Читать книгу POLYGLOTT on tour Reiseführer Bella Italia - Manuela Blisse - Страница 66
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Der Rennfahrer Piero Taruffi, hier beglückwünscht von seiner Gattin Isabella, gewann 1957 mit der »Scuderia Ferrari« die Mille Miglia. Danach machte das Rennen 20 Jahre Pause, da ein schwerer Unfall mehrere Todesopfer gefordert hatte.
START DER 1000 MEILEN
GESTERN Benzin haben sie hier im Blut, sagt man. Kein Wunder, dass in Brescia die halsbrecherische Mille Miglia ausgeheckt wurde
HEUTE Das Autorennen ist mittlerweile eine Oldtimer-Genusstour, der Stadtrundgang in Brescia eher per pedes ein Vergnügen
GESTERN
Im Dezember 1925 saßen vier junge Männer aus Brescia zusammen und brüteten über einer kühnen Idee: Sie wollten ein spektakuläres Autorennen veranstalten und damit ihre Heimatstadt zum Nabel des Motorsports machen. Ein Straßenrennen sollte es werden, über unbefestigte Landstraßen, das in Brescia starten und enden würde. Auch über die Streckenlänge war man sich rasch einig: 1600 km sollten es sein, was 1000 englischen Meilen (mille = tausend, miglia = Meilen) entsprach. Umkehrpunkt sollte Rom sein. Zwei Jahre später war es dann tatsächlich so weit: Die Premiere gewann das Team des einheimischen Autobauers OM (Officine Meccaniche) mit einer Zeit von 21 h 44 min und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 77 km/h. Seither gewannen fast immer Italiener in italienischen Fabrikaten. Aber auch Mercedes konnte zweimal triumphieren; 1931 mit Rudolf Caracciola und 1955 mit dem Briten Stirling Moss, der die schnellste Durchschnittsgeschwindigkeit in der Geschichte des Rennens fuhr. Nach einem schweren Unfall im Jahr 1957 wurde das Rennen eingestellt und erst 20 Jahre später wiederbelebt.
HEUTE
Seit 1977 findet die »Mille Miglia Storica« jedes Jahr im Mai statt. Es dürfen nur Fahrzeuge teilnehmen, deren Typ in der Geschichte des Rennens bis 1957 an den Start gegangen ist. Heute geht es nicht mehr um Geschwindigkeit, sondern um Gleichmäßigkeit und Zuverlässigkeit.
Bei einem Besuch in Brescia sollte das Mille Miglia Museum (siehe >) natürlich auf dem Programm stehen, doch die Stadt hat auch ganz »bleifreie« Attraktionen zu bieten.
A BURGBERG
Die den Cidneo-Hügel umgürtenden Bastionen schließen die römische Festung aus dem 1. Jh.n.Chr. ein; in den folgenden Jahrhunderten entstanden weitere Wehranlagen, wie der mächtige Rundturm Torre Mirabella (13. Jh.) und die Viscontifestung, das Castello aus dem 14. Jh. Beim Aufstieg zur Burg über die Via del Castello lässt man die Epochen der Stadtentwicklung Brescias von den Römern bis zur Renaissance Revue passieren. Die ab dem 12. Jh. angelegte Burg mit Türmen, Wehrmauern und Lagerhäusern (meist 15./16. Jh.) liegt in einem schönen Park. Sie beherbergt das Specola Cidnea-Observatorium, das Museo delle Armi (Waffenmuseum) sowie das sehenswerte Museo del Risorgimento Online-Karte, das Italiens Freiheitskampf im 19. Jh. dokumentiert (Via Castello 9, Mitte Juni–Mitte Sept. Di–Fr 10–18, Sa, So 10–19, sonst Di–Fr 9–17, Sa, So 10–18 Uhr, www.bresciamusei.com).
B SAN PIETRO IN OLIVETO
Zurück in die Stadt kann man den Stufenweg des Südhangs, die Via delle Barricate, nehmen, von wo man zur Piazza Tito Speri gelangt; ostwärts wiederum führt eine Straße bis zur Terrasse der Kirche San Pietro in Oliveto. Das Gotteshaus aus dem 12. Jh., 1510 im Stil der Renaissance umgestaltet, liegt reizvoll über den Dächern der Stadt. Sehenswert sind die beiden Kreuzgänge aus dem 16. Jh. (falls die Kirche geschlossen ist, einfach läuten). Durch die Via Piamarta geht es weiter zur nächsten Station.
