Читать книгу Ewiges Seelenband | Erotischer Roman - Luna Ravn - Страница 5

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Kapitel 3

Ihr rasender Herzschlag weckte Mila. Sie schlug die Augen auf, sah sich um und seufzte traurig. Es war – leider – nur ein Traum gewesen. Ihr Gesicht glühte, als sie daran dachte, was Jerrik im Traum mit ihr angestellt hatte.

Die Sonne ging langsam auf und färbte den Raum in sanften, warmen Tönen. Mila konnte nach diesem Traum nicht mehr einschlafen. Die große Wanduhr über Caros Zimmertür tickte und sie zählte die Sekunden. Außerhalb des Zimmers waren Schritte zu hören. War der Rest der Familie etwa schon wach? Gegen neun Uhr dreißig kam Caro zu sich, sah Mila wach auf der Matratze liegen und sprang ohne Vorwarnung auf sie drauf.

»Happy Birthday, Mila!«, schrie sie fröhlich.

Erschrocken schaute die ihre Freundin an. »Ach ja, da war ja was«, sagte sie perplex.

Mittlerweile duftete es köstlich nach Kaffee und frischen Brötchen. Draußen zwitscherten ein paar Vögel, die über den Winter nicht in den Süden geflogen waren. Heute war der 23. Dezember und Mila feierte ihren 25. Geburtstag.

Die Freundinnen zogen ihre kuscheligen Morgenmäntel und Hausschuhe über und schritten die breite, herrschaftliche Treppe hinunter. Das Haus war zwar groß und sehr modern und gradlinig eingerichtet, aber dennoch verbreitete es eine wundervolle Wärme, die Mila sehr genoss. Als die beiden in die Küche kamen, saß Jerrik bereits am Tisch, trank Kaffee und las Zeitung. Er war leger gekleidet mit einem blauen T-Shirt und einer schlichten, schwarzen Stoffhose und hatte eine Lesebrille auf der Nase. Natürlich schossen Mila direkt wieder die Bilder ihres Traumes in den Kopf. Mit roten Wangen und gesenktem Kopf folgte sie Caro und sagte leise »Guten Morgen«.

Jerriks Gesicht war immer noch auf die Zeitung gerichtet, doch seine Augen folgten Mila im Vorbeigehen heimlich. Dachte er, sie würde es nicht bemerken? Seine Augen hafteten an ihr wie Kletten. Hatte er womöglich erkannt, dass sie auf ihn stand? Das wäre ja mega peinlich.

Caro flüsterte ihrem Vater etwas ins Ohr, als sich ihre deutsche Freundin Kaffee in eine Tasse goss.

»Oh!«, sagte Jerrik erstaunt und stand auf. »Alles Gute zum Geburtstag, Mila.«

Beide wussten nicht genau, was sie nun tun sollten. Hände schütteln? Umarmen? Stattdessen starrten sie sich nur an. Seine Augen durchbohrten sie, als wollte er ihre Gedanken lesen. Mila vergaß alles um sich herum. Fast hätte sie ihre Tasse fallen lassen, doch Jerrik bemerkte ihren gelockerten Griff und hielt die Tasse rechtzeitig fest.

»Ach Gott! Danke, Jerrik«, sagte sie erschrocken, als wäre sie aus einer Trance aufgewacht, und nahm ihm die Tasse aus der Hand. »Oh … verdammt, ich meine Herr Andersson. Tut mir leid, ich äh …«, stotterte sie aufgeregt.

»Nenn mich ruhig Jerrik«, sagte er mit einem charmanten Lächeln und setzte sich wieder, um die Zeitung weiterzulesen. Caro hatte ein Tablett mit Brötchen, Wurst und Marmelade zusammengestellt, welches sie mit in ihr Zimmer nehmen wollte.

»Wow, was war das denn grad?«, fragte Caro verdutzt auf dem Weg in den ersten Stock.

»Ich … ich kenne deinen Vater aus seinen Filmen«, sagte Mila.

»Was? Echt jetzt?«, fragte Caro erstaunt.

»Ja, ich habe seine Filme auf Dänisch geschaut, um meine Sprachkenntnisse zu trainieren.«

»Was? Ist ja krass. Hätte nicht gedacht, dass man seine Filme auch außerhalb Dänemarks kaufen kann. Warum hast du nicht gestern schon was gesagt?« Caro war sichtlich überrascht. Sie hatte wohl keine Ahnung, wie bekannt ihr Vater eigentlich war. Die Freundinnen setzten sich auf das große Bett und aßen Brötchen und unterhielten sich.

