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Kapitel 2

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„Ein menschliches „Souvenir“: Ravanna“


„Verflucht noch mal, kommst du jetzt endlich mit, du vermaledeiter, ungezogener, müffelnder und alles voll haarender Dämon von einem Hund … Hund von einem Dämon … Dämonenhund … oder wie auch immer Ash deinesgleichen getauft hat … oder willst du vielleicht, dass ich dich bei deinem schwachsinnigen Namen nenne?“

Ravanna zog verzweifelt an dem langen Fell des tiefschwarzen Hundedämons und versuchte auf diese Weise, die Kreatur zum Aufstehen zu bewegen. Doch der große, dunkeläugige Dämon in Hundegestalt war von den Anstrengungen der Hexe alles andere als beeindruckt. Er saß schwerfällig auf dem Waldboden, vor sich ein übergroßer Homunkulus Knochen, den er seit einigen Tagen sein eigen nannte und dementsprechend aufmerksam hütete. Jedes Mal, wenn Ravanna versuchte, ihm den Knochen wegzunehmen, legte er ohne jede Hast eine seiner großen, schweren Tatzen darauf und blickte die zierliche Hexe aus fast schon treu wirkenden Augen an. Doch das täuschte. Sobald sie versuchte, den vermeintlichen Leckerbissen flugs wegzuziehen, gab er Ravanna einen leichtfüßigen Schubs und sie fiel immer wieder hintenüber. Auch wenn Ravanna als eine mehr oder minder angesehene Hexe über die ein oder andere Zauberkraft verfügen mochte, eine gewisse körperliche Stärke dem Hundedämon gegenüber fehlte ihr dann leider doch. Dabei war sie alles andere als ein hilfloses Geschöpf in den Wäldern ihrer ursprünglichen Heimat, dem Sukkura Forest. Im Gegenteil. Es hatte Zeiten gegeben, da war sie fast so gefürchtet gewesen wie … wie … ja, wie eine Hexe eben gefürchtet sein konnte, die über alle wichtigen Attribute dieser dunklen Spezies verfügte. Basta.

Auf jeden Fall war sie eine dieser Hexen, die in der Blüte ihrer, natürlich erst kürzlich verlorenen, „Jugend“ so ungefähr alles ausprobiert und mitgenommen hatte, was die Unterwelt herzugeben vermochte. Und die letztendlich für sich resümiert hatte, dass wahlloses Töten, ständiges Unheil stiften und für Angst und Schrecken zu sorgen nicht zu ihrer dauerhaften Lebensgestaltung gehören sollten. Nicht, dass sie ein Unschuldsengel geworden wäre. Sicher nicht. Doch als gebürtige Halbhexe wohnte ihr auch eine gewisse Menschlichkeit inne, die sich auf Dauer nicht unterdrücken lassen wollte.

„Dir ist hoffentlich schon klar, dass das da absoluter Müll ist, den du zwischen deinen Pranken wie einen heiligen Schatz bewachst, oder?“

Sie versuchte noch einmal mit aller Kraft, dem Hundedämon den Knochen zwischen den Tatzen wegzuziehen, doch alles Bemühen in diese Richtung blieb erfolglos und so gab sie letztendlich entnervt auf und sank, ein wenig von der Anstrengung außer Atem, neben ihrem Begleiter und Gefährten in Gestalt eines übergroßen Hundes auf dem weichen Waldboden nieder.

Dann versuchte sie es mit Diplomatie.

„Wenn du dieses ekelhafte Ding endlich loslässt und dich dazu entschließt, mit mir den Rückweg anzutreten“, säuselte sie zunächst noch zuckersüß, „sind wir umso schneller wieder bei den anderen und du siehst auch deine geliebte Freundin wieder. Nicht, dass sie sich in der Zwischenzeit einen anderen aus dem Rudel gesucht hat. Das wäre doch wirklich zu schade.“

Sie sah den schwarzen Hundedämon an und lächelte. Doch seine Antwort war ein seliges Nagen und Schlecken an dem großen Knochen, während er sie dabei kaum noch beachtete.

Ravanna schwoll nun innerlich vollends der Kamm, doch sie sprach immer noch mit gedämpfter Stimme, während sie ihren Ärger unterdrückte. Eine gewisse Portion an Ironie konnte sie sich allerdings dann doch nicht verkneifen:

„Tja, na gut. Du musst es ja wissen. Deine Entscheidung.“

Dann änderte sich Ravannas Tonfall gänzlich und sie spähte verächtlich auf den schwarzhaarigen Vierbeiner.

