Читать книгу Das Paradies ist zu Ende - Louis Lautr - Страница 5

Kapitel 6: Das Lernen neuer Spiele

Оглавление

Als wir uns wieder ausgezogen hatten, legte Madame im Schlafzimmer zwei Matratzen auf den Boden und sagte: „Heute lernen wir eine neue Sportart, deine neue Art zu Ringen. Normalerweise gewinnt man beim Ringen, wenn der Gegner mit beiden Schultern auf den Rücken legt. Diesen Ringkampf haben bereits die alten Griechen bei der frühen Olympiade als Kampfsport betrieben. Sie haben das Ende des Kampfes und den Sieg mit der Lage auf dem Rücken wahrscheinlich von Tieren abgeschaut. Wölfe oder Hunde, die ihren Kampf aufgeben, halten dem Sieger ihren Hals hin. Kein Hund oder Wolf wird zubeißen, es genügt ihm zu zeigen, dass er den Kampf gewonnen hat. Bei sportlichen Wettkämpfen, wie bei der griechischen Olympiade, wurden kriegerischen Handlungen eingestellt, es sollten nur sportliche Wettkämpfe stattfinden. Wir ändern den Ringkampf etwas, sonst würde Lus wahrscheinlich immer gewinnen. Ich habe beobachtet, mit welchen Tricks er arbeitet, wenn er gegen Erhard, oder andere Jungs kämpft, beginnt er immer den Kampf und verschafft sich dadurch einen Vorteil. Da wir, wie die alten Griechen bei den Wettkämpfen nackt sind, werden wir den Sieger anders ermitteln. Ihr bindet einen Wollfaden an jedem Fußgelenk fest. Sieger ist, wer beide Wollfäden seinem Gegner abgenommen hat. Wer von der Matratze rutscht, hat den Kampf ebenfalls verloren. Madame sagte: „Ros ist ein sportliches Mädchen, deshalb werden Ros und ich zuerst testen, wer gewinnt.“ Madame gewann natürlich, sagte jedoch zu Ros: „Du warst klasse, ich glaube nicht dass eine Freundin gegen dich gewinnt. Wir lassen aber zunächst Lus und Lin kämpfen.“ Es gelang mir relativ schnell, Lin auf die Matratze zu werfen, aber ich kam schlecht an ihre Beine, mit denen sie zappelte.“ Ren die danach mit mir kämpfte, riss mir im Stehen einen Faden ab. Als ich Ren den Fuß stellte, fiel sie auf der Matratze. Sie konnte sich unter mir weg rollen und setzte sich rasch auf mein Gesicht und auf meinen Arm, deshalb kam ich mit der Hand nicht an ihre Beine. Endlich konnte ich ihre Beine festhalten und die Wollfäden abreisen. Ros hatte mir ebenfalls im stehen einen Faden abgerissen. Als ich ihr den Fuß stellte um sie auf den Rücken zu werfen, streckte sie ihr Bein hoch. Mit meiner rechten Hand konnte ich an ihrem linken Bein den Faden abzureisen, Ros war raffiniert und flink, sie riss mir mit ihren Zähnen den zweiten Faden ab. Es ärgerte mich, dass ich gegen ein Mädchen verloren hatte. Lin lachte und gratulierte Ros. Madame gewann den Ringkampf gegen mich. Als wir uns gegenüber standen, nutzte ich die Gelegenheit für einen Angriff. Ich sprang vor und hätte es fast geschafft, Madame warf mich auf den Rücken und streckte ihre Waden unter meinen Armen durch und setzte sich auf mein Gesicht. Da ich mit meinen Händen nur ihren Rücken erreichen konnte, hatte ich keine Chance. Sie riss mir beide Faden ab. -Wir glaubten damals an Madames Hobby, die Fotos nur für sich und uns entwickelte. Wir hatten keinen Grund daran zu zweifeln. Eltern in den fünfziger Jahren hätten sich nicht vorstellen können, dass es pädophile Kreise geben könnte, die sich für pornographische Kinderfotos und Kinderfotos in Spitzenunterwäsche, oder Aktfotos von Kindern interessieren würden. Derartige Geschichten, wenn sie unter Erwachsenen zum Gesprächsthema wurden, hätte man Kindern gegenüber nicht erwähnt. Meine Mutter konnte sich nicht vorstellen, dass Kinder, als sexuelle Wesen für Erwachsene interessant sein könnten. Wir hätten uns für derartige Spiele nie geschämt, oder sie seltsam gefunden. Wir sahen uns gerne nackt und unsere Spiele gefielen uns. Auch an Berührungen unsere Genitalen waren wir gewöhnt. Wir hatten zu Madame Vertrauen, uns gefielen meist Spiele die sie vorschlug. Wir belächelten Kinder, die über Doktorspiele erzählten, um ihre Neugier zu befriedigen. Wir besprachen, wie toll es für uns ist, weil wir uns nie vor Überraschungen fürchten müssen. Bei Madame durften wir unsere Neugier befriedigen und unsere Sexualität erleben. Wenn Madame uns bestrafte, waren die Strafen nicht demütigend. Teilweise genossen wir Bestrafungen und durften sogar Madame bestrafen, denn sie war meist Mitspielerin und selten Lehrerin. Sie hat unsere Eltern und unser Dorf eingelullt.- Am Donnerstagabend besprachen wir unser Eisenbahnspiel am Samstag und überlegten, ob wir einige Jungs einladen sollten, damit nicht zu viele Mädchen dabei wären. Ros sagte: „Eigentlich brauche wir keine Kerle, i weiß au kein der zu uns passe dät. I könnt den alten User frage, der immer uf mi wartet, der dät mi sicher schpaziere fahre.“ Wir lachten, denn die meisten kannten ihn. Linde sagte: „Louis, wenn du meinsch, dass dr Hartmut und du uns nit so lang schiebe könnet, dann ka au a Mädle mal Lockführer sei. Ros kann sicher mit re Schnellzuglokomotiv genauso schnell renne wie du oder dr Hartmut. Mir dürfet unsere Schleudere nit vergesse, damit mir no andere Spiele spielen können.“ Frau Kofer lachte und meinte: „Schade dass wir uns verabschieden, ihr habt alemannisch geredet, dafür hätten wir euch bestrafen können.“ Danach verabschiedeten wir uns von Linde und Frau Kofer und zogen uns an. Jeder von uns hatte ein kleines Paket dabei mit Kleidung, die wir nach Hause mitnehmen durften. Wir begleiteten Ren nach Hause. Ren gab ihrer Mutter den Brief und erzählte, dass wir einen Ausflug machen würden. Frau Gründer staunte ungläubig, sie konnte es kaum fassen, dass unsere Lehrerin den Bus bezahlen würde, und uns Kleidung geschenkt hat. Sie sagte: „Auch wenn manche Menschen viel Geld haben, ist es selten, dass sie so nett sind wie eure Lehrerin, die euch zu einem Ausflug einlädt. Ich werde dir den Zettel mitgeben und sie am Freitag nach der Schule besuchen. Als ich Rosanna nach Hause begleitete, sagte sie: „Meine Mutter hat für mich den Schlüssel unsrer Wohnung versteckt, meine Eltern kommen später, wir können in meinem Zimmer spielen. Die Eltern von Ros hatten eine sehr schöne Wohnung und Ros hatte ein wunderschönes Zimmer. Sie hatte fünf schöne Puppen mit einem Puppenhaus und einem Kaufladen. Rosanna sagte: „Wir können alleine spielen, ohne dass uns jemand zuschaut oder fotografiert.“ Ich fragte: „Ros, was machen wir, wenn deine Eltern kommen und wir sie nicht, oder zu spät hören?“ Ros antwortete: „Ich habe zugeschlossen und den Schlüssel innen stecken lassen, meine Eltern müssen in jedem Fall klingeln. Wir müssen uns dann beeilen, ich rufe, ich würde gleich kommen. Wir richten unsere Kleidung so, dass wir schnell angezogen sind. Du hilfst mir bitte beim Anziehen, damit ich schnell bin. Bis meine Eltern die Treppe hochkommen bist du ebenfalls angezogen.“ Wir übten, um zu sehen, wie schnell wir angezogen wären. Rosanna und ich legten uns in ihr Bett und schmusten. Es wurde dunkel, ich sagte: „Rosa, ich ziehe mich an, meine Mutter überlegt sonst, wo ich solange bleibe. Du bist das schönste und tollste Mädchen.“ Wir gingen zusammen ins Bad und duschten, um nicht nach Kuscheln zu riechen. Ros legte ihre Bettdecke wieder sauber auf ihr Bett, dann begleitete sie mich zur Haustüre. Als sie mich küssen wollte, kamen ihre Eltern. Frau Friedrich sagte: „Louis, das finde ich nett, dass du meine Tochter heim begleitest. Komm mit rauf, dann kann dir Rosanna ihr Zimmer zeigen.“ Ich sagte: „Rosanna dein Zimmer gefällt mir.“ Frau Friedrich konnte nicht wissen, dass ich es kannte. Herr Friedrich schaute in seine Praxis, seine Frau wollte mir etwas zu Essen anbieten. Als ich ablehnte, goss sie mir Apfelsaft ein und bot uns Kekse an. Ich schaute Frau Friedrich und ihre Tochter an, sie ähnelten sich sehr. Rosanna sagte zu ihrer Mutter: „Ich sag dir, warum Louis dich so anschaut? Er sagte, dass du ihm gefällst“. Rosanna lachte, ich wurde rot und verlegen. Frau Friedrich sah mich an und sagte: „Du musst nicht verlegen werden, es ist ein Kompliment für mich.“ Ich fand es gemein von Ros und war immer noch verlegen, als ich mich verabschiedete. Frau Friedrich sagte: „Louis, du findest es nicht nett, dass meine Tochter es mir erzählte, aber ich freue mich darüber und ich verrate dir auch etwas, du gefällst meiner Tochter und mir ebenfalls. Meine Tochter freut sich, dass du im Gymnasium in ihrer Klasse bist. Sie erzählte es mir, weil wir keine Geheimnisse haben.“ Diese Behauptung entschädigte mich, ich dachte, wenn ich Ros Geheimnisse erzähle, würde Frau Friedrich verlegen werden. Ich verabschiedete mich mit einem höflichen Diener. Als ich die Treppe runter rannte, hörte ich, wie Rosanna den Ausflug besprach. Meine Mutter war etwas in Sorge und freute sich, als ich kam. Ich zeigte ihr den Brief von Frau Kofer, in dem sie unsern Schulausflug beschrieb. Meine Mutter weinte vor Rührung und gab mir den unterschriebenen Zettel und die Anmeldung zur Sprechstunde. Am Freitag hatten meine Mitschüler ihre unterschriebenen Briefe und den Zettel für die Anmeldung zur Sprechstunde. Frau Kofer freute sich, weil alle Eltern am Freitag kommen würden.

Linde sagte zu mir: „Wir treffen uns heute Nachmittag bei meiner Schwester im Ochsen, Dr. Tina und Gerda kommen auch, davor fahren wir bei meinen Eltern vorbei. Ist das nicht klasse?“ „Wenn du willst“, sagte Frau Kofer, „kannst du mitfahren.“ Ich überlegte und würde gerne mitfahren, müsste allerdings noch meine Mutter fragen. Linde konnte vielleicht meine Gedanken lesen und meinte: „Wenn deine Mutter zur Sprechstunde kommt, könnten wir sie fragen, sicher erlaubt es deine Mutter, wenn Frau Kofer fragt.“ Ich sah Linde an und fragte: „Kannst du inzwischen Gedanken lesen?“ „Ach“, lachte sie, „wir kennen uns schon das halbe Leben, da sehe ich, was du dir gerade überlegst.“ Ich streichelte ihr Bein unter dem Tisch und unter ihrem Kleid. Linde hatte mich gestupft, weil mich Frau Kofer schon zweimal aufgerufen hatte und mich fragte: „Louis, wo bist du mit meinen Gedanken.“ In meiner ganzen, langen Schulzeit war Frau Kofer die einzige Lehrerin, bei der ich mich entschuldigte, wenn ich mit meinen Gedanken abschweifte. Bei andern Lehrern und Lehrerinnen hatte ich eine passende Ausrede. Frau Kofer hatte mich gerade gefragt, wie lange man zum Lasinger Weiher zu Fuß ginge, wenn wir am Montag diesen Ausflug planen würden. Ich sagte, es wären etwa vier bis fünf Kilometer, in unserer Klasse könnten alle gut laufen, deshalb würde ich denken, wir wären wohl eine Stunde unterwegs. Frau Kofer sagte: „Ihr sagt am besten heute schon euren Eltern, dass wir am Dienstag zum Baden gehen, sie sollen euch eine Badehose, oder Badeanzug und ein Handtuch mitgeben.“

Liebe Hella, schrieb ich in mein Tagebuch, dieser Tag ist wichtig, deshalb möchte ich dir darüber erzählen. Von meiner Mutter erfuhr ich, was bei der Elternsprechstunde besprochen wurde. Fast alle Eltern, die zur Sprechstunde kamen, waren etwas früher da und unterhielten sich vor unserem Klassenzimmer. Frau Kofer bat die Eltern in unser Klassenzimmer und begrüßte sie, dann sagte sie zu uns: „Liebe Kinder, meiner Klasse heute dürft früher gehen, wer möchte, kann im Schulhof auf seine Mutter, oder seinen Vater warten. Es waren drei Väter gekommen, Herr Niep, Herr Warlau und Herr Stauch. Bei den andern Kindern kamen Mütter, weil die Väter arbeiteten. Ich ging kurz zu Frau Kofer und bat sie, meine Mutter zu fragen, ob ich heute Nachmittag mitfahren könnte. Frau Kofer lächelte und meinte: „Traust du dich nicht deine Mutter zu fragen.“ Ich antwortete: „Meine Mutter denkt vielleicht ich hätte sie darum gebeten und würde sie ausnutzen. Es ist einfacher wenn sie fragen.“ Ich hörte noch, als sie sagte: „Ich freue mich sehr über den elterlichen Ansturm und das große Interesse. Wenn einige Eltern mit mir alleine sprechen wollen, dann bleiben sie etwas länger. Mit den Eltern der Kinder, die nach den Ferien ins Gymnasium wechseln, möchte ich am Schluss noch sprechen.“ Danach rannte ich in Schulhof. Meine Mutter erzählte, „Louis, ich habe mir Notizen gemacht, deshalbkann ich dir fast wörtlich erzählen, was besprochen wurde. Frau Kofer hat alle Eltern begrüßt und folgende kleine Rede gehalten: Ich habe mich entschlossen, die Klasse noch zwei Jahre zu behalten, weil ich meine Schüler sehr gern habe. Meine Klasse hat hervorragend gearbeitet, ich kam mit dem Stoff gut durch.“ Die Eltern klatschten Beifall. Frau Friedrich stand auf und sagte: „Liebe Frau Kofer, im Gespräch mit den Eltern ihrer Klasse, wurde ich gebeten, mich im Namen aller Eltern ihnen von Herzen für alles was sie für unsere Kinder getan haben zu danken. Sie sind die beste und die beliebteste Lehrerin. Ich bedaure fast, dass meine Tochter ins Gymnasium wechselt. Meine Tochter wird sie als Lehrerin sehr vermissen, sie bat mich, als Klassensprecherin, ihnen im Auftrag aller Kinder der Klasse für den Ausflug nach Straßburg zu danken. Diesen Dank spreche ich sicher nicht nur im Namen ihrer Schüler, sondern auch aller Eltern aus. Mein Mann und ich haben uns entschlossen, ihnen für diesen Ausflug eine Spende zu überreichen, die sie bitte für die Kinder einsetzen wollen, die wenig Geld haben. Ich möchte ihnen die Spende anonym übergeben und habe sie in eine Schachtel mit Schlitz gelegt und auf ihr Pult stelle, damit sich andere Eltern, beim Verabschieden anschließen können. Vielleicht können sie in Frankreich, unsere Spende für ein Essen in einem Restaurant verwenden. Ich möchte hinzufügen, wir Eltern finden es unglaublich, dass sie unseren Kindern die Busfahrt spenden, wir sind sehr gerührt. Sollten sie jemals Hilfe brauchen, falls man sie anschwärzt, wie damals, als sie neu in unserem Dorf waren und der Schulrat prüfen musste, ob sie eine gute Lehrerin sind. Wir Eltern und unsere Kinder stehen immer zu ihnen.“ Fast alle Eltern klatschten Beifall. Frau Kofer bedankte sich bei Frau Friedrich und sagte: „Liebe Frau Friedrich, ich bin sicher, dass ihre Spende viel zu unserer Klassenfahrt beitragen wird und finde es besonders schön, dass sie ihre Spende anonym auf meinen Tisch gestellt haben. Dafür möchte ich mich im Namen meiner Schüler bedanken. Auch ich bedaure, dass ihre Tochter und andere Kinder meine Klasse verlassen.“ Meine Mutter meldete sich ebenfalls zu Wort und sagte: „Als Kriegerwitwe, die jeden Pfennig zweimal umdrehen muss, bevor ich ihn ausgebe, habe ich mich für alle Kinder gefreut, dass sie zum Abschluss einen tollen Ausflug erleben. Ich möchte mich ebenfalls bei unserer großzügigen Lehrerin bedanken. Leider bin ich zu arm um mich an der Spende zu beteiligen.“ Alle Eltern kannten meine Mutter, weil sie Kinderkirche, Religionsunterricht hielt und im Kirchenchor sang. Auch meine Mutter bekam Beifall und Frau Kofer sagte zu ihr: „Liebe Martha, Reichtum und Armut zeigen sich nicht immer finanziell. Da ich deine Kinder inzwischen kennenlernen durfte, möchte ich dir sagen, dass du trotz finanzieller Armut reich bist. Du und deine netten Kinder haben sich in unserem Dorf auf vielerlei Weise engagiert und sind in unserem Dorf sehr beliebt. Deine Kinder bekommen im Gymnasium Preise und Belobigungen. Ich finde es bewundernswert, dass deine Tochter, das Abitur macht, obwohl viele Menschen nicht verstehen, wozu ein Mädchen Abitur braucht. Ich freue mich besonders, dass ich manchen Menschen mit Geld helfen kann, denn was würde mein Geld nützen, wenn ich es nicht sinnvoll einsetzen könnte. Auch dein Sohn wird mir in meiner Klasse fehlen“. Nun stand Lorenz Stauch, der Vater von Erhard Stauch auf und sagte: „Leider muss ich Wasser in den Wein schütten, ich finde es nicht gut, dass die Klasse nach Straßburg fährt. Schließlich wurde Larenbuch von Franzosen besetzt. Mein Sohn kann an keinem Ausflug nach Frankreich teilnehmen, weil die Franzosen unsere Erbfeinde sind.“ Alle Eltern waren erstaunt. Frau Kofer kannte den Hosenladen Stauch, da sie bei ihm Herrenkleidung für ihre Verwandte in Amerika kaufte. Sie wusste, dass er einer der Nazis war, die sehr früh in die NSDAP eintraten. Sie reichte ihm die Hand und antwortete: „Lieber Herr Stauch, ich würde zunächst ihren Sohn bedauern, wenn er an der Klassenfahrt nicht teilnehmen könnte, denn es wäre schade für ihn. Ich überlege jedoch, wie es wohl wäre, wenn Franzosen sagen würden, die Kinder von den Eltern, die Frankreich überfallen haben, wollen wir in unserem Land nicht sehen. Dies könnte ich vielleicht verstehen, denn die Soldaten, die für Hitler und das deutsche Vaterland in Krieg zogen, haben Frankreich überfallen und bis zum Kriegsende besetzt. Die Franzosen sagen glücklicherweise, Kinder die uns heute besuchen, können nichts dafür, dass ihre Väter unser Land überfallen und besetzt haben. Wir wollen nie wieder einen Krieg in Europa, deshalb zeigen wir den Kindern, dass wir keine Feinde sind, damit die Kinder der Nazis nicht denken, wir wären ihre Erbfeinde. Herr Stauch, wenn alle Menschen so dächten wie sie, dann müssten die Völker, die eine Grenze zu Deutschland haben, weiterhin Angst vor dem nächsten Krieg haben. Ich wünsche mir so sehr, dass wir in zehn Jahren, wenn meine Schulkinder in unserer jungen Demokratie zur Wahl gehen, ein Europa haben, das keine Kriege mehr führen muss und vielleicht keine Grenzen mehr hat. Deshalb wurde ich Lehrerin und dafür möchte ich arbeiten. Ich bin sehr stolz auf meine Klasse, weil sie in geheimer Wahl ein Mädchen zur Klassensprecherin gewählt hat. Rosanna ist die erste Klassensprecherin unserer Schule.“ Alle Eltern spendeten unserer Lehrerin anhaltend Beifall, auch Frau Friedrich und andere Frauen, die mit einem ex Nazi verheiratet sind. Herr Stauch war verlegen und entschuldigte sich. Er sagte: „Ich hae es nicht so gemeint, Frau Kofer, sie haben mich überzeugt.“ Er nahm seine Brieftasche aus dem Sakko und spendete, für jeden sichtbar, zwanzig Mark. Frau Kofer bedankte sich bei Herrn Stauch und sagte: „Es freut mich, dass ich sie überzeugen konnte.“ Herr Niep, der Fabrikant, der einen blauen Borgward Hansa fuhr und im Unterdorf eine Fabrik für Drehteile besaß stand auf und sagte: „Liebe Frau Kofer, wir hatten in unserem Dorf noch nie eine so ausgezeichnete Lehrerin, ich habe kein Verständnis, dass ein Vater sich überlegt, ob sein Sohn auf einen Schulausflug darf. Mein Sohn würde mit dieser Lehrerin in jedes Land reisen. Auf diesen Ausflug freut sich mein Sohn schon seit Tagen. Die Meinung von Herrn Stauch finde ich, in unserer heutigen Zeit problematisch. Wie können wir Deutsche unsere Waren und Produkte exportieren, wenn es bei uns noch Väter gibt, die ein solches Denken verbreiten. Wenn ich von ihnen, Herr Stauch, noch einmal eine solche Meinung höre, kaufen wir bei ihnen keine Kleidung mehr. Möglicherweise überlegen andere Eltern sich das ebenfalls. Mein Sohn bedauert, dass er ins Gymnasium gehen wird, aber nur, weil er dort keine Frau Kofer als Lehrerin hat. Ich dachte, wie kommt eine Lehrerin dazu, ihrer Klasse eine Omnibusfahrt zu spenden, deshalb habe ich ebenfalls eine anonyme Spende für diesen Ausflug vorbereitet. Ich war nicht so klug, wie Frau Friedrich, sonst hätte ich ebenfalls eine Schachtel auf ihren Tisch gelegt.“ Herr Niep gab Frau Kofer einen Briefumschlag. Frau Black, die Ehefrau eines Mannes, der eine kleine Kammfabrik hatte und einen grünen Opel fuhr, stand ebenfalls auf und steckte einen Schein in den Karton. Auch sie lobte unsere Lehrerin. Ebenso ging Frau Kung vom Kolonialwarengeschäft Hischer zu der Schachtel und steckte einen Schein in den Schlitz. Auch sie meinte, dass Frau Kofer eine Lehrerin wäre, die man jedem Kind wünschen würde. Frau Kofer öffnete den Umschlag von Herrn Niep um das Geld in die Schachtel zu stecken. Meine Mutter sagte: „Ich habe zum ersten Mal bemerkt, wie Frau Kofer verlegen wurde, denn Herr Niep hat fünf 50,00 DM Scheine gespendet.“ Für damals eine unglaubliche Summe. Sie ging zu Herrn Niep, gab ihm die Hand und sagte: „Liebe Spender, ich möchte mich im Namen meiner Schüler sehr herzlich bedanken. Mit diesen Spenden wird unser Ausflug nach Frankreich zu einer Klassenfahrt, die meine Schüler nie vergessen werden. Wir werden mit unserer Klasse in Frankreich in einem Restaurant vorzüglich essen. Bitte machen sie sich keine Sorgen, wenn es etwas später wird. Ich möchte mich bei ihnen, liebe Eltern, bedanken, dass sie mir ihre Kinder für diesen Ausflug anvertrauen. Ich habe an alle Eltern, die ein Auto haben, eine Bitte, können wir vereinbaren, dass sie an dem Abend die Kinder im Schulhof abholen und je nach Ortsteil und Wohngegend, ihre und andere Kinder mitnehmen und nach Hause bringen. Wir haben, soweit ich weiß, mit meinem kleinen Auto, insgesamt sechs Autos. Wenn jeder Autobesitzer zweimal fährt, können wir, Eltern gewisse Sorgen ersparen und alle Kinder nach Hause bringen. Ich denke unser Bus kann gegen neun Uhr im Schulhof sein. Ich habe einen neuen Bus beim Omnibus Firkner aus Tälerbronn gemietet und rufe vom Gasthof Ochsen auf dem Forchenmühl bei Frau Friedrich an. Frau Friedrich ist sicher so nett und ruft die anderen Autobesitzer an, die soweit ich weiß, Telefon haben, denn können wir uns eine halbe Stunde später im Schulhof treffen.“ Alle Autobesitzer und alle Eltern waren einverstanden. Unsere Lehrerin dachte kurz nach und sagte: „Ich hatte in meinem bisherigen Schuldienst noch nie so tolle Schüler mit so netten Eltern, deshalb überlegte ich gerade, ob wir uns am Nachmittag des letzten Schultages nochmals verabreden und mit unseren Kindern diesen Lebensabschnitt feiern. Es würde mich sehr freuen, wenn wir uns am letzten Schultag auf dem Forchenmühl im Gasthof Ochsen treffen. Ihre Kinder bieten ihnen mit einer Theateraufführung einen unterhaltsamen Nachmittag.“ Frau Kofer hatte geschwindelt, denn wir haben seit Wochen ein Theater eingeübt. Frau Kofer erzählte uns nicht, dass sie unsere Eltern einladen würde. Wir freuten uns immer auf die Proben. Die einzige Mutter, die etwas von unserem Theater wusste, war Frau Gründer, die uns Kostüme nähte oder veränderte. Ansonsten konnten wir von den Kostümen und den Kulissen des Larenbucher Vereinshauses profitieren. Herr Warlau entschuldigte sich nochmals überschwänglich bei Frau Kofer und sagte, er hätte sie damals als er in ihre Klasse stürmte, noch nicht gekannt. Als sich Frau Kofer von Frau Friedrich verabschiedete, sagte Frau Kofer: „Ich weiß nicht, wer von uns beiden älter ist, aber ich denke, wir könnten uns duzen. Ich sage zu den Eltern meines Quartetts ebenfalls du. Ich heiße Esther und bin 29 Jahre alt.“ Frau Friedrich sagte: „Ich heiße Margarete, aber alle sagen Margit zu mir, ich bin 31, also bin ich die ältere und möchte dich, liebe Esther in meine Arme schließen. Wenn du uns demnächst wegen deiner Zahnbehandlung besuchst, möchte ich dich zum Kaffee einladen.“ Esther sagte: „Wenn du noch ein wenig Zeit hast, kannst du schnell in meine Wohnung mitkommen, denn ich möchte dir für meine Zahnbehandlung etwas Gold mitgeben. Dein Mann wollte es für den Zahntechniker.“ Rosa sagte: „Louis, meine Mutter war von Esthers Wohnung begeistert.“

