Читать книгу Auf Umwegen... - Magnus Drechshage - Страница 5
Kapitel 4: Survival of the fittest
ОглавлениеSchnell die Jeans aus und rein in meine Gemütlichkeitsbuxe. Fünf gehäufte Löffel Instantkaffeepulver in die Kanne, mit viel Wasser aufgießen und mit fast genauso viel Milch veredeln. Heute gönne ich mir sogar einen Löffel Zucker. Der Abend wird lang. Das Nickerchen in der Bahn hat gut getan. Ich fühle mich energetisch und motiviert. Kann es kaum erwarten den Blog von Malcolm zu lesen und die ersten Entwürfe für Das, für mein neues Buch zu kreieren.
Der Computer fährt hoch. Mein Hirn hüpft vor Begeisterung und fühlt sich an, als wenn Usain Bolt innendrin seine Schuhe schnürt, um einen neuen unsagbaren Weltrekord zu laufen. Schnell noch eine Packung Kekse aus der Schublade gekramt und einen ersten in den Kaffee getunkt und saftig in den Mund gesteckt.
Ich beobachte Onegin vor dem Fenster wie er still und fern zu Boden tanzt. Öffne den Browser. Tippe die Adresse ein. Und es ist soweit! Lieber Leser! Tada! Hier und jetzt, endlich fängt das Buch an! Die Story beginnt. Ich suche den ersten Eintrag, muss ein paar Seiten zurückblättern, um ihn schließlich am Ende der Ersten zu finden. Eingerahmt von Bildern des tropischen Darwin. Gepostet vor ein paar Jahren:
...bin nach langem Flug und in einem tropischen Sturm ‚sicher′ in Darwin gelandet...
Dies wird also der Blog von meiner Reise Down Under und werde versuchen öfter mal Fotos und Neuigkeiten zu posten...
Meine ersten Eindrücke:
Wow...wusste gar nicht, dass der menschliche Körper in so kurzer Zeit so viel schwitzen kann...der Wahnsinn!
Und...welche Sprache sprechen die Menschen hier wohl? Man sagt, es sei Englisch...doch der Beweis steht noch aus...ich verstehe nix!
Bin dabei die Stadt und das Umland zu erkunden...und das ist echt spannend...
Papageien fliegen in Schwärmen krächzend über mich hinweg...gewaltige Wolken blitzen am Horizont leuchtend auf...und das Meer ist wunderschön Türkis Blau!
In seinem Tagebuch finde ich folgende Beschreibung Malcolms erster Eindrücke vom Top End Down Under:
Tag 1 08 Nov./11
In Darwin:
Scheißenerna…wat nen Wetterchen…heiß und schwül…nur am schwitzen…denke die ersten Tage werden schwer für mich…fühle mich etwas allein und verloren hier…aber das wird schon…is kaum zu glauben, dass ich in Australien bin!!! Hier…so weit weg…
Abends…sitze am Wasser, der Esplanada und bin ziemlich kraftlos…mir fallen die Augen zu…kraft- und energielos…somit beende ich diese Notiz…
Seine ersten Versuche mit dem Blog und dem Tagebuch. Sie waren noch etwas holprig. Ich verspreche Ihnen, es wird spannender. Ich nehme hier einfach vorweg, dass es später zu unterschiedlichen Darstellungen kommen wird. Der Blog ist für die Öffentlichkeit. Soll gefallen, positiv metaphorisieren. Das Tagebuch ist persönlich, Geheim, ein Schatz, bietet Platz für Wut und Ärger und Träumereien, Fantasien. Sorgen und Gedanken können von der Seele geschrieben werden. Doch schaue selbst, lieber Leser:
Tag 2 09 Nov./11
Mir geht es schon besser! Bin jetzt ausgeschlafen und habe wieder mehr Selbstbewusstsein. Hab aber immer noch das Gefühl, nicht wirklich in diese Backpacker Szene rein zu passen…vielleicht ändert sich das noch! Und wenn nicht…auch nicht wirklich schlimm…ich werde meinen Weg schon gehen!
