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Kapitel 3

Granger Tschad verstand nicht, warum man ihn zwang, in der Klinik zu bleiben. Er fühlte sich wieder fit und bereit, zurückzukehren in das normale Leben. Körperlich, zumindest. Rosies Tod hatte er noch nicht so ganz überwunden. Aber war das ein Grund, sein Zimmer mit einem elektronischen Schloss zu versehen, das sich nur für Ärzte und Pflegepersonal öffnete? Dachten die hier, er habe einen psychischen Schaden zurückbehalten von den Erlebnissen an Bord der Kadhoo I? Da kannten sie Granger nicht!

Außerdem gab es in der Klinik weder Bier noch sonst eine Art von trinkbarem Alkohol. Damit hätte er die Erinnerungen wegdrängen können, die Gedanken an die Stunden, in denen er versucht hatte, den Körper der sterbenden Rosie in einen Raumanzug zu zwängen.

Granger schüttelte sich. Nun war er schon wieder bei dem Thema. Es brachte nichts, sich in die Vergangenheit hinein zu wühlen. Er musste an die Zukunft denken. Die Kadhoo I war ein Wrack, das zu bergen sich nicht lohnte. Vermutlich würde das nächste Schiff, das in das Fünf-Sonnen-System flog, einen automatischen Booster zu ihr schicken, der die Überreste in Richtung auf die nächstgelegene Sonne hin beschleunigte. Damit war es aus dem Weg und würde irgendwann verglühen. Die wenigen privaten Gegenstände, die sich von ihm und Rosie an Bord befanden, waren den Aufwand nicht wert, ein Bergungskommando hinzuschicken.

Er legte sich auf das Bett und überlegte. Als Erstes brauchte er wieder ein eigenes Raumschiff. Schenken würde man ihm keines, also blieb ihm wohl nur der harte Weg, einen Kredit aufzunehmen und ihn über Jahre abzuarbeiten. Das bedeutete, er musste sich lukrative Routen suchen, die nicht von anderen Tradern bedient wurden. Solche Routen waren entweder gefährlich oder illegal. Meist sogar beides. Granger hatte da so seine Erfahrungen.

Eine selten geflogene Route. Hm. Nun, hier draußen zwischen den noch unabhängigen Kolonialplaneten kannte er sich nicht gut genug aus, um so etwas zu finden. Allerdings würde es neue Verbindungen zwischen diesen Planeten und der Perseus-Kolonie geben, egal wie man sich auf politischer Ebene einigte. Das war schon einmal interessant.

Dann gab es da noch die Flüge zu den Planeten der Prospektoren. Falls er keine andere Möglichkeit fand und zurückkehren musste in die Perseus-Kolonie, wäre das auch eine Option. Dort kannte man ihn, da gab es oft gute Geschäfte, nicht selten am Rande der Legalität.

Aber wirklich reizen konnten ihn diese Aussichten nicht. Gab es etwas Neues, an das er noch nicht gedacht hatte?

Mit einem Ruck richtete er sich im Bett auf. Das Wurmloch! Falls es doch gelang, durch dieses teuflische Konstrukt zu fliegen, ergaben sich ganz neue Möglichkeiten. Es könnte ja sein, dass auf der anderen Seite wirklich die legendären Yarra-chi lebten. Und wenn zwei Rassen sich kennenlernten - und nicht gleich einen Krieg begannen -, dann kam bestimmt ein Handel zwischen ihnen in Gang. Und wer wäre dafür eher prädestinierte als er, der beinahe sein Leben geopfert hatte bei dem ersten Versuch, die Yarra-chi zu erreichen. Noch dazu wo seine Begleiterin dabei gestorben war.

Tja, und schon waren sie wieder da, die unerwünschten Gedanken an Rosie und die Stunden an Bord der Kadhoo I.

„Verdammt!“, rief Granger und ließ sich zurücksinken auf das Kissen.

Im selben Moment öffnete sich die Tür und einer der jungen Ärzte kam herein, die ihn hier betreuten - aufgrund welcher Diagnose auch immer.

„Gibt es Probleme?“, fragte der Arzt.

