Читать книгу Zwei Minuten vor der Zeit - Margret Datz - Страница 5

Die Axt im Haus...

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Verständlich, dass nicht jeder eine explodierte Lampe reparie­ren kann! Dazu bedarf es eines gewissen Sachverstands. Techni­schesDenken ist gefordert oder ganz einfach die Fähigkeit, vorher geübte Handgriffe in der richtigen Reihenfolge wieder­holen zu können. Das ist nicht jedermanns Sache, das gebe ich zu. Man muss schließlich wissen, dass man, um größere Komplika­tionen zu vermeiden, besser die Sicherung herausschaltet, be­vor man beginnt. Damit ist der erste Schritt zur Erhaltung des eigenen Lebens und zur Durchführung der Reparatur getan. Dann schraube man tunlichst den Lampenschirm ab, den man wiederver­wenden kann. Die winzigen Schräubchen aus den Lüsterklammern zu lösen, ist noch kein allzu großes Problem, vorausgesetzt man weiß, was Lüsterklammern sind, wo sie sitzen, und man hat einen entsprechenden Schraubenzieher. Nun aber wird's ein wenig komplizierter, denn blau, gelb und braun leuchten jetzt die freigelegten Drähte dem Betrachter entgegen, manchmal taucht sogar ein grüner auf, was bei Ungeübten die Verwirrung aufs Schrecklichste steigert. Hier Drähte aus der Wand, dort Drähte aus der neuen Lampe: Was man wem sich jetzt durch die Lüster­löcher begegnen lässt, entscheidet über Hell und Dunkel! Das ist, wie gesagt, nicht jedermanns Sache! Verständlich also, dass so mancher Mann dabei versagt, entschuldbar sogar, deshalb löse ich solche Probleme für den meinen ohne mit der Wimper zu zucken und ohne abfällige Bemerkungen darüber zu verlieren. Nicht jeder ist eben ein technisches Genie!

Normalerweise also werden solche Kleinigkeiten von mir ohne viel Aufhebens aus der Welt geschaffen, manchmal aber kann ich mich des tief empfundenen Mitleids nicht erwehren.

Der Meinige, Dr. Phil., Experte für Literatur und Geschichte, und auf diesen Gebieten wirklich unschlagbar (wenn kein Lexi­kon zur Hand ist, kann man bedenkenlos auf ihn zurückgreifen), belesen, weltgewandt und sehr gefragt (vor allem von besonders hilflosen Damen), dieser Mensch also hatte neulich ein schier unlösbares elektro-technisches Problem! Sein verzweifelter Hilferuf erreichte mich kurz nach seiner Rückkehr von einer Reise.

Du, ich steh' im Dunkeln, völlig im Dunkeln! In meinem Schlaf­zimmer brennt kein Licht!

Den letzten Hilfeschrei noch allzu gut im Ohr, riet ich, die Glühbirne zu überprüfen.

Für wie dumm hältst du mich? Das hab' ich schon, das Licht geht trotzdem nicht!

Sollte doch Ernsthafteres vorliegen? Tat ich ihm am Ende gar Unrecht?. Bewaffnet mit schwerem technischen Gerät: Leiter, Schlagbohrer, Hammer, Schraubenzieher, Zange, Glühbirne und was man sonst für Notfälle dieser Art eventuell noch brauchen könnte, eilte ich herbei und betrat Unheil fürchtend das Schlafzimmer. Mehr als ein intelligenter Blick in die Runde war nicht nötig, um das Problem zu lösen, Leiter und Werkzeuge umsonst geschleppt: Zwei Schalter nennt die Lampe ihr eigen, einen an der für, den anderen der Bequemlichkeit halber am Bett. Leider handelte es sich nicht um Wechselschalter, bei denen die Lichtquelle von zwei räumlich voneinander getrennten Stellen beliebig ein- und ausgeschaltet werden kann. Es ist müßig zu erwähnen, dass der zweite Schalter am Bett auf ,,Aus" stand und so der Türschalter nicht aktiviert werden konnte!

Woher die Redensart ,,Selbst ist der Mann" stammt, ist mir völlig schleierhaft! Nach dem ,,defekten" Fernseher (der mit ihm verbundene Videorecorder war nicht am Elektronetz), der ,,defekten" Antenne (das Kabel war verrutscht) und der ,,defekten" Sat-Anlage (der Wind hatte die Schüssel leicht geschwenkt) hätte ich eigentlich vorgewarnt sein müssen! Psychologen nennen dieses in den meisten Fällen männliche Opfer befallende Phänomen ,,situative Dummheit". Eine Krankheit ist es nicht, schon gar keine ansteckende! Aber kostenintensiv könnte es werden, wäre da nicht die weibliche

Axt im Haus!

Zwei Minuten vor der Zeit

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