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Warum backen alte Männer keine Kuchen? #8 Lieber Ludwig

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Du sagst, die Rolle der Eheveredler gehört deiner Generation. Da stimme ich zu. Gleichzeitig muss ich aber auch widersprechen.

Die Eheveredelung, wie du es nennst, ist den Frauen deiner Generation zuzuschreiben. Denn die Männer hatten gar keinen Anreiz, etwas zu ändern.

Als Mann muss es sogar ziemlich cool gewesen sein, in einer klassischen Kernfamilie zu leben. Man war per Gesetz das Oberhaupt der Familie und konnte mehr oder weniger tun, was einem passte.

Die Frauen durften nicht so viel. Nur schon das mit dem Wählen und Stimmen war ja ein fürchterlicher Krampf. Appenzell Innerhoden musste gar vom Bundesgericht zum Frauenstimmrecht gezwungen werden. Letzte Woche hat sich das gejährt, es sind seither erst dreißig Jahre vergangen. Jesses.

Zurück zu den Frauen deiner Generation. Sie waren streitlustig und hartnäckig, haben damit viel erreicht. Dennoch scheint sich etwas über all die Jahre nicht geändert zu haben. In der Vorweihnachtszeit wird das besonders deutlich. Backen ist offenbar noch immer Frauensache. Warum eigentlich? Ich habe mich schon mit einigen älteren Männern darüber unterhalten. Viele von ihnen haben tatsächlich in ihrem ganzen Leben noch nie einen Kuchen gebacken.

Ich für meinen Teil bin im Moment sehr damit beschäftigt, Guetzlizutaten zu besorgen. Nicht für mich, sondern für die Großmutter. Wegen der Pandemie darf sie nicht aus dem Haus, trotzdem will die Guetzliversorgung sichergestellt werden.

Ich werde also entsandt, um Unmengen an Zutaten herbeizuschaffen. Vor allem Butter. Das bringe ich dann der Großmutter, die daheim im Reduit gegen die Pandemie anguetzlet. Und damit ist sie offenbar nicht allein.

Der Butterbedarf ist in der Schweiz derart gestiegen, dass sogar die Importkontingente erhöht werden mussten. Schon im Frühsommer alarmierte die Branchenorganisation Milch, dass es im Hinblick auf das nationale Guetzlibacken ein größeres Lager brauche. Der Bundesrat reagiert prompt, es dürfen zusätzliche 2000 Tonnen importiert werden.

Ganz ehrlich, was wollen wir mit so viel Butter? Ich hab mal eine Milchbüechlirechnung gemacht. Geht man von einem durchschnittlichen Kalorienbedarf aus, kann man mit 2000 Tonnen Butter fast acht Millionen Leute einen Tag lang durchfüttern. Das ist fast die ganze Schweiz! Und die 2000 Tonnen, das ist ja nicht mal der Gesamtbedarf. Laut dem Schweizer Bauern beträgt der jedes Jahr 43.000 Tonnen. Wer soll das alles essen?

Item. Der Bundesrat wird schon wissen, was er tut. Oder so.

Zum Schluss noch eine Frage, du ahnst es schon: Wie hast du’s mit dem Backen? Hast du schon je einen Kuchen gebacken? Warum backen alte Männer nicht?

Samantha

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