„Nur eines: Warum bin ich hier?“, knurrte Granger ihn an. „Ich bin nicht krank.“

„Wir waren in Sorge um Sie“, behauptete der Arzt. „Sie gehören zu den wenigen Menschen, die über magische Fähigkeiten verfügen, zumindest latent. Niemand hier hat Erfahrung damit, wie solche Menschen mit seelischen Schocks und körperlichen Belastungen fertig werden. Aber inzwischen sind wir davon überzeugt, dass keine bleibenden Schäden bei Ihnen zurückbleiben. Sie können die Klinik heute noch verlassen.“

„Ach, plötzlich“, sagte Granger und schwang sich aus dem Bett. „Was hat zu dieser Meinungsänderung geführt?“

„Die Ankunft eines Raumschiffs, auf dem sich ebenfalls magisch begabte Menschen befinden. Es kam von Ippanari. Sobald es hier im Orbit um Xundai war, haben wir diese Personen befragt und die beruhigende Antwort erhalten, dass nichts zu befürchten sei.“

„Brendan und Arianna sind hier?“, fragte Granger erstaunt.

„So heißen sie“, bestätigte der Arzt. „Woher wissen Sie, dass es sich gerade um diese beiden handelt?“

„Magie!“, behauptete Granger und wedelte vielsagend mit der Hand. Brendan und Ari waren die einzigen magisch begabten Menschen, die er kannte - aber das würde er dem Arzt nicht sagen.

Der war gebührend beeindruckt. Er informierte seinen Patienten noch über die Formalitäten, die vor dem Verlassen der Klinik zu erledigen waren. Eine halbe Stunde später war Granger in einem Gleiter unterwegs zum Raumhafen von Xundai.

„Den Koppler?“, fragte Granger. An dieses Gerät hatte er nicht mehr gedacht. „Ich glaube, der ist in Rosies Büro geblieben, mit dem ganzen anderen Kram, den ich an Bord der Fregatte hatte, die damals beim Anflug ...“

„Wir werden danach suchen“, unterbrach ihn ein Offizier der Raumflotte von Xundai.

Die Bevölkerung dieses Planeten war eher locker eingestellt und hatte etwas gegen Bürokratie und Gehorsam. Aber es gab überall ein paar Menschen, denen genau diese Dinge besonders lagen, und die machte man hier zu Militärs. Da waren sie glücklich und sie belästigten die übrigen Bürger nicht übermäßig mit ihrem Spleen.

Nun allerdings bekamen diese Uniformträger ein besonderes Gewicht. Zum einen war die Bedrohung durch die Scarabs real geworden, und zum anderen waren aus der Perseus-Kolonie unzählige Kampfschiffe eingetroffen. Seitdem benahmen sich die Offiziere so, als würden sie den Planeten regieren. Das mochte auch daran liegen, dass Rosie Burringer tot war und es noch keinen neuen Präsidenten gab.

Brendan Hollister, der neben Granger saß, nickte. „Gut. Das Gerät ist ja von Gorrr für Menschen angepasst worden. Wir sind vielleicht in der Lage, gemeinsam ein Gespräch auf magischer Ebene mit der intelligenten Ökosphäre dieses Planeten zu führen - du mit dem Koppler, Ari und ich mit Hilfe unserer magischen Fähigkeiten.“

„Wo ist Ari eigentlich?“, fragte Granger.

„An Bord des Schlachtschiffs im Orbit. Sie arbeitet an der Justierung der Praan-Waffe. Ich glaube, wir haben die optimale Wirkung immer noch nicht erreicht. Die Spuren von Achat-Seele, die für die Funktion notwendig sind, lassen sich nur schwer gezielt umformen. Ari ist darin aber inzwischen weit besser als ich. Sie hat mehr Erfahrung.“

Sie saßen in einem Café am Rand des Raumhafens mit Blick auf die riesige, fast leere Fläche. Ab und zu startete ein Shuttle in den Himmel, um Container zu den Frachtschiffen in der Umlaufbahn zu bringen. Aber mehr war hier nicht los. Wie auf allen unabhängigen Kolonialplaneten war die Anlage überdimensioniert. Vermutlich hatte man große Hoffnungen gehabt, als man ihn einst anlegte - oder die damals Regierenden wollten sich ein unübersehbares Denkmal setzen.

Eine Weile drehte sich das Gespräch um die Anwendungsmöglichkeiten dieser Waffe, mit der man den Gegner nicht vernichten, aber sowohl anlocken als auch vertreiben konnte. Wie und warum sie funktionierte, verstand niemand. Immerhin kannte man den Aufbau nun gut genug, um sie in größerer Zahl nachzubauen. Die notwendige Menge Achat-Seele stammte von uralten Relikten, die die Prospektoren immer mal wieder fanden und für teures Geld an die Regierung auf Gaia verkauften.

Eine halbe Stunde später kam ein weiterer Militär, überreichte Granger ein Päckchen, salutierte und ging wieder. Dieses Päckchen enthielt den Koppler, aber so aufwendig verpackt, dass Granger mit einem Knäuel Papier und mehreren ineinander gesteckten Plastikbehältern dasaß, als er ihn schließlich in der Hand hielt.

