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ZAUBEREI IM RESTAURANT

In der Schule habe ich niemanden verzaubert.

Nun ja – meine Eltern habe ich tatsächlich hin und wieder hinters Licht geführt, wenn ich schlechte Schulnote vertuschen oder nach oben korrigieren wollte.

Generell neigt man dazu, die Schulzeit schlechter oder besser darzustellen, als sie eigentlich gewesen ist. Ich war kein schlechter Schüler, in meinem Wesen jedoch eher zurückhaltend, wenn auch nicht unbeliebt oder schlecht in meinen Leistungen.

1979 wurde ich im schönen Landsberg am Lech geboren und genoss meine Kindheit in Bayern. Mein Lebensweg schien vorgezeichnet: Nach der Schule begann ich meine Ausbildung und arbeitete einige Jahre als Koch, zuletzt in einem Sternerestaurant.

Die Psychologie zwischen Menschen fasziniert mich seit jeher und bereits früh begann ich damit, die Geburtstagsfeiern meiner Freunde mit ein paar Zauberstückchen aufzulockern, damals noch fernab von dem Gedanken, aus meinem Hobby einen Beruf zu machen.

Die entsprechende Richtung ergab sich, als ich Ende der 2000er-Jahre in Schondorf am Ammersee in einem Restaurant als Oberkellner gearbeitet habe. An einem Samstagabend hatten wir volles Haus und gute Laune und gegen 23 Uhr einen Gast, für den wir ein Taxi gerufen haben. Seine Begleiter wollten noch etwas bleiben und so warteten wir gemeinsam auf das Taxi, das sich entschuldigen ließ und ankündigte, erst 15 Minuten später anzukommen. Spontan sprang ich ein und führte ebenfalls ein paar der Zauberkunststücke vor und wunderte mich selbst ein bisschen, wie fingerfertig ich war und dass mir das Stehen im Rampenlicht derart gut gefiel.

Diese Stunden legten den Grundstein für eine »Nebenkarriere«, die ich der Zauberei widmen wollte. Ich ließ Münzen verschwinden, zauberte Löcher in Spielkarten, erriet Geburtsdaten und Lieblingstiere von Menschen und bog Strohhalme auf eine Weise, die eigentlich gar nicht möglich war.

Mein Chef kam irgendwann auf mich zu und fragte mich, ob ich nicht häufiger eine kleine »Einlage« geben möchte – und so ergab es sich, dass ich meine kleinen Auftritte mehr und mehr professionalisierte. Ich trug andere Kleidung, band die Zuschauer interaktiv mit ein und erfreute mich insbesondere an der Mentalmagie; eindrucksvoll war etwa, dass ich Menschen, die ich nie zuvor gesehen hatte, bildlich gesprochen in den Kopf hineinschauen konnte.

Ich weiß auch noch, wie ich einen Lokalpolitiker traf. Eine richtige »Instanz« in dem Ort, in dem ich gearbeitet habe. Der Abend war gelungen, die Gäste waren gesättigt und hatten Spaß und zum Ende des Abends habe ich eben jenem Kreisoberhaupt vor versammelter Menge innerhalb meines kleinen Programms seine vier liebsten europäischen Städte auf den Kopf zugesagt – er war sehr erstaunt, freute sich, die Menge klatschte, applaudierte und es lief richtig gut. Als mich dann hinterher sein Büroassistent am Arm griff und sagte: »Sagen Sie mal – kann man Sie buchen? Ich heirate in vier Wochen und …«, war das Feuer endgültig entfacht. Von nun an führte ich – wenn auch vorerst nur halbtags – ein Leben als Zauberkünstler und konnte meine Auftritte immer weiter optimieren.

***

Das Leben eines Zauberkünstlers ist hinsichtlich seiner Aufführungen wie eine Liebesbeziehung zu einer Frau; auch hier läuft am ersten Abend nicht alles rund, auch hier sitzt nicht jeder Schritt sofort. Man muss sich entwickeln, entfalten und ein halbes Jahr später über die Missverständnisse und Fehler lachen, die einen zuvor noch auf Trab gehalten haben. So war es auch mit meiner Show: Die Hochzeit habe ich tatsächlich besucht, aber mein Programm war unausgereift und wenig ausgegoren; aus diesem Fehler lernte ich. Ich nahm kein Geld dafür und er hatte mich ohnehin als »Freund« eingeladen, der zwischendurch eine kleine Einlage hatte, also nicht als »großen Programmpunkt«, was mich hinterher erleichterte.

Mit der Zeit wurden die Bühnen und die Auftraggeber größer; heute arbeite ich oft mit Firmen zusammen und natürlich kann ich mir auf diesem Niveau keinen Fauxpas mehr erlauben. Meine Spezialisierung liegt in der Mentalmagie und ich sorge dafür, dass ich nicht nur meine Zuschauer, sondern auch mich selbst regelmäßig überrasche. Das Gefühl, das ich verspüre, wenn ich in erstaunte Gesichter und offene Münder blicke, ist unbezahlbar. Bei meinen über hundert Shows pro Jahr kommen Zuschauer teilweise hinterher zu mir und fragen mich: »Herr von Eckstein – wie haben Sie das nur gemacht?

Das war irre!« – aber im gleichen Moment wechseln sie ihre Meinung und schieben hinterher, dass sie den Zauber gar nicht gelüftet bekommen wollen. Einmal wieder Kind gewesen sein und das Erlebnis mit nach Hause zu nehmen – das ist für mich das größte Kompliment.

Apropos Kind; zwei gesunde Töchter wachsen bei mir zu Hause auf, und seit über zehn Jahren bin ich glücklich mit meiner Frau verheiratet, die eine große Stütze in meinem Leben darstellt.

Meine Töchter fragten mich schon häufig, ob es »Zauberei« wirklich gebe. Und darauf möchte ich im nächsten Kapitel eingehen: Was Zauberei bedeutet, ob man sie objektiv messen kann, was ich darunter verstehe und ob sie jeder erlernen und anwenden kann. Nicht nur auf Bühnen, sondern auch im Privatleben.

Wir alle kennen den magischen Moment, den verzauberten Augenblick, und wenn man dieses Funkeln decodieren und zu seinen Gunsten im Alltag anwenden und gezielt einbringen könnte, wäre das in vielen Lebenslagen unglaublich bereichernd und vorteilhaft.

Nicht wahr? Auf geht’s also!

Der Wahrheits-Code

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