Читать книгу EUPHORIA Z - Luke Ahearn - Страница 12

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Im Stockdüsteren bei lauter Musik aufzuwachen, war verstörend, doch Panik bekam er wegen des Gefühls zu ersticken. Cooper zog sich das Kissen vom Gesicht und die Stöpsel aus den Ohren. Die darauffolgende Stille erschlug ihn förmlich. Er sprang auf und sah aus dem Fenster. Es war ein schöner Tag. Als er das Fenster öffnete und lauschte, hörte er überhaupt nichts – keine Vögel, kein Hundegebell, kein Verkehrslärm oder Sirenen in der Ferne. Dies verlieh dem angenehmen Wetter eine desolate, bedrückende Atmosphäre. Er fragte sich, wie viele Menschen auf der Welt noch lebten.

Er sah die Leichen. Sie bildeten ein dichtes Gewirr auf den Straßen, während es ungesund nach Fäkalien und Fäulnis stank. Sie zählten zu denjenigen, die nicht durch Schüsse, sondern aufgrund der Infektion den Tod gefunden hatten. Ihre Körper sahen verheerend aus, zerfetzt von den aufgeplatzten Geschwülsten. Die Straße triefte vor Blut und anderen Körperflüssigkeiten.

Cooper spürte, wie sich sein Magen umdrehte. Nachdem er das Fenster geschlossen hatte, fiel er auf die Knie und erbrach sich. Sein Magen hörte nicht auf, sich zu verkrampfen und zu rumoren. Es dauerte eine Weile, bis die Übelkeit nachließ.

Später fuhr er wieder mit dem Range Rover durch die Stadt, um nach einem Ausweg zu suchen. Er fuhr zwar mit geschlossenen Scheiben, aber der Gestank drang trotzdem ein und verursachte ihm Würgereiz. Leichenberge verbargen die Sicht auf die niedrigen Gebäude im Zentrum. Ein Wall von Toten umgab den Stadtkern, doch sobald er ihn passiert hatte, waren die Straßen frei.

Die Haufen waren ordentlich aufgeschichtet, doch die Körper sahen furchtbar aus. Es waren gebrochene Glieder, Brustkörbe und ein Wust aus menschlichen Überresten, die diese Wand bildeten. Cooper musste sich zwingen, nicht hinzuschauen. Als er an dem Burger-Imbiss vorbeifuhr, in dem er gearbeitet hatte, stapelten sich auch davor die Leichen. Grauweiße Beine ragten aus dem Wall heraus, zersplitterte Knochen, Köpfe und Arme, überspannt mit Kleidungsstücken. Roter Schlick quoll von dem Berg und floss in den Rinnstein. Als er glaubte, ein Gesicht wiederzuerkennen, wandte er sich schnell ab.

Cooper blieb bei laufendem Motor sitzen. Seine Welt lag in Trümmern, und ihm wurde bewusst, wie allein er war. Die vielen Menschen, die er täglich getroffen hatte, lebten mit ziemlicher Gewissheit nicht mehr. Wie viele meiner Freunde verrotten auf diesen Haufen? Die Vorstellung traf ihn hart.

Cooper klammerte sich ans Lenkrad. Panik überkam ihn. Alle Menschen, die er je kennengelernt hatte – Verwandte, Freunde, Fremde und sogar die Arschgesichter der Welt –, die Zutaten seines Lebens, waren für immer verschwunden. Das schnürte ihm die Kehle zu. Er wollte die Flucht ergreifen, doch es gab keinen Ort, an den er sich zurückziehen konnte. Seine Eltern wohnten in einem Camper in der Wüste, außer Reichweite. Coopers Sorge um seine Schwester übertraf seine eigene vergebliche Sehnsucht nach dem Trost des Vertrauten bei weitem.

