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II. DIE JUNGS

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Während Nat also ruhig schläft, werde ich meinen Lesern etwas über die Jungs erzählen, unter denen er sich befand, als er wieder aufwachte.

Beginnen wir mit unseren alten Freunden. Franz war ein großer Bursche, inzwischen sechzehn Jahre alt, ein echter Prachtkerl; groß, blond, ein ausgewiesener Bücherwurm, aber auch sehr häuslich, liebenswürdig und musikalisch. Sein Onkel bereitete ihn auf das College vor und seine Tante auf ein glückliches eigenes Zuhause danach, denn sie förderte seine sanften Manieren, seine Kinderliebe, den Respekt vor Frauen, ob alt oder jung, und die Hilfsbereitschaft im Haushalt. Er war bei allen Gelegenheiten ihre rechte Hand, beständig, freundlich und geduldig; und er liebte seine fröhliche Tante wie eine Mutter, denn sie hatte sich redlich bemüht, ihm eine solche zu sein.

Emil war ganz anders, aufbrausend, ruhelos und unternehmungslustig; er wollte zur See fahren, denn das Blut der alten Wikinger floss in seinen Adern und ließ sich nicht bezähmen. Sein Onkel versprach ihm, mit 16 Jahren gehen zu dürfen, ließ ihn die Schifffahrt studieren, gab ihm Geschichten von guten und berühmten Admirälen und Helden zu lesen und ließ ihn nach dem Unterricht das Leben eines Frosches in Fluss, Teich und Bach führen. Sein Zimmer sah aus wie die Kabine eines Kriegsschiffes, denn alles war irgendwie nautisch, militärisch und schiffsförmig. Captain Kidd, der berüchtigte Pirat, war sein Liebling, und seine Lieblingsbelustigung war es, sich wie dieser zweifelhafte Gentleman aufzubauen und mit seiner hohen Stimme blutrünstige Seemannsgesänge zu brüllen. Er tanzte ausnahmslos den Hornpipe der Matrosen, übte seinen wiegenden Gang und redete so seemännisch daher, wie sein Onkel es zuließ. Die Jungen nannten ihn "den Kommodore" und waren sehr stolz auf seine Flotte, die den Teich mit weißen Punkten übersäte und Unglücke erlitt, die jeden Befehlshaber, außer einem vom Meer besessenen Jungen, entmutigt hätten.

Demi war eines der Kinder, die deutlich die Wirkung klug angewandter Liebe und Fürsorge zeigten, denn Seele und Körper arbeiteten in ihm harmonisch zusammen. Die natürliche Raffinesse, die einen nichts anderes als der Einfluss der Heimat lehren kann, verlieh ihm liebenswerte und einfache Umgangsformen: Seine Mutter hatte in ihm ein unschuldiges und liebevolles Herz wachsen lassen; sein Vater wachte über das körperliche Wachstum seines Jungen und hielt den kleinen Körper gerade und stark durch gesundes Essen, Bewegung und Schlaf, während Großvater March den jungen Verstand mit der zarten Weisheit eines modernen Pythagoras kultivierte – er traktierte nicht mit langen, ausdauernden, sich ständig wiederholenden Lektionen, sondern half ihm dabei, sich so natürlich und schön zu entfalten, wie Sonne und Tau den Rosen zum Blühen verhelfen. Er war keineswegs ein perfektes Kind, aber seine Fehler waren von der besseren Sorte; und da er schon früh das Geheimnis der Selbstbeherrschung gelernt hatte, wurde er nicht, wie einige andere, arme, kleine Sterbliche, den Begierden und Leidenschaften ausgeliefert und dann hart dafür bestraft, dass er den Versuchungen nachgegeben hat, gegen die er keine Rüstung hat. Ein ruhiger, manchmal wunderlicher Junge war Demi, ernsthaft, aber fröhlich, sich dessen nicht bewusst, dass er ungewöhnlich intelligent und schön war, und doch schnell bereit, Intelligenz oder Schönheit in anderen Kindern zu sehen und zu lieben. Er war versessen auf Bücher und steckte voller lebhafter Phantasie, geboren aus einer starken Vorstellungskraft und einer spirituellen Natur, und seine Eltern achteten sehr darauf, diese Eigenschaften mit nützlichem Wissen und einem stabilen Freundeskreis auszugleichen; er sollte nie zu einem jener blassen, frühreifen Kinder werden, die eine Familie manchmal erstaunen und erfreuen, um danach wie Gewächshausblumen zu verblassen, weil die junge Seele zu früh blühte und keinen kräftigen Körper hatte, der sie fest im gesunden Boden dieser Welt verankerte.