Wir Kinder hatten, während unsere Mütter und Väter bei der Besprechung waren, im Schulhof gespielt. Wir spielten Ritterkämpfe. Bei diesem Spiel setzt man sich einem anderen auf die Schultern, dann galoppieren die Pferde aufeinander zu. Der Reiter versucht, seinen Gegner vom Pferd zu zwingen. Um zu gewinnen, müssen Reiter und Pferd gut zusammen arbeiten. Das Pferd muss den Reiter geschickt festhalten, um lange oben zu bleiben. Jeder kämpft gegen jeden, bis der letzte Reiter mit seinem Pferd übrig bleibt hat er das Turnier gewonnen. Katharina hatte sich die kleinere Alina auf die Schultern gesetzt, sie waren beide sehr geschickt. Linde hatte Reinhild auf den Schultern, sie kannten sich und hatten Ritterspiele schon oft gespielt. Auch sie kämpften mit viel Geschick. Da wir eine ungerade Zahl von Jungs und Mädchen waren, fragte Rosanna: „Louis, kannst du mich tragen und mein Pferd sein?“ Ich war gerne ihr Pferd und nahm sie auf meine Schultern. Wenn ich den Kopf drehte, konnte ich sie riechen. Wir hatten nur gegen Jungs gekämpft und uns gut gehalten, denn Rosa war ein sportliches Mädchen. Wir hatten bislang sechs Kämpfe gewonnen. Als Erhard mit Claus auf uns zu trabte, sagte ich: „Rosanna, pass auf sie arbeiten mit Tricks.“ „Wir auch“, sagte Rosanna leise zu mir. Erhard fragte mich laut: „Spürsch ihre Fotze im Gnick?“ Bevor ich antworten konnte, sagte Rosanna: „Du bisch ein blöder Sack, glaubsch da müsst i im Louis uf sei Schulter sitze, wenn der mei Fotze spüre will, no kann er des, ohne dass i ihm uf seine Schulter sitze muss.“ Erhard war, durch die Antwort von Rosanna, abgelenkt, ich drückte Rosannas Knie mit meinem Finger, damit sie sich nicht bewegt und Gleichgewicht hielt. Ich stand kurz auf dem rechten Bein und trat Erhard mit meinem linken Fuß in seine gespannte Kniekehle. Das Pferd und sein Reiter fielen in Schulhof. Frau Friedrich kam gerade und sagte: „Rosanna, du hast fürchterliche Gassenausdrücke, wo hast du die nur her? Und wann kann Louis jeden Tag das sehen, wofür du einen Ausdruck gebrauchst, den ich nicht wiederholen möchte?“ Rosanna antwortete: „Aber Mutter, was denkst du denn, das sagte ich nur weil der blöde Erhard so einen Scheiß redet. Glaubst du denn, dass wir so was tun würden?“ „Da bin ich beruhigt, bitte Rosanna verwende keine solchen Ausdrücke“, antwortete Frau Friedrich, „Louis ist ein sehr anständigen und netten Jungen, seine Mutter ist auch sehr nett.“ Ich bückte mich und ließ Rosanna von meinen Schultern. Fast alle Schüler waren gegangen, nur Katharina und Alina waren noch hier und warteten auf ihre Eltern. Katharina fragte: „Willst du noch mit mir kämpfen?“ Ich sagte: „Ich habe keinen Reiter.“ „Deine Linde ist hier, oder ist sie dir zu schwer?“ antwortete Katharina. Ich fragte Linde, sie war einverstanden. Ich bückte mich und sagte leise zu ihr: „Du musst diesmal gegen Alina gewinnen, gegen Katharina hab ich keine Chance, sie ist größer als ich, aber ich halte dich fest.“ Katharina lief auf uns zu und drückte sich fest an mich. Ich hielt Linde und spürte wie sie mit Alina rang. Katharina suchte mein Geschlecht und versuchte es zu drücken, deshalb konnte sie Alina nicht halten, die in Schulhof fiel, unser Kampf war beendet. Ich schaute Katharina an, die sich unschuldig gab. Als Herr Warlau und Frau Kling kamen, sagte Herr Warlau: „Louis, du hast eine sehr nette Mutter.“ Zu seiner Tochter sagte er: „Bei deiner netten Lehrerin habe ich mich nochmals entschuldigt, hoffentlich bist du jetzt mit mir zufrieden?“ „Aber natürlich“, sagte Katharina und küsste ihren Papa. „Alina komm sofort!“ Sagte Frau Kling unwirsch zu ihrer Tochter, „Du weißt, dass du nicht mit Jungs spielen sollst.“ Alle Kinder gingen mit ihren Müttern nach Hause. Der Schulhof hatte sich gelehrt. Meine Mutter kam mit Frau Kofer und sagte: „Louis, wenn du willst, darfst du heute mit Frau Kofer und Lindtraud fahren, dann kannst du bei Frau Kofer übernachten, ich gehe heute Abend mit Dörte nach Schailberg. Bitte versprich mir, dass du nichts anstellst und sehr lieb bei Frau Kofer bist.“ Ich versprach es, gab meiner Mutter einen Kuss und sagte: „Wir spielen morgen nach der Schule in Hartmuts Sägewerk Eisenbahn.“ Meine Mutter fragte: „Wann kommst du dann nach Hause?“ Frau Kofer sagte: „Ihr könnt mitkommen, ich muss Frau Friedrich noch etwas mitgeben, danach fahren wir.“ Wir wollten lieber im Schulhof warten, als Rosanna uns sah, wartete sie bei uns auf ihre Mutter. Wir unterhielten uns über das Theaterstück als Frau Friedrich und Frau Kofer kamen. Esther hatte ihr Auto geholt und neben uns angehalten. „Bitte einsteigen“, sagte sie, „ich lade euch zum Essen in Ochsen ein, wir können losfahren.“ Sie rief meine Mutter und sagte: „Ich fahre dich nach Hause, gib deinem Louis seine Badehose mit, dann können wir nach dem Essen im Lasinger Weiher schwimmen, ich möchte mir alles noch mal ansehen und prüfen, wie gefährlich der Weiher für die Schüler ist, die nicht schwimmen können.“ Meine Mutter sagte: „Aber Esther, du warst doch schon dort, wir haben uns mal getroffen.“ „Natürlich“, sagte Esther, „aber da war ich alleine und habe nicht geprüft, ob der Weiher für Nichtschwimmer gefährlich ist und ob Strömungen vorhanden sind.“ Als wir bei uns zu Hause anhielten, sagte meine Mutter: „Louis, komm ans Küchenfenster, dann werfe ich dir deine Badehose und ein Handtuch raus“. Frau Kofer sagte zu mir: „Ich weiß dass du lieber bei Linde sitzen würdest, aber dann fühle ich mich, wie ein Taxidriver. Mein Auto ist so klein, du kannst, auch wenn du vorne sitzt, mit deiner Linde schmusen. Da ihr bei mir übernachtet kannst du die ganze Nacht schmusen.“ Wir unterhielten uns über unseren Ausflug nach Frankreich. Frau Kofer fragte: „Louis, freust du dich auf Helga?“ Ich überlegte und meinte: „Ich bin neugierig, wie Helga aussieht, es ist lange her.“ Frau Kofer sagte: „Helga ist eine gut aussehende Frau, mit einem eifersüchtigen Ehemann.“ Ich sagte: „Aber ich bin ein Junge, der denkt bei mir doch nichts“. „Als Helga mich nach dir fragte, hat ihr Mann lange Ohren bekommen. Es hat ihn beruhigt, als ich sagte, dass du mein elfjähriger Schüler wärst und Helga dich als fünfjähriges Kind aus dem Kindergarten kennen würde.“ Wir waren im Ochsen angekommen. Dr. Tina und Gerda waren schon da. Es war ein schöner Sommertag und wir saßen hinter dem Haus unter Bäumen. Der Biergarten bestand aus einer Streuobstwiese. Schorsch erzählte: „Erika hatte die Biergartenidee, sie bestellte beim Schreiner in Larenbuch stabile Tische und Stühle. Der Schreiner Haug, hat für unsere Außentische und Stühle Teakholz bestellt, deshalb können wir den ganzen Sommer alle Möbel draußen stehen lassen. Das Holz verwendet man auch für den Schiffsbau, es kommt aus dem Urwald von Brasilien. Dieses Holz muss nicht behandelt werden, im Herbst ölen wir es nur ein. Der Biergarten kommt bei den Gästen sehr gut an. Die Idee von meiner Frau war klasse, ich habe anfangs nicht so recht dran geglaubt.“ Biergärten waren damals in unserer Region wenig bekannt. Linde und Gerda umarmten sich. Beide erzählten sich Neuigkeiten. Dr. Tina und Esther umarmten sich ebenfalls. Tina nahm mich auch in ihre Arme und sagte: „Louis, du bist gewachsen und ich freue mich dich zu sehen.“ Gerda bestätigte mir ebenfalls, dass ich groß geworden wäre und küsste mich.“ Ich sagte zu Gerda: „Du bist unglaublich hübsch geworden und siehst aus wie eine Frau.“ Linde sagte zu mir: „Louis du bisch unmöglich, heute Mittag hat er die Frau unseres Zahnarztes angeglotzt, schlimmer wie jeder Stier eine Kuh anglotzt. Jetzt glotzt er dich an, dass ihm beinahe die Augen aus dem Kopf fallen. Findest du das normal?“ Gerda lachte und sagte: „Gleich kommt Erika, dann kann er die auch noch anschauen, sie sieht toll aus, die Schwangerschaft steht ihr. Ihr werdet es kaum glauben, ich bin in meinem Beruf der glücklichste Mensch und habe die beste Chefin der Welt.“ Dr. Tina sagte: „Ich habe die beste Sprechstundenhilfe, meine Gerda ist eine Perle. Sie ist eine exzellente Köchin, Haushälterin, Putzfrau und Sprechstundenhilfe. Sie empfängt sehr freundlich und liebevoll meine Patienten, die sie alle lieben und ihr oft etwas schenken. Sie führt meine Karteikarten, macht mit dem Steuerberater meine Buchhaltung und die Abrechnungen für die Krankenkassen. Wenn es niemand sieht, ist sie auch ohne Führerschein, mein Chauffeur. Meine Gerda nimmt Fahrstunden, macht demnächst Fahrprüfung, damit die Polizei meine Chauffeurin kontrollieren kann. Wenn es niemand hört und sieht, ist sie meine Geliebte und meine zweitbeste Freundin, denn meine beste Freundin ist und bleibt Esther. Im Gegensatz zu einem Ehepaar, lieben wir drei uns. Ich denke manchmal, ich wäre im Paradies. Ich bin sehr glücklich und hoffe, dass meine liebe Gerda mich nie verlässt. Ich hatte früher eine Putzfrau und eine Sprechstundenhilfe, beiden musste ich ständig ihre Tätigkeiten erklären. Autofahren musste ich selbst und meine Esther kam ab und zu mit ihrem Renault und blieb eine Nacht. Meine Sprechstundenhilfe, die meine Abrechnung macht und mein Einkommen kennt, sagt mir, dass ich ihr noch keine Gehaltserhöhung geben darf. Wir bräuchten mehr Beamte und Privatpatienten in unserer Praxis. Meine Gerda ist mehr als eine Perle, sie ist ein Goldschatz. Kürzlich hatte ich vier Kollegen mit ihren Frauen aus dem Krankenhaus zum Essen eingeladen. Meine Gäste lobten das Essen und wollten meine Köchin abwerben.“ Gerda war sehr gerührt und sagte: „Meine Chefin hat mir schon immer viel mehr Gehalt bezahlt. Wenn sie unterwegs ist und ein hübsches Kleid sieht, dann hängt es in meinem Schrank, wenn sie hübsche Schuhe sieht, dann schleppt sie mich in das Schuhgeschäft, dort darf ich die Schuhe anprobieren und wenn sie passen, kauft sie mir meine Chefin. sie hat mir eine wunderschöne Dachwohnung ausgebaut. Ich habe zwei hübsche Zimmer mit einer Küche, einem Bad mit Dusche und Toilette. Als meine Eltern und meine Schwester mich besuchten, waren sie begeistert. Ich lebe ebenfalls im Paradies und meine Chefin ist meine beste Freundin. Ich verlasse sie erst, wenn sie mich fortjagt.“ Erika kam zu uns an Tisch und begrüßte uns. Sie umarmte Gerda und Lindtraud, sie fragte mich, ob sie mich noch in ihre Arme schließen dürfe, da ich so gewachsen und schon beinahe ein Mann geworden wäre. Linde antwortete für mich und meinte: „Ich sehe Louis an, dass du ihm gefällst, er wartet auf deine Umarmung.“ Tina stand auf und sagte: „Erika ich möchte dich ebenfalls gerne in Arm nehmen und natürlich nahm auch Esther, Erika in ihre Arme. Schorsch, der Wirt kam an unsern Tisch und sagte: „Heute bediene ich, es ist für meine Frau schön, wenn sie sich mit ihren Schwestern unterhalten kann, außerdem soll sie sich wegen des Babys, das in ihrem Bauch wächst, etwas schonen.“ Schorsch legte uns die Speisekarten hin. Erika lachte und meinte, dass ihre Schonzeit erst kommen würde, sie wäre ja erst im dritten Monat. Ich sagte: „Erika, du bist eine hübsche und tolle Mama geworden, dein Baby freut sich sicher, auf seine Eltern.“ Esther sagte: „Bei Komplimenten ist Louis wirklich ehrlich. Du siehst sehr gut aus.“ Schorsch brachte uns zunächst die Getränke und sagte: „Schau Louis, ich habe dir ein kleines Bier gebracht, normalerweise darfst du das erst trinken wenn du sechzehn bist, aber ich habe gedacht, wir beide kennen uns jetzt so gut und ich fand dich in der Schtond schon sehr nett, dass ich jetzt mit dir Brüderschaft trinken möchte, Prost Louis, ich heiße Schorsch und so sagsch künftig zu mir.“ Wir stießen mit unseren Biergläsern an und ich sagte: „Prost, Schorsch“. Ich fand das Bier scheußlich und wusste nicht, warum Männer so ein schreckliches Getränk gerne trinken. Ich ließ mir nichts anmerken. Als Schorsch fragte: „Louis, wie schmeckt dir das Bier.“ behauptete ich, dass dieses Scheterer Bier aus Hornfleeg ein sehr gutes Bier wäre. Schorsch sagte: „Als ich mein erstes Bier getrunken habe, war ich etwa so alt wie du und habe gedacht, dass ich gleich kotzen würde, weil es schrecklich schmeckt. Aber genau, wie du, habe ich so getan, als würde es mir schmecken. Aber so raffiniert war ich noch nicht, dass ich mich gleich als Bierkenner ausgab und das Scheterer Bier aus Hornfleeg besonders gut gefunden hätte.“ Schorsch schlug mir auf die Schulter und sagte: „Willsch du mein Freund sein, so einen wie dich brauche ich als Freund. Ich habe gesehen, dass ihr im Lasinger Weiher baden wollt. Da kannsch dich in meim Büro umziehen, dann gucken dir die vielen Frauen nix weg.“ Linde lachte und sagte: „Wir gucken im Louis nichts weg, höchstens umgekehrt. Schorsch du hättest sehen sollen, wie Louis deine Frau und meine Schwester angeschaut hat, dann wärst du vielleicht eifersüchtig geworden und hättest ihn dir nicht zum Freund ausgesucht. Louis, du musst unbedingt die Geschichte mit Franz und Lisa von der Schtond erzählen.“ Ich erzählte von unserem Versteckspiel und meinem Versteck und meiner Beobachtung, ich musste selbst lachen und sagte: „Damals hatte ich noch keine Ahnung, als ich meine Geschichte Linde erzählte, habe ich mich gewundert, weil sie Bescheid wusste und zu mir sagte, dann machen die das so wie der Stier und die Kuh, dann haben die jetzt vielleicht ein Kälble gmacht.“ Meine Geschichte löste allgemeine Heiterkeit aus. Wir haben im Gasthof Ochsen gut gegessen und nach meinem ersten Bier tranken Linde und ich noch Süßmost, der mir besser schmeckte. Da man beim Lasinger Weiher nur Büsche zum Umziehen hatte, zogen wir uns in Erikas Wohnung um. Linde sagte: „Ich gehe mit und schaue euch zu, weil ich keinen Badeanzug habe.“ Esther sagte zu ihr, aber mein Schätzchen, du glaubst doch nicht, dass wir ohne dich baden. Hier hast du einen Badeanzug und ein Handtuch.“ Esther hatte ihr bei Frau Gründer einen roten Badeanzug gekauft. Schorsch sagte zu seiner Frau: „Geh doch auch mit, es reicht, wenn du um fünf wieder kommsch, da hen sich Leut zum Kaffe agsagt.“ Wir rannten zum Lasinger Weiher. Linde und Gerda konnten nicht schwimmen, sie plantschten am Rand. Tina hielt Gerda und zeigte ihr, welche Bewegungen sie machen sollte. Ich hielt Linde ebenfalls flach auf dem Wasser, sie schaute mich lachend an und sagte: „Wenn du mi so hälsch, kann i nie schwimme lerne, dann muss i an ebes anderes denke. Sie küsste mich und drückte ihren Körper an mich.“ Gerda fragte erstaunt ihre Schwester: „Erika, seit wann kannst du schwimmen?“ „Der Schorsch hat es mir beigebracht und es soll fürs Babys sehr gut sein“, antwortete Erika. Esther schwamm durch den Weiher und schaute sich die leichte Strömung an, die jedoch harmlos war. Sie prüfte, wo man überall stehen konnte und meinte: „Louis, der Weiher eignet sich auch für Kinder, die nicht schwimmen können, unserem Lehrgang am Dienstag steht nichts mehr im Weg.“ Als uns kalt wurde, legten wir uns auf die Wiese und ließen uns von der Sonne trocknen. Wir gingen zum Ochsen und zogen uns an. Dr. Tina wollte, dass wir bei ihr übernachteten. Gerda sagte: „Ich habe eine Griesklößchensuppe und Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat vorbereitet und zum Nachtisch eine Quarkspeise mit Himbeersauce im Kühlschrank.“ Esther gab nach und sagte: „Wir müssen morgen kurz nach fünf aufstehen, damit wir rechtzeitig zur Schule kommen.“ Erika und Schorsch wollten uns einladen. Esther sagte: „Schorsch, ein so nettes Ehepaar, das noch viele Pläne hat, braucht jeden Pfennig um die Gastzimmer und das Haus zu renovieren, nimm bitte mein Geld. Ich schlage dir einen Kompromiss vor. Meine Schulklasse kommt am Montag zum Baden. Du kannst meinen Kindern ein Getränk spendieren, das würde mich sehr freuen. Übrigens ich muss dir nochmals sagen, wie perfekt das mit dem Seiler gelaufen ist. Dafür möchte ich dir nochmals danken, du hast dich großartig verhalten. Ich möchte etwas mit euch beiden besprechen. Ich habe die Eltern meiner Schüler zu einem Abschlussfest eingeladen. Das Fest möchte ich am Freitagnachmittag bei euch feiern. Wir brauchen deshalb euren großen Saal. Die Stühle und Tische würde ich gerne in drei Bahnen längsseitig aufstellen, damit alle zur Bühne sehen können, denn unsere Schüler werden zunächst etwas singen, dann ein Theaterstück aufführen und am Schluss hat Louis einen Sketch vorbereitet. Die Eltern bleiben mit den Kindern zum Essen. Ich würde euch drei Gerichte vorschlagen. Ihr kocht einen ausgezeichneten Gaisburger Marsch, dieses Gericht lässt sich gut vorbereiten. Dann könntet ihr vielleicht noch einen gemischten Braten mit Spätzle, oder einen gebackenen Fleischkäse mit Kartoffelsalat anbieten. Lasst euch etwas einfallen, was ihr gut vorbereiten könnt und was Kinder gerne essen. Wenn ihr die Speisekarten auf die Tische legt, gebe ich euch eine Strichliste, damit ihr wisst, was die Gäste essen. Danach könnt ihr das Essen entsprechend vorbereiten. Ich bin sicher, dass fast alle Eltern kommen, ihr werdet mit den Kindern 70 bis 90 Personen bewirten. Wir brauchen eure erhöhte Bühne, für unser Theater und die Scheinwerfer.“ Schorsch sagte: „Das ist prima, denn die Bühne ist komplett aufgebaut, wir hatten kürzlich eine Hochzeit, da wurde ebenfalls die Bühne gebraucht.“ Frau Kofer sagte: „Erika, ich würde gerne Louis und seine Mutter einladen, die andern Eltern bezahlen selbst.“ Schorsch sagte: „Du wirsch doch nicht glauben, dass du dein Essen bezahlen musst, wenn du uns so viele Gäste besorgst, on d’ Martha on d’ Louis, hätten wir sowieso eingeladen, mein Freund Louis, isch immer mein Gascht.“ Esther sagte: „Du Schorsch, ich freue mich, wenn du Martha und Louis einladen möchtest, aber mein Essen bezahle ich aus Prinzip.“ Sie nahm den Schorsch in den Arm, drückte ihm das Geld für unser Essen in die Hand und verabschiedete sich. Schorsch sagte zu mir: „Du, Louis, wenn i so eine Lehrerin g'habt hät, wäre i jeden Tag gerne in d' Schul gange und hät nie gschwänzt.“ Auf dem Weg zu Dr. Tina fuhren wir noch bei Gerners vorbei, damit Linde mit ihren Eltern reden konnte. Der Gerner-Bauer fragte: „Louis, wie lange kasch du in de Ferien helfe, i han inzwische zwei trächtige Kühe. Seilers waren sehr nett und haben uns eine große Weide angeboten, wenn wir die Seiler Kühe ebenfalls hüten.“ Ich sagte: „Gernervater i helf euch un dr Linde gern.“ Die Gernermutter gab Esther ein Bauernbrot, Butter und Schichtkäse mit. Esther zankte sich, weil sie es bezahlen wollte. Lindes Vater schenkte mir ein Stück Speck. Frau Kofer hatte Karotten und Kartoffeln bei Gerners gekauft. Als wir bei Dr. Tina waren, sagte sie zu Esther: „Schau mal ich habe noch nie eine so saubere Wohnung gehabt, meine Fenster sind geputzt, meine Küche ist aufgeräumt, wir können gleich Kaffee trinken, Gerda hat gestern einen Kuchen gebacken.“ Esther sagte: „Wenn ich den ganzen Tag esse, werde ich dick, dann gefalle ich dir nicht mehr, ich habe dich lange nicht gesehen, komm lass uns, bevor wir Kaffe trinken, ins Schlafzimmer gehen.“ Gerda setzte Kaffeewasser auf und schüttete Milch in einen Topf, den sie auf den Elektroherd stellte. Sie sagte: „Für euch beide mache ich Kakao und zeige euch meine Dachwohnung.“ Die Wohnung gefiel mir, sie hatte hübsche Blumentöpfe auf einer kleinen Bockleiter, die sie zweckentfremdet hat. Von zu Hause hatte sie ihren Bauernschrank mitgebracht und neu gestrichen, sogar die Blumenbilder ihrer Schranktüre, hatte sie frisch bemalt. Die Truhe, die eigentlich für ihre Aussteuer gedacht war, hatte sie unter ihr Dachfenster gestellt. In der Truhe hatte sie Handtücher und Bettwäsche. Ein kleines Bücherregal hatte sie an der Wand und ein sehr stabiles, hohes, altes Bett mit neuen Matratzen mit einem passenden Nachttisch, einer hübschen Nachttischlampe und einem Wecker. Sie hatte die Vorhänge für das Fenster im Schlafzimmer und im Wohnzimmer selbst genäht und sagte: „An den Dachfenstern habe ich keinen Vorhang, da kann außer Gott und dem Mond niemand rein schauen.“ Gerda hatte neben ihrem hübschen Zimmer ein Badezimmer mit Toilette und Dusche. In ihrer Wohnküche hatte sie ein kleines Tischchen und ein Sofa, das man auch als Bett benutzen konnte, wenn sie Besuch hätte, der nicht in ihrem Bett schlafen würde. Einen kleinen Schrank mit einer Glasschiebetüre und Schubladen. Unter dem Fenster hatte sie einen Tisch stehen, an dem sie Ihr Schreibzeug, Lineal und sonstige Schreibutensilien liegen hatte. Sie erzählte uns, dass sie in Hornfleeg im Abendkurs Stenographie und Schreibmaschine lernen würde. Ich fragte: „Gerda, ich bewundere dich, aber wann schläfst du eigentlich. Du putzt das ganze Haus mit den Praxisräumen, gleichzeitig kochst du und räumst die Küche auf, du hast einen Tag Berufsschule und lernst danach. Du nimmst Fahrstunden und lernst Theorie für den Führerschein, abends gehst du zweimal in der Woche zum Schreibmaschinenkurs und lernst Stenographie.“ Ach lachte Gerda: „Weißt du, wenn man auf einem Bauernhof groß wird, ist man gewohnt, morgens früh aufzustehen und abends geht man spät ins Bett. Ich fühle mich hier so wohl und freue mich über alles. Ich stehe jeden Tag gerne auf, dann mache ich Frühstück für Tina und mich. Danach geht Tina in die Praxis. Wenn ich die Küche aufgeräumt habe, komme ich in die Praxis und suche die Karteikarten von den Patienten, die sich angemeldet haben. Um zwölf Uhr springe ich in die Küche, Tina hat dann noch zwei Patienten, von denen ich die Karteikarten schon gerichtet habe. Ich bereite meist ein kleines Mittagessen vor, denn wir essen lieber abends. Tina sagt, bei uns gibt es zu Mittag Lunch, wie bei den Amis. Nach dem Essen, wenn Tina ihre Praxis vorbereitet, habe ich Zeit, das Haus aufzuräumen. Meist haben wir von 14:30 bis 17:00 Uhr die Praxis geöffnet. Am Mittwoch und am Freitag, ist nachmittags die Praxis geschlossen. Dann putze ich die Räume, während Tina Hausbesuche macht. Zwischendurch lerne ich für meine Fahrprüfung und übe das Schreiben mit der Schreibmaschine, oder Stenographie. Ab und zu habe ich Berufsschule in Hornfleeg, weil ich Lehrling bin. Abends, wenn wir die Praxis geschlossen haben, koche ich. Manchmal essen wir auch nur einen Salat und einen Nachtisch. Tina liest im Wohnzimmer meist Fachbücher und hört Radio. Am Sonntag schreibt Tina ihre Berichte, da sie noch nicht schnell mit der Maschine schreiben kann, braucht sie dafür viel Zeit. Deshalb bin ich froh, wenn ich ihr diese Schreibarbeit abnehmen kann. Meist hilft mir Tina beim Putzen und Aufräumen. Dann haben wir beide gemeinsam Freizeit. Manchmal gehen wir ins Kino. Linde und ich waren erstaunt, was Gerda arbeitete. Gerda sagte: „Ihr beide habt euch immer geliebt und wisst, wie schön es ist, wenn man verliebt ist.“ Ich fragte: „Und wann kuschelt und spielt ihr zusammen.“ Gerda lachte und sagte: „Mein lieber neugieriger Louis, meistens nachts. Ich glaube, dass ich erst ein- oder zweimal in meinem Bett geschlafen habe. Ich bin eine Fremde in meiner eigenen Wohnung, weil ich selten hier bin.“ Ich fragte Gerda: „Ist es schöner mit einer Frau zu kuscheln?“ Gerda überlegte und meinte: „Louis, du warst der einzige Junge, mit dem ich geschmust habe. Tina ist sehr lieb und zärtlich. Der einzige Mann den ich erlebte, war Walter Seiler und wenn ich an ihn denke, möchte ich keinen Mann mehr und bin sehr froh, wenn ich mit Tina im Bett liege und mit ihr schmusen darf. Sie ist eine kluge und tolle Frau, mit einem großen Wissen. Wir unterhalten uns über alles, natürlich auch über unsere Patienten und deren Krankheiten. Tina freut sich, weil ich an allem interessiert bin.“ Ich fragte Gerda, ob sie auf Esther eifersüchtig wäre. Gerda sagte: „Vielleicht ein bisschen, aber ich mag Esther und manchmal ist es wunderschön, wenn wir zu dritt kuscheln. Deshalb sagt Esther, dass man Menschen nicht besitzen kann, sondern sie nur eine Weile festhalten darf. Ich liebe Tina und Esther, ich unterhalte mich mit beiden sehr gern und merke, dass ich wenig gelesen habe und mich nur mit Landwirtschaft und kochen auskenne. Wenn Esther über Politik redet, denke ich, schade, dass sie nicht im Parlament, oder in der Regierung ist. Tina und Esther erklären mir alles mit viel Geduld. Esther sagte zu mir, du bist ein kluges Mädchen, aber in deiner Schule habt ihr wenig gelernt. Wenn du so wach und neugierig bleibst, hat Tina eine tolle und liebe Freundin, ihre Patienten mögen dich. Als ich mit Esther alleine war, sagte sie, Gerda, meine Freundin liebt dich sehr, ich freue mich, dass ihr beide euch gefunden habt. Ich sah Esther an und fragte, bist du niemals Eifersüchtig? Bevor mich Tina kannte, liebte sie nur dich. Esther lächelte und sagte, Gerda, du bist ein Schatz, ich liebe dich und ich liebe Tina, aber ich bin ein Schmetterling und Schmetterlinge lieben viele Blumen, sie wissen nie, wohin der Wind sie trägt. Deshalb freue ich mich für Tina, dass sie ein Schwarzwaldmädchen liebt, das kein Schmetterling ist und vielleicht das Leben mit ihr teilt. Ich umarmte Esther und sagte, ich bleibe, wenn sie möchte, mein ganzes Leben lang bei Tina.“ Linde meinte: „Wenn Menschen eifersüchtig sind, dann leiden sie fast immer. Denn ich mag Rosanna und Reinhild ebenfalls und kuschle gerne mit beiden. Aber am liebsten mag ich Louis und manchmal ärgere ich mich, wenn ich sehe, wie er mit Rosanna spielt. Trotzdem ist es schön, wenn wir zusammen bei Esther sind. Meine liebe große Schwester, jetzt habe ich mein Zimmer ganz alleine. Als wir noch ein gemeinsames Zimmer hatten, konnte ich jeden Abend sehen, wie du dich verändert hast. Ich habe dich heimlich bewundert, denn du hast einen schönen Busen bekommen und deine Beine sind länger geworden, dein Po sah immer hübsch aus. Es gefiel mir, wie du Haare unter den Armen und an deinem Kätzchen bekamst. Jetzt habe ich dich lange nicht gesehen. Würdest du dich ausziehen, ich würde gerne sehen, wie du jetzt aussiehst, ich glaube, dass ich in sechs Jahren so aussehe. Louis würde dich sicher auch gerne ansehen, du würdest ihm sicher gefallen.“ Gerda sagte: „Bist du, meine kleine Schwester, denn nicht mehr eifersüchtig? Gut ich zeige mich euch, aber dann müsst ihr euch auch ausziehen.“ Gerda zog sich aus, sie sah wie eine Frau aus, sie hatte einen kleinen Busen und einem Frauenpopo. Ich wunderte mich und fragte: „Gerda, warum hast du keine Haare unter den Armen und zwischen den Beinen.“ Gerda antwortete: „Tina meint ich würde viel besser aussehen, wenn ich keine Haare hätte. Tina entfernt meine Haare mit warmem Wachs, das sie von Esther hat, die es von ihren Verwandten aus USA bekommt.“ Linde ließ sich von Gerda erklären, wie man mit Wachs die Haare entfernen würde. Gerda erklärte: „Man erwärmt das Wachs im Wasserbad und trägt es mit einem Pinsel auf, dann legt man auf das Wachs ein Tuch um es mit einem Ruck zu entfernen, dann bleiben alle Härchen an dem wächsernen Tuch hängen.“ Linde meinte, so etwas hätte sie noch nie gehört und fragte ob es schmerzhaft wäre. Gerda sagte: „Es schmerzt nur wenig, man hält es gut aus. Dafür hätte man hinterher eine ganz wunderbare glatte Haut.“ Ich durfte Gerda anfassen und tatsächlich, sie hatte eine ganz weiche, glatte Haut. Wir hatten uns inzwischen ausgezogen und schauten uns an. Gerda sagte zu Linde: „He du bist ja ein richtiges Mädchen geworden, du bekommst einen kleinen Busen und Härchen an deiner Muschi und an deinem Mädchenpopo. Louis bei dir sieht man, dass du ein Mann wirst. Wenn Linde nicht beleidigt ist, möchte ich dich anfassen.“ Linde sagte: „Wenn ich euch zusehen kann, darfst du mit ihm vögeln.“ Gerda wollte nicht und sagte: „Ich würde euch gerne zusehen.“ Linde schaute mich an, streichelte mich und legte sich auf mich. Ich spürte, wie sie langsam ins Paradies flog und lies mich fallen. Mein Ejakulat lief, da ich meinen Penis rechtzeitig aus ihrer Scheide nahm, über ihren und meine Bauch. Linde sagte: „Siehst du, mein Louis beherrscht den Interruptus.“ Gerda sagte zu ihrer Schwester: „Was du schon alles kennst und weißt. Jetzt würde ich mich gerne von euch streicheln lassen.“ Linde lachte und sagte: „Meine liebe Schwester, heute Nacht kannst du mit Tina und Esther schlafen. Dann möchte ich mit Louis in deinem Zimmer schlafen, damit wir die ganze Nacht für uns alleine sind.“ Gerda sagte: „Mein liebes Schwesterle, es geht mir fast wie dir, obwohl ich beide liebe, bin ich ein Bisschen eifersüchtig. Sie sind schon lange zusammen. Ich bereite unser Abendbrot vor, denn zum Kaffee ist es zu spät. Ich habe einen Rührkuchen gebacken, der hält sich, denn können wir auch noch am Samstag, oder am Sonntag essen. Linde half ihrer Schwester in der Küche. Ich deckte den Tisch. Gerda fragte mich, was ich gerne trinken würde und ich sagte: „Vielleicht ein Bier.“ Gerda meinte, ich hätte einen Vogel. Da Gerda die Suppe und Maultaschen schon vorbereitet hatte, musste sie alles nur noch wärmen. Gerda klopfte an der Schlafzimmertüre und fragte leise, ob beide zum Essen kämen. Tina und Esther hatten ihre praktischen Wickelkleider angezogen, die damals Mode waren. Ich lehnte mich an Esther und sagte: „Ich rieche dich gerne.“ Tina und Esther bedankten sich, weil wir das Abendessen vorbereitet hätten. Esther streckte sich und meinte: „Es war ein sehr schöner Tag, aber heute Nacht wollen wir dich, liebe Gerda bei uns haben.“ Gerda sagte: „Ich freue mich, meine Schwester hat sich gewünscht, dass sie mit Louis mal alleine in meiner Wohnung übernachten möchte“, sie lachte, sprach weiter, „dann wird mein Bett eingeweiht.“ Linde und ich tranken Süßmost, der gerade anfing ein wenig zu reißen, wie man damals sagte, wenn Apfelsaft anfängt Most zu werden. Vielleicht hatte er auch schon ein wenig Alkohol, denn wir lachten viel. Tina, Esther und Gerda hatten Wein zum Essen getrunken und lachten ebenfalls. Gerda, Linde und ich spülten das Geschirr und räumten es abgetrocknet auch gleich wieder auf. Gerda deckte den Tisch für den nächsten Morgen. Dann küssten wir sie und rannten die Treppe rauf in Gerdas Wohnung. Ich sagte zu Linde, es ist fast als wären wir verheiratet. Wir haben unsere Wohnung und sind ein Ehepaar. Linde lachte und sagte: „Wenn du mein Mann wärsch, no dät i jetzt glei allmächtig mit dir schimpfe, weil du mit meiner Schwester fremd gange bisch. Do könnt i dir glei des Wellholz aufs Hirn schlage“. Sie nahm mich in die Arme und sagte: „Du bist ja nicht mein Mann, sondern mein Louis, komm mir springet glei ins Bett mitnander.“ Wir schmusten und vögelten, manchmal schliefen wir ein, wachten wir wieder auf und kuschelten. Linde musste pinkeln ich auch, wir schauten gegenseitig zu und schmusten weiter. Wir sahen durchs Dachfenster den Mond, ab und zu zogen Wolken an ihm vorbei. Linde sagte: „Der schaut uns zu und immer wenn wir merken dass er schaut, dann versteckt er sich hinter Wolken, aber daran kannst du sehen, dass auch Männer neugierig sind.“ Ich antwortete: „Esther sagte, in Frankreich wäre der Mond eine Frau, weil man la lune und die Sonne wäre ein Mann weil man le soleil sagen würde. Aber egal ob der Mond eine Frau und die Sonne ein Mann ist. Kuscheln können beide nicht, denn sie treffen sich nie. Schade, mit dir könnte ich jetzt immer so eng umschlungen liegen um an deiner Haut zu riechen.“ Wir schliefen wieder ein und wachten auf als Gerda uns weckte: „He ihr beiden Turteltäubchen, leider ist die Nacht vorbei und ihr müsst aufstehen. Hat euch mein Bett gefallen und habt ihr es richtig eingeweiht? Ich werde an euch denken, wenn ich das nächste Mal in meinem Bett liege“. Als wir ins Bad gingen sagte Gerda: „Ja ich glaube das ja kaum, geht ihr auch gemeinsam aufs Klo und gemeinsam Duschen, putzt ihr euch auch gegenseitig noch die Zähne?“ Linde lachte: „Ja natürlich, wir machen alles zusammen.“ Sie sagte zu mir: „Komm lass es uns ausprobieren, setzt du dich aufs Klo, ich setze mich auf denen Schoß und wir pinkeln gemeinsam“. Sie schlang die Arme um mich und drückte meinen Kopf an ihren kleinen Busen. Dann spürte ich wie ihr Bächlein über mein Geschlecht und meine Beine floss. Ich pinkelte an ihren Bauch. Anschließend duschten wir. Wir konnten uns tatsächlich auch gegenseitig die Zähne putzen. Als wir zum Frühstück kamen, nahm uns Tina in ihre Arme und sagte: „Beim nächsten Mal, wollen wir euch beide wieder dabei haben, es ist so schön, wenn wir auch mit euch schmusen und kuscheln können. Sie fasste mein Ding an und meinte, ich denke, es ist gewachsen“. Esther kam gerade zum Frühstück und hatte gesehen und gehört was ihre Freundin sagte und meinte: „Seit Louis das letzte Mal bei dir war ist es sicher gewachsen“, zu uns gewandt fragte sie: „Habt ihr ein wenig geschlafen oder habt ihr beide die ganze Nacht geschmust?“ Linde sagte: „Der Mond war neugierig, er sah uns durchs Dachfenster zu und wir überlegten, ob er, wie in Deutschland, ein Mann, oder wie in Frankreich, eine Frau ist.“ Esther fragte: „Wurde er rot, als er zusah, dann ist er sicher ein Mann, denn ich habe beobachtet, dass Lin oder Ros nie verlegen, oder rot werden. Das passiert nur Louis.