Darwin ist aber super! Die City ist sehr übersichtlich und ich kenne mich jetzt schon ganz gut aus. Das Wetter ist wirklich der Hammer! Die Sonne brennt wahnsinnig und es ist zeitweise so unglaublich Schwül, dass man sofort in Schweiß steht! Leider fühlt es sich noch nicht wie Urlaub an…aber ich habe schon ein Konto und eine Steuernummer ist beantragt. Bin Momentan leider nicht besonders kreativ im Schreiben, ich hoffe, das kommt bald wieder!
Sitze jetzt am Abend auf dem Balkon und genieße die kühle Brise! Hab heute wieder wahnsinnig geschwitzt…ein wunder, dass ich noch keinen Sonnenband habe! Hab das erste Mal geangelt…seit Jahren…leider nix gebissen…trotzdem ein schönes Erlebnis! Am Pazifik zu stehen, riesige Gewitterwolken im Hintergrund, erleuchtet von wunderschön grellen Blitzen…ist ein tolles Erlebnis! Die anderen Angler konnten aber auch nix fangen…muss an den Fischen liegen…
Der zweite Tag war viel besser als der erste! Hoffe es geht so weiter…
Tag 3 10 Nov./11
Es liegt an der Sprache…deshalb fühle ich mich so isoliert! Besonders die Australier verstehe ich nur sehr schlecht…Ich muss besser werden! Darwin ist aber super…das Wetter war heute allerdings nicht ganz so gut…ab Mittag hat es geregnet und in der Ferne hat es geblitzt und gedonnert…
Wieso ist mein Selbstbewusstsein so schlecht? Nur die Sprache? Muss auch Frau Mama einen Brief schreiben…aber jetzt gehe ich erst mal Angeln!
Hatte beim Angeln leider keinen Erfolg…mache wohl irgendwas falsch…
Gerade mit meiner Schwester telefoniert…war zwar kurz, aber hat gut getan!
Der Mond ist heute wundervoll…riesengroß und klar…
Hab ne Email von Katharina bekommen…der Altersunterschied soll schuld sein…ich weiß ja nicht…warum muss ich nur so oft an sie denken?
Ich bin neugierig geworden. Mal ehrlich lieber Leser, was wissen Sie über die Stadt Darwin im tropischen Australien?
Ich mühe die Suchmaschine im Web und will herausfinden, wo Malcolm seine ersten Tage Down Under verbracht hatte. Soso, die größte Stadt im Northern Territory mit unglaublichen 137.000 Einwohner. Dabei hat das ganze Territory nur 243.800 Bewohner, ist aber ungefähr viermal so groß wie Deutschland.
Ich gieße mir noch etwas Kaffee in die Tasse, dippe einen Keks hinein und lutsche das vollgesogene Stückchen ab. Wie mir der kaffeegetränkte Brei im Mund zergeht und ich aus dem Fenster schaue, sehe ich mich unter einer hohen Kokosnusspalme schlummern. Die Brandung des türkisenen Ozeans rollt sanft auf den schneeweißen, mit bunten Muschelschalen gesäumten Strand und eine erfrischende Brise weht aus derselben Richtung zu mir herüber. Schnee! Jau, der Schneefall hat endlich aufgehört. Vor dem Fenster ist es leblos ruhig. Mein Blick wendet sich wieder dem Bildschirm zu. Würfelquallen, Leistenkrokodile, Haie, Seeschlangen, Steinfische, Kegelschnecken. So ziemlich alles im Meer dort trachtet dir nach dem Leben. Die Badehose ziehe ich dann lieber wieder aus und mache mich auf den Weg Richtung Süden.
