Читать книгу Der Weltliche Inquisitor - Marcel-Martin Kuhnt - Страница 13

Der Morgen ist klüger als der Abend

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In Ofterdingens Gemach angekommen, ordnete Karl erst mal seine Kleidung. „Na, nochmal den Kopf aus der Schlinge!“ sagte Ofterdingen leutselig. „Dass sie Euch die Isabella gegeben hat, erstaunt mich aber doch. Die ist ja fast wie eine Schwester zu der Spanierin! Wisst Ihr da überhaupt, was die für eine begehrte Partie ist? Wenn ich mich recht erinnere, wurde der Lord Emphort of Essex vor kurzen abgewiesen, der um sie buhlte. Naja, wer geht schon freiwillig mit nach Britannien! Nur Regen und Kälte. Wie findet ihr die Isabella? Ihre Cousine ist nicht minder hübsch!“ „Cousine?“ fragte Karl „Ja, daher, Erika hat ja sehr viel…“

Ofterdingen fiel ihm ins Wort, „Eldora, heißt das liebe Ding, Kunigunde hat immer solche Späße parat, Erika heißt ein Lothringer Mädel vielleicht, aber doch keine spanische Schönheit! Nur rund heraus Karl, Isabella, was sagt Ihr?“ Karls Gesichtszüge hatten etwas entrücktes angenommen:

„I s a b e l l a!!“ schwärmte Karl los, „das lieblichste und schönste Wesen…!“

Weiter kam er nicht denn Ofterdingen holte ihn wieder auf den Boden zurück: „Nun wieder zu den ernsten Dingen. Vom Hauptmann der Wachen habe ich erfahren, dass nichts vorliegt. Kein Wort vom Tod des Bruder Severus! Hat man ihn noch nicht entdeckt? Wer ist mir nicht genehm? Ah, den Faulpelz Gerd von Runge werde ich schicken!“ Laut rief er: „Wache! Sofort den Runge zu mir!“ keine Minute später trat, nach höflichem anklopfen, der Fähnrich Gerd von Runge ein. „Spezialauftrag!“ sagte Ofterdingen im scharfen Befehlston. „Bringt mir den Bruder Severus hierher, wir brauchen seinen Rat!“ Der Angesprochene salutierte und verschwand. „Jetzt wird es ernst! Ich bin gespannt!“ murmelte Ofterdingen und ging im Zimmer rastlos auf und ab. Es klopfte und die Schar Schneider stürzte herein. Hofschneider Rieser: „Wie befohlen, alles fertig! Seht selbst, Brokat und Seide, aus den fernsten Landen verwendet!“ Als wäre er der Kaiser selbst kommandierte der Schneider: „Aufstehen, anprobieren!“ Karl ließ sich nicht bitten und schon steckte er in den schönsten Gewandungen.

Ohne jegliches Klopfen öffnete sich die Tür, Maximilian mit seiner Gemahlin, Maria von Burgund, im Gefolge, traten ein. „Wollten doch mal nachsehen ob unser Inquisitor auch recht gekleidet ist! Ausgezeichneter Geschmack! Ja, mein Lieber, Ihr müsst auch was hermachen!“ sagte der Herzog.

In diesen Augenblick trat Fähnrich von Runge ein. Er bemerkte nicht, die Anwesenheit des Herzogs und sagte laut zu Ofterdingen: „Bruder Severus hat das Zeitliche gesegnet, Bruder Gottlieb sagte mir, dass wahrscheinlich das Herz schwach war! Gottlieb hat ihn in der Sakristei aufbahren lassen.“

„Was Severus tot?“ fuhr Maximilian hoch, „Das will ich sehen, Ofterdingen, Tauern und auch Wechsungen mitkommen! Wache, ihr begleitet die Herzogin in ihre Gemächer! Der Rest mir nach!“

Schon eilten die Angesprochenen in die Kapelle. Karl sah sofort, die Kapelle ist gründlich gereinigt. Bruder Severus war mit einer schwarzen Kutte bekleidet, seinem Orden entsprechend. Kein Blutfleck, nichts, dazu der überraschte Ausdruck des Toten der immer noch anhielt. Ehe jemand etwas sagen konnte, hatte Ofterdingen den Herzog beiseite genommen und redete heftig auf diesen ein.

Er öffnete das Gewand des Toten und zeigte dem Herzog die klaffende Wunde sowie einen Einstich der sich etwas tiefer befand die aber gründlich gereinigt waren. „Das soll ich Euch glauben?“ fragte der Herzog plötzlich ganz laut. „Bedeckt den Toten!“ befahl der Maximilian. Draußen hub ein Schreien und Rufen an und das wurde immer lauter. „Schützt den Herzog!“ rief Ofterdingen, als eine große Schar Volks in die Kapelle stürmte, vorn weg Bruder Gottlieb.