»Was sollen wir nachher machen? Es ist dein Tag, Mila. Du entscheidest!«

»Hmm. Gute Frage. Ich habe noch nicht darüber nachgedacht. Wir können uns ja erst mal fertig machen und dann zur Einkaufsmeile fahren?«, schlug das Geburtstagskind vor.

»Ja, super Plan. Ach ja, dein Geschenk bekommst du heute Abend beim Abendessen. Es ist bei uns Tradition, dass die gesamte Familie anwesend ist. Ich weiß, ist eigentlich super ätzend, aber da musst du jetzt durch«, kicherte sie und verschluckte sich fast an ihrem Marmeladenbrötchen.

»Hey Caro, nicht sterben, okay?!« Mila klopfte ihr auf den Rücken.

»Alles gut«, hustete ihre Freundin mit Tränen in den Augen, weil sie zur gleichen Zeit husten und lachen musste.

Nachdem sie das Geschirr weggeräumt hatten, ging erst Caro duschen, dann tat Mila es ihr gleich. Das Badezimmer war geräumig mit weißen Fliesen an den Wänden und auf dem Boden. Die Eckbadewanne bot Platz für mindestens drei Personen und hatte anscheinend auch eine Whirlpool-Funktion. Die Dusche war bodengleich und durch große Glaswände abgetrennt. Mila wollte die Dusche am liebsten nie wieder verlassen, denn der riesige Duschkopf ließ das Wasser in winzigen Strahlen auf die Haut prasseln, was sich wie eine Massage anfühlte. Innerlich seufzend drehte sie das warme Wasser ab und trat einen Schritt auf die Glastür zu, auf deren Oberkante sie ihr Badetuch abgelegt hatte. Dabei rutschte sie mit dem rechten Fuß auf den glatten Fliesen aus und fiel mit einem Poltern zu Boden. Leise stöhnend vor Schmerz versuchte sie aufzustehen, konnte jedoch nicht auf dem Fuß auftreten.

Caro klopfte an die Badtür: »Alles okay?«

»Ich weiß nicht«, antwortete Mila, immer noch auf dem Boden sitzend.

»Kann ich reinkommen?«

»Ja, ist nicht abgeschlossen«, ächzte sie.

Caro kam ins Bad gestürmt und sah Mila mit dem Handtuch zugedeckt auf dem Boden in der Dusche liegen. »Papa!«, rief sie. Jerrik kam ins Bad gelaufen.

»Was ist passiert?«, fragte er, als er Mila erblickte. »Bist du ausgerutscht?«

Als sie nickte, öffnete er die Glastür und sah sich Milas bereits blau angelaufenen und geschwollenen Fuß an.

»Ich glaube, er ist verstaucht«, stellte er fest, als er den Knöchel abtastete und die junge Frau schmerzhaft das Gesicht verzog. Er hob sie hoch und trug sie ins Zimmer seiner Tochter. Mila wünschte, dieser Moment würde niemals zu Ende gehen. Jerrik war so stark und roch unfassbar gut nach einem himmlischen Aftershave oder Eau de Toilette. Sie schaute ihn an und musterte seine Bartstoppeln und kleinen Lachfältchen. Bevor er sie auf der Luftmatratze absetzte, blickte er ihr in die Augen und öffnete leicht seine Lippen. Mila wünschte sich so sehr, er würde sie küssen, doch sie wusste genau, dass er das niemals tun würde. Warum war das Band zwischen ihnen so stark? Oder glaubte Mila nur, diese Verbindung zu spüren, und interpretierte viel zu viel in seine Blicke und Gesten hinein? Jerrik schluckte schwer und wandte seinen Blick ab.

»Mila, zieh dich bitte an. Ich fahre dich ins Krankenhaus«, sagte er in einem barschen Ton und verließ das Zimmer.

»Soll ich dir helfen?«, fragte Caro.

»Ja, das wäre lieb. Tut mir leid, dass ich so viel Arbeit mache. Ich bin so ungeschickt. Ich glaube, da war Shampoo auf dem Boden und deshalb bin ich ausgerutscht.« Mila machte sich Vorwürfe.

»Das macht doch nichts. Hauptsache, du hast dir nichts gebrochen.« Caro lächelte sie an und half ihr beim Anziehen.