Soo…mein erster Job! – Als Putze…
Hab eine Französin kennengelernt, die einen Job gefunden hatte, aber eine zweite Person für diese Stelle suchte…es waren zwei Posten zu vergeben…Tada…da bin ich eingesprungen und habe diese Lücke aufgefüllt! Der Haken ist nur…der Job ist in Katherine…der nächst größeren Stadt…gut 320 km von Darwin entfernt…und erst mal nur für 2 Wochen.
Wir müssen also ein Auto mieten und nach Katherine fahren…was allerdings auch eine tolle Chance ist! So können wir uns die vielen Sehenswürdigkeiten in der Region ansehen…man braucht fast immer ein Auto um irgendwo hinzukommen.
Dies wird also meine erste Reise durchs Outback…und im Linksverkehr…I hope I will survive
Und mein erster Job Down Under – als Cleaner…
21 Dollar die Stunde…37,5 + Stunden die Woche
Nächstes Update also aus Katherine…c u
Tag 4 11 Nov./11
Das sind die Momente, für die es sich zu leben lohnt
In ihnen die Magie des Seiens wohnt
Welch fabelhafter Tag! Sitze gerade am Meer und angle ein wenig. Es ist lau…nur eine kleine Brise weht…die Sonne ist gerade untergegangen und eine besonders friedliche Stimmung herrscht…
Hab heute den Botanischen Garten von Darwin besucht…wunderschöner Ort, besonders der Rainforest Walk…auch wenn dort viele Mozzys wohnen…danach war ich am Strand…ein Strand wir im Bilderbuch über die Südsee!
Aber das Beste: hab nun einen Job…in Katherine als Cleaner…
Habe eine nette Französin kennengelernt, die einen Zweiten brauchte…Tada…meine Chance…wahrgenommen und genutzt! Der Test im Anmeldebüro war sehr überraschend…damit habe ich nicht gerechnet und nur die Hälfte verstanden…aber scheint zu reichen! Freu mich auf Katherine…am Sonntag geht es los!
Der Test, hatte mir Malcolm verraten, handelte von Sicherheitsbestimmungen. Er wurde in einen Raum geführt, einen Multiple Choice Bogen in die Hand gedrückt und eine DVD gestartet. Malcolm warf einen Blick auf die Fragen, er verstand kaum ein Wort. Malcolm sah sich das Video an, er verstand kaum ein Wort. Sein Herz fing an zu puckern, etwas Panik machte sich breit und lies seine Sinne verschwimmen. Es erschien ein Text auf dem Bildschirm mit Verhaltensregeln für einen sicheren Arbeitsplatz. Der Text deckte sich überraschend gut mit den Fragen auf dem Bogen und die Antworten wurden geradezu auf dem Silbertablett präsentiert! Schnell die Stopptaste auf der Fernbedienung gedrückt und die passenden Kästchen angekreuzt. Sein Puls beruhigte sich wieder und mit noch etwas weichen Knien gab Malcolm den Test der Empfangsdame zurück. Schüchtern, aber mutig.
Tag 5 12 Nov./11
Alles klar! Sitze hier an eine Lagune mit einer hübschen Französin…auf der anderen Seite der Welt…unfassbar! Wir verstehen uns gut…aber natürlich…my boyfriend! Immer das gleiche, aber wenigstens habe ich jemanden kennengelernt! JA geil…Australien…ich hoffe das geht so weiter…
Wir haben ein Auto gemietet…für 2 Wochen und 630 Dollar…ich denke das werden schöne Tage…allein in Katherine kann man so viel machen…die Natur soll dort wunderbar sein…ich werde sehen…
Eben haben wir im Meer gebadet, in einem abgesperrten Bereich…ich im Pazifik…geil!
Mein Zimmernachbar…Chris, auch ein Deutscher…ist zum Litchfield Nationalpark gereist…zum Schluss haben wir uns ganz gut verstanden…vielleicht treffe ich ihn mal wieder…
Noch ein Nachtrag: das coolste hier sind die Flughunde! Abends an der Esplanada fliegen sie von Baum zu Baum, knapp über die Köpfe hinweg…sie erinnern mich so an Aqua…