Читать книгу Der Weltliche Inquisitor - Marcel-Martin Kuhnt - Страница 15

Feierlichkeiten

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Woche drauf, als man sich die Tränen aus dem Gesicht gewischt hatte, nach der Beisetzung, versammelten sich die Honoratioren im Thronsaal der herzoglichen Residenz. Maximilian, der Herzog von Burgund und Erzherzog von Österreich mit seiner Gemahlin, traten nach dem ersten Fanfaren Signal ein und nahmen Platz.

Vor dem herzoglichen Thron waren zwei Stühle hingestellt. Wiederum gaben die Fanfaren Signal, das große Hauptportal wurde geöffnet. Karl von Wechsungen, in prachtvoller Staatsrobe, dem neuen Titel angemessen. Der Zeremonienmeister rief: „Bitte erheben sie sich, der neue Inquisitor Karl von Wechsungen tritt ein!“ die Aufgeforderten erhoben sich und gaben Karl, bis zum Stuhl vor dem Herrscherpaar, Geleit. Der Zeremonienmeister tönte: „Das Wort hat seine Majestät Maximilian Erzherzog von Österreich, Herzog von Burgund, etc. etc.“

„Setzt euch meine Lieben!“ begann, in seiner für ihn typischen schmeichlerischen Art, der Maximilian seine Rede: „Viel Tod ist uns in letzter Zeit begegnet, mit Schwert und Dolch, wurde so mancher meiner lieben Untertanen aus dem Leben gerissen. Das kann und will ich nicht einen Tag länger hinnehmen! Mein geliebter Vater hat deshalb folgendes Dokument gesendet, was ich jetzt verkünde: ‚Wer sind diese Übeltäter, die sich nicht nur vor Gott, sondern auch vor mir zu verantworten haben? Bekennen sie selbst ihre frevlerischen Taten? Nein sie ziehen es vor im Verborgenen zu Handeln. Wer wird wohl das nächste Opfer sein? Ich, als euer Herr werde diesem Tun ein Ende bereiten! Kurfürst Herzog von Troohn, seine gesamte Familie gemeuchelt! Wer auch immer die Tat geplant und ausgeführt hat, ihr werdet vor Gott und eurem Kaiser zu euren Missetaten stehen müssen. Um eurer Habhaft zu werden, setze ich mit dem heutigen Tage, den vor meinen Sohn, Herzog Maximilian, erschienenen Karl von Wechsungen, als unseren Inquisitor ein. Der Inquisitor ist nur mir verpflichtet, keinem Gericht, König oder Fürst ist er Untertan! Das bestimme ich Kaiser Friedrich der Dritte, König des Römischen Reiches‘“

Nachdem Maximilian alle Titel seines Vaters verlesen, rollte das Pergament ein und gab es dem obersten Siegelmeister weiter, der ihm eine andere Schriftrolle reichte. „Hier, Karl von Wechsungen, lest den Schwur den ihr nun leisten werdet, auf Gott und euren Kaiser!“ Karl überflog das Papier und kam zu dem Schluss, egal wie ich fehle, immer der Henker! Aber auch die Macht, die dieses Papier ausstrahlte, ließ ihn schaudern. Laut und vernehmlich, auch für den letzten im Saal, verlas er den letzten Satz: „Ich diene dem Reich, vor allem dem Kaiser, so wahr mir Gott hilft!“

Der Herzog war aufgestanden zog sein Schwert und berührte damit den vor ihm knienden Karl von Wechsungen. Der Maximilian sprach nun: „Karl von Wechsungen, erhebe dich Inquisitor Karl!“ Da setzte ein großer Jubel ein, geschafft, wir haben einen Inquisitor. Auch der Kardinal gab seinen Segen, wenn auch nicht sehr freudig.