„Ein hässlicher Kerl wie du wird zwar vermutlich nie wieder eine Gefährtin finden, die sich seiner annimmt. Vor allem nicht, wenn er sich zu allem Übel auch noch von einem ordinären Homunkulus Knochen täuschen lässt und diesen behandelt, als wäre er der Heilige Gral höchstpersönlich … aber das ist ja auch allein deine Sache, alter Freund.“

Dann tat sie so, als würde sie sich ihre Schlafstelle für die Nacht zurechtmachen wollen, während die dunkelbraunen Augen des Hundedämons einen kurzen Moment glutrot aufleuchteten. Ravanna presste ihre Lippen aufeinander, innerlich befriedigt, und nickte ihm dann zu.

„Ja, mein Freund, du hast ganz recht gehört. Ein Ho-mun-ku-lus Knochen!“

Betonte sie süffisant ihre beiden letzten Worte und drehte sich dann, ohne ein hämisches Lächeln zu verbergen, zur Seite.

„Ich wünsche dir aber weiterhin guten Appetit damit, mein Lieber!“

Dann tat sie so, als wolle sie sich tatsächlich schlafen legen, als sie im nächsten Augenblick auch schon die würgenden und ächzenden Laute ihres dämonischen Gefährten vernahm. Ruhig und voll heimlicher Schadenfreude, wartete sie nun nur noch geduldig auf das altbekannte Signal des Hundedämons zum allabendlichen Aufbruch. Er stieß sie mit seiner harten Schnauze an und Ravanna tat so, als blickte sie wie erstaunt in seine Richtung. Dann grinste sie in sein enttäuschtes Antlitz und strich ihm fast schon mitfühlend über die Flanke:

„Nun mach nicht so ein Gesicht, alter Freund! Wir finden schon einen richtigen Leckerbissen für dich, versprochen! Aber wir dürfen dabei nicht außer Acht lassen, warum wir überhaupt unterwegs sind. Und das ist sicher nicht deshalb, weil wir dir einen verfluchten Knochen suchen! Hast du verstanden?“

Die zierliche Hexe mit den langen, schwarzen Haaren und den dunkelblauen Augen starrte das große, haarige Wesen fast schon ein wenig zu triumphierend an und ging dann hastig voraus, um ihren dämonischen Helfer und Aufpasser nicht unnötig noch länger zu provozieren. Denn das gewaltige, schwarz-magische Wesen, das sich eigentlich Bo schimpfte, war zwar auf ihren Schutz abgerichtet worden, doch allzu viel ihrer Gehässigkeit wollte Ravanna ihn lieber nicht aussetzen. Man konnte ja schließlich nie wissen. Nicht, dass sie den Worten ihres Herrn und Meisters, der ihr diese Kreatur zur Seite gestellt hatte, jemals misstraut hätte. Aber so ein durch dunkle Zauberkraft erschaffener Hundedämon war in der Lage, ein gewisses gefühlsmäßiges Eigenleben zu entwickeln. Und da sie nicht seine ursprüngliche „Schöpferin“ war, wollte sie kein allzu großes Risiko eingehen und ihn lieber nicht zu sehr verärgern. Obwohl ihr dies sichtlich schwerfiel.

„Du weißt schließlich, was ich vorhabe. Kein leichtes Unterfangen in dieser Gegend. Und darum bist du ja auch an meiner Seite. Aber eines verspreche ich dir jetzt schon, mein alter, miefender, von Flöhen besiedelter Bo! Sobald ich gefunden habe, wonach ich suche, werden wir uns völlig auf deine unsinnige Knochensuche konzentrieren. Wie findest du das, hm?“

