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Kapitel 6

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Avery

Ich könnte mir in den Arsch treten. Warum musste ich ausgerechnet gestern eine Panikattacke haben? Ausgerechnet da, wo ich mich um einen Job bewerben wollte. Echt scheiße.

Aber ich bin, ehrlich gesagt, ziemlich überrascht von mir selbst, dass ich wieder vor dem Fit for Fun stehe und mich mental auf ein Bewerbungsgespräch vorbereite. Wenn es denn überhaupt eines gibt.

Meine Hände schwitzen vor Nervosität. Dafür ist meine Kehle wie ausgetrocknet, als ich mich endlich überwinde, hineinzugehen. Heute ist es voller als vor einem Tag. Praktisch jeder Hometrainer und jedes Laufband sind besetzt. Vom Raum nebenan höre ich Männer fluchen und keuchen, und das Geräusch von Hanteln, die abgelegt werden. Hinter der Bar ist gerade niemand. Ich blicke zu den Matten in der rechten Ecke. Kein Personaltrainer oder Angestellten in Sicht. Etwas unschlüssig bleibe ich stehen, weiß nicht, ob ich mich auf die Suche nach jemandem, der hier arbeitet, machen oder ob ich mich wieder hinausschleichen soll.

Gerade als ich mich dazu entscheide, in den Kraftraum zu gehen, öffnet sich die Tür links von mir. Eine Frau mit blondem, wippendem Pferdeschwanz tritt heraus. Sicher zehn andere Frauen folgen ihr. Alle haben ein Tuch um den Hals und sehen erschöpft aber zufrieden aus. Die erste hat ein Tanktop mit dem Logo des Fitnessstudios an.

»Dann bis zum nächsten Mal, Mädels!«, ruft sie und steuert direkt die Bar an.

Ich warte, bis sie die durstigen Frauen bedient hat, die mit ihr an die Theke gekommen sind. Dann dreht sie sich zu mir und bevor ich etwas sagen kann, lächelt sie mich freundlich an.

»Kann ich dir behilflich sein?«

»Ich ... äh ... ich ...«, fange ich überrumpelt an. Erleichterung überkommt mich, als die Frau um die dreißig das Ruder übernimmt.

»Ah, du suchst bestimmt Evan. Oder willst du dich bei uns einschreiben?«

Erkennt sie mich?

»Geht es dir wieder besser?«

Ja, sie hat mich erkannt. Bestimmt hat sie nicht vergessen, wie ich neben mir war, nur weil eine Tür hinter mir mit einem Knall ins Schloss gekracht ist. Peinlich. Wenn sich doch bloß ein Loch auftun und mich verschlingen würde. Mein Therapeut meinte immer wieder, ich müsste mich für die Panikattacken nicht schämen. In diesen Momenten fragte ich ihn im Stillen: »Würdest du das auch sagen, wenn du in meiner Situation wärst?«

Ich ringe mir ein Lächeln ab und versuche mir nichts anmerken zu lassen. »Ist er denn hier?«

»Ja.« Sie sieht sich im Studio um. »Jedenfalls war er vorhin noch da«, meint sie mit leicht zusammengekniffenen Brauen. »Wahrscheinlich ist er drüben am Gewichte stemmen. Soll ich ihn holen oder willst du ihn selbst suchen gehen?«

»Ich werde ihn schon finden. Du hast genug um die Ohren, wie ich sehe.« Ich nicke zu den wartenden Leuten, die an der Bar stehen.

»Wenn du nicht fündig wirst, kommst du einfach wieder her. Alles klar?«

»Ja, danke.« Ich gehe in jene Richtung, in die mich die Fitnessfrau mit ihrem Zeigefinger geschickt hat. Bevor ich den Raum verlasse, komme ich an einem Typ vorbei, der sich mit kerzengeradem Körper an einer Klimmstange hochzieht. Mannomann, was für eine Körperbeherrschung. Als der Kerl bemerkt, wie ich ihn anstarre, zwinkert er kurz, ehe er nach unten sinkt und sich wieder hochzieht. Ich werde rot, weshalb ich schnell weiterlaufe und betrete einen Raum, in dem jede Menge unterschiedlicher Geräte stehen.