Nach dem sich der Saal beruhigt hatte, erhob der Herzog erneut seine Stimme: „Freud und Leid sind Geschwister, kaum haben wir unsere Tränen getrocknet, hat meine verehrte Schwester mir mit geteilt, dass eine Verlobung ansteht, welch eine Freude, meine Schwester und ich wollen Zeuge sein und der Buhlschaft unseren Segen geben. Wo sind die Glücklichen?“ Der Herzog tat so, als wenn von nichts wüsste. Darin war er Meister. Kunigunde trat vor und sagte: „Der Herr Inquisitor Karl hat um die Hand meines Mündels, angehalten.“ „Oh wie schön!“ rief der Herzog ganz verzückt, „endlich wieder eine Liebesheirat in Sicht!“ Jeder im Saal wusste um das Glück des Erzherzogs, dass er mit Maria von Burgund hatte, Liebe! Etwas sehr, sehr seltenes, in diesen Kreisen. Der Herzog blickte den Zeremonienmeister scharf an, so dass sich dieser sofort wieder auf sein Amt besann und ließ die Fanfaren ertönen. Das Tor öffnete sich und schon ging ein Raunen durch den Saal! So eine Pracht! So eine Schönheit!

Der Ausruf des Zeremonienmeisters: „Es tritt ein Isabella, de la Ribera und Prinzessin von Dijon, etc. etc.!“ ging im Jubel der Anwesenden fast unter.

Eine Zofe im schlichten schwarzen Kleid ging hinter ihr, die ausladende Schleppe tragend. Die Kleidung der Prinzessin war auch in Schwarz gehalten hie und da blitzen goldene Borten und Schleifen durch. Auch der Schleier vor dem Gesicht, ganz in Schwarz. Als sie vorn angekommen, machte sie, vor dem Herzog, einen vollendeten Hofknicks der ihren Auftritt krönte. Sie behielt die hockende Stellung, bis der Herzog sie, durch eine Handbewegung, erlöste. „Wo ist denn der Ofterdingen? Wir brauchen ihn hier!“ Kunigunde übergab ihrem Bruder die Urkunde der Verlobung.

Als Ofterdingen sich beim Herzog eingefunden, meinte dieser: „Gehen wir mal nach hinten. Die Vermögenswerte erscheinen mir doch etwas dürftig!“ In das Ohr der Kunigunde flüsterte er: „Der Wechsungen nimmt uns eine große Last von den Schultern, weiß er von dem Kind?“ „Er hat es wie ein Ehrenmann aufgenommen!“ antwortete die Gefragte ebenso flüsternd.

Hinten angekommen, bat der Herzog seine Gemahlin, der Unterredung beizuwohnen. Der Maximilian war gut vorbereitet, denn Kämmerer Rudolf mit etlichen Dokumenten tat ein. Er war auch der Vertraute des Kaisers. Jeder der Anwesenden wusste, was hier besprochen wird, bleibt auch in dem Raum. Der Herzog sagte: „Die Spanier und Franzosen würden Gift und Galle spucken, wenn wir die Prinzessin, mit einem armen Schlucker verheiraten, aber das Blut im Wechsungen, Ihr wisst alle wie wichtig die Grafschaft Görz ist, kann im Falle einer Erbschaft, von Wichtigkeit sein.“ „Er hat so wie ich weiß,“ warf Kunigunde ein: „zwei Brüder…“ „Die haben verzichtet, Rudolf zeig die Dokumente!“ sagte der Herzog und ließ sich ein weiteres Dokument reichen. „Die Feste Garz ist zurzeit herrenlos, der Ulrich von Graben verwaltet für uns. Die Feste sowie die Grafschaft halte ich für angemessen dem Wechsungen zur Hochzeit zu schenken. Zur Verlobung werden wir ihm die Feste als Lehen übereignen. Was meinst du Maria?“ Maria von Burgund die ihren Gatten genau kannte, meinte:

„Deine Weisheit ist unerreicht, mein Bester!“ „Du, meine liebste Schwester, wirst mir den Wechsungen auf die Finger schauen, leider ist mein Vertrauter Bruder Severus nicht mehr unter uns!“ „Was?“ fuhr Kunigunde hoch.