C MONASTERO DI SANTA GIULIA
Das ehem. Nonnenkloster Santa Giulia mit Museum gehört zum UNESCO-Welterbe. Mitte des 8. Jhs. gründeten die Langobarden hier über den Resten einer römischen Prachtvilla (heute freigelegt) einen Konvent für die Benediktinerinnen. Drei Kirchen und zwei Kreuzgänge bilden den Kern der Klosteranlage. Eine ältere Kirche wurde Anfang des 9. Jhs. durch die Säulenbasilika San Salvatore mit wunderschönen Freskenresten aus karolingischer Zeit ersetzt, Architekturreste des Vorgängerbaus sind sichtbar in der Krypta. Die Renaissancekirche Santa Giulia und das romanische Gotteshaus Santa Maria in Solario mit Freskenschmuck von Brescianer Malern (16. Jh.) vervollständigen die Pracht.
Das Museo di Santa Giulia Online-Karte beherbergt eine reiche Sammlung römischer Fundstücke, die zum Großteil vom Tempio Capitolino stammen, darunter Mosaiken und die einst vergoldete Bronzestatue der geflügelten Siegesgöttin Victoria (1. Jh.n.Chr.). Weitere kostbare Exponate sind die Lipsanothek, ein mit christlichen Szenen verziertes Elfenbeinkästlein aus dem 4. Jh., sowie das mit Edelsteinen, Gemmen und Ornamenten dekorierte Desideriuskreuz aus dem 8. Jh. (Via dei Musei 81/b, Mitte Juni–Mitte Sept. Di–Fr 10–18, Sa, So 10–19, sonst Di–Fr 9–17, Sa 10–21, So 10 bis 18 Uhr, www.bresciamusei.com).
C PARTNERSTÄDTE
… von Brescia sind unter anderem Belén im Westjordanland, Shénzhen in China und Darmstadt.
D TEMPIO CAPITOLINO
In der Via dei Musei befand sich einst das Zentrum des römischen Brixia. Der ehemals reich ausgestattete Tempio Capitolino, 73 n.Chr. von Kaiser Vespasian errichtet und erst im Mittelalter zerstört, wurde im 20. Jh. ausgegraben und rekonstruiert. Der Tempel bildete die Schmalseite des einstigen Forums, des römischen Marktplatzes (Öffnungszeiten wie Castello, www.bresciamusei.com). An der heutigen, südlich des Tempio gelegenen Piazza del Foro legte man Teile der begrenzenden Wandelhallen des antiken Platzes frei. In der Fassade der Kirche San Zeno wurde eine röm. Säule mit mächtigem Architrav verbaut, die man hier fand. Imposant sind die Ruinen des Teatro Romano mit einer gewaltigen Tribüne, auf der bis ins Mittelalter Volksversammlungen abgehalten wurden, die Reste eines Bühnenraumes und eine original erhaltene Treppe zu den höheren Sitzreihen.
E DUOMO VECCHIO
Auf der großzügig angelegten Piazza del Duomo (oder Piazza Paolo VI.) ragt der Duomo Vecchio (Alter Dom, auch Rotonda – Rotunde) aus dem 12. Jh. auf. Der dominierende Zentralkuppelbau wurde an der Stelle der Basilica di Santa Maria Maggiore aus dem 6. Jh. errichtet, von der Reste des Fußbodens erhalten sind. Die klare Geometrie des Gotteshauses wird nur durch das höher aufragende Presbyterium unterbrochen. Zu den kostbarsten Schätzen im Inneren zählen der Sarkophag des Bischofs Bernardo Maggi von 1308 sowie Gemälde von den Hauptmeistern der Brescianer Malerschule, Moretto da Brescia und Girolamo Romanino (Di–So 9–12, 15–18 Uhr).
F DUOMO NUOVO
Bis zum 16. Jh. stand neben dem Alten Dom die frühchristliche Kathedrale San Pietro de Dom, doch dann hatte man mit der Errichtung des Duomo Nuovo ehrgeizigere Pläne. Den Spätrenaissancebau aus weißem Marmor krönt die mit 82 m dritthöchste Kuppel Italiens (nach St. Peter in Rom und dem Dom von Florenz).
