Читать книгу Tiloumio - Maari Skog - Страница 9

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Ich habe die Route genauestens geplant. Meine Tour wird mich quer durch Laponia führen, bis hinunter nach Hemavan. Nördlich vom Sarek Nationalpark werde ich meinen Weg nach Stora Sjöfall fortsetzen.

Ich bin seit einer unbestimmten Zeit zu Fuß unterwegs, und der Blick auf die schwammig wirkende Landschaft lässt stille Zweifel in mir aufkommen. Vielleicht ist es doch keine gute Idee gewesen, zu dieser Jahreszeit herzukommen.

Gewaltige Schneefelder zeugen davon, dass der Winter sich nur schwer vertreiben lässt. Obwohl der Schnee schon eine silbrig glasige Oberfläche angenommen hat und damit ankündigt, dass er bereit ist, zu Wasser zu werden.

Die Flüsse sind durch das Schmelzwasser über die Ufer getreten, und ich habe schon erhebliche Umwege in Kauf nehmen müssen. Ich kämpfe meine Zweifel und die Furcht vor den kommenden Wetterkapriolen nieder. Sie sind das kleinere Übel im Gegensatz zu dem Alltag, der mir bisher verboten hatte, so zu leben, wie ich es möchte. Hier ist nichts, was mich in zeitliche Rahmen presst, und niemand, der mich hinter Mauern sperrt, hinter denen meine Hilfeschreie ungehört verhallen.

Auch wenn die Erde noch vom Winter umklammert wird, habe ich keine nächtliche Dunkelheit mehr zu befürchten.

Ich weiß, dass mich die endlosen Tage des Sommers dazu veranlassen werden, die Helligkeit in mich aufzusaugen. Mein Körper wird dann wie ein Akku, der nur mit Hilfe der sommerlichen Helligkeit die dunkle Winterzeit einigermaßen überstehen kann. Solange ich denke, sehe ich das Sommerlicht als meine Rettung und Hoffnung an. Jedes Jahr aufs Neue. Und jedes Jahr falle ich darauf herein und merke spätestens Ende Oktober, dass ich in den Abgrund unerträglicher Depressionen blicke. Der Winter mit seiner ewigen Nacht brennt sich in viele Herzen. Unter anderem auch in meines.

In den letzten Jahren ist es immer öfter vorgekommen, dass die Schutzmauer um meine Seele von der Finsternis in kleine Stücke zerschlagen wurde. Die Trostlosigkeit, die sich dann in mir breitmacht, bringt mich fast um den Verstand. Anders kann ich mir nicht erklären, warum ich gerade in den Wintermonaten grundlos zu weinen beginne, aggressiv werde oder in überdimensionalen Ausmaßen nach etwas dürste, womit ich mich betäuben kann. Deshalb übertreibe ich es gelegentlich mit dem Alkohol, um mich hinterher dafür zu verachten. Der Gedanke daran, dass ich vielleicht irgendwann so enden könnte, wie Bente, die Frau, die sich achtzehn Jahre lang als meine Mutter ausgegeben hat, lässt mich dann in Scham untergehen.

Mir fällt nur ein winterliches Erlebnis ein, an das ich mich gerne erinnere, weil es mir wie ein magischer Moment vorkam. Ich war damals wohl zwölf oder dreizehn Jahre alt gewesen, als mein Vater mit mir und Turia eine Hütte im Dovrefjell gemietet hatte. Die Hütte hatte an einem See gelegen, hinter dem sich ein Gebirge befand, das majestätisch und gleichzeitig gedrungen in den Himmel ragte und den Eindruck erweckte, sich vor der Macht des Himmels verbeugen zu müssen.

In einer jener Nächte hatte Turia darauf bestanden, dass ich mit ihr nach draußen gehe. Am Rande des Sees war sie stehengeblieben und hatte mich an die Hand genommen. Dann hatte sie mit der anderen Hand in den Himmel gedeutet, ohne einen Ton zu sagen. Ich war ein wenig verwirrt gewesen und unsicher darüber, was ihre Geste zu bedeuten hatte. Doch dann eröffnete sich über uns das Naturschauspiel der Polarlichter. Sie waberten grünlich, tanzten wie Flammen in der Schwärze der stillen Nacht und krümmten sich, als ob sie Schmerzen hätten. Mit ihrem Leuchten wirkten sie auf mich, als ob sie mich und meine Schwester beschützen und unser gemeinsames Leid von uns nehmen wollten.