Nach dem Frühstück fuhren wir nach Larenbuch und holten in der Wohnung von Madame unsere Schulsachen. Nach der Schule brachte ich meinen Schulranzen nach Hause, umarmte meine Mutter und erzählte von der hübschen kleinen Wohnung die Gerda bei Dr. Tina hatte und wie glücklich sie in ihrem neuen Beruf wäre. Meine Mutter freute sich, dass alle Gerner Töchter bisher Glück in ihrem Leben hatten. Sie meinte, der liebe Gott hat schon ein besonderes Auge auf Gerners Familie. Sie sagte: „Gottes Wege sind manchmal eigenartig und oft unverständlich, ich hätte nicht gedacht, dass du die Aufnahmeprüfung ins Gymnasium bestehst und Lindtraud, die eigentlich besser lernt als du, durchfällt. Gott wusste, dass Lindtraud, die jetzt den Gerner-Hof erbt, kein Abitur braucht.“ Ich dachte über die Worte meiner Mutter nach und überlegte, wo Gott wohl gewesen wäre, als Gerda vom schrecklichen Seiler vergewaltigt wurde und ob er dabei zusehen konnte. Warum Gott Gerda bestrafte und ob er uns als Werkzeug benutzt hat, um den Seiler zu bestrafen. Ich hatte das Gefühl, dass Gott uns bei der Bestrafung nicht geholfen hat. Den Plan und die Durchführung verdankten wir Esther. Ich würde Esther fragen, weil meine Mutter die Geschichte nicht kannte. Wie alle Dorfbewohner, hatte meine Mutter die Geschichte durch Gäste im Ochsen erfahren und glaubte, der Seiler wäre von einem farbigen Amisoldat verhauen worden und dachte, den hätte Gott zur rechten Zeit geschickt. Meinen Geschwistern erzählte ich beim Mittagessen von Gerda und von unserem Bad im Lasinger Weiher und von unserem Schulausflug. Meine Mutter erzählte von der Elternsprechstunde. Meine Schwester überlegte warum unsere Lehrerin der Klasse die Busfahrt schenken würde. Sie meinte, es wäre eigenartig, normalerweise wären Menschen die Geld hätten und sogar reich oder wohlhabend wären oft geizig. Sie überlegte, warum Frau Kofer zu uns so großzügig wäre. Sie fand es auch eigenartig, dass sie ihrem Kleeblatt Kleidung, oder Schuhe schenkt. Meine Mutter erklärte meiner Schwester, dass es Menschen geben würde, die ohne Hintergedanken großzügig wären. Sie hätte mit Eltern in unserer Klasse gesprochen, die alle begeistert von unserer Lehrerin wären und fragte: „Dörte, warum bist du denn so misstrauisch.“ Meine Schwester überlegte und sagte: „Ich finde Louis Lehrerin auch sehr nett, idealistisch und engagiert, sie setzt sich für ihre Schulkinder sehr ein und warum ich misstrauisch bin, weiß ich nicht. Ich fand die Fotos und die Bilder, die sie in der Schule ausgestellt hat ganz toll. Wahrscheinlich hat sie mein Misstrauen nicht verdient. Ich wundere mich, dass sie sich gerade vier Schüler ausgesucht hat, die besonders nett sind und die sie fördert und ihnen Geschenke macht. Sie lernt mit euch, was macht sie noch mit euch? Du sagst, sie spielt manchmal mit euch, was spielt ihr denn?“ Ich erzählte meiner Schwester: „Sie spielt mit uns ganz normale Spiele, manchmal machen wir auch Gymnastik oder wir spielen, Hänschen piep einmal, wir turnen, wir haben auch schon probiert, wie lange wir auf einem Bein stehen können, oder mit einer Hand an ihren Ringen hängen können, wie viele Klimmzüge wir an den Ringen hinbekommen. Wir haben uns auch schon mit dem Kopf nach unten an ihre Ringe gehängt. Wir haben uns schon mit verbundenen Augen versteckt und gesucht.“ Alles klang für meine Schwester harmlos. Dörte stellte mir die heikle Frage und sagte: „Ihr duscht doch manchmal bei ihr, duscht ihr alleine oder schaut sie euch dabei zu?“ Ich sagte meiner Schwester, dass wir manchmal schon zu zweit geduscht hätten, aber ich wüsste nicht, ob unserer Lehrerin zugesehen hätte.“ Meine Schwester fand anscheinend nichts dabei, dass wir zu zweit oder zu dritt duschen. Sie sagte zu mir: „Achte mal darauf, ob Frau Kofer euch dabei zuschaut und fotografiert. Ich versprach meiner Schwester, darauf zu achten. Ich fragte meine Schwester und meinen Bruder, ob sie mit uns heute Nachmittag auf dem Holzplatz Eisenbahn spielen möchten, beide wollten nicht. Das Wetter war ordentlich, es war bewölkt und nicht zu heiß, als ich um zwei zum Holzplatz und zum Sägewerk rannte, war Hartmut da und Linde kam gerade angerannt. Sie hatte ihre dunkelblaue Bluse und den violetten, karierten Glockenrock an. Katharina hatte unterwegs Angelika getroffen und kam mit ihr zusammen. Katharina hatte glatte, schwarze Haare, die sie zu einem Zopf geflochten hatte, der auf ihrem Rücken baumelte. Sie hatte einen engen, roten, geschlitzten Rock mit einer gelben Bluse an. Sie war nicht richtig hübsch, sah aber interessant aus. Ihre Augen waren fast so schwarz wie ihre Pupillen. Sie sah älter aus und gefiel mir, weil sie fast erwachsen aussah. Ich konnte auch Hartmut verstehen, dem Angelika gefiel. Angelika hatte ein graublaues Kleid, das ein wenig an einen heutigen Jeansrock erinnert und einfach geschnitten war. Ich sagte ihr, sie hätte ein hübsches Kleid an, worauf sie meinte, dass ich schwindeln würde, es gefiel ihr nicht besonders, aber ihre Mama hätte es genäht und sie hätte wenig Kleider. Hartmut freute sich als sie kam und konnte wieder keinen vernünftigen Satz reden. Er lud mit mir gerade die kurzen und halben Baumstämme, die als Sitze dienten auf die Rollwägelchen. Reinhild und Rosa kamen gemeinsam. Rosanna trug ein kurzes, hellblaues Baumwollkleid mit kurzen Ärmeln und einem bunten Blumenmuster. Reinhild hatte ein Dirndl an, es stand ihr sehr gut. Reinhild, Linde und Rosa hatten eine kleine Tasche als Gepäck dabei und sahen aus wie Reisende. Ich begrüßte die Mädchen im Auftrag von Hartmut Poller, dem Chef der deutschen Bundessägewerksbahn und sagte: „Wir freuen uns, weil alle Reisenden hübsch angezogen sind. Wir haben interessante Reisen geplant. Ein Schnellzug fährt von Larenbuch über Kehl und Strasbourg nach Paris. Ein Eilzug fährt von Larenbuch über Stuttgart und Ulm nach München. Einige Personenzüge fahren über Hornfleeg nach Ofterburg.“ Ich hatte mich gerade auf den internationalen Schnellzug nach Paris vorbereitet, als Hartmuts Mutter kam. Sie brachte uns einen Krug mit Apfelsaft und Wurstbrote. Sie entschuldigte sich noch mal bei Angelika und sagte: Angelika, es hat mir sehr leid getan.“ Angelika sagte: „Frau Poller, ich freue mich, dass alles wieder normal ist.“ Ich nahm meine Schiebestange und legte sie an meine rechte Schulter an. Ich rief: „Bitte alles einsteigen, der Schnellzug fährt über Kehl, Straßburg, Verdun, Reims nach Paris.“ Da Hartmut noch zu aufgeregt war und stotterte musste ich auch seinen Zug ausrufen: „Bitte alles einsteigen, auf Gleis zwei fährt der Eilzug über Karlsruhe, Stuttgart, Ulm, Augsburg nach München.“ Die Bahnstationen hatte ich mir zu Hause im Atlas meines Bruders angesehen. Ich fühlte mich wie der Bahnchef. In meinen Schnellzug saßen Reinhild, Rosa und Linde. Bei Hartmut fuhren Katharina und Angelika. Wenn die Rollwägelchen in Schwung waren, rollten sie auf den Schienen, relativ leicht und waren, wie richtige Züge, ziemlich laut. Ich war gerade in Straßburg angekommen, als Alina, Sonja und Harald kamen. Sie sagten: „Wir haben die Rollwägelchen gehört, dürfen wir auch mitspielen.“ Ich verwies sie an Hartmut, dem seine Allmacht sehr gefiel. Er sagte und ich war überrascht, dass er sein Stottern abgelegt hatte, zu Alina: „Du darfsch doch sonsch nit mit Jungs schpiele, wieso denn heut.“ Alina sagte zu ihm: „I darf heut au nit, aber mei Mutter isch it da, on wenn du mi lesch, no kann i mitschpiele.“ Hartmut genoss seine Macht und sagte: „Aber wenn dei Mutter kommt no kriege mir vielleicht Ärger.“ Alina sagte: „Du kriegsch sicher kein Ärger, höchstens wir. Inzwischen war kam ihre kleine Schwester, Irina und rief, sie würde auch gerne mitfahren. Ich wollte weiter fahren und sagte zu Hartmut, er solle sie mitspielen lassen. Alina, Sonja und Irina wollten mit Hartmut fahren, deshalb stieg Katharina in Straßburg in unseren Zug. Beide Züge waren mit vier Mädels voll besetzt, deshalb musste Harald Fahrkarten verkaufen. In meinem Zug saß Linde und Katharina auf der rückwärtsgewandten Seite. Rosa und Reinhild saßen mit dem Rücken zu den beiden und schauten vorwärts. Als wir anfuhren fragte mich Katharina ob man beim Schieben schwer schuften müsse. Linde schaute sie an und sagte: „Du kannsch ja au mal Lockführer schpiele, dann merksch’s.“ Katharina wollte es testen, deshalb setzte ich mich neben Linde. Rosa lehnte ihren Rücken an mich und ihre Haare kitzelten meinen Hals. Katharina konnte mit der Schiebestange nicht schieben, sie bückte sich und stemmte sich gegen das Rollwägelchen, es fuhr langsam an. Linde hatte sich anders hingesetzt, drehte ihren Kopf zu mir und sagte lachend zu mir: „Gel du siehsch der Katharina au bis zum Bauchnabel.“ Wir waren in Paris, es war die Endstation mit einem Kopf- oder Sackbahnhof. Linde wollte mit mir noch eine Weile in Paris bleiben. Als Katharina sich wieder dem Rollwägelchen zu wandte, sagte Linde zu ihr: „Gel des isch gar nit so leicht, so einen Rollwagen zu schieben“. Katharina meinte: „Linde, es ist nur anfangs schwer, wenn der Wagen rollt, gehts leicht.“ Als Harald sah, dass im Zug noch zwei Plätze frei waren, fragte er, ob er noch mitfahren könne. Linde sagte zu ihm: „Du kansch scho mitfahre, aber du musch vorne sitzen, sonsch glotzt du, au die ganz Zeit der Katharina in ihr Kleid on kannsch ihr, wie mein Louis, bis zum Bauchnabel seh. Katharinas Bauchnabel hat ihn nit interessiert, aber ihre Glocke hen ihm gfalle, au wenn sie nit läutet.“ Reinhild und Linde lachten, denn sie hatten, als Katharina sich in Paris den Wagen schob, sofort gesehen, was Linde ansprach. Katharina sagte zu Linde: „Du bist gemein, du hättest mir sagen sollen, dass mir Louis in mein Kleid schaut“. Linde sagte: „Ich konnte doch nicht wissen, dass du es nicht bemerkt hast, außerdem dachte ich, es würde dir gefallen. Aber es erstaunt mich, dass du mit dreizehn schon solche Brüste hast, wahrscheinlich bist du älter.“ „Ach, Linde“, sagte Katharina, „warum bist du so garstig zu mir.“ Hartmut kam hinzu und sagte: „Wenn ihr blöde Weiber immer streitet, dann höre mir auf zu spielen.“ Linde schaute ihn unschuldig an und sagte: „Aber Hartmut, das war doch nur Spaß. Spielt weiter, wir wollen nachher noch unser Schleuderturnier durchführen. Louis und ich bereiten die Zielscheibe vor.“ Linde und ich überlegten, wo wir das Turnier durchführen wollten. Ich dachte, wenn wir auf dem Holzplatz schießen, könnte es Erwachsene sehen und denken, Schleudern wären für Kinder gefährlich. Nach der Gattersäge, in der Halle hatten wir noch gute zwanzig Meter, bis zum Ende des überdachten Sägewerks. Dort war nur ein Geländer, danach war alles offen. Es ging einige Meter runter bis zum Bach und zum Kanal, der die kleine Gattersäge antrieb. Jenseits des Baches war die befestigte Uferböschung und auf gleicher Höhe konnten wir die neue, geteerte Straße sehen, die durch das Dorf in Richtung Hornfleeg führte. Ich sagte zu Linde: „Wenn wir an das Geländer einige Bretter lehnen, dann können wir hier unsere Zielscheibe anbringen“. Linde und ich holten einige Bretter und lehnten sie an das Geländer. Mit einem Reißnagel befestigte ich die Zielscheibe, die ich aus Packpapier mit Buntstiften aufgemalt hatte. Die Scheibe hatte einen Durchmesser von etwa 60 cm, die Kreise waren deshalb ziemlich groß. Linde sagte: „Es sieht aus, wie ein indianischer Marterpfahl, man könnte auch einen Menschen da hin stellen. Wenn Katharina angebunden wäre, würde ich jedes Mal treffen.“ Ich sagte: „Linde, zum Glück bist du nicht so, wie du tust. Du könntest nicht auf Menschen schießen.“ Wir hörten, wie draußen die Rollwägelchen fuhren. Linde, zog mich in das kleine Büro von Hartmuts Vater und setzte sich auf den Tisch und nahm mich in ihre Arme. Sie hatte ihren Schlüpfer ausgezogen. Ich hatte sie auf den Ablagetisch in der hinteren Ecke des Büros gesetzt und legte einen Keil unter die Türe. Auf dem Bretterboden im Sägewerk hörte man jeden Schritt. Wir konnten kaum schmusen, weil wir durch die lauten Rollwägelchen abgelenkt wurden und auf eventuelle Schritte hören mussten. Als wir wieder auf den Holzplatz kamen, hatte Harald den Eilzug als Lockführer übernommen und Hartmut den Schnellzug. Hartmut und Harald wollten eine Pause machen. Wir können jetzt mit unserem Schleuderturnier beginnen. Rosa kündigte das Schleuderturnier an. Wir hatten seit Tagen passende Kieselsteine gesammelt. Hartmut und Angelika wollten nicht mitspielen. Hartmut wollte Angelika in dem kleinen Büro seines Vaters, das Fachwerkhaus zeigen, das er gebastelt hatte. Ich sagte zu Hartmut: „Die hintere Ecke des Büros kann man von keiner Seite sehen. Wenn jemand kommt, hüpfe ich dreimal, das Dröhnen des Holzbodens bemerkst du und ich schreie ganz laut bravo. Du kannst auch den kleinen Keil unter die Türe legen.“ Hartmut bedankte sich und nahm den kleinen Keil, den ich ihm gab. Wir hatten vier Schleudern, die von Hartmut, Rosa, Linde und von mir. Jede durfte testen, mit welcher Schleuder sie schießen möchte. Harald, Sonja und Irina wollten weiterhin Eisenbahn spielen. Ich sagte, sie könnten mit meinem Schnellzug fahren. Wir standen mit unseren Schleudern auf einem Brett, das wir im Sägewerk auf den Boden gelegt hatten. Zur Zielscheibe waren es etwa zwanzig Meter. Wir wollten in alphabetischer Reihenfolge schießen. Sonja sagte, sie hätte noch nie mit einer Schleuder geschossen, und meinte ich sollte doch beginnen. Ich schoss, der Stein klatschte auf das Papier und das Brett. Man sah den Abdruck im blauen Feld. Nach mir kam Rosanna, sie traf den roten Kreis in der Mitte. Reinhild, die eigentlich auch kein Interesse an einer Schleuder hatte, traf gerade noch die Zielscheibe. Linde, die inzwischen Übung hatte, traf ebenfalls ins Blaue. Sonja, die zum ersten Mal schoss, hatte beobachtet, wie Rosanna die Schleuder hielt und traf genau neben meinem Abdruck den blauen Ring, alle waren erstaunt. Katharina überraschte uns, sie traf neben Rosanna ins rote Feld. Sie sagte, ihr Vater, hätte ebenfalls eine Schleuder. Es ging in die zweite Runde, als wir den Postbus hörten, schoss gerade Rosa. Es gefiel mir, wie sie dastand und ihre Schleuder bis zum Äußersten spannte. Der Stein zerriss das Papier, er klatschte jedoch nicht auf das Holz, sondern traf genau die Ritze zwischen den beiden Brettern und donnerte jenseits des Baches, gegen den gelben Postbus. Ich rief: „Alle hinlegen, damit uns keiner sieht!“ Der Busfahrer und die Fahrgäste hatten den Schlag gehört. Der Busfahrer hielt und schaute sich um. Wir robbten uns vor bis zum Geländer und schauten auf die andere Straßenseite. Wir sahen die Fahrgäste, die teilweise ausgestiegen waren. Da es im Sägewerk ziemlich finster war, konnten uns weder der Busfahrer, noch die Fahrgäste sehen. Wahrscheinlich konnte man die kleine Beule, die der Stein im gelben Blech hinterlassen hat, kaum sehen. Der Busfahrer sah die Kinder auf dem Holzplatz und fragte, ob sie den Schlag auch gehört hätten. Sonja sagte: „wir haben nichts gehört.“ Busfahrer und Fahrgäste sahen uns glücklicherweise nicht. Sie stiegen wieder in Bus und fuhren weiter. Wir standen auf, sahen uns erleichtert an und lachten. Als wir uns umdrehten, kam Alinas Mutter, wie eine Furie auf ihre Tochter zugelaufen. Alinas Kleid war durch das Robben, im Sägewerk, etwas hoch gerutscht. Alinas Mutter schrie ihr Kind an: „Habe ich dir nicht verboten mit Buben zu spielen“. Hartmut hatte das Geschrei gehört, er kam aus dem Büro geschlichen und war froh, dass es nicht seine Mutter war. Alina sagte weinerlich: „Mutter, wir haben doch mit den Rollwägelchen Eisenbahn gespielt und schau mal wir sind sieben Mädchen und nur drei Buben. Es gefällt uns, bitte lass mich weiterspielen.“ Damals waren Mütter und Väter allmächtig und die meisten bestraften ihre Kinder, mit Schlägen. Frau Kling, eine böse Witwe, packte ihre Tochter im Genick und hob im Sägewerk einen Kantenstock auf, legte Ihre Tochter über einen Baumstamm und schob ihren Rock hoch, Alina rief: „Bitte, bitte zieh doch nicht meinen Rock hoch.“ Ihre Mutter schrie sie an: „Ja glaubsch i will nachher dein Rock bügle, i werd dir no dein Schlüpfer runter ziehe, on dir dein nackte Arsch versohle, dass du des schpürsch!“ Ich drehte mich um und nahm Harald mit, damit Alina nicht dachte, wir hätten bei der Bestrafung zugesehen. Alina schrie erst laut, dann immer leiser. Sie konnte, als ihre schreckliche Mutter aufhörte, nur noch jammern. Dann schrie ihr Mutter nach Irina, die schon weinte, als sie ihre Schwester auf dem Stamm liegen sah. Frau Kling legte die kleine Irina, die vielleicht zehn war, neben ihre Schwester und zog ebenfalls ihr Kleid hoch und versohlte mit dem Kantholz auch ihre kleine Tochter. Dann packte sie ihre beiden jammernden Kinder an der Hand, zerrte sie von dem Holzstamm und schlug ihrer Alina nochmals mit der Hand ins Gesicht und schrie sie an: „Jetzt wirsch dir hoffentlich merke, dass du künftig nicht mehr mit Jungs schpielsch.“ Alina antwortete weinend: „Aber Mutter, schau doch, bitte, es sind doch fast alles Mädchen.“ Ihre Mutter schlug ihr nochmals ins Gesicht und schrie sie an: „Aber es sin au drei Buben dabei!“ Sie gab ihr nochmals einen Klaps auf den Po und schrie sie an: „Und jetzt sei endlich still und komm heim!“ Rosanna hatte meine Schleuder gesehen und meinen Zorn bemerkt, sie nahm meine Hand, und sagte: „Bitte Louis, tu der bösen Frau nichts.“ Auf der Straße standen einige Nachbarinnen, die das Geschrei gehört hatten und der Szene zuschauten. Manche Weiber nickten beifällig, eine sagte den alten Bibelspruch: „Wer sein Kind liebt, züchtigt es.“ Eine andere sagte zu der weinenden Alina: „Ja, wer nit höre will, muss fühle.“ Rosa sagte: „Warum sind die Weiber so böse und Schadenfroh?“ Wir kamen uns hilflos vor, weil uns beide Mädchen leid taten und standen ziemlich betreten im Sägewerk. Nur Angelika und Hartmut waren vergnügt, sie hatten sich angefreundet und waren glücklich. Angelika hielt ihr neues Fachwerkhaus in den Händen, das Hartmut ihr gebastelt hatte, er lächelte. Ich denke, sie hatten im kleinen Büro geschmust. Wir gingen aus dem düsteren Sägewerk zum Holzplatz und überlegten, ob wir weiterspielen wollten, als wir das Auto unserer Lehrerin hörten. Frau Kofer hielt und stieg aus und schenkte uns Bäckerschnecken. Sie hatte ein dunkelgraues Kostüm an mit einer kurzen taillierten Jacke und einem engen Rock, dazu eine weinrote Bluse mit einer silbernen Halskette, an der eine winzige silberne Taschenuhr hing. Sie trug schwarze Strümpfe und schwarze Schuhe mit einem Keilabsatz. Mit ihrer schicken Sonnenbrille sah sie toll aus. Sie fragte: „Was ist geschehen? Ihr seht bedrückt aus.“ Wir wollten es alle gleichzeitig erzählen. Sie sagte: „Bitte nur eine, sonst verstehe ich nichts, Rosanna, bitte erzähle was geschah.“ Rosa erzählte von unserer Eisenbahn und von der Schleuder mit der sie den Postbus getroffen hätte und wie wir uns alle hingelegt hätten, damit uns keiner sehen konnte. Dann erzählte sie wie Frau Kling kam und ihren beiden Töchter schlug. Rosanna sagte: „Ich befürchtete, Louis würde sich überlegen, was er der bösen Frau tun könnte, ich hielt seine Hand.“ Frau Kofer setzte sich auf einen der Stämme, nahm meine Hand, strich über meine kurzen Haare und sagte: „Mein lieber Louis, du hast die Bestrafung als Unrecht empfunden und warst zornig. Gut dass du dich beherrscht hast. Versucht bitte euer Leben lang, den Zorn zu beherrschen. Zorn ist ein schlechter Ratgeber. Ein Mensch, der im Zorn handelt, denkt kaum nach, weil sein Verstand vom Zorn besiegt wurde. Oft lässt man sich zu einer Tat hinreißen, die man nicht zurücknehmen kann. Lernt immer euern Zorn zu beherrschen und überlegt mit kühlem Kopf und ohne Zorn, was ihr tun könnt. Dadurch seid ihr andern Menschen überlegen. Louis, bitte denk dein ganzes Leben daran, denn nicht immer steht eine Rosanna neben dir und hält deine Hand fest.“ Wenn wir nicht auf dem Holzplatz gesessen hätten, hätte ich meine liebe Lehrerin umarmt. Ich sagte es ihr und sie meinte: „Du kannst mich gerne in der Öffentlichkeit umarmen, es mach mir nichts aus.“ Sie konnte verstehen, dass ich es nicht wollte. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass sie bei der Erzählung von Rosanna ein leichtes lächeln um die Mundwinkel hatte, insbesondere als Rosanna erzählte, wie Frau Kling Alina den Schlüpfer auszog. Ich konnte es nicht deuten, denn ich liebte meine Lehrerin und streichelte ihre Hände, weil ich sie nicht in meine Arme nehmen wollte und sagte: „Frau Kofer, sie sehen toll aus und sind sehr geschmackvoll gekleidet, leider sehe ich ihre Augen nicht.“ Sie nahm ihre Sonnenbrille ab, an und fragte: „Bist du jetzt zufrieden?“ Ich lächelte und lehnte mich an sie. Sie legte ihren Arm um mich und meinte: „Ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der so verschmust ist, das mag ich an dir.“ Als wir gevespert hatten, wollte Frau Kofer mit meinem Schnellzug nach Paris und zurück reisen. Linde setzte sich neben sie. Mit dem Rücken zu den beiden hatten sich Katharina und Rosanna gesetzt. Reinhild hatte in unserem Zug kein Platz mehr und fuhr mit Hartmut nach München. Ich legte meinen Schiebestock zur Seite und sagte: „Dann kann ich schneller schieben.“ Linde meinte und du kannst auch besser schauen. Ich bückte mich und sah, dass meine Lehrerin schwarze Spitzenunterwäsche trug. Sie hatte ihre Beine soweit geöffnet, wie es ihr enger Kostümrock erlaubte. Linde hatte ihren Schlüpfer ausgezogen und bot ebenfalls einen reizvollen Anblick. Beide Fahrgäste lächelten mich an und betrachteten meine Lederhose. Von Paris fuhren wir wieder zurück. Ich schob den Zug diesmal von der anderen Seite. Rosa hatte ebenfalls ihr Höschen ausgezogen. Katharina wusste nicht, dass ich Rosanna nackt sehen konnte. Ich weiß nicht, ob Katharina bemerkte, dass ich unter ihren Rock sah. Sie hatte einen gelben Schlüpfer an, der rechts und links ihre schwarzen Haare zeigte, die Fahrt gefiel mir. Frau Kofer fragte: „Hartmut, ich nehme Linde mit, könnt ihr alleine aufräumen?“ Leise sagte sie: „Aber achte darauf, dass es keine Gerüchte gibt.“ Hartmut nickte, wahrscheinlich konnte er nicht antworten, ohne zu stottern. Von Linde verabschiedete ich mich, wie sich Erwachsene verabschieden, wir nahmen uns in die Arme und küssten uns auf die Wangen. Linde lachte mich an und fragte: „Louis, sitzen wir am Montag im Bus zusammen? Kannst du mir den Platz freihalten, weil ich später einsteige? Ich bringe für uns beide Vesper mit.“ Ich streichelte ihre Haare und sagte: „Ich halte dir den Platz nicht wegen der Vesper frei, sondern weil ich gerne neben dir sitze.“

