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Kapitel 2

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Der restliche Nachmittag bestand darin, abwechselnd nach den Tieren zu schauen und an der Ausarbeitung des Generika Themas zu arbeiten. Adlon Pharma hatte um eine schnelle Bearbeitung gebeten, da darauf spekuliert wurde, kurzfristig den Umsatz mit dem freiverkäuflichen Präparat anzukurbeln und damit die Quartalszahlen für das erste Quartal des Jahres zu verbessern. Nach Eves Meinung kamen die Bemühungen ein wenig spät, da der März schon begonnen hatte. Viel Zeit bis zum Quartalsende blieb nicht mehr und Eve fragte sich, wie Adlon Pharma das innerhalb von zwei Wochen anstellen wollte.

Es war schon lange dunkel, als Andreas und Eve das Labor verließen. Nummer 3 und 5 waren zu regelrechten Sportskanonen mutiert, denn im Laufe des Nachmittages bewegten sie sich rund ein halbes Dutzend Mal. Das unbehandelte Tier Nummer 1 hingegen hatte sich lediglich nach der Nahrungsaufnahme in der Nähe des Futternapfes hingelegt und sich nicht weiter gerührt. Eve machte sich auf den Weg nach Hause, zu ihrer gemütlichen Couch, einem Glas Wein und einer weiteren Folge einer amerikanischen Serie. Wie hieß sie noch, Grimm? Ein weiterer einsamer Abend vor der Flimmerkiste.

Die folgenden beiden Tage versetzen Andreas und Evelyn in einen Anfall von Glückstaumel. Immer enthusiastischer beobachteten sie die beiden Nager, die die höhere Konzentration des Wirkstoffes erhielten, denn sie wurden immer aktiver. Regelmäßig folgte täglich eine weitere Dosis. Das gleiche Verhalten zeigte sich auch bei den beiden anderen Tieren mit der niedrigeren Dosierung, allerdings weniger stark ausgeprägt. Voller Optimismus holten Andreas und Eve die beiden Hoffnungsträger zu sich ins Labor, um sie stärker beobachten zu können. Am Ende des zweiten Tages richteten sich beide Tiere an den Käfiggittern auf und begutachten neugierig ihre Umgebung. Was für ein Unterschied! Nach zwei weiteren Tagen und gleicher Wirkstoffgabe interagierten die beiden wie gesunde, junge Nager, die nie erkrankt waren. Beide Tiere wurden etwas schlanker und beweglicher.

Schließlich entschlossen sie sich, eine Zellprobe zu entnehmen. Während sie die Proben unter dem Elektronenmikroskop analysierten herrschte absolute Stille. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Eve verschlug das was sie sah, förmlich die Sprache. Die Zellen der Gewebeprobe zeigten keinerlei Krankheitsspuren mehr, ganz im Gegenteil, die Zellen wirkten regelrecht verjüngt. Langsam ließ sie ihren Stuhl, auf dem sie vor dem Mikroskop saß, zurückrollen und wartete, bis auch Andreas das Gleiche tat. Es dauert eine Weile, bis er sich von seinem Tisch wegdrückte und sich auf seinem Bürostuhl zu ihr umdrehte.

››Hast du das auch gesehen?‹, fragte sie ihn heiser. Evelyn hatte Angst, ihre Beobachtungen auszusprechen und damit das, was sie unter dem Mikroskop gesehen hatte, Wirklichkeit werden zu lassen.

Langsam nickte Andreas. ››Ja Eve. Habe ich. Ist es das wofür ich es halte? Sag es mir!‹‹ Er fuhr sich mit seinen Händen durch sein Gesicht und verharrte mit einer Hand vor seinem Mund, als wollte er sich selber daran hindern, über das zu reden, was beide soeben beobachtet hatten.

››Die sind wie neu, Andreas. Als wären sie nie krank gewesen.‹‹ Sprach Eve leise in den Raum, so als ob sie verhindern müsste, dass sie jemand hört.

››Sie sind nicht nur wie neu, Eve. Die Tiere sind neu und sie sind verjüngt. Hast du so etwas schon mal gesehen?‹‹ Andreas sah völlig entgeistert aus.

››Nein, noch nie.‹‹ Ratlosigkeit klang in Evelyns Stimme mit.

››Wie funktioniert das? Was um Himmels Willen hast du da zusammen gemischt?‹‹, fragte Andreas völlig entgeistert.

