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2.

Gucky

Sein Hirn stand in Flammen. Das Feuer breitete sich von dort in Guckys Körper aus und erfüllte jede Faser, jede Zelle und jeden Nerv mit unsäglichem Schmerz. Selbst sein Nagezahn schien mit flüssiger Glut gefüllt zu sein.

Das musste ja mal so kommen – das ist die Revanche dafür, dass ich die Schreienden Steine damals so gut überstanden habe. Es tröstete Gucky, dass er trotz der Qualen seinen Humor nicht verloren hatte. Allein dieser Humor verhinderte, dass er völlig den Wahnsinn verfiel. Er war wie eine Insel, auf die er sich in diesem Ozean aus Pein zurückziehen konnte. Trotzdem schwappten die Schmerzwellen immer wieder über diese Insel hinweg.

»Wann hört das endlich auf?«, stieß er zwischen zwei Torturkaskaden hervor und blinzelte in das grelle Licht der Lampe über ihm.

Zwei menschliche Hände legten sich sanft auf seinen Kopf, und der Schmerz ebbte etwas ab – aber nicht viel.

Sud, du Gute!, dachte Gucky dankbar. Das Mentamalgam hatte ihm in den vergangenen Stunden fast dauerhaft beigestanden und die Pein gelindert. Gucky wusste, dass es Sud immense Kräfte kostete, und trotzdem war es nicht genug. Es reichte gerade mal aus, damit er hin und wieder kurz durchschnaufen konnte.

»Wir wissen nicht, wie lange du das aushalten musst«, hörte er die Mutantin. Sehen konnte er sie nicht, denn sein Blick war von Tränen und Schweiß verschleiert, und er hatte kaum die Kraft, die Lider weiter als einige Millimeter zu heben. »Thora will mehr Abstand zwischen den Shafakk und uns haben und die Psi-Strahlung noch nicht abschalten. Wir müssen erst sicher sein, dass sie uns nicht einholen.«

»Klingt ... vernünftig«, keuchte Gucky. Er meinte es so. Wenn es eine Sache gab, die er vermeiden wollte, dann, den schwarzen Mausbibern erneut in die Hände zu fallen.

»Wieso? Hat es dir bei uns nicht gefallen?«

Gucky stutzte, während es in seinen Schläfen hämmerte. Diese Stimme – das war weder Sud noch Drogan Steflov. War eine weitere medizinische Fachkraft in den Behandlungsraum gekommen? Diese Stimme kam ihm zwar vertraut vor, aber er war sicher, dass es niemand von der CREST II war, den er hörte.

Außerdem fehlte der Raumklang. Es war, als spräche jemand direkt in seinem Kopf. Als Telepath hätte er dieses Phänomen kennen müssen, es war jedoch diesmal irgendwie seltsam anders.

Ein leises Kichern ertönte. »Dummer Ilt! Natürlich belauschst du im Moment niemanden. Dazu wärst du bei all diesen Schmerzen gar nicht in der Lage. Es ist eher so, dass ich dir etwas ... flüstere.«

Gucky drehte mühsam den Kopf. Obwohl sich die Stimme direkt in ihm erhob, hatte er das sichere Gefühl, dass der Sprecher neben ihm stand. Und tatsächlich: Seitlich der Medoliege hockte eine kleine, dunkle Gestalt. Ein einzelner Nagezahn, etwas größer als der von Gucky, blitzte auf.

»Sork?«, krächzte Gucky überrascht. Der schwarze Mausbiber, der bei den Shafakk als Missgeburt galt, war so etwas wie ein Freund gewesen, als die Mannschaft der FANTASY in Gefangenschaft geraten war. Sork war in Guckys Armen gestorben, als er sich im Kampf für Gucky geopfert hatte. »Was machst du hier?«

»Ich wollte mal nach dir sehen.« Die Gestalt des kleinen Shafakk war unscharf und flimmerte, aber das lag vielleicht an Guckys geschwächter Sehkraft. »Du siehst ein bisschen aus, als wärst du in einer Kar Bajata von einem Zummbol überrannt worden.«

»Ich weiß zwar nicht, was ein Zummbol ist, aber ich bin sicher, dass ich mich haargenau so fühle«, gab Gucky zurück.

»Drogan, er phantasiert«, hörte er Suds Stimme. »Sein Zustand wird immer schlimmer.«

Ist das so? Ich phantasiere? Natürlich. Sork ist tot, er kann gar nicht hier sein. Gucky ließ den Kopf zurücksinken und schloss erschöpft die Lider.

»Sei dir da mal nicht so sicher.« Sorks Stimme war klar und fest. »Vielleicht ermöglichen dir die Emissionen des Couhl nur besondere Einblicke ...«

Ins Jenseits, oder was? Sprechen strengte Gucky zu sehr an, sodass er sich aufs Denken verlegte. Das war mühsam genug. Die Schmerzen nahmen wieder zu, weil Sud abgelenkt war. Sie schien mit Steflov etwas gegen Guckys »Halluzinationen« zu unternehmen. Gucky spürte einen Einstich am Arm, eine Injektion.

»Sie bemühen sich umsonst. Ich bin keine Halluzination.«

Was bist du dann? Momentan kommst du mir vor wie ein nerviger Extrasinn der Arkoniden, ganz wie Thora und Atlan es beschreiben.

Gucky hörte ein empörtes Schnaufen. »Weder ein Extrasinn noch eine Halluzination können das hier!« Im nächsten Moment fühlte er, dass ihn jemand ins Gehirn zwickte. Zumindest glaubte Gucky zu spüren, dass ihm jemand Finger in den Kopf steckte und sie fest zukniff.

Gucky heulte auf. Warst du das? Oder waren das wieder Auswirkungen der Emissionen?

»Wer weiß? Vielleicht beides?«

Was bist du, bei allen Karotten der Erde?

»Schwer zu erklären – ein Echo, das in deinem Geist verblieben ist, das trifft es vermutlich am ehesten. Die Emissionen machen mich sichtbar – vielmehr hörbar.«

Gucky stieß ein Wimmern aus, als ein Stechen von seinem Schädel bis in den Biberschwanz jagte. Und was willst du?

»Das darfst du nicht mich fragen. Du hast mich herbeigerufen. Vielleicht, um nicht mit deinem Schmerz allein zu sein.«

Ich bin nicht allein. Sud und Doktor Steflov sind da. Gucky hörte die Ärzte debattieren, aber sie klangen sehr weit entfernt – als hätte ihm jemand Watte in die Ohren gepackt.

»Aber sie können nicht viel für dich tun, oder?«

Du auch nicht. Der Druck auf Guckys Kopf wurde so gewaltig, dass er glaubte, ihm müsse gleich Blut aus Ohren, Nase und Mund schießen.

»Vielleicht soll ich gar nichts tun. Vielleicht soll ich dich nur beim Sterben begleiten, so wie du es für mich getan hast.«

Ein Tsunami aus Schmerzen brach über Gucky herein und spülte ihn mit sich fort.

Perry Rhodan Neo 236: Das Ei der Loower

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