Da entdecke ich ihn. Er steht auf einer Matte, leicht in die Knie gebeugt. In der Hand hält er eine Kugelhantel, die er zwischen seinen Beinen hin- und herschwingt. Ich bleibe stehen, wo er mich nicht sehen kann und beobachte ihn, wie er konzentriert die Übung ausführt. Nach ein paar Wiederholungen streckt er die Hantel mit einem Arm über seinem Kopf hoch.

Ich will mir keine Gedanken darüber machen, wie knackig sein Hinterteil in seiner schwarzen Shorts aussieht. Was sein Tattoo auf der rechten Wade bedeuten mag. Oder wie sich sein Bizeps wölbt, wenn er ein Gewicht hebt. Sein Anblick hat mich bereits bei unserer ersten Begegnung umgehauen. Und seine Augen, wow, seine dunklen Augen, die einen ansehen, als könnte er dich vor allem und jedem beschützen ... Sie lassen mich nicht mehr los.

Genau deshalb sollte ich mich umdrehen und mich irgendwo anders nach einer Stelle umsehen. Aber meine Füße sind wie festgenagelt. Ich stehe hier und gaffe ihn an, als wäre er mein ganzes Universum.

Evan, ein schöner Name, habe ich gesagt, als er sich mir vorgestellt hat. Wahrscheinlich fand er meine Bemerkung völlig bekloppt, aber mir ist nichts Besseres eingefallen, das nur annähernd beschreibt, was ich fühle, wenn ich seinen Namen ausspreche. Ich konnte ihm ja wohl schlecht sagen, sein Name fühle sich an, wie Schokolade, die auf der Zunge zergeht. So fühlt er sich an und so glaube ich, würde ich auch unter Evans Händen zergehen.

Stopp. Stopp. Stopp. Auf keinen Fall dürfen meine Gedanken weiterwandern.

Komm, Avery, nimm deine Beine in die Hände und geh. Der Typ dort hat dir ja jetzt schon fast den Kopf verdreht. Und du willst niemanden, der dir den Kopf verdreht, oder?

Meine innere Stimme nervt, aber sie hat recht.

Evan legt die Hantel weg und greift nach dem Handtuch, das er hinter sich an der Sprossenleiter befestigt hat. Er wischt sich über die Stirn und den Dreitagebart, ehe er sich an ein Gerät setzt, an dem er die Beine trainieren kann. Ein harter Zug ist um seinen Mund. Tiefe Ringe liegen unter seinen Augen. Eigentlich nur unter einem, das andere hat sonst jegliche Farbe bekommen. Er wirkt etwas geknickt.

Statt, dass er mit der nächsten Übung beginnt, stützt er seine Ellbogen auf den Beinen ab und lässt seinen Kopf in die Hände fallen. Dabei starrt er zu Boden. Er scheint seine Umgebung gar nicht wahrzunehmen. Irgendwas beschäftigt ihn, das ist nicht zu übersehen. Ich würde gerne zu ihm gehen und ihn fragen, was ihm diesen traurigen Ausdruck in die Augen treibt, aber ich bin wahrscheinlich die untauglichste Person, bei der man sich das Herz ausschütten könnte.

Ich entscheide mich, an einem anderen Tag wiederzukommen, auch wenn ich ungern meinen Posten verlasse, von wo ich Evan unbefangen beobachten kann. Er hat etwas an sich, das mich in seinen Bann zieht - nicht seine jetzige Traurigkeit, sondern die Lebensfreude, die er bei unserem letzten Treffen ausgestrahlt hat. Umso schwerer fällt es mir, ohne mit ihm gesprochen zu haben, umzudrehen und das Fitnessstudio wieder zu verlassen. Umso mehr stresst es mich, dass ich nicht über meinen Schatten springen kann, um ihm zur Seite zu stehen.

Andererseits, wir kennen uns gar nicht. Weshalb er mir höchstwahrscheinlich nicht erzählen würde, was ihn plagt. Mir, einer völlig Fremden.

Ich stoße mich von der Wand ab, an der ich gelehnt habe und drehe mich Richtung Ausgang, da hält mich plötzlich eine Hand fest. Ich zucke zusammen und wirble herum.

