Читать книгу Der Grimmepreis kann warten - Ludger Bussmann - Wigger - Страница 9

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Law and Order

In den 90er Jahren regierte ein sehr populärer Staatsbeamter den Regierungsbezirk Köln: Franz Josef Antwerpes. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Sicherheit im Straßenverkehr zu ordnen.

Ungewöhnlich für einen hohen Staatsdiener war er sich nicht zu schade, früh morgens, selber die Polizeikelle in die Hand zu nehmen und Alkohol und Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen.

Das bedeutete für den Bürger nach einer lustigen Geburtstagsfeier oder nach einer feucht fröhlichen Karnevalssitzung, am nächsten Morgen dem Sheriff persönlich erklären zu müssen, dass man einen Fehler gemacht hatte. Gerne hatte er bei diesen Unternehmungen die Presse dabei.

Man sagte ihm eine gewisse Selbstverliebtheit nach, er eckte schon mal an, was ihn aber nicht störte. Häufig und gerne sah man ihn in Talkshows über Recht und Ordnung reden. Er polarisierte landauf und landab. Die einen mochten ihn, die anderen nicht. Nichtsdestotrotz, er war ein Typ!

Auch für schräge Beamte läuft die Zeit und 1999 wurde der Sheriff von Köln, so wurde er im Volksmund genannt, pensioniert. Zum Abschluss seiner Dienstzeit hatte ein Comiczeichner einen Comic mit den Abenteuern des Sheriffs auf den Markt gebracht.

Ich wurde mit Redakteur und Tontechniker nach Köln geschickt, um ein letztes Interview vor der Pensionierung mit dem Regierungspräsidenten zu drehen. Schön wäre es, wenn er seinen eigenen Comic vor laufender Kamera lesen würde, wünschte sich die Redaktion. Ich war sportlich gefordert, einen Comicbeitrag zu erstellen.

Freundlich begrüßte uns der Staatsdiener in seinem Büro. Wir drehten zuerst das Interview, in dem er seine Dienstzeit resümierte und über Zukunftspläne sprach. Auf seinem Schreibtisch lag der Comic und nach dem Interview fragte ich ihn, ob er mal seinen Comic anschauen würde?

„Nein, das mache ich nicht!“; sagte er mit knarziger Stimme.

Ich drehte ein paar Bilder, wie er am Schreibtisch arbeitete und versuchte es noch einmal. Es wäre doch schön für den Zuschauer,wenn er in dem Comic lesen würde, oder so ähnlich, versuchte ich es.

„Nein, mache ich nicht!“

Ein Versuch war es wert. Wir packten unser Equipment zusammen und ich sagte ihm, dass ich es mindestens versuchen müsste, ihn zu überzeugen, das wäre ja schließlich mein Job.

„Sie, junger Mann, Sie können überall arbeiten!“

Ich empfand es als Kompliment. Nicht viele versuchten bei diesem sperrigen Zeitgenossen einen zweiten Versuch, ich startete sogar noch einen zaghaften dritten Versuch. Beim Verlassen des Büros deutete ich an, dass es ja Menschen gäbe, die ihre Meinungen ändern würden und es noch nicht zu spät wäre, für ein schönes Comiclesebild.

„Raus “!!!

Wir verabschiedeten uns vom Sheriff und fuhren zurück in die Redaktion.

Zwischen Wunsch und Realität bei Dreharbeiten liegen manchmal Welten. Ich bin sonst nie so hartnäckig und akzeptiere immer ein Nein beim ersten Mal, doch dieser harte Knochen hatte mich irgendwie gereizt. Tagessieger war aber klar und deutlich der Sheriff von Köln.

Der Grimmepreis kann warten

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