Ravanna marschierte mit federnden Schritten voran, während der Hundedämon ihr auf dem Fuße folgte. Er war auf allen vieren noch immer so groß wie ein Bär und eine der gefürchtetsten Kreaturen in dieser Gegend. Dementsprechend sicher fühlte sich die eigenwillige Hexe an seiner Seite. Noch gefürchteter als ein solcher tierischer Dämon war nur sein Schöpfer selbst, in diesem Falle der Halbdämon Ash Phalidos, dessen Befehlen auch Ravanna unterstand. Wobei man es nicht unbedingt Befehle nennen konnte, was Ash und Ravanna tatsächlich verband. Sicherlich war sie ihm in vielerlei Dingen noch weit unterlegen und ihre magischen Kräfte mochten nicht annähernd an seine heranreichen. Dennoch war es eher eine Freundschaft zwischen ihnen, als ein reines Verhältnis zwischen Herrscher und Lakai. Vor allem war Ash ihr ein guter Lehrer in allen möglichen okkulten Fragen, da er um einiges erfahrener war als sie selbst. Gepaart mit ihrer beider Vergangenheit, die sich stark ähnelte, gaben sie genau deshalb seit einer geraumen Zeit ein verblüffend gutes Zweiergespann ab, das einander bereicherte. Und das war auch der Grund, warum Ravanna sich auf den für sie so nervigen Weg durch den Sukkura Forest bis nach Innubà, der „Stadt der Dämonen“ gemacht hatte. Aus reiner Freundschaft zu Ash. Nun ja, eigentlich waren es sogar gleich mehrere Gründe, warum sie diese von seltsamen Kreaturen und Gefahren wimmelnde Gegend freiwillig durchquerte. Einerseits war da ihr großer Streit mit Ash vor ein paar Tagen. Sie stritten lustigerweise sehr oft und gerne. Was sicher auch an ihren unterschiedlichen Temperamenten lag. Doch dieser eine Streit war ein echter Streit gewesen und Ravanna hatte seitdem ein überaus schlechtes Gewissen. Vor allem, weil der Auslöser der besagten Diskussion ein wunder Punkt in Ashs Leben war, den er eigentlich weder sehr gerne ansprach noch gar darüber stritt. Zum anderen fand sie es, ihren Zank mal völlig außen vor, langsam sowieso an der Zeit, dass Ash genau deshalb ein wenig Ablenkung von seinen Problemen bekam, deren Ursprünge in eben genau dieser sehr bewegten Vergangenheit zu finden waren. Und um die es in ihrem Krach gegangen war – im Übrigen auch der Grund für Ashs momentan regelrecht asketische Lebensweise. Und das als ein Halbdämon, in der wohl besten Zeit seines Lebens. Im absoluten Hoch seiner Kräfte, mitten im Lebenssaft stehend. Und das konnte Ravanna nicht länger mit ansehen! Sie wollte, dass ihr Freund und Lehrmeister wieder etwas Freude in sein ansonsten zurzeit recht einsames Dasein ließ. So war ihr der Gedanke gekommen, ihn mit einem ganz besonderen Geschenk zu überraschen. Vielleicht würde ihm das ein kleines Lächeln auf die sinnlichen Lippen zaubern, wenn sie ihm dieses präsentierte. Und vielleicht ließ ihn das so ganz nebenbei den bösen Streit mit ihr vergessen. Tja, und was wäre da eine bessere Idee, als ihm den Einsatz eines Liebesdieners zu spendieren? Denn sie selbst, als ein durch und durch weibliches Wesen, vermochte derartige Freuden bei ihm zu ihrem eigenen Bedauern leider nicht auszulösen.

Es gab nur ein Problem. Ravanna war in den letzten Tagen ihrer Suche nach einem passenden Gespielen für Ash bereits in allen ihr bekannten, gängigen „Etablissements“ dieser Art in und um Innubà gewesen, ohne fündig geworden zu sein. Es schien momentan tatsächlich kaum männliche Dunkelwesen zu geben, die sich zum einen prostituierten und die dann zum anderen für Ash auch tatsächlich infrage gekommen wären. Sicher, sie hätte einen dieser höllisch teuren Dunkelelfen bei Elethras anheuern können. Doch sie hatte Ash schon so oft über die spitzen Ohren und dünnen Arme und Beine dieser Gesellen lästern gehört, dass sie davon abgesehen hatte. Immerhin wollte sie, dass ihr Lehrmeister ihr verzieh und den Streit vergaß. Und nicht, dass ein neuer vom Zaun gebrochen wurde. Weibliche Wesen waren, wie erwähnt, nicht seine bevorzugten Liebespartner – immerhin hätte sie seine körperlichen Gelüste ansonsten auch liebend gerne selbst befriedigt. Wozu also eine andere dafür entlohnen? Das wäre ihr ja geradezu abstrus vorgekommen. Tja, und wenn sie diesen kleinwüchsigen Gnom aus Donikius Freudenhaus mitgebracht hätte, der angeblich alles machte und das mit wirklich jedem, wäre Ash ihr vermutlich in einem Lachanfall vor die Füße gestolpert. Nein. Es schienen gerade keine besonders guten Zeiten zu sein für Ashs Vorliebe für attraktive, männliche Liebesdiener. Vermutlich wäre Ravanna so mit leeren Händen zu Ash zurückgekehrt, wenn sie nicht noch diesen gefährlichen Umweg durch die wohl unangenehmste Gegend des Sukkura Forest gemacht hätte. Der Ort, den sie betrat, um sich nach einem männlichen, einigermaßen ansehnlichen „Lustsklaven“ umzusehen, war immerhin selbst unter ihresgleichen verpönt. Und doch stand sie, zu ihrem eigenen Glück unter dem Schutz von Bo, welcher sie nicht aus den Augen ließ, an jenem Abend vor der wohl schmutzigsten Auktion der Unterwelt.

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