„Und jetzt?“, fragte er.

„Gehen wir in die Klinik, in der du schon warst“, sagte Brendan.

„Nein!“, stöhnte Granger.

„Doch! Schließlich ist die Nutzung des Kopplers für dich mit einem gewissen Risiko verbunden. Du wärst beinahe einmal daran gestorben, als du gleichzeitig Verbindung mit einem Planeten und mit mir hattest. Also los, ich bin sicher, der Major hat einen Gleiter flugbereit draußen stehen.“

Kurz darauf lag Granger wieder auf einem Krankenbett, diesmal umgeben nicht nur von Ärzten, sondern auch von Militärs.

Brendan saß mit geschlossenen Augen neben dem Bett. Er versuchte bereits, Xundai telepathisch zu erreichen, während die Ärzte noch dabei waren, Granger an Kontrollinstrumente anzuschließen.

Dann versank auch Granger in den seltsamen Zustand, in dem er auf magischem Wege Kontakt mit anderen Lebewesen aufnehmen konnte.

„Ihr habt euch Zeit gelassen“, war das Erste, das er verstand.

Es war diesmal eine dunkle Männerstimme. Hatte Xundai das Geschlecht gewechselt? Oder nahm sein Gehirn ihre Nachricht auf und tönte sie stimmlich unterschiedlich ein, je nachdem, wie er sich fühlte? Dann hörte er, wie Brendan sprach. Die gemeinsame Unterhaltung funktionierte also.

„Der Flug von Ippanari nach Xundai dauerte auch mit schnellen Schiffen fast drei Wochen“, sagte der junge Mann in entschuldigendem Tonfall. „Und wir mussten noch Vorbereitungen treffen. Außerdem war Granger einige Zeit in der Klinik.“

„Ich weiß“, antwortete die intelligente Ökosphäre. „Es ist bei der Suche nach dem Wurmloch der Yarra-chi zu einem Unfall gekommen.“

„Es gab auch einmal eine solche Verbindung zwischen dem Orion-Arm und dem Perseus-Arm der Milchstraße“, berichtete Brendan. „Ich habe damals noch nicht gelebt, aber aus den Berichten weiß ich, dass ganze Flotten einfach in die Öffnung des Wurmlochs hineinflogen und auf der anderen Seite unversehrt herauskamen. Was macht das Wurmloch im Fünf-Sonnen-System so gefährlich?“

Granger dachte unvermittelt an ein früheres Gespräch mit Xundai zurück. Damals war die Planetenintelligenz ins Schwärmen gekommen, als sie über die Yarra-chi sprachen. Als wäre diese Rasse für sie so etwas wie ein Idol. Während er der Unterhaltung zwischen ihr und Brendan zuhörte, fragte er sich, ob da nicht mehr dahinter steckte. Die Yarra-chi waren so mächtig, dass sie bewusste Wesen entweder erschaffen oder umformen konnten. So war vermutlich Uruvela entstanden. Uruvela präsentierte sich zuletzt als ein von Intelligenzen bewohnter Planet mit einer intelligenten Ökosphäre, wie Xundai also.

Aber die Lebewesen auf Uruvela waren geschaffen worden, nicht entstanden. So jedenfalls hatte Brendan das berichtet, der mit seinem Freund Koumeran auf Uruvela unterwegs gewesen war. Womöglich waren die Yarra-chi Gott gleich und konnten Leben aus dem Nichts erschaffen - vom kleinsten Bakterium bis zu intelligenten Ökosphären. Wäre es dann nicht besser, sich von ihnen fernzuhalten? Denn wer wie ein Gott Leben erschaffen konnte, der war womöglich umso leichter bereit, Leben wieder zu tilgen.

Endete also sein Versuch, das Wurmloch zu benutzen, nicht nur aufgrund eines Zufalls tödlich? Hatten die Yarra-chi das Raumschiff mit einer Handbewegung vernichtet, wie ein Mensch eine Fliege vertreibt, und kümmerten sich so wenig wie ein Mensch darum, ob das lästige Wesen starb? Dass also Rosie starb? Waren Menschen nicht mehr als Insekten, Ameisen etwa, die einem Überwesen in den Weg liefen und von ihm zertreten wurden, ohne dass der es überhaupt bemerkte?

Solche Wesen waren keine Gesprächspartner! Solchen Wesen ging man aus dem Weg, so weit man nur konnte, und hoffte, von ihnen nicht bemerkt zu werden. Das musste er Brendan sagen, bevor der unbedacht Xundai bat, Kontakt zu dieser Rasse herzustellen. Er musste es der Vizeadmiralin Vendaar sagen, damit sie den Eingang zum Wurmloch durch eine Wachflotte sichern ließ. Niemand durfte versehentlich tatsächlich hineinfliegen und die Aufmerksamkeit der Yarra-chi auf die Menschheit lenken. Nein, es war ...

