Liebe Ren, wir können nicht durchgehen lassen, dass du zickig bist, deshalb bestrafe ich dich für deine Verweigerung, damit du es dir abgewöhnst. Beim falschen Namen gibt es einen Klaps, bei einer Verweigerung gibt es zwei Möglichkeiten, entweder aus unserem Quartett ausscheiden, oder als Strafe fünf Schläge mit einem Stock.“ Madame holte einen Stock und sagte zu Ren: „Leg dich hier über das Bett und zeig uns deinen hübschen Po.“ Madame schlug ihr dreimal kräftig mit dem Stock auf den Po, sie überraschte uns, weil wir mit der Härte nicht gerechnet hatten. Madame sagte: „Die beiden letzten Schläge erlasse ich dir. Weil es das erste Mal war.“ Madame sah mich an als sie sagte: „Ich hole meine Fotoausrüstung, Louis kannst du mir bitte helfen.“ Ren sagte: „Si hen grad Louis gsagt, sie müsstet au Schläg kriege.“ „Tatsächlich“, sagte Madame, „du hast recht, du darfst dich revanchieren.“ Ihre Fotoausrüstung war im Hochschrank ihrer Dunkelkammer. Sie bat: „Lus, mach bitte kein Licht, das Rotlicht sollte ausreichen. Sei bitte vorsichtig, die Flüssigkeiten die hier stehen, sind teilweise ätzend.“ Ich antwortete: „Madame, reichen sie mir einfach die Gegenstände, die ich tragen soll.“ Sie streifte an mir vorbei, durch ihre Berührung richtete sich mein Penis auf. „Ach du Armer“, sagte sie, „du bist noch sehr erregt, komm setze dich hier auf die Tischkante, damit ich dich erleichtern kann“. Mit wenigen Handbewegungen bekam ich einen Orgasmus. Ich sagte: „I dät sie gern in Arm nehmen.“ Sie kam zu mir, wischte mein Sperma ab und umarmte und küsste mich intensiv. Ich sagte: „Ich liebe sie.“ Sie antwortete: „Lus ich hab dich ebenfalls sehr lieb.“ Ich trug die beiden Stative und den weißen Schirm, den sie zur Ausleuchtung für Lichteffekte verwendete. Sie hatte ihre Fototaschen umgehängt und trug eine große Lampe, die sie in eine Steckdose steckte. Es wurde hell, als ob die Sonne aufging. Wir sahen, dass sie an der Decke über ihrem Hochschrank eine silberne Leinwand hatte, die aufgerollt bislang nicht zu sehen war. Wenn der Scheinwerfer auf die silberne Wand fiel, warf die Leinwand ein helles, diffuses Licht in Raum. Ren fragte: „Wann krieget sie ihren Schlag, vor oder nach den Fotos?“ Madame sagte: „Ren, komm, wir machen es gleich, dann hab ich es hinter mir und kann mich auf's Fotografieren konzentrieren, bitte sei gnädig mit mir.“ Madame bückte sich und hob ihr Kleid hoch. Wir waren überrascht. Ren sagte: „Sie hen ja gar nix unter ihrem dunkelrote Kleid an, un sie sen erwachse un hen gar keine Haare.“ Madame antwortete: „Eigentlich hätte ich mich euch heute noch nicht gezeigt, aber da es sich jetzt ergab, dürft ihr mich auch nackt sehen.“ Sie lächelte, zog ihr Kleid über den Kopf und war nackt. Wir sahen sie mit staunenden Augen an. Ich sah, ihren schönen, sportlichen Körper und sagte: „Sie sehen toll aus, i weiß jetzt worum sie so gut schmeiße un klettre könnet, aber i weiß nit, warum sie keine Haare hen.“ Es war damals für Frauen in Deutschland nicht üblich, sich zu enthaaren. Madame erklärte uns: „Ich lasse mir die Haare mit einem speziellen Warmwachs entfernen, weil es mir gefällt, denn ich bin ein dunkler Typ und stark behaart.“ Als sie unsere überraschten Blicke sah, sagte ich: „Mir gefällt unsere nackte Lehrerin.“ Ros sagte bewundernd: „Sie sehen ganz toll aus“. Madame fragte Lin: „Du bist sprachlos.“ Lin antwortete. „I han sie bei dem Gewitter a weng gseh, als i in ihrem Bett glege bin und sie mich in Arm gnomme han, weil i so Angscht hatte. Aber wenn i sie jetzt bei Licht seh, find i sie au ganz klasse.“ Madame sagte: „Ren jetzt darfst du mir einen Schlag verpassen, hier hast du meinen Stock.“ Madame bückte sich und zeigte ihren Po. Ren holte aus und schlug ihr, kräftig auf den Po. Es klatschte und man sah einen roten Striemen. Ren fragte: „Hats wenigschtens weh do.“ Es wundert mich, aus der Sicht von damals, dass uns die Situation nicht seltsam erschien, ich muss jedoch rückblickend betonen, dass nur Ren ein ungutes Gefühl hatte. Madame hatte perfekte Vorarbeit geleistet. Für uns war es ein interessantes und spannendes Spiel. Es gefiel uns, weil normalerweise derartige Spiele verboten waren. Sie war unsere Lehrerin, die wir bewunderten und der wir vertrauten. Madame hatte die Beleuchtung und ihre Stative aufgebaut. Sie sagte: „Lin und Lus weil ihr euch gut kennt, möchte ich mit euch beginnen. Stellt euch doch zunächst mal hier hin und umarmt und streichelt euch. Lus bitte streichle Lin an dieser Seite, sehr lieb und zärtlich, damit sie eine Gänsehaut bekommt. Lin du kannst Lus den Rücken streicheln.“ Madame fotografierte laufend. „Bitte küsst euch und macht den Mund auf um zu züngeln.“ Es war ein komisches Gefühl, Madame gab Lin ein winziges Gläschen roten dickflüssigen Saft und sagte: „Lin es ist ein selbstgemachter Himbeersaft, behalte ihn im Mund, wenn Lus die Zunge in deinen Mund legt, schmeckt er ebenfalls den Saft.“ Als ich den Saft auf Lins Zunge testete, schmeckte der rote dickflüssige Saft traumhaft. Madame hatte Himbeerlikör angesetzt. Nach einigen Schlückchen, wurde mir etwas komisch, es war nicht unangenehm. Lin lachte und kicherte ständig, sie hatte mehr getrunken als ich. Madame hatte uns in verschiedene Stellungen postiert, unsere Hände an verschiedene Körperstellen gelegt und uns aufgefordert, diese zu streicheln. Sie hatte Fotos mit und ohne Blitz gemacht. Lin und ich durften uns jetzt aufs Bett setzen und zusehen, wie sie Ren und Ros fotografierte. Ren und Ros sollten sich ebenfalls umarmen. Ros bekam von dem fantastischen Saft und Ren durfte ihn ebenfalls aus dem Mund von Ros kosten. Madame fotografierte die beiden und fand es toll, wie Ren und Ros spielten. Sie lobte Ren, wie sie mit Rosas Kätzchen spielte. Wir hatten gelernt, nicht mehr in der kindlichen Ausdrucksweise zu reden. Wir durften entweder vulgäre Ausdrücke oder hochdeutsche verwenden. Uns gefielen die vulgären Ausdrücke, die wir sonst nicht sagen durften. Manchmal fanden wir die hochdeutschen Ausdrücke schöner, die wir je nach Lust und Laune verwendeten. Alle Ausdrücke hatten wir in unsere speziellen Hefte geschrieben. Die Hefte blieben bei Madame. Sie wollte weitere Aufnahmen von uns. Da wir vom wohlschmeckenden Likör etwas angesäuselt und ungehemmter waren, erfüllten wir Madames Wünsche. Madame gab uns einen frischen, feuchten Waschlappen und sagte: „Bitte wascht gegenseitig euren Po und euer Geschlecht. Madame lächelte und brachte ein Honigglas, tauchte ihren Finger in den Honig, strich über die Schamlippen der Mädels und über meinen Penis und sagte: „Eure kleinen süßen Geschlechtsteile werden lecker schmecken, für die Fotos schleckt ihr den Honig von euren Körpern.“ Der Honig schmeckte uns, egal von welchem Körperteil wir ihn ableckten. Als Madame sich und uns mit Selbstauslöser fotografierte, fragte ich: „Madame sie sehen sehr gut aus, warum stehen sie immer mit ihrem Rücke zum Foto.“ Sie antwortete: „Ich weiß doch wie ich aussehe, deshalb möchte ich euch auf meinen Bildern sehen.“ Madame fragte: „Mein schönes Kleeblatt, hat euch mein Spiel gefallen?“ Wir überlegten, es hatte uns gefallen und wir bestätigten es. Ich sagte: „Es ist fast wie im Paradies, für Adam und Eva war es sicher toll, weil sie sich immer nackt sahen.“ Madame lachte und sagte: „Mein verschmuster Louis, du kannst nicht nur mit einer nackten Eva spielen, sonder du hast drei wunderschöne Spielmädchen. Wenn du dich nicht neben Linde gesetzt hättest, würde ich mit einem dreiblättrigen Mädchenkleeblat spielen. Es ist für uns sehr schön, dass wir dich dabei haben. Weil deine Mutter Religionslehrerin ist, weißt du sicher, dass die Menschen das Paradies verlassen mussten. Kein Glück hält ewig, auch für mein liebstes Kleeblatt heißt es irgendwann: Das Paradies ist zu Ende!“ Wir sahen Madame überrascht an und Rosanna fragte: „Wollen sie sich versetzen lassen und aus unserem Dorf weggehen?“ „Aber nein“, antwortete unsere Lehrerin, „denkt nicht weiter darüber nach, wir Menschen verändern uns.“ Dieser erste Nachmittag, den wir bei Madame nackt verbrachten, war für uns der Einstieg in eine fremde Welt. Wir ahnten damals nicht, wie weit wir in diese Welt eintauchen würden und wie viel Zeit wir in dieser Welt verbringen würden. An den Donnerstagen fuhr Frau Kofer, wie immer, zunächst Lindtraud heim. Rosanna und ich begleiteten sie. Reinhild konnte nicht mit, sie half ihrer Mutter beim Ändern von Kleidung. Rosanna saß neben Frau Kofer. Lindtraud und ich saßen hinten. Frau Kofer sagte: „Ihr dürft ohne Scheu schmusen, denn ihr wisst, dass ihr es bei mir könnt.“ Lindtraud und ich genossen schmusend die Fahrt. Frau Kofer hatte von Gerners einen Korb mit Lebensmittel bekommen. Gerners wollten ihr die Lebensmittel schenken. Frau Kofer sagte zu Frau Gerner: „Sie brauchen das Geld, ihre Familie hat für die Lebensmittel gearbeitet. Ich lebe alleine und bin relativ wohlhabend, ich freue mich über ihre Lebensmittel. Wenn sie kein Geld nehmen möchten, sparen sie es für ihre Kinder.“ Frau Kofer umarmte Frau Gerner und verabschiedete sich. Frau Gerner hatte feuchte Augen und war sehr gerührt. Frau Kofer umarmte Lindtraud ebenfalls. Sie stellte den Lebensmittelkorb neben sich und sagte: „Rosanna, setze dich zu Louis, ihr könnt jetzt schmusen.“ Rosanna sagte: „Des wär unfair, weil dr Louis grad mit der Lindtraud gschmust hat.“ „Aber Rosanna“, sagte Frau Kofer, „kein Mensch gehört einem andern, deshalb darfst du, wenn du möchtest, mit Louis schmusen.“ Wir schmusten und hatten ein schlechtes Gewissen.