Wenige Minuten später kam Jerrik wieder in Carolins Zimmer und fragte, ob Mila fertig sei, was diese bejahte. Allerdings bestand Jerrik darauf, dass seine Tochter daheimblieb und das Chaos in ihrem Zimmer aufräumte. Seine Stimme klang etwas gereizt. Milas Bauchgefühl war nun noch schlechter als zuvor, denn offensichtlich hatte sie ihn verärgert.

Jerrik trug Mila zum Auto – einen schwarzen Porsche Cayenne, der mit beigefarbenen Ledersitzen ausgestattet war. Innen roch es nach Zigarettenqualm und frischem Leder. Kaum hatte Jerrik den Motor gestartet, stellte er die Sitzheizung ein, denn Mila zitterte am ganzen Leib. Sie konnte sich selbst nicht erklären, ob es die Kälte oder die Aufregung war. Mit Schwung verließ Jerrik die Auffahrt und fuhr Richtung Innenstadt. Nervös knetete Mila den Saum ihres Jackenärmels und schaute ihn kurz an. In Gedanken formulierte sie, was sie sagen wollte, doch sie brachte keinen Ton heraus. Sie war unfähig, mit ihm zu kommunizieren, denn offensichtlich hatte die Aufregung ihren ganzen Körper gelähmt. Plötzlich hörte sie sich sagen: »Tut mir leid.«

Hatte sie sich grad tatsächlich entschuldigt? Erschrocken schaute sie zu Jerrik, dessen Miene sich etwas lockerte.

»Jerrik, es tut mir leid, dass ich dir solche Umstände mache. Ich bin so ungeschickt«, stammelte sie.

Jerrik schaute sie erstaunt an. Entschuldigte sie sich etwa gerade bei ihm? Sie hatte doch gar nichts falsch gemacht. War er etwa so unhöflich gewesen? Dabei versuchte er doch nur, seine Aufregung zu überspielen. Dieses Mädchen machte ihn total verrückt. Vor allem konnte er sich überhaupt nicht mehr konzentrieren, seit er in der letzten Nacht von ihr geträumt hatte, was ihm gleichzeitig verriet, woher er sie kannte – nämlich aus seinen Träumen. Er wollte sie keinesfalls kränken. Was sollte er antworten?

»Tut mir leid, wenn ich ruppig war. Ich bin nur etwas gestresst wegen der Arbeit. Es ist nicht deine Schuld«, erklärte er in einem liebevollen Ton und parkte den Wagen vor einem hellgrauen Gebäude, welches wohl das Krankenhaus war.

Jerrik hob Mila aus dem Auto und trug sie zum Haupteingang. Ein Sanitäter, der gerade das Gebäude verließ, hielt ihnen die Tür auf. Es war ihr sichtlich peinlich, aber ein bisschen fühlte sie sich auch wie eine Prinzessin in den Armen ihres starken Ritters. Caro durfte niemals erfahren, dass Mila in ihren Vater verknallt war. Niemals!

Milas Fußknöchel war tatsächlich verstaucht. Der Arzt verschrieb ihr eine Salbe und verband ihren Fuß. Mit den Krücken, die sie ebenfalls erhalten hatte, humpelte sie zum Auto zurück.

Auf der Rückfahrt waren beide still. Jerrik rauchte eine Zigarette und Mila sah ihn ab und zu aus dem Augenwinkel an. Er sah so toll dabei aus, wie er mit beiden Händen das Lenkrad festhielt, die Kippe zwischen seine Schneidezähne geklemmt hatte und mit scharfsinnigem Blick den Verkehr beobachtete. Milas Herz pochte schnell und laut vor Aufregung. Unruhig starrte sie auf seine Handrücken, auf denen sich deutlich die Adern abzeichneten. Die Haut an seinen Fingerspitzen und am Handrücken war rau und trocken. Am liebsten hätte sie ihm die Hände eingecremt. Ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, waren sie wieder zurück im Haus der Anderssons.

Mila quälte sich mit Caros Hilfe aus dem Auto und humpelte zur Haustür.