Ein sanftes Lachen unterbrach die Gedanken und schrecklichen Ahnungen, die sich immer intensiver in Grangers Bewusstsein festsetzten. Er zuckte zusammen. Natürlich nur gefühlsmäßig, denn sein Körper lag bewegungslos auf dem Bett in der Klinik. Würde er je dorthin zurückkehren können oder war er dazu verurteilt, für immer als körperloser Geist zu existieren, der mit anderen körperlosen Wesen sprach und ...

„Genug jetzt!“, sagte Xundai energisch. „Granger Tschad, du hast einen schweren depressiven Anfall. Hervorgerufen vermutlich dadurch, dass du den Tod deiner Partnerin Rosie Burringer zu verdrängen versuchst. Nichts von dem, was du dir gerade vorgestellt und ausgemalt hast, entspricht der Realität. Die Yarra-chi sind keine Götter und die Menschheit ist kein Volk winziger Insekten, sondern es sind intelligente Rassen. Beide haben ihre Vorzüge, beide haben ihre Fehler, aber sie können zusammenarbeiten. Besonders, wenn es um gemeinsame Gegner geht, wie die Praan-Saat und die Scarabs, die vielleicht nicht in dieselbe Kategorie gehören.“

„Und woher soll ich wissen, dass du mich nicht anlügst?“, fragte Granger trotzig. Xundais Vermutung über sein Seelenleben hatte ihn getroffen. Er habe Rosies Tod nicht verarbeitet? Und wie er ihn verarbeitet hatte. Deshalb wollte er ja verhindern, dass so etwas wieder geschah und dass nicht noch mehr Menschen dieser Falle gewissenloser Superintelligenzen zum Opfer fielen.

Er hörte Brendans Stimme: „Nun ist es genug, Granger! Wir können darüber sprechen, wenn wir wieder unter uns sind. Aber jetzt sind wir hier, weil wir Xundai um Hilfe bitten wollen.“

„Vielleicht ist es nützlich, wenn ich eine Umgebung in euer Bewusstsein projiziere, die euch angenehm ist und eure Gedanken ablenkt“, sagte Xundai.

Im nächsten Moment befand sich Granger auf einer kleinen Wiese mitten in einem Laubwald. Neben ihm stand Brendan. Beide sahen sich erstaunt um. Der Wald war licht, die Sonne strahlte durch das Blätterdach, ein leichter Wind sorgte für ein angenehmes leises Rauschen in den Baumkronen. Um sie herum wuchs Farn, aber nur bis in Kniehöhe. Vögel zwitscherten und ein pelziges kleines Tier rannte raschelnd vor den beiden Menschen davon.

Gleich fühlte sich Granger wohler. Er atmete tief durch. „Auch wenn es nur eine Illusion ist, schön ist es allemal“, gab er zu. „Besser als die Marmorhöhle, die du das letzte Mal für mich gestaltet hast, Xundai.“

„Damals habe ich eine Umgebung geschaffen, die etwas ansprach, das ich tief in deinem Unbewussten verankert fand. Das war ein Fehler. Dieser Wald gleicht nicht dem, was in deinem Bewusstsein vorhanden ist, sondern dem, was du als Mensch vermutlich als angenehm und hilfreich empfindest. Ich habe dazugelernt. Wie gefällt es dir, Brendan?“

„Sehe ich dasselbe wie Granger?“

„Ja, ich gebe euch beiden dieselbe Illusion. Ihr könnt hier miteinander interagieren, als wärt ihr reale Wesen.“

„Und wo bist du?“, fragte Granger und sah sich um.

Xundai lachte. „Überall! Vergiss nicht, ich bin das Bewusstsein der Ökosphäre eines ganzen Planeten. Dieser Wald ist die Projektion eines Teils von mir. Ich bin die Bäume, die Farnsträucher, die Vögel, die Tiere.“

Langsam ging Granger ein paar Schritte weiter und sah sich um. „Wie groß ist der Wald?“

„Unendlich, wenn ich es will. Er ist ja nur eine Illusion. Fühlst du dich jetzt besser?“

Granger musste zugeben, dass seine ganze Stimmung sich gewandelt hatte. Schon das helle Grün des Laubs über ihm genügte, um ihm Hoffnung und Zufriedenheit einzuflößen.

„Wir waren beim Thema unabhängige Kolonialplaneten und deren Zukunft“, sagte Brendan.

