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Lexikon der Dummheit: Die Bestätigungstendenz
ОглавлениеDas Problem, dass sich Menschen Daten und Fakten nach ihren eigenen Wünschen suchen und sortieren, nennt man in der Psychologie »Bestätigungstendenz« (oder auf Englisch »confirmation bias«). In den nächsten Kapiteln werde ich noch öfter von den ganz normalen, alltäglichen Denkfehlern schreiben, aber dieser ist wahrscheinlich einer der »beliebtesten«. Seit Jahrhunderten. Oder wahrscheinlich überhaupt, seit die Menschen mit dem Denken begonnen haben.
Mit Bestätigungstendenz bezeichnet man die Tatsache, dass wir dazu neigen, Informationen, die unseren Auffassungen und Theorien entsprechen, denen vorzuziehen, die unserer Meinung widersprechen. Das trifft keineswegs auf irgendwelche Extremisten zu, sondern ist eine ganz normale Reaktion von normalen Menschen. Und doch ein schwerer Denkfehler. Wenn ein Plan funktioniert, habe ich gut geplant. Funktioniert er nicht, haben mir vielleicht neidische Menschen Steine in den Weg gelegt. Stimmt das Horoskop, lügen die Sterne anscheinend nicht. Stimmt es nicht, habe ich die Sterne wohl falsch interpretiert.
Einen großen Anteil an unseren Dummheiten hat also unsere Tendenz, Daten und Informationen so zu lesen, dass sie unserer Meinung entsprechen. Aber das Gegenteil zu tun ist harte Arbeit: Das hieße, unsere Überzeugungen immer wieder von neuen Fakten und Informationen testen zu lassen und plötzlich neue Überzeugungen herauszubilden. Das große Problem an der Bestätigungstendenz ist, dass sie uns normalerweise ganz unbewusst ist. Man muss sich schon bewusst dazu zwingen, neues Denken in sich zuzulassen.
Nur als kleiner Test: Wann haben Sie das letzte Mal Ihre Meinung zu einer Sache (Politik, Religion, Ihren Nachbarn …) zu 100 Prozent geändert? – Aha … Wie wäre es, mal eine Weile nur nach Informationen, Meinungen und Anhaltspunkten zu suchen, die Ihren Überzeugungen widersprechen?
Für das Verständnis von Weisheit ist es wichtig, auch die Dummheit zu verstehen. Die Dummheit als Gegenpol zur Weisheit hat zunächst einmal nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun. Genauso wenig, wie intelligente Menschen nicht auch zwangsläufig weise Menschen sind.
Ganz sicher könnte man manchmal wegen der Narren und Dummköpfe dieser Welt verzweifeln. Aber auch das bitte nur mit der Demut, die man aus den eigenen Fehlern gelernt hat. Wir lieben eben alle unsere Meinungen und lassen uns nur ungern von Tatsachen durcheinanderbringen.
»Alle Menschen sind gleich!«, sagt der Weise – bis die eigene Tochter einen farbigen Freund hat. »Reden ist Silber, Schweigen ist Gold!«, sagt der Weise – bis jemand die Fußballmannschaft seines Herzens kritisiert. »Materielle Werte sind nicht so wichtig wie Gesundheit, Liebe und Glück!«, sagt der Weise – bis ihm jemand sein Auto zerkratzt. Jeder »weise« Mensch hat irgendwo in sich auch immer auch Schwächen, die ihn plötzlich gar nicht mehr so weise aussehen lassen.