Читать книгу PERSEUS Yarra-chi - Manfred Rehor - Страница 5
ОглавлениеKapitel 2
Brendan Hollisters Raumyacht Jool glitt an den Schlachtschiffen und Fregatten vorbei, die im Orbit um den Planeten Ippanari kreisten. Es war eine gewaltige Streitmacht, die sich hier versammelt hatte. Ihre Aufgabe war es, mögliche Angriffe der Scarabs abzuwehren. Andere Einheiten sicherten weiter draußen das ganze Sonnensystem ab.
Ippanari war der vierte Planet dieser Sonne und der einzige, der bewohnt war. Schon vor Jahrhunderten hatten ihn Menschen kolonisiert. Doch die wollten unabhängig bleiben und brachen den Kontakt mit der Perseus-Kolonie ab. Deshalb wusste auf Gaia niemand, was auf dieser Welt vor sich ging.
Vor Kurzem hatte Granger Tschad Ippanari wiederentdeckt. Dabei stieß der Trader auf einen Scarab, der die Bevölkerung beeinflusste. Später tötete er das Wesen. Und er lüftete das große Geheimnis dieser Welt.
„Hier gibt es nämlich hochwertige Hypersprungkristalle“, erklärte Brendan seinem Freund Koumeran weiter. „Sie werden von Robotern in Bergwerken abgebaut und von menschlichen Kristallschleifern bearbeitet. So, wie wir es auf Chenderra kennengelernt haben.“
Koumeran knurrte etwas Unverständliches, bevor er sagt: „Du vergisst, dass auf Chenderra Gefangene die Kristalle abbauen mussten. Eine auf Dauer tödliche Arbeit, zu der wir auch verurteilt wurden.“
„Das ist doch längst erledigt und vergessen“, wiegelte Brendan ab. „Hier hat man es in dieser Hinsicht von Anfang an besser gemacht. Allerdings kommt man nicht ohne menschliche Schleifer aus. Und deren Leben ist genauso kurz und von Krankheiten gezeichnet wie auf Chenderra. Es wird höchste Zeit, dass die Wissenschaft eine Methode entwickelt, wie man diese Tätigkeit Maschinen übertragen kann.“
„Solange es die Schleifer freiwillig machen ...“, begann Koumeran.
„Die intelligente Ökosphäre des Planeten beeinflusst sie“, unterbrach ihn Brendan. „Außerdem werden sie schnell abhängig von den Drogen, die sie einnehmen müssen, um überhaupt mit den Kristallen arbeiten zu können. Es ist eine Schande, das zuzulassen. Aber die Menschheit braucht die Kristalle, deshalb wird sich vorerst nichts am Schicksal der Schleifer ändern.“
„Wenn die Regierung auf Gaia beschließt, Hypersprungkristalle in großen Stückzahlen in den Orion-Arm zu exportieren, wird man noch mehr Menschen für diese Arbeit benötigen“, warf Ari ein. Sie saß auf dem Platz des Copiloten und betrachtete die Bilder von der Planetenoberfläche. „Ich glaube nicht, dass man der Erde und dem Bund des Freien Orion diesen Wunsch abschlagen wird.“
„Wir werden von Lydia Vendaar erfahren, wie entschieden wurde.“ Brendan stand hinter ihr und sah ebenfalls auf die Monitore. „Seht, jetzt überfliegen wird die Pyramide!“
Ari schaltete die Systeme auf Bildverfolgung, und sie sahen in der Vergrößerung das seltsame Gebäude, das in einer weiten Ebene lag. Tief unter dieser Landfläche befanden sich das Dorf der Kristallschleifer und eine Magnetbahn. All das wusste Brendan aus den Berichten seines Freundes Granger Tschad.
