Читать книгу Abstellkammer - Makabere Kurzgeschichten - Margret Jacobs - Страница 6
Skiurlaub
Оглавление>>Ja, das machst du fantastisch!<< Herr A war ganz hin und weg und überschüttete das andere Mädchen mit Lob und Motivation.
Das andere Mädchen tat ihr Bestes, Herrn A zu gefallen. Es war auch ganz hin und weg. So viel Aufmerksamkeit, damit hätte es nicht gerechnet! Die Skier fühlten sich zwar an wie zwei Fremdkörper an ihren Füssen, aber mit etwas Übung war es ihr gelungen, diese vorne wie ein Dreieck hinzustellen und so zu halten. Das war, so sagte Herr A, die wichtigste Stellung beim Ski fahren. Der Pflug. Nur so könne sie sicher und langsam den Hügel herunter gleiten.
Es fühlte sich an, als würde sie in Höchstgeschwindigkeit herunter schießen. In Wirklichkeit war sie so langsam, dass sie kaum einen Meter gerutscht war. Herr A war begeistert. Das Mädchen hatte Talent. Talent musste man fördern. Es war egal, dass es kein Junge war. Dieses Mädchen hatte seine Aufmerksamkeit verdient.
Erschöpft ließ sich Angelika hinfallen. Es war anstrengend in dieser Haltung zu bleiben. Sie wollte aufhören. Aber Herr A ermutigte sie eindringlich weiter zu üben. So raffte sie sich an den Skistöcken wieder hoch und versuchte erneut, ein Stückchen den leicht abschüssigen Hang herunter zu rutschen. Auf dem Hosenboden wäre es einfacher gewesen. Aber was sollte es, sie musste es versuchen. Hier oben die Skier auszuziehen, das hätte Herrn A sicher nicht gefallen. Also, nicht aufgeben!
Meine Güte, war das ein netter Vater! Sie schwärmte heimlich für diesen Vater, der ihr so viel Geduld und Aufmerksamkeit entgegen brachte. Was hatte ihre Freundin doch für ein Glück, so einen Vater zu haben!
Ihre Freundin stand am unteren Rand des Hangs und schaute hinauf. Sie konnte es nicht fassen. Ihr Vater war wie ausgewechselt! Sie kniff die Augen zusammen. War der Mann da oben tatsächlich ihr Vater?
>>Weiter so. Du schaffst das! Ich bin ja so stolz auf dich, wie schnell du das lernst! Ja, du bist sportlich und gibst nicht auf. Das gefällt mir!<< Herr A hörte mit den Lobeshymnen nicht mehr auf.
Seine Tochter stand unten am Rand des Hügels und hörte nur Bruchstücke. Aber das genügte, um den Eindruck zu bekommen, Herr A hätte den Verstand verloren.
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Frau L stand vor mir. Sie war die Mutter von Angelika. Sie ist es immer noch. Frau L war sehr klein und musste hoch schauen, wenn sie mit mir sprach. Sie lächelte stets, wenn sie mit mir sprach, als wäre es das Liebste, was ihr an diesem Tag geschehen war. Sich mit mir unterhalten. Ich hatte stets den Eindruck, dass es sehr einfach war, etwas von ihr zu wollen oder zu bekommen. Etwas zu trinken haben wollen? Kein Problem! Sie sagte stets, ich solle selbstständig an ihren Kühlschrank gehen, wenn ich durstig bin und Limo trinken wolle.
Limo! Gab es bei uns nicht! Freundlich ins Gesicht schauen, gab es bei uns nicht. Sich über meine Anwesenheit freuen. Gab es bei uns nicht. Meine Güte, was hatte meine Freundin Angelika für ein Glück, solch eine Mutter zu haben!