In diesem Jahr war ein sogenanntes Wühlmausjahr, die Landwirtschaft litt unter den vielen Wühlmäusen. Es wurde über den Büttel bekannt gegeben, dass alle Kinder Wühlmäuse fangen sollten. Auf dem Rathaus könne jedes Kind, zwei Wühlmausfallen erhalten. Für das Fangen von Wühlmäusen könnten sich Kinder Taschengeld verdienen. Mein Freund, Hartmut, war ein Jahr jünger als ich, deshalb war er nicht in meiner Klasse. Er war mein einziger Freund. Wir gingen gemeinsam aufs Rathaus. Frau Stark, die auf dem Rathaus die Fallen verteilte, erklärte uns: „Ihr kriegt für zwei Wühlmäuse fünfzig Pfennig, bringet mir aber ja nit die Mäuse, sondern nur die Schwänze von den Mäusen.“ Hartmut und ich bekamen je zwei Wühlmausfallen, es handelte sich um Bügelfallen aus festem und starkem Draht mit einem Federmechanismus. Die Falle setzte man in einen Wühlmausgang, wenn die Maus durchging und mit dem Kopf an das Ende der Falle stieß, klappte diese zusammen und zerquetschte die Wühlmaus. Mein Freund, Hartmut, und ich suchten auf einer Wiese die Wühlmausgänge, wir hatten eine kleine Schaufel mitgenommen, gruben damit einen Gang auf, setzten die gespannte Falle in Wühlmausgang und schütteten wieder Erde darauf. Wir steckten einen Stock mit einem großen Blatt in die Erde, damit wir unsere Falle wieder finden konnten. Wir gruben unsere vier Fallen in die Gänge der Wühlmäuse. Am nächsten Tag bat ich Lindtraud, Rosanna und Reinhild, mit mir aufs Rathaus zu gehen, um noch mehr Fallen zu besorgen. Frau Stark war entsetzt und sagte: „Ja wellet ihr Mädle au Mäus fange, ekelt es euch nicht.“ Als Frau Stark ihnen die Fallen gab, schüttelte sie missbilligend den Kopf. Rosanna schenkte mir die Fallen und sagte: „Louis, wenn ihr Mäus gfange hen, möcht i mit dir aufs Rathaus, damit d' Frau Stark sieht, dass mir Mädle des au könnet.“ Nachmittags hatten wir von unseren vier aufgestellten Fallen eine tote zerquetschte Wühlmaus gefangen. Wir gruben weitere Gänge auf und hatten, dank der Fallen die wir von den Mädchen hatten, zehn Fallen aufgestellt. Nach der Schule gruben Hartmut und ich unseren Fallen aus. Wir hatten erneut zwei tote Mäuse. Mit meinem Taschenmesser schnitt ich den toten Mäusen die Schwänze ab. Ich sagte zu Hartmut: „Mir sammlet se, un wartet bis mir zehn hen, dann brenge mer se aufs Rothaus.“ Ich sah die Schwänze der Wühlmäuse an und überlegte, dass man mit Knetmasse solche Schwänze herstellen könnte. Ich sagte: „Hartmut, mir müsset die drei Schwänz doch glei ufs Rothaus bringe, mir brauchet Geld, damit mir in Hirschers Lade Knetmasse kaufe könnet, no könne mir Schwänz aus Knete mache on dr Frau Stark bringe.“ Wir brachten die drei Schwänze aufs Rathaus und bekamen 75 Pfennig. Wir kauften beim Kolonialwarenhändler für 50 Pfennig ein Päckchen Knete. Da wir keine Schwänze hatten, mussten wir, um die Farben unserer Knete richtig zu mischen, warten bis wir wieder Mäuse hatten. Anderntags schauten wir nach unseren Fallen. Wir hatten diesmal erneut zwei zerquetschte Mäuse. Ich schnitt mit meinem Messer die beiden Schwänze ab. Die Wühlmäuse hatten einen graubraunen Schwanz. Wir hatten Knetmasse in blau, grau, gelb, rot und grün. Wir mischten zunächst kleine Mengen. Aus grau, gelb, blau und etwas rot bekamen wir die Schwänze annähernd hin, am Schwanzende fügten wir rot bei, weil die echten Schwänze am abgeschnittenen Ende etwas getrocknetes Blut hatten. Wir schauten die echten und die gefälschten Schwänze an und waren mit unserer Arbeit zufrieden. Wir hatten zwei echte und nahmen zunächst nur einen falschen Schwanz dazu. Die drei Wühlmausschwänze brachten wir in einer Schachtel aufs Rathaus. Frau Stark staunte: „Ihr hen doch geschtern scho drei brocht. Do sen ihr aber tüchtig gwe.“ Ich sagte: „Die drei Mädle aus meiner Klass, hen sich doch geekelt, sie hen uns ihre Falle gchenkt.“ Jetzt hemer zehn Falle ufgeschtellt un fanget damit Wühlmäus.“ Frau Stark ging mit uns aufs Klo, da sie selbst die Schwänze nicht anfassen wollte, sollten wir sie aus der Schachtel einzeln zählen und ins Klo werfen. Sie gab uns eine Mark, dafür mussten wir einen Zettel unterschreiben. Sie sagte: „Es freut mi, dass ihr die Falle von de Mädle kriekt hen, denn s’ wär ja nit normal wenn Mädle sich vor dene Mäus nit ekle dätet. On s’ wär natürlich schad, wenn i dene Falle geh hät, on die wäret zu nix nutz.“ Wir rechneten aus, dass wir aus einer großen Packung Knetmasse für eine Mark, 30 bis 35 Schwänze kneten könnten. Dafür bekämen wir fünfzehn Mark, dies war für uns im Jahre 1951 viel Geld. Ich sagte: „Hartmut, mir müsset trotzdem saumäßig vorsichtig sei on jetzt nit glei zehn Schwänz bringe, sonscht glaubt mers uns nit, un prüfts womöglich.“ Wir schauten am Dienstag nach unseren Fallen und hatten vier Mäuse gefangen. Wir brachten nachmittags sieben Schwänze aufs Rathaus. Frau Stark war begeistert und sagte: „Ihr seid die Beschte. I han no zwei Falle übrig, die hat niemand abgeholt. Die geb i euch.“ Wir unterschrieben Frau Stark wieder eine Quittung für 1,75. Nachmittags gruben wir neue Löcher und stellten alle Fallen auf. Ich sagte: „Hartmut, jetzt kann i zwei Tag nit gucke, mir gucket am Freitag nach der Schul.“ Hartmut fragte: „Wieso kasch jetzt zwei Tag nit kontrolliere?“ „Weil i doch immer am Mittwoch un Dunschtig nachmittags bei unserer Lehrerin lerne muss“, antwortete ich. Hartmut meinte: „Vielleicht hen mer am Freitig bsonders viel Mäus gfange.“
Als ich am Mittwoch klingelte, war ich der letzte, die Mädchen waren schon da, saßen ohne Kleider am Tisch und warteten auf das Diktat. Madame sagte zu mir: „Wir besprachen, dass wir uns in meiner Wohnung gleich ausziehen. Wenn es nicht warm genug ist, heize ich, aber im Sommer brauchen wir keine Heizung.“ Ich fand es, zwar komisch, denn ein Diktat und Rechenaufgaben hätte ich gerne mit Hemd und Hose geschrieben. Da ich der Einzige war, der es seltsam fand, wollte ich kein Spielverderber sein. Mir gefiel es, die Mädels nackt zu sehen. Lindtraud wollte mir beim Ausziehen helfen und knöpfte meine Hose und mein Hemd auf. Madame sagte: „Du bist heute zu spät gekommen, wir haben auf dich gewartet. Beim nächsten Mal gibt es eine Strafe von drei Stockschlägen. Ich habe von meinen Lehrerkollegen erfahren, dass du der beste Wühlmausfänger im Dorf bist, das finde ich toll.“ Lin sagte: „Wir drei haben ihm und seinem Freund auch unsere Fallen gegeben.“ Madame fragte: „Louis, wie stellt ihr die Fallen?“ Ich erklärte es ihr. Sie sagte: „Wenn morgen das Wetter ordentlich ist, machen wir einen Lehrgang, dann kannst du uns deine Fallen zeigen.“ Ich antwortete: „Das wär klasse, no nehm i au glei a Schraubglas mit, damit i die Schwänz nei do kann.“ Wir hatten zunächst ein kompliziertes Diktat, bei dem sogar Ros einen Fehler hatte. Ich hatte fünf Fehler. Dafür gelang mir ein sehr schöner Aufsatz. Ich schrieb über die Schäden, die Wühlmäuse anrichteten und wie wir Wühlmäuse mit Fallen fingen, dabei beschrieb ich die Funktion der Fallen. Als ich meinen Aufsatz vorlas, bestätigte Lin, dass ihr Vater oft grantig wäre, weil so viele Wühlmäuse auf unseren Felder wären. Madame schlug vor: „Wenn wir morgen Abend Lin nach Hause fahren, nimmst du deinen Freund, deine Schaufel und deine Fallen mit, dann können wir eure Fallen auf Gerners Feldern aufstellen und Lins Familie helfen, die Mäuse zu dezimieren. Wenn man sich gegenseitig hilft, nennt man dies ein Netzwerk. Lin war begeistert und sagte: „Wenn dr Lus meim Vater Wühlmäus fängt, no wär er vielleicht neme so grandig. No dät dr Louis bei ihm groß rauskomme.“ Die Idee fand ich klasse, weil wahrscheinlich bei den Bauern in unserer Nähe viele Schüler Wühlmäuse fangen würden. Ich sagte: „Klasse, am Freitag oder am Samstag geh ich mit Hartmut zu Gerners, um nach den Falle zu sehn.“ Madame antwortete: „Louis, ich bring euch mit meinem Auto hin und fahre danach weiter, weil ich am Wochenende meine Freundin besuche.“ Ich hätte meine Lehrerin vor Freude fast geküsst. Bevor wir nach Hause gingen und uns verabschiedeten, sagte Madame: „Bitte zieht morgen ordentliche Schuhe an, damit wir bei unserem Lehrgang in den Wiesen die Wühlmausfallen von Hartmut und Louis ansehen können. Wir fünf kennen und mögen uns, deshalb möchte ich euch vorschlagen, dass wir uns verabschieden, bevor wir uns anziehen, um uns nackt zu umarmen.“ Wir beneideten Lin, die bei Madame blieb. Sie half Madame beim Backen, weil Madame und Lin am Mittwochabend den Kuchen für Donnerstag backen würden. Wir verabschiedeten uns ungehemmt und umarmten uns. Lin und Ros lachten, als sie mein Glied streichelten, das dabei lang und steif wurde. Als ich Lins Scham streichelte, bekam ich feuchte Hände. Madame nahm mich in Arm, küsste mich und sagte: „Morgen könnt ihr Fotos sehen, die ich entwickelt habe. Wir benoten sie, mal sehen, welche euch am besten gefallen.“ Wir hatten, unmerklich bei Madame eine Phase erreicht, die für Kinder im Alter zwischen zehn und elf Jahre, ungewöhnlich war, die uns gefiel und die wir genossen. Wir waren unserer Lehrerin hörig geworden. Ren war die Einzige, die unsicher war und sich genierte. Ros, Lin und ich genossen unsere Sexualität. Unsere Erlebnisse waren andern Kindern verboten.
Das Wetter war an diesem Donnerstagvormittag sehr schön, meine Mutter fand es traurig, dass sie mir keine neuen Schuhe kaufen konnte und meinte, wahrscheinlich kann ich dir nächsten Monat welche kaufen. Meine Schuhe waren zwar neu besohlt, hatten aber seitlich ein Loch. Unser Lehrgang war, wieder klasse. Wir gingen zunächst durch einen Wald und lernten verschieden Pflanzen, Bäume und Vögel kennen. An einem kleinen Bach zeigte uns Frau Kofer Froschlaich. Frau Kofer erklärte uns erneut das Zwitschern der unterschiedlichen Vögel, wir sahen, wie zwei Vögel im Bach badeten. Als wir auf einem Baum ein Vogelnest sahen, sagte sie: „Wenn ihr versprecht, dass ihr das Nest weder anfasst, noch aus der Nähe anseht, könnt ihr hochklettern.“ Als fünfzehn Schüler klettern wollten, dachte unserer Lehrerin wohl an die armen Vögel und sagte: „Ich klettere auf den Baum und fotografiere das Nest um euch das Bild zu zeigen, es sind sicher schon junge Vögelchen drin.“ Sie kletterte hoch und fotografierte das Nest. Frau Kofer hatte einen grau und blau karierten Glockenrock an. Wir sahen ihre Beine und ihren schwarzen Schlüpfer mit Rüschen. Ich wurde eifersüchtig, als ich sah, wie die Jungs glotzten. Frau Kofer beendete das Schauspiel, setzte sich auf einen Ast und sagte: „Ich möchte die Vögelchen nicht stören, deshalb darf Rosanna zu mir hochklettern, den andern zeige ich nächste Woche die Fotos.“ Einige moserten: „Immer d‘ Rosanna.“ Danach kamen wir zum Feld und der Wiese, in der mein Freund und ich Wühlmausfallen aufgestellt hatten. Es waren in den zwölf Fallen drei Wühlmäuse. Mein Schulfeind fragte: „Wieso hasch du so viel Falle?“ Ich antwortete: „Reinhild, Lindtraud, und Rosanna schenkten uns jeweils zwei Fallen. Erhard sagte: „Seit wann krieget Weiber au Falle?“ Lindtraud sagte zu ihm: „Du bisch halt en richtige Schafsekel, Mädle krieget, wenn se fraget au Wühlmausfalle, weil sie, wenn sie wollen au Mäus fange könnet.“ Frau Kofer, sagte zu Lindtraud: „Der Ausdruck Schafsekel passt nicht zu dir, aber du hast natürlich recht.“ „Trotzdem“, sagte Erhard, „au wen mer dem Weiberschmecker die Falle von seine drei Weiber dazurechnet no sins erscht zehn, woher hat er zwölf.“ Ich sagte: „D’ Frau Stark vom Rathaus hat no zwei übrig g‘het un die hat sie uns gebe, weil mein Freund un i glei am Anfang schon so viel Wühlmäuse gfange hen.“ Erhard antwortete: „Du wirsch seh, i hol meine Falle au hierher, wenn des so en gute Platz isch.“ Lindtraud wollte ihm sagen, dass wir unsere Fallen wegnehmen und bei der Wiese ihres Vaters aufstellen. Ich trat ihr auf den Fuß und legte meinen Finger an Mund. Sie hatte mich verstanden. Denn Erhard hätte sonst sicher aus meinen Fallen die Mäuse geholt. Frau Kofer hatte unsere Diskussion beobachtet und gesehen, wie ich Lindtraud auf den Fuß stand, als sie etwas sagen wollte. Sie sah dabei, dass meine Schuhe ein Loch hatten und sagte: „Hast du vergessen, dass ich euch erinnerte, für unseren Lehrgang ordentliche Schuhe anziehen.