Also wurde Demi nach Plumfield geschickt und kam mit dem Leben dort so gut zurecht, dass Meg und John und Großvater sich in ihrer Entscheidung bestärkt fühlten. Der Umgang mit anderen Jungs förderte seine praktische Seite, trieb seinen Geist an und fegte die hübschen Spinnweben weg, die er so gerne in seinem kleinen Gehirn spann. Sicher war seine Mutter eher schockiert, als er nach Hause kam, mit Türen schlug, mit Nachdruck "verflucht noch mal!" sagte und hohe, dicke Stiefel verlangte, "mit denen er wie Papa herumstampfen konnte". Aber John freute sich darüber, lachte über seine hitzigen Bemerkungen, spendierte ihm die Stiefel und sagte selbstzufrieden: "Es geht ihm gut, also lass ihn stampfen. Ich möchte, dass mein Sohn ein männlicher Junge wird, und diese vorübergehende Ungeschliffenheit wird ihm nicht schaden. Wir können ihm immer noch die Feinheiten beibringen, und was das Lernen betrifft, wird er den Stoff aufsaugen wie Tauben die Erbsen. Also lass es uns mit der Eile nicht übertreiben."

Daisy war ein echter Sonnenschein und charmant wie eh und je. In ihr keimten allmählich alle möglichen Facetten der Weiblichkeit, denn sie war wie ihre liebenswerte Mutter und erfreute sich an häuslichen Dingen. Sie besaß eine ganze Familie von Puppen, die sie vorbildlich erzogen hatte, und kam nie ohne ihren kleinen Handarbeitskorb aus. Wenn sie nähte, tat sie dies so schön, dass Demi häufig sein Taschentuch herauszog, um ihre einwandfreien Nähte zu zeigen, und Baby Josy hatte einen wunderschönen Flanell-Unterrock, den ihre Schwester Daisy gefertigt hatte. Sie fummelte gern am Porzellanschrank herum, bereitete die Salzfässer vor, richtete die Löffel auf dem Tisch aus und ging jeden Tag mit ihrem Handbesen durch die Stube, um Stühle und Tische abzustauben. Demi nannte sie eine "Betty", war aber sehr froh darüber, dass sie seine Sachen in Ordnung hielt, ihm bei allen möglichen Arbeiten ihre flinken Finger lieh und ihm bei den Hausaufgaben half, denn dort waren sie sich einig und dachten nicht an Rivalität.

Die Liebe zwischen ihnen war so stark wie eh und je, und niemand konnte Demi die liebevolle Art, die er Daisy gegenüber an den Tag legte, madig machen. Er kämpfte tapfer an ihrer Seite und konnte nie verstehen, warum sich Jungs schämen sollten, wenn sie "offen" sagen, dass sie ihre Schwestern liebten. Daisy betete ihren Zwillingsbruder an, hielt "ihren Bruder" für den bemerkenswertesten Jungen der Welt, und klopfte jeden Morgen mit einem mütterlichen "Steh auf, mein Lieber, es ist höchste Zeit fürs Frühstück, und hier ist dein sauberer Kragen" an seine Tür.

Rob war ein Energiebündel, selbst für einen Jungen, der das Geheimnis des Perpetuum mobile entdeckt zu haben schien, denn er stand einfach nie still. Zum Glück war er weder arglistig noch sehr mutig; er hielt sich meist aus allen Schwierigkeiten heraus und schwankte wie ein hingebungsvolles, kleines Pendel, das lebhaft ausschlug, zwischen Vater und Mutter, denn Rob war eine Quasselstrippe.

Teddy war noch zu jung, um bei den täglichen Dingen in Plumfield eine wichtige Rolle zu spielen, aber er hatte seinen festen Platz und füllte diesen wunderbar aus. Jeder hatte irgendwann das Bedürfnis nach einem Schoßkind, und das Baby erfüllte diesen Gefallen nur allzu gerne, denn Küssen und Kuscheln waren genau sein Ding. Mrs. Jo ging selten ohne ihn irgendwohin, und so hatte er seine kleinen Finger in allen hausgemachten Torten, und die schmeckten allen deswegen nur umso besser, denn man glaubte an Babys in Plumfield.

