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KAPITEL 2
ОглавлениеAn der Motorhaube des älteren Ford Escord lehnt Ronny. Er ist 20. Sein dunkles Haar ist kurzgeschoren. Ganz bewusst stutzt er es auf maximal acht Millimeter, denn es lang wachsen zu lassen, vermeidet er, weil sich sonst eine Lockenpracht auftun würde, die er überhaupt nicht leiden kann. Und sein Piercing an der linken Ohrmuschel würde optisch dann auch nicht mehr hervorstechen.
Am Leib trägt er ein ärmelloses, enges Shirt, wodurch sein athletischer Körperbau optimal zur Geltung kommt. Die dunkelbraune Baggyhose mit auffällig farbigen Nähten flattert im sommerlichen Wind.
Ronny nimmt einen Schluck aus der Plastikflasche, die er in der Hand hält. Er liebt dieses isotonische Getränk. Nicht nur weil es schmeckt, sondern auch, weil er bei seinen sportlichen Betätigungen die verlorenen Nährstoffe zurückerhält. Und natürlich ist das Sportgetränk auch ein idealer Energiespender bei diesem Wetter.
Ihm gegenüber steht der etwas stabiler gebaute und ein Jahr jüngere Alexander. Schon jetzt ist dieser ziemlich durchgeschwitzt, wie an den feuchten Stellen des weißen T-Shirts zu erkennen ist. Den Schweiß auf der Stirn wischt er mit seinem Unterarm weg. Um seine Frisur braucht er sich jedenfalls keine Sorgen machen; die etwas längeren, nach hinten gekämmten Haare bleiben dank des Schweißes in Form.
Sein Styling ist nicht unbedingt zeitgemäß, auch deshalb, weil er Koteletten trägt, aber ihm steht der Look. »Wenn die Klimaanlage nicht versagt, schaffen wir es, ohne anzuhalten«, vermutet Alexander.
»Nun bleib locker«, reagiert Ronny. »Wir haben alle Zeit der Welt. Ob wir nun heute Abend oder ´ne Rast einlegen und erst morgen ankommen, ist doch scheißegal.« Wieder nimmt er einen Hieb aus der Flasche. »Mann, wir haben zwei Wochen Urlaub.«
»Schon, aber umso früher, desto mehr können wir entdecken und Spaß haben. Der Bayrische Wald ist schließlich nicht gerade klein«, argumentiert der 19-Jährige.
Ronny fängt an zu grinsen. Überreicht seinem guten Freund das Getränk und meint nickend: »Ich merk schon, du bist aufgeregter als bei deinem ersten Treffen mit Yvonne.«
Da hat Ronny vollkommen recht. Denn Alexander war als Kind und Teenager sehr schüchtern; zumindest was Frauen betrifft. Zwar kannte er Yvonne schon seit ihrer Einschulung, und sie waren ab diesem Zeitpunkt befreundet, doch als er 15 war und feststellte, dass mehr da war als nur eine Freundschaft, verhielt er sich äußerst schüchtern und zurückhaltend. Mindestens dreimal sagte er ein Einzeltreffen mit ihr ab, stets mit irgendwelchen idiotischen Ausreden.
Einerseits wollte er ihr näherkommen, aber andererseits traute er sich einfach nicht, weshalb er manchmal auch ganz schön frustriert war. Doch er konnte einfach nicht über seinen Schatten springen.
Yvonne aber ist ja nicht doof und merkte schnell, dass Alexander einfach nur einen Rückzieher machte. Eigentlich fand sie sein Verhalten sogar ganz niedlich; ein Grund mehr, weshalb sie sich in ihn verliebte.
Eines Tages arrangierten Ronny und Vivian, die zu dieser Zeit schon ein Pärchen waren, unter einem Vorwand ein Treffen, wovon die Blonde und der Dicke natürlich nichts wussten. Letztendlich trafen die beiden Unwissenden dann aufeinander und mussten miteinander klarkommen. Schlussendlich hat es zwischen den beiden dann ja auch gefunkt.
Kaum hat Ronny ihren Namen ausgesprochen, ruft sie auch schon: »Hey, Jungs!«
Beide am Fahrzeug Stehenden schauen zum Altbauhaus. Mit zwei Taschen in den Händen und Schlafsack unter den Arm geklemmt, zwängt sich Yvonne durch den engen Zauneingang. Sie hat einen fülligen Körperbau, ist wohlgenährt. Auffallend ist ihr strahlendes Lächeln, was sie niedlich erscheinen lässt. Das dunkelblonde, leicht lockige Haar hat die 17-Jährige heute zu einem einfachen Zopf gebunden. »Ihr seid mir ja vielleicht gut«, meint sie. »Wir dürfen uns abrackern und ihr gönnt euch ´ne Pause …«
Ronny und Alexander schauen sich frech grinsend an. Tun so, als würden sie im Recht sein und ziehen auf coole Art die Schultern hoch. »Ähm, also … wir müssen nachher fahren«, redet sich Ronny raus. Und Alexander gibt seinen Senf dazu: »Genau, das ist genug Anstrengung. Wir müssen uns schonen und uns moralisch drauf vorbereiten.«
»Außerdem«, fügt Ronny hinzu, »haben wir unsere Klamotten schon verstaut. Ihr habt nur noch euer Frauenzeug.«
Die junge Frau stellt die Taschen auf dem Gehweg ab. Legt den Schlafsack oben drauf. »So, bitte schön! Das Verstauen ist euer Part.«
Nun erscheint Vivian, die zwei Gestänge sowie einen Gummiball in den Händen hält. »Von wegen Frauenzeug …!« Mit Wucht wirft die schlanke Dunkelhaarige den Ball in Richtung der beiden jungen Männer.
Vivian ist genauso alt wie Yvonne, hat aber einen modernen, frech fransigen Haarschnitt.
Mit lockerer Sicherheit fängt Ronny den ihn zugeworfenen Ball und schmunzelt lässig.
»Ihr als Ballfanatiker wolltet tatsächlich ohne ihn los?!«, erkundigt sich Vivian auf spaßig ironische Art. »Und hier …«, ergänzt sie die Gestänge hochhaltend, »ihr wolltet wohl auf dem Baum schlafen oder wie!? Hätte ich nicht nochmal nachgesehen, wäre dies für euch beide mit Sicherheit Realität geworden.« Den Mund leicht geöffnet, wobei die Zungenspitze zur linken Seite ein Stück herausragt, blickt sie zu Yvonne.
Diese bestätigt nickend und lächelt. »Du sagst es.« Im Anschluss wendet sie sich Ronny und Alexander zu. »Und nun macht eure Arbeit, ihr Sklaven!« Eine zeigende Kopfbewegung in Richtung Gepäck folgt.
»So kennt man euch beide«, reagiert Alexander. »Ihr foltert uns nur zu gern.«
»Wenn ihr euch nicht benehmt, werdet ihr noch viel schlimmere Folter erleben!«, kontert Vivian geschickt und zwinkert Ronny zu.
Und Ronny ist währenddessen schon in Gedanken versunken. Kopfkino! Kein Wunder, bei dieser Frau. Er begehrt sie, liebt sie abgöttisch. Niemals würde er sie eintauschen wollen. Er weiß genau, was er von ihr hat.
Zu seiner Freundin schauend, nickt er. Und seine Hand gleitet auf sexuelle Art über den Ball.