››Andreas, das war nur ein Versuch, ich habe einfach ein paar Doppelbindungen gemacht. Herrje, ich konnte doch nicht ahnen, dass diese Substanz eine derartige Wirkung hat!‹‹ Halb entschuldigend beantwortete Evelyn die Frage ihres Kollegen. Sie selbst befand sich im Zustand absoluter Verwirrung. Sie fühlte sich, als wäre sie von einer plötzlichen Welle unvorbereitet überrollt worden.

››Wir müssen das weiter überprüfen Eve. Und dokumentieren. Und nochmal gegenprüfen.‹‹ Von plötzlichem Eifer ergriffen sprang Andreas wie elektrisiert von seinem Stuhl auf. Den ganzen Nachmittag arbeiteten beide fieberhaft daran, neue Proben zu generieren und diese dann zu untersuchen. Draußen wurde es dunkel und immer später. Als auch der dritte Test das gleiche Ergebnis zeigte, beschlossen sie unisono, ihren Chef, den Inhaber des Pharma Unternehmens, Doktor Klaus Peter Adlon persönlich darüber zu informieren. Es war kurz vor 22 Uhr. Doch die Wichtigkeit der Information rechtfertigte eine Kontaktaufnahme zu so unchristlicher Uhrzeit. Andreas übernahm in Eves Beisein den Anruf. Erst war Doktor Adlon verstimmt über die Dreistigkeit seiner Angestellten, verstummte jedoch schlagartig, als Andreas ihm von den Versuchen und den Ergebnissen berichtete. Ungläubig ließ er sich von den wiederholten Testreihen und Laboruntersuchungen erzählen.

››Wissen Sie was das heißt Keller? Das ist eine Sensation! Sie dürfen auf keinem Fall mit jemandem darüber reden. Mit niemanden. Und lassen sie auf keinen Fall irgendwelche Aufzeichnungen herum liegen. Sie haben doch einen Safe in Ihrem Labor. Schließen Sie alles weg. Ich erwarte, dass Sie morgen zu mir nach Berlin kommen. Wir müssen unbedingt schnellstmöglich darüber sprechen.‹‹

Die Stimme von Dr. Adlon überschlug sich beinahe vor Begeisterung. Vergessen war die späte Uhrzeit und auch der Ärger über die späte Störung durch seine Mitarbeiter.

Andreas schaute Evelyn fragend an. Eve nickte ihm zu. Evelyn sah keinerlei Probleme darin, dass Andreas am nächsten Tag nach Berlin flog und dort das weitere Vorgehen mit Doktor Adlon besprach. Im Labor lief ihnen ja nichts weg. Im Gegenteil. Jetzt musste unglaublich viel in dem von Evelyn angefangenen Logfile eingetragen werden, was Eve sich sofort für den nächsten Tag vornahm.

››Ja Herr Doktor Adlon. Ich werde sofort einen Flug nach Berlin buchen und morgen Vormittag bei Ihnen sein.‹‹

Andreas beendete das Gespräch mit Doktor Adlon ließ den Telefonhörer in Slow Motion wieder auf die Gabel sinken.

››Kannst du mir bei der Buchung helfen Eve?‹‹ Irgendwie ratlos saß Andreas vor dem Telefon. Die neue Situation schien ihn zu überfordern.

››Aber sicher‹‹, beruhigte Evelyn ihn, ››ist überhaupt kein Problem. Einen kleinen Augenblick, das haben wir gleich.‹‹ Schnell öffnete sie auf ihrem Rechner die Seite eines Flugportals und gab die gewünschten Flugdaten ein. Wenige Sekunden später flimmerten die verfügbaren Flugoptionen vor ihrer Nase. Die Lufthansa hatte die besten Zeiten, war aber auch die teuerste Verbindung. Was allerdings nebensächlich war, wenn man die Bedeutungsschwere der Entdeckung betrachtete. Andreas reichte ihr seine Kreditkarte an und Evelyn gab seine Daten in das Online Buchungssystem der Lufthansa ein. Fünf Minuten später hielt Andreas das ausgedruckte Ticket inklusive Sitzplatzreservierung in seinen Händen.