Als Frau Kofer mit Lindtraud weggefahren war, kam Alina vorbei und sagte: „Leider kann ich euch beim Aufräumen nicht helfen, weil mich meine Mutter sonst verhauen würde. Ich möchte mich nochmals bei euch bedanken, ich schäme mich, weil meine Mutter meinen Schlüpfer ausgezogen hat. Ich sagte: „Alina, ich fand das schlimm, aber du musst dich nicht schämen, denn du kannst nichts dafür, ich habe Harald extra zur Seite genommen, Hartmut war im Büro, von den Jungs hat dich keiner gesehen.“ „Deshalb möchte ich mich bei dir bedanken, denn ich sah, dass du mit Harald weggegangen bist. Leider muss ich mich beeilen, denn ich muss einkaufen und wenn ich länger brauche, schimpft meine Mutter.“ Als wir die Rollwägelchen und das Sägewerk aufgeräumt hatten, sagte ich zu den Mädels: „Ich begleite euch nach Hause.“ Hartmut sagte: „Ich bringe Angelika heim, dann müsst ihr nicht ins Hörnle.“ Wir brachten zuerst Reinhild nach Hause. Ihre Mutter fragte uns, ob wir noch reinkommen möchten. Ich bedankte mich und sagte, unsere Eltern würden auf uns warten. Rosa sagte: „Katharina, ich kann kaum glauben, dass du erst dreizehn bist, du siehst älter aus.“ Beim Verabschieden zog mich Rosa in Hausflur, als sie nach oben schaute und niemand auf der Treppe sah, küsste sie mich. Katharina schaute mich an und sagte: „Wenn du Zeit hast, können wir irgendwo hingehen, mein Vater kommt erst später nach Hause.“ Ich überlegte und fragte: „Katharina, wir können spazieren gehen und uns unterhalten, oder etwas spielen, was vielleicht verboten ist?“ Katharina hatte mich wohl verstanden, äußerte sich jedoch nicht. Ich sagte: „Katharina, du gefällst mir, ich würde gerne mit dir etwas verbotenes spielen, du könntest mir sagen, ob es dir gefallen würde.“ Katharina lachte und sagte leise: „Louis, ich würde vielleicht so etwas mit dir spielen, aber es darf uns niemand sehen und niemand erfahren. Du weißt, wie schnell über Flüchtlinge getratscht wird. Wir können nicht zu mir nach Hause, weil meine Schwester zu Hause ist.“ Ich sagte: „Wir können ungestört spielen, ohne dass es jemand sieht, aber du darfst den Platz auch nicht sehen.“ „In Ordnung“, sagte sie, „ich mache die Augen zu.“ Ich antwortete: „Katharina, das reicht nicht, denn ich kann nicht wissen, wann du die Augen öffnest. Ich kann dir die Augen nicht verbinden, weil es komisch aussieht, wenn uns jemand begegnet.“ Sie schaute mich an und fragte: „Was machen wir dann?“ Ich sagte: „Du gefällst mir, ich sagte meiner Mutter, dass ich heute spät heim komme, weil ich nach unserem Spiel, mit einer Klassenkameradin noch für die Schule lerne. Wenn du willst, dann setze ich dir eine alte Brille von meiner Mutter auf. Ich habe sie eingecremt, du wirst kaum was sehen und wenn du sie abnimmst, begleite ich dich heim.“ Katharina schaute mich fragend an und sagte: „Hast du es etwa geplant und hast du gewusst, dass ich mit dir Sex mache?“ „Ich habe es weder gewusst, noch geplant“, antwortete ich, „ich habe es gehofft und überlegt, wo wir ungestört wären. Mir kam die Idee mit der Brille, weil es eine Wohnung ist, von der niemand wissen darf.“ Katharina sagte: „Eigentlich bist du unmöglich und vielleicht sollte ich nicht mit dir gehen, aber du interessierst mich und ich neugierig bin.“ Beim Vereinshaus, setzte ich Katharina die Brille auf und sagte: „Du solltest die Augen schließen, durch die eingecremte Brille siehst du nur verschwommen.“ Katharina antwortete: „Ich kann wirklich nichts sehen“, sie dreht den Kopf zu mir, „nicht mal dich, hast du die Brille getestet, bevor du sie mir aufgesetzt hast?“ Ich wollte sie führen, sie meinte jedoch: „Das geht nicht, es sieht doof aus, wenn wir händchenhaltend durch unser Dorf gehen, ich lege meine Hand auf deine Schulter und hinke ein wenig, wenn uns jemand sieht, erklären wir, ich hätte den Fuß verstaucht. Du musst mir sagen, wenn ein Stein oder sonst etwas im Weg liegt.“ Wir gingen weiter, es war für uns nicht einfach. Ich führte Katharina wie eine Blinde und erklärte ihr ständig den Weg. Glücklicherweise war es nicht weit und es kamen uns nur eine Nachbarin entgegen, die sich wunderte. Ich grüßte und sagte: „Frau Kluschmann ich habe meine Schulkameradin, Kathi Knecht, vom Arzt abgeholt, wegen ihrer Schielbrille sieht sie schlecht und ist gefallen.“ Als wir weitergingen, fragte Katharina: „Warum habe ich einen anderen Namen?“ Ich sagte: „Frau Kluschmann, unsere Nachbarin könnte möglicherweise meiner Mutter erzählen, mit wem sie mich gesehen hätte, dann wäre es sinnvoll, wenn sie nicht wüsste, dass Katharina Warlau eine Schielbrille hätte.“ Katharina lachte und sagte: „Eigentlich muss man sich vor dir in Acht nehmen, du bist sehr durchtrieben.“ Als wir in der Schule, an den unteren Treppenstufen waren, bat ich Katharina sich hinzusetzen und zu warten, bis ich aufgeschlossen hätte. Ich ging mehrere Stufen auf und ab um zu sehen, ob Katharina die Brille abnahm. Ich bemerkte, dass sie die Brille durch Kopfbewegungen verschieben wollte. Als sie bemerkte, dass ich neben ihr stand, erschrak sie, ich sagte: „Du bist dabei, dein Versprechen zu brechen.“ Katharina sagte: „Es tut mir leid, ich bin so schrecklich neugierig.“ „Katharina“, sagte ich, „bitte, bitte, lass die Brille auf, wir müssen sonst verzichten.“ Sie versprach es, ich rannte die Treppe hoch, nahm aus dem Geländer den Schlüssel, schloss auf und versteckte den Schlüssel wieder. Dann holte ich Katharina ab und ging mit ihr in die Wohnung und ins Gastzimmer. Ich nahm ihre Brille ab und sagte: „Katharina, du musst mir jetzt erneut versprechen, dass du das Zimmer nicht verlässt.“ Katharina versprach es mit Ehrenwort. Sie war von dem Zimmer und der Einrichtung begeistert und sagte: „Ich glaube ich bin im Paradies. Ich wusste nicht, dass es auf unserer Erde ein solches Zimmer gibt. Du kannst mir zu der Wohnung sicher nichts sagen, ich habe nicht gewusst, dass du einen Schlüssel zum Paradies hast.“ „Komm liebe Katharina“, sagte ich, „ich möchte gerne mit dir spielen.“ Ich öffnete ihren Rock und zog ihn über ihren Kopf. „He“, sagte sie, „wie weißt du, dass man Röcke übern Kopf zieht.“ Ich öffnete ich ihre Bluse und zog sie aus. Katharina zog ihr Höschen aus, sie hatte schwarze, gelockte Schamhaare, auch unter ihren Armen. Ihre Beine und ihre Arme hatten ebenfalls kurze schwarze Haare. Sie sah mich an und fragte: „Gefällt dir, was du siehst?“ Ich nahm sie in meine Arme und sagte: „Du siehst toll aus und wenn du magst, möchte ich gerne mit dir kuscheln“ Katharina antwortete: „Louis, ich schlafe gern mit dir, bitte hilf mir, beim Ausziehen, ich kenne mich mit der Kleidung von Jungs nicht aus.“ Als wir nackt waren streichelte ich sie und sagte: „Ich kann kaum glauben, dass du erst dreizehn bist. Du siehst erwachsen aus.“ Katharina öffnete ihren Zopf, kitzelte mich mit ihren offenen Haaren und fragte: „Was denkst du, wie alt ich sein könnte?“ Ich überlegte, schmuste mit ihr, und antwortete: „Vielleicht bist du sechzehn.“ „Nein, so alt nicht ganz, ich bin fünfzehn“, meinte sie, „ich verrate dir mein Geheimnis, bitte versprich mir, mit deinem Ehrenwort, dass du es niemand erzählst.“ Ich versprach es und sie erzählte: „Louis, durch Krieg, Flucht und verschiedene Lager, in denen wir lebten, konnte meine Schwester und ich in keine ordentliche Schule gehen. Mein Vater meinte, in dem Schwarzwalddorf könnte ich einen vernünftigen Schulabschluss machen. Eigentlich wäre die Schulpflicht mit 14 Jahren zu Ende. Mein Vater hat bei der Anmeldung auf dem Rathaus erzählt, alle Ausweise und Papiere wären auf der Flucht verloren gegangen. Er hat uns Kinder jünger angemeldet, damit wir noch einige Jahre zur Schule gehen können. Unsere Lehrerin ist die Einzige, die mein Alter kennt. Sie war bei der Schuluntersuchung dabei und fragte mich, wie alt ich tatsächlich wäre, da sagte ich es ihr.“ Frau Kofer sagte: „Katharina, von mir erfährt niemand dein Alter, ich freue mich, dass du in meiner Klasse bist.“ Katharina nahm mich in ihre Arme und sagte: „Sie ist die beste und netteste Lehrerin, die ich in den unterschiedlichsten Schulen erlebt habe, ich bin froh, dass ich zu ihr in die Klasse gehe. Ich finde es schade, dass du nach den Ferien nicht mehr in unserer Klasse bist. Wollen wir uns unterhalten, oder möchtest du mich vögeln?“ Ich lachte und sagte ihr: „Du bist sicher Jungfrau, deshalb werden wir so kuscheln und schmusen, dass wir einen Orgasmus bekommen.“ „Ich bin schon lange keine Jungfrau mehr“, meinte sie, „wir können richtig vögeln und ich habe meine unfruchtbaren Tage, deshalb musst du nicht aufpassen.“ Wir schmusten, als ich bemerkte wie sie ihren Orgasmus bekam, ließ ich mich fallen, ich ejakulierte auf ihren Bauch und legte meinen Kopf auf ihren Busen und an ihren Hals. Als wir uns streichelten, bemerkte ich, wie Katharina mit ihrer Hand mein Sperma in ihre Spalte strich. Ich fragte: „Kathi, was machst du? Wenn es dumm läuft, könntest du ein Baby bekommen.“ Kathi lachte und antwortete: „Ich sagte dir, dass ich derzeit unfruchtbar bin, es gefällt mir, dein Ejakulat anzufassen.“ Wir streichelten uns und fingen wieder an zu reden. Es interessierte mich, mit wem sie schon geschlafen hätte und warum sie keine Jungfrau wäre. Sie sagte: „Du hast sicher schon gehört, dass Frauen auf der Flucht vergewaltigt wurden.“ Ich schaute sie an und sagte, aber du bist noch ein Kind und keine Frau. Und der Krieg ist schon seit sechs Jahren zu Ende, man kann doch keine Kinder vergewaltigen.“ Katharina weinte und sagte: „Ich werde dir mal alles erzählen, aber wenn ich jetzt anfange, dann heule ich den ganzen Abend und wir haben das schöne Zimmer umsonst, denn heulen und Geschichten über Krieg und unsere Flucht, kann ich dir auch erzählen wenn wir spazieren gehen. Ich möchte lieber noch ein wenig mit dir zärtlich sein und schmusen. Warum hast du dein Sperma auf meinen Bauch gespritzt, obwohl ich dir sagte, dass ich unfruchtbare Tage habe.“ Ich schob mein Mitleid, das ich mit Katharina bekam beiseite und schmuste mit ihr. Ich sagte: „Ich wollte sicher sein, weil unfruchtbare Tage für Mädchen unsicher sind.“ „Lieber Louis“, sagte Katharina, „jetzt habe ich ein Problem, ich muss pissen.“ Ich überlegte und sagte: „Ich werde dir die Augen verbinden und dich zur Toilette führen.“ Katharina antwortete: „Ach Louis, denkst du, ich wäre beschränkt? Du bringst mich blind in ein Gebäude, das ich sehr gut kenne, weil ich jeden Tag in diesem Gebäude bin. In allen Flüchtlingslagern gab es Orte mit Schulen, deshalb ging ich in viele verschiedene Schulen, alle rochen nach Schule. Als ich hörte wie die schwere Türe unten zufiel und die Luft einatmete, wusste ich, dass wir in der Schule sind. Wir sind viele Stufen hochgestiegen und als du eine Türe aufgeschlossen hast, überlegte ich, wo wir in dem Schulgebäude wohl sein könnten. Ich dachte wir wären vielleicht auf dem Dachboden. Als du mir die Brille abnahmst, war ich in einem wunderschönen Zimmer. Deshalb weiß ich, dass du unserer Lehrerin, bei der ihr Nachhilfestunden habt, einen Schlüssel geklaut und versteckt hast und jetzt lass mich bitte zur Toilette.“ Ich war fix und fertig, stand auf, zeigte ihr das Badezimmer. Ich war immer noch ganz belämmert und malte mir aus, was sich in meinem Leben ändern könnte. Katharina umarmte mich, drückte mich an sich und sagte: „Mensch Louis, es ist doch kein Problem, ich erzähle es keinem Menschen, du musst dir deshalb keine Gedanken machen, bitte lass mich jetzt pissen.“ Ich fragte: „Darf ich dir zusehen?“ Katharina nickte, genierte sich jedoch etwas. Dann fragte sie: „Können wir vielleicht duschen, oder baden?“ Da es relativ spät war, duschten wir. Ich versprach Katharina: „Wenn wir mehr Zeit haben können wir auch mal baden.“ Sie erzählte mir, dass sie sich kaum noch vorstellen konnte, wie es wäre, sich in eine Badewanne zu legen. Als ich dies hörte, dachte ich, dass man sich nicht unbedingt von der Uhrzeit abhängig machen soll, deshalb nahm ich Katharina in meine Arme und sagte: „Komm, wir baden, wir haben zu Hause auch keine Dusche und kein Bad.“ Ich wollte meine Lehrerin nicht ausnutzen, kippte aber von dem schönen Badeschaum ein wenig in das Badewasser. Als wir gemeinsam in der Badewanne lagen, sagte Katharina: „Wie kann man in einem solchen Luxus leben, weißt du woher unsere Lehrerin reich ist? Mein lieber Louis, ich würde am liebsten in dieser Badewanne mit dir sterben.“ Katharina küsste mich und spielte mit mir. Ich gab Katharinas Streicheleinheiten zurück und sagte: „Ich weiß nicht woher Frau Kofer reich ist, ich weiß jedoch, dass sie damit viel Gutes tut. Wenn alle reichen Menschen Gutes tun würden, wäre es auf der Welt schöner, weil es weniger Arme geben würde.“ Als wir uns abgetrocknet hatten, zeigte ich Katharina die Wohnung. Katharina war begeistert, sie fragte mich, ob ich wüsste, was in dem abgeschlossenen Zimmer wäre. Ich sagte ich wüsste es nicht. Wir hielten uns noch mal ganz fest in den Armen, dann zogen wir uns an. Wir erzählten uns gegenseitig wie schön es war. Ich ließ Katharina in dem Glauben, dass ich den Schlüssel geklaut hätte, als wir die Treppe hinunter gerannt waren, sagte ich: „Ich vergaß die Türe abzuschließen“ und rannte hoch, um den Schlüssel wieder zu verstecken. Ich begleitete Katharina nach Hause und bat sie, von sich zu erzählen. Sie sagte: „Louis, der Weg ist zu kurz, aber ich werde dir, wenn wir Zeit haben, mehr erzählen und muss dabei sicher einen Bach voll Tränen weinen, wenn du das erträgst, erzähle ich es dir.“ Inzwischen waren wir bei ihr zu Hause. Da wir uns nicht alleine fühlten, drückte ich nochmals fest ihre Hand und sagte: „Es war sehr schön mit dir.“ Katharina sagte: „Das sagst du sicher auch Rosa und Linde.“ Ich sah sie an und sagte: „Du hast recht und es stimmt auch, trotzdem ist es mit dir anders und auch anders schön als mit Linde oder mit Rosa.“ Danach rannte ich nach Hause. Meine Mutter meinte, es wäre heute spät geworden. Ich erklärte ihr: „Wir haben zunächst auf dem Holzplatz und im Sägewerk, Eisenbahn gespielt und danach hat mich Katharina Warlau gefragt, ob ich ihr noch etwas zeigen könnte, was wir bei Frau Kofer gelernt hätten, weil sie auf der Flucht, nicht viel lernen konnte, deshalb lernten wir gemeinsam. Meine Mutter freute sich, dass ich Wissen an ein Flüchtlingsmädchen weitergab. Ich ging in mein Zimmer, und erzählte meinem Tagebuch, warum Katharina meine Gedanken verwirrte. Mein Tagebuch konnte keine Fragen beantworten. Ich ging ins Bett, um über Katharina nachzudenken. In dieser Nacht hatte ich eigenartige Träume, in denen ich mich selbst auf der Flucht befand.

Mein Bruder und meine Schwester konnten an dem Sonntag nicht zur Schtond, ich glaube sie waren in Schailberg, weil sie eine Veranstaltung im Gymnasium hatten. Wie jeden Sonntag, ging ich nach der Kirche und der Kinderkirche, mit meiner Mutter zu Gerners zum Mittagessen. Unterwegs fand ich an einem Haselnussstrauch eine wunderschöne Astgabel, die sich sehr gut für eine Schleuder eignete. Ich nahm mein Taschenmesser und schnitt den Zweig mit der Astgabel ab. Ich verkürzte die Zweige, steckte die Schleudergabel in den Rucksack, den meine Mutter heute trug, sonst trug ihn mein Bruder. Wir nahmen ihn mit, weil uns Bauern meist Lebensmittel schenkten. Bei Gerners war diesmal eine größere Tafel. Beide große Schwestern von Linde waren zu Besuch. Gerda erzählte: „Ich bekam eine Sondergenehmigung für den Führerschein. Meine Chefin überließ mir ihr Auto, weil Esther sie mit ihrem Renault besuchte, braucht sie ihr Auto nicht.“ Gerda hatte mit dem VW von Dr. Tina ihre Schwester im Ochsen abgeholt, um mit ihren Eltern gemeinsam zu Essen. Erika hatte die Mahlzeit in großen Töpfen vom Ochsen mitgebracht. Es gab Gaisburger Marsch, eine meiner Leibspeisen und zum Nachtisch eine Schokoladenkreme. Erika sagte zu mir: „Mensch Louis, bist du groß geworden, mein Vater hat erzählt, dass du in den Ferien meiner Schwester wieder hilfst. Du kannst diesmal das Zimmer von Gerda für dich alleine haben. Gerda sagte zu mir: „Das finde ich klasse, dass du meiner Schwester wieder beim Kühe hüten hilfst, seit ich mit dem Auto meiner Chefin fahren darf, kann ich euch manchmal besuchen. Mein Vater zeigt dir sicher das Fahren mit unserem neuen Traktor.“ Die drei Töchter räumten die Küche auf. Ich hätte gerne geholfen, aber die Schwestern wollten alleine sein, sie hatten sich viel zu erzählen, aus Neugier versteckte ich mich und hörte wie sie zu Linde sagten: „Linde, wir freuen uns alle, dass du gerne Bäuerin bist und den Hof unserer Eltern weiterführst. Liebe Linde, wir sind beide ungern Bäuerinnen und sind nicht auf das Erbe angewiesen, unser Hof ist nicht groß, aber er kann dich und später deine Familie ernähren. Wenn du unser Erbe auszahlen würdest, müsstest du Wiesen oder Felder verkaufen, dann wäre die Existenz gefährdet. Deshalb haben wir drei Schwestern beschlossen, dir unser Erbe zu schenken und uns mit dir zu freuen, dass du als tüchtige Bäuerin unsern elterlichen Hof weiterführst. Wir haben auch mit unsrer Schwester, die heute nicht zur Schtund kommt, gesprochen. Wir gehen demnächst zum Notar um alles zu regeln. Linde weinte und sagte: „Ich weiß nicht, wie ich mich bei euch bedanken kann. Ihr habt recht, ich wollte immer Bäuerin werden und hatte nie einen andern Berufswunsch. Ihr wisst, dass ich gut rechnen kann, deshalb dachte ich, wenn ich Felder oder Wiesen verkaufen müsste, um euch euren Erbteil auszubezahlen, könnte ich unsern schönen Bauernhof nicht mehr erhalten. Ich müsste dann einen Bauern heiraten, weil ich mir keinen andern Beruf vorstellen kann. Ich verspreche allen meinen Schwestern, dass ich mich sehr anstrenge, um euch einen Teil eures Erbes in Raten zu bezahlen.“ Die Schwestern umarmten sich. Erika sagte: „Mein liebes Schwesterle, in unsrer Familie können alle Mädchen gut rechnen. Ich weiß schon lange, dass die Erbteilung bei den Höfen in Württemberg dazu führte, dass die Existenz vieler Bauern gefährdet ist. Einige suchten einen Nebenerwerb, oder sie haben etwas erfunden, andere mussten ihren Hof aufgeben und ihr Geld anderweitig verdienen. Leider liegt unser elterlicher Hof noch in Württemberg und wurde deshalb seit Generationen immer kleiner. Wenn er fünf Kilometer weiter südlich gelegen hätte, würden unsere Eltern einen großen Hof mit viel Land und Wald bewirtschaften. Die badischen Bauern hatten diese Erbteilung nicht, deshalb sind die Bauernhöfe groß und ihre Besitzer reich geblieben. Wenn man gut wirtschaftet, reicht der Hof unsrer Eltern, um davon leben zu können. Wir sind sicher, dass du gut wirtschaftest und unsern Hof erhalten wirst. Wir Schwestern sind in unsern Berufen sehr glücklich und verdienen genügend Geld. Wenn es notwendig sein sollte helfen wir uns gegenseitig. Mein Schorsch und ich brauchen von dir kein Geld.“ Gerda umarmte Linde und sagte: „Du weißt dass ich ebenfalls glücklich in meinem Beruf bin, ich bin dir dankbar und freue mich, wenn du den Hof unsrer Eltern weiterführst, du liebst die Landwirtschaft und wirst sicher die beste Bäuerin. Ich brauche auch kein Geld von dir und werde dich, wenn ich Urlaub habe, oft besuchen, um mit dir zu tratschen und dir zu helfen. Es wäre tragisch, wenn du einen Bauern heiraten müsstest, um deinen Lieblingsberuf auszuüben. Ich weiß doch, dass du deinen Louis liebst, der keine Wiesen und Felder hat.“ Linde weinte immer noch vor Glück und sagte: „Gerda, du hast recht, Louis und ich lieben uns. Trotzdem weiß ich nicht, ob ich ihn heiraten kann. Als Esther mit dir über Eifersucht gesprochen hat, sagte sie zu dir, sie wäre ein Schmetterling, Louis ist ebenfalls ein Schmetterling, wenn er bei mir ist, liebt er mich zärtlich und wenn er bei Rosanna ist, liebt er sie genauso. Ich glaube, dass ich meine Eifersucht nicht verliere. Meine besten und liebsten Schwestern, ihr wisst, wenn man einen Schmetterling in die Hand nimmt und seine Flügel festhält stirbt er, weil er nicht mehr zu andern Blumen fliegen kann.“ Erika sagte: „Meine liebe, kleine Schwester, was bist du doch für ein kluges Mädchen. Da du noch sehr jung bist und viel Zeit zum Nachdenken hast, kann sich in der langen Zeit noch vieles ändern. Ich wünsche dir und Louis zunächst schöne gemeinsame Ferien. Ihr werdet mit den Kühen von Seilers eine große Herde hüten und könnt euch viele Nächte lieben. Wenn du deine Periode bekommst, musst du aufpassen, dass du nicht schwanger wirst. Bitte achte drauf, dass unsere Eltern nicht bemerken, wie intim du mit Louis bist. Du würdest sie enttäuschen.“ Gerda lachte und sagte: „Erika, unsere kleine Schwester ist sehr erfahren. Sie weiß, dass Louis den Interruptus beherrscht, Beide sind schlau, unsere Eltern werden nie bemerken, dass ihre Jüngste eine Sexbeziehung mit Louis hat.“ Als Lauscher an der Wand, freute ich mich, weil Lindes Schwestern auf ihr Erbe verzichten, damit Linde ihren Bauernhof bekam. Gleichzeitig schämte ich mich, weil ich gelauscht hatte. Ich nahm mir vor, besonders lieb zu ihr zu sein.