Ihm fiel eine Bewegung auf, und als er den Kopf drehte, geriet der Haufen in Wallung. Körper rollten herunter. Zunächst dachte er, ein Tier befände sich darunter und fresse das Fleisch, oder womöglich blähten Gase, die nach dem Tod entstanden, die Leiber auf und brachten sie ins Rutschen. Dann jedoch erkannte er, dass sich die Glieder eines Toten rührten, und fühlte sich wie vom Blitz getroffen. Sein Verstand weigerte sich hinzunehmen, dass sich Menschen bewegten, die nicht mehr lebten. Doch als die erste Leiche vor ihm stand, ließ sich nicht mehr leugnen, dass etwas Unglaubliches vor sich ging.

Er beobachtete, wie sich eine nackte Frau aufraffte und einen Augenblick lang schwankend stehenblieb, während sie sich langsam umschaute. Sie musste zu Lebzeiten attraktiv gewesen sein, doch jetzt sackte ihr Fleisch grau von den Knochen, Dreck und Müll klebten an ihr, und ihre Kopfhaut war zur Hälfte abgerissen worden, sodass sie wie ein großer Lappen am Schädel hing. Als sie sich umdrehte, sah ihr Hintern aus, als sei das Gewebe dort mit einem Käsehobel geraspelt worden. Gut möglich, dass jemand sie hinter einem Auto hergezogen hatte.

Weitere Leichen standen mühselig auf. Cooper trat kräftig aufs Gas und würgte den Motor ab. Das Herz klopfte ihm quälend heftig in der Brust. Er betätigte die Zündung, doch nichts passierte – noch ein Riesenschreck, aber er hatte schlicht vergessen, den Schalthebel in Parkstellung zu bringen.

Nun schaute er wieder zu den auferstehenden Toten. Durch die Infizierten zu fahren, war schauerlich gewesen, doch zu sehen, wie die Leichen sich erhoben, war einfach zu viel. Sie rutschten weiter und regten sich, darunter auch, wie er nun erkannte, sein ehemaliger Chef. Ja, der Betreiber des Imbisses starrte ihn an, was Cooper schockierte. Er glaubte nicht, etwas getan zu haben, das Aufmerksamkeit erregte.

Als er den Schlüssel erneut umdrehte, sprang der Motor an. Die große Schar Toter fuhr herum und begann, geschlossen auf ihn zuzukommen, allen voran sein ehemaliger Chef. Der tote Mann schnappte nach dem Wagen und steckte seinen Arm ins halboffene Fenster der Beifahrertür. Cooper schleifte ihn ein Stück mit, ehe der Arm abriss. Dann bremste er und setzte zurück, um sicherzugehen, dass der Kerl tot war. In diesem Moment wusste er, dass er aus der Stadt verschwinden und sich von allen besiedelten Gegenden fernhalten musste.

Vor seinen Augen erhoben sich die Toten, während er der einzige Überlebende in Monterey zu sein schien. Im Rückspiegel sah er, wie die Berge Tausender Leiber unruhig wurden und sich verschoben.

***

Als Cooper auf den Parkplatz der Filiale einer großen Lebensmittelkette einbog, bremste er sofort. Mehrere Personen eilten mit Armen voller Waren und aberwitzig hoch gefüllten Einkaufswagen aus dem Gebäude. Er steuerte die hintere Ausfahrt des Parkplatzes an, dies war eine Abkürzung zum Highway. Während er über das von Bäumen umgebene Gelände fuhr, stürzte ein schmutziger, blutbesudelter Mann aus dem Dickicht auf eine Frau zu, stieß sie um und biss sie, doch Cooper wunderte sich eher darüber, lebendige Menschen aus dem Geschäft kommen zu sehen, als über einen aggressiven Toten.

Plötzlich tummelten sich Hunderte von Leichen auf dem Parkplatz. Sie fielen aus den dichten Hecken auf der gegenüberliegenden Seite ein und umzingelten die Lebenden. Menschen schrien, während sie von den Toten niedergerungen wurden. Ein Wagen fuhr mit quietschenden Reifen los, rammte aber einen Baum, nachdem einer der Toten kopfüber durch eines der offenen Fenster gesprungen war. Auf einmal herrschte wieder Stille, abgesehen vom Stöhnen und Kauen der Leichen. Cooper fuhr langsam zur Rückseite des Gebäudes, als ein zweiter Ansturm erfolgte.