„Die Pyramide sieht intakt aus“, sagte Ari. „Ob wirklich im Inneren kleine nukleare Explosionen stattgefunden haben, nachdem der Scarab starb?“
„Scheint so“, sagte Brendan. „Ich konnte den Bericht eines Landekommandos der Flotte lesen. Das Eindringen in die Pyramide ist unmöglich. Man müsste sie höchstens unter großen Sicherheitsvorkehrungen abtragen, um an die vielleicht noch unzerstörten Reste der Station heranzukommen.“
Sie verloren die Pyramide wieder aus den Augen, während sie die Nachtseite des Planeten überflogen. Die Lichter von Großstädten schienen zu ihnen herauf. Die Menschen auf Ippanari vermehrten sich mit einer hohen Rate, das war eines der Kennzeichen der unabhängigen Kolonialwelten. Der Grund dafür war die Beeinflussung durch die Scarabs, die vorhatten, die Menschen als Puffer gegen ihre Feinde einzusetzen. Brendan war unter anderem hierher gekommen, um mit der intelligenten Ökosphäre des Planeten zu besprechen, ob sie diese den Effekt rückgängig machen konnte - falls sie das überhaupt wollte.
Der Raumhafen kam in Sicht. Die Ortung der Jool zeigte unzählige Shuttle, die aus dem Orbit auf den Planeten zusteuerten oder umgekehrt gerade seine Atmosphäre verließen. Einige wenige große Raumschiffe, die fähig waren, auf der Oberfläche zu landen, standen auf der riesigen, hell erleuchteten Fläche. Ippanari war zum Zentrum der Bemühungen der Perseus-Kolonie um die Eingliederung der unabhängigen Kolonialplaneten geworden.
Die Jool bekam einen Landeplatz zugewiesen und setzte kurz danach auf. Zwei ihrer drei Triebwerksausleger berührten dabei den Boden. Das Gewicht der Raumyacht wurde von den Antigrav-Aggregaten an Bord so weit reduziert, dass es keine Rolle spielte.
Ein Gleiter kam heran, landete vor der Jool und ein Mann in Uniform stieg aus.
Es war nicht nötig, dass jemand an Bord zurückblieb. Brendan erteilte der Künstlichen Intelligenz des Schiffes den Befehl, ständig den Funkverkehr und die Ortungen in diesem Sonnensystem auszuwerten und ihn zu informieren, falls sie etwas Ungewöhnliches bemerkte. Dann verließ er mit Koumeran und Ari durch eine der Schleusen in den Triebwerksauslegern das Schiff.
Der Offizier, den man ihnen geschickt hatte, wusste offenbar nicht, wen er zuerst grüßen sollte: Die langhaarige junge Frau, den ebenso jungen Mann oder den wuchtigen Kahlkopf mittleren Alters, der hinter den beiden stand. Nach kurzem Zögern salutierte er einfach und zeigte einladend auf die Tür des Gleiters: „Ich habe den Auftrag, Sie zu Vizeadmiralin Vendaar zu bringen. Sie wartet im Regierungsgebäude auf Sie. Bitte steigen Sie ein.“
Sekunden später stieg der Gleiter auf und flog über die nächtliche Stadt. Es war eine moderne, dichtbesiedelte Metropole, wie es sie auf vielen anderen Planeten auch gab. Ihren Namen hatte Brendan nicht verstanden, er schien aus einer Ansammlung unzähliger Konsonanten zu bestehen. Der Offizier sprach einen sonderbaren Dialekt, der sich hart anhörte und vielleicht noch von der Erde stammte.
„Dort unten ist der Regierungssitz“, sagte der Mann und deutete auf ein seltsames Bauwerk, das sich von allen anderen unterschied.
Brendan hatte schon davon gehört, dass die unabhängigen Kolonialwelten unter dem Einfluss der Scarabs einige Besonderheiten entwickelt hatten. Eine bestand darin, dass der Regent des Planeten in einem architektonisch auffallenden Gebäude residierte. In diesem Fall handelte es sich um eine langgezogene Struktur mit einem gewölbten Dach, das sich an den Ecken bis auf den Boden zog. Die Höhe schätzte er auf dreißig Meter, die Fläche, die es bedeckte auf etwa vierhundert mal zweihundert Meter. Ein riesiges Bauwerk, das rundum von Scheinwerfern angestrahlt wurde, aber keine erkennbaren Fenster oder Türen aufwies.
Als der Gleiter vor dem Regierungssitz landete, staunte Brendan erneut. Die Wände des Gebäudes waren glatt und durchgehend. Aus der Ferne betrachtet wiesen sie eine gelbliche, strukturierte Oberfläche auf, die an den Stiel eines Pilzes erinnerte, organisch fast. Und auch nun, da Brendan alles aus der Nähe sah, entdeckte er weder Fenster noch Türen.
