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3.1Camera Raw – der Motor der Bildentwicklung
ОглавлениеDie gute Nachricht ist: Die Entwicklungssteuerungen in Lightroom und in Camera Raw sind nahezu identisch. Kein Wunder, denn das Camera-Raw-Modul ist der Motor, der auch die Entwicklung in Lightroom antreibt. Alle in diesem Kapitel folgenden Workshops können Sie also in Lightroom und Camera Raw gleichermaßen nutzen.
Aber wie kam es eigentlich dazu, dass mit Camera Raw ein – neben Photoshop eigenständiges – so mächtiges Entwicklungslabor entstanden ist? Der Grund dafür sind die Raw-Daten, die fast jede etwas anspruchsvollere Kamera aufnimmt und deren Entwicklung früher kameraeigenen Konvertern vorbehalten war.
Raw-Daten stellen kein Standardbildformat dar, sondern sind die proprietären Bilddaten, die auf den Kamerachip treffen. Je nach Kamerahersteller heißen diese Dateien zum Beispiel CR2, NEF, ARW etc. Diese unverarbeiteten Lichtinformationen werden von der Kamerasoftware eigenständig in JPEG oder Vorschaubilder, also in standardisierte RGB-Kanäle umgerechnet. Dabei werden sie womöglich mit einer kamerainternen Schärfung bearbeitet und dann durch eine massive JPEG-Komprimierung noch weiterer Details beraubt.
Wenn wir jedoch die rohen Kamerainformationen selbst entwickeln, haben wir die Chance, auf sie Einfluss zu nehmen, bevor sie in »saubere« RGB-Kanäle umgerechnet und in ein standardisiertes Format wie TIFF oder JPEG konvertiert werden.
Die Farbinformationen, die auf einen Chip treffen, werden dort zwar schon in rote, grüne und blaue Informationen gefiltert. Bei den meisten digitalen Kameras, sind diese Filter jedoch nebeneinander angeordnet. Wenn diese Informationen jetzt also auf die drei Farbkanäle übertragen werden, sind sie noch unvollständig, denn jeder Farbkanal interpretiert ja nur eine Teilinformation des Chips. Die fehlende Information auf den Kanälen wird von der Raw-Software errechnet – oder besser gesagt interpretiert (siehe »Der Vorteil der Raw-Entwicklung« auf Seite 76/77).
Wir übernehmen mit der Raw-Entwicklung also die ursprüngliche Aufgabe der Kamerasoftware. In dieser Kalkulation der »fehlenden« Kanalinformationen sind natürlich Toleranzen vorhanden. Diese werden zur Steuerung des Weißabgleichs, der Belichtung und aller anderen Entwicklungsparameter genutzt, und zwar bevor die eigentliche Farbe entsteht. Damit ist die Raw-Entwicklung jeder nachträglichen Farbkorrektur in Photoshop überlegen. Zudem speichert jedes Raw-Format die Informationen in einer höheren Farbtiefe von – je nach Hersteller – 12 bis 16 Bit. Ein Standard-JPEG und die meisten im Umlauf befindlichen RGB-Bilder sind bereits auf eine Farbtiefe von 8 Bit reduziert.
Abb. 3.1: Schon an den Icons und Menüs ist erkennbar, dass die Einflussmöglichkeiten auf die Raw-Datei in Lightroom oder Camera Raw ungleich größer sind als in der Kamera.
Deshalb: Nutzen Sie diese Chance, möglichst viele Korrekturen in der höchstmöglichen Qualitätsstufe durchzuführen. Wenn Sie die Raw-Entwicklung nur für eine Vorentwicklung nutzen und alle Feinarbeiten in Tonwerten und Farbe der Einzelbildbearbeitung in Photoshop überlassen, beschneiden Sie das Entwicklungspotenzial Ihrer Bilder viel zu früh. Denn machen Sie sich immer wieder bewusst, dass bei der Übergabe der Bilder nach Photoshop oder beim Speichern bzw. Exportieren einer TIFF- oder auch JPEG-Kopie die fertigen RGB-Kanäle entstehen. Und in diesen sind die Grenzen der Bildkorrekturen deutlich enger gesteckt. Wie schon gesagt, die Möglichkeiten in der Raw-Entwicklung sind mittlerweile so umfangreich, dass die meisten Motive keine weitere Bearbeitung benötigen.
Auf den folgenden Seiten erhalten Sie zunächst einen Überblick über die Entwicklungsmöglichkeiten – in Camera Raw und in Lightroom. Natürlich zeige ich Ihnen auch, wo die marginalen Unterschiede liegen. So können Sie alle folgenden Workshops, die in Camera Raw gezeigt werden, ohne Einschränkungen auch in Lightroom nachvollziehen.