»Was führt dich denn hierher?«

Ich bin baff, weil Evan plötzlich vor mir steht. Stotternd versuche ich mich an einer Begrüßung. »E ... Evan, schön dich wiederzusehen.« Mir brennen die Wangen, als mir klar wird, was ich soeben gesagt habe.

»Trotzdem wolltest du dich davonstehlen, ohne Hallo zu sagen?« Er lächelt, ein sympathisches Lächeln, aber es erreicht seine Augen nicht.

»Du sahst beschäftigt aus. Ich wollte dich nicht unterbrechen.«

Evan sieht über die Schulter zum Gerät, auf dem er vor wenigen Sekunden noch gesessen hat. Dann blickt er wieder mich an. Dieses Mal liegt Skepsis in seinen tiefen dunklen Augen. »So beschäftigt war ich gar nicht.«

Die Frage, warum er derart niedergeschlagen ist, liegt mir so weit vorne auf der Zunge, dass sie mir fast über die Lippen kommt. Doch ich schlucke sie schnell wieder runter. »Machst du jeden Tag Fitness?« Blöde Frage, ich könnte mir eine an die Stirn klatschen. Aber raus ist raus. Also mache ich das Beste daraus und lächle ihn an.

»Ist mein Job. Allerdings mache ich jeden Tag etwas anderes. Was ist mit dir, treibst du irgendwelchen Sport?«

Wenn er nicht so bekümmert dreinschauen würde, würde ich denken, er flirte mit mir. Jetzt glaube ich, es ist einfach seine Neugier. Schließlich stehen wir in einem Fitnessstudio.

Ich zucke mit der Schulter, hoffe, dass ich dabei gleichgültig wirke. Dabei kippt mir fast die Stimme. Ungebetene Erinnerungen steigen vor meinem inneren Auge auf. Es erstaunt mich, als ich zu reden anfange. »Früher bin ich viel gejoggt. Ich habe es geliebt, durch den Wald und über weite Wiesen zu rennen, und die frische Morgenluft einzuatmen.«

»Früher? Das heißt, dass du nicht mehr joggst oder dass du gar keinen Sport mehr machst?«, möchte er wissen, dabei mustert er mich mit einem bewundernden Blick von Kopf bis Fuß.

Ich atme erleichtert auf, da es ihm zu entgehen scheint oder einfach darüber hinwegsieht, wie aufgewühlt ich mit einem Mal bin. »Ich mache jeden Morgen ein paar Gymnastikübungen.«

Ich lese in seinem Gesicht, dass er mich gern fragen möchte, warum ich nicht mehr durch Wälder und über Wiesen jogge, doch er hält sich zurück. »Dann willst du jetzt mit Fitness beginnen? Willst du ein Abo bei uns machen?«

Ich schüttle vage den Kopf. »Eigentlich nicht.«

Evan zieht nachdenklich die Stirn in Falten, ehe er seinen Kopf etwas zur Seite legt. »Warum bist du dann hier?«

Jetzt oder nie. Das ist meine Chance. Ich schaue von meinen verschränkten Händen auf. »Ich habe gehört, ihr könntet jemanden für die Bar gebrauchen und vielleicht für sonst irgendwelche Arbeiten. So etwas wie ein Mädchen für alles.«

Gott, habe ich das jetzt wirklich laut ausgesprochen? Nach Evans schmunzelnden Gesichtsausdruck zu urteilen, würde ich sagen, ja. Ihn scheint das aufzuheitern, trotzdem würde ich mich gerne im Erdboden verkriechen.

»Von wem hast du das denn gehört? Ich habe nämlich keine Stelle ausgeschrieben.«

»Von Cécile. Sie führt das Blue House Inn auf der anderen Seite von Little Pearl. Ich habe ein Zimmer bei ihr.«

»Ach ja?« Er zieht verwundert die Brauen in die Höhe.

Ich verstehe nicht, warum er mich stutzig ansieht. Dass ich ein Zimmer bei ihr habe? Wohl kaum. Dass sie gemeint hat, es gebe einen Job im Fit for Fun? Sehr gut möglich. »Kennst du sie?«

»Oh, ja.« Ein Glitzern tritt in seine Augen. »Sie ist meine Schwester.«

Seine Schwester?