“ Ich antwortete: „I han 's nit vergesse, aber i han bloß die Schuh, mei Mutter hat gsagt, dass sie mir erscht nächschte Monat vielleicht neue kaufe kann.“ Frau Kofer antwortete: „Ach Louis, ich denke oft nicht dran, dass ihr so sparen müsst.“ Nach der Schule gab Frau Kofer Lindtraud ihren Wohnungsschlüssel und sagte: „Ihr könnt schon den Tisch decken und die Suppe auf den Herd stellen, ich komme gleich, ich muss noch was besorgen. Bitte geht nicht in meine Dunkelkammer.“ Wir überlegten, nachdem wir die Tür aufgeschlossen hatten, ob wir Lin, Ros, Ren und Lus waren, oder noch unsere Namen hatten und die andern erst, wenn Madame da wäre. Wir wussten auch nicht, ob wir uns ausziehen sollten. Wir blieben angezogen und überlegten, wenn zufällig jemand klingeln würde, wäre es blöd, wenn wir nackt wären. Wir hatten uns für einen Kompromiss entschlossen, blieben angezogen und redeten uns mit Kurznamen an. Ros und Lin stellten die Gemüsesuppe auf den Herd, rührten ab und zu um. Ren und ich deckten den Tisch. Meine Serviette war diesmal noch fast sauber. Madame klingelte, wir überlegten, wer es sein könnte. Als ich öffnete war es natürlich Madame, sie war überrascht, als sie sah, dass wir angezogen waren. Wir erklärten ihr unseren Kompromiss. Sie lobte uns, weil wir uns damit beschäftigt hatten und sagte: „In Zukunft werde ich, wenn ich nicht zu Hause bin und euch den Schlüssel gebe, einmal kurz einmal lang und noch mal kurz klingeln. Wenn jemand anders klingelt öffnet ihr nicht. Ihr dürft euch in meiner Wohnung ausziehen, es ist unsere Welt. Ich kaufe meinen Mädchen hübsche Wickelkleider und meinem Louis einen Trainingsanzug, damit ihr euch rasch anziehen könnt, wenn es sein muss.“ Wir zogen uns aus und hingen unsere Kleidung, in Schrank. Madame hatte vor zwei Wochen für uns praktische Kleiderbügel mit Taschen besorgt. Als wir die Suppe gegessen hatten, waren wir zunächst etwas enttäuscht, weil es keine Waffeln gab. Madame sagte: „Ich habe Rollladen mit Rotkohl und Thüringer Knödel vorbereitet.“ Unsere Enttäuschung verflog, weil das Essen himmlisch schmeckte. Als Nachtisch gab es eiskalte Schokocreme. Ren sagte: „I glaub gar nimme, dass i no uf dere Welt bin, i denk i bin scho im Paradies.“ Ähnlich fühlten wir alle. Madame sagte: „Ren, das freut mich, dass du dich im Paradies fühlst. Aber denk dran, es ging für Adam und Eva zu Ende.“ Lin wusch wieder das Geschirr ab, Ren und Ros trockneten ab und ich räumte es auf. Madame sagte: „Ich bringe die Fotos ins Schlafzimmer.“ Als wir die Küche aufgeräumt hatten, kam Madame mit einer Schachtel in die Küche und sagte: „Lus, du hast mir heute mit deinen Schuhen leid getan, deshalb war ich beim Schuster Schrunz, er kennt dich und auch deine Schuhgröße, schau ich hab dir Schuhe und eine Schuhcreme mitgebracht. Ich hoffe sie gefallen dir.“ Ich war zunächst sprach- und fassungslos. Schuhe waren teuer und wertvoll. Ich weinte vor Glück und überlegte, wie sich meine Mutter freuen würde, weil sie mir nächsten Monat keine Schuhe kaufen müsste. Madame hatte wunderschöne braune Halbschuhe gekauft. Sie passten perfekt, waren weich, schmiegsam und rochen nach neuem Leder. Lin und Ren waren ebenfalls gerührt. Lin sagte zu mir: „Siehsch Louis, jetzt hasch so tolle Schuhe kriegt, do brauchsch au nimme Barfuß laufe wenn du mir beim Kühe hüten hilfsch, un wenns kalt isch brauchsch nimmer in Kuhflade schtande zum d’ Füß wärme.“ Madame wollte die Geschichte hören und Lin erzählte, dass ich ihr in den letzten Ferien geholfen hätte. Gerners hatten nicht weniger Wiesen als der Seiler, ihr Nachbarbauer. Deshalb hatten sie mit ihm vereinbart, wenn Linde seine Kühe ebenfalls hüten würde, durften die Kühe von Gerners auf seinen Wiesen weiden. Auf die vielen Kühe konnte Lindtraud alleine kaum aufpassen, deshalb fragte sie mich, ob ich ihr helfen würde. Ich half ihr gerne, denn ich wäre damals gerne Bauer geworden. Unsere Familie bekam für meine Hilfe, von Gerners Butter, Brot, Kartoffeln und Eier. Die Kühe mussten morgens sehr früh auf die Weide getrieben werden. Zu zweit ging es gut, man musste viel rennen und die Wiesen waren kalt und taufeucht. Die Schuhe hielten der Feuchtigkeit nicht stand. Sie wurden durchnässt, nach dem Trocknen waren sie hart, dann rieb man sich die Füße auf. Deshalb liefen Hirtenbuben und Hirtenmädchen damals barfuß und bekamen kalte Füße. Lindtraud zeigte mir, wie wir in einem frischen Kuhfladen, die Füße wärmen konnten. Anfangs ekelte ich mich, aber die kalten Füße fanden stinkende Kuhfladen trotzdem angenehm. Ren und Ros ekelten sich bei der Vorstellung, mit nackten Füßen in warme, stinkende Kuhscheiße zu stehen und schüttelten sich. Madame sagte: „Wenn ich euch erzählen würde, was wir im Krieg und auf der Flucht erlebten, würdet ihr euch noch mehr ekeln und vor Angst hättet ihr eine Gänsehaut. Madame wollte nicht weiter erzählen. Ren sagte: „Obwohl i d’ Lin jetzt nit gern verpetze, aber si hat gsagt: „Siehsch Louis.“ „He du hosch recht, i han mi so für ihn gefreut, dass i aus vorsehe Louis gsagt han“, antwortete Lin. Madame meinte: „Es tut mir leid, Lin, aber Ren hat recht.“ Sie holte Ren den Stock. Lin bückte sich, Ren ging sanft mit ihr um und klatschte ihr eine auf den Po. Es gab eine leichte rote Strieme. Madame fragte mich, ob ich täglich zu Gerners gelaufen wäre. Ich sagte: „Ich habe bei Gerners übernachtet.“ Frau Gerner hatte Madame mal den Bauernhof gezeigt, deshalb kannte sie Gerners Wohnverhältnisse. Es gab ein Elternschlafzimmer und jeweils zwei Zimmer für die vier Mädchen. Ich erklärte Madame: „Lindtraud hat mit ihrer Schwester Gerda in einem Bett und ich in Lindtrauds Bett geschlafen.“ Lindtraud lachte, korrigierte mich und erzählte: „Mei Mutter hat es so gedacht und mei Bett frisch bezoge. Bis dr Louis sein Schlafanzug und d’ Gerda und i unsre Nachthemden azoge hen, sotet mir s’ Licht ausmache, on no hät i bei meiner Schwester im Bett schlafe solle. Aber mei Schwester isch glei zum Louis ins Nescht gläge un erscht morgens wieder in mei Bett komme. I han oft a Sauwut g‘het, aber mei Schweschter hat gsagt sie wär älter un müsst uf mi aufpasse. Sie hat gsagt, du hasch den Louis no den ganze Tag. No han i denkt sie hat vielleicht recht. Wenn die Kühe wiederkäuet, no kann i mit em Louis schpiele on schmuse. Mei Mutter isch au mal nachts in‘s Zimmer komme, weil so a Gewitter war on mir Angscht vor Gewitter han, no hat se gschtaunt wie sie d’ Gerda im Bett vom Louis gseh hat. D’ Gerda hat gsagt im Louis seis schlecht gwe un er hät schpucke müsse on no hets den Kerle so gfrore, dass er mit de Zähne klappert hät, no hät er so dauert, dass se zu ihm ens Bett glege sei, damit er wieder warm wird. On no hat mei Mutter ganz arg mit der Gerda gschempft, danach hotse sich’s nimmer traut, no hat dr Louis allei gschlafe.“ Madame fragte: „Lus gefällt dir Gerda?“ Ich sagte: „I mag d’ Lin viel lieber, un sie sieht au netter aus, aber d’ Gerda war lieb, un sieht fascht aus wie a Frau. Deshalb war’s mit der Gerda au schö.“ Ich roch das Leder meiner neuen Schuhe gern und hielt sie erneut unter meine Nase. Ich war Madame dankbar, rieb die Halbschuhe mit der neuen Schuhcreme ein und polierte sie. Ich wusste damals nicht, dass so etwas peinlich sein könnte und empfand nur Dankbarkeit, deshalb sagte ich: „Madame, wenn ich im Leben etwas für sie tun kann, sagen sie es mir bitte.“ Madame sagte: „Louis, ich habe einen Wunsch der mir peinlich ist. Ich gehe mit dir ins Bad und wenn du meinen Wunsch nicht erfüllen kannst, vergessen wir es sofort.“ Ich war gespannt und konnte mir nicht vorstellen, dass ich Wunsche meiner Lehrerin nicht erfüllen könnte. Sie schloss die Badezimmertüre und fragte: „Ich habe bei meiner Freundin, was Scharfes gegessen und wurde wund, kannst du mich eincremen, oder ekelst du dich?“ Ich antwortete: „Madame, ich creme sie gerne ein, sie gefallen mir, deshalb ekelt mich nichts.“ Madame zog ihren Rock hoch, ihren schwarzen Schlüpfer aus und bückte sich. Als ich ihren Po ansah, fragte sie: „Lus, würdest du auch meine Spalte eincremen?“ Sie lächelte als sie meinen Penis sah. Ich sagte: „Ich kann nix dafür, es passiert, i will es nit.“ „Das weiß ich doch“, sagte Madame, „aber bevor du mich eincremst pisse ich erst.“ Sie setzte sich auf die Toilette. Ich stand vor ihr, streichelte ihr Gesicht und ihre schwarzen Haare. „Du bist ein zärtlicher Schmuselouis“, sagte sie und streichelte mein Geschlecht, während sie in die Toilette bullerte. Als ich sie eincremen wollte, sagte sie: „Bitte, erst abwischen“ und reichte mir ein Toilettenpapier. Ihr Po und ihre Spalte waren rot und wund. Ich cremte sie vorsichtig ein, streichelte sie sanft und fragte: „Hat es beim pinkeln weh getan?“ Madame streichelte mich und sagte: „Wenn du mich sanft eingecremt und streichelst, vergesse ich die Schmerzen, aber versprochen, es ist unser Geheimnis“, ich versprach es. Die Mädels waren neugierig. Madame sagte: „Es ist unser Geheimnis, wir reden nicht darüber.“ Im Schlafzimmer schauten wir Fotos an. Die pornografischen Kinderaufnahmen gefielen uns damals. Ich sagte: „Madame sie hen tolle Bilder gmacht.“ Lin sagte: „Die Bilder kann man niemand zeigen, da denken d’ Leut was ganz furchtbares. Da dät mi mei Vater verhaue, wenn er die Bilder seh dät. Aber mir gefallen die Bilder. I han no nie so tolle Bilder von mir gseh. Ros lächelte und sagte: „Wenn meine Eltern die Bilder sehn würden, no dät se da Schlag treffe on mi dät mei Vater wahrscheinlich s' erschte mal verhaue. I han gar nit gewusst, dass i so ausseh wenn i geil bin. I hät nie denkt, dass mir die Schmuserei so gfalle dät. I seh auf dene Bilder wo i mit em Lus schmus aus, wie im Paradies.“ Madame fragte: „Was meinst du, liebe Ren?“ Ren sagte: „Wenn die Fotos jemand sieht, kann i nie mehr unter d’ Leut, weil jeder ebes schrecklichs von mir denkt.“ „Und was meinst du selbst“, fragte Madame, „wenn du nicht nachdenkst, wie andere die Fotos sehn?“ Ren sagte: „Wenn i die Bilder seh, no muss i mir überlege, ob es gut isch, wenn i so bin, wie i auf dene Bilder ausseh. I muss mir überlege ob i no mitschpiele kann oder ob i aufhöre muss.“ Madame fragte, ob wir alle weiterspielen möchten.“ Ich sagte: „I überleg des nit, mir gfällt' s.“ Lin und Ros äußerten sich ebenso. Madame sagte zu Ren: „Also meine liebe Ren, warum gefällst du dir denn auf den Bildern nicht. Ich finde, du siehst auf meinen Fotos sehr hübsch aus, wir würden es schade finden, wenn du nicht mehr mitspielen würdest.“ „Schtimmt des au?“ fragte Ren. Wir bestätigten ihr, dass wir sie gerne in unserem Quartett hätten. Ren sagte zu uns: „S’ gröschte Problem han i mit em Lus, weil er halt en Bub isch, des was ihr mit ihm machet, des kann i halt nit, obwohl dr Lus au zu mir ganz lieb isch.“ Madame sagte zu Ren: „Aber Ren, überlege dir doch, ob du manches nicht tun kannst, weil du dich nicht fallen lassen möchtest. Lass dich doch mal in deine Gefühle fallen, wir fangen dich auf. In unserem Quartett sehen dich keine Fremden Menschen und die Fotos sind nur für uns bestimmt.“ Ren sagte: „I probiers, aber wenn i ebes nit kann no sot mer mi halt au nit schtrafe.“ „Meine liebe Ren“, sagte Madame, „dies können wir dir nicht versprechen, du musst dich entscheiden, ob du mitspielst, oder nicht, denn wenn wir dich von allem befreien, was dir unangenehm ist, bist du Zuschauer, in unserem Quartett wollen wir Mitspieler. Die Entscheidung gilt ab jetzt und sie gilt für immer. Wenn du aufhören möchtest, kannst du jetzt gehen, das wäre schade, aber wir würden es respektieren. Wenn du weiter mitspielst, bleibst du mit allen Konsequenzen in unserem Quartett!“ Ren überlegte und sagte: „I möchte scho bleibe on werd mi halt manchmal überwinde.“ Madame umarmte sie und sagte: „Ren, wir freuen uns, weil du dich für unser Quartett entschieden hast. Wir spielen ein neues Spiel. Ihr wisst sicher, dass es Bildergalerien gibt. Diese Galerien haben Bilder, die sie an kunstinteressierte Menschen verkaufen. Wir beginnen unser Spiel wieder mit Lus. Ich bin gerade mit meiner jungen Freundin Ren unterwegs und komme in die Kunstgalerie von Lus und möchte mir Bilder ansehen und vielleicht welche kaufen.