Statt eines Stadtbummels blieben die Mädchen daheim und schauten den ganzen Tag Filme. Am Nachmittag aßen sie Käsekuchen und Donuts. Mila entschuldigte sich beinah alle zehn Minuten für die Umstände, doch Caro war sehr verständnisvoll und herzlich. Wie eine Königin bediente und verwöhnte sie ihre Freundin. Zum Abendessen gab es die Reste vom Vortag und Vanillepudding zum Nachtisch. Mila liebte Vanillepudding und obwohl sie eigentlich schon satt war, aß sie noch ein zweites Schälchen. Ihre Freundin räumte zusammen mit ihrem Bruder und ihrer Mutter den Tisch ab. Jerrik genoss seinen Whisky und sah sie ab und zu kurz an. Manchmal, wenn er seinen Mund etwas öffnete und leicht Luft holte, sah es so aus, als würde er etwas sagen wollen, aber dann atmete er abrupt aus, trank einen Schluck und musterte das edle, braune Getränk in seiner Hand.

»Papa, wo ist … du weißt schon«, flüsterte Caro und deutete auf Mila.

»Was?«, fragte er geistesabwesend.

»Das Geschenk«, zischte sie.

»Ach so! Im Wohnzimmer … auf dem Couchtisch«, erwiderte er.

Caro kam aus dem Wohnzimmer mit einem kleinen Geschenk zurück. Es war in goldenes Papier gehüllt und mit einem hellen Organzaband umwickelt.

»Für mich?«, fragte Mila verdattert, als ihre Freundin das kleine Päckchen vor ihr abstellte und lächelnd nickte.

Vorsichtig zog sie an dem Organzaband, sodass sich die Schleife öffnete, und löste behutsam den Klebestreifen von dem funkelnden Papier. Eine kleine schwarze Schachtel kam zum Vorschein. Mila schaute erst ihre Freundin, dann Jerrik – welcher ihr lächelnd zunickte – an. Sie hob den Deckel der Schachtel, ihre Hände zitterten vor Aufregung. Zum Vorschein kam ein sehr dezentes, rot-goldenes Armband von Cartier. In der Mitte war ein rosafarbener Saphir eingesetzt. Mila traute ihren Augen nicht. Noch nie in ihrem Leben hatte sie etwas so Wertvolles und Schönes gesehen.

»Gefällt es dir?«, fragte Caro ihre Freundin mit leuchtenden Augen.

»Ja, ich … aber ist es nicht … zu teuer?«, stammelte Mila.

»Meine Mutter ist Stammkundin. Sie bekommt Rabatt!«, sagte Caro und lachte dabei, während sie aufsprang, um dem Geburtstagskind das Armband anzulegen.

»Vielen Dank«, brachte Mila unter Freudentränen heraus und umarmte ihre Freundin und auch Agatha, die glücklich schmunzelte. Lars gab ihr die Hand und zwinkerte ihr zu. Dann sah sie zu Jerrik, der ein charmantes Grinsen auf den Lippen hatte. Er nahm ihre Hand und durchbohrte sie mit seinen betörenden Augen, sodass Mila der Atem stockte. Sie schnappte laut nach Luft und tat dann so, als hätte sie ein Kratzen im Hals. Hustend drehte sie sich zur Seite und versuchte, ihr glühendes Gesicht vor allen zu verbergen. Mann, wie peinlich war das denn? Wenn jetzt keiner mitbekommen hatte, dass sie in Jerrik verknallt war, dann waren sie alle blind.

***

Es war bereits nach Mitternacht. Caro schlief tief und fest, doch Mila war noch wach. Die Sterne am schwarzen Nachthimmel zählend schaute sie aus dem großen Fenster. Sie musste schon wieder auf die Toilette, obwohl sie gar keine Lust hatte, aufzustehen. Ihr Fuß schmerzte höllisch und sie war es nicht gewohnt, mit Krücken zu gehen. Innerlich rollte sie genervt die Augen und zog ihren Morgenmantel über. Morgen würde sie zum Abendbrot sicherlich keinen Tee mehr trinken. Leise versuchte sie den Flur entlangzuhumpeln, doch ihre nackten Füße machten ein patschendes Geräusch auf dem glatten Marmorboden. Jemand duschte im großen Badezimmer, also musste Mila wie in ihrem Traum zum Gäste-WC ins Erdgeschoss. Mit Müh und Not hatte sie es gerade geschafft, drei Stufen hinunterzusteigen, als Jerrik ihr die Gehhilfen wegnahm, auf die oberste Treppenstufe legte und sie hinuntertrug. Total perplex schaute sie ihn an und hielt sich an seinen breiten Schultern fest.

»Ist das wieder ein Traum?«, fragte sie aus Versehen laut.

»Diesmal nicht«, antwortete Jerrik, als wüsste er, wovon sie sprach.

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