Читать книгу Nachtstreuners Flaschenpost - Louis Leon Cherrel - Страница 5

2: Backsteine

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Einklatschen, Faust, Einklatschen, Faust, ganz lässig meine Dudes begrüßt, als ich zum Start durchgehe, mich hinhocke, meine Vans fest zuschnüre und mein geliebtes Wakeskate wie ein Zepter erhebe. Feierlich nehme ich die Hantel entgegen, die mich über das Wasser ziehen soll: Was ein Leben. So leitet man einen perfekten Feierabend ein.

Ich tauche die Hantel in das ruhige Wasser neben dem Steg. Über die Schwielen meiner Hand fühle ich ihr raues Holz.

Konzentration.

Ruhe.

Das Board, die Hantel und ich werden eins.

Ich höre ein Klacken, als meine Leine oben an der Seilbahn am Mitnehmer einrastet. Die Leine wird stramm, rechts links rechts – drei große Schritte, ich springe ab und lege mit der Linken das Board unter meine Füße. Mit einem Ruck werde ich in eine andere Welt gerissen.

Landung. Spritzer in mein Gesicht.

Ich stehe fest auf meinem Brett und cruise über das rauschende Wasser. Automatisch kommt mir ein heftiger Song in den Sinn, der mein Blut höher pochen lässt. Ein Schlagzeugsolo, schmetternde Gitarren. Mit Druck presse ich das Board schräg hinunter, so dass ich rasant nach rechts gleite. Eine hohe dünne Welle schießt unter meinem Board hervor. Die heißen Sonnenstrahlen brennen einen leuchtenden Regenbogen hinein. Die Finger der freien Hand tauche ich in den hinweggleitenden See. Ich bin relaxt und genieße das Tempo und die Nähe zum Wasser, an diesem warmen Tag. Es wird trotzdem Zeit für noch mehr Geschwindigkeit, noch mehr Action. Wofür sonst ist der See mit verrückten Obstacles bespickt?! Ich presche auf ein „Uprail“ zu, drehe mein Board quer und drücke das Holz über den Beton, dass die Splitter nur so fliegen. Wieder auf dem Wasser wird getanzt. Wie ein Brasilianer am Ball, streichele ich mein Spielgerät mit den Füßen. Rotationen um alle Achsen, dass einem nur so schwindelig wird. Ich liebe sie beide, den „Shove-it“ und den „Kickflip“.

Es ist wie eine Sucht, ein Rausch in den man sich hineinwühlt. Noch mehr Tempo, noch mehr Action und jedes Mal möglichst noch eine Drehung mehr. Ich springe auf die Rails aus Beton und aus Holz, lasse sie leiden, hole alles aus meinem Wakeskate heraus. Spritzer überall, nur noch wie in Trance. Die Welt gleitet an mir vorbei. „Shove-it On“, „Shove-it Off“, Backside oder Frontside, „Body Varial“, „Heelflip“ oder „Kickflip“, „180“ und „360“, die Tricks reihen sich aneinander, die Wassertropfen spritzen wie Funken beim Schmieden eines heißen Eisens. Dann türmt sich vor mir der riesige steinerne A-Frame auf.

„Oh mein König!“

Durch Kanten versuche ich mein Tempo noch mehr zu steigern, versuche Monsieur im perfekten Winkel anzufahren. Ich drücke in die Knie und presse mich die Auffahrt hinauf. Mein Board ächzt, doch ich bin entschlossen. Ich gelange an seinen Gipfel, die Luft ist herrlich. Ein Gefühl der Schwerelosigkeit, kurze Zweifel, doch wie von selbst brettere ich auch schon wieder die Abfahrt hinab, erneut zum Tanz mit den Wellen bereit.

Die restliche Fahrt verziere ich im wilden Rausch und heize locker über ein paar Hindernisse. Nachdem ich meinen Ritt mit einem perfektem „Backside Heelflip“ über den strahlend weißen Kicker veredelt habe und mein Hunger gestillt ist, schmeiße ich mich rücklings ins erfrischend kalte Wasser.

Nachtstreuners Flaschenpost

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