Gerda sagte, heute fahre ich euch zur Stunde, ich fahre zweimal. Zuerst fahre ich meine Eltern und Tante Martha (meine Mutter), bei der zweiten Fahrt kann ich Erika, Louis und Linde mitnehmen. Erika erzählte wie sehr sich ihre Eltern auf ihr Enkelkind freuen würden, das sie bald bekäme. Gerda hat ihre Schwester zur Untersuchung bei Dr. Tina abgeholt. Anscheinend war alles in Ordnung. Linde sagte zu mir: „Mensch Louis, stell dir vor, ich werde Tante.“ „Schade“, antwortete ich, „meine Schwester ist noch zu jung, ich kann noch nicht Onkel werden. Du bist sicher eine tolle Tante, wenn du das Kind mitbringst, können wir mit ihm spielen.“ Linde lachte und meinte: „Du darfsch dem Baby die Windeln wechseln, denn schpiele kasch no nit, es isch a Baby.“ Gerda war zurückgekommen und hielt mit dem beigefarbenen VW neben uns. Gerda sagte zu mir: „Du kansch vorne sitzen, dann zeige ich dir, wie man Auto fährt.“ Sie zeigte mir, wie die Gänge bei einer H Schalung liegen und wie man Gas gibt, bremst und kuppelt. Sie sagte: „Wenn ich nachts fahre, muss ich den Abblendschalter mit dem linken Fuß bedienen, damit der Gegenverkehr nicht geblendet wird. Oft ist es ungünstig, wenn ich gerade die Kupplung trete, kann ich nicht abblenden. Es wäre günstiger, wenn man mit einem Handschalter abblenden könnte. Schau, hier ist der Winker. Ein beleuchteter Winker klappte hinter der Türe aus einer Mulde und zeigt, dass man abbiegen will. Esthers Renault hatte eine Treibstoffanzeige, die suchte ich beim VW vergeblich. Gerda sagte: „Rechts, neben dem Gaspedal, in der Mitte ist ein Benzinhahn, wenn der Motor anfängt zu stottern, muss ich den Hebel umlegen, ich versuche es mit dem Fuß, der Motor bekommt dann vom Reservehahn nochmals sechs Liter Benzin, damit kann ich bis zur nächsten Tankstelle etwa 50 km fahren. Natürlich ist es blöd, wenn ich gerade einen Lastwagen überhole und mein Motor fängt an zu stottern, dann muss ich bremsen, oder ganz schnell mit meinem rechten Fuß den Hebel finden und wieder Vollgas geben. Inzwischen schreibe ich beim Tanken den Tachostand auf, dann weiß ich, dass ich nach 300 km tanken muss. Beim Renault war die Hupe an einem Hebel am Lenkrad. Beim VW war die Hupe in der Mitte des Lenkrads, das fand ich praktischer. Ich fragte Gerda, wie viel PS der VW hatte. „Das weiß ich doch nicht“, sagte sie, „aber im Handschuhfach liegt eine Betriebsanleitung, da steht es sicher darin“. Der VW hatte damals 28 PS und verbrauchte auf 100 km 11 bis 12 Liter Benzin. Gerda freute sich, weil sie sich mit mir über das Auto und das Fahren unterhalten konnte. Diesmal war die Stunde beim Schlader-Bauer. Die Bauern waren erstaunt, weil Gerda mit einem neuen VW fahren durfte. Manche fanden es problematisch, wenn Frauen Auto fuhren, sie meinten, Frauen könnten es nie richtig lernen. Einer sagte zu Gerda: „Wenn i dei Chef wär, no dät i dir mei Auto nit geh. Du bisch doch au für den Führerschein no viel z’ jung.“ Gerda lachte und sagte: „Wenn du mein Chef wärsch, no dät i glei kündige, denn bei dir dät i des nit lang aushalte, on dei Auto wollt i au gar nit fahre, aber damit du mir au glaubsch, zeig i dir mein Führerschein.“ Alle schauten sich das graue Papier an. Sie konnten es kaum fassen, dass ein so junges Mädchen den Führerschein hatte. Der Gerner war stolz auf seine Tochter, als der Senders-Bauer sagte: „Ja da sin alle wieder neidisch auf den Gerner. Erscht hen sie gsagt, er wär nit imschtand ein Kerle für sein Hof zu kriege, on jetzt hat dr Gerner lauter tüchtige Mädle, die oft mehr könnet als mancher Kerle. Schaut euch d' Erika an, was die Frau aus dem Ochsen in der kurze Zeit gmacht hat. Als d' Erika ein Biergarten anglegt hat, hen d' Männer gsagt, es wär en Quatsch, on heut schtaunet se, wie die Leut am Wochenende im Biergarten sitzet, on ich han gschtaunt, als i im Ochse a Bier tronke han, on den Deich-Bauer mit em Schondel-Bauer on em Holz-Bauer im Biergarten troffe han. On am beschte hat mir‘s gfalle, dass ausgrechent der Ankerwirt, der bloß 200 Meter entfernt isch, on sich über den Biergarten fascht z' tot glacht hat, jetzt au en Biergarten anlegt. Aber meine liebe Brüder on Schwestre im Herrn, wenn ich ein von euch beim Ankerwirt seh, dem kündige ich meine Freundschaft, denn der Ankerwirt isch katholisch un kein Glaubensbruder. Ich muss scho sage, da hat der alte Ochsenwirt Glück g'habt, dass er so a tüchtige Schwiegertochter kriegt hat. On im junge Ochsenwirt sieht mer an, dass er in sei Erika verliebt isch. Mei Frau war kürzlich bei Gerdas Chefin, d' Frau Dr. hat gsagt, sie hatte noch nie so a tüchtige Schprechschtundehilfe un sie würde d' Gerda nie mehr fort lasse. Un jetzt kommt des Mädle scho mit dem VW ihrer Chefin zur Schtond.“ Der Senders-Bauer klopfte dem Gerner auf die Schulter und sagte: „Ha Gerner, do kasch scho Schtolz sei auf deine hübsche Töchter, aber dass sie so hübsch sin, das liegt nit an dir, das verdanksch deiner Frau, un jetzt musch bloß no für die Linde sorge, on die hat ihr Herz au uf em rechte Fleck, die wird sicher genauso tüchtig wie deine andre Töchter. On wenn du unsern Herrgott bittesch, no wird se sicher a tüchtige Bäurin on macht was gscheits aus deim Hof.“ Alle Glaubensbrüder und Schwestern lachten und gratulierten Gerners. Linde und ich konnten uns diesmal von der Stunde nicht drücken. Wir saßen mit den Erwachsenen auf den Schrannen und hörten zu. Der alte Schondel-Bauer stand auf und sagte: „Ja meine liebe Brüder und Schweschtre im Herrn, in der Bibel schteht wörtlich gschriebe, „das Weib schweige in der Gemeinde.“ Leider hält sich keiner mehr dra, erscht hat mer de Fraue s' Wahlrecht gebe, on jetzt fahret se Auto, on irgendwann, wenn dr Adenauer gschtorbe isch, no wird a Frau womöglich Bundeskanzlerin on regiert uns in Deutschland. Aber des erleb i zum Glück nimmer. Was werdet au no für Zeite komme!“ Der Senders-Bauer, der heute Stunde hielt und die Bibel auslegte, sagte: „Schondel-Bauer, vielleicht hasch sogar recht, on schtell dir vor, wenn dr Hitler a Frau gwä wär, no häts vielleicht kein Weltkrieg gebe.“ Ich sagte leise zu Linde: „Wenn unser Lehrerin Bundeskanzlerin werden wollte, würde ich sie wählen.“ Linde lachte und sagte ebenfalls leise, die wird’s sicher no nit, aber d' Rosa könnt's a mal werde, die däte mir sicher alle wähle, weil sie s' Zeug dazu hät.“ Ich war froh, dass heute der Senders-Bauer die Bibel auslegte, ihm hörte ich gern zu und er war nach einer Stunde fertig. Danach gab es, wie immer eine exzellente Vesper mit Bauernbrot, Schichtkäse, Hausmacher Wurst und Speck. Nach der Vesper fuhr uns Gerda zurück. Gerda sagte zu Linde: „Ich soll dir von deiner Lehrerin ausrichte, dass eure Klasse am Montag um neun Uhr zur Abzweigung kommt. Ihr badet im Lasinger Weiher. Sie erzählte uns von eurem, Schulausflug ins Elsass. Esther schenkt euch die Busfahrt. Ich kann kaum glauben, was ihr für ein Glück mit eurer Lehrerin habt. Ich bin ihr und meiner Chefin ewig dankbar, denn ohne sie hätte ich mein derzeitiges Glück nicht erlebt. Ich kann euch nicht beschreiben, wie sehr mir mein Beruf und mein Leben gefällt.“ Linde sagte zu Gerda: „Bitte sag Esther, dass ich um neun an der Abzweigung warte. Ich rieche nicht nach Landwirtschaft, weil ich meine Kleidung für den Ausflug draußen aufhänge, mein lieber Vater hat auf dem Balkon eine Stange anbracht.“ Meine Mutter und ich wollten uns gerade verabschieden, da gab uns der Schlader Matheis noch Brot, Eier und Butter mit. Gerda sagte: „Tante Martha, ihr müsst heute nicht laufen, ich fahre euch erst heim und fahre später mit meiner Schwester zum Ochsen und danach zu meiner Chefin. Meiner Mutter war es peinlich, weil uns Gerda nach Larenbuch fahren wollte, sie sagte: „Gerda, das ist sehr lieb von dir, aber wir können gut laufen.“ Gerda bestand darauf uns zu fahren. Als wir zu Hause ausstiegen, schaute unsere Hausbesitzerin zum Fenster raus. Gerda und Erika winkten uns nochmals, dann drehte Gerda auf der Straße um und fuhr zurück. Meine Geschwister kamen kurz nach uns und waren überrascht, weil wir zu Hause waren. Meine Mutter erzählte, was wir alles an diesem Sonntag erlebt hatten und dass Erika ein Baby erwartete. Meine Schwester sagte: „Es freut mich, dass Gerners nette und kluge Töchter haben, die Gernermutter hat ihre Kinder zu tüchtigen Mädchen erzogen, die Mädels haben wahrscheinlich die Gene und den Verstand von ihrer Mutter. Jede der Mädels ist auf ihre Art hübsch und alle haben das gewisse Etwas.“ Meine Mutter verteidigte den Vater und sagte: „Vor seiner Kriegsverletzung sah der Gernervater gut aus und er ist ein tüchtiger Bauer.“ Ich dachte, Lindtraud hat wahrscheinlich viele Gene ihres Vaters, sie ist gerne Bäuerin und liebt ihre Kühe, ihre Hühner und ihre Schweine. Ihre großen, schönen Hände und ihren Humor hat sie wohl von ihrem Papa. Ihre strahlenden Augen und das Lachen hat sie von ihrer Mutter. Zu Hause schnitzte ich noch die Astgabel, weil ich Katharinas Schleuder fertigen wollte. Leder und Gummi hatte ich in meiner Schublade. Nebenbei hörte ich im Radio den Wetterbericht und freute mich über das schöne Wetter, das für morgen angesagt war. Bevor ich schlafen ging, schrieb ich Hella meine Erlebnisse und Gedanken auf. Ich freute mich auf unseren Ausflug zum Lasinger Weiher, weil ich einer der Schüler war, die schwimmen konnten. Mit unserer Mutter nutzten wir häufig die schönen Sommertage im Schwimmbad, oder beim Lasinger Weiher. Meine Schwester lernte, wie alle Kinder, ohne Schwimmunterricht schwimmen. Sie zeigte mir entsprechende Bewegungen. Mit Besuchen, von Onkeln, Tanten, Kusinen und Vettern, die uns häufig zur Ferienzeit besuchten, waren wir ebenfalls oft Baden. In unserer Nähe, waren das Freibad, der nächsten Stadt und der Lasinger Weiher. Zum Lasinger Weiher, wie auch ins städtische Freibad, waren es vier Kilometer, die man in einer Stunde zu Fuß erreichte. Am Montag war ein schöner Sommertag. Wie bei immer hatte ich meinen Brotbeutel und eine Feldflasche mit Wasser dabei. Unsere Klasse stand im Schulho und wartete noch, auf Eckhard, der manchmal vom Chauffeur gebracht wurde. Diesmal brachte ihn sein Vater mit seinem Borgward. Er entschuldigte sich, weil er zu spät kam. Neid auf Reichtum war uns damals unbekannt. Viele Kinder meiner Klasse waren arm, sie stammten aus Arbeiterhaushalten. Einige Kinder von Handwerkern waren etwas wohlhabender. Kinder von Kriegerwitwen gehörten zu den Armen. Wir waren nicht unglücklich, oder neidisch. Die großen Unterschiede zwischen Arm, Reich und Superreich zeigte sich in den 50er und 60er Jahren noch nicht so extrem. Reichtum wurde in Baden und Württemberg, nicht zur Schau gestellt.

