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Hilfe in der Not

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Eine alte, schwache Frau lag auf dem Diwan. Sie war ganz in Wolle gekleidet. Von Kopf bis zum Hals trug sie Mohairwollsachen. Alles in Rot gehalten. Knallig rot. Gar nicht zu ihrem Alter passend.

Die Beine steckten in Netzstrümpfen aus Mohairwolle. Dazu trug sie ein Kleid mit Rollkragen.

Die alte Frau hatte die Augen geschlossen, sie schien zu schlafen. Die langen, weissen Haare gingen ihr weit über die Schultern.

Eine Türe öffnete sich und eine junge Frau in einem langen, schwarzen Wollmantel betrat den Raum. Leise ging sie zur alten Frau an den Diwan.

Diese öffnete die Augen, sah die junge Frau und lächelte matt und sagte mit brüchiger Stimme: „Und, hattest du heute Erfolg?“

„Ja, Mama, heute hatte ich Erfolg. Ich werde gehen und dir den Trank zubereiten. Dann wird alles wieder gut.“

„Das ist gut. Ich bin schon sehr schwach und kann mich kaum mehr erheben. Geh, Kleines und hilf deiner schwachen Mutter wieder auf die Beine.“

Die junge Frau ging wortlos wieder hinaus und liess die alte Frau alleine. Diese schaute sich im Raum um und dachte bei sich: „Schön hat’s meine Kleine hier. Sie ist auch erfolgreich und kann sich gut mit unserem lebenswichtigen Elixier versorgen. Aber ich in meinem Zustand; das geht nicht mehr. Vom Alter her würde es schon noch klappen. Aber eben, ich habe die Zügel schleifen lassen, mich auf den Lorbeeren ausgeruht. Die Quittung dafür habe ich nun.“

Sie schaute an sich runter, schaute ihre Hände an. Es schüttelte sie. „Wenn ich mich nicht bald wieder selbst versorgen kann, dann sterbe ich.“

Die junge Frau kam wieder rein. Sie hatte den Mantel ausgezogen. In der rechten Hand hielt sie ein Glas mit einer blauen Flüssigkeit. Sie setzte sich zu ihrer Mutter auf den Diwan und reichte ihr das Glas.

„Hier, trink Mama! Das wird dir helfen.“

Die alte Frau nahm mit zitternden Händen das Glas. Ihre Tochter schaute, dass sie nichts verschüttete und half ihr, das Glas an die Lippen zu führen. Sie stützte ihre Mutter, so dass sie sich ein wenig erheben konnte. In kleinen Schlucken leerte die alte Frau das Glas bis auf den letzten Tropfen. Langsam liess sie sich wieder auf den Diwan nieder und atmete tief durch.

„Danke, Shala, ich hoffe, es wirkt bald.“

„Aber sicher, Mama. Du weißt, dass es sehr schnell wirken wird. Aber es ist keine Lösung für die Zukunft. Ich werde dich noch ein paar Mal versorgen müssen, bis du wieder auf eigenen Beinen stehen kannst. Dann wirst du dich problemlos alleine versorgen können.“

„Danke, ich fühle mich schon ein bisschen besser. Aber nun muss ich schlafen. Beim Schlafen entwickelt sich der Trank am besten, wie du ja weißt, mein Darling.“

Die alte Frau schloss die Augen und war augenblicklich eingeschlafen.

Zärtlich streichelte ihr Shala übers Haar. Sie hatte Tränen in den Augen. Es tat ihr weh, ihre Mutter so daliegen zu sehen.

Aber sie wusste auch, dass sie es mit ihrer Hilfe schaffen konnte, wieder auf die Beine zu kommen und zu alter Stärke und Schönheit zu erblühen. Ein wichtiger Schritt dazu war ihr heute gelungen. Wenn nur nicht die Konkurrenz so gross wäre. Ihre grösste Rivalin in dieser Stadt war eben auch sehr erfolgreich und wusste, wie sie sich durchsetzen musste und ans Ziel gelangen konnte. Sie arbeitete nicht ganz mit fairen und legalen Mitteln. Dies hatte zwar ihren Preis, doch wenn sie mehr als doppelt so erfolgreich war auf unfaire Weise, erreichte sie dasselbe wie mit fairen Mitteln. Der Aufwand war einfach mehr als doppelt so gross.

Aber eben, geeignetes Material war höchst selten und musste durch langwierige Recherchen und Entbehrungen gefunden werden.

Shala liess ihre Mutter schlafen und verliess leise ihr Wohnzimmer. Sie musste wieder Nachschub besorgen, damit es ihrer Mutter bald wieder gut geht.

Eine verrückte Woche

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