Wir waren ganz still gewesen, rührten uns nicht und starrten in den Himmel hinauf. Alles schien in dieser klirrenden Nacht zum Stillstand gekommen zu sein, einzig Aurora Bollearis schien die Fähigkeit gehabt zu haben, sich zu bewegen.

Ich weiß nicht mehr, wie lange wir dort gestanden hatten. Irgendwann waren die Polarlichter so plötzlich erloschen, wie sie gekommen waren, und wir gingen schweigend in die Hütte zurück, wo wir den ruhigen Atemzügen unseres Vaters lauschten. Ich habe bis heute niemandem von diesem Erlebnis erzählt und bin mir sicher, dass auch Turia dieses Ereignis immer noch wie einen Schatz hütet. Erst einige Jahre danach habe ich sie gefragt, woher sie wusste, dass die Polarlichter kommen würden. Denn es war eindeutig so, als ob sie die Polarlichter herbeigerufen hatte. Daraufhin hatte sie mit den schmalen Schultern gezuckt und meinte nur, dass sie es einfach gewusst habe.

Dieses Ereignis hatte eine Sehnsucht in mir geweckt, die ich bis heute nicht in Worte fassen kann. Vielleicht ist es die Sehnsucht nach dem Tod oder der Hunger nach Leben. Möglicherweise beides zusammen. Denn ich weiß, dass Tod und Leben nahe Verwandte sind, und nie einer ohne den anderen die Welt beschreitet.


Erfahrungsgemäß wird es nicht lange dauern, bis ich mich der Unwirtlichkeit meines neuen Umfeldes angepasst habe. Schützende Wände mit beheizten Räumen kann ich natürlich nicht mehr erwarten, aber das ist mir egal. Zwangsläufig werde ich damit beschäftigt sein, meine Grundbedürfnisse zu stillen. Es gibt keinen Platz mehr für andere Dinge, außer für ein wärmendes Feuer und die Suche nach etwas Essbarem.

Obwohl ich mich noch auf einer baumfreien Hochebene befinde, schlägt mir der würzige Duft von Bäumen entgegen, der ankündigt, dass ich mich in einer völlig anderen Welt befinde, als die, die ich bisher bewohnt habe.

Der Duft des Waldes ist so viel anders als der Geruch von Seetang und Möwenscheiße, den der raue Seewind vor sich herzutreiben pflegt. Ich frage mich, ob ich das Meer irgendwann vermissen werde. Wie hatte Turia einmal gesagt? Sie meinte zu mir, dass ich so unberechenbar wie der Ozean sei. Genauso tiefgründig, rätselhaft und furchteinflößend. Ich habe gelacht, denn Letzteres konnte ich mir nicht vorstellen. Ich war und bin ein Feigling. Mehr nicht. Auch wenn meine Schwester nie müde wird, mir zu versichern, dass dem nicht so ist. Für sie selbst, wie sie mir damals sagte, bin ich das Beste, was ihr in ihrem Leben passieren konnte, und trotzdem ist sie davon überzeugt, dass es Leute gibt, die sich vor mir fürchten. Auf meine Frage, wer das denn sein solle, hatte ich keine Antwort erhalten.

Ich bleibe unschlüssig stehen. Unter meinen Füßen ist nichts als Gestein, aber wenn ich gen Osten blicke, sehe ich einen endlosen Wald, während hinter mir das karge Gebirge mit seinen zahllosen Seen und Bächen liegt. Ich überlege, ob ich in Richtung Wald weitergehen soll. Die Stelle erscheint mir angemessen, weil der Abstieg bis an den Rand des Waldes weniger schwierig ist und ich nicht genau weiß, was mich erwarten wird, wenn ich noch weiter südwärts laufe. Das Gelände steigt dort unmittelbar an, und ich befürchte, die Chance auf einen guten Abstieg zu verpassen, wenn ich weiter bergauf gehe.