Frau Kofer bat uns, auf der linken Straßenseite immer zu Zweit zu gehen. Katharina fragte mich, ob sie, da Linde noch nicht da war, mit mir gehen könne. Ich hatte in meinem Brotbeutel die Schleuder, die ich am Wochenende für Katharina gebastelt hatte und fragte: „Hättest du immer noch gerne eine Schleuder?“ Sie sagte: „Wenn du mir eine machst, erfülle ich dir jeden Wunsch.“ Ich fragte: „Katharina, was kann ich mir von dir wünschen?“ „Alles“ antwortete sie. Ich sah sie an und sagte: „Wenn ich dir die Schleuder gebe, sage ich dir meinen Wunsch. Aber jetzt muss ich mit Rosa etwas besprechen.“ Ich wollte Linde nicht ärgern und fragte Rosa: „Denkst du manchmal an Helga, unsere Kindergärtnerin?“ Rosa sagte: „Ich hatte sie fast vergessen, aber seit ich weiß, dass wir sie beim Schulausflug sehen, denke ich an sie. Komisch, dass es Erwachsene gibt, denen es Spaß macht, Kindern Schmerzen zuzufügen. Ich erkannte, dass es Frau Kling gefiel, ihre beiden Töchter zu verhauen. Ich möchte es fast nicht zugeben, mir gefällt es auch manchmal, deine Linde, Reinhild, oder dich zu hauen.“ Ich schaute sie an und sagte: „Manchmal geht es mir genauso.“ Rosa fragte: „Louis, hast du schon erfahren, dass meine Eltern ein Auto gekauft haben? Es ist ein kleiner italienischer Fiat. Wir haben damit einen Ausflug gemacht, mein Vater hat einen Kollegen in Rostwill besucht. Es ist toll, dass man mit einem Auto so weit reisen kann, ohne in einen Zug oder einen Omnibus zu steigen. Ich möchte genügend verdienen, um mir später ein Auto zu kaufen. Meine Mama und mein Papa streiten sich nie über Geld, aber meine Mama ist vom Verdienst meines Papas abhängig. Ich wünsche mir meinen eigenen Verdienst, so wie unsere Lehrerin. Sie muss niemand fragen, wenn sie sich ein Kostüm, oder dir Schuhe kauft.“ „Aber Rosa“, sagte ich, „du bist klug und intelligent, du kannst Zahnärztin werden und genügend Geld verdienen, um dir ein Auto zu kaufen.“ Rosa sah mich etwas ungläubig an und fragte: „Meinst du, ich könnte Zahnärztin werden, und die Praxis so führen wie mein Papa?“ Ich überlegte und sagte: „Die Freundin von Frau Kofer ist Ärztin, warum solltest du nicht Zahnärztin werden?“ „Weil ich bisher noch keine Zahnärztin gesehen habe“, antwortete sie, „aber ich würde es gerne werden, es wäre für mich ein interessanter Beruf, ich helfe meinem Papa gerne in seiner Praxis. Abends wenn keine Patienten mehr da sind, zeigt er mir manchmal Röntgenbilder oder Fotos von Gebissen der Patienten, denen er geholfen hat, damit sie wieder essen können.“ Ich sagte: „Rosanna, ich weiß, dass du Zahnärztin werden kannst und bedaure sehr, dass ich im Gymnasium nicht neben dir sitzen und von dir abschreiben kann. Für mich ist das Lernen in der Schule viel schwieriger als für dich.“ „Ich würde gerne neben dir sitzen und dich abschreiben lassen.“ Durch unsere Unterhaltung bemerkten wir nicht, dass wir weit voraus gelaufen waren. An der Weggabelung kam uns Linde entgegen und sagte: „Von hier müssen wir nicht mehr auf der Straße gehen, es gibt einen Waldweg, da müssen wir nicht, wie Soldaten marschieren.“ Wir warteten bis Frau Kofer kam. Sie schimpfte ein wenig, weil Rosa und ich nicht mehr zu sehen waren und sagte: „Dafür bestrafe ich euch gelegentlich.“ Linde erklärte unserer Lehrerin den Waldweg, der zum Forchenmühl und zum Lasinger Weiher führt und sagte: „Dann müssen wir nicht auf der Straße laufen.“ „Prima“, meinte Frau Kofer, „Linde zeigt uns den Weg.“ Wir kamen zu dem Waldweg, auf dem wir damals den Seiler überfallen hatten. Ich nahm Linde am Arm und sagte leise: „Wenn wir jetzt den Seiler sehen, können wir ihm mit der Schleuder noch eine ballern.“ Linde lachte: „Wenn ich dran denke, freue ich mich, weil wir Wolfgang einen Denkzettel verpassten, andererseits denke ich immer, wie schlimm es für Gerda war, dass sie zu ihm gehen musste, damit mir nichts geschieht. Das vergesse ich meiner Schwester nie.“ „Was wirst du nicht vergessen“, fragte Katharina, die zu uns kam und neben mir ging. Linde schaute sie genervt an und fragte: „Ja sag, han i jetzt mit dir gschwätzt, oder warum fragsch du.“ „Ach“, sagte Katharina, „ich wollte mich euch eine Weile anschließen um mich mit euch zu unterhalten.“ Linde meinte: „Ich weiß genau was du willst, du willst nicht mit mir reden und dich nicht uns anschließen, du willsch mit em Louis schwätze, on wahrscheinlich willsch nit mit ihm schwätze, sondern was ganz anders mache, on bloß deshalb hasch so do, als hätsch mit mir schwätze wolle. Am beschte wärs, du dätsch wieder do na gange wo du herkomme bisch!“ Katharina schaute traurig und musste sich beherrschen, um nicht zu weinen. Da ich Linde nicht boshaft kannte, fragte ich: „Was hast du gegen Flüchtlinge, wenn Katharina auftaucht, bist du gehässig zu ihr.“ Linde schaute mich an und fragte: „Tust du so, oder merkst du überhaupt nicht, dass die hinter dir her isch. Die isch doch älter als wir, die soll dich lasse, on sich ein Kerle suche, der so alt isch wie sie.“ Wir waren beinahe am Lasinger Weiher. Unsere Lehrerin wollte nicht, dass wir in Weiher pinkelten und sagte, bitte benutzt im Ochsen die Toiletten. Frau Kofer begrüßte Erika und Schorsch und fragte ob die Kinder zur Toilette könnten. „Na klar,“ sagte Erika, „Jungs geradeaus und dann links, die Mädels geradeaus und nach rechts.“ Ich wollte etwas angeben und rief laut: „Hallo Schorsch.“ Schorsch bemerkte, dass ich groß rauskommen wollte, und rief: „Hallo Louis, mein Freund, solle mir nachher mitnander ein Ketterer Bier trinke.“ Meine Klassenkameraden waren erstaunt, weil der Wirt offensichtlich mein Freund war. Noch mehr staunten sie, als Erika Linde küsste und umarmte, sie wussten nicht, dass Erika ihre große Schwester war. Sie fragte mich leise, ob sie mich auch umarmen kann, oder ob es mir peinlich wäre. Es war mir nicht peinlich und meine Klassenkameraden wunderten sich noch mehr. Fast alle gingen zur Toilette, damals waren die Herrentoiletten noch nicht mit einem Pissoir ausgestattet, sondern Männer pinkelten gegen die Wand, der Urin floss in einer Rinne ab. Die damaligen Toiletten stanken entsprechend, deshalb beeilte ich mich. Am Brunnen vor dem Ochsen löschten alle nochmals ihren Durst, dann rannten wir durch die Wiese zum Weiher. Frau Kofer rannte schneller als wir, sie war vor uns am Weiher und sagte: „Hört mir bitte alle zu, ich möchte, dass ihr alle wieder gesund nach Hause kommt, wir haben übermorgen unseren Schulausflug, deshalb bleibt nicht zu lange im kalten Wasser damit ihr euch nicht erkältet. Das Wichtigste, ihr seht den großen Fels im Wasser. Bis da ist es nicht tief, ich habe es getestet. Alle, die nicht schwimmen können, sollten nur soweit ins Wasser gehen. Wer von euch kann schwimmen?“ Es meldeten sich Katharina, Rosa, Eckhard und ich. Frau Kofer sagte: „Unter uns sind möglicherweise einige Engel, weil wir schönes Wetter haben, wahrscheinlich ist es auch bei unserem Schulausflug schön. Ihr habt alle Handtücher, mit denen ihr euch bitte abtrocknet, wenn ihr aus dem Wasser kommt. Jetzt geht zum Umziehen. Die Mädels gehen nach rechts und die Jungs nach links in Wald. Die meisten hatten Badehosen oder Badeanzüge unter ihrer Kleidung an. Einige Jungs hatten keine Badehose, sie hatten ihre Sporthose an. Auch drei Mädels hatten keinen Badeanzug, sondern ihre Sportsachen an. Frau Kofer achtete darauf, dass wir uns langsam abkühlten, bevor wir ins Wasser sprangen. Ich blieb bei Linde und zeigte ihr, wie man Schwimmübungen machte. Als ich sie halten wollte, sagte sie: „I glaub, das geht heut nit, weil alle denken würden, dass du ein Weiberschmecker wärsch. Komm schwimm, dass die anderen sehen, dass du schwimme kannst.“ Ich schwamm durch den See, sah Rosa und wollte zu ihr schwimmen, als mich eine Hand an meinem Geschlecht berührte. Ich erschrak, als Katharina vor mir auftauchte. Sie fragte: „Warum gehst du mir aus dem Weg, gefalle ich dir heute nicht mehr?“ „Doch“, sagte ich, „aber ich möchte Linde nicht ärgern.“ Neben uns schwamm Rosa und sagte: „Kommt wir versuchen, wer zuerst an dem Stein ist.“ Eckhard wollte auch mitmachen. Rosa war die erste, sie konnte krowlen. Ich wurde nur Dritter, denn Katharina schwamm ebenfalls schneller als ich. Katharina überraschte mich, sie konnte gut und weit tauchen. Als Katharina neben mir auftauchte, sah ich zufällig, wie Eshter uns beobachtete. Ich dachte mir nichts dabei, sie saß abseits, auf einem Hügel und beobachtete die vielen Schüler ihrer Klasse. Ich stieg aus dem Wasser, trocknete mich ab und legte mich neben Linde, die neben Reinhild lag. Rosa setzte sich neben mich. Frau Kofer schaute den Schülern zu, die noch im Wasser waren. Ich schaute unsere Lehrerin an und fand, dass sie in ihrem gelben Badeanzug klasse aussah. Linde streckte sich in ihrem roten Badeanzug und lachte mich an. Rosa sah ebenfalls unserer Lehrerin an, gab mir einen Stoß und schrie: „Louis, da isch was passiert!“ Ich sprang auf und sah, wie Esther Kofer ins Wasser sprang. Rosa, Lindtraud, Katharina und ich sprangen ebenfalls ins Wasser. Frau Kofer trug die leblose Alina aus dem Wasser. Alina hatte keine Hose mehr an. Frau Kofer weinte, ich hatte die starke Frau noch nie so gesehen. Sie wirkte ruhig als sie zu mir sagte: „Renne so schnell du kannst zum Ochsen, rufe meine Freundin an, sie soll sofort kommen, es geht um Leben und Tod. Ich sage dir die Nummer nur einmal, bitte, bitte behalte sie.“ Rosa stand neben mir, wir hatten beide die Nummer gehört und rannten zum Ochsen. Ich traf Schorsch, wir sagten fast gemeinsam: „Schorsch, bitte rufe sofort, die Nummer von Dr. Tina an und sage ihr, sie soll sofort kommen, es geht um Leben und Tod.“ Schrosch rief an und erreichte Gerda. Er sagte nur: „Ein Kind stirbt, bitte komme sofort mit Dr. Tina zum Ochsen, wir bringen das Kind hierher.“ Rosa erklärte Erika was passiert war. Schorsch rannte vor mir zum See. Als wir ankamen war Alina noch leichenblass aber sie atmete. Schosch nahm sie an den Beinen und hob sie hoch. Frau Kofer wickelte ihr Handtuch um sie. Alina spuckte Wasser und hustete. Schorsch setzte sich ins Gras, er nahm Alina auf seinen Schoß, sie hustete und spuckte immer noch Wasser. Als sie sich beruhigt hatte, nahm er sie auf seine Arme und trug sie zum Ochsen. Frau Kofer sagte mit ruhiger und fester Stimme: „Nehmt eure Kleidung und alles was ihr habt und kommt zum Ochsen. Rosa und Louis, achtet darauf, dass alle kommen und keiner etwas vergisst. Ich packte meinen Brotbeutel, mein Handtuch und meine Klamotten, dann schaute ich mich um und sagte: „Jetzt darf keiner Fehler machen, jetzt gilt es unserer Lehrerin zu helfen. Also bitte, nehmt alle eure Sachen mit. Linde nahm die Kleidung von Alina. Jeder von uns war sehr betroffen, wir gingen schweigend Richtung Ochsen, als wir ein Auto mit kreischenden Reifen um die Kurve fahren hörten. Gerda saß hinter dem Steuer, sie jagte den armen VW im zweiten Gang die Steige hoch. Sie sah uns, fuhr jedoch direkt zum Ochsen. Erika zeigte Dr. Tina das Schlafzimmer. Auf dem Bett lag Alina, am Bett saß ganz ruhig unsere Lehrerin, streichelte Alina und sagte: „Alina, es wird alles wieder gut.“ Dr. Tina setzte sich ans Bett, ich sah wie sie eine Spritze aufzog. Sie sagte: „Esther, sie ist gerettet, ich werde mit der Spritze ihren Kreislauf stabilisieren, du hast dich großartig verhalten und hast alles getan was du konntest.“ Sie gab Alina eine Spritze. Alina bekam wieder Farbe und sprach endlich: „Ich schäme mich schrecklich“. Als Alina sprach, viel Frau Kofer vom Bett und krümmte sich, sie weinte und wollte nicht mehr aufhören. Dr. Tina rief nach Schorsch, der sofort kam. Sie sagte zu ihm: „Bitte hilf mir, wir müssen Esther in ein Zimmer bringen, ich muss nachher mit ihr alleine sein.“ Schorsch trug unsere Lehrerin ins Schlafzimmer seiner Eltern, er schloss das Zimmer ab und gab Tina den Schlüssel. Tina gab Gerda den Schlüssel und sagte: „Bitte lass Esther nicht alleine, ich muss noch eine Weile bei dem Kind bleiben. Du musst mich als Ärztin vertreten und Esther erklären, dass sie perfekt gehandelt hat und Alina keinerlei Schäden zurückbehält. Ich komme sobald ich kann. Bitte tröste Esther, sie musste solange stark sein, bis ich hier war, sage ihr sie kann sich jetzt fallen lassen und sie soll sich keine Vorwürfe und keine Sorgen machen.“ Gerda war sehr erwachsen und sagte: „Tina, du kannst dich auf mich verlassen.“ Zu Linde sagte sie: „Bitte schau dass alle Kinder in der Gaststube oder im Biergarten zusammen bleiben. Sag den Kindern es wäre alles gut, Alina ginge es besser, wir kämen nachher. Vielleicht kann Erika euch etwas zu trinken geben, damit ihr eure Vesper essen könnt. Louis und Linde geht bitte zu euren Schulfreunden. Alina wird wieder gesund und zieht euch auf der Toilette, oder irgendwo an. Seid vernünftig, bitte sorgt dafür, dass sich eure Klassenkameraden beruhigen, damit könnt ihr eurer Lehrerin den größten Gefallen tun.“ Als Linde und ich umgezogen waren, erzählten wir unseren Klassenkameraden: „Alina geht es besser, sie hat eine Spritze für den Kreislauf bekommen. Frau Kofer hat sich hingelegt. Wir können uns in Biergarten setzen.“ Ich hatte mich zu Linde, Rosa und Reinhild gesetzt und fragte: „Erhard komm, setz dich zu uns.“ Er war überrascht, wir bemerkten, dass er sich freute. Er fragte mich: „Hosch du au gseh, dass d’ Alina, als d’ Frau Kofer se aus em Wasser zogen hat, überhaupt nix mehr a g‘het hat.“ Wahrscheinlich hatten es alle gesehen und sich gewundert. Rosanna sagte sehr laut, damit es alle hören konnten: „Des isch sicher für die arme Alina ganz arg schlimm, sie hat au eine strenge Mutter, wir sollten alle so tun, als hätten wir nichts gesehen. Ich glaube, wir würden ihr damit einen großen Gefallen tun. Was meint ihr, sollen wir uns versprechen, dass wir nichts gesehen haben?“ Schorsch kam und sagte: „Was du grad gsagt hasch, ist eine klasse Idee, weil die arme Alina sich sonst immer schämt und geniert, ich glaub dass ihr damit eurer Lehrerin und der Alina a große Freud mache dätet.“ Rosa stand auf und sagte: „Als eure gewählte Klassensprecherin möchte ich von euch ein Versprechen, bitte sagt mir diesen Satz nach: „Wir versprechen, dass wir alle unserer Alina sagen, dass d’ Frau Kofer sie sofort in ein Handtuch einpackte. Wir versprechen uns, dass wir unsere Eltern und auch keinem andern Menschen etwas davon erzählen, weil unsere Lehrerin sich sonst nie mehr traut mit uns wegzugehen. Wer das Versprechen bricht, hat 1000 Todsünden und kommt unweigerlich in die Hölle. So jetzt gibt mir jeder d’ Hand drauf und sagt, ich verspreche es.“ Als jeder Rosa die Hand gegeben hatte und ihr nochmals sagte: „Ich verspreche es“, sagte Schorsch: „Ihr seid eine tolle Klasse, deshalb spendiere ich euch ein Apfelsaft und ein Batzeweck mit Senf unre Bratwurscht.“ Erhard fragte: „Glaubt ihr, dass alle ihr Versprechen halten, au die Evangelische, weil dene a Todsünde nix ausmacht, weil sie nit an Todsünde glauben.“ Linde fragte: „Ja glaubsch du, dass mir deswege keine Verspreche haltet. Du kasch sicher sei, dass mir unsere Verschprechen haldet. Ich sag dir noch was, als wir Eisenbahn schpielten, on d' Frau Kling der Alina und ihrer kleine Schwester d' Rock hoch zoge on d’ Schlüpferruntergstreift hat, isch dr Louis on dr Harald weglaufe, damit d’ Alina sich nit geniert.“ Erhard meinte: „Des überrascht mi, wo dr Louis sonscht jedem hopsende Rock noch guckt.“ Erhard fragte: „Warum hat dr Alina ihr Mutter ihr den Arsch versohlt?“ Ros erzählten es ihm und er sagte: „Wenn i mein Arsch voll krieg, no zieht mir mei Vater au immer mei Hos aus. Au mei Mutter sagt, wenn i dir mit meim Stock auf dei Lederhos hau, no schpürsch du doch fast nix, deshalb schlaget meine Eltern mi au immer auf de nackte Arsch.“ Rosa fragte, wer mit Schlägen bestraft würde und wem der nackte Po versohlt würde. Es waren nur zwei Mädchen, die keine Schläge bekamen, Rosa und Katharina. Zwischenzeitlich brachte uns Schorsch Bratwurst und Apfelsaft. Alle aßen und tranken mit Genuss. Gerda kam mit Frau Kofer, ich sah, dass sie geweint hatte. Am liebsten hätte ich sie getröstet. Sie gab sich gelassen und sagte: „Alina geht es besser, sie hatte einen Schutzengel. Ich habe von Schorsch erfahren, dass ihr versprochen habt, Alina nie zu erzählen, dass einige von euch, sie ohne ihre Sporthose gesehen haben. Dafür danke ich euch, ihr seid die tollste Klasse der ganzen Welt. Ich muss euch noch was sagen, manche von euch wissen, Alina hat eine sehr strenge Mutter, deshalb sagte sie nicht, dass wir heute Baden gehen. Sie hat, wie einige von euch, keinen Badeanzug und hat heimlich ihre Turnsachen angezogen. Sie fand es in dem See unglaublich schön, denn sie war erstmals beim Baden. Sie blieb lange im Wasser, als sie fror und raus wollte bemerkte sie, dass ihr an der Sporthose wahrscheinlich der Gummi gerissen war, deshalb bückte sie sich und suchte unter Wasser ihr Sporthöschen. Sie rutschte aus und geriet in Panik und wäre fast ertrunken. Bitte seid auf unserem Schulausflug besonders nett zu ihr. Sie hat Angst, dass ihre Mutter sie zu unserem Ausflug nicht mitgehen lässt, wenn sie erfährt, was heute geschah. Deshalb habe ich eine Frage und eine Bitte, wer von euch kann unserer Alina seine Sporthose schenken, damit Frau Kling nichts bemerkt?“ Reinhild stand sofort auf und sagte: „Ich bin fast gleich groß wie d' Alina und schenke ihr meine Sporthose, sie ist zu Hause, denn ich hatte meinen Badeanzug an.“ „Reinhild“, sagte Frau Kofer, „das ist lieb von dir, ich kaufe dir bei deiner Mutter eine neue. Da es jetzt schon ein wenig spät geworden ist, möchte ich euch einen Vorschlag machen. Ich fahre mit Gerda und Reinhild nach Larenbuch um mein Auto zu holen. Gerda und ich werden einige Male fahren um euch nach Hause bringen. Als Schorsch dies hörte meinte er: „I hol den Kleinlaschter von meim Vater, die Kinder könnet sich auf die Pritsche setzen, dann fahre ich die Kinder gemütlich in Schulhof, von dort kann jeder nach Hause gehen.“ Unsere Lehrerin bedankte sich bei Schorsch. Gerda fuhr mit Frau Kofer, Dr. Tina, Reinhild und Alina nach Larenbuch. Ich hörte wie Reinhild sagte: „AIina ich hole für dich zu Hause meine Sporthose, damit dei Mutter nix merkt.“ Alina umarmte Reinhild und sagte: „Du bisch ganz arg lieb und i dank dir dafür.“ Als Schorsch den Kleinlaster vorfuhr, kletterten wir auf die Pritsche. Er sagte: „Ihr müsst euch auf den Boden der Pritsche setzen, ich habe deshalb eine Decke hingelegt. Es darf keiner von euch aufstehen. Ich sehe alles in meinem Rückspiegel, wenn nur einer aufsteht halte ich an und ihr müsst laufen. Das ist keine Bosheit von mir. Denn was wir tun ist verboten, ich darf keine Personen auf der Pritsche befördern und deshalb darf euch niemand auf der Pritsche sehen. Wenn eine oder einer dabei ist, der zugempfindlich ist, kann er oder sie bei mir vorne sitzen.“ Gisela Wiekler, unsere Musikerin fragte: „Darf ich vorne sitzen, ich habe Husten?“ Linde saß ebenfalls bei Schorsch, weil sie früher aussteigen musste. Schorsch fuhr langsam, damit uns nicht kalt wurde. Schorsch hielt an der Weggabelung und ließ Linde aussteigen. Sie winkte uns und rannte nach Hause. Ich hatte mich ganz vorne mit dem Rücken zum Fahrerhaus gesetzt, denn ich wollte durchs Fenster beobachte, wie Schorsch fuhr. Neben mir saß Rosa und Katharina. Katharina hatte sich dicht neben mich gesetzt und ihren Rock über meine Lederhose gelegt. Ich spürte ihre Hand, die durch den Schlitz in meine Hose kroch. Rosa lehnte sich an mich und hatte die gleiche Idee. Ich rückte deshalb sehr entschieden von Katharina weg und zu Rosa. Katharina bemerkte es und zog ihre Hand zurück. Der alte Diesel LKW machte einen fürchterlichen Lärm, deshalb schrie ich Katharina ins Ohr: „Es ist nicht bös gemeint, aber es wäre blöd gewesen, wenn Rosa deine Hand gespürt hätte.“ Katharina nickte und drückte meine Hand. Durch den Umweg, den Gerda fuhr, kamen wir gleichzeitig im Schulhof an. Alina war ausgestiegen, sie hatte Reinhilds Sporthose bekommen und sagte fröhlich: „Louis, wir könnten zusammen nach Hause gehen, aber wie du weißt, würde mich meine Mutter dann verhauen.“ Ich sagte: „Wir können uns beim Schulausflug unterhalten, wenn es deine Mutter nicht sieht“. Frau Kofer fragte: „Alina, soll ich dich nach Hause bringen und mit Deiner Mutter reden?“ Das wollte Alina jedoch nicht. Gerda stieg aus dem Auto, dachte sich wohl nichts, nahm mich in ihre Arme und sagte: „Vor lauter Aufregung konnte ich dir nicht mal Grüß Gott sagen, dafür sage ich dir jetzt auf Wiedersehen.“ Sie küsste mich auf die Wange. Als ich errötete, fiel es Gerda auf, dass fast alle Kinder meiner Klasse uns zusahen, deshalb errötete sie ebenfalls. Dr Tina hatte bemerkt wie peinlich mir der Abschied von Gerda war und verabschiedete sich mit Handschlag. Erhard sagte: „Man kann sich nur wundern, aber er isch halt en Weiberschmecker on hat en Schlag bei dene Weiber.“ Das wiederum fand Rosa dann doch doof und sagte zu Erhard: „Du bisch bloß neidisch.“ Rosa fragte mich, ob ich sie nach Hause bringen würde. Das tat ich gern. Katharina sagte, ich hab noch Zeit und begleite dich auch. Rosa sagte leise: „Vielleicht sind meine Eltern nicht da, lass dir dann was einfallen, wie wir Katharina loswerden.“ Als wir bei der Bäckerei vorbeikamen, saß der User wieder auf der Bank. Rosa sah ihn und rief: „Leopold i han heut überhaupt keine Zeit, aber vielleicht kannsch d' Katahrina heim begleite, die braucht en Beschützer.“ Als wir bei Rosa zu Hause waren, sagte ihre Mutter: „Louis, wenn du nicht gleich heim musst, kannst du reinkommen. Ich habe Fleischküchle, vielleicht wollt ihr eines essen. Wir gingen zunächst in Rosannas Zimmer. Frau Friedrich rief uns ins Esszimmer, sie hatte Fleischküchle gewärmt und uns dazu Kartoffelsalat geschöpft. Da wir zu Hause selten Fleisch aßen, war ich von den Fleischküchle begeistert und sagte es natürlich. Frau Friedrich setzte sich neben mich und gab mir noch ein Fleischküchle. Meine Mutter hatte mit Herrn Friedrich gesprochen, weil ich ein Zahnproblem hatte, deshalb bat mich Frau Friedich, ihr zu zeigen, welcher Zahn komisch wachsen würde. Ich genierte mich etwas, zeigte ihr dann den Zahn, der im Kiefer keinen Platz fand und deshalb aus dem Gaumen wuchs. Sie nahm meinen Kopf in ihre Hände, und schaute sich den Zahn an, der zu wachsen begann. Sie sagte: „Wenn der Zahn weiter raus gewachsen ist, wird mein Mann ihn ziehen.“ Ich machte wohl ein ängstliches Gesicht, denn sie umarmte mich und sagte, du bekommst eine Spritze, es wird dir nicht weh tun. Als sie mich in ihren Armen hielt, Rosas Mama roch fast wie ihre Tochter, ich lehnte meinen Kopf an ihre Brust. Rosanna sah mich an und sagte: „Du Mutter, der Louis denkt nicht mehr an sein Zahn, der denkt gerade an dich.“ „Aber Rosanna“, sagte ihre Mutter, „was denkst du denn, ich glaube, dass sich jedes Kind vor einem Zahnarzt fürchtet, wenn es hört, dass man ihm einen bleibenden Zahn ziehen muss, der Louis ist ängstlich, der denkt an seinen Zahn.“ Sie drückte mich noch mal an sich und sagte: „Ich werde dabei sein, bitte glaube mir, es gibt gute Spritzen, es wird dir wirklich nicht weh tun.“ Ich bedankte mich bei Frau Friedrich und sagte: „Das Essen war ausgezeichnet¸ ich werde noch lange an die wunderbaren Fleischküchle denken.“ Rosa brachte mich zur Türe und sagte lachend: „Du denksch überhaupt nit an Fleischküchle, du denksch an mei Mutter.“ Ich sah Rosa an und sagte: „Du bisch deiner Mutter sehr ähnlich, du riechsch fascht wie sie, du hast auch so schöne schmale Hände. Wenn du dreißig wirsch, bisch du sicher auch die schönste Frau vom Dorf, oder vom Land, oder vielleicht von der ganze Welt.“ Rosa sah mich mit ihren blauen Augen fassungslos an. Als sie etwas sagen wollte, rannte ich nach Hause und erzählte meiner Mutter, was geschah und sagte: „Du darfst mit niemand darüber sprechen, unsere Klasse versprach, die Geschichte niemand zu erzählen, aber dich nehme ich von meinem Versprechen aus.“ Meine Mutter küsste mich und sagte: „Als ich sah, wie Alina heimkam, habe ich auf dich gewartet.“ Ich erklärte meiner Mutter, dass Alina von Gerda mit dem Auto nach Hause gebracht wurde und wir erst später vom Ochsenwirt mit dem Lastwagen zum Schulhof gebracht wurden. Am Dienstag übten wir in der Schule unser Theaterstück: „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephrahim Lessing. Da wir schon oft geprobt hatten, kannten alle ihre Rollen auswendig. Unsere Lehrerin hatte in das Stück mehr Figuren eingebaut, damit alle Kinder mitspielen konnten. Glücklicherweise musste ich keine Rollen lernen, denn ich durfte nach dem Theaterstück, meinen Sketch, eine Pantomime aufführen, die von einem Schneider handelt, den eine Fliege ärgerte. Bei unserem Theaterstück war unsere gewissenhafte Rosa die Souffleuse. Unsere Lehrerin sagte: „Das Stück von Lessing, ist gerade in unserer Kriegs- und Nachkriegsgeneration ein wichtiges Theater. Ihr seid für dieses Theaterstück möglicherweise noch zu jung.“ Ich glaube sie dachte an unsere Eltern. Da viel Text zu lernen war, hatte sie Personen mehrfach besetzt. Anfangs wurde Nathan von Klaus gespielt, in der Mitte von Ewald und später von Eckhard. Deshalb war fast jedes Kind eingebunden und musste keine langen Texte lernen. Da wir entsprechend geschminkt und gekleidet waren, erkannte man entsprechende Personen. Rosanna trug Verantwortung als Souffleuse. Meinen Schneider Sketch kannte nur unser Quartett und Frau Kofer. Ich hatte ihn vor der Klasse noch nie vorgeführt. Frau Kofer meinte, es würde ein Lacher und sollte nach unserem Theaterstück die Eltern aufheitern.