“ Als Madame mit ihrer Freundin in unseren Laden kam, der in unserem Spiel im Flur war, fragte sie: „Guten Tag, meine Freundin und ich suchen interessante und schöne Aktfotos, führen sie derartige Bilder?“ Ich antwortete: „Die Galerie gehört meiner Frau, ihrer Schwester und mir. Ich zeige ihnen schöne Aktfotos.“ Ich zeigte ihr Fotos, auf denen ich mit Ros kuschelte. Sie gefielen ihr, sie meinte, dass die Fotos eine gewisse Ähnlichkeit mit uns hätten. Sie schaute sich weitere Fotos an, die ich ihr zeigte und anpries. Ich sagte: „Hier sehen sie ein Aktionsfoto mit zwei tollen Mädels.“ Sie schaute sich das Foto genau an und sagte: „Das sind ja scharfe Mädchen, beide haben feuchte Muschis und spitze Brustwarzen, ein sehr gutes Foto, wenn es nicht zu teuer ist, kaufe ich es.“ Wir handelten einen Preis von 10 Mark aus. Unser Quartett hatte inzwischen eine Spardose, in die wir Gelder von Madame einwarfen. Als ich das verkaufte Bild für Ren und Madame aufrollte, stieß Ren beim Bezahlen mit ihrem Po an meine Penis, der sich aufrichtete. Ren entschuldigte sich, es war ihr peinlich. Madame sagte: „Ren jetzt wirst du den armen Lus erleichtern, er ist so erregt, durch eure Bilder. Louis, leg dich aufs Bett im Schlafzimmer, Ren streichelt dich ins Paradies.“ Ren war sehr verlegen, auch weil alle zusahen. Madame sagte: „Lin, zeig es ihr bitte.“ Bei Lin bekam ich rasch einen Orgasmus. Madame sagte: „Ren wenn du es beim nächsten Mal nicht kannst, bestrafen wir dich.“ Wir spielten weiter und verkauften, mit verteilten Rollen, weitere Fotos. Beim Wechsel des Verkäufers oder der Verkäuferin konnten wir in unsere Spardose nochmal fünf Mark einwerfen. Madame sagte zu uns: „Da Ren und Lus keine Dusche zu Hause haben, werden wir uns heute gründlich Duschen. Aber davor gebe ich euch noch ein Gläschen von meinem Himbeersaft. Wir waschen uns gegenseitig und beginnen wie üblich mit Lus und Lin an, weil die beiden sich kennen und nicht so verklemmt sind, wie unsere kleine Ren. Ich sagte: „Ich muss erst pinkeln.“ Ich genierte mich etwas, weil alle zusahen. Als Lin pinkelte sagte ich: „Ich hätte mich auch auf die Toilette setzen sollen, dann hätte mir niemand zusehen können.“ Madame sagte lächelnd: „Lus, du bist klasse, ich habe dich bewundert, weil du dich nicht geniert hast. Wisst ihr eigentlich, warum wir pinkeln müssen, wenn wir Wasser sehen, oder rauschen hören? Das Wasser animiert uns, schon bei kleinen Kindern lassen die Mütter den Wasserhahn laufen, damit Kinder ins Töpfchen pinkeln. Unsere Vorfahren hatten zu Recht Angst vor Raubtieren und versteckten sich. Da Urin streng riecht, pinkelten Steinzeitmenschen vorzugsweise in Bäche und Seen, um ihre Fährte zu verwischen. Dies ist uns Menschen bis heute geblieben.“ Ich lachte und sagte: „Madame wir lernen nicht nur in der Schule von ihnen, sondern auch bei unseren Spielen.“ Dann stellte ich mich mit Lin in die Badewanne. Madame sagte: „Wir lassen den Duschvorhang offen, und wischen das Spritzwasser nachher weg. Ich möchte einige Fotos von euch machen, es sieht lustig aus, wie ihr in der Badewanne steht.“ Lin lachte laut es gefiel ihr wie wir uns gegenseitig einseiften und duschten. „Perfekt“, sagte Madame, „besser kann man sich gegenseitig nicht waschen. Ihr beide bekommt ein Körperlotion aus USA, das angenehm riecht. Damit darf jeder den andern eincremen.“ Als ich Lin abtrocknete lachte sie mich an und küsste mich. Sie trocknete mich ebenfalls gründlich ab. Danach cremte sie mich mit der schönen Körperlotion ein. Ich spürte am ganzen Körper ihre weichen Hände. Duschgel und Körperlotion gab es in Deutschland damals noch nicht. Lindtraud küsste mich auf meinen Mund und steckte mir ihre Zunge in Mund. Inzwischen küssten wir uns gerne. Madame fotografierte uns mehrmals. Sie sagte: „Es gefiel mir, wie lieb ihr seid.“ Wir hatten unsere Handtücher um uns geschlungen und schauten zu, wie sich Ros und Ren duschten. Madame sagte: „Ren, du hast gesehen, wie Lin und Lus sich gewaschen haben. Auch du musst die Spalte und den Po von Ros waschen und dich dort waschen lassen.“ Ros seifte Ren zwischen den Beinen ein und lachte, als Ren sie einseifte. Ren pinkelte und weinte. Sie genierte sich und wollte sich, wenn alle zusahen nicht auf die Toilette setzen. Madame schlug ihr mit der Hand dreimal kräftig auf den nassen Po. Sie zerrte sie aus der Badewanne und sprach streng mit ihr: „Du glaubst sicher, du wärst etwas besonderes, warum bist du so gehemmt, du traust dich nicht zu pissen und schaust Louis zu wie er pinkelt, bei dir sieht man nichts, wenn du auf der Toilette sitzt, stattdessen pisst du in meine Badewanne. Trockne dich ab und geh nach Hause. Du hast jetzt bis nächsten Mittwoch Zeit, dir zu überlegen, ob du so zickig bleiben willst, oder ob du zu unserem Kleeblatt gehören möchtest. Wenn du deine Hemmungen und deine Art nicht änderst, werden wir dich aus unserem Kreis ausstoßen, dann wirst du in der Schule nicht mehr neben Ros sitzen. Ich setze dich neben Erhard. Du üerlegst es dir bis nächsten Mittwoch, wir werden dich aber nur wieder aufnehmen, wenn du dich entschuldigst und nicht zickig bist. Ich kann dir zum Abschied eines deiner scharfen Fotos als Andenken mitgeben.“ Ich war erstaunt, Madame hatte mit uns noch nie geschimpft. Sie hatte uns bislang nie ernsthaft geschlagen. Wenn sie uns bestrafte, war es zum jeweiligen Spiel passend. Ren trocknete sich ab und weinte. Sie wollte sich von uns und von Madame verabschieden. Madame sagte: „Heute gibt es keinen Abschied, wenn du nächste Woche wieder zu uns gehören möchtest, werden wir uns wieder verabschieden. Du ziehst dich an und gehst ohne Abschied.“ Beim Gehen weinte Ren immer noch. Madame redete auf der Treppe mit ihr, wir konnten es nicht verstehen. Ren tat mir leid, sie wurde zum Außenseiter. Gleichzeitig dachte ich, Madame hätte vielleicht recht, Ren könne sich nicht ständig entschuldigen, weil sie sich genierte. Ich war in einem inneren Zwiespalt und bedauerte Ren, weil sie mitspielen wollte, aber ihre Hemmungen kaum überwinden konnte. Ich überlegte, Madame zu bitten, Ren ein wenig Zeit zu lassen. Andererseits fand ich es Ros, Lin und mir gegenüber gerecht. Ich war in Gedanken bei Ren, weil sie sich jetzt sicher sehr alleine fühlen würde. Ich war unruhig und dachte, Madame hätte Ren die Fotos als Andenken nicht anbieten sollen. Ich hatte eine Woche Zeit um mit Ren zu reden, es wäre schade, wenn sie unser Quartett verlassen würde. Da Ren fehlte sagte Madame zu Lin: „Bitte wasche Ros. Ich hab von dir und Lus wunderschöne Fotos, ich brauche noch welche von dir und Ros. Danach holen wir Louis Freund ab und nehmen die Wühlmausfallen mit um sie bei euren Wiesen und Feldern aufzustellen.“ Madame fotografierte Lin und Ros dann verabschiedeten wir uns und zogen uns an. Wir waren alle traurig wegen Ren. Madame sagte: „Ros, heute kannst du leider nicht mitfahren, weil wir den Freund von Louis mitnehmen.“ Als wir auf der Treppe waren, sagte Ros leise zu mir: „I bsuch nachher d' Ren, damit se nit so traurig isch.“ „Des find i klasse“, sagte ich. Mein Freund, Hartmut, stand an der Straße und wartete auf uns. Er hatte die Fallen sauber gereinigt und in eine Strohtasche gepackt. Mein Freund stotterte immer, wenn er aufgeregt war. Es wurde noch schlimmer, wenn er etwas Wichtiges sagen wollte und man wegen des Stotterns lachte. Als er Frau Kofer begrüßte war er sehr aufgeregt, denn Autofahren war damals etwas Besonderes. Hartmut hatte sicher den Satz geübt, den er sagen wollte, er gab Frau Kofer die Hand und fing an Grüß Gott zu sagen. Hartmut war rot vor Aufregung, schon der Anfang des Satzes kam nicht aus seinem Mund. Frau Kofer tat so als würde sie es nicht merken und sagte zu ihm, setze dich doch erst mal. Er setzte sich neben mich und war sehr verlegen. Frau Kofer redete zunächst mit Lindtraud, Hartmut sagte: „Danke, dass sie mich mit ihrem Auto mitnehmen.“ Als wir in den Weg zu Gerners Hof abbogen, wurde der Fahrweg etwas holprig. Da sich Hartmut mit mir ohne zu stottern unterhielt, stotterte er nicht mehr, als ihn Frau Kofer über die Schule fragte, weil er seine Scheu und seine Aufregung überwunden hatte. Ich fragte: „Lindtraud, auf welchem Feld sind die meisten Wühlmäuse?“ Sie antwortete: „Der Weg isch dort aber so sauschlecht, do müsse mer a Schtück laufe sonsch geht’s Auto kaput.“ Frau Kofer stellte ihr Auto ab, ich nahm die kleine Schaufel und Hartmut die Tasche mit den Fallen. Wir sahen auf dem Feld viele Hügel von Wühlmäusen. Wir gruben die Gänge auf und stellten auf dem Feld acht unserer Fallen und die restliche vier auf der Wiese, daneben. Dann fuhren wir mit Lindtraud zu ihren Eltern. Gerda hatte den Tisch gedeckt, es war Vesperzeit. Die beiden älteren Schwestern von Lindtraud waren nicht zu Hause, eine arbeitete in einer Uhrenfabrik und eine war beim Gasthaus Ochsen auf dem Forchenmühl, als Bedienung, Küchenhilfe und Zimmermädchen. Lindtrauds Eltern boten uns Vesper an. Es gab Bittermilch, selbstgebackenes Brot, frische Butter und verschiedene hausgemachte Wurst, Speck sowie selbstgemachte Marmelade. Hartmut wollte sich bei Lindtrauds Eltern bedanken und konnte wieder nur stottern. Ich sagte Gerners, wo wir die Fallen aufgestellt hätten und wenn möglich sollte man die Fallen bis Samstag lassen. Ich sagte: „Gernervater, wir sehen am Samstag, wie viele Wühlmäuse wir gefangen haben und vielen für das gute Vesper.“ Lindtraud sagte: „Komm Louis gehsch gschwind mit, mir hen a ganz kleis Kälble im Schtall.“ Frau Kofer wollte es auch sehen, deshalb nahm Lindtraud uns mit in Stall. Das Kälbchen war viel hübscher als die Kuh. Als wir uns von Gerners verabschiedeten konnte Hartmut sich normal und ohne zu stottern verabschieden und bedanken. Gerda sagte zu Hartmut: „Des isch nett, dass ihr Wühlmäuse fanget, hoffentlich erwischet ihr welche, dr Louis hat scho von dir erzählt. Des freit mi, dass i di jetzt troffe han.“ Hartmut wurde rot und wollte etwas sagen, er setzte mehrmals an, ich wusste, dass er sich jetzt mit Gerda nicht unterhalten konnte. Seine Halsschlagader schwoll an und er konnte kein Wort reden, sondern nur stottern. Er gab es dann meist auf. Ich sagte: „Gerda, beim nächsten Mal kann Hartmut sicher mit dir reden.“ Hartmuts Mutter erzählte meiner Mutter, Hartmut hätte zu stottern angefangen, als sein Vater aus russischer Gefangenschaft kam und mit seinen kleinen Sohn, geschimpft hätte. Der Vater, der sehr lange in einem sibirischen Gefangenenlager war, dachte sein Sohn hätte vielleicht einen anderen Vater. Hartmuts großer Bruder, Herbert, war sieben Jahre älter und in Larenbuch ein sehr guter Fußballspieler. Herr Poller, der Vater, war schon bei der Gründungsmannschaft ein guter Fußballspieler. Hartmut spielte schon in der Schülermannschaft gut Fußball und hatte sicher die Gene von seinem Vater, er war sein echter Sohn. Die Mutter von Hartmut war ziemlich hässlich, deshalb konnte ich mir kaum vorstellen, dass sie fremd ging. Die beiden Söhne sahen glücklicherweise ihrem Vater ähnlich. Hartmuts Vater erkannte es später und war zu Herbert und Hartmut ein liebevoller Papa. Er war der älteste der drei Poller Brüder, die in Larenbuch lebten und verschiedene Berufe hatten. Die drei Brüder sahen, soweit ich dies bei Männern erkannte, recht gut aus. Sie waren keine treuen Ehemänner, was ihre Frauen klaglos hinnahmen. Damalige Frauen verziehen ihren Männer die Seitensprünge. Frau Kofer fuhr uns zurück. Sie hatte Gerners wieder Lebensmittel abgekauft. Hartmut sprach mit Frau Kofer inzwischen fast ohne zu stottern, seine Aufregung hatte sich gelegt. Hartmut war von den Gerner Mädels begeistert. Er fragte mich: „Meinsch mir köndet mit dr Lindtraud on dr Gerda dokterles schpiele. Da ich Lindtraud nicht mit meinem Freund teilen wollte, sagte ich: „Hartmut, du spinnst, d’ Lindtraud geht in d' Schtond, die schpielt nit dokterles, des musch weiter mit de Altmeier Mädle schpiele.“ Die beiden Altmeier Mädchen waren nicht hübsch, aber für Doktorspiele zugänglich.