Der Herzog schnitt ihr aber das Wort ab. „Ich verlange, dass von Euch, wem soll ich sonst trauen? Es ist ja nicht für die Ewigkeit! Ein Jahr vielleicht, wenn überhaupt, dann seid Ihr wieder frei!“ Kunigunde hat sich gleich wieder gefangen und antwortete, so wie es Maximilian erwartete: „Ich bin Eure Dienerin, natürlich wenn Ihr meint!“ „Vater Friedrich verhandelt mit dem Bayern über euch, genaues weiß ich nicht, aber dass darf ich dir wohl sagen. Den Bayern, kennst du glaub ich?“ fragte Maximilian. „Albrecht? Ja das wäre schon schön. Ein edler Herr!“ schmunzelte Kunigunde in sich hinein.

„Gut, zu Euch Ofterdingen, Ihr seid mir für die militärischen Belange verantwortlich. Für Frevler keine Gnade. Nimmt die Sache größere Ausmaße an, so will ich vorher unterrichtet werden! Nun gehen wir ich hoffe der Abend endet wenigstens fröhlich!“ beendete Maximilian das Gespräch. „Das liegt doch an Euch mein Lieber!“ lächelte die Maria von Burgund, was ihr einen tüchtigen Klaps, auf ihren Allerwertesten, von ihrem Gemahl einbrachte.

*

Als der Herzog mit Gefolge wieder den Saal betrat, erhoben sich alle, auch die Verlobten. Der Zeremonienmeister rief: „Hochwohlgeborene Gäste, nehmt eure Plätze ein, seine Majestät hat eine Freudigkeit zu verkünden!“

„Mein liebes Volk! Meine aller lieblichste Isabella! Mein treuer Karl! Es erfüllt unser Herz,“ dabei sah er seine Gemahlin liebevoll an, „als auch das Herz meiner Schwester, mit Freude! Zwei Menschen die uns treu ergeben, wollen sich zusammentun! Wir, Maximilian, Herzog von Burgund, meine liebe Gemahlin, sowie meine hochherzige Schwester, Kunigunde von Österreich wünschen, dass euer gemeinsamer Weg, Gottes Segen findet. Unseren Segen erhaltet ihr jetzt.“ Die beiden Verlobten knieten vor dem Herzog und der sprach die Segensworte, die vom Kardinal wiederholt wurden, so war der Segen komplett.

Nach der Zeremonie erhob sich die Herzogin von Burgund und sprach: „Als Zeichen unserer Gunst Belehnen wir den Inquisitor Karl mit der Festung Garz, die sein Sitz sein soll. Wenn die Hochzeit vollzogen, soll auch das Umland mit den Dörfern, aufgezeichnet im Dokument, dem Herrn und der dann edlen Dame von Wechsungen zufallen!“ Die beiden Verlobten eilten nach vorn, um die Hände der Gönnerin für ihre Großzügigkeit zu küssen. Garz gehörte zum Besitz der Herzogin von Burgund, seiner Gemahlin, deshalb viel es Maximilian nicht schwer, mit der Schenkung.

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Der Zeremonienmeister hob sein Zepter und die Tore öffneten sich. Ehe man sich versah, waren Tische hereingebracht und zu einer großen Tafel gestellt. Am Kopf saßen der Herzog mit seiner Maria, sowie die Schwester und die Verlobten. Erlesene Speisen und Getränke, einer solchen Feier würdig, wurden gereicht. Nachdem der Herzog seinen Appetit gestillt rief er in die Runde: „Wo sind die Musikanten?“ Sogleich zog man auf der Empore einen Vorhang beiseite und schon waren die neusten Werke des Hofmusikus zu hören. Der Herzog sprang auf und machte vor Isabella eine angedeutete Verbeugung: „Der erste Tanz gehört mir, wenn Ihr gestattet! Musikanten meine Musik, wenn ich bitten darf!“ Schon fiedelten die Musikanten los was das Zeug hielt.