Für einen Moment starre ich ihn fassungslos an, bin überrascht. Nicht weil Cee seine Schwester ist, sondern weil ich ein paar Sekunden eifersüchtig war.

Ich muss fast lachen. Ich und eifersüchtig, das ist lächerlich und unmöglich. Ich will mich nicht verlieben und sicher nicht binden. Nicht mehr.

Nach kurzer Überlegung legt Evan eine Hand auf meinen unteren Rücken. Genau wie das letzte Mal. Und genau wie damals, strahlt seine kleine Berührung Geborgenheit und Wärme aus. Ich wünschte, er würde seine langen Finger für immer da liegen lassen.

»Lass uns in mein Büro gehen. Dort können wir uns in Ruhe unterhalten.« Evan führt mich in sein Büro, in dem nach wie vor ein großes Chaos herrscht. Das letzte Mal meinte er, es gleiche mehr einer Abstellkammer als einem Büro. Da kann ich nur zustimmen.

»Wenn du mir einen Job geben würdest, würde ich als erstes dein Büro auf Vordermann bringen.«

Er sieht sich in dem kleinen Raum um, in dem sich so viele Kartons türmen wie in einem Schuhladen. »Das wäre gar nicht mal so eine schlechte Idee. Nimm doch Platz.« Er zeigt auf die Couch, während er sich den alten Stuhl unter dem improvisierten Tisch hervorzieht und ihn gegenüber dem Sofa hinstellt. Als sich Evan auf den Stuhl setzt, gibt der ein geräuschvolles Knarzen von sich. »Hast du irgendwelche Bewerbungsunterlagen dabei?«

»Nein, es war eine ganz spontane Entscheidung«, sage ich was nur zur Hälfte der Wahrheit entspricht. Ich lege die Tasche auf meine Beine, als ich mich setze und warte gespannt ab, was Evan als Nächstes sagen wird. Wird er mich darauf hinweisen, dass es ohne Bewerbungsunterlagen schwierig werden wird, Arbeit zu finden und mich fortschicken? Oder gibt er mir trotzdem eine Chance?

Ich hoffe so sehr auf Letzteres. Seit einem Jahr reise ich in den Staaten herum, auf der Suche nach einem Platz, an dem ich so etwas wie Geborgenheit empfinde. An dem ich ein neues Leben aufbauen kann. In Little Pearl, ausgerechnet in einem Kaff, wo jeder jeden kennt, fühle ich mich willkommen.

»Dann erzähl mal, warum du diesen Job haben willst.« Er spielt mit dem Handtuch, das er die ganze Zeit um seinen Hals hatte und das jetzt auf seinem Schoß liegt, dabei sieht er mich abwartend an.

»Ich kann keinen genauen Grund nennen«, beginne ich zögernd. Nervös nestle ich an meiner Tasche herum, mein Blick ist auf das schwarze Kunstleder geheftet. »Ich bin längere Zeit herumgereist und habe hie und da Arbeit angenommen, um meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Ich habe keinen Job aus Freude gemacht. Es war immer nur ein Mittel zum Zweck.« Überrascht, weil ich so ehrlich zu Evan bin, stoße ich hörbar die Luft aus. »Aber ich mache meine Arbeit gut und mit großer Sorgfalt«, füge ich schnell an. Ich will nicht, dass er glaubt, ich würde die Sache nicht ernst nehmen, oder nur dem Geld wegen.

Evan schweigt eine Zeitlang. Als ich schon glaube, das wars, stellt er mir weitere Fragen. »Hast du eine Lehre gemacht? Vielleicht aufs College gegangen oder so?

Innerlich krümme ich mich. Das ist kein einfaches Thema für mich. Doch wenn ich die Gelegenheit bekommen will, hier zu arbeiten, muss ich Evan ein wenig entgegenkommen. »Ich war auf dem College, aber ... ich habe es vor zwei Jahren abgebrochen.«

»Warum?«

Ich lecke mir über die Lippen, suche nach einer Erklärung, die der Wahrheit am nächsten kommt. »Es stimmte nicht mehr für mich.«

Ich halte angespannt die Luft an, während ich auf seine nächste Frage warte.

