Читать книгу eat - M. Fernholz - Страница 8
KAPITEL 5
ОглавлениеAuf beiden Seiten der Fahrbahn erstreckt sich eine harmonisch grüne Landschaft, die für ein typisch sommerliches Feeling sorgt. Heiko und Jessica genießen den Ausblick. Dazu haben sie jetzt auch die Gelegenheit, schließlich fahren sie nicht mehr so schnell, und selbst jetzt verlangsamt sich die Geschwindigkeit aller auf dem Asphalt befindlichen Fahrzeuge zusätzlich. Dann müssen sie sogar anhalten.
Stau!
Heiko bremst ruhig ab.
Mit aktiviertem Martinshorn fährt ein Polizeiwagen auf dem Seitenstreifen an ihnen vorbei. Und dank der sich nach links neigenden Fahrstrecke kann Heiko die kreisenden Blaulichter von mehreren Einsatzwagen sehen.
»Wann sind wir endlich da?«, will Melanie ungeduldig wissen.
Lächelnd schnauft Heiko aus. »Das dauert noch. Wir sind doch gerade erst zwei Stunden unterwegs.« Stärker lächelnd, dreht er sich zu seiner Tochter um, die dann noch eine Frage hat: »Und warum fahren wir nicht weiter?«
»Weil hier Stau ist. Siehst du doch«, mischt sich Tim frech ein.
Jessica reagiert: »Du sollst nett zu deiner Schwester sein, Tim!« Immer wieder muss sie ihren Sprössling ermahnen und darauf hinweisen, sich seiner Schwester gegenüber zu zügeln und seinen Stolz in Zaum zu halten. Manchmal fragt sie sich, was sie in der Erziehung falsch gemacht habe, dass Tim so ausfallend ist. Sie hat sogar Befürchtungen, er könne so ein typischer Macho werden. Nur würde sie gern wissen, von wem er die entsprechende Veranlagung haben könnte. Von Heiko ganz bestimmt nicht, denn dieser ist eher der ruhige Typ, auch wenn er manchmal ordentlich aus der Haut fahren kann. Und in ihr selbst steckt garantiert kein derartiges Potenzial. Zwar ist sie hin und wieder recht impulsiv, doch in der Regel sehr harmoniebedürftig.
»Das kann länger dauern, wie es aussieht«, erwähnt Heiko nach kurzem Moment. Er streckt seinen Kopf hoch, um besser sehen zu können, wobei ihm dann auffällt, dass einige andere Fahrzeuge auf einen Rastplatz abbiegen.
Tim spielt mit einem Gameboy, und Melanie hält ihren Kopf nahe an seinen, um das Spiel interessiert verfolgen zu können.
Auf dem Display springt die virtuelle Figur von einer Plattform, landet aber, anstatt auf der sicheren anderen Seite, in einen Abgrund mit Stacheln. Game over zeigt daraufhin der kleine Bildschirm.
»Oh Mann …«, regt sich Tim auf und rutscht erbost in die Ecke. »Du nervst!«
»Lass mich doch auch mal gucken!«, jammert Melanie.
»Ich kann mich aber nicht konzentrieren, wenn du mir auf die Pelle rückst«, kommentiert der Neunjährige, wobei er jedes Wort einzeln betont, um seinem Gesagten Nachdruck zu verleihen.
»Du bist doof!«, reagiert die Kleine traurig und streckt ihm bockig die Zunge entgegen.
Zu Jessica blickend, bestätigt Heiko seine Entdeckung: »Glück gehabt …! Da vorn ist eine Raststätte. Dort könnten wir unsere Beine vertreten.«
Die Angesprochene nickt. »Den Kindern wird’s gut tun.« Sie schaut nach hinten.