Kunigunde flüsterte Karl schnell zu: „Hurtig, Ihr müsst die Maria auffordern!“

Das ließ sich Karl nicht zwei Mal sagen und schon lag Maria von Burgund in seinem Arm. Als der Herzog sah, dass seine Liebste tanzte, war er schnell bemüht, dem Paar nahe zu kommen, um die Partnerinnen auszutauschen. Die Maria, die das bemerkte, bat Karl: „Schnell mein Lieber, wir wollen uns doch entfernen, ich möchte meinen Liebsten etwas zappeln lassen, dass wird seine Liebe nur anstacheln!“

Karl kannte das Gerücht, dass der Herzog eifersüchtig sein konnte. Daher unterließ er es tunlichst, vor dem Maximilian zu flüchten, sondern übergab seine Tanzpartnerin sobald er nur konnte. Diese zog einen Flunsch: „Schade!“ Aber sogleich lächelte sie wieder, als sie mit ihrem Maximilian davon schwebte.

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Karl blickte dem Paar nach, wurde aus seiner Lethargie gerissen als er vernahm: „Wollen wir hier Wurzeln schlagen? “Isabella! Seine Isabella! „Oh Gott verzeiht mir, es war heute fast zu viel, soviel Glück, und Ihr macht es vollkommen! Darf ich um diesen Tanz bitten?“ „Na gut, ich will mal nicht so sein, schließlich seid Ihr mein Verlobter, aber bildet Euch nicht zu viel drauf ein!“ Der Abend war noch lang und für alle Beteiligten ein unvergessliches Ereignis. Als der Zeremonienmeister zur Schlusspromenade bat, war sehr oft zu hören: „Was schon Schluss? Wie die Zeit vergeht.!“ Nur Isabella hatte beizeiten den Ball verlassen, Kopfweh! Karl zog sich sogleich auch zurück, was einige Tuschelei nach sich zog.

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Am nächsten Tag traf man sich, bei der Kunigunde von Österreich, zum Frühstück. Eine große Tafel war gedeckt und Ofterdingen und Kunigunde waren schon anwesend als Karl von Wechsungen eintrat. Kunigunde deutete einen Knicks an und Ofterdingen verneigte sich ein wenig vor dem Eingetretenen. „Nicht doch, meine Lieben!“ rief Karl aus. Kunigunde aber sprach. „Ihr müsst euch dran gewöhnen, wir müssen schon die Etikette wahren! Schließlich seid Ihr jetzt der Inquisitor, mir fast gleichgestellt, habt Ihr euch schon um Bedienstete bemüht?“ Die letzten Worte hörte auch Isabella, die soeben auch erschien.

„Bedienstete für den Inquisitor ja, aber wieso habt Ihr mir eine neue Zofe geschickt? Ich benötige keine neue Zofe, Eldora ist noch immer in meinen Herzen!“ Kunigunde ratlos: „Ich habe euch niemand geschickt! Selbst habe ich bloß zwei Kammerzofen, da kann ich keine entbehren!“ Ofterdingen fragte: „Habt ihr sie gefragt, wer sie gesendet hat?“ Isabella: „Ja habe ich, aber sie scheint stumm zu sein, kein Wort, ohne jede Weisung verrichtet sie alle anfallenden Arbeiten. Sie half mir beim Ankleiden und meine Frisur hat sie tadellos hingekriegt!“ „Wir werden das sofort überprüfen!“ sagte Ofterdingen, „wenn ihr gestattet, Inquisitor, werde ich den Fähnrich Runge gleich mal losschicken, die Zofe herzubringen!“ „Macht nur Ofterdingen, es ist mir recht zu erfahren, wer da uns in die Karten sehen will!“ sagte Kunigunde bestimmend.

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Der Weltliche Inquisitor

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