Mittlerweile war es schon nach 23 Uhr. Völlig aufgedreht verließen Andreas und Evelyn schließlich die Laborräume und meldeten sich beim Sicherheitsdienst des Großlabors ab. Der Pförtner trug sie aus seiner Anwesenheitsliste aus und wünschte noch einen schönen Abend, bevor er sich für den nächsten Kontrollgang durch das Gebäude bereit machte. In dem Gebäude, in dem sich ihr Labor befand, waren noch mehrere andere Labore untergebracht, die von verschiedenen Unternehmen betrieben wurden. Die Nähe zu einem großen Chemieunternehmen in Leverkusen machte es möglich, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden. Andreas und Eve waren die letzten, die an diesem Abend das Gebäude verließen.

In dieser Nacht konnte Evelyn vor Aufregung kaum schlafen. Immer wieder drehte sie sich von einer Seite auf die andere. Sie war viel zu aufgeregt, um Ruhe zu finden. Bereits um sieben Uhr, nahezu zeitgleich mit der Abflugzeit des Lufthansa Fliegers, mit dem Andreas nach Berlin reiste, befand sie sich wieder im Labor. Ein Blick auf die Versuchstiere zeigte, dass sich auch die mit der geringeren Dosis behandelten Tiere langsam mobilisierten.

Evelyn konnte sich nicht erinnern, in den letzten Jahren mit so viel Enthusiasmus ihren Beruf ausgeübt zu haben. Das Graue der vielen ineinander verschwimmenden Wochen und Monate verblasste an diesem besonderen Tag. Sie ertappte sich dabei, ein Liedchen zu summen, während sie das Logfile auf den neuesten Stand brachte. Die Formel, die Konzentrationen und deren Dosierung waren eingepflegt. Sämtliche Ergebnisse der Gewebeproben mit den entsprechenden Gegenproben hinterlegt. Sogar ein Video welches Eve mit ihrem Handy gemacht hatte, ist als Datenfile gespeichert.

Am späten Abend befanden sich alle Eintragungen, auch die des aktuellen Tages, in elektronischer Form auf dem Notebook, welches sie und Andreas für ihre Aufzeichnungen nutzten. Sicherheitshalber überspielte sie die Daten zusätzlich auf die SD Karte ihres Mobiltelefons. Um den Sicherheitserwartungen von Doktor Adlon nachzukommen, vernichtete sie alle schriftlichen Aufzeichnungen. Dichter als sie selbst käme niemand an ihr Handy heran, so ihr Grundgedanke zu dieser Aktion.

Schließlich war ihr Mobiltelefon ihr ständiger Begleiter, egal in welcher Situation. Sicherer ging es also nicht mehr. Vor dem Heimflug nach Düsseldorf rief Andreas Evelyn an. Er erzählte ihr, dass er alle bisherigen Erkenntnisse ausführlich Herrn Adlon und dem gesamten anwesenden Firmenvorstand darlegen musste. Es wurden vage Prognosen gestellt und mögliche Erfolgsaussichten geprüft. Das Ergebnis der Unterredung bedeutete, dass der Forschungsetat aufgestockt werden sollte und dadurch sowohl mehr Geld, als auch mehr Mitarbeiter für die weitere Forschung zur Verfügung gestellt würden.

Mitten im Flughafen Tegel träumte Andreas am Telefon schon vom Nobelpreis, für den er sich im Geiste bereits nominiert sah. Lachend bremste Evelyn seine in Worte gefassten Träume aus und bat ihn, erst mal mit ihr gemeinsam die Validität des Wirkstoffes weiter zu erforschen, bevor er sich schon einen Anzug für die Preisverleihung in Stockholm besorgte.

Gleich am nächsten Tag beschlossen Andreas und Evelyn die Versuchsreihe mit weiteren Tieren zu vergrößern. Drei weitere Ampullen mit dem Wirkstoff standen inzwischen in dem kleinen Laborschrank, lediglich mit einem unauffälligen kleinen Aufkleber mit der Bezeichnung der Versuchsreihe beschriftet. Auch heute, drei Tage später, arbeiteten beide mit größtem Elan daran, herauszufinden, welche der hinzugefügten Substanzen diese unglaubliche Wirkung bei den Versuchstieren hervorgerufen hatte.

Das erste Mal in der ganzen Zeit der Zusammenarbeit war es Evelyn einerlei, dass sie ihr Wochenende im Labor verbrachte. Die Hoffnung auf die ganz große Entdeckung spornten beide dazu an, unabhängig von den Wochentagen weiterzuarbeiten. Andreas hatte eh nichts Besseres vor, wie er sagte und Evelyn hatte sich in der Zwischenzeit von ihrer Dating Plattform abgemeldet. Somit bot sich für sie keine Verabredung an. Außerdem bezweifelte sie, jemandem gegenüber zu sitzen, der sie mehr begeisterte als die derzeitige Versuchsreihe.