Frau Kofer bat uns, morgen zu unserem Ausflug nach Frankreich ordentliche Kleidung anzuziehen. Sie sagte: „Sollte es Zwistigkeiten in der Klasse geben, so lasst diese bitte während unseres Ausflugs ruhen. Bitte seid pünktlich um halb neun im Schulhof und vergesst eure Vesper nicht.“ Ich freute mich so auf den Ausflug, dass ich kaum schlafen konnte. Morgens stand ich früh auf, als ich den Vorhang öffnete und zum Himmel schaute, bedankte ich mich beim lieben Gott, denn es sah so aus, als würde es ein schöner Tag. Meine Mutter weckte meine Geschwister und war überrascht, dass ich schon auf war. Meine Mutter hatte mir ein Hemd und neue Kniestrümpfe gekauft. Sie sagte, Franzosen sollen nicht denken, dass deutsche Kinder nicht gut angezogen wären. Mein neues beiges Hemd passte sehr gut zu meiner Hose. Ich zog meine hellbraunen Kniestrümpfe und die noch fast neuen Halbschuhe an, die mir meine Lehrerin vor Wochen schenkte, ich hatte sie frisch geputzt. Ich schaute in den Spiegel und war mit mir zufrieden. Ich überlegte und dachte, Rosanna hat recht, als sie sagte, dass ich, ohne Sommersprossen nett aussehen würde. Meine Schwester sagte zu mir: „Du bist eitler, als Mädchen, du schaust in jeden Spiegel.“ Meine Mutter gab mir den Brotbeutel und wollte Vesper einpacken. Ich sagte: „Mutter, Linde bringt mir Vesper mit, deshalb brauche ich nur die Feldflasche mit Wasser.“ Meine Schwester fragte: „Es ist fast peinlich, dass Lindtraud immer ihr Vesper mit dir teilt, ist es für dich schon selbstverständlich?“ Ich antwortete: „Dörte, weißt du, ich mag Linde und ich helfe ihr in den Ferien wieder beim Hüten der Kühe, wir hüten auch die Kühe vom Seiler. Man muss mit so vielen Kühen den ganzen Tag rennen und die vielen blöden Kühe kann Linde nicht alleine hüten.“ Danach packte ich meine Schleuder und die mit Wasser gefüllte Feldflasche in Brotbeutel und rannte zum Schulhof. Ich war früh dran und rannte zur Wohnung unserer Lehrerin, dort zog ich meine lange Hose an, die in ihrem Schrank hing. Als ich mich umgezogen hatte, waren zwei Kinder aus meiner Klasse da. Es war die dicke und große Alma, die den Spitznahmen „der Bollen“ hatte und nach den Ferien ins Gymnasium gehen würde. Der zweite war Eckhard Niep, der vom Chauffeur zur Schule gebracht wurde, auch er würde nach diesem Schuljahr ins Gymnasium gehen. Als nächstes kamen Rosanna und Reinhild. Rosanna hatte einen blauen Trägerrock aus Samt an und dazu eine dunkelrote Bluse. Sie hatte einen kleine Rucksack dabei und sagte: „Schau ich habe extra meine Schleuder mitgenommen, falls wir Gelegenheit haben, können wir wieder ein Wettschießen machen.“ Ich sagte zu Rosanna und Reinhild: „Ihr seid hübsch angezogen, die Franzosen werden staunen, was es für hübsche Mädels in Deutschland gibt.“ Rosanna gab das Kompliment zurück: „Du bist schon ein komischer Junge, weil du immer siehst, wie Menschen aussehen und was sie anhaben und dann redest darüber. War das, was du gestern zu mir sagtest, dein Ernst? Meine Mutter hat schon zu meinem Vater gesagt, er würde es nicht mal bemerken, wenn sie jeden Tag ein neues Kleid anhätte. Ich glaube, du würdest sogar sehen, wenn meine Mutter neue Ohrringe hätte. Aber du siehst heute auch nicht aus, als wärst du der Sohn einer armen Witwe und wenn du keine Sommersprossen hättest, würden sich französische Mädchen nach dir umdrehen. Wegen deiner Sommersprossen sieht dir jede Französin an, dass du immer überlegst, wem du einen Streich spielen könntest. Stell dir vor, du gefällst sogar meiner Mutter, sie hat mir heute Morgen gesagt, dass man dir ansehen würde, dass du ein Lausbub wärst, aber gerade deshalb würde sie dich gerne mögen, du wärst sehr höflich und wohlerzogen. Schau, sie hat mir für dich zwei Fleischküchle mitgegeben. Ich denke, dass ich es doch mal meinem Papa erzähle. Wenn meine Eltern wüssten, was du alles mit mir anstellst, würde meine Mutter nicht denken, dass du anständig wärst.“ Linde war gerade gekommen und hatte den letzten Sätz gehört. Wir lachten darüber. Ich sagte: „Rosa, wenn deine Eltern wüssten, was du schon mit Reinhild, Linde und mir angestellt hast, würden sie ihre Tochter kaum wiedererkennen.“ Reinhild lachte anhaltend und sagte: „Wenn alle Larenbucher wüssten, was wir vier erlebt und getan haben, könnten wir nicht mehr in unserem Dorf leben.“ Ich überlegte und sagte: „Du hast recht, dann müssten wir mit unserer Lehrerin nach Amerika gehen und es würde alles von vorne anfangen. Am Ende hätten wir die ganze Welt gesehen, und vielleicht ein Land gefunden, in dem alle Menschen so leben können, wie sie wollen, dort würde wir mit unserer Lehrerin bleiben.“ Linde lachte und sagte: „Ja glaubsch du denn, dass es ein Land geben würde, das es erlaubt, dass du mit unserer Lehrerin und uns drei Mädchen so leben könntest und denkst du denn, dass wir vielleicht später au gern no andere Männer hätten, oder meinst du vielleicht, du dätsch uns für immer reiche? Du musch dir au überlege, wie des mit dir isch, wenn du alt bisch, dann kannsch du doch nicht mehr mit uns drei Frauen und deiner Lehrerin schmusen. Denn dann geht es dir wie einem alten Gaul, dann steht dein Ding überhaupt nimmer. Wie heißt mer des, was alte Männer sin?“ Rosanna sagte: „Impotent.“ Ich war erstaunt, denn ich hatte keinen Vater, der mit mir so was besprach und fragte: „Rosa, wann wird man impotent?“ Linde meinte: „Wenn du weiterhin dei Munition so verschleudersch no kann des schnell gange, denn schau, wenn en Jäger keine Munition mehr hat, no kann er au kein Reh schieße, no isch des wie bei deiner Schleuder, wenn du keine Steine mehr hasch, dann kansch du au nimmer schieße“. Ich überlegte und sagte: „Dann muss ich Munition zu sparen.“ Reinhild sagte: „Des kannsch du doch nicht, denn wenn du d’ Lindtraud oder d’ Rosanna siesch, no schaltet dei Hirn aus.“ Wir waren so in unser Gespräch vertieft und bemerkten erst jetzt, dass alle unsere Schulkameraden da waren. Frau Kofer sagte: „Damit es kein Gedränge in den Bus gibt, werden wir uns genauso hinsetzen, wie in der Schule. Wenn jemand gerne den Platz tauschen möchte, kann er mit seinem Schulkameraden oder seiner Schulkameradin reden.“ Die Idee von Frau Kofer fand ich klasse, denn ursprünglich hätte ich ja Linde einen Platz freihalten müssen und wäre in Verlegenheit gekommen, wenn mich Katharina gefragt hätte. Jetzt hatten wir kein Problem, denn Frau Kofer hatte Linde mitgebracht. Ich sagte zu Linde: „Es freut mich, dass ich neben dir sitze. Du darfst ans Fenster sitzen, wenn ich rausschauen will, kann ich dich in meine Arme nehmen, ohne dass es auffällt und weil ich immer rausschauen will, kann ich dich immer in meinen Armen halten.“ Linde schaute mich an, sie hatte ein blaues Dirndl an mit einer weißen Bluse und einer roten Dirndlschürze. Sie sah darin so hübsch aus, dass ich es ihr sagen musste. Sie sagte zu mir: „Diesmal glaube ich dir, meine Mutter sagte zu mir, mach dich für die Franzosen hübsch, damit sie sehen, dass es in Deutschland hübsche Mädchen gibt. Als ich auf Frau Kofer wartete, sagte sie Linde, mein Schatz, du siehst in dem Dirndl toll aus und riechst überhaupt nicht nach Landwirtschaft.“ Wir stellten uns so auf, wie wir in der Schule in den Bänken saßen. Unsere Lehrerin sagte: „Ich bin stolz auf meine Klasse, ihr habt euch alle hübsch angezogen und seid so fröhlich, dass ich am liebsten allen einen Kuss geben würde. Ich habe einen Wunsch, bitte streitet heute nicht.“ Da ich in der Mädchenreihe stand, warteten hinter uns Rosanna und Reinhild, vor uns standen Alma und Katharina. Ich denke, dass sich Katharina bewusst neben Alma gesetzt hatte, denn Alma, war für ihr Alter sehr groß, ihr Vater und ihre Mutter waren ebenfalls groß. Wir hatten zwar unter den Jungs einen Flüchtling, der Fritz hieß, fast 15 Jahre alt war und Stimmbruch hatte, während die anderen Flüchtlingskinder höchstens ein Jahr älter waren. Katharina gefiel es in unserer Klasse. Der Omnibus fuhr pünktlich in Schulhof. Wir waren begeistert, er sah nagelneu aus. -Es war einer der Mercedes Busse, wie man sie in den 50iger Jahren häufig sah, er hatte vorne die typische Mercedes Schnauze mit dem Stern und hatte damals natürlich noch keine automatischen Schiebetüren, sonder richtige Türen, die sich wie bei einem PKW öffneten und die man, wieder zuschlug.- Der Bus vom Firkner aus Tälerbronn, war hell- und dunkelbraun lackiert. Um schneller einsteigen zu können, öffnete uns der Busfahrer die vordere und hintere Türe. Trotz der Sitzplatzverteilung wurde gedrängelt. Ich spürte den Po von Katharina, die ihn bewegte, als sie mich spürte. Linde schob mich ein wenig zur Seite, klatschte mit der Hand auf Katharinas Po und fragte: „Musst du aufs Klo, oder warum wackelsch du mit deim Arsch.“ Katharina dreht sich um und fragte: „Lindtraud, warum bist du so garstig zu mir, ich tu dir doch nichts?“ Als wir uns im Bus auf unsere Plätze setzten hörte der Streit auf. Damals gab es schon eine Lautsprecheranlage in modernen Omnibussen. Als wir uns hingesetzt hatten, sagte der Fahrer, der ungefähr 45 Jahre alt war: „Eure Lehrerin hat mit meinem Chef ausgehandelt, dass sie diesen neuen Bus bekommt. Ich als euer Fahrer bin für diesen Bus verantwortlich und möchte euch Kinder bitten, in meinem Bus keine Brause, oder Limo zu verschütten, und auch keine Marmelade-, oder Leberwurstbrote zu essen, denn wenn eine oder einer von euch meinen Bus schmutzig macht, dann muss er an einem Nachmittag, nach der Schule, kommen und alle unsere Busse sauber machen. Wenn ihr zu mir nett seid, dann bin ich zu euch auch nett. Ich werde mit dem Bus sehr sanft fahren, wenn es trotzdem jemand schlecht wird, soll er sich rechtzeitig melden, damit ich anhalten kann. In den Netzen vor eurem Sitz sind Tüten, falls jemand spucken muss. Ich freue mich, mit eurer Lehrerin und euch Kindern nach Frankreich zu fahren. Ich erzähle euch welche Strecke wir fahren, es geht zunächst nach Hornfleeg, an Wolltach vorbei nach Hassdingen, Ofterburg und Kerblingen, dann über die Rheinbrücke, dort halten wir beim französischen Zoll und fahren zum Bauernhof in Polstheim, den eure Lehrerin ausgesucht hat. Wir werden wahrscheinlich in Hassdingen eine Pause machen, damit niemand verhungert. Dort suchen wir einen Rastplatz, damit ihr eure Vesperbrote essen könnt.“ Als der Bus anfuhr, klatschten wir alle Beifall. Der neue Bus gefiel mir, auch weil er so neu und noch nicht nach Zigarettenrauch roch. Unserer Lehrerin stand auf, nahm das Mikrofon und sagte: „Meine liebe Schulklasse, ich wollte vor allem deshalb diesen schönen neuen Bus, weil ich mit euch über die Lautsprecheranlage reden kann und weil der Bus nicht nach Rauch riecht. Ich freue mich, bei diesem herrlichen Wetter, mit euch nach Frankreich zu fahren, ihr seid alle schön angezogen, meine Mädels haben sich hübsch gekämmt. Ich möchte euch ein großes Kompliment machen. Ihr seid die netteste Klasse, die ich jemals hatte und ich bin stolz auf euch. Wenn wir unterwegs sind, dann sagt mir bitte, wenn ihr pissen müsst. Unser Fahrer wird rechtzeitig anhalten. Ich erkläre euch unser Tagesprogramm. Wir machen gegen 10:30 Uhr eine Pause um zu vespern, dann können die Jungs zum Pinkeln, auf die eine Seite in den Wald laufen und die Mädchen auf die andere Seite. Wenn wir an der Grenze zu Frankreich sind, nehme ich die Liste mit euren Namen und gehe zu den französischen Zollbeamten, sie stempeln die Liste ab und kommen wahrscheinlich in Bus um zu sehen, ob alle Schüler und Schülerinnen auf der Liste sind. Bitte seid zu den Beamten, wenn sie etwas fragen, besonders höflich und blamiert mich nicht bei dem Busunternehmer und dem Busfahrer. Wir haben einen sehr netten Fahrer, bitte seid freundlich und höflich zu ihm. Heute bin ich für euch verantwortlich. Eure Eltern erwarten, dass ich euch alle wieder heil zurückbringe, bitte folgt deshalb meinen Anweisungen. Wir werden eine sehr nette Familie besuchen, die einen Bauernhof im Elsass hat. Die Familie spricht deutsch. Bitte zeigt der Familie, dass ihr nette Kinder aus Deutschland seid. Wenn wir demnächst in Regionen kommen, die wir noch nicht kennen, melde ich mich wieder und erzähle euch darüber. Wenn ihr eine Frage habt, kommt bitte zu mir, ich sitze hier vorne, damit ich euch über Landschaft und Orte erzählen kann. Der Busfahrer fuhr mit dem schönen, neuen Bus tatsächlich sehr sanft die Steige, hinunter. Ich hörte, wie er mit Zwischengas die unteren Gänge einlegte, um seine Bremsen zu schonen. Als wir durch die Ortschaft fuhren und es sehr langsam um die Kurven ging, konnte ich die Kurven nutzen, um mich an Linde anzuschmiegen. Linde schaute mich an und sagte: „I seh dir an, was du denksch, du denksch nämlich, schade, dass wir nicht alleine sind, dann könnten wir im Bus schmusen, aber schau, was ich kann, ohne dass man es sieht.“ Sie schob ihre Hand in meine Hosentasche und legte ihr Dirndl darüber. Ich sagte zu ihr: „Mein Schätzchen, du musst leider aufhören, sonst wird meine Unterhose feucht.“ Inzwischen hatte ich meine Hand unter ihr Dirndl geschoben und streichelte sie ebenfalls. Ich beneidete sie, denn sie konnte es genießen, ohne an ihren Schlüpfer zu denken. Linde sah mich an und sagte lachend: „Vielleicht hasch au bloß Angscht, dass du dei Munition verbrauchsch.“ Da fiel mir ein, ich wollte Esther fragen, ob man tatsächlich als Junge, oder als Mann, nur eine bestimmte Menge Munition hatte. Ich stand auf und ging durch den Bus. Ich fragte meine Lehrerin, ob ich mich zu ihr setzen dürfe, um etwas zu fragen. Frau Kofer saß auf dem Sitz neben dem Busfahrer und machte mir Platz. Als ich am Fenster neben ihr saß, prüfte ich ob das Mikrophon ausgeschaltet war, denn es wäre peinlich, wenn man mich im Bus gehört hätte. Ich erzählte ihr, was Lindtraud mir sagte. Frau Kofer lächelte und sagte: „Lindtraud hat dir entweder einen Bären aufgebunden, oder sie weiß es nicht besser. Deine Hoden erzeugen immer wieder Sperma, deshalb wird deine Munition normalerweise niemals ausgehen. Du kannst es dir vielleicht so vorstellen, du wirst für deine Schleuder auch immer wieder neue Steine finden und kannst deshalb so oft schießen, wie du willst. Allerdings wirst du in der Wüste, wo dein tunesischer Freund lebt, keine Steine finden. Wenn du deinen Körper vernachlässigst und nicht trinkst und nicht isst, wird dein Körper weniger Sperma produzieren können. Wenn in deiner Umgebung nur noch hässliche Menschen leben, würdest du sicher auch dein Bedürfnis zu schmusen und zu kuscheln verlieren, dann wird dein Körper kaum noch Sperma herstellen. Solange du immer hübsche Mädchen und Frauen siehst und das Schmusen und Kuscheln für dich schön und wichtig ist, hast du immer genügend Munition. Ich wollte aufstehen, Frau Kofer hielt mich fest und sagte dem Busfahrer: „Das ist einer meiner Schüler, der uns verlassen wird, weil er ins Gymnasium kommt. Louis, bleib noch ein wenig bei mir.“ Frau Kofer fragte: „Gefällt dir Katharina, obwohl sie älter ist?“ Ich überlegte, warum mich Esther nach Katharina fragte. Ich schaute im Bus zurück und antwortete: „Sie ist eigentlich nicht so hübsch, wie Rosa, oder Linde, aber sie hat etwas, was mir gefällt. Katharinas Alter ist nichts negatives, denn Gerda, ist auch älter und gefällt mir. Sie sind viel älter als ich und ich habe noch nie eine Frau gesehen, die ich schöner und interessanter fand.“ Unsere Lehrerin lachte und drehte sich ein wenig zu mir, ihr Kostümrock rutschte über meine Hose, darunter war ihr Hand, die meine Hose anfasste und mit meinem Glied spielte. „Du machst mir schöne Komplimente“, sagte sie, „ich werde dich zurückkehren lassen, bevor deine Unterhose feucht wird. Aber sag mal, warum musst du zurückschauen, wenn ich dich frage, ob dir Katharina gefällt, du weißt doch, wie sie aussieht.“ Erneut überlegte ich, warum Esther mich fragte. Als wir durch die nächste Ortschaft fuhren, ging ich an meinen Platz zurück. Ich fragte: „Linde hast du bewusst geschwindelt?“ Linde schüttelte den Kopf und antwortete: „Wenn eine Kuh keine Milch mehr gibt, dann muss sie wieder ein Kälbchen bekommen, deshalb habe ich gedacht, es wäre bei dir ähnlich und da nur Frauen Kinder bekommen, dachte ich, dein Sperma könnte irgendwann ausgehen. Ich weiß nicht, warum du und die Tiere zwei Hoden haben, einer würde doch genügen. Dann müsstest du nicht immer allen Mädels nachsehen. Ich weiß nicht, was dir an Katharina gefällt. Sie sieht sehr gewöhnlich aus.“ Ich wunderte mich, streichelte unter ihrem Dirndl ihre Beine und fragte: „Wieso glaubst du, dass sie mir gefällt. Du bist doch viel hübscher und außerdem sehr schmusig und lieb. Dich kenne ich von allen Mädchen am längsten und am besten. Seit ich dich kenne mag ich dich, ich liebte dich schon, als wir noch keinen Sex hatten und habe mich immer auf die Sonntage gefreut, weil ich dich treffen und sehen konnte. Von Katharina weiß ich fast nichts.“ „Du sagsch mir schon nette Sache, on wenn mir jetzt im Bus allei wäret, dät i dir en Kuss gebe, aber du glotzt d' Katharina halt oft an“, sagte Linde. Ich antwortete: „Aber Linde, das ist nur Neugier, sonst nichts.“ „Louis, wenn ich nicht wüsste, dass du so schwindeln kannst, würde ich es dir vielleicht glauben, aber des isch bei dir nit nur Neugier, sondern vielleicht Gier. Wenn du mi anlügsch, dann beiße ich dich mal ganz fürchterlich.“ Wir hatten leise gesprochen und die damaligen Busse waren ziemlich laut. Ich hatte trotzdem den Eindruck, dass Katharina, die vor uns saß, versuchte unsere Unterhaltung zu verstehen. An einer Waldwegeinfahrt die für Langholzfahrzeuge war, hielt der Bus kurz nach Wolltach. Es lagen schöne geschälte Holzstämme am Waldrand. Ein idealer Platz zum Rasten, wir stiegen aus. Einige wollten auf die Holzstämme klettern. Frau Kofer sagte: „Louis, du kennst dich mit Holzstämmen aus, schau bitte, ob sie stabil liegen.“ Um Erhard keine Gelegenheit für seine Bosheit zu geben, bat ich ihn, mit mir die Stämme zu testen. Wir kletterten vorsichtig über die Stämme. An manchen Stellen hüpfte ich ein wenig, um zu sehen, ob sie stabil waren. Erhard testete ebenfalls und freute sich, dass ich ihn mitgenommen hatte. Wir stellten fest, dass die Lage der Stämme stabil war. Ich rief: „Ein schöner Rastplatz, wir sollten aufpassen, die Stämme liegen sicher schon länger, aber sie harzen vielleicht noch. Harz gibt braune Flecken, deshalb sollten vor allem die Mädchen beim Hinsetzen auf ihre schönen Kleider achten. Ich bedankte mich für das Vesper, das Linde mir mitgebracht hatte und nahm es mit der Feldflasche aus meinem Brotbeutel. Ich sagte: „Linde, du kannst dich auf den Brotbeutel setzen, dann bekommt dein schönes Dirndl keine Flecken.“ Linde setzte sich neben mich und sagte ganz leise zu mir: „Du bist sehr lieb zu mir und wenn wir alleine sind, küsse ich dich, meine Küsse gebe ich dir in Gedanken.“ Frau Kofer rief: „Wenn eine oder einer von euch pissen muss, wie schon gesagt, die Jungs sind höflich und gehen über die Straße, während die Mädels auf dieser Seite in den Wald springen.“ Da sich von den Mädels zunächst keine traute, ging unsere Lehrerin zuerst in Wald. Der Busfahrer, stellte sich auf die Straße, und rief: „Ihr Jungs rennt jetzt alle gemeinsam über die Straße.“ Als wir gepinkelt hatte, warteten wir, auf die anderen Jungs, dann stellte sich der Busfahrer wieder auf die Straße und rief: „So lauft jetzt alle los.“ Neben meinem Brotbeutel saß Katharina. Lindtraud nahm ihn und legte ihn neben Rosa und Reinhild. Rosanna fragte mich: „Jetzt, wo i weiß, dass mir demnächst Tante Helga treffet, han i a komischs Gfühl, denksch du heut au an sie?“ Frau Kofer hatte den letzten Satz gehört und sagte, „Ihr sollt doch hochdeutsch reden.“ Rosanna sprach weiter und redete hochdeutsch: „Obwohl sie uns mal so fürchterlich verhauen hat, fand ich sie nett.“ Ich antwortete: „Rosanna, ich dachte heute auch oft an Helga und überlegte, wie sie inzwischen aussieht und wie es ihr geht. Frau Kofer hat erzählt, dass sie in einer sehr netten Familie lebt.“ Unser Busfahrer rief uns und sagte: „Damit ihr mich ansprechen könnt, ich heiße Gerhard, ihr könnt Onkel Gerhard sagen, bitte lasst keinen Abfall zurück, nehmt das Einpackpapier wieder mit, manche haben hartgekochte Eier gegessen, bitte lasst keine Eierschalen herumliegen. Wir wollen alle den Platz so verlassen, wie wir ihn angetroffen haben. So und jetzt bitte alle wieder einsteigen. Ich nahm meinen Brotbeutel und packte das Einpackpapier, das Vesperbrot, das wir nicht gegessen hatten und mein kleines Päckchen wieder ein. Als wir zum Bus gingen, fasste mich Katharina am Arm und fragte: „Warum sprichst du heute nicht mit mir, hab ich etwas falsch gemacht, oder habe ich dir etwas getan?“ „Nein, alles ist unverändert, Linde will nicht, dass ich mit dir rede.“ „Und“, fragte Katharina, „warum machst du alles was sie sagt, ist sie deine Frau?“ „Ach Quatsch“, antwortete ich, „nur heute möchte ich sie nicht ärgern, ich versuche, dass wir alle gut miteinander auskommen.“

Der Busfahrer schaute sich noch mal den Platz an und stieg ein. Er war zufrieden, dass wir keinen Abfall zurückgelassen haben. Frau Kofer nahm das Mikrofon, sie drehte sich zu uns um und lehnte sich an ihren Sitz, sie sagte dem Busfahrer, er könne anfahren. Sie erklärte uns die Fahrtroute und erzählte, dass wir demnächst nach Ofterburg kämen, dort wäre der Bulde-Verlag zu Hause, der mit einigen Zeitschriften immer größer würde. Sie sagte: „Glücklicherweise dürfen unsere Zeitungen und Zeitschriften heute über alles berichten und alles schreiben, wir haben in unserer Demokratie, Pressefreiheit. Sie dürfen allerdings nicht lügen oder die Unwahrheit berichten, sonst kann man sie vor Gericht verklagen. Pressefreiheit gibt es in Deutschland noch nicht lange. Dank der Pressefreiheit könnt ihr euch im Radio, in Zeitungen, Zeitschriften und Magazine über alles informieren. Bevor wir unser jetziges Grundgesetz hatten, waren unter Hitler die gesamte Presse und alle Rundfunkanstalten gleich geschaltet. Journalisten durften nur schreiben, was Hitler und seinem Propagandaminister gefiel. Künstler durften nur das Malen, was die Nazipartei erlaubte, alles andere nannten die Nazis entartete Kunst. Sogar Bücher von bekannten Schriftstellern wurden öffentlich verbrannt. Bitte seid wachsam und achtet immer darauf, dass unsere Pressefreiheit und die Kunst niemals eingeschränkt, oder verboten werden.“ Als wir durch Ofterburg fuhren, erklärte uns Frau Kofer wie die Rheinebene entstand und wie sich der Rhein, durch das Mittelgebirge einen Flusslauf gebahnt hat und das Gebirge, das wir rechts und links sehen konnten, durchtrennt hat. Deshalb haben wir auf der deutschen Seite den Schwarzwald und auf der französischen Seite die Vogesen. Die Berge der beiden Mittelgebirge sind fast gleich hoch, der höchste Berg der Vogesen heißt Grand Ballon und ist 1424 m hoch, der höchste Berg des Schwarzwaldes ist der Feldberg, er ist 1493 m hoch. Der Rhein, bildet die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich. Man sagt der Rhein hätte schon viele Kriege zwischen Deutschland und Frankreich erlebt. Liebe Kinder, dem Rhein waren unsere Kriege gleichgültig, er hat das Blut der Menschen mitgenommen und ins Meer gespült, es waren immer Menschen die Kriege angefangen und darunter gelitten haben. Leider wurden die meisten Kriege von Deutschland begonnen. Bitte hört mir jetzt zu, glaubt keinem Politiker und keinem General, der sagt, ein Krieg wäre notwendig. Kein Krieg hat Probleme gelöst, sondern immer neue Probleme geschaffen. Bitte bleibt wachsam, Deutschland darf nie wieder einen Krieg beginnen. Wenn ihr euer ganzes Leben lang an diesen Satz denkt, dann dürft ihr alles Andere was ihr bei mir gelernt habt, vergessen. Trotzdem möchte ich euch noch etwas über diesen schönen Fluss erzählen, den ihr gerade seht. Der Rhein entspringt in den Schweizer Alpen im Gotthard Massiv auf einer Höhe von 2345 m. Er fließt durch die Schweiz und Liechtenstein. Nach dem Rheinfall bei Schaffhausen fliest er durch Basel. Bei Lörrach fliest er nach Deutschland. Er wird immer größer und breiter und bildet wie erwähnt, die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich. Insgesamt ist der Rhein 1320 km lang. -Diese Erklärung unserer Lehrerin blieb mir in Erinnerung, als ob es gestern gewesen wäre, dabei sind inzwischen Jahre vergangen.- Er mündet bei Leine in die Nordsee. Frau Kofer erklärte uns die wunderschönen Landschaften. In der rheinischen Tiefebene sahen wir Weintrauben. Sie erklärte uns wie aus den Trauben Wein gekeltert wird und wie man früher mit den Füßen Wein kelterte. An der Rheinbrücke in Kerblingen hielt unser Bus, zunächst schaute ein deutscher Zöllner in Bus und zählte die Schüler. Er stempelte die Namensliste und ging mit unserer Lehrerin in das französische Zollgebäude dort legte sie die Namensliste erneut vor. Ein französischer Zöllner kam in unseren Bus. Er war sehr nett und sprach mit unserer Lehrerin. Ich hörte zum ersten Mal, dass sie französisch sprach. Wir bemerkten, dass unsere Lehrerin dem französischen Zollbeamten gefiel. Er war überrascht, dass sie französisch sprach und wünschte uns auf Deutsch: „Einen wunderschönen Tag in Frankreich und eine gute Fahrt mit unserer netten Lehrerin“. -Der Grenzübertritt zwischen Deutschland und Frankreich war damals noch etwas Besonderes. Als ich 1968 in Mulhouse Geschäftsführer einer kleinen Firma wurde, erinnerte ich mich jedes Mal bei der Einreise nach Frankreich an unseren Schulausflug. Wenn ich heute über die Rheinbrücke fahre, freue ich mich einerseits über das vereinte Europa, andererseits vermisse ich das Ritual des Grenzübertritts. Frankreich hatte in den 50er und 70er Jahren noch gelbe Leitlinien auf den Straßen, sowie gelbes Scheinwerferlicht, sowie bunte französische Francs. Das alles gehörte lange Zeit für mich zu Frankreich. In einem friedlichen Europa, ohne Feinde zu leben ist wohl die größte Errungenschaft unserer Generation. An die Besonderheiten der Straßen und der Fahrzeugbeleuchtung erinnere ich mich gerne zurück.- Der nette französische Zöllner gab uns noch einen Tipp, wo wir in Straßburg gut und preisgünstig essen könnten. Gleich nach der Grenze hielt der Bus nochmals vor einer Bank, unsere Lehrerin wechselte Deutsche Mark in französische Francs und zeigte uns einige der bunten Scheine.