Frau Kofer lies uns mit unserer Schaufel und der Tasche aussteigen. Da wir damals auch samstags Schule hatten, sagte Frau Kofer: „Ich fahre nach dem Essen am Samstag zu Gerners. Lindtraud esst bei mir und müss nicht nach Hause laufen.“ Wir bedankten uns für das Angebot. Am Samstag sagte ich zu Hause, dass ich nach dem Essen mit Frau Kofer zu Gerners fahren würde, um nach Wühlmausfallen zu sehen. Meine Schwester war erstaunt als sie hörte, wie viel Geld wir mit den Mäusen verdient hatten. Alle fanden es enorm, dass sich unsere Lehrerin auch in ihrer Freizeit mit uns beschäftigte. Wir warteten am Holzplatz auf Frau Kofer. Meine Mutter begleitete mich, sie wollte sich unbedingt bei Frau Kofer für meine neuen Schuhe bedanken. Hartmut hatte einen Korb mit der Bürste und einem alten Lappen, um die Fallen zu reinigen. Ich hatte unsern Spaten mitgenommen, mit ihm konnten wir die Wühlmausgänge besser aufgraben, als mit der kleinen Schaufel. Unsere Lehrerin kam mit Lindtraud pünktlich, sie stieg aus ihrem Auto, um meine Mutter zu begrüßen. Meine Mutter bedankte sich und sagte, es wäre ihr fast peinlich, was sie für mich tun würde. Frau Kofer umarmte meine Mutter und sagte: „Martha, obwohl ich jünger bin, möchte ich dir das Du anbieten, du weißt, dass ich Esther heiße, wenn wir mehr Zeit haben, machen wir es offiziell. Meine Kleeblattkinder sind mir ans Herz gewachsen, ich habe Louis, Lindtraud, Rosanna und Reinhild lieb gewonnen. Ich habe mich mit deinem Sohn über die neuen Schuhe gefreut. Es gefiel mir, einer armen Witwe finanziell zu helfen. Falls du mal ein finanzielles Problem hast, helfe ich dir gerne. Weißt du, liebe Martha, was hätte mein kleines Vermögen für einen Sinn, wenn ich es für mich behalten würde?“ Meine Mutter lächelte mit zwei Tränen im Auge und sagte: „Esther, du bist vielleicht tatsächlich ein Engel, wenn alle vermögenden Menschen so denken würden, wie du, wäre die Welt Gerechter.“ Mutter verabschiedete sich von uns und sagte leise zu mir: „Bedank dich bei deiner Lehrerin.“ „Aber Mutter“, antwortete ich, „das musch mir doch nimmer sage, des mach i doch immer.“ Hartmut wollte sich zu mir nach hinten setzen. Frau Kofer sagte zu ihm, lass Lindtraud hinten sitzen, du fährst so selten Auto da kannst du dich gerne vorne hinsetzen. Frau Kofer wusste, dass wir schmusen würden. Wir fuhren zunächst zum ersten Feld und hatten drei Wühlmäuse in den sieben Fallen gefangen. Hartmut und ich stellten die Fallen neu und gruben sie wieder ein. Dann fuhren wir zur Wiese in der wir die restlichen fünf Fallen aufgestellt hatten. Dort hatten wir mit fünf Fallen nochmals zwei Wühlmäuse gefangen. Unsere Ausbeute war nicht schlecht. Lindtraud sagte: „Meine Eltern werden sich freuen.“ Ich fragte: „Lindtraud, können wir den Spaten und den Korb in dem Heuschober unterbringen, da wir die Fallen bei euch aufgestellt haben, müssen wir die Sachen nicht immer mitbringen.“ Lindtraud zeigte uns einen Platz im Heuschober und sagte: „Da könnet ihr eure Sache immer glei hole, au wenn i nit dabei bin.“ Frau Kofer verabschiedete sich und sagte: „Lindtraud, grüße deine Eltern und deine Schwestern, ich fahre heute weiter und besuche dieses Wochenende meine Freundin in Hornfleeg.“
Ich sagte zu Frau Kofer: „Sie können uns an der Straße rauslassen und nach Hornfleeg weiter fahren, dr Hartmut on i laufet heim, mir hen außer unsere fünf Mäuse nix zum Trage.“ Frau Kofer meinte: „Das ist nett von euch beiden, also dann sehen wir uns am Montag in der Schule, wann wollt ihr wieder nach den Fallen sehen.“ Ich sagte: „Ich bin am Sonntag sowieso bei Gerners wegen der Schtond on no guck i glei nach den Fallen un kann sie neu schtelle. Mir könnet dann am Dienschtag wieder na gange.“ Hartmut war von unserer Lehrerin begeistert und sagte: „Wenn du nit mein Freund wärsch, dät i di um eure Lehrerin beneide, mir hen au en nette Lehrer, aber so wie euer Lehrerin isch er nit.“ Am Sonntag sagte Lindtrauds Vater: „Louis, du kasch glei deine Wühlmausfalle neu schtelle, es isch im Herrgott sicher lieber, wenn ihr die Wühlmäuse auf den Feldern fanget. No kommsch mit der Linde direkt zum Veschper beim Senders-Bauer.“ Ich hatte ein Schraubglas und mein Taschenmesser dabei. Lindtraud und ich schauten zunächst nach den sieben Fallen auf dem Feld und holten drei Mäuse aus den Fallen. Auf der Wiese hatten wir nur eine gefangen. Unsere gesamte Ausbeute lag jetzt bei acht Wühlmäusen. Ich sagte zu Lindtraud, die Wiese wäre inzwischen ein schlechter Platz, ich würde die Fallen lieber wieder auf einem andern Feld aufstellen. Lindtraud zeigte mir ein Feld auf dem ich einige Wühlmaushügel erkennen konnte. Es schien ein guter Platz zu sein. Ich grub mit meinem Spaten die sieben Fallen ein und stellte die restlichen fünf auf dem andern Feld. Beim Heuschober stellte ich den Korb mit der Bürste und den Spaten ab. Ich fragte Lindtraud: „Dei Vater vorher zu dir Linde gesagt, kann i künftig au Linde zu dir sage, der Name gfällt mir?“ Linde lachte und sagte: „Egal, wenn dir Linde gfällt, no sagsch Linde zu mir.“ Ich fragte: „Linde, wie lang laufen wir zum Senders-Bauer?“ Sie sagte: „Wenn mir schnell laufet no könne mir in re dreiviertel Schtund dort sei.“ Ich sagte: „Linde, no könnet mir no a Weile em Schuppe schpiele, no hemmer Zeit.“ Sie lachte mich an und fragte: „Willsch mit mir verschtecke oder fange schpiele.“ Wir spielten nicht verstecken oder fangen. Wir zogen uns aus und spielten mit uns. Wir kamen zum Ende der Schtond zum Senders-Bauer und vesperten ausgiebig. Gerda sagte zu Lindtraud, wir hätten lange gebraucht. Lindtraud meinte, wir hätten einen neuen Platz gesucht. Die Bauern redeten allgemein über die Wühlmausplage und fragten mich wie wir die Fallen gestellt hätten. Es gefiel mir, als alle mir zuhörten und ich erklärte, wie Fallen einzugraben und aufzustellen sind. Lindes Vater sagte: „Dr Louis isch ein erfolgreiche Falleschteller.“ Ich sah, wie Linde stolz auf mich war und freute mich darüber. Sogar meine Mutter und meine Geschwister waren auf ihren Sohn und ihren kleinen Bruder stolz.
Unser Heimweg war zwar weit, es war bewölkt, aber es regnete nicht. Die Wühlmausschwänze hatte ich in ein Schraubglas gelegt, das ich in meiner Umhängetasche aus Rucksackstoff hatte, man bezeichnete diese damals als Brotbeutel. Der Begriff kam, soweit ich weiß aus der Militärsprache. Ich glaube, dass wir den Brotbeutel noch von unserem verstorbenen Vater hatten. Am Montag knetete ich mit Hartmut, nach dem Mittagessen, zu den neun Schwänzen noch sieben Schwänze aus Knete, die wir im Glas zum Rathaus brachten. Das Schraubglas stank schon ein wenig nach verwesten Schwänzen. Frau Stark vom Rathaus rümpfte die Nase und sagte: „Die schtinket ja scho, komm nehmet se glei ufs Klo, no zähle mer se dort. Hartmut nahm einen nach dem andern und warf ihn ins Klo. Frau Stark zählte laut und sagte: „Mir hen sechzehn Stück zählt. Ja da henmer wieder ein neue Rekord, da krieget ihr tatsächlich vier Mark.“ Hartmut und ich unterschrieben wieder einen Zettel. Ich sagte: „Do schtehn aber fünf Mark on mir krieget ja bloß vier“. Frau Stark sagte, des duet mer leid. Do hat vorhin einer vier Schwenz bracht on i han vergesse, ihm en Zettel für sei Unterschrift zu gebe. Macht euch des ebes aus.“ Es machte uns nichts aus, ich hatte aber das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Auf dem Heimweg sagte ich zu Hartmut: „D‘ Frau Schtark bscheißt vielleicht s’Rathaus“. Hartmut fand es nicht wichtig und sagte: „Des kann uns egal sei.“ Als ich am Dienstag in die Schule kam, fing mein Schulfeind Erhard einen fürchterlichen Streit an. Er sagte: „Louis, i han uf der Wies beim Heiner-Bauer meine Falle ufgeschtellt on's ganze Wochenende bloß zwei Wühlmäus gfange. No han i grad en fufziger kriegt.“ Zu dem Streit kam unsere Lehrerin hinzu. Sie fragte: „Warum streite ihr?“ Erhard erzählte ihr nochmals seine Geschichte. Sie sagte: „Aber Erhard, wenn Louis und Hartmut auf der Wiese beim Heiner-Bauer schon tagelang ihre Fallen hatten, dann sind doch die meisten Wühlmäuse tot. Es ist klar, dass auf dieser Wiese fast keine mehr sind. Du solltest dir eine andere Wiese suchen.“ Erhard meinte: „Aber es kann doch nit sei, dass der on sei Freund an eim Wochenende sechzehn Wühlmäuse fanget, wenn i bloß zwei han.“ Frau Kofer und Lindtraud waren überrascht, weil wir sechzehn Wühlmäuse gefangen hatten, sie ließen sich jedoch nichts anmerken. Lindtraud rechnete mir danach vor: „Am Samschtig hemer uf der Wies zwei on uf dem Feld drei Wühlmäus gfange, un am Sonntig hemer uf dem Feld drei un uf der Wies zwei aus dene Falle gholt. Wenn mir jetzt richtig rechnet no hemer insgesamt neun Schwänz von neun Wühlmäus. Die Wühlmäusschwänz kennet nit vögle on au keine Junge kriege, wie kasch du un dein Freund vier Mark für 16 Schwänz kriege? D’ Frau Schtark vom Rathaus dät sicher merke wenn ihr bloß halbe Schwänz abgebet. Ich glaub, dass du manches kasch, aber zaubre kasch doch nit. Oder ka i vielleicht neme gscheit rechne?“ Ich sagte: „Du Linde, lass es no a Weile mei on em Hartmut sei Geheimnis bleibe, i erzähls dir a mal.“ Erhard unterhielt sich mit einigen Jungs, sie wollten nachmittags gute Plätze suchen um endlich mit Hartmut und mir konkurrieren zu können. Sie waren zu siebt und hatten vierzehn Fallen, die sie aufstellen wollten. Unsrer Lehrerin gefiel der Konkurrenzkampf, der sich unter den Jungs in ihrer Klasse abspielte. Sie wollte mich und Hartmut nicht bevorzugen. Gleichzeitig sollte keiner der Schüler erfahren, dass sie uns mit ihrem Auto zu Gerners fuhr, deshalb bat sie Lindtraud und mich, nach der Schule noch zu bleiben, sie wollte mit uns etwas besprechen. Sie sagte: „Lindtraud, wenn deine Eltern einverstanden sind und du nicht helfen musst, könnten wir am Dienstag auf euer Feld fahren, damit Louis seine Fallen lehrt und neu stellt. Anschließend kann ich dich mitnehmen und du kannst bis Donnerstag bei mir übernachten. Am Donnerstag kann Louis abends mit seinem Freund die Mäuse raus nehmen und die Fallen neu stellen“. Lindtraud streichelte Frau Kofers Hand bedankte sich und sagte: „I frag meine Eltern, sie haben sicher nichts dagegen.“
Frau Kofer sagte: „Louis, ich nehme dich und deinen Freund um vierzehn Uhr an der Straße mit. Nach dem Mittagessen wartete ich auf Frau Kofer und Linde. Ich wollte mit Lindtraud lieber alleine sein, deshalb hatte ich Hartmut nichts gesagt. Frau Kofer fragte nicht nach Hartmut, sie sagte: „Wenn ihr um achtzehn Uhr an der Straße wartet, kann ich euch auf der Rückfahrt wieder mitnehmen.“ Sie fuhr wohl wieder zu ihrer Freundin. Als wir ausstiegen, fragte Linde: „Louis, was glaubsch, warum Esther, die so viel Verehrer hat, kein Freund hat, sondern oft zu ihrer Freundin fährt? Meinsch sie schwindelt uns a un bsucht in Wirklichkeit ihren Freund? Die isch doch sicher au geil, on schwitzt des nit durch d’ Rippe, die will doch sicher au vögle, vielleicht sot mer se a mol frage.“ Wir trauten uns nicht, sie zu fragen. Da uns Esther Kofer an der Straße aussteigen ließ, hatten wir einen längeren Fußmarsch, der uns nichts ausmachte, denn wir waren weite Fußwege gewohnt. Zunächst holten wir unseren Spaten und den Korb aus dem Schuppen. Beim ersten Feld hatten wir eine gute Ausbeute, wir hatten vier Wühlmäuse. Im zweiten Feld hatte eine Katze oder ein Bussard ein Stück Maus gefressen. Der Schwanz war noch da. Wir hatten in diesem Feld auch vier Wühlmäuse gefangen. Ich putze die Fallen und grub sie neu in anderen Gängen ein. Ich sagte zu Lindtraud: „Acht isch ja nit schlecht, on den Schwanz von der agfressene Maus, no hemer neun Schwänz, des sin wieder zwei Mark un fünfundzwanzig Pfennig. Lindtraud lachte als sie zu mir sagte: „Es werdet sicher mehr, weil du deine Schwänze vermehre kansch“. Ich legte meinen Arm um Lindtraud und sagte: „Mir hättet ja no Zeit on müsstet nit glei zu dir heim.“ Lindtraud sagte: „Mir müsstet no nit glei heim, aber mir gen glei heim, wenn du mir jetzt nit erzählsch wie mer Schwänze vermehrt, on du weisch, dass i des niemand sag.