Ein mir unbekanntes Geräusch reißt mich aus meiner Überlegung, und ich bleibe starr stehen. Ein Windstoß lässt mich frösteln, und ich merke, wie sich die feinen Härchen auf meinen Armen aufstellen. Für eine Sekunde komme ich mir beobachtet vor, und dann sehe ich, was mich erschreckt hat. Ein paar Rentiere, die gemächlich ihren Weg ins westlich gelegene Gebirge mit den vergletscherten Gipfeln fortsetzen, laufen an mir vorüber. Ihre Leiber dampfen in der kalten Luft. Sie blicken mich aus unruhigen Augen an, strecken die Hälse und beschleunigen ihr Tempo. Das Stampfen ihrer Hufe verhallt in der Stille, als sie hinter der Anhöhe verschwinden, auf der ich stehe.

Ich atme erleichtert aus und setze meinen Weg in die Richtung fort, aus der die Rentiere gekommen sind. Für einen Moment habe ich tatsächlich gedacht, dass ich nicht alleine bin. Ich will keinen Menschen um mich haben. Zumindest nicht in diesem Augenblick. In den letzten Tagen habe ich bemerkt, dass ich mich damit abfinden kann, nicht zu wissen, wer ich wirklich bin, beziehungsweise, dass eine Hälfte meiner Identität ein Geheimnis bleiben wird. Ich habe keine Ahnung, wie oft ich in den letzten drei Jahren vor einem Spiegel stand und das Gefühl hatte, dass mich ein Fremder anstarrte. Dabei hatte ich zugeben müssen, dass ich eindeutig das Kind meines Vaters bin, bis auf die weizenblonden Haare und die ausgeprägten Wangenknochen. Wie ich mein Gesicht hasse. Erst gestern habe ich meinen Anblick wieder ertragen müssen, als ich mich am Ufer eines Sees über das Wasser beugte, um mir die Hände darin zu waschen. Erst als ich einen Stein ins Wasser geworfen habe, hat sich mein Spiegelbild in Wellen aufgelöst, und mein Selbsthass war zum Stillstand gekommen. Zumindest für diesen Augenblick.

Ich habe mittlerweile den Wald erreicht. Der Boden unter mir ist weich und federt jeden meiner Schritte ab, sodass das Gehen eine Leichtigkeit ist. Um mich herum wächst ein Teppich Blaubeerbüsche, der den Untergrund wie einen dicken Pelz vor der Witterung schützt. Die Stille gleicht einem Vakuum und lässt den Wald noch bizarrer wirken, als er mir ohnehin schon vorkommt. Die zotteligen Äste und Zweige der Fichten reichen bis zum Boden und lassen kaum zu, dass die Sonnenstrahlen das Erdreich berühren.

Ich fürchte mich nicht davor, dass mir etwas oder jemand hinter den Bäumen auflauern könnte. Für mich verkörpert der Wald Schutz und Geborgenheit, weil ich weiß, wie ich mich in dieser befremdlichen Welt zu verhalten habe.

Mir ist bewusst, dass ich auf mich alleine gestellt bin und in dieser Gegend keine Gesellschaft bekomme. Ich lächle bei dem Gedanken daran und bin froh darüber, dass der Wald es über Jahrhunderte hinweg geschafft hat, die seltsamsten Gestalten aus der Phantasie des Menschen hervorzulocken. Die damit verbundenen Geschichten haben ihren Zweck erfüllt, indem sie Ängste manifestieren und die Menschheit von der Wildnis fernhält. Zumindest ist es hier im Norden so.

Irgendwo weit draußen, kilometerweit von mir entfernt, leben die Menschen in ihrer Bequemlichkeit und ertrinken in Langeweile und Lethargie. Für sie gibt es nichts, außer Neid und Habsucht. Sie dezimieren sich selbst, und ich bin fest davon überzeugt, dass der Mensch eigentlich ein Einzelgänger ist. Weshalb sonst kommt es zwischen ihnen ständig zu todbringenden Konflikten?

