Читать книгу Der Grimmepreis kann warten - Ludger Bussmann - Wigger - Страница 10
ОглавлениеDer Zufall, der Boss und Ich
Lusches, wir müssen auf Kreuzfahrt gehen. Vier mal acht Minuten für ein Magazin des ZDF!“ Acht Drehtage, von New York an der Ostküste der USA entlang nach Orlando, Nassau auf den Bahamas und zurück nach New York. Auf dem Rückweg noch auf einer kleinen Insel ein Barbecue Stop. Tatsächlich besitzen große Reedereien Inseln in der Nähe der Bahamas, um dort anzulegen und ihren Gästen das Bacardi Feeling zu gestalten. Unsere Reederei hieß Royal Caribbean, das Ganze im November und jeweils einen Tag, bei Ankunft und Abflug, in New York frei.
Am Telefon erzählte mir mein Kollege Matthias Hoffmann die Neuigkeiten. Ich konnte die Freude in seiner Stimme hören, auf Kreuzfahrtschiffen fühlt dieser Redakteur sich pudelwohl.
Voila…. das hörte sich alles super an.
Mit Air Berlin flogen wir nach New York und ausgestattet mit einer Einkaufsliste meiner Familie, verbrachte ich den ersten Tag mit Shopping und Sightseeing. Diverse Hard Rock Café T-Shirts, ein Hollister Rollkragen Sweater und, aufgepasst ein Tangle Teezer, das ist eine zusammen klappbare Haarbürste.
Die Kleidungsstücke hatte ich am Times Square besorgt, aber beim Tangle Teezer brauchte ich Hilfe. Ich betrat eine Drogerie im XXL-Format und sofort kam eine nette Verkäuferin auf mich zu. Mein hilfloser Blick oder das enorme Serviceverständnis der Amerikaner kamen mir zu Hilfe. Sie begleitete mich zu einem Regal, voll mit Tangle Teezern, suchte mir einen aus und ich war happy. Das ging alles fix und ich schaute mir den Big Apple an, Ground Zero, Empire State Building und mit der Staten Island Fähre an der Freiheitsstatue vorbei. Die Fähre ist kostenlos, sehr empfehlenswert!!
Ein etwas späteres Mittagessen in Chinatown und einen Cappuccino direkt um die Ecke in Little Italy.
Dann ging es aufs Schiff. 6000 Passagiere plus Crew finden Platz auf diesen riesigen Kreuzfahrtschiffen.
Die unterschiedlichen Bereiche, Brücke, Maschinenraum, Wäschereien, Servicepersonal und Küche werden bildlich dargestellt: Reisende interviewt und Anlegemanöver gefilmt. Das ist viel Arbeit zu unterschiedlichen Tageszeiten.
Morgens Service und Wäscherei, mittags Küche, so ca.10 Minuten vor der Essensausgabe von 3000 frisch zubereiteten Mittagsmenüs in der Schiffsküche, inmitten von 40 Köchen. Da ist was los!
Die Küchenleitung haben oft Deutsche oder Österreicher, die Wäscherei traditionell die Chinesen. Da werden gewaschene Morgenmäntel oder Bettzeug im Sekundentakt millimetergenau zusammengefaltet, unglaublich!
Abends Show Programm und natürlich werden Passagiere auf ihren Landausflügen begleitet. Langeweile kommt da nicht auf.
Zwischendurch macht man mal Pausen und arbeitet alles nach Drehplan ab. Matthias und ich arbeiten schon über 20 Jahre zusammen, das klappt prima.
Einziges Problem auf der Reise war, dass die Barbecue Insel aufgrund zu unruhiger See nicht angesteuert werden konnte. Die Schiffe sind riesig und müssen einen bestimmten Abstand halten. Beiboote werden dann herabgelassen und die Passagiere zur Insel getendert. Zu hoher Wellengang verhinderte das.
Der Chefkoch, ein Deutscher aus Düsseldorf, äußerte sich enttäuscht im Interview. Das Zubehör für das Barbecue war in Kisten verpackt und stand zum Transport auf die Insel bereit, daraus wurde nichts und die Gäste verbrachten einen Seetag auf dem Sonnendeck. Nicht schön an der ganzen Sache, uns fehlte der Bacardi-Feeling Part, ein wichtiger Bestandteil der Reportage. Doch Glück gehört dazu.