“ Als ich es ihr erzählte lachte sie so ansteckend und lange bis uns der Bauch weh tat. Linde meinte: „Jetzt könnt mer a mol probiere ob mir dein Schwanz mit Knete au verdopple könnet.“ Wir lachten, gingen zum Heuschober und räumten den Spaten auf. Ich stellte das Glas mit den Wühlmausschwänzen auf einen Balken, um es nicht zu vergessen. Dann zogen wir uns aus. Lindtraud sagte zu mir: „Es tuet mer leid, aber du hasch die blöde Mäus in deine Händ g'het on dene au no d' Schwanz abgschnitte, es dät mi a weng grause wenn du mi jetzt anfasst“. Ich konnte Lindtraud verstehen und sagte: „I könnt an eurem Brunne meine Händ wäsche, aber bis zum Brunnen isch 's halt weit.“ Lindtraud war ein praktisches Mädchen. Sie sagte: „Weisch i muss pisse do könntsch deine Händ wäsche on mit deim Taschetuch abtrockne, no könnte mir mitnander schpiele.“ Ich musste mir etwas einfallen lassen, was ich später meiner Mutter, wegen des Taschentuchs erzählen würde. Wir streichelten und schmusten uns fast ins Paradies. Linde lachte, als ich sagte: „Mei Schätzle, du kriegsch scho en Buse, du wirsch immer hübscher.“ Als ich Lindes Vater die Schwänze zeigte sagte er: „Ihr waret tüchtig, es duet meim Feld gut, dass die Mäus he sin, do hen ihr euch a guts Veschper verdient.“ Als wir gingen, nahm Lindtraud ihre Tasche mit, sie hatte sich noch ein Kleid und zwei Schlüpfer gerichtet. An der Haustüre trafen wir Gerda, die gerade nach Hause kam. Sie sagte zu Lindtraud: „So no muss i für dich morge schaffe, wenn du scho wieder gehsch.“ Lindtraud küsste sie und sagte: „Dafür darfsch am Samschtig zum Tanz, da schaff i für dich.“ Ihr Vater brummelte: „Hen ihr Mädle nix anders em Kopf, gucket dr Louis a, der verdient sei Geld grad on duet bei uns no a guts Werk, indem er unsre Wühlmäus fängt. Warum hat dr Herrgott mir lauter Mädle gschenkt.“ Gerda sagte leise zu mir: „Wenn mei Vater wüsst, was du älles mit meiner Schweschter machsch, no wär er neme so begeischtert von dir.“ Ich sagte leise zu Gerda: „Wenn dei Vater wüsst was du älles scho mit mir gmacht hasch, als du in meim Bett gläge bisch, no dät er nomol drüber nochdenke, warom er lauter Töchtre hät.“ Gerda lachte leise: „Des ka sei, aber mit meiner Schweschter musch bald ufpasse, dass se kei Kind kriegt.“ Linde und ich machten uns auf den Weg. Ich wollte ihre Tasche tragen, sie meinte sie wäre nicht schwer, ich sagte lachend: „Wenn se schwär wär no wollt i se au nit trage.“ Sie lachte und gab mir einen Kuss und die Tasche. Ich konnte mein Schraubglas mit den Schwänzen in ihre Tasche legen. Ich drehte den Deckel noch stärker zu, weil der Schwanz von der angefressenen Maus ziemlich stank. Wir gingen schon auf der Straße, als wir den Renault hörten. Esther Kofer, hielt an und fragte: „Wollt ihr hinten sitzen?“ Wir schüttelten den Kopf, ich setzte mich nach vorne. Frau Kofer sagte: „Ihr hättet hinten schmusen können, aber da Louis seinen Freund nicht dabei hatte, habt ihr sicher unterwegs geschmust.“ Lindtraud war mutig und fragte: „Wollen sie eigentlich nie schmusen? Oder warum hen sie kein Freund, obwohl ihnen viele Männer im Dorf nochgucket on hinter ihne her schpringet?“ „Ach mein Schätzchen“, sagte Frau Kofer zu Lindtraud „es ist nicht so einfach, da müsste ich erst den Richtigen finden, du würdest doch auch nicht mit jedem schmusen, du hast dir doch deinen Louis ausgesucht. Schau, ich fand noch nicht den Richtige.“ „Ha wisst se“, sagte Linde „mir sin froh, denn wenn sie en Freund hättet, no hättet sie au gar kei Zeit mehr für uns, deshalb wünschet mir uns, dass no lang nit de Richtige kommt. Aber i mag sie halt ganz arg, on no denk i, es wär für sie schö, wenn sie manchmal vögle könntet, aber jetzt freu i mi, dass i drei Tag bei ihne bleibe kann“. Frau Kofer sagte: „Ich spiele und schmuse mit euch sehr gerne, ihr ersetzt mir einen Freund.“ Frau Kofer hielt und ließ mich aussteigen. Als Lindtraud ihre Tasche auspackte, bemerkte sie mein Schraubglas. Sie lachte und erzählte mir am Mittwoch früh von dem Gespräch, das sie mit Madame geführt hatte. „Heidenei“ sagte sie zu Frau Kofer, „jetzt hat dr Louis seine Schwänz vergesse. Madame fragte, was hat er vergessen, seinen Schwanz? Linde lachte und sagte, doch nit seinen, sondern im Schraubglas, die von de Wühlmäus. Frau Kofer schaute sich das Schraubglas an und meinte, etwas eklig, die acht Schwänzchen, weißt du, wie Louis und Hartmut Schwänze vermehren? Aber was frag ich dich, du bist ein schlaues Mädchen, natürlich hast du von Louis erfahren, wie er Schwänze vermehrt. Lindtraud lachte und sagte, Madame, i weiß es, aber i han verschproche, dass i es niemand erzähl, i geb im Louis das Glas in der Schul. Lindtraud hatte von zu Hause selbstgemachten Schichtkäse und Leberwurst mitgebracht. Nach dem Abendessen fragte Lindtraud, ob sie baden dürfe, weil sie, vielleicht nach Landwirtschaft riechen würde. Madame überlegte und meinte, sie hätte heute geschwitzt und würde zu ihr in die Badewanne steigen. Linde erzählte, was für eine schöne Frau Esther wäre. Danach durfte Lindtraud mit Frau Kofer im Himmelbett schlafen. Lindtraud gab mir in die Schule mein Glas mit den Wühlmausschwänzen. Sie achtete darauf, dass es niemand sah, sie wusste, dass ich sie noch vermehren wollte. In der großen Pause suchte ich meinen Freund und sagte: „Hartmut, mir müsset glei nach dem Essen Schwänze kneten, sonst schaff ich‘s heut nit aufs Rathaus.“ Nach der Schule sagte ich zu Frau Kofer: „I muss heut Nachmittag aufs Rathaus, sonst verwesen meine Wühlmausschwänze, und stinken.“ Frau Kofer sagte: „Louis, ich muss auch aufs Rathaus, wir können um halb vier zusammen hinfahren, dann kannst du die Schwänze abgeben und ich frage nach meinen Unterlagen, danach fahren wir zurück und lernen Mathe.“ Ich bedankte mich und traf mich mit Hartmut. In einer Ecke des Sägewerks kneteten wir im Akkord Wühlmausschwänze, weil ich nicht zu spät kommen wollte. Ich sagte: „Hartmut, lass uns nomal siebe dazu mache, no hen mer wieder sechzehn, des langt.“ Hartmut gab mir eine Schachtel, damit ich mein Schraubglas mitnehmen konnte. Die Schachtel hatte den Vorteil, dass man die Schwänze schlechter sah. In der Schachtel stanken die Schwänze ziemlich, deshalb würde Frau Stark mir nicht zu nah kommen.
Als ich die Treppe zu Frau Kofer hochsprang war ich diesmal nicht der Letzte, ich hörte, wie Ros nach mir die Treppe rauf rannte. Wir klingelten. Madame sagte zu mir: „Du kannst die stinkende Schachtel auf der Treppe stehen lassen“. Wie immer zogen wir uns aus und setzten uns an den Tisch. Ich fragte, ob jemand etwas von Ren gehört habe. Ros hatte sie besucht und erzählte uns, dass sie Schnupfen und Halsschmerzen hätte. Madame sagte: „Ich habe ebenfalls nach ihr geschaut, sie kommt morgen wieder. Wir rechneten drei komplizierte Aufgaben. Lindtraud überraschte mich immer, wie sie komplizierte Brüche rechnen konnte, sie war längst fertig, als mir noch der Kopf rauchte. Lin hatte alle Aufgaben richtig. Ros und ich hatten eine falsch. Madame sagte: „Lin erkläre bitte die dritte Aufgabe den Beiden.“ Lin erklärte es uns, ich konnte kaum zuhören, weil mir auffiel, wie hübsch Lin inzwischen wurde. Madame sagte: „Lus du musst aufpassen und nicht mit Stielaugen deine nackte Lin anstarren, bitte zieh dich jetzt an, wir gehen gleich.“ Lin und Ros, fühlt euch in meiner Wohnung, wie zu Hause, aber geht bitte nicht in meine Dunkelkammer, wenn es klingelt macht nicht auf, ich nehme einen Schlüssel mit.“ Madame und ich fuhren zum Rathaus. Ich fragte Frau Stark, wo Frau Kofer den Brief für den Bürgermeister abgeben könne. Frau Stark sagte: „Den könnet sie mir gebe, i seh nochher de Herr Bürgermeischter.“ Es war mir nicht recht, ich konnte es jedoch nicht ändern, denn jetzt war Frau Kofer beim Wühlmaushandel dabei. Frau Stark fragte: „Wie viel hen ihr diesmal on wo isch dein Freund?“ Ich sagte: „Mir hen wieder sechzehn, on mei Freund hat heut Nachmittag Schul, deshalb isch er nit derbei, aber mir teilet des Geld.“ Frau Stark sagte: „Ihr könntet im Mausfange Weltmeischter werde.“ Frau Stark ging mit mir zum Klo. Frau Kofer kam ebenfalls mit und sagte: „Die Schwänze sind eklig, ich könnte sie nicht anfassen“. Frau Stark sagte: „Dene Bube macht des nix, i könnt die Schwänz au nit anfasse.“ Als ich gerade den sechzehnten Mäuseschwanz ins Klo geworfen hatte, kam Herr Mühlmeier, so hieß damals der Bürgermeister unseres Dorfes. Er begrüßte unsere Lehrerin und gab sich auch bei mir sehr Leutselig. Er bat uns in sein großes Bürgermeisterbüro und bot uns einen Platz an. Frau Stark wienerte um uns herum und erzählte dem Bürgermeister was für tüchtige Mäusefänger er in der Gemeinde hätte, er könne stolz auf seine jungen Bürger sein. Herr Mühlmeier fragte, Frau Kofer, ob sie die Bescheinigung gebracht hätte. Sie sagte ihm, dass der Umschlag im Büro von Frau Stark wäre. Frau Stark huschte pflichtbewusst davon um den Umschlag zu holen. Sie kam mit Erhard zurück, der stolz seine Schachtel präsentierte. Er hatte mit sieben Schulkameraden neun Wühlmäuse gefangen und die Schwänze mitgebracht. Der Bürgermeister sagte: „Es muss an der Lehrerin liege, dass in der Klasse so tolle Mäusejäger sind.“ Frau Kofer war bescheiden und sagte: „Aber Herr Bürgermeister, daran habe ich keinen Anteil. Die Wühlmäuse haben die Jungs alleine gefangen.“ Ganz leutselig sagte der Bürgermeister. „Jetzt saget sie doch zu mir nit Herr Bürgermeischter, i heiß Mühlmeier, denn i sag ja au nit Frau Lehrerin zu ihnen.“ Endlich kam Erhard zu Wort und fragte mich: „Wieviel hasch du mit deim Freund diesmal gfange.“ Ich sagte bescheiden: „Ha halt en dene paar Tag sechzehn Stück.“ Erhard wurde blass und danach rot vor Zorn. Er schrie mich an: „Des kann nit sei, du lügsch.“ Der Bürgermeister sah ihn an und sagte: „Du bisch doch im Hoseladestauch sein Sohn, ja hasch du denn keine Maniere, du kannsch doch in meinem Büro nit so rumschreie, ich glaub i muss a mal mit deim Vater schwätze. Ja glaubsch denn du mir wäret blöd, mir hen doch die Schwänze gseh on mitzählt. Du kasch mir glaube, dass alle im Raum bis sechzehn zähle könnet. On diesmal war sogar dei Lehrerin dabei.“ Erhard wurde klein und hässlich, er meinte: „Aber es kann doch fascht nit sei, dass die zwei immer so viel Wühlmäus fanget.“ Herr Mühlberger wurde etwas gnädiger und sagte zu Erhard: „Du musch des schportlich seh, es gibt im Sport gute und schlechte Verlierer, lerne ein guter Verlierer zu werden.“ Frau Kofer sagte zu Herrn Mühlberger, er hätte es Erhard sehr gut erklärt. Dies machte den Bürgermeister stolz. Er sagte zu Frau Stark: „Jetzt geben sie dem Sieger noch extra eine Mark und buchen die auf mein Spesenkonto.“ Deshalb bekam ich diesmal fünf Mark. Wieder viel Geld, zur damaligen Zeit. Erhard war ziemlich belämmert, weil er noch zusehen musste, wie ich bei Frau Kofer ins Auto stieg und mit ihr wegfuhr. Frau Kofer fragte mich im Auto nicht mal, wie und warum wir so viele Schwänze hatten. Sie sagte: „Nicht immer stimmt das Sprichwort: Ehrlich währt am längsten. Es gefiel mir auf eurem Rathaus.“ Ich fragte: „Merken sie nicht, wie alle Männer, sogar der Bürgermeister, auf sie fliegen?