Er gab Gas und schaffte es bis hinter den Laden. Ein Toter rannte auf ihn zu, sodass er nicht umhinkam, ihn anzufahren. Der Mann flog etwa 20 Fuß weit, richtete sich aber sofort wieder auf. Er konnte zwar kaum mehr auf seinen zertrümmerten Knochen stehen, torkelte aber dennoch wieder auf Cooper zu.

Der fuhr nun an der Seitenmauer des großen Gebäudes entlang, während zu seiner Rechten ein hoher Zaun stand. Er musste weiterkommen und den Mann noch einmal rammen, um seinen Weg fortzusetzen, also jagte er den Motor hoch und traf den Toten so schwungvoll, dass dieser über die Motorhaube rutschte und gegen die Windschutzscheibe knallte. Risse wie Spinnweben breiteten sich im Glas aus. Der Mann rollte übers Dach des Wagens und fiel hinten hinunter, wie Cooper im Rückspiegel sah.

Als er weiterfuhr, näherte er sich endlich der Straße, die ihn an dem Lebensmittelgeschäft vorbeiführen würde. Über das Brummen des Motors hinweg hörte er Schreie, weshalb er stehenblieb. Eine Handvoll Personen weiter unten auf dem Weg stürmte zum Gebäude. Wenige Augenblicke später strömte die nächste Schar Toter über die Straße und versperrte sie. Cooper musste wenden, um einen anderen Fluchtweg aus der Stadt zu finden.

Indem er durch Nebenstraßen brauste und einmal querfeldein durch einen Park fuhr, gelang es ihm, den Großteil der lebenden Leichen zu meiden. Einige schlurften umher, und er konnte ihnen nicht immer ausweichen, sondern fuhr sie um.

So langsam gingen ihm die Ideen aus, was sein Entkommen aus der Stadt betraf. Seine letzte Hoffnung, den Highway zu erreichen, setzte er in eine Auffahrt, die sich gleich vor ihm befand, doch als er sich näherte, erkannte er, dass dieser Zuweg sowie die Schnellstraße selbst verstopft waren mit toten Leibern und umgekippten Fahrzeugen. Er wollte gerade erneut wenden, als er Schüsse hörte.

Derjenige, der sie abgab, schien nicht allzu weit entfernt zu sein. Cooper fuhr langsam in die Richtung zurück, aus der er gekommen war, und schaute sich nach dem möglichen Ursprung der Schüsse um, während er sich fragte, wer feuerte und worauf. Plötzlich explodierte die Heckscheibe, und Schaumstoffstücke der Kopflehne des Beifahrersitzes flogen herum. Er brauchte nicht einmal eine Sekunde, um zu begreifen, dass er unter Beschuss stand, weshalb er das Letzte aus dem Wagen holte. Weitere Schüsse folgten, und er duckte sich, während er die Flucht ergriff.

Cooper drehte sich um, weil er wissen wollte, ob er verfolgt wurde, und als er wieder nach vorne schaute, fuhr ihm ein anderer Wagen direkt in den Weg. Er hatte keine Zeit mehr zum Bremsen und rammte das kleinere Fahrzeug. Der Aufprall war markerschütternd und er konnte von Glück sagen, sich angeschnallt zu haben. Dennoch wurde er herumgeschleudert, erlitt Prellungen am ganzen Körper und drohte, die Besinnung zu verlieren.

Verschwommen sah er den Fahrer des anderen Wagens, der auf dem Lenkrad zusammengesackt war, und hörte, wie jemand von hinten gelaufen kam. Zweifellos derjenige, der versucht hatte, ihn zu töten. Dann wurde er ohnmächtig.

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