G PALAZZO DEL BROLETTO
Wie die kirchliche, so setzte auch die weltliche Macht am zentralen Platz der Stadt herausragende Akzente, was der heutige Sitz der Provinzialverwaltung bekundet, der Palazzo del Broletto. Das Stadthaus, errichtet im 12./13. Jh., wurde als Sitz der Gemeinde Sinnbild urbanen Selbstbewusstseins. Noch heute ertönt zur Einberufung des Stadtrats, der allerdings andernorts tagt, hoch oben auf der Torre del Pegol (11. Jh.) die große Glocke. Früher läutete sie, bevor man von der Loggia delle Gride, ältester Teil des Broletto, Verordnungen erließ.
© Huber Images/Bernhart
Der Hauptsaal der Biblioteca Queriniana ist mit prachtvollen Fresken ausgeschmückt.
H BIBLIOTECA QUERINIANA
Die Stadtbibliothek Biblioteca Queriniana hat ihren Sitz hinter der Apsis des Duomo Nuovo. Sie beherbergt als Hinterlassenschaft ihres Namensgebers Kardinal Angelo Maria Querini über 300.000 kostbare Inkunabeln und Handschriften, u.a. von Dante und Petrarca, sowie wertvolle Evangeliare (Via Mazzini 3, Di–Fr 8.45–18, Sa 8.30–12.30 Uhr).
I PIAZZA DELLA LOGGIA
Im 15. Jh. erhoben die Bürger von Brescia die Forderung nach einem neuen Gemeindesitz, und ein großes Stadthaus entstand, heute Loggia genannt, das einem der schönsten Plätze der Lombardei den Namen gab: Piazza della Loggia. Venezianischer kann die Atmosphäre außerhalb der Lagunenstadt kaum sein, sobald die Morgensonne über die Fassaden des Häuserensembles streicht und die steinernen Gesimse, Büsten und Verzierungen der auch Palazzo del Comune genannten Loggia zum Leuchten bringt. Die dekorativen Fensterumrahmungen im Stil der Hochrenaissance entwarf der Baumeister Andrea Palladio, die Putti des Frieses stammen von Jacopo Sansovino.
Venedig ist auch mit dem alten Pfandhaus Monte di Pietà aus dem 15./16. Jh. an der Südseite der Piazza präsent. Einen Blick verdient an der Schmalseite des Platzes der berühmte Uhrturm Torre dell’Orologio (16. Jh.).
J CHIESA SANT’AGATA
Die Kirche gab der Gasse hinter der Loggia, bis heute eine der vornehmsten Adressen Brescias, ihren Namen. An der Piazza della Vittoria zeigt sich die Architektur des Faschismus von ihrer düsteren Seite. Versöhnlich dagegen wirken die schönen Geschäfte unter den Arkaden des südlich der Piazza verlaufenden Corso Zanardelli.
K SANTA MARIA DEI MIRACOLI
Ein Schmuckstück der oberitalienischen Renaissance: Die Fassade des an der Wende vom 15. zum 16. Jh. errichteten Gotteshauses zieht mit ihrem überbordenden skulpturalen Schmuck die Blicke auf sich (Mo–Sa 8–12, 15–16.30 Uhr).
L SANTI NAZARO E CELSO
Gleich um die Ecke befindet sich der klassizistische Bau der Kirche Santi Nazaro e Celso, die im Innern ein Meisterwerk des jungen Tizian beherbert, den Averoldi-Altar (1522), an dem die unirdische Farbigkeit der Gestalt des auferstehenden Christus auf der Mitteltafel beeindruckt.
M PIAZZA MERCATO
Wo alltäglich der pittoreske Obst- und Gemüsemarkt abgehalten wird, beginnt das echte Brescia. Ein Gewirr von Gassen führt zu den kleinen Läden und Handwerksbetrieben des Viertels.
N PINACOTECA TOSIO-MARTINENGO
Etwas außerhalb des Zentrums wird hinter imposanten Zedern die Silhouette der Gemäldegalerie sichtbar. In den 22 Sälen sieht man u.a. Werke von Raffael und Paolo Veneziano sowie ausgezeichnete Arbeiten der Brescianer Malerschule des 15./16. Jhs. (Öffnungzeiten wie Museo di Santa Giulia, www.bresciamusei.com).