Читать книгу Königlich herrschen - Luc Niebergall - Страница 8
Kapitel 3: Das innere Land Die komplette Reformation
Оглавление„… und er den euch vorausbestimmten Jesus Christus sende! Den muss freilich der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller [Dinge], von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat (Apg 3,20-21).
Damit wir die Herrschaft des Himmels in unserem Sein empfangen können, müssen wir zuerst unsere Identität als Söhne und Töchter Gottes verstehen. In diesem Vers sehen wir, dass Jesus kam, um alle Dinge wiederherzustellen. Wenn wir unsere volle Identität verstehen wollen, die am Kreuz zurückgewonnen wurde, müssen wir auf den Anfang zurückblicken, als der Mensch erschaffen wurde. Das Erste, das wir uns ansehen werden, ist 1. Mose 1,26. Der gesamte Zweck der Schöpfung war der Wunsch des Vaters, seinen Sohn auf der Erde zu finden, deshalb sagte Gott: „Lasst uns Menschen machen als unser Bild.“ Diese eine Aussage geht viel tiefer, als wir denken. Der Mensch war der einzige Teil der Schöpfung, der nach dem Bild Gottes geschaffen wurde – nicht die Tiere oder die Pflanzen, sondern der Mensch. Der Mensch war der einzige Teil der Schöpfung, der der gleichen Kategorie wie Gott angehörte.
Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Sohn, dass du dich um ihn kümmerst? Denn du hast ihn wenig geringer gemacht als Engel (Ps 8,5-6).
Das hebräische Wort für „Engel“ in diesem Vers ist Elohim, was „Gott“ bedeutet. Derselbe Gott, der die Erde ins Dasein sprach, der die Planeten, Sterne und Galaxien schuf, schuf uns nach seinem Ebenbild, etwas niedriger sich selbst. Da wir nach dem Bild Gottes geschaffen sind, müssen wir, wenn wir vollständig verstehen wollen, wer wir als Söhne und Töchter sind, zuerst den Vater sehen und kennen, der uns geschaffen hat.
Als Jesus als Mensch auf der Erde wandelte, verstand er absolut klar, was seine Identität im Vater war:
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht; denn was der tut, das tut ebenso auch der Sohn. Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er selbst tut … (Joh 5,19-20a).
Zwischen Jesus und dem Vater herrschte perfekte Transparenz und perfektes Vertrauen. Denn der Vater liebte seinen Sohn und zeigte ihm alles, was er tat. Er verbarg nichts von sich vor seinem Sohn. Jesus, der Sohn, verbarg seinerseits nichts vor seinem Vater. Er entschied sich nicht, sich mit Feigenblättern zu bedecken, um Teile von sich selbst geheim zu halten. Der Sohn hielt seine Augen auf seinen Vater gerichtet. Er kannte die Tiefen seines Vaters. Da der Sohn im Ebenbild des Vaters geschaffen ist, verstand Jesus, als er die Tiefen seines Vaters verstand, auch die Tiefen seiner selbst. Das ist die fundamentale Offenbarung, die einen vollständigen Sohn prägt, der seine wahre Identität kennt. Er findet sich selbst im Vater.
In der aktuellen Bewegung Gottes geht es um Söhne und Töchter, die ihren Vater-Gott in einer innigen Beziehung kennen und ständig aus dieser Liebe und Annahme heraus leben. Je mehr wir auf den Herrn ausgerichtet sind, desto mehr wird Jesus, der Sohn, in uns offenbart und geformt.
Sieh dir an, was der Apostel Paulus in Galater 4,19 sagt: „Meine Kinder, um die ich abermals Geburtswehen erleide, bis Christus in euch Gestalt gewonnen hat.“ Paulus’ ursprünglicher Auftrag als Apostel war es, jeden Gläubigen vollständig in Christus darzustellen, damit Jesus in seiner Fülle in jedem Einzelnen geformt wird. Wenn Jesus in uns geformt wird, beginnen die Eigenschaften des Himmels sich in unserem Leben zu manifestieren und Gestalt anzunehmen.
In weiten Teilen der Christenheit haben wir in vielerlei Hinsicht das Werk der inneren Umgestaltung vergessen. Wir haben geglaubt, wenn wir nur neue Programme hätten und die richtige äußere Struktur schafften, würden die Menschen geistlich reif werden, dadurch dass sie sich in unserem menschengemachten Weinschlauch befänden. Das ist aber nicht die Art und Weise, wie Jesus wahre Jünger hervorgebracht hat. Jesus ging es um die innere Wiederherstellung der Menschen. Die Jünger Jesu sahen ihn und sahen dadurch wiederum den Vater. Als sie Christus sahen und ihn zu ihrem Fokus machten, wurde Jesus mit der Zeit in ihnen geformt. Wir können nicht mit einer äußeren Erweckung beginnen, da die äußere das Nebenprodukt einer ersten inneren Erweckung ist. Denken wir daran, was Gott zu Hesekiel sagte:
Und er sprach zu mir: Menschensohn, alle meine Worte, die ich zu dir reden werde, nimm in dein Herz auf, und höre [sie] mit deinen Ohren! Und [mache dich] auf, geh hin zu den Weggeführten, zu den Söhnen deines Volkes, rede zu ihnen und sage zu ihnen: „So spricht der Herr, HERR!“ Sie mögen hören oder es lassen (Hes 3,10-11).
