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SZENE 2: CASSILDAS LIED
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CASSILDA
CAMILLA
Der große Abend steht unmittelbar bevor. Der Thronsaal von Yhtill ist gefüllt mit maskierten Adeligen aus ganz Hoseib. Vor dem Podium, auf dem sich der elfenbeinerne Thron befindet, wurde eine lange Tafel für die Mitglieder der königlichen Familie aufgestellt. In die Rückenlehne des Thrones ist das Wappen der Familie Casastine eingraviert und das obere Ende des massiven Elfenbeins hat die Form eines Stierkopfes, der das Sternbild Taurus symbolisiert. In den Alkoven des Saales sind große Spiegel mit vergoldeten Rahmen eingelassen, damit sich die Gäste darin bewundern und ergötzen können. Der Fußboden bildet ein aus Marmor und Onyx gefliestes Schachbrettmuster.
Cassilda sitzt außerhalb des Saales auf dem marmornen Boden des Balkons, mit dem Rücken an die Balustrade gelehnt und blickt hinauf zum Sternenhimmel. Etwas an diesem Anblick scheint sie zu verängstigen. Von weit unten dringen die Musik und die heiteren Stimmen der Menschenmassen zu ihr empor. Cassilda trägt ein prächtiges rotes Kleid und neben ihr auf dem Boden liegt eine mit Rubinen verzierte Maske aus Porzellan.
CAMILLA: (Betritt den Balkon und nimmt ihre Maske ab.) Schwester, was tust du denn hier draußen?
CASSILDA: (Betrachtet Camilla nur für einen kurzen Moment, ehe ihr Blick wieder ängstlich gen Himmel wandert.)
CAMILLA: (Setzt sich neben Cassilda und nimmt sie in den Arm.) Was siehst du?
CASSILDA: (Flüstert ängstlich.) Der Himmel …
CAMILLA: (Blickt ebenfalls nach oben.) Was soll mit ihm sein? Es ist eine wunderschöne Nacht.
CASSILDA: (Noch immer verängstigt flüsternd.) Siehst du es denn nicht?
CAMILLA: Was soll ich sehen? Ich sehe den Mond und Aldebaran.
Ich sehe die Hyaden, wie sie schön wie eh und je auf uns herablächeln. Und ich sehe auch Alar, jenes prachtvolle Gestirn, nach dem unsere Nachbarstadt benannt ist. Was von alledem jagt dir nur solch eine Angst ein?
CASSILDA: (Wendet den Blick von Camilla ab.) Ich kann es dir nicht sagen, es wäre vergebens. Meine Worte haben all ihre Macht verloren. Sie sind leer, wie unausgesprochen, (Ihre Stimme beginnt zu zittern.) … tot.
CAMILLA: Sag so etwas nicht. Ich bin deine Schwester, hörst du? Ich liebe dich. Nie werden deine Worte bei mir auf taube Ohren stoßen. Immer werde ich für dich da sein, wie du nach Mutters Tod für mich da gewesen bist. (Umarmt Cassilda noch fester.) Ich weiß ja, dass dir das Gelbe Zeichen viel abverlangt, doch du musst stark bleiben. Nichts von alledem, was du zu sehen glaubst, ist real. Hör doch die Menschenmassen dort unten, wie sie lachen und singen. Frag dich selbst, würden sie dergleichen tun, wenn dort am Himmel etwas Grässliches zu sehen wäre?
CASSILDA: Nein, nein, das würden sie nicht.
CAMILLA: Ein wunderschöner Abend liegt vor uns. Er wird alles für immer verändern, dessen bin ich mir sicher. Doch nun komm, lass uns hineingehen, Vater wird gleich den Ball eröffnen. (Steht auf und geht in Richtung der Türen.)
CASSILDA: (Bleibt regungslos sitzen.)
CAMILLA: (Dreht sich zu Cassilda um.) Schwester, kommst du?
CASSILDA: Geh nur, ich komme gleich nach.
CAMILLA: Vergiss deine Maske nicht. (Setzt ihre Maske auf und geht wieder hinein.)
CASSILDA: Meine Maske … (Steht auf und dreht sich zur Balustrade hin um.)
Entlang der Küste brechen die Wolkenwellen,
Die Zwillingssonnen sich hinter den See gesellen,
Die Schatten werden länger
In Carcosa.
Fremd ist die Nacht, in der schwarze Sterne scheinen,
Und unbekannte Monde durch die Himmel kreisen,
Doch fremdartiger ist noch immer das
Verlorene Carcosa.
Lieder welche die Hyaden dort sollen singen,
Wo die Fetzen des Königs schwingen,
Müssen ungehört sterben im
Düsteren Carcosa.
Lied meiner Seele, meine Stimme ist tot,
Stirb ungesungen, wie auch ungeweinte Tränen
Trocknen und Sterben sollen im
Verlorenen Carcosa.
Das Wappen der Familie Casastine von Yhtill:
„The Sign of the Society of the Yellow Sign“
By Steve Lines.