Ich habe mich von alldem ausgeklinkt und sehe mich nicht mehr als ein Teil dieser krankhaften Entwicklung. Das brauche ich, um mir ins Gedächtnis zu rufen, dass ich den Tod nicht fürchte. Denn das tue ich nicht. Ich würde ihn nur fürchten, wenn ich durch die Hand eines anderen Menschen sterben müsste. Dann wäre ich nicht nur meines Lebens beraubt, sondern auch meiner Würde.

Wenig später streicht Gras an meinen Beinen vorüber. Ich habe eine Wiese betreten. Vor mir sehe ich einen langgezogenen See, dessen Ufer bewachsener ist, als die jener Seen, die sich oberhalb der Baumgrenze befinden. Langsam drehe ich mich um und suche die Wiese nach einem geeigneten Lagerplatz ab. Eine Felsnase ragt aus dem Wald in die Wiese hinein. Ich beschließe, dort mein Lager einzurichten. Es scheint mir der richtige Ort zu sein, um mich länger aufzuhalten.

Die Vögel zwitschern nicht mehr, und der Stand der Sonne verrät, dass es schon später Abend ist.

In den ersten Tagen nach meinem Aufbruch vom Parkplatz in Abisko hatte ich nach jedem vergangenen Tag gespürt, wie die Anstrengung in meinen Gliedern pulsierte. Jetzt verspüre ich zwar Müdigkeit, wenn die Tage zu lang werden, aber meine Muskeln haben sich an die permanente Bewegung gewöhnt.

Ich entfache ein Lagerfeuer, bevor ich mich in mein Einmannzelt verkrieche. Die Flammen lodern in den milchigen Himmel und wecken eine merkwürdige Trauer in mir. Ich versuche mich nicht davon vereinnahmen zu lassen und lenke mich von meinen düsteren Gedanken ab, indem ich mir eine Zigarette drehe und mich auf meine Müdigkeit konzentriere. Das Knistern der Flammen beginnt, mich zu beruhigen. Als das Feuer heruntergebrannt ist und nur noch Glut in der Asche liegt, krieche ich in mein Zelt und werde augenblicklich von einem tiefen Schlaf übermannt.

Ein Geräusch reißt mich aus einem gehaltlosen Traum. Etwas, was ich nicht zuordnen kann und ganz und gar nicht an diesen Ort gehört.

»Pst, pst«, höre ich eindringlich. Direkt neben meinem Ohr erklingt dieser menschliche Zischlaut. Ich schrecke hoch, sehe aber niemanden. Der Stoff der Zeltwand verrät, dass keine Wolke die Sonne verdeckt. Ich muss blinzeln, weil mich das grelle Licht blendet und noch bevor ich richtig sehen kann, höre ich, wie eine mir vertraute Stimme ertönt. Unter tausenden von Stimmen würde ich sie erkennen.

»Komm mit. Du musst mitkommen«, zischt Turia.

Überrascht und erschrocken pelle ich mich aus dem Schlafsack. Wie kann ihre Stimme so dicht neben mir erklingen, wenn ich sie nicht sehe? Mal abgesehen davon ist es schlichtweg unmöglich, dass sie in meiner Nähe ist.

Ich krieche eilig aus dem Zelt und blicke unentschlossen zum Ufer. Irgendetwas ist seltsam, ohne dass ich sagen kann, was es ist. Ich lasse meinen Blick umherschweifen, schaue in den Wald und auf die Blaubeerbüsche, und glaube weit hinten, dort wo sich die Bäume in Schwärze verlieren, eine Bewegung auszumachen. Doch dann fällt mir ein, dass ich mich mit aller Wahrscheinlichkeit in einem Traum befinde und nichts zu befürchten habe. Trotzdem kann ich das unheimliche Gefühl nicht verscheuchen, als ich bemerke, dass die Bewegung im Wald eine menschliche Gestalt annimmt, die zwar dunkel und verzerrt, aber dennoch erkennbar ist. Äste knacken in meiner unmittelbaren Nähe. Ich wende mich erschrocken dem Geräusch zu. Es scheint direkt aus meinem Zelt zu kommen. Ich blicke noch einmal zur Waldgrenze, sehe aber niemanden mehr. Dann atme ich tief durch, nehme all meinen Mut zusammen und hebe vorsichtig die Zeltplane an. Meine Arme wirken dabei wie ausgelöscht. Es kommt mir vor, als ob ich keine Kontrolle mehr über meine Bewegungsabläufe habe und von etwas Fremden gesteuert werde. Es besteht keine andere Möglichkeit, als mich meinen automatisierten Bewegungen anzupassen, während ich Turia entdecke, wie sie in der Mitte des Zeltes kauert. Ihr leichenblasses Gesicht hebt sich von der Schwärze ihrer Klamotten ab. Ihre Lippen schimmern bläulich und formen Worte, die ich nicht verstehe, während Tränen über ihre Wangen laufen und die Schminke schwarze Rinnsale bildet. Ihr Oberkörper wippt vor und zurück. Eine Eigenart, die sie als Kind schon an den Tag gelegt hatte, und für die es einen Namen gibt, von dem ich erst vor einigen Monaten gehört habe. Hospitalismus. Eine Krankheit, bei der ich mich nicht wundere, dass sie meine kleine Halbschwester heimsucht.

