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Kapitel 3

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„Fucking for Freedom“

Es war so still, dass man jedes noch so leise Geräusch des Waldes hören konnte. Wind, der durch Blätter und Zweige wehte. Das Knacken des Geästs unter den zierlichen Füßen der dort nach Nahrung suchenden Mäuse und Eichhörnchen. Herabrieselnde Tannennadeln auf dem moosbewachsenen Dickicht. Der Ruf eines Uhus. Das Knistern des Feuers inmitten dieser kleinen, versteckten Lichtung.

Das sphärische, hellblaue Licht des Vollmondes bahnte sich seinen Weg auf Christophers Antlitz. Mit einer Decke um die nackten Schultern saß er gegen einen besonders dicken, alten Baum gelehnt da und harrte der Dinge, die noch kommen mochten. Um seinen Hals unverändert jener Ring, an dessen Öse die schwere Eisenkette befestigt war, mit der man ihn an Ort und Stelle gefangen hielt. Und deren Ende irgendwo unter dem Körper dieses riesigen, Furcht einflößenden Hundedämons liegen musste, der sich zum Ruhen dicht an der Feuerstelle niedergelassen hatte, vor der auch Christopher ausharren musste. Es war momentan absolut unmöglich für ihn, von hier zu entkommen. Zumindest so lange nicht, wie dieses Ungetüm hellwach war und sich keinen Zentimeter vom Boden weg rührte. Und natürlich so lange auch die Hexe und der narbengesichtige Hüne neben dieser ebenfalls noch nicht auf ihr Nachtlager sanken, um zu schlafen. Christopher beobachtete seit geraumer Zeit heimlich von seinem Platz aus, wie der muskelbepackte Kerl, der nur Stunden zuvor jenen Reptilienmann ohne jede Gnade im Zweikampf erschlagen hatte, einem Hühnerschenkel nach dem anderen so gierig das Fleisch abnagte, bis davon jeweils nur noch der reine Knochen übrig war. Es wunderte ihn, dass der Unhold nicht auch noch diesen komplett aufaß. Die zur linken Seite des Grobians hockende, zierliche Halbhexe mit dem dunklen, langen Haar wirkte wie ein zerbrechliches Püppchen neben ihm. Es war grotesk. Diese Schönheit. Und daneben dieses Monster. Und dennoch musste sie irgendeine Art von Macht über ihn ausüben, die dazu geführt hatte, dass Christopher sich nun offenbar nicht im Besitz des Hähnchenschenkel verschlingenden Wüstlings befand, sondern in ihrem. Er wusste wirklich nicht, was er davon zu halten hatte. Er versuchte, den schmatzenden Hünen da vor sich irgendwie zu ignorieren, während er selbst bedächtig einen Bissen nach dem anderen von dem Brot nahm, das Ravanna ihm zuvor zusammen mit zwei Hühnerkeulen vor die Füße gelegt hatte. Bis jetzt ließ er das noch dampfende Hühnerfleisch jedoch völlig außer Acht.

Er hatte schon länger nichts mehr gegessen und wollte seinen Magen nicht überfordern. Und außerdem gefiel ihm der Gedanke gar nicht, gegen seine Prinzipien zu verstoßen, indem er nun doch ein getötetes Tier aß. Nein. Das Brot, langsam vertilgt und mit etwas Wasser aus der Feldflasche neben ihm heruntergespült, würde als Mahlzeit ausreichen müssen.

Das lodernde Feuer vor ihm ließ graue Rauchschwaden in die Nachtluft aufsteigen und wärmte Christophers unter der Decke noch immer frierenden Körper zumindest ein wenig. Schließlich trug er nach wie vor nichts weiter am Leib, als jenen Lumpen, welchen ihm Ravanna ein paar Stunden zuvor zum Bedecken seiner Blöße gegeben hatte. Seine Augen waren nun an die eingeschränkte Sicht in der vom Mond und dem Schein des Feuers leicht erhellten Dunkelheit gewöhnt. Er wusste zwar nicht, wo genau er sich hier befand, außer, dass es vermutlich noch immer jener dichte Wald sein musste, in welchen man ihn bereits vor Tagen verschleppt hatte. Nur, dass sie offensichtlich sogar immer tiefer in den dichten Forst hineingingen, anstatt wieder hinaus. So weit hinein sogar, dass all die ihm bekannten Baumarten nun auch um solche ergänzt wurden, die er noch nie im Leben gesehen hatte. Er musste sich also wirklich sehr weit draußen und abseits jeglicher ihm bekannten Zivilisation befinden. Es war nicht unbedingt ein gutes Gefühl, immer tiefer in diese unheimlichen Gefilde vorzudringen, wo alles in Christopher regelrecht danach schrie, diesen Ort so schnell wie möglich wieder zu verlassen.