Da das Laborgebäude normalerweise an den Wochenenden so gut wie nicht besetzt war, befanden sich Andreas und Evelyn, zusammen mit dem Wachdienst unten, völlig alleine in dem großen Gebäude. Konzentriert auf eine laborchemische Betrachtung, die Eve sofort in ihren Computer übertrug, zuckte sie erschrocken zusammen, als es an der Zutrittstür des Labors klingelte.

››Bleib sitzen Eve, ich schau mal nach wer da ist.‹‹

Andreas war wie von der Tarantel gestochen sofort aufgesprungen und lief schon in Richtung Nebenraum zum Flur des Labors. Evelyn nutzte die Unterbrechung, um sich zu recken und zu strecken. Ihr Nacken war verkrampft von dem krummen Sitzen vor dem Mikroskop. Eigentlich bräuchte sie dringend einmal eine Pause. Sie warf einen Blick auf das Notebook, welches aufgeklappt direkt neben ihr stand, damit sie die Ergebnisse sofort dort eingeben und abspeichern konnte.

Vom Flur des Labors schallten laute Stimmen zu ihr herein und weckten ihre Aufmerksamkeit. Unschlüssig, was das zu bedeuten hatte, erhob sie sich aus ihrem Drehstuhl und lief zur Tür, die den Laborraum von dem Nebenraum trennte. Hier konnte sie Andreas Stimme durch den langen Laborflur überlaut hören.

››Nein, ich lasse Sie nicht herein, ohne dass Sie sich ausgewiesen haben!‹‹

Was ist denn da los? Fragte sie sich und ging durch den Nebenraum direkt zum Flur. Schon im Näherkommen hörte sie die Antwort auf Andreas‘ Ankündigung in Form einer aufgebrachten Männerstimme, die von der anderen Seite der Tür antwortete.

››Lassen Sie uns sofort herein oder wir verschaffen uns den Zutritt mit Gewalt.‹‹

Andreas schaute sich hektisch um und sah Evelyn, die durch die lauten Stimmen aufmerksam geworden, den Kopf durch die Türe streckte. Er schüttelte den Kopf.

››Eve, ich habe kein gutes Gefühl. Der Sicherheitsdienst hat weder angerufen noch begleitet er die Typen die draußen vor der Tür stehen. Sie haben soeben angedroht, gewaltsam einzudringen. Wenn die das wirklich machen, kann das nichts Gutes bedeuten. Ich halte sie hier auf solange ich kann, sieh du zu, dass sie hier nichts finden!‹‹

Mit leiser Stimme und Augen so groß wie Untertassen sprach er beschwörend auf Evelyn ein. Die Situation kam ihr völlig unreal vor. So etwas hatte sie noch nie erlebt. Mein Gott, erkannte Eve plötzlich, Andreas hatte furchtbare Angst. So kannte sie ihn nicht. Andreas war immer der ruhige, überlegte und methodisch handelnde Kollege. Schlagartig breitete sich auch in ihrem Inneren die Angst aus. Sie spürte, wie sich ihr Pulsschlag erhöhte. Sie musste Andreas unbedingt so gut wie möglich helfen!

Evelyn nickte ihm daher so beruhigend wie sie nur konnte zu und antwortete ihm leise: ››Mache ich. Ich verschließe die Türen und öffne sie nur für dich.‹‹

››Ist in Ordnung Eve. Was auch immer geschieht, lass die nicht an irgendwelche Daten kommen. OK?‹‹ Seine Stimme klang nicht viel ruhiger als vorhin, doch Andreas Gesichtsausdruck strahlte eine Entschlossenheit aus, die vorher nicht da gewesen war. Evelyn nickte ihm ein letztes Mal zu, bevor sie die Tür zwischen Flur und Nebenraum verschloss und zurück in den Laborraum hastete.

Draußen wurde in dem Versuch sich Zutritt zu verschaffen, heftig gegen die Tür gehämmert. Doch die Zugangstür war keine gewöhnliche Tür, sondern eine speziell gesicherte Sperre nach draußen. Schließlich befand sich dahinter keine Wohnung, sondern ein Labor, welches den entsprechenden Sicherheitsstandards genügen musste.