Der Offizier stieg mit ihnen aus und führte sie auf eine Stelle der Hauswand zu, die sich in nichts von anderen unterschied. Als Brendan, Ari und Koumeran noch wenige Schritte von der Wand entfernt waren, erschien darin eine ovale Öffnung.
„Energiefelder“, sagte Koumeran anerkennend. „Ziemlich aufwendig und gut gemacht.“
Brendan sah sich die Hauswand genauer an und tastet sie mit der Hand ab. „Das wirkt stabil. Also hat man anstelle einer Tür ein Energiefeld installiert, das zusätzlich über eine optische Tarnung verfügt. So wird vorgetäuscht, dass die Wand nahtlos ist.“
„Könnte so sein“, bestätigte Koumeran. „Könnte aber auch sein, dass sie uns hier technologisch so weit überlegen sind, dass die ganze Wand ein Energiefeld ist, das sich anfühlt wie reale Materie.“
Der Offizier räusperte sich. „Die erste Vermutung ist richtig“, sagte er. „Um das Bauwerk möglichst organisch wirken zu lassen, wurden alle Öffnungen durch Energie- und Tarnfelder verhüllt. Das Regierungsgebäude symbolisiert die Verbundenheit der Menschen mit der Natur dieser Welt.“
„Also mit der intelligenten Ökosphäre, die alles Lebendige auf diesem Planeten durchdringt“, sagte Ari.
„So in etwa. Bitte treten Sie ein, Sie werden erwartet.“
Lydia Vendaar stand straff und schwarz gekleidet in der Tür des Besprechungsraums. Brendan war immer versucht, vor ihr zu salutieren, was er jedoch nicht mehr musste. Im Gegensatz zu Arianna Bold war er wieder Privatperson. Aber auch Ari schüttelte Vendaar nur die Hand. Koumeran hielt sowieso nichts von Formalitäten und machte es ebenso.
„Dies ist Risa Hravlov“, stellte die Vizeadmiralin eine kleine, blonde Frau vor, die nach Brendans Einschätzung kaum dreißig sein konnte. „Ihre Exzellenz Hravlov ist Präsidentin von Ippanari.“
Außer den beiden Frauen hielten sich noch einige Offiziere der Raumflotte von Gaia und zwei Mitarbeiterinnen der Präsidentin in dem Besprechungsraum auf.
Nachdem alle vorgestellt waren, ging Brendan zu den Fenstern und sah hinaus in die Morgendämmerung. Diese Fenster waren groß, oval und schienen aus Glas zu bestehen. Aber ein leichtes Flimmern verriet, dass etwas an ihnen besonders war. Ob es sich um das Material handelte oder um den vor den Fenstern liegenden Tarnschirm, der von außen gesehen eine Wand vortäuschte, konnte er nicht erkennen.
„Wir sind hier, weil wir die Zustimmung der Regierung für unsere Pläne einholen wollen“, begann Lydia Vendaar, als alle saßen. „Gaia möchte die bisher unabhängigen Kolonialwelten in den Schutz der Perseus-Kolonie aufnehmen. Selbstverständlich geschieht das von beiden Seiten auf freiwilliger Basis, wie ich betonen möchte. Obwohl wir de facto eine gewisse Vorleistung erbringen, indem wir die Planeten von der Unterdrückung durch die Scarabs befreien.“
Die Präsidentin nickte, sagte aber nichts.
„Selbstverständlich berücksichtigen wir auch die Interessen der intelligenten Ökosphären der betreffenden Welten, soweit sie von den Scarabs nicht abgetötet wurden. Hier auf Ippanari hat sie überlebt und war maßgeblich an der Befreiung des Planeten beteiligt. Außerdem hat sie uns geholfen, weitere vergessene Kolonialplaneten zu identifizieren und anzufliegen. Sie hat das Recht, gehört zu werden vor so weitrechenden Entscheidungen.“
Wieder gab es keinen Kommentar oder auch nur eine Bemerkung der Präsidentin. Sichtlich irritiert fuhr die Vizeadmiralin fort, die Vorleistungen zu benennen, die ihrer Ansicht nach von der Perseus-Kolonie erbracht wurden. Sie stellte es so dar, als wäre es für die unabhängigen Kolonialplaneten der einzig mögliche Weg, sich der Regierung auf Gaia unterzuordnen und auf deren Schutz zu hoffen. Schließlich begann sie, sich zu wiederholen, bemerkte es und beendete ihren Vortrag.
