Читать книгу SkyDancing Tantra - Margot Anand - Страница 11
Was ich gelernt habe
ОглавлениеDunkelheit-Retreats mit vollständigem Reizentzug sind heute keine Seltenheit mehr. Mantak Chia, der taoistische Meister, führt sie zum Beispiel in seinem Tao Center in der Nähe von Chiang Mai, Thailand, durch. Er behauptet, dass das Gehirn nach einigen Tagen im Dunkeln verschiedene Biochemikalien herstellt, darunter ein „spirituelles Molekül“, das auf natürliche Weise transzendente Erfahrungen universeller Liebe und Mitgefühl ermöglicht.
Jasmuheen, der umstrittene in Australien geborene „Atmungsaktivist“, bietet solche Retreats an und auch die Oneness University in Andhra Pradesh, Südindien, hat sie in ihre Programme aufgenommen.
In den frühen siebziger Jahren, zu der Zeit, als wir in dieses Experiment eintauchten, hatte allerdings noch niemand in der Psychologieabteilung der Sorbonne oder in den neu gegründeten Zentren für Humanistische Psychologie in London von etwas Ähnlichem gehört. Einige Menschen hielten solche Experimente sogar für gefährlich und warnten davor, dass wir verrückt werden könnten.
Für mich bleibt diese Woche an der englischen Küste eine der eindrucksvollsten Erfahrungen meines frühen spirituellen Lebens. Es war das erste Mal, dass ich Quality Time mit mir selbst auf solch fokussierte und intensive Art und Weise verbrachte.
Im Laufe des Dunkelheit-Retreats wurde mir klar, dass die Ekstase weder ein Ziel ist, das es zu erreichen gilt, noch dass sie durch geheime mystische Lehren erreicht werden kann. Nein, die Ekstase ist bereits hier, in uns, und wartet nur darauf, enthüllt zu werden. Sie ist für jeden in jedem einzelnen Moment verfügbar.
Während meines Retreats erhaschte ich nur einen flüchtigen Einblick. Erst während der letzten Tage in der Ruhe und Gelassenheit der Alpha-Atmung verstand ich, dass Frieden entsteht, wenn ich mich nicht danach sehne, dass der gegenwärtige Moment anders ist, als er ist.
Indem ich nicht darum kämpfte, dieses oder jenes zu verbessern oder zu erreichen, wurde ich frei, all dem zu begegnen, was ist, in diesem Augenblick. In den Momenten, in denen ich friedlich auf dem Kissen saß und langsam atmete, fand ich mich in einer tiefen Zufriedenheit wieder. Ich sah, dass alles „was ist“ für sich allein vollkommen ist – und ich darin vollkommen bin.
Seitdem habe ich diese einfache Wahrheit tausend Mal vergessen und bin den Verlockungen endloser Wünsche erlegen. Nichts in unserer Kultur lehrt uns, uns mit dem zufriedenzugeben, was ist.
Im Gegenteil, wir werden in Versuchung geführt, immer wieder dazu verführt, neue Bedürfnisse zu entdecken, die befriedigt werden müssen, neue Wünsche, die erfüllt werden müssen, um endlich „glücklich“ zu sein.
Damit komme ich zum häufigsten Einwand, an solchen Experimenten teilzunehmen: Wir denken, dass wir einfach keine Zeit dafür haben.
Seien wir ehrlich: Die meisten von uns haben nicht die Zeit zum Sein! Wir laufen herum wie kopflose Hühner, mit To-Do-Listen, die länger sind, als wir realistisch annehmen können, sie jemals abzuarbeiten. Wann immer ich mir mehr Zeit für mich selbst nehmen wollte, war da diese Stimme: „Du musst verantwortungsbewusst sein, deine Miete bezahlen, dies und das tun.“
Hier ist die von mir entwickelte Strategie: Ich nehme mir drei Tage frei, aber ich verspreche, danach erledige ich alles, was zu tun ist. Vielleicht muss ich einen zusätzlichen Helfer in mein Leben einladen oder meinen Assistenten bitten, Überstunden zu machen. Danke für die Warnung. Ich werde mich nicht im Stich lassen.
Das Ergebnis: Ich habe mir die Zeit genommen und es gab keinerlei Probleme. Das nächst Mal habe ich die Zeit von drei Tage auf eine Woche verlängert, bald auf einen Monat oder auf drei Monate ausgedehnt. Es ist alles nur eine Frage der Vorbereitung und Verhandlung – und der Entwicklung neuer Strategien zur Bewältigung der Arbeit. Alles ist machbar.
„Was ist mit den Rechnungen, die bezahlt werden müssen?“, wird jemand fragen. Nun, wie wäre es, wenn Sie Ihre Ausgaben reduzieren und jemand suchen, der Ihre Wohnung in der Zwischenzeit mietet? Denken Sie daran, wo ein Wille ist, ist normalerweise auch ein Weg.
Heute sagen mir immer mehr Freunde: „Wir haben uns ein Sabbatical genommen. Wir konnten den Stress nicht mehr ertragen.“
Die Gründe für ein spirituelles Retreat sprechen für sich. Es bietet die Chance, sein wahres Wesen zu berühren, die Quelle des Seins, herausfinden, wer man wirklich ist – jenseits der Egopersönlichkeit. Dazu kommt der Eindruck einer neuen Freiheit, man begreift, dass man nicht die Person sein muss, die andere in dir sehen wollen.
Vielleicht erkennen wir auch, dass die meisten unserer religiösen und moralischen Überzeugungen wie die heiligen Kühe sind, die in den Straßen Indiens leben. Sie sind da und nagen an unserer Energie, weil wir sie für wahr halten. Sie kontrollieren und begrenzen uns, und wir sind uns dessen nicht einmal bewusst. Aber sie sind nicht heilig; sie sind eine Illusion.
Einige Beispiele: „Wir sind mit der Erbsünde geboren“, „Wir sollten nicht zwei Liebhaber zur gleichen Zeit haben“, „Eine Frau muss Jungfrau bleiben, bis sie heiratet“, „Meine Eltern waren arm, also werde ich arm bleiben“.
Wir machen ein Retreat, um zu erkennen, dass die meisten von uns in einer anti-ekstatischen Gesellschaft leben, die uns zwingt, gegen den Strom der Glückseligkeit zu schwimmen, der genau hier, unter der Oberfläche, liegt.
Ein Retreat ist der nächste Schritt. Es geht nicht nur darum, dass wir uns auf uns selbst besinnen müssen, um entspannt und nicht mit der Welt identifiziert zu sein. Wir müssen den Schlüssel finden, um in dieser inneren Ruhe zu bleiben, um diese innere Loslösung von allem zu stabilisieren, was uns im Stresszustand hält.