Linde sah mich an und sagte: „Unsere Eltern dachten, die Menschen, die wir auf der Straße sehen, wären unsere Feinde.“ Wir waren alle zum ersten Mal im Ausland. Ich lehnte mich an Linde, sah aus dem Fenster und streichelte sie. Ich sagte: „Außer den gelben Strichen auf der Straße und den kleineren Verkehrszeichen sieht alles fast aus, wie bei uns. Schau die Frauen und die Kinder auf der Straße, könntest du auf sie schießen und einem Führer glauben, dass die Menschen unsere Feinde wären. Der Busfahrer hatte sich etwas verfranzt, weil die Wegweiser anders waren als bei uns. Er hielt an, unsere Lehrerin stieg aus und fragte einen Polizisten. Der Flic, so nennen Franzosen ihre Polizisten, stieg in unseren Bus und erklärte die Strecke. Frau Kofer übersetzte, der Busfahrer hatte alles verstanden und fuhr los. Wir kamen in das kleine elsässische Städtchen Polstheim. Frau Kofer zeigte dem Fahrer den Weg, wir hielten vor der Hofeinfahrt eines hübschen Bauernhofes. Familie Kuefer kam in Hof gerannt und begrüßte uns als wir ausstiegen. Ich hatte Helga sofort erkannt, sie kam mir noch hübscher vor. Sie trug elsässische Tracht und hatte ihre kleine Tochter auf dem Arm. Als ich Helga begrüßte, schaute sie mich lange an und sagte: „Du bist groß geworden und siehst sehr nett aus, darf ich dich in meine Arme nehmen, oder genierst du dich. Lindtraud lachte und sagte: „Der geniert sich nie.“ Helga legte mir ihr Töchterchen in Arm und küsste Rosanna. Sie sagte du bist eine Schönheit geworden. Ich war total überrascht, als das kleine Mädchen mich anlächelte. Ingrid sagte: „Sie heißt Alissia, aber ihr könnt Lisa zu ihr sagen.“ Als Helga mich umarmte, legte ich die kleine Lisa in Rosannas Arm. Ich sagte leise zu Helga: „Du riechst, wie damals.“ Helga lächelte und flüsterte: „Du musst mich wieder loslassen.“ Linde wollte Lisa ebenfalls auf den Arm nehmen. Rosa reichte ihr das kleine Mädchen.“ Helga sagte: „Du hast ein wunderschönes Dirndl an, ihr seid alle sehr hübsch angezogen. Ich freue mich sehr, dass eure nette Klasse uns besucht, endlich höre ich mal wieder unsern Dialekt. Die kleine Lisa wanderte von Arm zu Arm, alle Mädels wollten sie gerne tragen. Lisa fremdelte nicht, im Gegenteil, die vielen Mädels gefielen ihr, sie jauchzte und lachte. Frau Kofer sagte: „Bitte seid mit dem kleinen Mädchen vorsichtig.“ Jetzt lernte ich Helgas Mann kennen. Er war nett und sagte: „Helga hat viel von Larenbuch erzählt.“ Helga stellte ihren Mann vor und sagte, er heißt Fabien. Wir unterhielten uns ziemlich laut, denn wir waren aufgeregt. Esther bat uns, etwas disziplinierter zu sein. Wir gehorchten sofort. Esther Kofer fragte: „Helga bitte komm mit deinem Mann zu unserer Abschlussfeier auf den Forchenmühl.“ Helga versprach anzurufen. Das Wetter war schön, deshalb konnten wir uns im Hof auf Bänke setzten. Die Familie von Helga hatte lange Holztische mit Bänken im Hof. Sie hatte für uns ein Essen vorbereitet. Vor dem Essen zeigte Helga einigen von uns den Bauernhof. Es gab einen Tümpel in dem Enten schwammen, daneben floss ein Bächlein durch verschiedene Teiche. Helga sagte, hier würde ihre Familie Forellen züchten. Es gab natürlich auch Kühe, Schweine und Hühner. Helga fragte Rosanna ganz leise: „Bist du mir noch böse, wegen damals? Bei Louis weiß ich, dass er mir verziehen hat.“ Rosanna meinte: „Du, ich bin dir schon lange nicht mehr böse, aber verstehen kann ich es nicht. Beim Louis musst du dich nicht wundern, du bist so hübsch, er würde vergessen, dass er dir jemals böse war.“ Linde ließ sich den vielseitigen Bauernhof von Fabien erklären. Das interessierte deutsche Bauernmädchen gefiel ihm, er nahm sich Zeit und erklärte ihr den Hof. Er sagte: „Ich glaube, dass wir in Zukunft mit einem Bauernhof nur überleben können, wenn wir nicht nur Landwirtschaft betreiben. Wir müssen nicht nur Fische, Gänse, Enten, Hühner, Schafe und Kühe züchten. Wie du siehst, keltern wir auch hochwertige elsässische Weine. Vielleicht schaffen wir uns noch Pferde an, um den Menschen zu zeigen, wie schön ein Bauernhof ist.“ Lindtraud himmelte ihn an und sagte: „Ich habe darüber auch nachgedacht. Ich würde mich gerne mit ihnen darüber unterhalten.“ „Lindtraud“, antwortete Fabien, „das freut mich, bitte sag du zu mir. Wir sind verwandte Seelen, wohnst du in Larenbuch?“ Linde strahlte ihn an und sagte: „Ich habe mich schon mit meinen Eltern unterhalten, aber sie verstehen nicht, was ich meine.“ Fabien sagte: „Mir ging es anfangs ebenso, jetzt sind sie froh, dass wir vieles geändert haben. Wenn du im Schwarzwald deinen Bauernhof später verändern möchtest, helfen wir dir. Wir haben Erfahrung gesammelt, du kannst negative Erfahrungen vermeiden. Meine Frau freut sich sicher, wenn wir einem so netten Mädel aus ihrem Dorf helfen.“ Linde wich nicht mehr von Fabiens Seite. Sie erzählte ihm von ihrer Idee mit den Feriengästen auf einem Bauernhof.“ Ich konnte Linde verstehen, Fabien war ein klasse Typ. Ich wurde fast ein wenig eifersüchtig. Unsere Lehrerin bemerkte es und sagte leise: „Louis, Linde gehört nur sich und nicht dir.“ Fabien nahm Linde auf den Arm und küsste sie. Lindtraud lachte ihn an und gab ihm einen Kuss auf den Mund, der ihn ein wenig verlegen werden ließ. Helga sagte: „Siehsch, deutsche Mädels sind überhaupt nicht prüde und Kinder haben nichts gegen Franzosen.“ Wir genossen es, im Hof des wunderschönen und traditionellen Bauernhofes im Elsass zu sitzen. Heute würde man sagen, es wäre eine elsässische Besenwirtschaft. Wir saßen gemütlich im Schatten einer Laube, tranken naturtrüben Traubensaft aus eigener Herstellung und aßen elsässischen Flammkuchen, der damals in Deutschland noch unbekannt war und wunderbar schmeckte. Lindtraud wollte von Helga das Rezept. Helga erzählte uns die Geschichte des Flammkuchens: „Wenn die Bauern ihr Brot backen, wissen sie nicht genau, wie heiß der mit Holz beheizte Backofen ist. Sie nehmen vom Teig dünne Streifen und bestreichen diese mit dicker saurer Sahne, legen Speck und Zwiebelstreifen drauf und schieben die dünnen Streifen in Backofen. Wenn der Holzbackofen heiß ist, werden die dünnen belegten Streifen knusprig. Die Bauern erkennen, dass sie jetzt im Ofen Brot backen können. Als sich Lindtraud das Rezept aufgeschrieben hatte, sagte Fabien: „Linde du bekommst von uns die Genehmigung, und darfst dein Gebäck „Elsässer Flammkuchen“ nennen und wirst die erste Bäuerin im Schwarzwald, die diese Spezialität anbietet. Dein Backofen muss allerdings sehr heiß sein und du musst für den Flammkuchen Weizenmehl nimmst, weil ihr Roggenmehl für euer Brot verwendet. Ingrid hatte ihr Töchterchen schlafen gelegt und sich zwischen Rosanna und mich gesetzt, sie sagte leise: „Bisch du uf mein Ma vielleicht eifersüchtig, weil er d' Linde küsst hat?“ Rosanna sagte leise: „Ingrid, ihr könnt tausche, weil dr Louis die fascht wegguckt. Bitte verschprich uns, dass du mit deim Fabien zu unserer Abschlussfeier kommsch. Es wär so toll, wenn au Franzose dabei wäret, no dätet d' Leut endlich säh, dass es zwischen uns keine Feindschaft mehr gibt. I weiß no wie d' Leut über dich gschwätzt hen, als du en Franzos g' heiratet hasch.“ Fabien und unsere Lehrerin hatten zugehört. Fabien sagte: „Linde, wenn du mir deinen Bauernhof zeigst, dann kommen wir zu eurem Schulfest.“ Linde lehnte sich an ihn und sagte: „Wenn ihr kommt, zeige ich euch was du willst.“ Fabien wandte sich an Frau Kofer und sagte: „Können sie uns ein Zimmer in einem Gasthof bestellen, wir übernachten natürlich und fahren nachts nicht zurück.“ Esther freute sich und schrieb ihm die Adresse vom Ochsen auf, Helga kannte den Gasthof. Linde gab Fabien die Telefonnummer und sagte zu Helga: „Du kennst sicher den Gerner-Bauernhof, aber mir telefonieret. Du hasch en arg nette Mann, vielleicht darf i dir au en Kuss gebe.“ Helga freute sich ihren Heimatdialekt zu hören und küsste Linde. Ich wäre gerne länger geblieben. Wir wollten nach Straßburg, deshalb mussten wir uns von der netten elsässischen Familie verabschieden. Helgas Schwiegermutter sagte: „Helga, fahr doch mit, das tut dir gut, dann kannst du den deutschen Kindern Straßburg zeigen. Wir geben dir unsern kleinen Renault, dann zeigst du dem Omnibus den Weg und fährst voraus. Fast alle Kinder nutzen die Toiletten der „Besenwirtschaft“. Als Rosanna und ich uns verabschiedeten, sagte die Schwiegermutter von Ingrid in ihrem elsässischen Dialekt: „Jetzt kann ich Helga verstehen, warum sie immer noch an die Kinder aus ihrem Kindergarten denkt und manchmal von euch spricht, ihr seid wirklich arg nette Kinder. Wenn ihr mal wieder im Elsass seid, kommt bitte besucht uns, ihr seid immer herzlich willkommen.“ Rosanna sagte: „Meine Eltern haben inzwischen ein Auto, wir besuchen euch sicher und nehmen Louis und Lindtraud mit.“ Auf Rückfrage, erzählte Rosanna, dass ihr Vater Zahnarzt wäre. Sie sagte verschämt: „Er war auch mal ein Nazi, aber jetzt nicht mehr und er schämt sich dafür, meine Mutter war nie in der Nazipartei.“ Helgas nette Schwiegermutter sagte zu Rosanna: „Du musst keinem erzählen, dass dein Vater Nazi war und du musst dich dafür nicht schämen. Dein Vater war noch sehr jung, als er Nazi wurde und hat nicht richtig nachgedacht. Behalte das, wenn du in Frankreich bist, für dich. Deinem Vater sieht das niemand an, deshalb sprechen wir nicht mehr davon. Wir freuen uns, wenn ihr uns besucht. Schau, unsere Familie hieß früher mal Küfer, weil wir, wie viele Elsässer mal deutsch und mal französisch waren. Heute heißen wir Kuefer und jeder Franzose weiß, dass wir deutsche Vorfahren haben. Du siehst es geht uns gut im Elsass und in Frankreich. Jeder im Ort kennt Helga und weiß, dass sie aus Deutschland kommt, sie ist so freundlich und herzlich, dass jeder sie gern hat.“ Helga erklärte dem Busfahrer, dass sie, wenn er an einer Kreuzung, oder an einem Kreisverkehr warten müsse, immer nach der Kreuzung, mit ihrem Auto warten würde. Er könne auf dem Münsterplatz parken, dort wären Parkplätze für Omnibusse. Helga sagte: „Rosanna und Louis, es würde mich freuen, wenn ihr mit mir fahren würdet, dann muss ich nicht alleine fahren und wir könnten uns noch ein wenig unterhalten.“ Sie fragte unsere Lehrerin, ob sie es erlauben würde, dass sie ihr bis Straßburg zwei Kinder entführe. Esther Kofer hatte natürlich nichts dagegen. Von Polstheim bis Straßburg waren es nur 20 km, weil wir dem Bus den Weg zeigten, benötigten wir etwa 30 Minuten. Ingrid wollte mir ihr Auto ein wenig erklären, ich sagte: „Unsere Lehrerin hat das gleiche Auto.“ Ingrid fragte: „Wie kann sich in Deutschland eine Lehrerin ein Auto leisten.“ Ich sagte: „Ich glaube sie ist reich, denn sie hat uns die Busfahrt nach Straßburg bezahlt. Sie hat Verwandte in Amerika und das Wichtigste, sie ist die tollste und netteste Lehrerin der Welt. Rosanna und ich gehen nach den Ferien ins Gymnasium. Leider können wir unsere Lehrerin nicht mitnehmen. Helga, ich möchte mich mit dir eigentlich nicht über unsere Lehrerin unterhalten. Es interessiert mich, wie es dir in Frankreich geht. Du hast einen sehr netten Mann, eine süße Tochter und lebst in einer netten Familie. Geht es dir gut?“ Rosanna fragte: „Tante Helga, sie sind so nett und sympathisch, warum haben sie uns im Kindergarten so fürchterlich verhauen, manchmal sogar, ohne dass wir etwas dafür konnten und einmal, das weiß ich genau, haben sie Louis gehauen und behauptet, er hätte einen roten Kreidestrich an die Wand gemalt?“ Helga antwortete: „Liebe Rosanna, ihr wart sehr nette Kinder, ich hatte euch richtig lieb, ich weiß bis heute nicht, warum ich Kinder manchmal gerne geschlagen und fast gequält habe. Als ich verheiratet und schwanger war, hatte ich Angst vor mir und dachte, ich könnte vielleicht später Kind schlagen. Ich habe einen Psychiater, das ist ein Arzt für seelische Krankheiten, in Lyon gefragt, weit weg von hier, damit es keiner erfährt. Glücklicherweise meinte er, ich müsse mir keine Sorgen machen, er glaubt, ich wäre sicher nicht ernsthaft gefährdet. Rosanna, du weißt wahrscheinlich inzwischen, wie schön es ist, wenn man mit jemand schmusen kann und jemand lieb hat. Mein Psychiater glaubt, dass ich mich, obwohl ich einen sehr netten Mann habe, immer ein wenig zu Kindern hingezogen fühle. Man nennt solche Menschen, die es sowohl bei Frauen, wie bei Männern gibt, pädophil. Das sind Erwachsene, die gerne mit Kindern sexuelle Handlungen begehen. Mein Psychiater sagte, ich müsste euch unbedingt erzählen, dass ihr an der Situation unschuldig wart. Ihr konntet nichts dafür. Natürlich hat Schwester Irmgard meine Situation erst ermöglicht, denn durch sie hat uns Kindergärtnerinnen zu Bestrafungen hingeführt. Es fing damit an, dass sich Kinder zur Bestrafung ausziehen mussten. Bei mir war dies wie ein Schalter der angeknipst wurde. Als ich das erste Mal einem Mädchen sagte, es soll sich ausziehen und ich die kleine Regina über den Sessel legte und ihr den nackten Po versohlte, bekam ich ein so unglaubliches Gefühl, das mich fast süchtig machte. Ich genoss es, Kinder zu verhauen. Den Kreidestrich an der Wand habe ich gemacht und mit meinen roten Kreidehänden Louis Hände mit dem Kreidestaub gerötet, um ihn zu verhauen. Als du Louis dein Kätzchen gezeigt hast, war es für mich reizvoll, euer Leiden zu sehen, es gefiel mir, dass ihr euch nackt betrachten musstet und euch geniert habt. Nochmals, ganz wichtig, es lag nicht an euch, sondern an meiner Abnormität. Heute würde ich solche Situationen vermeiden. Ich bin keine Kindergärtnerin, sondern Bäuerin und das bin ich sehr gerne. Ich spüre, wenn ich viele, nette Kinder, wie heute sehe, dass ich mich immer noch gegen eigenartige Gefühle wehren muss, aber ich weißes und werde nie wieder Kinder quälen. Liebe Rosanna, ich kann dir trotzdem deine Frage nicht beantworten, denn ich weiß nicht, was ich damals hatte. Es würde mich sehr freuen, wenn ihr mir verzeihen könntet und euch an mich so erinnert, wie ich jetzt bin. Jetzt habe ich euch Beiden alles erzählt, was ich über mich weiß. Ich wollte euch in meinem Auto mitnehmen, damit ich euch um Verzeihung bitten kann. Sag, Louis isch d’ Linde dei Freundin? Oder warum hasch du so guckt, als sie meim Ma en Kuss gebe hat. I han fascht denkt du wärsch eifersüchtig.“ Rosa sagte: „Tante Helga ich verzeihe ihnen, on wenn dr Louis eifersüchtig uf d’ Linde wäre, no dät ihm des recht geschähe, weil er viele pussiert.“ Helga sagte: „Rosanna sag du zu mir on sag mir nomal, dass du mir verzeihsch.“ Rosanna sagte: „Ich verzeihe dir auf jeden Fall und du bist, wie ich schon sagte, so eine herzliche Frau, dass ich dich sicher mit meinen Eltern in Polstheim besuche.“ Ich sagte ebenfalls: „Helga, ich habe dir schon lange verziehen und nachdem du uns jetzt alles erzählt hast, ist es auch nicht mehr so schlimm, denn ich habe mich wirklich manchmal schuldig gefühlt. Es ist schön, mit dir zu reden und du warst schon immer sehr hübsch, aber du bist noch schöner geworden, deshalb möchte ich dich, bevor wir aussteigen, nochmal umarmen.“ Ingrid küsste Rosanna und mich, sie roch unverändert, wie damals. Wir stiegen auf dem Münsterplatz in Straßburg aus. Damals gab es noch kein Parkplatzproblem. Esther fragte: „Helga, bitte zeig uns Straßburg und erzähle uns über diese schöne Stadt.“ Helga sagte: „Es gibt in Straßburg viel zu sehen und zu erzählen, deshalb sag mir, wann wir zum Essen wollen, denn bei deinen vielen Schülern müssen wir reservieren, dann zeige ich euch gerne unsere Stadt.“ Wir hatten vier Stunden Zeit bis zum Abendessen. Während wir das Münster besichtigten suchte Helga ein Restaurant für uns, das ein Nebenzimmer hatte, in dem wir Essen konnten. Helga fragte: „Wenn euch die schöne Stadt interessiert, müsst ihr gut zu Fuß sein. Das Elsass hat immer wieder seine Grenze gewechselt. Es war mal Deutsch und mal Französisch. Es ist jedoch völlig klar, nachdem Hitler Frankreich überfallen hat, wird Elsass nie mehr deutsch.“ Esther und Helga erzählten uns gemeinsam die Straßburger Geschichte. Helga sagte: „Ihr Kinder aus meinem Dorf könnt natürlich alle du zu mir sagen, für die, die es noch nicht wissen, ich heiße Helga.“ -Als ich später Asterix und Obelix ansah, erinnerte ich mich daran, dass Straßburg eine gallische Siedlung war.- Unser Busfahrer war begeistert von beiden Frauen, er sagte: „Heute habe ich viel gelernt und kann, wenn ich mit Vereinen oder Reisegruppen Straßburg besuche, viel erzählen. Leider hatte ich nie eine Lehrerin, die mir lebensnahe Geschichten erzählte. Kann ich mit Reisegruppen die hübsche Besenwirtschaft in Polstheim besuchen? Ich würde natürlich vorher anrufen.“ Helga sagte: „Wenn sie vorher anrufen, können wir gerne 40 Leute bewirten, auch wenn kein schönes Wetter ist.“ Helga nahm einige bedruckte Zettel aus ihrer Handtasche, gab sie dem Fahrer und sagte: „Sie können ihrem Chef auch welche geben.“ Wir gingen am Rhein entlang und sahen die wunderschönen Fachwerkhäuser von Petite France und den Pont Couverts an, dann das berühmte Maison des Tanneurs, die Grand’ Rue, den Place Gutenberg und den Place Kleber. Für uns war Straßburg die schönste Stadt. Unsere Städte kannten wir nur mit Trümmern und Ruinen, Bombennächte hatten sie zerstört. Ich sagte: „Helga, du wohnst in einem sehr schönen Land und hast in der Nähe von Polstheim eine so wunderschöne Stadt. Du bist beneidenswert.“ Helga sagte: „Franzosen haben mich nie angefeindet, obwohl viele wissen, dass ich Deutsche bin, sind alle sehr nett zu mir.“ Als Esther sich mit einigen Frauen unterhielt und französisch sprach, war Helga überrascht und sagte: „Du faszinierst mich, du sprichst perfekt französisch, woher kannst du es?“ Esther sagte: „Ich sprach schon als Kind französisch.“

Unsere Lehrerin sagte: „Meine liebste Schulklasse, bitte hört mir zu, ich habe einen Traum und wünsche mir, dass es in einigen Jahrzehnten, wenn eure Generation erwachsen ist und politisch Verantwortung trägt, in Europa keine Kriege und keine Feinde mehr gibt. Ich träume von einem friedlichen Europa und einem demokratischen europäischen Parlament. Dieses Parlament sollte in Straßburg sein. Dann würde diese schöne Stadt, die französisch und deutsch war, zu einer friedenstiftenden europäischen Stadt. Unsere Lehrerin hatte laut und eindringlich gesprochen. Helga sah sie an und sagte: „Mein Gott, Esther, ich bewundere dich. Wenn ich das meiner Familie erzähle, kommen auch mein Schwager und meine Schwägerin zu eurem Abschlussfest auf den Forchenmühl. Du bist eine faszinierende Lehrerin, hoffentlich wissen es deine Schüler.“ Rosanna, unsere Klassensprecherin sagte: „Helga, wir wissen es und erinnern uns das ganze Leben an unsere Lehrerin und an dich und diese schöne Stadt. -Niemand hätte in den 50er Jahren gedacht, dass es 1979 in Straßburg das Europaparlament und den europäischen Gerichtshof geben würde.- Unsere Lehrerin, die an der Grenze Geld gewechselt hatte, gab aus der Spende der Eltern, jedem ihrer Schulkinder einige französische Francs, damit wir uns ein Andenken an diesen Ausflug kaufen. Sie bat uns: „Kauft euch möglichst etwas, das euch zu Hause an Strasbourg erinnert.“ Als ich mir ein Püppchen mit der elsässischen Tracht kaufte, wurde ich von einigen Klassenkameraden ausgelacht. Sie meinten, ich wäre doch ein halbes Mädchen. Dabei wollte ich nicht damit spielen, es sollte mich an Helga und den Ausflug nach Straßburg erinnern. Ich liebte mein Püppchen in Helgas elsässische Tracht. Ich erklärte meinen Mitschülern, warum ich dieses Püppchen gekauft hatte. Einige Mädchen und drei Jungs kauften sich ebenfalls ein solches Püppchen, danach hatte der Laden keine mehr. Ich war überrascht, denn ich konnte mit den Elsässern deutsch reden, sie verstanden mich, auch wenn sie einen andern Dialekt sprachen. Obwohl wir Schüler leicht als deutsche Kinder zu erkennen waren, weil jeder hörte, dass wir Deutsch sprachen, waren alle Franzosen freundlich zu uns. Wir hatten eine wunderschöne Stadt gesehen und uns müde gelaufen. Helga führte uns zum Essen in ein rustikales elsässisches Restaurant, das im Nebenzimmer Tische für uns reserviert hatte. Es hieß, wie ich in mein Tagebuch schrieb, „Le Casserole“. Die Tische waren eingedeckt und mit Blumen geschmückt. Unsere Lehrerin stand auf und sagte: „Bitte benehmt euch ordentlich, seid höflich zu den Kellnerinnen. Da die Speisekarte französisch ist, übersetze ich sie und lese sie euch vor. Ich weiß normalerweise was ihr gern esst, deshalb können wir uns jetzt beraten. Helga ist euch sicher ebenfalls gerne behilflich. Helga hatte sich zwischen mich und Rosanna gesetzt, gegenüber saß Linde. Ich setzte das elsässische Püppchen vor mich hin und betrachtete es. Helga sagte: „Es hat die gleiche Tracht, wie ich.“ Ich antwortete: „Helga, deshalb habe ich es gekauft, mein Püppchen wird mich immer an dich und den schönen Ausflug nach Frankreich erinnern.“ Ich nahm aus meinem Brotbeutel ein Päckchen, das ich Helga schenkte. Ich hatte ihr von meinem Wühlmausgeld eine Puppe mit Schwarzwälder Tracht und dem roten Bollenhut gekauft. Helga war gerührt, ihre Augen wurden feucht. Sie lächelte und sagte: „Ich habe in meinem Schlafzimmer auch ein Püppchen aus Deutschland mit einer Lederhose und einem braunen Hemd, das mich an dich erinnert, jetzt hat dieses Püppchen eine Frau. Louis ich danke dir, du bist ein Schatz.“ Sie sagte: „Linde, jetzt muss ich deinen Louis so küssen, wie du meinen Mann, aber du musst nicht eifersüchtig werden.“ Linde lachte und sagte: „Ha gel, des hasch du au gmerkt, dass dr’ Louis komisch guckt hat, als i deim Ma en Kuss gebe han. Des hat mi gfreit, weil er immer nit verschteh kann, warum mer eifersüchtig wird, dr’ Louis sagt er gehört nur sich on sonscht niemand.“ Helga lächelte und sage: „Des han i ihm a mol gsagt, on jetzt sagt ers.“ Helga küsste mich und lächelte immer noch. Linde sagte: „Jetzt weiß ich endlich was in dem Päckle isch, aus dem dr’ Louis heut scho den ganzen Tag a Geheimnis gmacht hat.“ Als Helga mich küsste, sagte ich flüsternd: „Ich habe eine eigenartige Bitte an dich.“ Helga lächelte und flüsterte zurück: „Wenn ich kann, erfülle ich sie dir.“ Ich antwortete: „Bitte, nimm das kleine Püppchen mit deiner elsässischen Tracht, lege es zwischen deine Beine und setze es nach dem Essen wieder unauffällig an den Platz, damit es so riecht, wie du.“ Helga lächelte, sah mich an und meinte: „Vielleicht weiß ich jetzt, dass wir beide eine Macke haben.“ Sie nahm mein Püppchen, betrachtete es und nahm es vom Tisch. Nach dem Hauptgericht saß mein Püppchen wieder vor meinem Teller und sah meinen Nachtisch an. Als die Speisekarte vorgelesen wurde, sagte Helga zu mir: „Louis, auch wenn du es nicht glaubst, Weinbergschnecken schmecken besonders gut, du solltest unbedingt elsässische Schnecken probieren.“ Ich wehrte mich dagegen, denn ich wollte keine Schnecken essen. Helga sagte leise zu mir: „Bitte iss sie, mir zuliebe, alle Kinder deiner Klasse werden staunen, wenn du sie isst. Solltest du sie nicht mögen, esse ich sie.“ Dieses Argument war für mich ausschlaggebend, deshalb bestellte ich sie als Vorspeise und war sehr gespannt. Frau Kofer gab uns einen Tipp, sie sagte: Es gibt im Elsass wunderbares Sauerkraut, es ist eine elsässische Spezialität, aber ich weiß dass viele Kinder Sauerkraut nicht gerne essen, deshalb schlage ich vor, dass wir für alle „Pot du feu“ als Hauptgericht essen. Es ist ein ausgezeichnetes Elsässisches Eintopfgericht, das sicher alle gerne essen. Sie schlug verschiedene Vorspeisen vor. Hier konnten wir uns auf keine einheitliche einigen. Viele wollten Salat. Ingrid machte eine Strichliste. Als ich ich Escargots a l’Alsacienne bestellte (ich ließ mir von Ingrid sagen, wie es ausgesprochen wird) lachte Frau Kofer, sah mich an und sagte: „Ich kann es kaum glauben, die ersten französischen Worte, Louis bestellt Elsässische Schnecken.“ Esther und Ingrid bestellten ebenfalls welche. Katharina traute sich und bestellte als Vorspeise auch sechs Schnecken mit geröstetem Weißbrot. Auf Empfehlung von Ingrid bestellten alle zum Nachtisch crème brûlée. Als meine sechs Schnecken in dem Häuschen auf einem Schneckenteller kamen, zeigte mir Helga, wie man sie mit einer sog. Schneckenzange festhielt und auf das geröstete Weißbrot kippte, oder auf das Löffelchen, das man als Besteck bekam. Rosa und Linde waren fasziniert. Weil alle mich ansahen, hätte ich die Schnecken in jedem Falle gegessen, auch wenn sie mir nicht geschmeckt hätten, ich war sehr erstaunt, sie schmeckten sehr gut. Ich sagte: „Helga, ich hätte nie gedacht, dass Schnecken so ausgezeichnet schmecken“. Rosanna fragte ob sie eine probieren dürfe. Ich wollte ihr eine geben, aber Ingrid war schneller. Rosanna verdrehte die Augen und sagte: „Köstlich!“ Sie bekam von Ingrid noch zwei auf geröstetem Weißbrot. Obwohl ich Linde überreden wollte, ebenfalls eine zu kosten, wollte sie absolut nicht und sagte: „Wenn ich die Dinger sehe, denke ich immer, wie sie schleimig durch unsere Salatblätter kriechen, dann kann ich so eine Schnecke nie essen.“ Das Hauptgericht war ebenfalls sehr gut. Von der crème brûllée waren alle begeistert. Ich sagte zu Ingrid: „Ich habe in meinem Leben noch nie so gut gegessen und ich danke dir, dass du mir Schnecken empfohlen hast.“ Als Frau Kofer die Rechnung verlangte, wollten der Fahrer und Helga ihr Essen bezahlen. Frau Kofer sagte, sie wären selbstverständlich eingeladen. Der Besitzer des Restaurants brachte die Rechnung und sprach zunächst mit Frau Kofer deutsch, als er bemerkte, dass unsere Lehrerin französisch sprach, unterhielt er sich mit ihr französisch. Der Wirt sagte zu uns in seinem elsässischen Dialekt: „Ich hoffe, dass unser Essen allen geschmeckt hat, ich habe mich sehr gefreut, dass eine Schulklasse aus Deutschland bei uns gegessen hat. Ich möchte euch gerne fotografieren und dieses Foto in meiner Gaststädte aufhängen, denn ihr seid die erste Schulklasse aus Deutschland, die mein Restaurant besucht und ihr seid eine außerordentlich nette Klasse.“ Ich wollte ihm auch etwas Nettes sagen und sagte: „Es tut mir sehr leid, dass ich kein Französisch kann, aber ich habe in ihrem Restaurant sehr gut gegessen.“ Meine Klasse klatschte Beifall und der Wirt sagte: „Ich schenke euch für die Rückfahrt ein Croissant.“ Wir bedankten uns artig und verabschiedeten uns. Als wir zum Bus kamen musste ich mich von Helga verabschieden. Sie sagte zu mir: „Es isch mir jetzt scheißegal, was Andre denket, aber bevor du gehsch, muss i die in Arm nehme.“ Es war mir zwar etwas peinlich wegen meinen Mitschülern, gleichzeitig genoss ich die Umarmung von Helga und atmete tief. Sie fragte ganz leise: „Magsch mi immer no so gern rieche?“ Ich sagte ebenso leise: „Immer und ewig“. Als ich zu meinem Platz im Bus ging boxte mich Erhard und sagte: „Louis, wenn du a Weib kennsch, musch du mit dere immer knutsche, oder wie isch des bei dir?“ Als ich mich neben Linde setzte, war sie sauer und sagte, du kannsch au glei wieder aussteige on mit der Helga fahre.“ Rosanna hatte es gehört und sagte: „Lindtraud, du bist ja lustig, du wirst doch auf Helga nicht eifersüchtig sein, die hat sich gefreut, dass sie uns wieder traf. Du hast doch gesehen, wie sie mich in ihre Arme genommen hat. Mensch Linde, lass dir doch den schöne Tag nicht verderben, nur weil Helga sich nett von Louis und mir verabschiedet hat.“ Lindtraud überlegte und meinte: „Rosa du hasch recht, es war heute wirklich ein schöner Tag und dr Louis war heute den ganzen Tag lieb zu mir, eigentlich bin ich glücklich, auch wegen Helgas Mann.“ Auf der Heimfahrt erzählte unsere Lehrerin über das Elsass und über Frankreich, sie hatte sich schräg auf den Sitz gesetzt hielt das Mikrofon in der Hand und schaute in den Bus mit ihren vielen glücklichen Schulkindern, die sie liebten und bewunderten. Rosa, unsere Klassensprecherin ging nach vorne und bat unsere Lehrerin um das Mikrofon und sagte: „Wir hatten heute wahrscheinlich den schönsten Tag unseres Lebens, wir werden uns an diesen Tag sicher noch in fünfzig Jahren erinnern. Wir haben die tollste Lehrerin, sie ließ uns diesen schönen Tag erleben. Ich breche kein Versprechen, denn wir sind unter uns. Ich freue mich besonders, dass unser letzter Ausflug gut ausgegangen ist und dass Alina ebenfalls den heutigen Tag mit uns erleben konnte. Für die Zeit, die wir mit unserer Lehrerin in der Schule und heute in Polstheim und Strasbourg erleben durften, möchte ich mich im Namen meiner Klasse bei unserer Lehrerin bedanken, denn sie hat uns die Fahrt ermöglicht und bezahlt. Ich möchte mich noch extra bei unserem netten Busfahrer bedanken. Es tut uns vier Schülern, die wir demnächst unsere Klasse verlassen sehr, sehr leid. Dann konnte sie nicht mehr sprechen, weil ihre Augen feucht wurden und ihre Stimme versagte. Alle klatschten Beifall und fast alle weinten mit ihr. Sogar der Busfahrer war gerührt. Er nahm das Mikrofon und sagte: „Es ist das erste Mal, dass sich eine so junge Schülerin bei mir, für die Fahrt bedankt. Unsere Lehrerin war ebenfalls gerührt, sie nahm Rosanna in Arm, und sagte durchs Mikro: „Meine liebe Klasse, die Meisten von euch sind gerade zwölf Jahre jung, leider werdet ihr euch in eurem Leben noch oft von Freunden, Freundinnen und geliebten Menschen verabschieden. Nehmt Abschied nie zu schwer, denn ihr lernt dafür neue und interessante Menschen kennen, es liegt an euch, ob sie zu Freunden werden. Meine lieben Schüler, die ins Gymnasium wechseln, werden eine neue Schule mit interessanten Lehrern und neuen Freunden kennenlernen. Ich bin sicher, es wird euch gefallen und eure Klassenfreunde könnt ihr im Dorf immer sehen und treffen. Wenn ihr mich treffen wollt, wisst ihr wo ich wohne, ich bin weiterhin gerne für euch da. So und jetzt wollen wir das französische Lied singen, das ihr bei mir gelernt habt, damit wir nicht mit dieser traurigen Stimmung nach Larenbuch kommen, sonst denken eure Eltern, es wäre ein trauriger Ausflug gewesen.“ Wir sangen den Kanon „Frère Jaque“. Als wir auf dem Forchenmühl ankamen, war Schorsch gerade im Hof. Er begleitete unsere Lehrerin zum Telefon, kam dann zu unserem Bus und fragte: „War 's denn schön in Frankreich, on was hen ihr gesse? hat au eber von euch Schnecke gesse?“ Alle riefen: „Der Louis und d' Katharina“. Schorsch rief: „Louis wie hats dir geschmeckt.“ Ich rief zurück: „Schorsch i häts nit glaubt, ausgezeichnet.“ „Es ging mir genauso“, sagte Schorsch. Unsere Lehrerin kam zurück, sie hatte Frau Friedrich erreicht, die ihr sagte, dass alle vier Eltern mit Auto im Schulhof bereitstünden, wenn wir ankämen. Sie fragte Schorsch: „Können wir am Freitagvormittag schon in den Saal, um unser Theater zu proben.“ Schorsch bestätigte es und sagte: „Den Saal könnt ihr den ganzen Tag haben.“ Unser Bus fuhr kurz nach 21 Uhr in Schulhof. Alle Eltern die Autos hatten, waren gekommen und holten uns ab. Unsere Lehrerin und wir verabschiedeten uns von dem netten Busfahrer. Da die Autos damals noch keine Anschnallgurte hatten, durften mehr als fünf Kinder in die Autos klettern. Herr Black, der Fabrikant, der Kämme herstellte, war ein echter „Kammmacher“ -er diente damals als Beispiel für Worte, die man eigentlich mit drei M schreiben würde und die dennoch nur mit zwei M geschrieben wurden. Wir lernten damals, es wäre kein schönes Schriftbild, wenn in der deutschen Sprache Worte mit drei M zwischen Vokalen, geschrieben würden. Niemand hätte es für möglich gehalten, dass sich Kultusminister in den Bundesländern mit Sprachwissenschaftlern monatelang berieten um im nächsten Jahrhundert neue Rechtschreibregeln durchzusetzen. Seit August 2007 wird der Kammmacher mit drei M geschrieben.- Frau Kofer holte ihr Auto und wartete bei ihrer Klasse, bis wir Kinder in Autos saßen. Dann fuhren unsere Lehrerin und die Eltern mit ihren Autos zwei Mal, um alle Schüler heim zu bringen. Herr Black nahm Kinder vom Oberdorf mit und sagte: „Lindtraud komm steig ein, ich bringe dich nach Hause, du hast den weitesten Weg. Hast du ein hübsches Dirndl. Da staunten die Franzosen sicher.“ Linde bedankte sich bei Herrn Black, und meinte: „Ein Stück kann ich auch laufen.“ Herr Black sagte: „Du wirst doch nicht glauben, dass ich dich um diese Uhrzeit alleine heim laufen lasse“. Herr Black hatte fünf Kinder in seinem Auto und versprach unserer Lehrerin, dass er sie heim bringen würde. Er ließ im Oberdorf zwei Kinder aussteigen und fuhr danach Linde und seinen Sohn heim. Frau Friedrich nahm Rosanna, Katharina, Klaus, Alina und mich nach Hause. Sie brachte zunächst Katharina und Klaus heim, danach fuhr sie zu unserem Haus. Damals fuhren wenige Autos, meine Mutter hörte uns. Auch Frau Kling stand auf der Straße, holte Alina ab und bedankte sich bei Frau Friedrich. Meine Mutter umarmte Frau Friedrich und mich, sie wollte Frau Friedrich noch rein bitten. Rosannas Mutter, sagte: „Ein andermal, Martha, heute ist es schon spät.“

Das Paradies ist zu Ende

Подняться наверх