Читать книгу Kinder mit herausforderndem Verhalten in der KiTa - Maike Rönnau-Böse - Страница 9
1.3 Bisherige Forschungsprojekte und Fortbildungen/Multiplikator*innenschulungen
ОглавлениеDie beiden Forschungsprojekte hatten die Qualifizierung kompletter Teams der Fachkräfte in Kitas – durch geschulte Referent*innen bzw. Prozessbegleiter*innen – über einen Zeitraum von jeweils ca. 18 Monaten zum Gegenstand. Das Grundprinzip der Teamfortbildungen bestand darin, die Fachkräfte zu qualifizieren; es wurden dann Ziele für Veränderungen direkt auf Ebene der Fachkräfte und indirekt auf den Ebenen der jeweiligen Institution, der Kinder und der Eltern beschrieben:
Die geschulten Prozessbegleiter*innen initiierten und unterstützten Organisationsentwicklungsprozesse in den Kitas: Durch Qualifizierungen der Fachkräfte und zusätzliche vertiefende Prozessbegleitungssitzungen sollten die Fachkräfte ihre Kompetenzen in der Begegnung mit herausforderndem Verhalten weiter entwickeln und es sollten zugleich in der Gesamtinstitution konzeptionelle Veränderungen zu einer ressourcenorientierten Begegnung mit diesen Verhaltensweisen eingeleitet werden. Es wurden direkte Auswirkungen auf die Fachkräfte und indirekte Effekte auf Ebene der Kinder und Eltern erwartet.
Abb. 1: Struktur der Forschungsprojekte zum »Herausfordernden Verhalten in Kitas«
Im Ausgangsprojekt »Umgang mit herausforderndem Verhalten – Evaluation des Implementationsprozesses einer Qualifizierungsmaßnahme in Kindertageseinrichtungen« (Laufzeit: 2014–2016; Förderung durch Robert-Bosch-Stiftung; Grasy-Tinius, 2019) wurden 19 Kindertageseinrichtungen, davon 11 Interventions-Kitas mit insgesamt 111 pädagogischen Fachkräften und 8 Kontroll-Kitas (84 Fachkräfte), über einen Zeitraum von zwei Jahren wissenschaftlich begleitet. Die achtzehnmonatige Weiterbildung in den Interventions-Kitas basierte auf einem Curriculum mit sechs Bausteinen (z. B. Beobachtung, Ursachen von herausforderndem Verhalten, Zusammenarbeit mit Eltern, Vernetzung und Kooperation). Die Fachkräfte-Teams konnten, je nach Rahmenbedingungen und Bedarf sowie ihrem Kompetenzstand, individuelle Schwerpunkte wählen und sich mit spezifischen Inhalten vertieft auseinandersetzen; dieses Vorgehen wurde sorgfältig dokumentiert.
Im zweiten Projekt (»Herausforderungen: Für Dich? Für mich? Für alle?« Herausforderungen durch Verhalten im pädagogischen Alltag professionell bewältigen« (Laufzeit 2016–2018; Förderung durch »Offensive Bildung« der BASF SE; Fröhlich-Gildhoff et al., 2019a,b) wurden zehn Kindertageseinrichtungen mit insgesamt 143 pädagogischen Fachkräften in ihrem jeweiligen Team-/Organisationsentwicklungsprozess zum professionelle(re)n Umgang mit herausforderndem Verhalten begleitet. Die Fachkräfte der beteiligten Kindertageseinrichtungen wurden gemäß dem Curriculum (Fröhlich-Gildhoff, Rönnau-Böse & Tinius, 2017) regelmäßig über einen Zeitraum von etwa 18 Monaten von den geschulten Prozessbegleiter*innen fortgebildet (Teamtage) und fachlich begleitet (kontinuierliche Prozessbegleitung/Coaching). Jede/r Prozessbegleiter*in war für je eine Kita zuständig. Die Fortbildungen durch die Prozessbegleiter*innen umfassten ein insgesamt sechstägiges Modulpaket, an denen das gesamte Team einer Einrichtung teilnahm. Dieses Modulpaket war curricular aufgebaut, bestand aus obligatorischen (Einführung; Beobachtungs- und Analysekompetenz; konkretes Handeln und Zusammenarbeit mit Eltern; Sicherung der Nachhaltigkeit) und Wahlpflichtmodulen (z. B. Gesundheit der Fachkräfteteams; Vernetzung und Kooperation mit Externen). Es wurden für die teilnehmenden Einrichtungen nach deren spezifischen Anforderungen und Bedingungen und dem jeweiligen Kompetenzstand vor Ort individuelle Schwerpunkte gesetzt (ausführlich: Fröhlich-Gildhoff et al., 2019b).
Die Evaluation bestand aus einem Kombinationsdesign mit quantitativen und qualitativen Forschungsmethoden als Prozess- und Ergebnisevaluation. Die Prozessevaluation erfasste die einzelnen Schritte, Erfahrungen und Rückmeldungen bei der Umsetzung. Die Ergebnisevaluation bezog sich auf drei Erhebungszeitpunkte (t0 = vor der Fortbildung, t1 = direkt im Anschluss an die Fortbildungen, t2 = ein halbes Jahr nach der letzten Fortbildung). Die Prozessevaluation lief kontinuierlich während der Fortbildungen.
Die Ergebnisse in beiden Projekten zeigten im Vergleich der Untersuchungszeitpunkte (vorher/nachher) einen Kompetenzzuwachs der Fachkräfte, eine deutlich gestiegene Sicherheit in Verstehen von und in der Begegnung mit herausforderndem Verhalten. Damit verbunden war ein verringerter Perfektionsanspruch bzw. eine höhere Leistungs- und Arbeitszufriedenheit. Die Zusammenarbeit zwischen den Eltern und den Fachkräften verbesserte sich weiter und das Wohlbefinden der Kinder – gemessen über einen standardisierten Test – stieg an (Fröhlich-Gildhoff et al., 2019a, b; Fröhlich-Gildhoff, Grasy-Tinius & Hoffer, 2020; Grasy-Tinius, 2019).
Besonders wichtig war eine Anpassung der Fortbildungsinhalte an den jeweiligen Stand und die Bedarfe der Teilnehmer*innen aus der Zielgruppe.
Die positiven Evaluationsergebnisse und die vielen sehr guten Rückmeldungen aus den an den Projekten beteiligten Kindertageseinrichtungen führten dazu, dass das Konzept vielfach bundesweit auf Tagungen und Tagesveranstaltungen sowie in zehn Multiplikator*innenschulungen (Stand März 2020) weiterverbreitet wurde (laufende Informationen: http://www.zfkj.de).