Читать книгу Der Weltliche Inquisitor - Marcel-Martin Kuhnt - Страница 7

Die Audienz

Оглавление

Noch nie hatte Karl von Wechsungen den Audienzsaal von innen gesehen. Prachtvoll, aber auch irgendwie traurig, fand er. So ein riesiger Raum und nur drei Menschen. Alle drei standen um einen Tisch, auf dem eine Karte ausgebreitet war. Welcher ist der Herzog von Burgund? Er führt ja auch den Titel Erzherzog von Österreich. Aber bei dem Vater, der Kaiser des Heiligen römischen Reiches Deutscher Nation, da müsste er doch herausragen, goldener Mantel, oder so. Bestimmt wird Maximilian auch mal Kaiser.

Alle drei von schlichter Eleganz. Keine Krone! Ein Herzog muss doch eine Krone tragen! Ein zweiter Offizier, den er gar nicht bemerkt hatte, ging auf die drei Herren zu und flüsterte etwas.

Dann drehte er sich um und rief: „Wechsungen, herkommen!“ Karl schritt auf die Herren zu. „Halt, da stehen bleiben!“ kommandierte der Offizier.

„Mein lieber Ofterdingen, die von Wechsungen sind doch die bravsten Untertanen!“ sprach da, der mittlere der Herren, zu dem Marschall Ofterdingen, den kannte Karl. „Du bist der Karl? Kommst hoffentlich nach deinem Vater? Mir wurde berichtet, dass du dafür gesorgt hast, dass die Diebstähle in der Waffenkammer aufgeklärt wurden. Ha, niemals hätte ich gedacht, dass ein General von Itzenplitz, mich betrügt! Keine Angst vor hohen Tieren? Sehr gut, mein lieber Karl. Der Itzenplitz hat gebeten, durch das Schwert zu fallen. Mein lieber Tauern, was meint Ihr. Die Itzenplitzsippe will den Schaden wieder gut machen, sowie tausend Goldtaler mehr zahlen, wenn wir den Kerl nicht köpfen!“ „Eure Majestät sind wie immer sehr gnädig, wenn es um Eure verdienstvollen Untertanen geht. Itzenplitz hatte dazumal die Slawen vor Kunewalde geschlagen. Ein toter Itzenplitz wäre nicht gut für die Moral der Truppen, sehr beliebt, der Mann.“ bemerkte der Angesprochene, es war der Herzog von Tauern, erster Berater des Kaisers. Den kannte Karl, den Namen nach. „Ja, mein lieber Karl!“ sagte nun wiederum der mittlere Herr, Karl war sich nun sicher, dass ist der Herzog, Erzherzog Maximilian. Nach einer kleinen Pause fuhr der Erzherzog fort: „So ist das, der beklaut mich und ich muss ihn noch laufen lassen. Befreie ich ihn von seinem Schädel, wird wohl die ganzen Itzenplitzsippe dir, mein lieber Karl, die Schuld geben. Sehr einflussreiche Leute, sehr vermögend, das wäre nicht gut für dich, grade jetzt, wo ich so ein helles Köpfchen, wie das deine brauche!“

Da meldete sich der Marschall zu Wort: „Wir sagen, oder besser schreiben, der neue, von seiner Majestät eingesetzter Inquisitor, hat in seiner ersten Amtshandlung den Itzenplitz begnadigt und zu lebenslangem Hausarrest auf Schloss Itzenplitz verurteilt.!“ „Kolossal gut, mein lieber Ofterdingen, so wird es gemacht.“ grinste der Maximilian und fuhr dann fort: „Nun zu dir Wechsungen. Du wirst von mir zum Inquisitor ernannt. Mit allen Vollmachten! Der Kaiser hat es befohlen. Natürlich hätte ich dich gern zum Untersuchungsrichter gemacht, aber das geht nicht. Da kommt wieder der Fürstenrat und sagt, dass die Richter nur vom Reichskammergericht ernannt werden. Also ernennen wir dich zum Inquisitor, hat das Kind einen anderen Namen, aber die Befugnisse sind die Gleichen! Du, du bringst mir die Mörder vom Herzog Troohn, das bin ich dem Fürstenrat schuldig. Die denken ich war das! Nur um meine Hausmacht zu sichern! Dann hätten sie ein gemeinsames Ziel, verbünden sich sogar noch gegen mich! Diese Aufgabe kann nur jemand übernehmen der auch dem Fürstenrat genehm ist. Und das bist du, mein lieber Karl! Die anderen von mir vorgeschlagenen Kandidaten, rundweg abgelehnt. Dich kennt keiner, also warst du genehm. Ein Jahr gebe ich dir. Marschall Ofterdingen wird dich, auf Wunsch des Kaisers beraten!“

„So ist es, Majestät,“ begann der Marschall „aber er braucht noch einen geistlichen Berater,“ sagte der Ofterdingen, zu dem grade eingetretenen, Kardinal. „Kardinal Remus, ernennt Bruder Severus, kurzer Hand zum Weihbischof und der wäre der Richtige!“ „Bischof, kann doch nur der Papst ernennen!“ entgegnete der Kardinal. Man sah, dass er nicht erfreut war. „Zurzeit haben wir doch Papst Innozenz VIII, der ernennt laufend Inquisitoren, wegen der vielen Hexen!“ grinste der Berater des Kaisers „Wir erkennen die an, wenn er unseren Inquisitor auch anerkennt!“

„Seine Heiligkeit wird keine weltlichen Inquisitoren dulden!“ sagte bestimmend der Kardinal. Maximilian erwiderte: „Eure Meinung ist uns sehr wichtig, mein lieber Kardinal, wir danken Euch für Eure Meinung, fragt dennoch einmal bei seiner Heiligkeit nach! Wir danken Euch!“ Da der Kardinal keine Anstalten machte den Raum zu verlassen, gab Maximilian der Wache einen Wink, so dass der Kardinal endlich begriff und den Raum wieder verließ.

