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2.3Wozu braucht man eigentlich noch Photoshop?
ОглавлениеDiese Frage stellen sich viele Anwender, sobald sie den vollen Umfang der Möglichkeiten bei der Raw-Entwicklung erfasst haben. Genaue Tonwertabstimmungen, verschiedenste Kontrastkorrekturen, farbliche Veränderungen, Retusche und lokale Korrekturmöglichkeiten sind mehr, als die meisten Bilder brauchen. Für die reine Optimierung der Bildfarben und Kontraste sind diese Möglichkeiten mehr als ausreichend. Fotografen, die ihre Bilder in Lightroom oder Camera Raw entwickeln, benötigen Photoshop also nicht mehr für globale Korrekturen. Das wäre auch unklug, denn im Raw-Format birgt die Bilddatei deutlich mehr Potenzial für die Korrektur als ein gerendertes RGB-Bild, das man für die Photoshop-Arbeit nutzt.
Dennoch gibt es viele Aufgaben, die sich – nach der globalen Entwicklung – besser oder nur in Photoshop bewältigen lassen. Denn Photoshop bietet mit seiner umfangreichen Werkzeugpalette sowie Ebenen- und Maskentechniken die Möglichkeit, Bildteile exakter und genauer zu bearbeiten.
Photoshop ist also dann gefragt, wenn es darum geht, wirkliche Veränderungen im Bild vorzunehmen. Meistens kann man diese Arbeit durchaus als manipulativen Eingriff bezeichnen. Der Übergang von Lightroom oder Camera Raw zu Photoshop ist also nicht nur der Übergang von der Serienentwicklung zur Einzelbildbearbeitung, sondern auch von der reinen Optimierung des Motivs zur manipulativen Bildbearbeitung.
Photoshop bietet dafür alles, was man braucht. Neben den Werkzeugen, die auf unterschiedlichste Art und Weise genaue Auswahlen erstellen oder intelligente Retuschen ermöglichen, den Transformationsmöglichkeiten, die von einfachen Skalierungen von Bildteilen bis zu perspektivischen und freien Verformungen reichen, und den Photoshop-Filtern, die vielfältigste Bildveränderungen erlauben, sind das Ebenen- und Maskenprinzip die wichtigsten Techniken, die die Arbeit in Photoshop ungleich flexibel machen:
EbenenJedes Bild öffnet sich in Photoshop zunächst mit einer Hintergrundebene, auf der die Bildpixel gespeichert sind. Alle folgenden Bearbeitungen können weitere Ebenen nutzen, um nicht direkt die Bildpixel zu verändern, sondern jederzeit editierbar zu bleiben. Das offensichtlichste Beispiel dafür sind Bildmontagen, die auf Ebenen verschiedene Motivteile miteinander kombinieren. Aber auch Korrekturen können auf einer sogenannten Einstellungsebene über dem Bild liegen und so sehr einfach ein- und ausgeblendet oder auch überarbeitet werden. Selbst Filter, die früher eine ultimative Veränderung der Bildpixel bedeuteten, sind mittlerweile zum größten Teil auf einer Smartfilter-Ebene anzuwenden.Die Ebenen können nicht nur ein- und ausgeblendet, sondern auch in ihrer Deckkraft verändert werden. So können Sie Bildteile transparent überlagern oder Korrekturen in ihrer Wirkung abstufen. Zusätzlich können Sie Ebenen mit verschiedenen Füllmethoden überlagern. Diese zuerst sehr abstrakt wirkende Option, die über das Pop-up-Menü Modus im Bedienfeld Ebenen aufgerufen wird, beeinflusst, wie sich die Pixelwerte der oberen Ebene mit den darunterliegenden verrechnen. Dahinter steckt pure Mathematik, die sich auch in Namen wie Multiplizieren, Differenz und ähnlichen widerspiegelt. Andere Füllmethoden sind intuitiver bezeichnet worden: Die Überlagerung im Modus Farbe, Luminanz, Sättigung oder Hartes Licht geben auf jeden Fall schon eine Ahnung von dem zu erwartenden Ergebnis. Bei allen Füllmethoden gilt: Ausprobieren ist alles, denn sie lassen sich für vielfältigste Anwendungen kombinieren: realistische Schatten über den Modus Multiplizieren, gezielte Faltenretusche mit dem Modus Aufhellen, professionelle Kontrastkorrekturen auf dem Modus Luminanz oder besondere Looks mithilfe von Schwarzweißebenen auf dem Modus Ineinanderkopieren – die Liste der Beispiele ließe sich fast unendlich fortführen.
Abb. 2.13: Im Bedienfeld Ebenen sammeln sich verschiedenste Techniken, um Bilder zu korrigieren und miteinander zu kombinieren. Ebenenmasken, Deckkraft und Füllmethoden gehören zu den wesentlichen Steuerungen der Feinarbeit in Photoshop.