Immerhin war Christopher nun nicht länger Meras „Beute“, sondern Ravannas Gefangener. Und das war ein großer Unterschied, wie er schon jetzt bemerkte. Denn neben der Tatsache, dass er endlich etwas halbwegs Vernünftiges zu essen bekam, musste er glücklicherweise seit ihrem gemeinsamen Aufbruch in die Untiefen dieser Wälder auch keine Fesseln mehr um seine schmerzenden Handgelenke tragen. Und dafür war er schon jetzt sehr dankbar. Die roten Striemen um seine Knöchel würden ihn allerdings noch eine ganze Weile an die brutale Behandlung erinnern. Aber nun hatte er endlich wieder die Hände frei und war dadurch etwas weniger eingeschränkt. Wenn man von der eisernen „Leine“ um seinen Hals einmal absah, erging es ihm bis jetzt unter dieser Ravanna zumindest besser als unter Mera. Es stellte sich für ihn dabei nur die Frage, ob dies auch so bleiben würde. Christopher steckte sich das letzte Stück Brot in den Mund und beobachtete beim Kauen die Feuerstelle mit diesen drei Kreaturen darum herum. Er hatte nämlich bereits einen Plan. Er wollte wach bleiben. Unbedingt. Vielleicht würde sich ihm schon bald die Gelegenheit zur Flucht bieten. Und dann musste er bereit sein. Er spürte allerdings, wie ihn bleierne Müdigkeit vor lauter Erschöpfung zu übermannen und seinen Plan damit zu vernichten drohte. Dabei wollte er gerade jetzt nicht einschlafen. Er wollte wach bleiben und auf seine Gelegenheit zum Entkommen warten. Und wann würde sich eine solche Gelegenheit wohl am ehesten bieten? Genau. Nachts. Wenn alle schliefen. So hoffte er zumindest. Doch dazu war es unabdingbar, die schweren Augenlider krampfhaft offen zu halten. Genau das fiel ihm allerdings zunehmend schwerer. Seine brutale Entführung vor einigen Tagen, sein Ausharren danach in einem schmutzigen, engen Verlies, die ständige Panik, was als Nächstes mit ihm geschehen würde, die grauenhafte Versteigerung seiner selbst. Und zu guter Letzt der schier endlos erscheinende Marsch durch diese dichten Wälder bis hierher verlangte seinen Tribut. Sein Wille, wach zu bleiben, mochte noch so fest entschlossen sein. Doch sein Körper gehorchte ihm irgendwann einfach nicht mehr. Gab seinem drängenden Schlafbedürfnis endgültig nach und ließ ihn anschließend in unruhige Träume entgleiten.