Dick Brown und Adolphus, genannt Dolly, Pettingill waren zwei Achtjährige. Dolly stotterte schwer, verbesserte sich aber ständig, denn niemand durfte sich über ihn lustig machen, und Mr. Bär versuchte, ihn ganz davon zu kurieren, indem er ihn langsamer sprechen ließ. Dolly war ein guter kleiner Kerl, ziemlich uninteressant und gewöhnlich, aber er gedieh prächtig und erfüllte seine täglichen Pflichten mit Ruhe und Präzision.

Dick Browns Leiden war sein krummer Rücken, doch er ertrug seine Last so fröhlich, dass Demi einmal auf seine seltsame Art fragte: "Machen Buckel Menschen gutmütig? Ich hätte gerne einen, wenn dem so ist." Dick war immer fröhlich und gab sein Bestes, um wie die anderen Jungen zu sein, denn in dem schwachen, kleinen Körper lebte ein beherzter Geist. Zu Beginn war er ziemlich empfindlich wegen seines Leidens, lernte aber bald, dieses zu vergessen, denn niemand wagte es, ihn daran zu erinnern, nachdem Mr. Bär einen Jungen bestraft hatte, weil dieser ihn ausgelacht hatte.

"Gott ist es egal; denn meine Seele ist gerade, auch wenn mein Rücken dies nicht ist", schluchzte Dick seinem Peiniger damals entgegen; und indem die Bärs auf diesem Gedanken aufbauten, brachten sie ihn bald zu der Überzeugung, dass auch die Menschen seine Seele liebten und sich nicht um seinen Körper scherten, außer um ihn zu bemitleiden und ihm dabei zu helfen, ihn zu ertragen.

Als er einmal mit den anderen Zoo gespielt hatte, fragte ein Junge: "Welches Tier willst du sein, Dick?

"Oh, ich bin ein Dromedar; siehst du nicht den Buckel auf meinem Rücken?", war die fröhliche Antwort.

"Gut, dann bist du das, mein lieber Kleiner, der keine Lasten trägt, sondern zusammen mit dem Elefanten die Prozession anführt", sagte Demi, der das Spektakel arrangierte.

"Ich hoffe, dass andere genauso nett zu dem Armen sein werden wie meine Jungs ", sagte Mrs. Jo, die recht zufrieden war mit dem Erfolg ihrer Lektionen, als Dick an ihr vorbei schlenderte und wie ein sehr glückliches, aber schwaches, kleines Dromedar aussah, vor allem neben dem stämmigen Pummelchen, dem die Rolle des Elefanten auf den Leib geschneidert war.

Jack Ford war ein scharfsinniger, fast schon bauernschlauer Junge, den man auf diese Schule geschickt hatte, weil sie billig war. Viele Männer hätten ihn für einen klugen Jungen gehalten, aber Mr. Bär mochte seine Art, über Yankees zu reden, genau so wenig wie seine unknabenhafte Versessenheit und Liebe zu Geld, die er insgesamt für genauso krank hielt wie Dollys Stottern oder Dicks Buckel.

Ned Barker war wie tausend andere Jungen im Alter von vierzehn Jahren, bestand fast nur aus Beinen, und benahm sich wie der Elefant im Porzellanladen. Die Familie nannte ihn tatsächlich den "Tollpatsch", weil man ständig erwartete, dass er über Stühle stolpert, gegen Tische stößt und alle kleinen Gegenstände in seiner Nähe umwirft. Er prahlte viel damit, was er alles tun konnte, aber er tat selten etwas, um dies zu beweisen, war nicht sehr mutig und ein kleiner Geschichtenerzähler. Man musste immer damit rechnen, dass er die kleinen Jungs schikanierte und den großen schmeichelte, und ohne wirklich schlecht zu sein, war er genau die Art von Kerl, der sich sehr leicht in die Irre führen ließ.

George Cole war von einer übermäßig nachsichtigen Mutter verwöhnt worden, die ihn mit Süßigkeiten vollstopfte, bis er krank wurde, und ihn dann für zu zart hielt, um ordentlich zu lernen, so dass er mit zwölf Jahren ein bleicher, aufgedunsener Junge war, doof, mürrisch und faul. Ein Freund überredete sie, ihn nach Plumfield zu schicken, und dort brachte man ihn auf die richtige Bahn, denn Süßigkeiten waren nur selten erlaubt, viel Bewegung angesagt, und das Lernen war so angenehm, dass Pummelchen so sanft dazu verführt wurde, dass seine besorgte Mama ganz erstaunt war von seinen Verbesserungen und schließlich die Überzeugung gewann, dass in der Luft von Plumfield wirklich etwas Bemerkenswertes lag.