Ich bemerke, dass ihre feingliedrigen Finger kleine Äste zerbrechen, die in einem Kreis auf dem Boden liegen. Sie bricht sie in winzige Stücke und zerbröselt den Rest.

»Du bist nicht allein«, flüstert sie mit gesenkter Stimme.

Sie hebt den Blick, lässt aber den Kopf dabei gesenkt, wie ein Wolf, der sein Gegenüber misstrauisch beäugt.

Ich bin gewillt, Turia zu berühren. Der Traum erscheint mir zu wirklichkeitsnah, als dass ich ihn einfach ignorieren kann. Aber dann überlege ich es mir anders und lasse die Hand sinken. Stattdessen hocke ich mich hin, sodass wir auf Augenhöhe sind.

»Träume ich?«, frage ich.

»Vielleicht.« Turia senkt ihren Blick und versteckt ihr Gesicht zwischen den Knien.

Ihre Schultern beginnen zu beben und signalisieren mir, dass sie von lautlosen Schluchzern gequält wird. Sie weint still, wie immer darum bemüht, nicht aufzufallen.

Bei dem Anblick wird mir flau im Magen. Ich habe sie im Stich gelassen.

»Bitte weine nicht«, flüstere ich verzweifelt und spüre Tränen der Verzweiflung in mir aufsteigen.

Ich versuche tapfer zu sein, schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter und beiße die Zähne zusammen, bis der Anflug von Traurigkeit vorüber ist. Vorsichtig robbe ich zu Turia ins Zelt und möchte ihr über die dunklen Haare streichen. Meine Hand ist nur wenige Zentimeter von ihr entfernt, als sie plötzlich aufschreit, mich mit einer grauenhaft verzerrten Fratze anstarrt und anschließend in sich zusammensinkt, sodass nur noch ihre Kleidung auf dem Zeltboden liegt.

Ich schrecke hoch und befinde mich in meinem Schlafsack. In Hüfthöhe liegen meine Klamotten zusammengeknüllt, und um sie herum sind abgebrochene Äste und Zweige verstreut.

Verstört stolpere ich aus dem Zelt und laufe zum See hinunter, wo ich ein paar Züge im eiskalten Wasser schwimme. Die Kälte raubt mir fast den Atem, und ich hoffe, dass ich dadurch meine Gedanken ordnen kann. Doch die Unruhe lässt sich nicht abwaschen. Ein dünner Film von Unheil hat sich über die Idylle gelegt. Mir kommt es vor, als ob sich etwas Bedrohliches nähert und Turia mir im Traum erschienen ist, um mich davor zu warnen. Du bist nicht alleine. Was ist das für eine Ahnung, die sie da quält?

Ich weiß noch, wie Turia einmal zu mir gesagt hatte, dass sie in Gedanken immer bei mir wäre, selbst wenn ich meilenweit von ihr entfernt bin. Ich habe das als Resultat ihrer ausgeprägten Phantasie angesehen. Vielleicht hätte ich sie ernst nehmen sollen. Denn der Traum war eindeutig eine Botschaft gewesen.

Tiloumio

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