“ Sie sagte: „Louis, glaube nicht, dass er etwas besonderes ist, nur weil er Bürgermeister wurde. Stell dir in solchen Fällen einfach vor, er wäre im Nachthemd und hätte nicht seinen schönen braunen Anzug und seine hübsche Krawatte an. Menschen, die ein solches Amt bekleiden sind nicht besser, aber natürlich auch nicht schlechter als andere. Wir Bürger können Bürgermeister wählen, wenn er unser Dorf nicht gut regiert, wählen wir einen anderen Bürgermeister. Wir dürfen über Bürgermeister alles sagen und die Zeitungen dürfen alles schreiben. Man nennt dies Pressefreiheit. Als du noch nicht auf der Welt warst, erlebten wir in Deutschland eine Zeit, da durften Bürger weder wählen, noch durfte die Presse die Wahrheit schreiben. Hitlers Diktatur konnte Menschen willkürlich einsperren und wenn diejenigen, die Hitler dienten, es für richtig hielten, konnten sie Menschen, die nicht ins System passten, einsperren oder töten. Ich wünsche dir und euch allen, dass ihr solche Zeiten nie mehr erleben müsst. Es ist das Schlimmste, wenn Menschen keine Rechte haben. Wenn ihr Schulkinder in der Schule lernt, wie wichtig Zivilcourage ist, muss ich mir um Europas Zukunft keine Sorgen machen. Ich weiß, dass du kein kritikloser Untertan wirst. Ich habe erfahren, dass dein Vater im dritten Reich im Widerstand war, du kannst stolz auf ihn sein. Leider gab es von diesen Menschen zu wenige. Wir haben in der DDR, unserem anderen Deutschland, Menschen die unsere Freiheit nicht kennen. Sie haben weder eine freie Presse, noch freie Wahlen. Ich bin ganz sicher, dass sich solche Systeme nicht ewig halten. Deine Generation erlebt es sicher, dass Menschen in der DDR eines Tages frei werden und du in einem vereinten Deutschland und einem friedlichen Europa leben wirst. Wenn alle Europäer in unserem künftigen Europa in demokratischen Ländern leben, ist es für Menschen nicht mehr wichtig, in welchem europäischen Land sie leben. Aber, mein Schatz, dann müsst ihr euch mit fremden Sprachen beschäftigen, damit ihr euch gegenseitig versteht.“ Ich fragte: „Könnten sie sich in unser Parlament oder in unsere Regierung wählen lassen?“ „Ach mein lieber Louis“ sagte sie, „die Menschen wählen noch keine Frauen ins Parlament. Wenn du erwachsen bist, könnte es sein, dass man vielleicht unsere intelligente Rosanna wählen würde. Es würde mich freuen, wenn eure Klasse und euer Dorf sie wählen würde.“ Als wir vom Rathaus kamen und die Wohnung von Madame öffneten, fragte Lindtraud: „Wie ist es gelaufen?“ Madame erzählte ihr die Geschichte. Linde lachte und freute sich besonders über die Blamage von Erhard. Linde sagte: „Sein Vater war ein Nazi, das könnte sein Sohn auch sein.“ Ich sagte: „Der Erhard würde auch Menschen einsperren lassen, die ihm nicht passen.“ In unserem Dorf bemerkten wir, dass die sogenannte Entnazifizierung wenig änderte, bald saßen ehemalige Nazis wieder im Gemeinderat und wieder in Amt und Würden. Es gab genügend Lehrer, die damals in der NSDAP waren und heute wieder Schüler unterrichteten. Ich glaube, der Vater von Rosanna war ebenfalls ein Nazi, bei Reinhild weiß ich es nicht, weil in Larenbuch über Menschen die vermisst oder tot waren, nicht negativ gesprochen wurde. Ich fragte Ren, Ros, und Lin, ob wir mal unsere Eltern fragen wollten um eine Liste über Nazi aus unserem Dorf zu schreiben. Ros antwortete: „Lus des kasch vergesse, meine Eltern saget do nix, i glaub, dass mei Vater au in der Partei war.“ Lin und Ren sagten: „Wir können eine Liste schreiben unsere Mütter würden es uns sagen, aber was bringt es uns?“ Frau Kofer meinte: „Ihr könnt es euch mal überlegen und sehen was ihr herausfindet. Jetzt wollen wir noch ein Diktat schreiben.“ Als es plötzlich klingelte, sagte Madame: „Zieht euch rasch im Schlafzimmer an und setzt euch zum Diktat an Tisch, ich werde laut sprechen und eine Weile an der Tür stehen bleiben, ihr könnt hören wer es ist. Wenn ihr angezogen am Tisch sitzt, dann ruft mich, aber natürlich nicht Madame, sondern Frau Kofer.“ Wir beeilten uns und hörten Frau Kofer relativ laut reden, leider hörten wir nicht mit wem sie sprach. Wir waren rasch angezogen, weil wir uns gegenseitig halfen. Als wir am Tisch saßen, rief Ros: „Frau Kofer, wer hat geklingelt?“ Ich war überrascht, meine Mutter war etwas verlegen und entschuldigte sich, weil sie uns beim Lernen störte. Sie sagte: „Ich habe eine außergewöhnliche Bitte, ich muss nach Schailberg, weil ich im Elternbeirat des Gymnasiums von der Klasse meiner Tochter bin. Mein Sohn trifft Schulfreunde, deshalb wäre Louis alleine. Du hast mir mal angeboten, dass Louis bei dir länger bleiben könnte.“ Frau Kofer ließ meine Mutter nicht ausreden und sagte: „Martha, du kannst unbesorgt sein, Louis kann bleiben solange er will. Lindtraud übernachtet heute bei mir, du musst dich nicht beeilen und Louis nicht nachts abholen. Lindtraud und Louis übernachten und frühstücken morgen vor der Schule bei mir. Dein Louis kommt erst morgen Abend nach unserem Förderkurs heim. Meine Mutter war dankbar und sagte: „Ich überlegte lange, ob ich mit der Bitte zu dir kommen kann.“ Frau Kofer sagte: „Martha, dein Louis kann jederzeit bei mir bleiben, auch mehrere Tage. Du kannst mich jederzeit fragen.“ Meine Mutter sagte: „Ich bring dir noch den Schlafanzug und ein Handtuch, ich wusste nicht, dass Louis bei dir übernachten kann.“ Frau Kofer anwortete: „Du brauchst keinen Schlafanzug bringen, Louis kann von Lindtraud ein Nachthemd anziehen, das passt ihm sicher. Ich habe auch eine neue Zahnbürste und Handtücher habe ich genügend. Seine Unterhose und seine Kniestrümpfe waschen wir heute Abend, dann sind sie morgen trocken und er kann sie wieder anziehen.“ Lindtraud freute sich und sagte: „Schad, dass d‘ Ros nit au bleibe kann, es wär schö, wenn mir älle a mol bei ihne übernachte könntet.“ Madame sagte: „Vielleicht können wir das mal, wir werden sehen. Aber jetzt sollten wir noch unser Diktat schreiben, diesmal behalten wir unsere Kleidung an, denn nach dem Diktat geht Ros heim. Die Überschrift heißt: „Die seltsame Vermehrung von Wühlmausschwänzen und deren Bezahlung.“ Wir schauten uns an, weil wir etwas perplex waren. Madame diktierte die Geschichte, vom Aufstellen der Fallen und dem Fang von acht Wühlmäusen und einer die ein Bussard angefressen hätte. Wie den neun Mäusen mit dem Taschenmesser die Schwänze abgeschnitten wurden und wie ich mit ihr und einer Schachtel zum Rathaus fuhr und sechzehn Schwänze in die Toilette zählte. Wie der Bürgermeister kam und wie Erhard geschrien hätte, dass es unmöglich wäre, so viele Mäuse zu fangen. Als das mehrseitige Diktat zu Ende war, korrigierte Madame unsere Hefte. Lin hatte zwei Fehler, Ros hatte keinen und ich hatte vier. Es war ein langes Diktat und die überraschte Ros, die erstmals die Geschichte hörte, war fassungslos, wie aus acht gefangenen Mäusen plötzlich sechzehn Wühlmausschwänze wurden. Sie schaute mich an, fand es toll und sagte: „Lus erzähl, wie hasch des gmacht?“ Lindtraud lachte und sagte: „Uns kasch’s erzähle, mir alle schwöret, dass mir des niemand saget.“ Ich wollte es nicht erzählen und sagte: „I muss es wegen meim Freund für mi b‘halte.“ Madame sagte: „Wir klären es morgen, leider müssen wir Ros heute verabschieden.“ Wir küssten und umarmten Ros. Sie meinte: „Es ist komisch, wenn wir angezogen sind.“ Madame sagte: „Wir essen Abendbrot und weil wir unter uns sind, könnt ihr euch wieder ausziehen, ich denke es ist warm genug. Louis bitte bring mir dein Taschentuch, deine Socken und deine Unterhose, damit ich sie wasche.“ Linde sagte: „Ich wasch die Sachen vom Louis.“ Madame schaute sie an, roch an meinem gelben Taschentuch und fragte: „Louis, hast du in dein Taschentuch gepinkelt?“ Lindtraud lachte und erzählte die Geschichte mit dem Schuppen und dem Händewaschen, ohne Wasser. Ich hatte das verpinkelte Taschentuch immer noch, denn ich wollte es meiner Mutter nicht zeigen. Madame lachte und fragte: „Wie lange seid ihr befreundet, ihr habt fast täglich interessante Erlebnisse.“ Linde wusch im Waschbecken meine Sachen und spülte sie. Damals hatten Jungs noch keine Ahnung vom Waschen, deshalb wusste ich nicht wie einfach es war, einige Sachen im Waschbecken, oder in einer Schüssel zu waschen, sonst hätte ich mein Taschentuch längst gewaschen.
Zum Abendessen gab es bei Madame Bauernbrot mit Wurst, Schichtkäse und Marmelade. Sie hatte eine ausgezeichnete Kirschmarmelade. Die Marmelade hatte sie von ihrer Freundin, die Wurst, das Brot und der Schichtkäse waren von Gerners. Während des Abendessens unterhielten wir uns mit Frau Kofer über Ren und warum sie wohl zickig wäre. In Wirklichkeit hatten wir uns von Madame verführen lassen und fast jede Hemmschwelle verloren, Ren war für uns zur Spielverderberin geworden. Frau Kofer wollte einige Fotos von uns und sagte: „Wenn wir heute alleine sind und ihr zwei euch so lieb habt können wir vielleicht Fotos machen, die wir uns, wenn Ros und Ren dabei sind, nicht trauen. Während Madame ihre Fotoausrüstung holte, wusch ich mit Lin das Geschirr ab und räumte es auf. Esther Kofer zeigte und fotografierte uns bei Sexspielen, für die sich zehnjährige Kinder geschämt hätten. Wenn wir uns schämten, lächelte Madame und half uns, Hemmschwellen mit ihrer liebenswürdigen Art, sie zu überwinden. Es gefiel mir, Linde nackt zu sehen. Als wir nach dem Abwaschen das Geschirr aufräumten, fasste Lin mein Ding an und meinte: „Es isch doch komisch, dass des mit dir macht was es will, ohne dass du 's bewege kasch. Jeder Hund kann mit seim Schwanz wedle und bei dir geht gar nix, es muss doch lästig sei dass du das Ding nit wieder zusammenrolle kasch. Des schteht on du kasch nix mache?“ Madame kam und hatte gehört was Lin sagte. Sie lachte und sagte „Lin, es geht allen Männern so, deshalb sind sie uns ausgeliefert, weil sie „schwanzgesteuert“ sind. Es ist für uns Frauen toll, zu sehen, wie ein Mann auf uns reagiert. Meine liebe Lin kannst jedem Mann erzählen und wenn du willst, auch schwindeln, wie toll du ihn findest. Stell dir vor, Lus würde dir erzählen wie schön und toll du bist. Er schaut dich an, ihr seid beide nackt, wenn du seinen zusammengerollten Penis siehst, der sich nicht regt, erkennst du, dass er dich anlügt.“ Lin lachte und meinte: „Stimmt, bei uns dät keiner merke wenn wir schwindeln.“ Madame machte uns einen Vorschlag: „Ihr badet und wascht euch gründlich, dann können wir nachher hemmungslos spielen. Ihr solltet euch unbedingt gründlich waschen, damit ihr blitzsauber seid und euch nicht ekelt, wenn ihr euern Körper küsst. Madame schaute uns beim Baden zu und zeigte Lin wie sie meine Vorhaut vorsichtig zurückziehen kann, um meine Eichel zu waschen. Sie erklärte uns: „Manche Völker beschneiden Jungs die Vorhaut und meinen es wäre hygienisch, dies wird bereits in der Bibel beschrieben. Es gibt Völker, die bei Mädchen die Klitoris und einen Teil der Schamlippen beschneiden. Dies hat nichts mit Hygiene zu tun, es sind Männergesellschaften, die Frauen die Lust am Geschlechtsverkehr nehmen, damit Frauen den Männern treu sind.“ Wir fanden Schmusen und Sex wäre nur deshalb schön, weil es beide genießen könnten. Ich sagte zu Madame und Lin: „I dät doch mit der Lin überhaupt nit schmuse, wenn ihr des nit gfalle dät.“ Madame sagte: „Louis, das glaube ich dir, du bist ja auch ein lieber Schatz, aber stell dir vor wie viele Frauen und Mädchen im Krieg vergewaltigt wurden und sogar in Friedenszeiten vergewaltigt werden, dies ist für Frauen furchtbar und trotzdem gefällt es manchen Männern.“ Ich sagte: „Es ist schrecklich, ich würde in meinem Leben nie mit einer Frau schlafen, wenn sie es nicht will.“ Lindtraud fiel auf, dass wir uns mit unseren Namen angesprochen hatten. Madame sagte: „Weil ihr nur zu zweit seid, bestrafen wir uns nicht. Wollt ihr beide noch ein Schlückchen von meinem Himbeergsäls trinken, ihr könnt euch in mein Himmelbett legen. Wenn ich euch fotografiere, könnt ihr so tun als ob ich nicht da wäre.“ Madame brachte uns ein Gläschen von dem köstlichen Saft, der so himmlisch schmeckte. Sie animierte uns und meinte: „Ihr seid frisch und sauber gewaschen, ihr könnt euch mit eurer Zunge überall kitzeln, glaubt mir, es wird euch gefallen. Wir wollten erst nicht, Madame streichelte Lin zärtlich mit dem Finger. Dann spielten wir gegenseitig mit unseren Körpern. Madame sagte: „Heute Nacht erlebt ihr, wie sich das Tor zum Paradies öffnet und wie Mann und Frau schlafen. Lin du verlierst dein Jungfernhäutchen dabei und blutest vielleicht ein bisschen bluten, es ist mit einem kaum spürbaren Schmerz verbunden. Es hat den Nachteil, wenn du später mit einem anderen Mann, oder mit deinem Ehemann, merkt er vielleicht, dass du keine Jungfrau mehr bist. Meine liebe Lin, du bist so geschickt und raffiniert. Du kannst als Frau jedem Mann vormachen, dass du noch Jungfrau bist. Wenn er mit dir schläft, stichst du dich in Finger und verteilst das Blut geschickt. Bei dir würde jeder Mann wetten, dass er mit einer Jungfrau geschlafen hätte.