Der schrie: „Da ist der Mörder!“ und zeigte auf Karl von Wechsungen „Er hat die liebreizende Isabella de la Ribera getötet! Kammerherr Julius war Zeuge der Tat, er sah beide sich im Bette wälzen!“ „Wo ist dieser Zeuge?“ fragte der Herzog, Karl war starr vor Schreck. Der Herzog, ganz erschrocken zu Ofterdingen:

„Was? Isabella, der Liebling meiner Schwester, getötet vom neuen Inquisitor, euren Mündel? Und Ihr wollt mir weiß machen, dass Gottlieb den Bruder Severus auf dem Gewissen hat?“

Im selben Moment setze wiederum ein Rufen von draußen her ein.

„Ein Wunder, sie lebt! Ein Wunder!“ Der Maximilian wollte sprechen und begann auch: „Wachen ergreift den Wechsungen, ruft den Kardinal…“ Weiter kam er nicht denn seine Schwester betrat den Raum. In ihrem Gefolge Isabella de la Ribera. Auch der Kardinal betrat in diesen Augenblick den Raum.

„Wer hat mich getötet, Bruder Gottlieb?“ brüllte aus vollem Hals die Isabella heraus. Gottlieb begann zu zittern! „Du bist Tod! Du bist Tod! Weiche Satan!“ rief Gottlieb verzweifelt und sah den Kardinal an.

Dieser schüttelte den Kopf, sah Gottlieb an und bemerkte: „Der Satan selbst ist wohl in den Ärmsten gefahren!“ Das war wohl das Zeichen, denn Gottlieb zog einen Dolch unter der Sutane hervor und setzte seinem Leben ein Ende.

Isabella schwankte und wäre wohl gestürzt, wenn Karl sie nicht aufgefangen hätte.

„Meine Eldora hat der getötet, der Lump!“ schluchzte Isabella „denn sie hat mein Kleid angehabt!“ „Da hat der Anschlag als Euch gegolten? Warum um alles in der Welt will man Euch umbringen“ fragte der Herzog, ganz erschüttert.

Nicht Isabella, sondern die Kunigunde von Österreich antwortete: „Gegolten haben die Anschläge euren neuen Inquisitor, und Euch!“

„Mir?“ fragte der Herzog nun vollkommen perplex. „Ja, in dem man dem Karl von Wechsungen die Morde anhängen wollte, sollte verhindert werden, dass er sein Amt als Inquisitor antritt! Wessen Interessen soll der vertreten? Eure! Also Bruder?“ fragte Kunigunde. „Das ist ja mein Dolch, den man aus meiner Kemenate gestohlen hat!“ bemerkte Karl der sich über die Leiche gebeugt hat. „Seht, Ofterdingen die Sandalen! Die Sandalen des Mörders!“ Der Herzog brüllte nun fast: „Schwester, könnt Ihr mir sagen was hier los ist?“ „Majestät,“ sagte Kunigunde, „ich meine wir wären gut beraten die Ernennung des Karl von Wechsungen so früh wie möglich durchzuführen irgendeine Macht sucht es zu verhindern!“

„Gut, gut, aber was hat eure Schutzbefohlene, die Isabella de la Ribera, damit zu tun?“ fragte Maximilian nun seine Schwester.

„Karl von Wechsungen hat um die Hand von Isabella bei mir angehalten, und ich habe es gestattet!“ Wie aus einem Mund wollten die beiden Zwangsverlobten protestieren, aber der strenge Blick der Kunigunde hielt sie davon ab. Der Maximilian aber klatschte in die Hände. „Schön, doch noch was Erfreuliches. Verlobung, da muss doch gefeiert werden. Kommt liebe Schwester wir werden gleich mit den Vorbereitungen beginnen!“ „Aber die Ernennung!“ warf Ofterdingen ein. „Gut Ofterdingen, Ihr schafft hier erst mal Ordnung! Dann können wir die beiden Sachen verbinden!“ Da trat Isabella vor machte einen tiefen Hofknicks, „Majestät ich bin Euch sehr dankbar aber…“

Weiter kam sie nicht denn der Herzog unterbrach sie: „Schon gut mein Kind, dankt nicht mir, sondern meiner Schwester, so ein passender Bräutigam, klar dass Ihr Euch freut!“ „Nein Majestät ich freue mich gar nicht…“ wollte Isabella fortfahren aber Kunigunde fuhr dazwischen: „Bist still! Ist wohl etwas verwirrt, das Täubchen, ob der Freude! Kommt mein liebster Bruder begeben wir uns in unsere Gemächer!“ Alle Anwesenden verneigten sich als das Paar das Kirchlein verließ. Maximilian achtete darauf, dass die Wachen nicht allzu weit zurückblieben.

Kaum hatten sich die Hoheiten sich entfernt stürzte Karl zu Isabella: „Was ist mit Eldora passiert?“ Ofterdingen aber dazwischen: „Ihr beide sofort in meine Gemächer!“ Den Fähnrich Runge, der mit voller Mannschaftsstärke inzwischen eingetroffen war, wies er an: „Mit eurem Kopf hafte Ihr mir, dass die Beiden unversehrt dort eintreffen!“

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Der Weltliche Inquisitor

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