Читать книгу Die flüsternde Mauer - Manuela Tietsch - Страница 9
Unauffindbar
ОглавлениеLuisa trank einen Schluck Fruchtwein. Sie fühlte sich schlecht. Leo legte seinen Arm um sie und tauschte einen Blick mit Mattes.
„Morgen früh rufen wir die Polizei an, wenn sie bis dahin noch nicht zurück ist“, sagte Leo leise. Luisa war bedrückt. Sie kannte Alanis besser als er, und wenn sie der Meinung war, dass diese niemals einfach so verschwinden würde, dann wollte er es ihr auch glauben.Sie verstand auch nicht, weshalb sie nicht an ihr Telefon ging.
„Ich werde noch einmal um die Burg gehen und den Hang absuchen“, warf Mattes ein. „Vielleicht kommen die anderen wieder mit.“
„Meinst du nicht, das ist Aufgabe der Polizei oder irgendeiner Bergwacht?“, fragte Leo nach.
„Viele Augen sehen mehr als wenige.“
„Sie hat doch sonst niemanden. Ich hab schon überlegt, ob sie womöglich zu ihrer Brieffreundin nach Neuseeland geflogen ist?“
„Dann musst du morgen mal beim Flughafen fragen.“
„Hm, das hätte ich heute schon machen sollen.“
„Und der Betrieb? Das Leben geht weiter.“ Leo glaubte trotz Luisas Versicherung nicht an einen Unfall. Alanis hatte sich einfach abgesetzt. Warum war ihm allerdings schleierhaft.
„Du glaubst mir immer noch nicht?“ Luisa war gekränkt und enttäuscht von Leo.
„Ich weiß auch nicht. Wir haben die Burg abgesucht, den Berg drumherum und sogar im Dorf haben wir gesucht.“
„Und wenn sie irgendein Geisteskranker entführt hat?“
„Dann bleibt nur die Polizei!“
Luisa fröstelte. Wenn sie daran dachte, dass sich Alanis womöglich gerade in diesem Augenblick in den Händen eines geisteskranken Menschen befand und gequält wurde, wurde ihr flau im Magen. Aber sie wusste auch nicht, was sie noch unternehmen sollte. Inzwischen waren ein Tag und schon zwei Nächte fast vergangen.
„Wir helfen ihr nicht, wenn wir morgen unausgeschlafen sind“, sagte Leo nachdrücklich.
Luisa nickte. Sie erhob sich und ging zu ihrem Lager. Mattes stand zusammen mit Leo auf und tat es Luisa nach. Er fühlte sich wie ein Verräter.