KorrekturenZentraler Bestandteil von Photoshop ist das Bedienfeld Korrekturen. In ihm sind auch Basiskorrekturen für Tonwerte, Kontrast und Farbe vorhanden, die man schon aus der Bildentwicklung kennt. In dieser Phase der Bildbearbeitung haben sie trotzdem noch ihre Berechtigung, aber einen etwas anderen Einsatzbereich. Die Stärke von Photoshop liegt hier in der Möglichkeit, mit kombinierten Methoden differenzierte Bildbereiche auszuwählen, die dann selektiv über eine Ebenenmaske angewendet werden. So lassen sich Bildteile ganz gezielt ausarbeiten.
FilterDie Photoshop-Filter stellen einen gesonderten Bereich der Bildbearbeitung dar. Hier versammeln sich verschiedenste Anwendungen, die von einfacher Scharf- und Weichzeichnung über Filter zur Retusche oder Perspektivkorrektur bis zu künstlerischen Verfremdungen und Renderingfiltern reichen. Das Ergebnis ist immer ein in den Pixeln verändertes Bild. Durch die Smartobjekt-Technologie wurde es erstmals möglich, solche durch Filter erzeugten Veränderungen ebenfalls auf einer Ebene zu speichern und so das Originalbild unangetastet zu lassen. Die Bildebene wird dafür vor der Filterung in ein Smartobjekt umgewandelt – schon im Filtermenü stolpert man über den entsprechenden Befehl Für Smartfilter konvertieren. In der Folge wird jeder der angewendeten Filter in einer Smartfilterebene gespeichert und ist so genauso flexibel an- und abzuwählen wie eine Bildkorrektur auf einer Einstellungsebene.Übrigens: Mit dem Camera Raw-Filter können Sie fast alle aus der Bildentwicklung bekannten Korrekturmöglichkeiten auch direkt in Photoshop anwenden. Statt mehrerer Einstellungsebenen können Sie so in einer Smartfilterebene mehrere Korrekturen versammeln. Das besondere dabei ist natürlich wieder die Möglichkeit, diese Korrekturen nur auf ausgesuchte Bildteile anzuwenden. Dabei helfen Auswahlen und Masken.
Auswahlen, Masken und EbenenmaskenWenn Korrekturen, Filterergebnisse oder auch Bildebenen nur teilweise auf dem Motiv sichtbar sein sollen, kann man diese Bildteile vorher auswählen. Photoshop stellt dafür unterschiedlichste Auswahlwerkzeuge zur Verfügung, die Sie alle im Abschnitt 4.3 kennenlernen werden. Eine solche Auswahl ist durch eine gestrichelte Auswahlmarkierung sichtbar, aber immer nur temporär aktiv. Um diese dauerhaft zu manifestieren, wird sie in einer Ebenenmaske gespeichert. Photoshop verarbeitet intern eine Auswahl sowieso als Maske – die ausgewählten und nicht ausgewählten Bereiche werden dabei durch weiße oder schwarze Pixel definiert, was den zusätzlichen Vorteil hat, halbtransparente Übergänge ebenfalls durch graue Zwischentöne darstellen zu können. Diese »weiche Auswahlkante« ist in der Auswahlmarkierung nämlich nicht sichtbar. Auch deshalb nutzt man Ebenenmasken, denn die darauf in schwarzen und weißen Pixeln gespeicherte Maske kann jederzeit mit allen Pixelwerkzeugen, zum Beispiel einem Pinsel, bearbeitet werden.Ebenenmasken sind deshalb ein wichtiger Aspekt bei der genauen Ausarbeitung von Korrekturen und Bildveränderungen.
Abb. 2.14: Schon für einfache Montagen kommt man nicht ohne Photoshop aus.
Die Kombinationen all dieser Photoshop-Techniken sind also schier endlos und es scheint kaum eine Aufgabe zu geben, die Photoshop nicht lösen kann. Besondere Bildwirkungen und kreative Umsetzungen entwickeln sich oft auch erst während der Photoshop-Arbeit, in der Filter spielerisch miteinander kombiniert oder alle Register für feinste Korrektur-Abstufungen gezogen werden. In Photoshop gibt es keine Grenzen – lassen Sie also Ihren Ideen und Ihrer Kreativität freien Lauf!
Abb. 2.15: Photoshop ermöglicht die Arbeit in kleinen Details mit verschiedensten Auswahl- und Korrekturmethoden.
Abb. 2.16: Von der Beautyretusche zum Look, vom Filter zum Bildeffekt – die Möglichkeiten in Photoshop sind schier grenzenlos.