“ Lin sagte: „Madame, i find des ja Klasse, wie sie mir des erkläret, also könnt i heut mit Lus richtig vögle“. Madame sagte: „Lin, wenn du es möchtest und wenn es Lus auch möchte, könnt ihr heute zusammen schlafen, es würde mich freuen und ich kann euch später ein Foto von eurer Nacht im Paradies schenken. Zu diesem wunderschönen Abend schenke ich euch noch ein Gläschen von meinem besonderen Himbeergsäls.“ Das Gsäls schmeckte immer himmlisch, heute weiß ich, dass es sich um Likör handelte. Damals wussten wir nur, dass es sehr gut schmeckte und wir weniger Hemmungen hatten. Esther erklärte uns, dass wir uns zunächst intensiv reizen sollten, denn je geiler Lin wäre, desto weniger würde sie den leichten Schmerz spüren. Sie erklärte und zeigte mir, wie sanft ich Lins erogenen Zonen streicheln könnte. Es waren Stellen, die meine Kindergartentante mir bereits erklärt und gezeigt hat. Ich redete nicht darüber. Madame fasste meinen Penis an und sagte leise zu mir, ich creme dich mit Melkfett ein, damit du deinen Orgasmus nicht zu früh hast. Es wäre schade, wenn du Lin nicht ins Paradies begleiten würdest. Ich sagte: „Madame, ich habe Lin sehr lieb und achte darauf, dass ich meinen Orgasmus nach Lin bekomme. Madame schaute mich verwundert an und frage: „Louis, woher weißt du das?“ Ich wurde verlegen und äußerte mich nicht mehr. Lin wollte unbedingt richtig mit mir schlafen und eine Frau werden. Ich lag auf dem Rücken und Lin lächelte mich an, sie küsste und streichelte mich. Ich spürte, wie sie sich langsam auf mir bewegte. Sie stieß einen kleinen Schrei aus und lächelte mich an. Ich erinnerte mich an die Worte von Helga und achtete darauf, dass erst Lin ihren Orgasmus bekam. Ich spürte wie sie ihre Augen verdrehte und heftig atmete, dann bekam ich meinen Orgasmus. Wir umarmten uns und zitterten vor Glück und Lust. Wir streichelten uns sanft und verschmust. Wir hatten die Welt um uns vergessen. Nach einiger Zeit fragte Madame: „Na meine liebe Lin, wie war es das erste Mal. Lin antwortete: „Ich war im Himmel.“ Madame fragte mich und ich sagte: „So schön wie noch nie in meinem Leben.“ Madame fragte: „Ihr seht beide sehr glücklich aus, habt ihr ins Paradies geschaut?“ Als ich Lin fragte ob es weh getan hätte, sagte sie: „Es war zu schön um Schmerz zu spüren.“ Ich schaute sie fassungslos an, weil ich noch nie gehört hatte, wie Lin hochdeutsch sprach. Sie sagte: „Des hät i doch gar nit anders sage könne. I dät am liebschte mei Lebe lang in dem Bett bleibe on mit dir schmuse.“ Madame sagte: „Es freut mich, dass ihr beide dieses Glück genießen konntet. Leider geht auch das größte Glück irgendwann zu Ende, aber diesen Abend werdet ihr beide nie vergessen. Mein lieber Louis, wie bist du nur ein so lieber Schmuse-Louis geworden?“ Ich dachte an Helga und an meine Patentante und fragte: „Soll ich wirklich darüber sprechen?“ Madame und Ros antworteten fast gleichzeitig: „Es interessiert uns.“ Ich sagte: „Schmusen gefiel mir immer, ich schmuse gerne mit meiner Mutter. Als ich noch klein war schmuste auch meine Schwester mit mir. Es war jedoch ganz anders. Wenn ich mit meiner Mutter oder meiner Schwester schmuse, bewegt sich mein Penis nicht. Als ich bei meiner Patentante übernachtete, durfte ich in ihrem Bett schlafen, sie sagte: „Du darfsch ohne Nachthemd schlafe, es ist gesünder, wenn man nichts anhat. Meine Tante hat ihr Nachthemd ausgezogen und mit mir geschmust. Als meine Tante mein Geschlecht streichelte, war Schmusen ganz anders. Als ich ihr Geschlecht streichelte, nahm sie meine Hand in Mund und sagte, es ist für mich schöner, wenn du mich mit feuchten Fingern sanft streichelst. Wenn meine Patentante uns besuchte durfte ich manchmal in ihrem Bett ohne Nachthemd schlafen. Sie sagte damals: „Mein kleiner Louis, wenn es dir gefällt, dass wir beide ohne Nachthemd schlafen, erzähl es bitte niemand, sonst darfst du nicht mehr in meinem Bett schlafen, weil die Menschen es nicht verstehen, wenn Erwachsene mit Kindern nackt im Bett schlafen.“ Ich streichelte meine Tante und sagte: „Ich weiß nicht warum Menschen es nicht wollen, aber ich werde es niemand erzählen, damit ich mit dir schmusen darf.“ Als ich später mit unserer Kindergartentante meinen ersten Orgasmus bekam, wollte ich im Paradies bleiben und sterben. Ich erzählte Madame und Ros mein Erlebnis mit Helga.
Madame erklärte uns Beischlafstellungen und sagte: „Die sogenannte Stellung des Missionars, nämlich, Mann oben und Frau unten, wurde von den Afrikanern so bezeichnet. Es ist für die meisten Frauen keine günstige Stellung. Louis, du warst zu Linde, dank deiner Erfahrung, unglaublich lieb. Nur wenige Mädchen und Frauen erleben beim ersten Mal einen schönen Orgasmus. Es ist für Frauen meist viel schöner, wenn sie auf dem Mann liegt, weil sie sich so bewegen kann, wie es ihr gefällt. Lus, ein Junge und ein Mann bekommt immer seinen Orgasmus, ein Mädchen oder eine Frau bekommt oft keinen, weil Männer häufig zu schnell sind und danach nicht mehr können. Mein lieber Lus, du warst heute perfekt.“ Madame hatte ein großes Badetuch in ihr Himmelbett gelegt, das ein wenig mit Blut beschmiert war. Erst später fiel mir auf, dass Madame unsern Beischlaf vorbereitet hatte, sonst hätte sie kein Badetuch ins Bett gelegt. Madame legte sich zu uns ins Bett, sie hatte ein gelbes Nachthemd an. Die Scheinwerfer für ihre Fotos hatte sie ausgeschaltet, es war nur noch eine Lampe an. Madame wurde ernst und traurig, als sie sagte: „Denkt manchmal daran, dass es für viele Menschen nicht immer so schön ist. Viele Frauen werden dazu gezwungen, viele Sklaven, sowohl Männer wie Frauen mussten dabei unendliche Qualen aushalten. Es wurden Jungs kastriert nur damit sie ihre schöne Gesangstimme behalten und bis zur heutigen Zeit werden Mädchen beschnitten, damit sie dieses wunderbare Gefühl nie erleben. Im letzten Krieg wurden tausende Frauen vergewaltigt. Meine liebe Lin, kannst du dir vorstellen, wie es ist, wenn ein hässlicher Mann in einen eindringt, den man nicht will und der aus seinem Mund nach Alkohol stinkt. Ich möchte euren schönen Abend nicht mit traurigen Geschichten stören. Lasst mich an eurem Paradies teilhaben und streichelt mich ein wenig. Lin sagte lachend zu ihr: „No müsset se sich halt ausziehe on nacket zu uns komme, damit mir sie schtreichle könnet.“ Madame streifte ihr gelbes Nachthemd über den Kopf und legte sich zu uns, wir streichelten sie. Sie sagte zu Lin: „Endlich kann ich in deine Muschi fassen, du bist ein sehr schönes Mädchen, es gefällt mir, dein Muschi zu streicheln.“ Lin fragte: „Madame, warum vöglet sie nit mit em Lus?“ „Weil es mir gefällt, von euch gestreichelt zu werden.“ sagte Madame zu ihr, „wenn ihr beide mich weiterhin so schön streichelt, dann begleite ich euch in euer Paradies, komm mein Schätzchen, leg dich noch mal auf Lus und streichle mich, dann versuchen wir drei gemeinsam ins Paradies zu kommen. Warum bist du bei mir nicht eifersüchtig.“ „Aber Madame“, sagte Lin, „si hen doch gsagt, dass eim Mensche niemals gehöre könnet, mir könnet doch älle drei schmuse, i mag sie doch genauso, wie dr Lus. I han jetzt grad erlebt, dass es auf der Welt manchmal a Paradies gibt.“ Madame sagte ganz ernst und sah uns beide an: „Lin du bist ein kluges, ja sogar ein weises Mädchen und im Moment, deinem Alter weit voraus.“ Es gelang uns, gemeinsam ins Paradies zu fliegen. Madame sagte schließlich: „Ich lasse uns Badewasser ein, ich möchte mich mit euch in ein Schaumbad legen. Ich habe in mein Bett ein Badetuch gelegt, das Blut von Lins Jungfräulichkeit aufnehmen kann. Wir badeten alle drei und legten uns ins Bett. Ich sagte: „Lin ist eine Frau geworden, wenn wir als Kleeblatt hier sind, heißt sie Lin. Ich möchte dich statt Lindtraud ab jetzt immer Linde nennen.“ Lindtraud sagte: „Bei dir gefällt mir der Name, weil ich heute Nacht eine richtige Frau geworden bin.“ Ich schlief glücklich ein. Wenn ich aufwachte, konnte ich mich an den Po von Madame kuscheln, sie sagte, es wäre die Löffelstellung. Ich fühlte und roch Madame, die in der Mitte lag. Ich träumte und wünschte mir, dass es in dieser Nacht keinen Morgen geben würde. Mein Wunsch erfüllte sich nicht, Madame weckte uns, sie hatte uns Haferflocken in Butter zum Frühstück geröstet, dazu tranken wir Kakao. Dann zogen wir uns an, packten unsere Schulranzen und gingen ins Klassenzimmer. Linde und ich kamen noch aus einer anderen Welt. Es war in der Schule viel zu laut. Ros fragte: „War‘s schön für euch, ich würde auch gerne bei Madame mit euch übernachten und versuche, es den Eltern beizubringen. In der Pause musste ich mich mit Erhard Stauch und einem seiner Jünger, wegen den blöden Wühlmäusen streiten. Erhard legte es auf eine Prügelei an. Ich war heute unkonzentriert und fing die Prügelei nicht an, deshalb bekam ich von Erhard einen heftigen Pferdekuss auf meinen Oberschenkel. Der Schmerz beförderte mich schlagartig in die Pause zurück. Ich gab Erhard einen Tritt auf sein Schienbein und spürte plötzlich, dass mich Edmund, einer seiner Freunde in den Rücken boxte. Linde war auf der Toilette, sonst hätte sie mich gewarnt. Ich war überrascht, als Rosanna mit ihrem Springseil diesem Edmund ins Gesicht schlug und sagte: „Zu zweit gege ein, des isch feig, un dann no von hinte, des geht scho gar nit.“ Das meinten die andern auch, deshalb musste Erhard mit mir alleine raufen. Ich versuchte, Erhard in Schwitzkasten zu bekommen, als es mir endlich gelang, ließ ich mich auf den Rücken fallen, dass sein Kopf auf dem Boden aufschlug. Unser Schulhof war damals noch nicht geteert, deshalb schlug ich mit dem Rücken schmerzhaft auf den Sandboden, aber für Erhards Kopf war es schmerzhafter, er gab den Kampf auf. Ich sagte: „Erhard, wenn du no einmal mit mir a Schlägerei anfängsch, no renn i mit deim Kopf an die Schulwand da vorne, un no siehsch soviel Schternle seh, dass du meinsch du wärsch im Himmel.“ Meine Klassenkameraden lachten, Herr Lohrer, unser Rektor, der Pausenaufsicht hatte, fragte in welcher Klasse wir wären. Er sagte: „Den Vorfall muss ich eurer Lehrerin melden. Als Linde hinzukam, sagte sie: „Herr Lohrer, der Erhard muss bestraft werden, er versucht immer Streit anzufangen, nur weil dr Louis mit seim Freund mehr Wühlmäuse fängt, als Erhards Gruppe. Der grummelte: „Weil es halt eifach nit sei kann.“ Herr Lohrer fragte mich ob ich der Louis wäre, der mit dem Hartmut aus seiner Klasse, die meisten Wühlmäuse gefangen hätte. Als ich es ihm bestätigte, ermahnte er meinen Feind, fair zu sein und endlich einzusehen, dass es für zweite Sieger in der Olympiade eine Silbermedaille geben würde. Nach der Pause ließ sich Frau Kofer von Alma und Klaus die Geschichte der Schlägerei erzählen. Als sie Edmund sah, der zwei Striemen von Rosas Springseil im Gesicht hatte, war sie erstaunt und sagte: „Ihr Jungs solltet euch schämen, dass ein Mädchen eingreifen muss, damit nicht zwei gegen einen raufen. Unsern Klassensprecher werden wir zum Streitschlichter bestimmen. Bitte helft ihm dabei, ich würde es bedauern, wenn in meiner lieben Klasse neue Feindschaften ausbrechen.“ Frau Kofer wunderte sich, warum Rosanna gleich zweimal zuschlug. Rosa sagte: „I han bloß eimal drufgschlage, mei Seil war doppelt, deshalb hat er zwei Schtrieme.“ Wir hatten eine Klassenarbeit in Rechnen, ich fand sie kompliziert, Linde ließ mich abschreiben. In Biologie, eins meiner Lieblingsfächer, behandelten wir eine der interessantesten Insektenarten. Frau Kofer hatte fünf Bienen in einem Glas mitgebracht und sprach mit uns über staatenbildende Insekten. Ich meldete mich und sagte: „Linde und ich kennen den Deich-Bauer, der Bienenvölker hat, wir haben oft seine Bienen angesehen.“ Frau Kofer fragte: „Wenn es nicht zu weit ist, können wir einen Lehrgang zu ihm machen? Sagt euren Eltern, sie sollen euch morgen Vesper mitgeben und dass ihr erst nachmittags wieder zu Hause seid, weil wir uns die Bienen vom Deich-Bauer ansehen.“