››Letzte Warnung. Öffnen Sie sofort die Tür!‹‹

Schallte die Männerstimme erneut durch die Tür. Zitternd vor Angst und Aufregung eilte Eve weiter in den Laborraum und verschloss die Zugangstür hinter sich. Anschließend klemmte sie den alten Stuhl, der neben der Tür stand und auf dem ihre Handtasche lag, unter die Klinke. Oh Gott dachte sie, was soll ich nur tun? Sie musste alles entsorgen oder mitnehmen. Okay, dass hieß, Flucht über die Feuertreppe. Hektisch riss sie sich ihren Kittel vom Leib und zog ihre wärmende Jacke über.

Mit zitternden Fingern streifte sie sich ihre Handtasche über und zog den langen Riemen diagonal über ihre Schulter, um die Hände frei zu haben. Andreas Stimme war erneut zu hören und anschließend ein lautes Wummern. Warum schritt der Wachdienst nicht ein? Evelyn dachte daran, die Polizei anzurufen, doch das würde nur unnötig die wertvolle Zeit verzögern, die sie für ihre Flucht und die Sicherstellung aller Unterlagen hatte. Also griff sie in den Laborkühlschrank und entnahm die dort gelagerten Ampullen mit dem Wirkstoff. Ihre Hände zitterten, während sie den Wirkstoff in ihre Handtasche gleiten ließ. Die Ampullen klimperten leise, wenn das Glas aufeinander traf. Sie musste sehr vorsichtig mit der Tasche umgehen, damit nichts zerbrach. Als nächstes wandte sie sich dem Laptop zu. Sie klickte auf die Schaltfläche, um den Rechner herunterzufahren, als sie Andreas Stimme laut und schrill hörte, wie er den Männern draußen an der Tür zurief:

››Nein, ohne Wachpersonal und ohne Identifikation werde ich niemanden hereinlassen.‹‹

Seine Worte dürften die Männer auf der anderen Seite der Tür wenig erfreuen. Das, so schaltete Evelyn schnell, dürfte jetzt spätestens das Signal zum Angriff sein. Schnell klappte sie Laptop, ohne es komplett heruntergefahren zu haben, zusammen und zog das Stromkabel aus der Steckdose. Kaum hatte sie das Kabel in der Hand, ertönte ein lauter Knall, der ihr fast das Gehör raubte. Die ohnehin hohe Dosis an Adrenalin schien sich in ihrem Körper noch einmal zu verdoppeln.

Am ganzen Körper zitternd, mit dem Notizblock, Laptop und Stromkabel zusammen unter einen Arm gepackt rannte sie so schnell wie möglich zum Notausgang. Der einziger Weg nach draußen führte über eine Feuerwehrnottreppe, die vom Laborfenster aus in engen Windungen nach unten auf den Rasen im Hof des Gebäudes führte. Sie hörte die Männer, die sich an der Tür zum Vorraum zu schaffen machten. Von Andreas hörte sie nichts mehr. Hoffentlich ging es ihm gut! Dachte sie, während sie, ohne noch einen Moment abzuwarten, das Fenster zur Nottreppe aufriss und damit den Feueralarm auslöste. Im Rausklettern sah sie, wie die Labortüre unter dem Ansturm von außen in ihren Angeln bebte. Ganz offensichtlich wurde sie von der anderen Seite bearbeitet. Lange würde sie der Gewalt nicht mehr Stand halten.

So gut es ging, kletterte Evelyn aus dem Fenster und lief so schnell sie konnte die Wendeltreppe hinab. Dass sie nicht schwindelfrei war, spielte in diesem Moment keine Rolle. Der freie Blick nach unten durch das Gitter der Treppe wurde von ihr nicht wahrgenommen. Nur raus, nur weg. Die Panik verlieh ihr ungeahnte Kräfte. Unten auf dem Rasen angekommen rannte sie rüber zu dem Mitarbeiter Parkplatz hinter dem Haus und dankte im Geist dem Himmel dafür, dass sie in ihrer Jackentasche den Autoschlüssel hatte. So konnte sie mit gezücktem Schlüssel in ihren kleinen Nissan einsteigen. Ohne sich noch einmal umzuschauen, fuhr sie mit Vollgas von dem Parkplatz herunter.


Safe!

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