Danach fuhr Maximilian fort: „Ofterdingen, ihr habt bis zu Fünftausend Taler freie Hand. Aber mehr als einhundert Landsknechte dürfen sich nicht unter dem Banner unserer Inquisition befinden, wir wollen doch den Leuten keine Angst einjagen! Nun ans Werk, bringt mir die Mörder und ihr werdet reich belohnt!“ „Wenn der Papst nun Anstoß nimmt…“ wollte der Berater einwenden, aber Maximilian sagt kurz angebunden: „Wenn der Kaiser, mein Vater, der Meinung ist, dass ein Inquisitor eingesetzt wird, dann ist das so, Innozenz hat mit Neapel zu tun. Wir haben unsere Sorgen, ans Werk!“ Der Offizier fasste Karl an die Schulter und bedeutete, dass die Audienz beendet ist. „Folgt mir!“ sagte Ofterdingen und zusammen verließen sie den Raum.

*

„Man hat es eilig, Eure Inauguration soll schon nächste Woche erfolgen, da zu Jakobus, der Hofstaat gen Burgund aufbrechen will.“ erklärte Ofterdingen nach dem sie dessen Gemach betreten hatten. „Stellt Euch nun mal vor, wer seid Ihr? Euch hat die Erzherzogin Kunigunde von Österreich ins Spiel gebracht, seid Ihr mit ihr bekannt? Durch alle Gemächer des Palastes schwirrt Euer Name, aber keiner kennt Euch. Habt Ihr einen Fürsten oder König in eurer Ahnenreihe?“

Karl sagte darauf: „Ganz einfach, Karl von Wechsungen, zweiter Sohn des Wanfried von Wechsungen und seiner Gemahlin Edelgard von Wechsungen.“

Das reichte Ofterdingen nicht. Er sah Karl, so mit leicht zusammengekniffenen Augen, an und fragte: „Keine Fürsten oder Könige in der Ahnenreihe?“

„Meine Mutter ist aus der Fürstenfamilie von Görz, sie war wohl die vierte Tochter und frei von Belegung, da der ihr zugedachte Gemahl im zarten Alter von Fünfzehn Jahren verstorben ist. Mein Vater sagte immer, die waren aber froh, dass ich ihnen die Last abgenommen habe. Die Mitgift war sehr erfreulich, so mein Vater!“ „Görzsches Blut?“ fragte Ofterdingen nach. „Ach, Mutter hatte nie besondere Bande zu ihrem Elternhaus, unser Stand ist zu gering, ob von einem Fürstenhaus beachtet zu werden. Seht selbst, ich bin hier und nicht am Hof von Fürst Leonhard.“ sagte Karl beiläufig.

„Fürstenblut in euren Adern, wenn auch nur mütterlicher Seits! Daher weht der Wind! Die Kunigunde kennt sich aus! Der Leonard ist ohne Kinder…“ sprach Ofterdingen mit leiser Stimme und stierte dabei auf ein Gemälde, dass an der Wand hing. Auch Karl schaute hin und konnte den Titel des Gemäldes erspähen. Eine wilde Reiterszene war mit „Der Tod des Pharaos“ beschrieben. Mit Ägypten hatte die Szenerie aber rein gar nichts gemein.

*

Es klopfte an die Tür. Ofterdingen: „Reinkommen!“ Eine junge Dame trat ein, sehr hübsch und nach der letzten Mode gekleidet und ohne sich um Ofterdingen zu scheren, sagte sie kurz und bündig zu Karl: „Seid Ihr der Karl, werdet Ihr Inquisitor des Kaisers? Meine Herrin will Euch sprechen!“ Da fuhr Ofterdingen dazwischen: „Haben die Weiber hier das Kommando übernommen? Wer seid Ihr überhaupt? Ich bin Marschall Georg von Ofterdingen!“ „Oh verzeiht Hoheit, die Tochter des Kaisers, Kunigunde, schickt mich! Ich bin Isabella de la Ribera Hofdame der Erzherzogin.“ sagte die Schöne. „Kunigunde von Österreich? Na Karl, dann nichts wie hin,“ lachte Ofterdingen, „man will Euch begutachten, passt nur auf, dass man Euch nicht gleich ein Weib verschafft!“ Dabei klopfte sich Ofterdingen vor lauter Lachen auf die Oberschenkel. Er wand sich an die Eingetretene, die nun in einem angedeuteten Hofknicks verharrte: „Den Herren Karl von Wechsungen bringt Ihr vor dem Abendglockenschlag wieder. Die Hofschneider, samst Gefolge, sollen den Herrn, entsprechend seines neuen Standes, kleiden!“

*

Der Weltliche Inquisitor

Подняться наверх