Читать книгу Ewiges Seelenband | Erotischer Roman - Luna Ravn - Страница 7

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Kapitel 5

Jerrik und Mila schnellten abrupt von der Couch hoch, als hätten sie etwas zu verbergen. Beide ahnten, dass das für Agatha ziemlich merkwürdig aussehen musste. Wie versteinert standen sie zwischen Couch und Tisch und starrten sie an.

»Ist der Braten schon im Ofen?«, wollte Agatha wissen und musterte die beiden fragend.

»Braten?«, fragte Jerrik verdutzt und schaute abwechselnd Agatha und seine Kinder, die inzwischen hinter ihrer Mutter standen, an. Mila spitzte die Lippen, als wollte sie pfeifen, und riss die Augen auf. Beim Frühstück hatte Agatha ihn gebeten, die Weihnachtsgans in den Ofen zu stellen.

»Du solltest die Gans in den Ofen schieben, damit sie bis zum frühen Abend fertig wird«, sagte Agatha verärgert.

»Oh, das hab ich ganz vergessen, tut mir leid«, meinte Jerrik kleinlaut.

»Na, dann essen wir eben später«, teilte seine Frau mit nun ruhigerer Stimme mit und brachte die Einkäufe in die Küche. Scheinbar hatte sie nicht gesehen, was Mila und Jerrik gerade gemacht hatten. Zum Glück!

***

Der Weihnachtsabend verlief harmonisch. Zuerst kochten alle gemeinsam, um dann später das Festmahl zu sich zu nehmen. Aus Angst, dass jemand etwas bemerken könnte, ignorierten sich Mila und Jerrik weitgehend.

Jerrik nahm sich vor, Mila so schnell wie möglich zu sagen, wie es um seine Ehe stand. Die Liebe, die er für Mila empfand, war bereits so stark, dass er alles für sie aufgeben würde. Als bekannter Schauspieler konnte er es sich jedoch nicht leisten, Schlagzeilen zu machen, weshalb er die Sache mit Bedacht angehen musste.

Mila und Caro waren satt und müde und gingen nach dem Essen sofort ins Bett. Auch Agatha war erschöpft von all dem Weihnachtstrubel und legte sich früher als sonst schlafen. Nur Jerrik und sein Sohn Lars saßen noch im Wohnzimmer. Der Weihnachtsbaum funkelte in vielen bunten Lichtern, die an den Ästen angebracht waren und sich in den goldenen Kugeln spiegelten.

Lars nippte an seinem Bier und schaute seinen Vater an. »Sie ist süß«, sagte er.

»Wer?«

»Mila. Ich finde sie total süß. Sie ist echt hübsch. Meinst du, ich hätte eine Chance bei ihr?«, fragte er seinen Vater und erwartete einen aufbauenden Rat.

»Äh … keine Ahnung. Hat sie denn keinen Freund?«, hakte er nach.

»Nein, ich glaube nicht.« Lars nahm einen großen Schluck von seinem Bier.

»Dann solltest du vielleicht mit Caro darüber reden? Ich meine … sie kennt sie ja besser«, ermutigte er seinen Sohn.

»Ja, das sollte ich wohl. Ist mir nur etwas peinlich, weil sie halt ihre Freundin ist«, erklärte Lars, während er an seinen schwarzen Lederarmbändern herumfummelte.

»Das verstehe ich.« Jerrik räusperte sich. Es war ihm sichtlich unangenehm, über dieses Thema zu reden.

»Äh … ich geh noch ein paar Drehbücher durch. Gute Nacht, mein Sohn.«

»Gute Nacht, Papa.«

***

Der Herr des Hauses nahm seinen Drink und schlenderte ins Arbeitszimmer, wo er sich eine Zigarette anzündete. In den anderen Räumen des Hauses hatte ihm seine Frau verboten zu rauchen. Hier in seinem Büro hatte er seine Ruhe und konnte machen, was er wollte. Er öffnete die kleine Bar, die zwischen zwei Bücherregalen platziert war, und goss sich noch etwas Whisky ein. Warum trank er so viel? Ja, sicherlich war er oft gestresst und die Streitigkeiten mit seiner Frau veranlassten ihn dazu, vermehrt zur Flasche zu greifen, doch er war nie wirklich betrunken. Er mochte den Geschmack des hochprozentigen Alkohols und die heiße, süßliche Schärfe, wenn dieser seine Speiseröhre hinunterglitt. Nach etlichen Gläsern Whisky, Hunderten Seiten von Lesestoff und einer halben Schachtel Zigaretten, stand er auf und verließ das Büro. Das Haus war still und dunkel. Auf dem Weg zur Küche blickte er nach draußen. Große Schneeflocken fielen stumm zu Boden. Er trank etwas Wasser und stellte die Flasche zurück in den Kühlschrank. Als er zur Badtür sah, traute er seinen Augen nicht. Was machte denn der Hund da? Oder … war es ein Wolf? Seine grünen Augen starrten ihn an. Das Tier mit gräulich-braunem Fell bewegte sich nicht. Es hatte ihn anvisiert, doch Jerrik verspürte keine Angst und auch kein schlechtes Gefühl dem Tier gegenüber. Plötzlich vernahm er ein Poltern aus seinem Arbeitszimmer und spähte erschrocken hinein. Anscheinend war nur ein Buch aus dem Regal gefallen. Sein Herz raste. Langsam wanderten seine Augen zurück zum Gäste-WC, doch der Wolf war verschwunden.