Die Präsidentin stand auf und bedankte sich zunächst. Nicht nur für die Darlegungen von Lydia Vendaar, sondern im Namen der Bevölkerung von Ippanari vor allem für die Hilfe durch die Raumflotte der Perseus-Kolonie.
„Aber Ihre daraus abgeleiteten Forderungen muss ich als unbegründet zurückweisen“, fuhr sie fort.
Das sorgte für überraschte Mienen bei den Vertretern Gaias.
„Ippanari ist, wie alle anderen Kolonialwelten hier draußen, von Menschen besiedelt worden, die sich nicht einer übergeordneten Instanz beugen wollten“, führte sie weiter aus. „Unsere Vorfahren hielten Freiheit für das höchste Gut. Wie Sie inzwischen vermutlich ahnen, gibt es nicht nur eine Handvoll, sondern Hunderte solcher Planeten hier draußen in Richtung einwärts. Und wenn Sie in der entgegengesetzten Richtung suchen, werden Sie ebenfalls viele finden. Wir sind nur lose miteinander vernetzt, hauptsächlich über einfache Handelsbeziehungen. Unsere Besatzer, die Scarabs, haben diese Beziehungen ausgebaut und wollten sie für ihre Zwecke nutzen. Wenn ich Ihren Worten glaube, war es das Ziel unserer Feinde, uns zu einer gewaltigen Militärmacht zu entwickeln. Die sollte dann in deren Sinn gegen die Praan-Saat eingesetzt werden. Die Pyramiden auf den Planeten dienten also nicht nur der psychischen Beeinflussung und Befriedung der Bevölkerung. Sie waren auch militärische Stützpunkte.“
Die Präsidentin fuhr fort, die Möglichkeit eines lockeren Verbundes der unabhängigen Kolonialplaneten zu erläutern. Der werde selbstverständlich mit der Perseus-Kolonie eng zusammenarbeiten, aber eben nicht unter der Regentschaft Gaias stehe.
Während Brendan zuhörte, sah er Lydia Vendaar an. Die Frau war im Auftrag der Regierung hier. Vermutlich hatte sie den Befehl - schließlich war sie Offizierin -, dafür zu sorgen, dass die Kolonialplaneten schnellstmöglich in die Perseus-Kolonie eingegliedert werden konnten. Würde sie in so ein Gespräch gehen, ohne Druckmittel in der Hand zu haben? Sicherlich nicht. Möglicherweise war bereits die massive Präsenz von Kampfschiffen im Orbit Teil ihres Plans. Offiziell bestand die Aufgabe dieser Schiffe darin, Ippanari zu schützen. Aber ob es dafür so viele sein mussten, war eine Frage, die sich unter diesen Gesichtspunkten neu stellte.
Präsidentin Hravlov ließ eine Liste von Planetennamen auf einem Bildschirm darstellen und erklärte: „All diese Welten habe ich bereits kontaktiert. Einige wurden von Ihnen und Ihrer Flotte von Scarabs befreit. Man ist Ihnen dafür unendlich dankbar. Auf anderen dagegen gab und gibt es keine Pyramide mit einem der Käferwesen darin. Diese Welten waren immer frei. Manche haben nur wenige Hunderttausend Bewohner. Andere, die lange unter der Herrschaft eines Scarabs standen, mehrere Milliarden. Aber alle sind sich einig, dass sie nicht Teil der Perseus-Kolonie werden wollen.“
Das führte zu einer heftigen Diskussion. Brendan hielt sich heraus, ebenso wie Ari und Koumeran. Sie waren hier nur geduldet, und er wusste auch warum: Ari und er konnten dank ihrer magischen Fähigkeiten direkt Kontakt zu der intelligenten Ökosphäre dieses Planeten herstellen. Sie benötigten keine weiteren Hilfsmittel, um das zu tun. Bisher hatten sie ihre Talente nicht eingesetzt, weil Vendaar sie nicht dazu aufgefordert hatte. Auch hatte die Ökosphäre noch nicht von sich aus Verbindung mit ihnen aufgenommen, obwohl sie wahrscheinlich über die Vorgänge hier Bescheid wusste.