Billy Ward war das, was man für gemeinhin als "zurückgeblieben" bezeichnen würde, denn obwohl er schon dreizehn Jahre alt war, entsprach er einem Kind von sechs. Er war einmal ein ungewöhnlich intelligenter Junge gewesen, und sein Vater hatte ihn viel zu hart rangenommen, ihm alle möglichen harten Lektionen erteilt, ihn sechs Stunden am Tag mit seinen Büchern arbeiten lassen und von ihm erwartet, dass er das Wissen so aufnimmt wie ein Schwamm das Wasser, das auf ihn getropft wird. Er dachte, er tue damit seine Pflicht, in Wahrheit hätte er den Jungen aber fast getötet, denn ein Fieber schickte das arme Kind schließlich in die längst überfällige, aber traurige Ruhepause; als er sich erholt hatte, hatte sich das überforderte Gehirn ausgeklinkt, und Billys Verstand war wie eine Schiefertafel, über die man besagten Schwamm gezogen hatte und die nun leer war.

Es war eine schreckliche Lektion für seinen ehrgeizigen Vater; er konnte den Anblick seines verheißungsvollen Kindes nicht mehr ertragen, das sich in einen kränklichen Trottel verwandelt hatte, und schickte es nach Plumfield – weniger in der Hoffnung, dass ihm dort geholfen werden könnte, aber sich sicher, dass man ihn freundlich behandeln würde. Billy war ziemlich gefügig und arglos, und es war bedauerlich mitanzusehen, wie sehr er sich bemühte zu lernen – als ob er nach dem verlorenen Wissen, das ihn so viel gekostet hatte, greifen wollte. Tag für Tag grübelte er über dem Alphabet, sagte stolz A und B und dachte, er kenne die Buchstaben; aber am nächsten Tag waren sie wieder weg, und die ganze Arbeit war umsonst gewesen. Mr. Bär hatte unendlich viel Geduld mit ihm und setzte trotz der scheinbaren Hoffnungslosigkeit der Aufgabe seine Arbeit immer fort. Er belastete ihn nicht mit unsinnigen Stunden über Büchern, sondern versuchte sanft, die Dunstschwaden aus seinem verdunkelten Geist zu entfernen, und ihm so genug Intelligenz zurückzugeben, dass er zumindest halbwegs am täglichen Leben teilhaben konnte.

Mrs. Bär stärkte seine Gesundheit mit jedem Mittelchen, das ihr einfiel, und die Jungs hatten alle Mitleid und waren sehr freundlich zu ihm. Er mochte ihre wilden Spiele nicht, sondern saß stattdessen stundenlang da und beobachtete die Tauben, grub Löcher für Teddy, bis selbst dieser eifrigste aller Buddler zufrieden war, oder folgte Silas, dem Mann, auf dessen Wegen und sah ihm beim Arbeiten zu, denn der ehrliche Si war immer gut zu ihm; und obwohl er seine Buchstaben vergaß, erinnerte sich Billy stets an freundliche Gesichter.

Tommy Bangs war der Taugenichts der Schule, dazu noch der verschlagenste, kleine Taugenichts, der je gelebt hat. So voller Possen wie ein Affe, aber auch so gutherzig, dass man ihm seine Untaten einfach verzeihen musste; er war so zerstreut, dass Worte an ihm vorbeizogen wie der Wind, und doch so reuig ob jeder Missetat, dass es unmöglich war, ernst zu bleiben, wenn er wieder wortgewaltige Gelübde der Besserung schwor oder alle möglichen, seltsamen Strafen vorschlug, die er sich selbst gerne auferlegen würde. Mr. und Mrs. Bär waren ständig auf jedes mögliche Missgeschick vorbereitet, ob er sich nun als Nächstes sein Genick brechen, oder die ganze Familie mit Schießpulver in die Luft jagen würde; Nanny hatte eine ganz besondere Schublade, in der sie Verbandszeug, Pflaster und Salben für den nächsten Notfall aufbewahrte, denn Tommy wurde immer schon halb tot nach Hause gebracht; aber nichts brachte ihn je um, und er stand nach jedem Fall mit doppeltem Elan wieder auf.