Wenige Sekunden später hörte er Mila aus Caros Zimmer humpeln. Er lief die Treppe hinauf. »Jerrik?«, sagte sie erschrocken, als er plötzlich neben ihr stand. »Warum bist du noch wach? Kannst du nicht schlafen?«

»Nein, ich … ich hab grad einen Wolf gesehen, glaube ich.«

»Einen Wolf?«, fragte sie verdutzt. Er nickte. »Einen grau-braunen Wolf mit grünen Augen vielleicht?«, hakte das Mädchen nach und versuchte ihr Gewicht auf den Gehhilfen zu balancieren.

»Ja, ich …« Er strich sich verlegen über die grauen Bartstoppeln am Kinn.

»Das war bestimmt Lunis, mein Seelentier«, murmelte sie.

»Wovon redest du?«, fragte er verdattert.

»Ach, nichts. Du würdest es ja eh nicht glauben.« Sie machte eine abfällige Handbewegung und wandte sich zum Gehen. Doch Jerrik hielt sie am Handgelenk fest, zog sie zu sich heran und legte seine Lippen auf ihre. Sie waren heiß und zart. Sein Herz hämmerte so wild, dass sie ihn mit Sicherheit hören konnte, doch es war ihm egal. Er wollte sie berühren. Jetzt.

Und wenn nun jemand kam und sie so sah? Es war ihm egal.

Mila genoss den Kuss und fand es sehr aufregend, dass er es inmitten des Flures tat. Jeden Moment könnte jemand die Tür öffnen und sie sehen. Sie lächelte zufrieden, als er sich von ihr löste. Ihre Wangen glühten und ihr war schwindelig. Verliebtsein fühlte sich an wie ein schlimmes Fieber. Mila leckte sich über die Lippen, grinste Jerrik glücklich an und schloss sich dann im Bad ein.

Jerrik dachte immer noch an Milas Worte. Seelentier? Wolf? Er ging zurück in sein Büro und suchte im Internet nach dem Begriff.

***

Wie jeden Morgen saß Jerrik am Küchentisch, las die Tageszeitung und trank schwarzen Kaffee ohne Zucker aus seiner großen, weißen Mutmachtasse. Caro war bereits am Fuße der Treppe angelangt, während Mila noch vorsichtig Schritt für Schritt hinunterstakste.

»Kann ich dir helfen?« Lars’ Stimme klang heute äußerst charmant und etwas rauer als die vorherigen Tage, bemerkte Mila. Der junge Mann packte sie sanft an den Oberarmen und half ihr die Treppe hinunter. Er zog den Stuhl, auf dem sie die letzten Tage immer gesessen hatte, hervor und bat sie, Platz zu nehmen, bevor er ihr eine Tasse mit Kaffee, Zucker und viel Milch reichte, so wie sie es am liebsten mochte. Warum war er heute so aufmerksam? Mila war verwundert, auch wenn sie eine Ahnung hatte.

Am ersten Weihnachtsfeiertag hing Lars die ganze Zeit bei den beiden Freundinnen ab. Caro war schon etwas genervt, weil ihr kleiner Bruder so aufdringlich war, und stellte ihn zur Rede, als Mila kurz zur Toilette humpelte.

»Was soll das, Lars? Kannst du uns nicht mal allein lassen?«, fragte sie schnippisch.

»Mir ist langweilig. Was stört dich daran, wenn ich bei euch sitze?«, hakte er nach. Caro rollte mit den Augen.

»Stehst du etwa auf Mila oder was?«

»Selbst wenn … was geht dich das an?«, erwiderte er frech.

»Hallo? Sie ist meine Freundin, kapiert?« Caros Stimme klang nun ziemlich genervt, denn sie wollte die Zeit mit ihrer besten Freundin allein verbringen, damit sie in Ruhe über Jungs und Weiberkram tratschen konnten.

»Mann, Caro, bitte hilf mir!«, flehte er seine große Schwester an.