Entweder, Ippanari hielt es nicht für wichtig, was zwischen den Menschen verhandelt wurde, oder sie mischte sich bewusst nicht ein, um deren freie Entscheidung nicht zu beeinflussen.
„Ohne unseren Schutz werden Sie von der nächsten Flotte der Scarabs hinweggefegt!“, rief Vendaar nun.
Brendan war so in Gedanken gewesen, dass er einen Teil der Diskussion verpasst hatte. Er konzentrierte sich wieder.
„Das werden Sie so oder so nicht zulassen“, konterte Präsidentin Hravlov kühl. „Die Hyperkristalle, die auf unserer Welt abgebaut und geschliffen werden, sind zu wertvoll.“
„Und an die anderen Planeten denken Sie gar nicht?“
„Auch die sind wertvoll für Gaia. Die Produktionskapazitäten, die unter dem Einfluss der Scarabs aufgebaut wurden ...“
Die Präsidentin unterbrach sich, denn ein junger Mann kam in den Besprechungsraum. Die Uniform wies ihn als Angehörigen der Flotte der Perseus-Kolonie aus. Er zögerte kurz, ging zu Lydia Vendaar und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie sah ihn erstaunt an, zog ihr Kommunikationsgerät aus der Tasche und schaltete es ein. Für einen Moment starrte sie auf den Bildschirm, dann sagte sie so leise, dass es kaum verständlich war: „Ich bitte um eine Unterbrechung. Es sind neue Nachrichten hereingekommen.“
Brendan fühlte sich der Delegation der Vizeadmiralin zugehörig und folgte ihr hinaus, um mitzubekommen, was vorgefallen war. Aber sie gab ihm durch ein Handzeichen zu verstehen, dass er zurückbleiben sollte, als sie zu einem Adjutanten ging, der in einer Nische auf sie wartete. Andere Militärs blieben in ihrer Nähe stehen und schirmten das Gespräch ab. Es dauerte nicht lange. Brendan hatte den Eindruck, dass die eigentliche Information kurz und prägnant war, Lydia Vendaar aber nicht so recht glauben konnte, was sie hörte.
Schließlich kehrte sie zurück in den Besprechungsraum. Brendan und die anderen folgten ihr.
„Es ist etwas geschehen“, begann Vendaar, als alle wieder saßen und die erste Unruhe sich gelegt hatte, „das so unvorstellbar ist, dass niemand damit rechnete. Wie einige von Ihnen wissen, haben uns die H’Ruun zwei Kurierschiffe mit extremer Reichweite zur Verfügung gestellt. Das war, bevor sie sich im Schutz von Uruvela in eine unzugängliche Falte des Raumzeit-Gefüges zurückzogen.“
Die Präsidentin und die anderen Bewohner Ippanaris hatten davon noch nichts gehört, nahmen die Information aber so hin.
„Eines dieser Schiffe ist hier im Perseus-Arm und sucht weitere unabhängige Kolonialwelten. Das andere haben wir in den Orion-Arm geschickt.“
„Zur Erde?“, fragte Präsidentin Hravlov mit großen Augen.
„Nein, zu den Welten des Freien Orion. Das ist ein Planetenverbund, der sich von der Erde losgesagt hat. Wie wir ist auch der Freie Orion auf die Idee gekommen, eine Relaiskette aus automatischen Schiffen zwischen den Spiralarmen einzurichten. Deshalb konnte das Kurierschiff früher als erwartet Kontakt herstellen.“
Vendaar zögerte und fuhr dann fort: „Die Nachrichten, die es erhielt, sind erschütternd. Der Freie Orion hat jedoch umfangreiches Datenmaterial zu unserem Kurierschiff übertragen, um die Aussagen glaubhaft zu machen. Es steht also fest.“
Wieder unterbrach sie sich. Dann gab sie sich einen Ruck und sagte: „Die Erde ist zerstört! Scarabs haben die gesamte Oberfläche in eine radioaktive Wüste verwandelt. Alle bewohnten Stationen im Sonnensystem ebenso wie die besiedelten Planeten in mindestens zehn Lichtjahren Umkreis wurden ebenfalls vernichtet.“