Melanie rückt wieder näher zu ihrem Bruder, welcher ihr deshalb die handliche Spielkonsole auf den Schoß wirft, und genervt meint er: »Hier, spiel´ alleine!«
Dann mischt sich Jessica ein und ergreift das Machtwort: »Hört zu! Ich möchte, dass ihr beide euch jetzt vertragt. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns und ich habe keine Lust, euer Genörgel mitanzuhören!«
Die Kinder schauen verschämt nach unten; Tim jedoch etwas gelassener. Er weiß, dass seine Mutter sowieso nichts weiter macht als nur ein bisschen zu schimpfen.
»Außerdem muss Papa sich auf den Verkehr konzentrieren«, führt sie ihre Standpauke fort. »Haben wir uns verstanden?!«
Mit aufgesetztem Hundeblick schaut Melanie zu ihrer Mutter auf, nickt. Tim jedoch schaut aus dem Fenster. Auf seine typisch genervte Art reagiert er: »Ja, Mama!«
Ronny steht neben dem Ford auf dem Standstreifen und blickt nach hinten. Der Stau nimmt zu. Es scheint, sich eine nie enden wollende Schlange zu bilden, denn sie reicht bis zum Horizont. Auch in Fahrtrichtung kein Weiterkommen. Der 20-Jährige will genauer ergründen, was den Stau verursacht, doch die Sicht ist getrübt, da die aufsteigende Hitze die Umgebung verschwimmen lässt.
Die Tür offen lassend, steigt Ronny wieder ein. Alexander trinkt währenddessen Mineralwasser. Yvonne isst ein Sandwich und reicht einen neongrünen Behälter nach vorn. »Habt ihr Hunger?«, fragt sie.
Ihr Freund reibt sich den Schweiß von der Stirn, schüttelt verneinend den Kopf. Ronny jedoch hat Appetit und nimmt das angebotene Sandwich heraus.
»Die Hitze ist extrem …!«, äußert der Dicke und prustet Luft aus.
Vivian, die eine Zigarette raucht und aus dem Fenster ascht, nickt kommentierend: »Wenn wir noch ´ne Stunde in der brütenden Affenhitze abhängen müssen, geh ich hier noch ein.«
»Ich hätte aber auch nicht gedacht, dass dieser Sommer so extrem wird«, bringt sich Yvonne ins Gespräch ein. »Und gerade heute ist es besonders heiß, finde ich.«
Der 19-jährige Fahrer kratzt sich am Hals. »Das Wetter ist soweit schon okay. Mich kotzt aber an, dass wir hier festhängen und nicht weiterkommen.«
»Was haltet ihr davon, wenn wir die Bundesstraße nehmen?«, schlägt Ronny fragend vor. Auch er hat kein Interesse daran, ewig hier zu verweilen. Es ist nämlich nicht ein einziges Wölkchen am Himmel zu sehen, was bedeutet, dass die Sonne noch einige Stunden ununterbrochen für unerträgliche Temperaturen sorgen wird.
Den Mund verziehend, reagiert Alexander: »Mit dir als Navigator!?«
Einmal kurz mit der Schulter lässig zuckend, nickt der Beifahrer. »Klar!«
»Das kennen wir doch irgendwoher«, gibt Vivian grinsend von sich.
»Eben …!«, bestätigt Alexander mit einem zusätzlichen Kopfnicken. Nur zu gut weiß er, dass sein Kumpel die Gabe hat, stets in die Irre zu führen.
Cool bleibend, blickt Ronny in die Runde und will von Yvonne wissen, ob sie auch noch etwas auszusetzen hätte.
Diese jedoch schaut lächelnd aus dem Fenster, kaut genüsslich das Sandwich und meint nur: »Ich sag nix …!«
»Also sind wir uns alle einig?!« Nach einem beobachtenden Blick nach draußen, erklärt Ronny dann: »Etwa fünfhundert Meter vor uns ist ´ne Abfahrt. Wir müssten allerdings den Seitenstreifen nehmen.«
Nicht gerade begeistert vom Vorschlag, den Seitenstreifen zu nutzen, verzieht Alexander die Mundwinkel und schnauft aus. Dann grinst er aber; dreht am Zündschloss, um den Motor zu starten. Zugleich ertönt wieder laute Rockmusik. Der erste Gang wird eingelegt.