Bevor Hesekiel das Wort des Herrn zu den Israeliten sprechen konnte, wurde ihm also befohlen, das Wort zuerst in seinem eigenen Herzen zu empfangen. Erst als er eine persönliche Offenbarung von Gottes Wort für die Israeliten hatte, konnte er es mit Autorität weitergeben. Jesus sagte, dass wir das, was wir umsonst empfangen haben, auch umsonst weitergeben sollen (vgl. Mt 10,8). Das bedeutet, dass wir nicht weitergeben können, was wir nicht schon selbst empfangen haben. Als Könige und Königinnen in Gottes Reich können wir erst dann zu einer Reife kommen, um Jesus den Nationen richtig zu präsentieren, wenn Jesus, der Sohn, in uns geformt ist.
In 2. Mose 33 wird berichtet, dass Mose und Josua Zeit im Zelt der Begegnung verbrachten, wo die Herrlichkeit des Herrn wohnte. Nach einer gewissen Zeit ging Mose hinaus, um seinen dienstlichen Pflichten nachzukommen, während Josua im Zelt blieb, um Zeit mit dem Herrn zu verbringen. Nachdem Mose gestorben war und Josua berufen wurde, die Israeliten in das Gelobte Land zu führen, hatte Josua eine Begegnung mit dem Herrn, die dazu führte, dass er seine größere Berufung antreten konnte.
Und es geschah, als Josua bei Jericho war, da erhob er seine Augen und sah: und siehe, ein Mann stand ihm gegenüber, und sein Schwert war gezückt in seiner Hand. Da ging Josua auf ihn zu und sagte zu ihm: Gehörst du zu uns oder zu unseren Feinden? Und er sprach: Nein, sondern ich bin der Oberste des Heeres des HERRN; [gerade] jetzt bin ich gekommen. Da fiel Josua auf sein Angesicht zur Erde und huldigte ihm und sagte zu ihm: Was redet mein Herr zu seinem Knecht? Da sprach der Oberste des Heeres des HERRN zu Josua: Zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, auf dem du stehst, ist heilig! Und Josua tat es (Jos 5,13-15).
Bevor Josua seiner Berufung als Befehlshaber folgen konnte, um Israel in das verheißene Land zu führen, musste er also zuerst Gott, den Leiter und Befehlshaber, kennenlernen. Als er ihn dann sah und immer besser kennenlernte, wurde Gott, der Befehlshaber, in ihm geformt.
Für uns als Leib Christi bricht eine Zeit an, in der Leiter nicht mehr anhand ihrer Berufsausbildung zu erkennen sein werden. Pastoren und Lehrer werden nicht mehr aufgrund ihrer Abschlüsse anerkannt sein, sondern weil wir sehen, dass Jesus, unser Pastor und Lehrer, in ihnen geformt ist. Wir werden echte Reich-Gottes-Geschäftsleute nicht an ihrer Ausbildung erkennen, sondern weil wir sehen, dass Christus, der Geschäftsmann, in ihnen geformt wurde. Ihre Berufung und Identität werden die direkte Folge der Zeit sein, die sie mit dem Herrn verbringen. Die Reformation, die im 15. Jahrhundert begann, fing nicht damit an, dass die äußere Kultur der Kirche verändert wurde. Sie begann, als Christus in den Herzen von John Wycliffe, Johannes Hus und Martin Luther geformt wurde. Wir leben immer noch in reformatorischen Zeiten, weil Christus noch immer in seinem Volk geformt wird.
Als Jesus auf der Erde wandelte, sagte er: „Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlegt“ (Mt 8,20). Jesus ist nun das reife und vollständige Haupt und sucht nach einem Platz zum Ausruhen. Solange der Leib noch nicht zu einem reifen und vollständigen Menschen herangewachsen ist, kann er sich noch nicht ausruhen, um die volle Leitung über den Leib (die Gemeinde) zu haben. Er kann auch nicht auf einer von Menschen ausgedachten Struktur ruhen, die der Leib zu bauen versucht hat. Als der Leib Christi müssen wir vom Zustand der Adoleszenz zur einem Zustand der Ganzheit voranschreiten, in dem wir bereit sind, Jesu Führung und Leitung zu empfangen und richtig damit umzugehen. Der Leib kann nur dadurch reif und erwachsen werden, dass Jesus, der Sohn, in ihm geformt wird. Der Sohn muss im inneren Menschen der Gemeinde geformt und etabliert werden, damit das Reich Gottes in voller Autorität regieren kann.