Christopher. Christopher, hörst du mich? Bitte hab keine Angst, mein Sohn. Du bist nicht alleine ... Das warst du nie ... Und du bist weitaus stärker, als du selbst momentan noch glaubst. Du bist einer der unseren ... Die Stimme war laut und deutlich zu vernehmen. Ganz tief in ihm drin. Doch wer war das? Er kannte dieses männliche Timbre nicht und doch glaubte er, sie irgendwann schon einmal gehört zu haben. Sie war tief und maskulin und wühlte etwas in ihm auf. Machte ihm Angst und ihn gleichzeitig neugierig. Dann verhallten die Rufe nach ihm wie ein langsam verklingendes Echo. In seinen wirren Träumen stand er bald wieder auf dem Hof seiner Familie. Über ihm strahlend blauer Himmel, wie es zu dieser Jahreszeit allerdings nichts Ungewöhnliches war. Die Luft war so klar gewesen an jenem Tag ... so frisch. Der Himmel so blau. So verdammt blau, dass es unwirklich war. Die Sonne schien so warm und durchdringend auf den Erdboden herunter, dass es sich anfühlte, als verhöhne sie ihn und all seine Lieben, die in dem Massaker durch die Dunkelwesen gleich ihr Leben würden lassen müssen. Im nächsten Moment schritt er entsetzt durch Pfützen von Blut, die überall verteilt waren, tiefrot. Kleine Seen, in deren purpurner Flüssigkeit sich sein Gesicht als undeutliches Zerrbild widerspiegelte. In der nächsten Traumsequenz befand er sich dann auch schon wieder in ihrem kleinen Bauernhaus. Er sah, wie er versuchte, sich vor seine Mutter zu stellen, und wie die Klinge des Ogers im nächsten Augenblick seine Brust streifte, sein Hemd zerriss, Blut durch den Stoff sickerte und noch ehe er wusste, wie ihm geschah, lag er selbst durch einen gewaltigen, brutalen Stoß gegen die Rippen auf dem kühlen Lehmboden. Gerade, als er sich wieder aufrappeln wollte, fiel der Körper seiner Mutter ebenfalls zu Boden. Und dann rollte ihr Kopf auf ihn zu … Christopher rang panisch nach Luft und ein Schrei wurde atemlos noch mitten in seiner Kehle erstickt, während er wieder zur Besinnung kam und die fiebrig zuckenden Lider aufschlug. Seine blauen Augen starrten wie im Wahn in die nächtlichen Baumkronen über ihm und sein Herz raste, als würde es sich dabei jeden Moment überschlagen wollen. Das Grauen jenes Tages noch immer lebendig in seiner Erinnerung, musste er die aufkommende Übelkeit in sich zurückdrängen, um nicht auf den dunklen Waldboden zu erbrechen. Sein Atem ging stoßweise und er hatte alle Mühe damit, sich wieder einigermaßen zu beruhigen. Die Bilder aus seinem Kopf zu vertreiben. Verdammt. Sie waren alle tot. Tot! Ermordet. Abgeschlachtet. Massakriert und gequält. Diese abartigen Kreaturen hatten kein einziges Lebewesen auf seinem Hof verschont. Kein einziges! Bis auf ihn. Um dann was genau mit ihm zu tun? Warum lebte er noch? Wofür? Und warum hatten sich diese Unholde sogar um ihn duelliert? Und wer war diese wunderschön anzuschauende Hexe, die ihn nun durch den wohl seltsamsten Wald, den er sich je hätte vorstellen können, trieb, und wohin genau? Oder besser, zu wem? Er wusste, dass er die Antworten auf diese Fragen vermutlich viel eher bekommen würde, als ihm lieb war. Deshalb hoffte er noch immer verzweifelt auf irgendeine Fluchtmöglichkeit. Erinnerte sich seines kühnen Plans. Doch tief in seinem Inneren ahnte er, dass die Wahrscheinlichkeit einer solchen Chance gleich null stand. Er zwang sich dennoch dazu, wieder ruhig zu werden, damit sein Herzschlag nicht völlig aus dem Takt geriet, und seine Hände tasteten auf dem Waldboden neben sich nach der Feldflasche mit dem kühlen Quellwasser. Seine Kehle fühlte sich so trocken an, dass es bereits schmerzte. Als er die Flasche unter seinen zitternden Fingern fühlte, bemerkte er endlich auch die lauten, obszönen Geräusche, die sein Unterbewusstsein bis dahin ausgeblendet hatte. Christopher sah sich irritiert in der vom Schein der Feuerstelle erhellten Dunkelheit um, als ihm die beiden Verursacher der ungewöhnlichen Geräuschkulisse ins Blickfeld kamen. Er musste tatsächlich eine ganze Weile auf die schamlose Szenerie in knapper Entfernung zu