Schon an dem Tag, an dem er ankam, hackte er sich im Heuschneider einen Finger ab; im Laufe der folgenden Woche fiel er vom Stalldach, wurde von einer wütenden Henne gejagt, die ihm die Augen auspicken wollte, weil er ihre Küken untersuchte, kam gerade noch ungeschoren davon, nur um sich von Asta einen Klaps auf die Ohren einzufangen, weil sie ihn dabei erwischt hatte, wie er genüsslich einen Sahnetopf mit einem halben, gestohlenen Kuchen ausstrich. Unbeeindruckt von irgendwelchen Rückschlägen oder Ermahnungen fuhr dieser unbezähmbare Jugendliche jedoch fort, sich mit allen möglichen Tricks so zu amüsieren, dass sich bald niemand mehr sicher fühlte. Wenn er seine Hausaufgaben nicht gemacht hatte, war er immer mit irgendeiner drolligen Ausrede zur Stelle; und wenn er Antworten auf bestimmte Fragen nicht wusste, erfand er sie einfach mit unglaublichem Geisteswitz – so kam er in der Schule erstaunlich gut zurecht. Aber außerhalb der Schule – mein lieber Herr Gesangsverein!, was Tommy alles anstellte!

Er band die fette Asta mit ihrer eigenen Wäscheleine am Pfosten fest und ließ sie dort an einem geschäftigen Montagmorgen eine halbe Stunde lang wüten, toben und schimpfen. Er ließ einen heißen Cent auf Mary Anns Rücken fallen, als das hübsche Dienstmädchen eines Tages bei Tisch bediente, weil Gäste zum Abendessen gekommen waren; was dazu führte, dass das arme Mädchen die Suppe ausschüttete, bestürzt aus dem Zimmer rannte und die Familie im Glauben ließ, sie sei verrückt geworden. Er stellte einen Wassereimer auf einen Baum, befestigte an dessen Griff ein kleines Band, und wartete, bis Daisy, angezogen von der knallbunten Luftschlange, versuchte, daran zu ziehen; die darauf folgende Dusche ruinierte nicht nur ihr sauberes Kleid, sondern verletzte auch ihre kleinen Gefühle sehr. Er steckte raue, weiße Kieselsteine in die Zuckerdose, und als die alte Großmutter zum Tee kam, fragte sich die alte Dame, die zu höflich war, um etwas dazu zu sagen, warum diese nicht in ihrer Tasse schmolzen. Er ließ in der Kirche Schnupftabak herumgehen, so dass fünf der Jungen so heftig zu niesen begannen, dass sie rausgehen mussten. Im Winter legte er Pfade frei, um sie dann heimlich zu bewässern, damit die Leute ausrutschen mussten. Er trieb den armen Silas fast zum Wahnsinn, als er seine großen Stiefel an sehr auffälligen Stellen aufhängte, denn seine Füße waren riesig, und er schämte sich sehr dafür. Er überredete den kleinen Dolly, einen Faden an einen seiner lockeren Zähne zu binden, und die Schnur aus seinem Mund heraushängen zu lassen, wenn er schlafen ging, damit Tommy den Zahn herausziehen konnte, ohne dass Dolly den gefürchteten Eingriff spürte. Aber der Zahn löste sich nicht beim ersten Ruck, und der arme Dolly wachte nicht nur unter großen Seelenqualen auf, sondern verlor von diesem Tag an auch jegliches Vertrauen in Tommy. Der letzte Streich bestand darin, den Hühnern mit Rum getränktes Brot zu verabreichen, was sie beschwipst machte und das ganze andere Geflügel irritierte, denn die ehrbaren, alten Damen taumelten umher, pickten und gackerten auf die albernste Weise, während sich die Familie vor Lachen über ihre Kapriolen schüttelte, bis Daisy Mitleid mit ihnen hatte und sie im Hühnerstall einschloss, damit sie dort ihren Rausch ausschlafen konnten.

Das waren also die Jungs, und sie lebten so glücklich zusammen, wie das bei zwölf Burschen möglich war, lernten und spielten, arbeiteten und zankten, kämpften gegen ihre Fehler an und veredelten ihre Tugenden auf die gute altmodische Weise. Vermutlich lernten die Jungen aus anderen Schulen mehr aus Büchern, aber weniger von der Lebensweisheit, die gute Männer ausmacht. Latein, Griechisch und Mathematik waren gut und schön, aber nach Meinung von Professor Bär waren Selbsterkenntnis, Selbsthilfe und Selbstbeherrschung wichtiger, und er versuchte, diese Tugenden sorgfältig zu lehren. Die Leute schüttelten manchmal den Kopf über seine Ideen, obwohl sie zugeben mussten, dass sich die Jungs prächtig entwickelten, was Manieren und Moral anging. Aber es war ja auch, wie Mrs. Jo zu Nat sagte, eine "seltsame Schule".

Kleine Frauen, Band 3: Kleine Männer

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