»Wie lange hättest du noch machen müssen?«

»Ein knappes Jahr.« Evan nickt, seiner Mimik ist deutlich anzusehen, was er von einem Collegeabbruch hält. Weshalb ich das Gefühl bekomme, mich zu verteidigen. »Ich habe nicht aufgehört, weil ich keine Lust mehr hatte. Ich ... es ging einfach nicht mehr.« Er soll nicht glauben, ich würde das Handtuch werfen, sobald ich keine Lust mehr habe.

»Wie alt bist du?« Diese Frage verblüfft mich nur kurz.

»Zweiundzwanzig.«

»Seit zwei Jahren reist du also herum und suchst dir ab und an eine Arbeit?« So wie er es sagt, klingt es fast etwas vorwurfsvoll. Oder ist er einfach nur überrascht?

Es fällt mir schwer in seinem verschlossenen Gesicht zu lesen.

Eine unangenehme Stille breitet sich aus, in der ich überlege, welchen Weg ich einschlagen soll. Ich entscheide mich für die Wahrheit, wobei ich einen Teil meines Lebens auslasse.

Mit einem Räuspern hebe ich den Kopf, um Evan direkt in die Augen zu blicken. Es ist mir wichtig seine Reaktion zu sehen. »Nicht ganz. Ich war erst eine Zeitlang in einer Klinik.«

»Drogen?«

Ich schüttle den Kopf. »Nicht in so einer. Ich war in einer Psychiatrie.«

Er lacht nicht, wie ich im ersten Moment erwartet habe. Evan sieht mich einfach nur an. Vermutlich versucht er dadurch herauszufinden, ob ich ihm einen Witz auftischen will. Leider ist dieser Abschnitt meines Lebens kein Scherz. Außer meiner Familie und meinen engsten Freunden weiß niemand von meinem Jahr in der Psychiatrie. Eigentlich wollte ich es auch niemandem sonst erzählen. Und bestimmt nicht jemandem den ich kaum kenne. Aber Evan hat etwas an sich, das mich dazu bringt, ein wenig aus mir herauszukommen.

»Und weswegen? Du machst keinen irren Eindruck auf mich.«

Wenn du mich vor der Einlieferung gesehen hättest, würdest du jetzt etwas anderes behaupten. »Ich hatte eine Weile Probleme.«

»Gibt es einen Grund dafür?«

Ich knete verzweifelt die Hände, die Zeigefinger schmerzen schon. »Ich möchte nicht darüber reden.«

Evan beugt sich nach vorn, stützt die Arme auf die Beine, wodurch er mir gefährlich nahekommt. »Du glaubst also, dass du trotz deiner ausweichenden Antworten einen Job bekommst?«

»Ich wollte es versuchen. Eine andere Möglichkeit habe ich nicht.«

»Ich weiß nicht, ob ich das tun kann.« Seine bedrückte Miene brennt sich in meinen Blick.

Ich nicke. »Das verstehe ich«, sage ich, obwohl ich hoffe, er möge mir Arbeit geben, wenngleich es bloß Kloschüssel putzen wäre. Denn auf einmal weiß ich, ich will – muss - in seiner Nähe sein.

»Nehmen wir mal an, ich hätte einen Job. Wie lange gedenkst du, ihn zu machen? Eine Woche? Zwei?« Er klingt ein wenig misstrauisch.

Wieder befeuchte ich mit der Zunge meine Lippen. Das mache ich oft, wenn mir nicht gerade eine geeignete Antwort einfällt oder nervös bin. Dann zucke ich mit der Schulter. »Mal schauen, wie wir miteinander auskommen?«

Er schmunzelt leicht, als er meine Antwort hört, und für einen Moment verschwindet der sorgenvolle Ausdruck, der bereits in seinen Augen stand, als ich ihn bei den Kraftübungen beobachtet habe.

»Du hättest unterschiedliche Arbeitszeiten.«

»Kein Problem.«

»Du wärst, ich benutze jetzt mal deine Worte: ›So etwas wie ein Mädchen für alles‹.«

Little Pearl

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