seinem Sitzplatz hier starren, um seinen Augen auch Glauben schenken zu können. Als er endgültig begriffen hatte, was da Unmanierliches vor sich ging, konnte er nicht anders, als sich völlig geschockt abzuwenden. Mit erneut klopfendem Herzen war er jedoch immer noch gezwungen, das Stöhnen und Ächzen der beiden miteinander verkehrenden Dunkelwesen anzuhören. Er wollte nicht glauben, was da vor seinen Augen geschah. Wie konnte jemand so vulgär sein? Und doch passierte es. Er drehte beschämt seinen Kopf zur Seite und schloss die Lider so fest aufeinander, dass es wehtat. Doch das Stöhnen wurde dadurch weder weniger noch leiser. Im Gegenteil. Es drang tief in Christophers Ohren, sein Hirn ein. Es ließ ihn das soeben gesehene vor seinem geistigen Auge erneut auferstehen und machte ihn äußerst nervös. Nahm dieser Unhold die zierliche Hexe etwa mit Gewalt? In Christopher sträubte sich alles. Er konnte nicht einmal helfen, wenn dies der Fall sein sollte. Denn er war selbst gefesselt und seine Kräfte hätten vermutlich auch ohne die Eisenkette um seinen Hals nicht ausgereicht, um nur annähernd gegen diesen Hünen der Unterwelt anzukämpfen. Er brauchte lediglich an den Klumpen Fleisch zu denken, den dieser aus dessen heutigem Kampfgegner gemacht hatte. Das Stöhnen der Hexe hörte sich allerdings auch nicht unbedingt so an, als würde ihr das, was sie da mit dem Hünen tat, nicht ebenso gefallen wie diesem. Christopher schluckte hart. Als Sohn streng gläubiger Sanctinier war er stets zur Keuschheit und reinen Gedanken angehalten worden. Sex wurde ausschließlich zum Zeugen des Nachwuchses praktiziert und dann auch nur unter bestimmten Regeln und Voraussetzungen. So verlangte es ihre Religion. Es galt, die Reinheit der Seele unbedingt zu bewahren. Auch wenn er selbst sicherlich nicht immer nur unverdorbene Gedanken gehabt hatte. Geschweige denn, tatsächlich noch komplett unschuldig war. Aber so derart intim mit einem anderen Menschen, wie Ravanna und dieser Hüne es da gerade vor ihm miteinander trieben, war er noch nie mit jemandem gewesen. Er hörte ein dumpfes Geräusch und blinzelte wieder erschreckt in Richtung der beiden Stöhnenden, die soeben jedoch lediglich ihre Position verändert hatten. Nun kniete die Hexe auf allen vieren, während der muskelbepackte Hüne hinter ihr hockte und … Christopher hielt seinen Atem an, als er die Augen vollends öffnete. Er kannte diese Position zwar bereits von seinem Vieh. Doch das hier war trotzdem etwas vollkommen anderes. Christopher wusste natürlich sehr genau, wie Mann und Frau zusammenpassten. Und dass es zudem die unterschiedlichen Praktiken gab, war ihm ebenfalls bewusst. Auch wenn diese unter Sanctiniern strikt verboten waren, so bedeutete das nicht, dass es ihn deshalb nicht gereizt hätte, mehr darüber zu erfahren. Seine Familie lebte streng gläubig, ja. Doch er selbst wusste schon eine ganze Weile, dass er dieser Religion längst nicht mehr würdig war. Denn wenn seine Eltern und Großeltern zu ihren Lebzeiten gewusst hätten, was er tief in seinem Inneren einst für seinen besten Freund Taran empfunden hatte, bis dieser irgendwann einfach aus seinem Leben verschwand, dann hätten sie ihn womöglich vom Hof gejagt. Schließlich wusste Christopher, was sie alle über Männer mit derartigen Neigungen dachten. Und er war nun einmal ein Mann mit solchen Neigungen. Trotzdem konnte er diese Gefühle in sich nicht unterdrücken. Umso irritierender fand er nun den Umstand, dass ihn jenes ordinäre Verhalten dieser beiden Dunkelwesen da vor seinen Augen offenbar in irgendeiner Weise aufwühlte. Denn er spürte das Kribbeln und Ziehen in seinen eigenen Lenden mehr als deutlich bei jedem leidenschaftlichen Stoß, den der Hüne Ravanna zuteil werden ließ, während sie sich dort auf dem Boden ihrer Lust hingaben. Christopher fühlte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg und er drehte sich endgültig vom ungezügelten Treiben der beiden fort, um dieses Schauspiel nicht länger mitansehen zu müssen.

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