»Ja, wie denn?«, wollte sie wissen. Na ja, eigentlich wollte sie es nicht wissen, weil sie gar nicht vorhatte, ihm zu helfen.

»Weiß nicht. Hat sie einen Freund oder ist sie verliebt oder dergleichen?«, bat er seine Schwester um Auskunft.

»Einen Freund hat sie nicht, soweit ich weiß. Mehr kann ich dir nicht sagen«, teilte ihm Caro mit und erklärte das Thema damit für beendet.

***

Am Abend saßen die drei zusammen auf der Couch im Wohnzimmer und schauten einen Horrorfilm. Caro war bereits eingeschlafen, sie hatte wohl etwas zu viel Glühwein getrunken. Ihr Kopf lag auf einem der roten Sofakissen und sie sabberte im Schlaf.

Agatha hatte nach dem Abendbrot das Haus verlassen, um ihre Großtante im Altersheim zu besuchen. Die alte Dame war mit ihren 98 Jahren nicht der einfachste Umgang, weshalb sie sie auch immer allein besuchte, denn zu viele Leute auf einmal verwirrten die Rentnerin. Jerrik hatte sich in sein Büro zurückgezogen und ging weiterhin Drehbücher durch.

Als er in die Küche schlich, um sich einen kleinen Snack zu holen, schaute er auf dem Rückweg zum Wohnzimmer hinüber. Durch die breite, offene Flügeltür konnte er auf die Rückseite des Sofas blicken. Mila und Lars saßen dort und starrten auf den großen Flachbildfernseher, der gegenüber an der Wand hing. Tosendes Geschrei ertönte, denn die Hauptperson im Film wurde von einem Geist verfolgt. Lars schaute zu Mila, beugte sich zu ihr hinüber und küsste sie. Jerriks Brust schnürte sich zusammen und sein Herzschlag stieg rapide an. Verstört starrte er Lars und Mila an. Er hoffte, Mila würde ihn angewidert von sich wegstoßen. – Moment mal, das war immer noch sein Sohn, der sie da gerade küsste. War er etwa so dermaßen in sie verliebt, dass er wegen ihr sogar seinen Sohn schlechtredete? Er konnte sich nicht erinnern, in seinem ganzen Leben jemals so eifersüchtig gewesen zu sein wie in diesem Augenblick.

Jerrik hatte das Gefühl, der Moment würde ewig dauern, doch plötzlich stieß Mila den jungen Mann, der sie gerade ohne Vorwarnung geküsst hatte, von sich.

»Tut mir leid, Lars, aber … ich hab schon einen Freund.« Hastig wischte sie sich mit dem Handrücken über den Mund.

Jerrik traute seinen Ohren nicht. Hatte Mila etwa doch einen Freund? Wie konnte er nur so töricht gewesen sein? Natürlich hatte so ein hübsches Mädchen einen Freund! Er kam sich so dumm vor. Während er einen Schritt vorwärts machte, hörte er Mila fortfahren: »Lars, du bist wirklich toll, aber eigentlich stehe ich auf ältere Männer.«

»Was hat ein alter Opa, was ich nicht habe? Siehst du in deinem Freund etwa deinen Vater?«, fragte er mit einem gekränkten, aber auch fiesen Unterton.

Mila lächelte sanft und erinnerte sich an ihren Vater. »Mein Vater ist schon lange nicht mehr auf dieser Welt. Und mein Freund erinnert mich auch nicht an ihn, aber … dennoch bietet er mir diese Wärme, die ich immer vermisst habe«, sagte sie, während ihre Augen an Lars vorbeiwanderten in den Flur, wo Jerrik stand. Ganz verliebt lächelte sie ihn an, als hätte sie gewusst, dass er dort verweilte und ihnen lauschte.

»Wohin schaust du? Ist ja voll gruselig«, sagte Lars kratzbürstig und drehte sich um. Jerrik war allerdings schon in seinem Büro verschwunden.

»Siehst du Geister, oder was?«, feixte Lars.

Ihre kalten Hände reibend drehte sich Mila wieder zurück. Sie fühlte sich so gut in Jerriks Nähe, doch war es nicht auch ein bisschen bizarr? Um all die Zweifel zu verscheuchen, schüttelte sie sachte den Kopf.

Unterdessen wachte Caro wieder auf. Im Fernsehen lief bereits der Abspann des Films und ihr Bruder stand auf, nahm den letzten Schluck seines Biers und ging, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, in sein Zimmer.

»Sollen wir auch ins Bett gehen?«, schlug Caro vor, streckte sich und gähnte so laut, dass es durch das ganze Haus hallte.

»Ja, lass uns schlafen gehen.«

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