Wir trafen die 1. Offizierin des Schiffes und nach zwei Sätzen auf Englisch sagte sie uns, dass sie Deutsche sei aus Herne.
Prima, in Windeseile wurde sie überzeugt, uns vor laufender Kamera ihr Schiff zu zeigen und ihren Arbeitsplatz auf der Brücke.
Die Stimmung des Redakteurs wurde immer besser, die Barbecue Insel war vergessen. Nach Drehschluss fragte ich die 1. Offizierin, wie ich sie denn ansprechen sollte, wenn sie Kapitän werden würde.
Ich kannte die weibliche Form nicht.
„Ach, sag doch einfach Kapiteuse!“
Ich sag`s ja immer, die Mädchen aus dem Kohlenpott!!!
Den freien Tag in New York verbrachte ich nach meinem Geschmack, ich hing ein bisschen herum und ließ mich durch die Stadt treiben.
Zu sehen gab es ja genug und meine Besorgungen hatte ich ja alle schon erledigt. Am Times Square, ich hatte gerade ein Selfie mit einer großen Spongebob Puppe gemacht, entdeckte ich, dass dort aus mehreren LKW-Traversen und Scheinwerfer ausgeladen wurden.
Kameraequipment, Stative etc. standen schon am Gehweg, mein Interesse war geweckt. Hier wurde eine Show Veranstaltung vorbereitet.
Teile der Bühne standen schon, aber noch war der Times Square für den Verkehr frei. Ich fragte einen Techniker, was denn los wäre?
„Heute ist Welt Aids Tag und am Abend findet ein Konzert statt.“
„Wer spielt denn da?“ Er zuckte mit der Schulter und sagte: „Sorry, das wüsste er nicht, Top-Secret!“ Keiner aus der Crew wusste etwas.
Ich hatte meine Zweifel, bei jeder Crew ist immer einer, der etwas weiß.
Egal, ich streunte ein wenig weiter durch Manhattan und schaute mich um. Nach einer guten Stunde kam ich erneut an dem Platz vorbei, jetzt war alles in vollem Aufbaumodus. Eine Aufnahmeleiterin mit Headphone und Funkgerät am Gürtel sah wichtig aus, aber auch sie gab keine Informationen preis. So langsam, aber sicher konnte ich diesen Top-Secret Mist nicht mehr hören. Da erblickte ich auf der anderen Seite des Platzes einen Polizisten mit roten, langen zum Zopf gebundenen Haaren. Er sah aus wie der Sänger von Simply Red.
Ich stellte mich als Lou from Germany vor, der morgen nach Hause fliegt, aber unbedingt wissen will, wer da heute spielt.
Er winkte mich zur Seite damit niemand zuhören konnte.
„Today is World Aids Day and it´s Top-Secret.“
„Listen Lou“, er machte eine kleine Pause und dann gab er mir den Rest. „Performers today are U2 without Bono, the Coldplay Singer will do his Job, Bruce Springsteen and Kanye West and ex-President Bill Clinton introduces them to the crowd.“
Mit großen Augen schaute ich ihn an.
„ Are you kidding me? “„No Lou, and the best, it´s a free Concert.
Stay here and enjoy!“
Ich musste erst mal durchatmen, U2 und der Boss, so nennen die Amis Bruce Springsteen, für lau.
Ich rief Matthias an, der mit seiner Frau Regina unterwegs war, um sich die Brooklyn Bridge anzuschauen.
20 Minuten später waren beide am Times Square. Weil ja alles Top-Secret war, füllte sich der Platz langsam und wir hatten eine super Sicht ganz dicht an der Bühne. Bill Clinton moderierte die Künstler an und Punkt 18 Uhr legten U2 los. Der Gitarrist, the Edge, haute voll in die Seiten und der Coldplay Sänger machte einen guten Job. Nach einer halben Stunde kam der Boss, rockig mit starker Stimme. Es war November und nieselte ein wenig, egal!
Ich kann mich nicht mehr an die Songs erinnern, aber ich war glücklich. Zwei Songs des Rappers habe ich mir auch noch angehört.
Heftig bis hart, beim jungen Publikum ist Kanye West schwer angesagt. Ein tolles Erlebnis; Zufall, Glück, ich habe keine Ahnung. Dankbar und glücklich flog ich am nächsten Tag nach Hause. Ein cooler Trip!
Rock n Roll