Davon hatte Granger nichts mitbekommen, so sehr war er mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt gewesen.

„Richtig. Die Wirtschaftsstrukturen, die von den Scarabs aufgebaut wurden, sind ausgefeilter, als es zunächst den Anschein hatte. Auf mehreren Dutzend Welten verteilt existieren Produktionseinrichtungen, die zusammen ausreichen, um eine mächtige Flotte zu bauen.“

„Das ist uns bekannt.“

„Außerdem existiert die gesamte Infrastruktur, um Einheiten zur Terraformung von Planeten auszurüsten. Und zwar viele. Die Scarabs wollten vermutlich schon in den nächsten Jahren damit beginnen, weitere Sonnensysteme für eine Besiedlung durch Menschen vorzubereiten. Dazu gehört auch die hohe Geburtenrate auf den bereits bewohnten Welten, die durch die Beeinflussung der Scarabs ausgelöst wurde.“

„Sie wollten als tatsächlich einen ganzen von Menschen bewohnten Gürtel hier im Perseus-Arm der Galaxis schaffen, um einen Puffer gegen das Vordringen der Praan-Saat zu haben?“

„So ist es.“

„Hast du Hinweise auf Produktionsstätten für Waffen gefunden?“, fragte Brendan.

„Die Orbitalwerften zum Zusammenbau von Kampfschiffen sind vorbereitet für den Einbau von fremdartigen Waffen“, antwortete Xundai. „Aber ich habe nichts über eine bestehende Lieferkette in Erfahrung bringen können. Noch nie ist so etwas Ähnliches wie eine Waffe von einem Trader transportiert oder irgendwo eingelagert worden. Zumindest weiß niemand davon.“

„Also wollen sie diesen Teil der Ausrüstung entweder selbst liefern oder sie haben die Produktion auf verstecken Planeten aufgebaut. Sicherlich werden sie verhindern, dass wir Menschen aus der Perseus-Kolonie ihre Waffentechnologie kennenlernen.“

„Wo kann man einen Planeten verstecken?“, fragte Granger dazwischen.

„Entweder, man macht es wie Uruvela und zieht sich in eine Falte der Raumzeit zurück, oder man nutzt einen natürlichen Schutz. Auch Xundai ist nur durch Zufall zu entdecken.“

Das stimmte. Granger hatte nicht mehr daran gedacht, dass diese Welt in einer galaktischen Dunkelwolke lag, die außerdem die ungewöhnliche Eigenschaft aufwies, Hyperfunk und Hyperortung zu blocken. Dazu kam noch, dass es innerhalb der Sprungreichweite moderner Raumschiffe nur einen einzigen Zugang gab, nämlich das gefährliche Fünf-Sonnen-System.

„Wie kann man so perfekt versteckte Welten finden?“, fragte er.

„Mit viel Geduld oder mit Hilfe der Yarra-chi“, antwortete Xundai. „Sie dürften über Technologien verfügen, mit denen man solche Verstecke orten kann.“

„Womit wir wieder bei der Frage sind, wie man zu den Yarra-chi gelangt“, sagte Brendan. „Das Wurmloch ist eine tödliche Gefahr. Es ist zu klein für unsere Raumschiffe.“

„Nein, es ist nicht zu klein“, behauptete Xundai. „Man muss sich ihm nur in genau dem richtigen Winkel mit der richtigen Geschwindigkeit nähern. Beides hängt ab von der Größe und Masse des Raumschiffs.“

„Aber wir wissen nicht, wie man diesen Winkel berechnet.“

Granger nickte zu Brendans Worten.

Xundai widersprach: „Doch, du weißt es! Uruvela hat dieses Wissen wie so vieles Anderes in deinem Kopf hinterlegt. Aber es taucht erst in deinem Bewusstsein auf, wenn es gebraucht wird. Denke in Ruhe und ernsthaft darüber nach, wie du das Wurmloch sicher nutzen kannst. Dann fällt dir die Lösung des Problems ein.“

Eine Fliege brummte an Grangers Ohr vorbei. Aus einem Reflex heraus schlug er nach ihr. Sie wich aus und flog nach oben davon. Seine eigenen Gedanken von vor einer halben Stunde rasten ihm durch den Kopf. Was hatte er eben getan?

Der Schock über seine unbedachte Handlung fuhr durch seinen ganzen Körper. Er richtete sich auf und rief: „Das wollte ich nicht!“

Es wurde heller. Er sah sich um und blickte in die verdutzten Gesichter der Menschen, die um sein Klinikbett standen. Nur Brendan Hollister lächelte verständnisvoll und zwinkerte ihm zu.

PERSEUS Yarra-chi

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